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Red Moon

Bellas Leben nimmt eine völlig ungeahnte Wende: sie wird zum Werwolf
von

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Keine Chance

So, es ist wieder soweit - das nächste Kapitel ist da.

Für Bella bricht ein neuer Tag an, einer, an dem sie viel vor hat und der mit Höhen und Tiefen gepflastert ist. Was wohl am Ende auf sie wartet???
 


 

Keine Chance
 

Als ich am nächsten Tag aufwachte, war ich allein im Haus. Ich musste erst ein wenig blinzeln, um mir klar zu werden, wo ich war, aber dann war ich mir sicher, dass ich mich nicht mehr im Krankenhaus befand, sondern wieder zuhause, wenn ich auch nicht wusste, wie ich hierher gekommen war. Ein Blick auf die Uhr bescheinigte mir, dass es schon beinahe Mittag war, und wegen der dicken Regenwolken, die über der Landschaft hingen, war es recht dunkel in meinem Zimmer, vielleicht mit ein Grund, warum ich so lange geschlafen hatte. Energisch warf ich die Bettdecke zurück und sprang aus dem Bett. Ich fühlte mich pudelwohl und kerngesund. Und dann kamen auch die Erinnerungen zurück - Jacob, genau, er hatte mich wohl ins Bett getragen…

Ich seufzte wohlig bei dem Gedanken an ihn, aber mir fiel auch gleich ein, wie sauer er schon wieder gewesen war. Und damit ich ja nicht wieder Ärger bekommen würde, stürmte ich erst einmal ins Bad, um den ‚Edward-Vampir-Geruch‘ abzuwaschen, der ihn so fuchsteufelswild machte. Armer Jacob… er rechnete immer nur mit dem Schlimmsten. Ob ich es noch schaffen würde, ihn vom Gegenteil zu überzeugen? Es würde auf alle Fälle schwierig werden…
 

Bevor ich unter die Dusche hüpfte, entfernte ich erst noch vorsichtig den Verband von meinem Unterarm und hielt die Wunde unter das eingeschaltete Licht. Man konnte nichts mehr erkennen, die Haut war vollkommen glatt verheilt, als ob da nie eine Narbe gewesen wäre. Nur eine etwas hellere Spur war zu sehen. Ich war total begeistert von den Operationskünsten dieses Arztes, und mir fielen gleich Emilys Narben ein. Ob er auch bei ihr eine solche Meisterleistung vollbringen könnte? Oh mein Gott, das wäre fantastisch…

Ich würde auf alle Fälle mit ihr reden und auch mit Carlisle, ob es möglich wäre, dass sein Bekannter auch Emily operieren könnte. Dann könnte sie sogar wieder ihr Studium aufnehmen, und wir wären beide am College in Port Angeles…

Genau.

Das College.

Meine Anmeldung!
 

Du meine Güte, ich hatte schon wieder zwei Tage vertrödelt, auch wenn mir das nun wirklich niemand vorwerfen konnte. Trotzdem wollte ich mich unbedingt sofort darum kümmern. Energiegeladen stürzte ich mich endlich unter die Dusche und kam dann mit einem Handtuch um meine Haare gewickelt wieder zurück. Ich hatte es furchtbar eilig, versuchte aber, mich noch ein wenig zu bremsen. Charlie war in seinem Büro, ich rief ihn an, um ihm mitzuteilen, dass ich am Nachmittag gleich noch nach Port Angeles fahren wollte, um mich endlich anzumelden. Er wollte sich aber vorher noch mit mir zum Mittagessen treffen, damit er sich selbst ein Bild machen konnte, ob ich denn wirklich schon fit genug sei, die Strecke alleine zu fahren.

Bei Billy rief ich auch gleich noch an. Jacob war in der Schule und würde erst am Nachmittag nach Hause kommen, und daher bat ich Billy, seinem Sohn zu sagen, dass ich ihn unbedingt am Abend noch sprechen wollte. Es fiel mir schon schwer genug, solange zu warten, aber Jake war ja eh nicht da und ich musste mich dringend einschreiben, sonst würde ich womöglich ein ganzes Jahr verlieren. Er versprach mir, es auszurichten, dann rannte ich hoch in mein Zimmer, um dort die Anmeldebögen und alle Unterlagen zusammen zu packen. Dabei fiel mein Blick auf den Schreibtisch, auf dem sich einige Päckchen häuften. Richtig, ich hatte ja Geburtstag gehabt. Die Torte hatte ich unten im Kühlschrank gefunden und in meinem Heißhunger bereits zwei Stücke vertilgt.
 

Eines der Pakete war von Alice. Es war mit der Post gekommen, und ich riss ungeduldig an der Verpackung, bis ich sie auf hatte. Es war groß und flach, und ich staunte nicht schlecht, als ich einen glänzenden Laptop mit reichlich blumiger Verzierung aus dem Karton schälte. Webcam und Netzwerkkarte waren bereits eingebaut, und ich war mir sicher, dass er um Welten schneller war als mein altersschwacher PC, der auf meinem Schreibtisch thronte. Von Dad hatte ich einen sehr schicken, großen Rucksack bekommen, den ich für das College gut gebrauchen konnte, um darin meine Bücher zu transportieren. Und von meiner Mutter hatte ich einige CDs mit Musik erhalten, dazu einen Satz T-Shirt von Orten, wo sie inzwischen mit Phil gewesen war. Früher hatten wir beide die Shirts gesammelt, die sie mir dann zu einer Patchwork-Decke zusammengenäht hatte. Ich fand es lieb von ihr, dass sie immer noch an mich dachte auf ihren Reisen und beschloss, sie gleich noch anzurufen, bevor ich mit Charlie zum Essen ging. Sie klang sehr besorgt wegen meines Krankenhausaufenthaltes, aber ich beruhigte sie, dass ich bestimmt nicht schon wieder entlassen worden wäre, wenn ich wirklich so schlimm krank gewesen wäre. Es fiel mir schwer, ihr all diese Lügen aufzutischen, aber mit der Wahrheit wäre ihr noch weniger gedient gewesen. Ich konnte sie wieder auf den Termin an Thanksgiving vertrösten, an dem sie mich dann ganz sicher sehen würde. Dann beendete ich das Gespräch und fuhr gleich zu meinem Vater. Immerhin war mein Fitnesstest bei ihm auch gleich mit einem deftigen Essen verbunden, und ich wählte ein riesiges Steak mit viel Pommes und Salat und konnte ihn damit schwer beeindrucken, welchen Hunger ich schon wieder an den Tag legte. Das brachte mir ein dickes Plus, und er war nun überzeugt, dass ich gesund (und gestärkt) genug wäre, um mit meinem alten Chevy aufzubrechen und nach Port Angeles zu fahren. Ich merkte, dass er gewaltig stolz auch mich war, dass ich meine Zukunft nun so entschieden selbst in die Hand nahm.
 

Die Regenwolken hingen schwer und grau über den Wäldern, und als die Landschaft endlich aufbrach, um die Küste und die Stadt freizugeben, beschlich mich ein seltsames Gefühl. Dieser Ort würde also für die nächsten Jahre meine ständige Umgebung sein. Hoffte ich zumindest… nicht dass mir mein Schicksal auch hier noch einen Strich durch die Rechnung machen würde. Ich hatte mir jetzt seit Wochen mit allem so viel Mühe gegeben, und doch war nur weniges von Erfolg gekrönt gewesen… eigentlich so gut wie gar nichts.

Unzufrieden schürzte ich die Lippen. Nicht nur die Hochzeitsfeier war geplatzt , ich war sogar Single, meine neue Familie war ohne mich weggezogen, ich war kein Vampir sondern Wolf geworden, hatte es nicht mal trotz totaler Beherrschung hinbekommen, mich bei Jake zuhause so zu verhalten, dass alle mit mir zufrieden waren, und bei Jake selbst… war ich wohl voll durchgefallen. Und das gleich zweimal…

Eigentlich war es die volle Katastrophe…

Nein, dieses Jahr stand ich nicht auf der Gewinnerseite des Lebens. Darum war es mir umso wichtiger, dass ich jetzt immerhin die Zulassung zum Studium erhalten würde, für die ich mich so ins Zeug gelegt hatte. Wenigstens das musste mir doch gelingen…
 

Ich fuhr weiter, und Erinnerungen stiegen in mir hoch, als ich das Zentrum erreichte und an dem Restaurant vorbei kam, in dem ich mit Edward gegessen hatte, als ich die Läden sah, wo ich Einkaufsbummel mit meinen Freundinnen unternommen hatte, und erst recht, als ich den dunklen Hinterhof wieder erkannte, wo Edward mich vor den üblen Typen gerettet hatte. Und dort hinten lag das Kino, wo mich Jacob noch so angebaggert hatte… und gleich darauf hatte er sich verwandelt…

Nun würden weitere Erlebnisse dazu kommen, andere, hoffentlich weniger dramatische. Ob die dann gut oder schlecht sein würden? Und vor allem: würde Jacob darin vorkommen? Oder würde mein Leben hier ohne ihn stattfinden? Ich konnte nur beten und hoffen… und hätte am liebsten umgedreht, um sofort zu ihm zu fahren. Aber jetzt war ich schon soweit gekommen und wollte erst meine Aufgabe hier erledigen. Danach würde ich sofort nach La Push brausen und alles in meiner Macht stehende tun, um ihn zu versöhnen. Wenn ich nur wüsste, wie ich das anstellen sollte… ach Jacob!
 

Ich seufzte tief, dann fuhr ich zum College und parkte meinen roten Transporter auf dem bereits halb leeren Parkplatz. Direkt neben der Treppe, die zu dem Verwaltungsgebäude führte, war noch ein Platz frei, und ich rangierte dort ein. Ich sammelte meine Papiere zusammen und hielt sie krampfhaft im Arm, während mein Blick über das Gebäude vor mir wanderte. Das würde nun praktisch mein Zuhause werden. Diese Treppe, diese Wege, ich würde sie hunderte Male gehen, ich würde meine ganze Zeit in diesen Mauern verbringen, ich würde hier heimisch werden, wo ich mich jetzt noch so unsicher und ungewohnt fühlte. Ich atmete tief durch, dann öffnete ich die Fahrertüre und stieg schnell aus, folgte unter strömendem Regen dem kurzen Weg zum Sekretariat und öffnete die weiten Schwingtüren.
 

Die beiden Damen waren wieder ausgesprochen nett, und sie nahmen alle Dokumente aufmerksam entgegen. Das Attest machte einen guten Eindruck, ebenso das Empfehlungsschreiben, das ich noch an meiner Schule abgeholt hatte, bevor ich hergekommen war. Sie schrieben mich in den gewünschten Fachrichtungen ein, und ich würde auch bald meinen Studentenausweis abholen können – nur: mein Geld reichte nicht aus, um auch noch die Anmeldegebühr zu bezahlen. Es fehlte nicht viel, für die Studiengebühr reichte es gerade mit dem, was mir mein Vater noch mitgegeben hatte. Musste sich denn alles gegen mich wenden? Ein wenig bereute ich, dass ich damals das Geld so leichtsinnig für die Motorräder ausgebeben hatte. Aber das half nun auch nichts, und ich versprach, das den Rest so bald wie möglich nachzuliefern. Jedoch würde ich die Zulassung auch nicht vorher bekommen.

Ich schaute gerade noch die Vorlesungspläne durch, die ich bereits erhalten hatte, als ich bemerkte, wie die beiden Frauen miteinander tuschelten. Ich hob den Kopf, um zu prüfen, was sie hatten und folgte ihren Blicken und Gesten, die sich auf den Parkplatz richteten, der durch die großen Fenster im vollen Blickfeld lag. Dort, an meinem alten, verbeulten Chevy, lehnte ein sehr großer Mann. Er stand in aller Ruhe im triefenden Regen, der ihm über den gebeugten Kopf rann und von seinen halblangen, rabenschwarzen Haaren tropfte. Seine eh schon dunkle Kleidung war vollkommen durchnässt, das Wasser lief ihm unten aus den Hosenbeinen heraus, und man konnte deutlich sehen, dass er keine Schuhe trug. Barfuß bei diesem Wetter? Das kam den beiden Damen doch sehr suspekt vor.

„Ist das nicht der Wagen, mit dem sie gekommen sind?“

Ich nickte nur und sah beinahe amüsiert in die verängstigten Gesichter der beiden Sekretärinnen.

„Kennen Sie diesen Kerl?“

Ich nickte nochmals.

Ja, diesen Kerl kannte ich.

„Das ist mein Freund“, versuchte ich sie mit einem gewissen Stolz zu beruhigen, aber wieder einmal merkte ich, wie Jacob anderen Menschen Furcht einjagte. Er sah unheimlich aus für sie, so dunkel, riesengroß und breitschultrig, und die Kraft, die in seinen gewaltigen Muskeln steckte, war deutlich zu erahnen. Dieser Mann, dieser so gefährlich aussehende Junge, der da barfuß im Regen stand, ja, der jagte auch meinen Blutdruck in die Höhe, aber nicht aus Furcht, sondern vor Freude.

„Sollen wir nicht die Polizei holen? Er sieht so bedrohlich aus.“

Ich lächelte abwehrend, versicherte den Damen, dass dies nicht nötig sei und machte mich schnell auf den Weg. Als ich durch die Türe ging, fiel mir auf, dass ich vor Aufregung die Zettel vergessen hatte, die sie mir hingelegt hatten. Aber das war mir jetzt egal.

Da vorne am Parkplatz stand Jacob, und nachdem ich am Abend zuvor so schmählich eingeschlafen war, wollte ich nur noch eins: sofort zu ihm. Ich rannte beinahe durch den strömenden Regen zu meinem Transporter und blieb dann wie angewurzelt stehen, als ich ihn vor mir stehen sah.

Ich blickte ihn an, er sah wirklich aus wie ein begossener Pudel. Da er ohne Auto da war, war er bestimmt als Wolf unterwegs gewesen, was die fehlenden Schuhe erklären würde. Immerhin trug er sogar lange Hosen und ein Shirt. Ich musste lächeln, als ich ihn so am Kotflügel lehnen sah, und als er mich dann so schräg von unten anblickte, war sein Gesichtsausdruck eher unsicher als mürrisch wie am Tag zuvor. Langsam versetzte sich mein Körper wieder in den schon bekannten Zustand: die Drachen im Bauch wurden wach und fingen an zu rumoren, meine Hände begannen leicht zu zittern wie auch meine Knie. Fast nervte es mich, wie sehr ich körperlich auf ihn reagierte.

Und wieder war ich so befangen, schaute ihn nur an und wartete ab, wie er wohl reagieren würde. Als er dann den Kopf hob, war es endgültig um mich geschehen.

Der Blick aus seinen pechschwarzen Augen brachte mich vollends um den Verstand.
 

„Jacob, du bist da?“, quietsche ich dann nur noch und rannte ihm entgegen. Ich war nicht mehr in der Lage anzuhalten, und so nutze ich einfach den Schwung und sprang ihn an. Erst im Flug befielen mich Zweifel, ob er genauso entzückt von unserem Aufeinandertreffen war wie ich, aber da war es schon zu spät. Ich war recht hoch gesprungen und landete an seinem Hals, wand meine Arme um ihn und hielt mich fest. Meine Zweifel waren unbegründet, er griff sofort nach mir und zog mich an sich, und er drückte mich dermaßen fest, dass mir nun doch die Luft weg blieb.

Oder waren das die Drachen, die gerade Purzelbäume schlugen?

Warum war mit ihm alles so heftig?

Warum haute es mich total um, ich nur zu sehen?

Warum bekam ich beinahe einen Herzinfarkt, wenn ich in seinen Armen lag?
 

Ich versuchte, ihn genauso fest zu drücken wie er mich, schaffte es aber nicht. Wieder schlang ich die Arme um seinen Hals, vergrub meinen Kopf an seiner Schulter, presste mich gegen ihn und hielt ihn einfach nur fest. So hätte ich es noch Jahre lang ausgehalten, aber der Regen durchweichte meine Kleider in Sekundenschnelle. Ich wollte nicht mehr loslassen, aber wir waren schon klitschnass und würden weggeschwemmt werden, wenn wir so stehen blieben, und so löste ich mich von ihm und deutete ihm an, dass ich hinab springen wollte. Er gab mich frei, und ich schloss schnell den Transporter auf, den ich diesmal abgesperrt hatte, weil ich in einer Stadt war. Wir kletterten schnell hinein, schoben uns beide auf die trockene Sitzbank und zogen die Türe hinter uns zu.
 

Jetzt saßen wir da, so eng beieinander, aber trotzdem traute sich keiner mehr, den anderen zu berühren. Eine seltsame Beklemmung beschlich uns, und ich wurde wieder vollkommen unsicher, wie ich ihm begegnen sollte, vor allem nach dieser Begrüßung. Ich griff in die Ablage und kramte erst einmal ein Handtuch hervor, das ich immer dabei hatte. Ich bot es ihm an, aber er wollte, dass ich es zuerst benutzte, und so trocknete ich mir schnell die Haare damit ab. Wohl völlig verstrubbelt schaute ich dann wieder zu ihm hoch. Endlich konnte ich wieder etwas sehen, nachdem mir der Regen nicht mehr dauernd in die Augen lief. Ihm tropfte aber das Wasser immer noch von den Brauen herab, lief ihm über die Wangen und an seinem Kinn entlang in seine Kleidung, und die eh schon recht feuchte Bank wurde immer nasser. Ein paar Regentropfen blieben sogar in seinen langen Wimpern hängen, und er blinzelte deswegen die ganze Zeit. Ich gab ihm schnell das Handtuch weiter, damit auch er sich abtrocknen konnte.
 

Dann saßen wir wieder schweigend da.
 

Ich machte das Radio an, das noch auf den Sender eingestellt war, den ich auf der Herfahrt gehört hatte. Die Musik lockerte die Atmosphäre deutlich auf, und er sah mich fragend an.

„Du hörst wieder Musik? Seit wann denn?“

„Seit… seit…“ ich mich dermaßen in dich verliebt habe, dass ich dauernd tanzen und singen könnte, wann immer ich an dich denke, vervollständigte ich den Satz, den ich aber nicht auszusprechen wagte. Verdammt, warum nicht? Ihn zu küssen hatte ich mich doch auch mal getraut. Und nun saß ich hier wie ein verklemmter Teenager und wagte nicht einmal, seine Hand zu erfassen. Ich musste unbedingt irgendwas tun.
 

„Und was führt dich hierher?“, fragte ich ihn stattdessen.

„Ich habe gehört, dass du dich hier anmelden willst, und da kannst du das hier bestimmt gut gebrauchen.“ Und er griff in die Hosentasche seiner Jeans und zog ein Bündel Geldscheine heraus, die er mir hinhielt.

Verblüfft betrachtete ich die Scheine. Es waren eine Menge. Woher wusste er…?
 

Er lächelte, als er meinen verblüfften Ausdruck sah, nahm meine Hand und legte das Bündel hinein.

„Es ist nicht ganz die Summe, die du damals für die Motorräder ausgeben hast, denn ich habe Leah was davon geliehen und hoffe, dass du nicht allzu böse deswegen bist. Aber ich denke, du kannst das da oben gut gebrauchen.“ Und er nickte in Richtung Collegegebäude.

Mir stand der Mund offen.

„Woher hast du…?“

„Ich habe damals angefangen zu sparen, als du das Geld ausgegeben hast. Ich wollte nicht, dass du deine Ausbildung deswegen gefährdest. Ich bin ja schließlich kein unreifer Teenager.“ Jetzt grinste er wieder frech, und im Fahrerraum meines Chevys ging die Sonne auf. Ich schaute ihn nur sprachlos an. Er hatte wirklich seither gespart? Und ich kam mir noch mehr wie eine unmündige Jugendliche vor.

„Dafür bekomme ich dann auch ein paar Jahre extra angerechnet, für verantwortungsvolles Verhalten, oder?“

Ich nickte nur.

Dann drückte ich ihn fest an mich, flüsterte ihm ein „Danke“ ins Ohr und riss die Türe auf. Wieder rannte ich hinaus in den Regen, den Weg hinauf in das Büro der Schule, wo ich den beiden Damen die fehlende Summe auf den Tresen abzählte, um dann strahlend den abgestempelten Ausweis und die Vorlesungspläne in Empfang zu nehmen. Sie wünschten mir alles Gute an ihrer Schule, und ich verschwand wieder so schnell durch die große Schwingtüre, wie ich herein gekommen war.

Ich war nun Studentin an diesem College.
 

Jacob hatte im Transporter gewartet, und da der Regen langsam aufzuhören schien, als ich wieder zurückkam, lud ich ihn (von seinem Geld) ein, mit mir einen Kaffee trinken zu gehen. Ich zeigte Mut und hakte mich einfach bei ihm unter und wir suchten einen Diner, setzten uns noch reichlich tropfend auf die kunstlederbezogenen Bänke und hielten uns dann an unseren Kaffeebechern fest, während die Bedienung uns den ausgewählten Kuchen servierte. Ich nahm mir die Apfeltorte vor, die ich mir ausgesucht hatte, während Jacob seinen Schokoladenkuchen vernichtete. Ich war völlig überdreht und aufgeregt, und so wetzte ich hibbelig auf meinem Sitz herum. Aber es war nicht das neue Studium, das mich so aus dem Konzept brachte, sondern seine Anwesenheit. Statt wie früher locker mit ihm zu plaudern, war ich nur noch befangen und brachte kein Wort heraus. Ich schielte immer wieder zu ihm hinüber und versuchte in seinem Gesicht zu lesen, wie er zu mir stand. Aber er wirkte nur abwesend, nachdenklich, als ob er über etwas nachgrübeln würde. Er war ungewohnt still, kein lockeres Plaudern, keine Scherze gingen über seine Lippen, er nippte nur an seiner Tasse und schwieg.

Wollte er mich so sehr wie ich ihn? War er ‚nur‘ noch beleidigt wegen Edward? Oder hatte er womöglich sein ganzes Vertrauen verloren und wollte gar nichts mehr mit mir zu tun haben?

Egal was es war, er ließ mich zappeln. Er saß auf den roten Polstern der Bank, hatte seinen Rücken in die Ecke zwischen Bank und Wand gelehnt, die langen Beine weit von sich gestreckt und schaute mich immer wieder kritisch an. Trotz der innigen Begrüßung war Jacob wieder auf Abstand gegangen, und es kam mir vor, als wären wir Meilen voneinander entfernt und nicht nur ein paar Meter. Er nahm weder meine Hand, noch fasste er mich sonst wie an, und so saß ich ihm richtig einsam gegenüber und schaute ihn nur ab und zu verstohlen an. Ich vermisste seine Nähe schmerzlich, seine große, heiße Hand um meine oder seinen Arm um meine Schulter, so wie es früher immer gewesen war, aber ich selbst traute mich auch nicht, die Initiative zu ergreifen. War es das jetzt gewesen? Hatte ich unserer Freundschaft endgültig zerstört, sie geopfert für den vorschnellen Versuch, ihn ganz für mich zu gewinnen? War der Schuss nach hinten losgegangen und hatte mir nun alles geraubt, was ich je gehabt hatte, was wir beide je miteinander geteilt hatten? Bei dem Pech, das mich derzeit zu verfolgten schien, hielt ich das glatt für möglich. Aber ich wollte mich noch nicht geschlagen geben.
 

Ich würde mit ihm reden, in aller Ruhe, um ihm zu erklären, was mit mir los war. Aber hier, in einem öffentlichen Lokal, wollte ich das Gespräch auf keinen Fall auf Edward bringen, oder auf die Nacht, in der ich zu ihm gekommen war. Dazu war hier nicht der richtige Ort. Dafür versuchte ich krampfhaft, wenigstens irgendwas zu sagen. Also teilte ich ihm mit, dass ich ihm den Teil des Geldes wieder zurück geben wollte, den ich nicht brauchte, aber er meinte, ich solle es erst mal behalten, ich müsse ja auch noch Bücher kaufen und würde Sprit brauchen, um ständig zum College fahren zu können. Ich versprach ihm, auch den Rest wieder zurück zu zahlen, aber auch das lehnte er ab. Dann fiel mir einfach nichts mehr ein. Und so gab ich irgendwann deprimiert auf, bezahlte den Kaffee und die Kuchenstücke und ging mit ihm schweigend zurück zu meinem Chevy. Er öffnete mir die Beifahrertüre und setzte sich dann automatisch ans Steuer, ließ er den Motor an und fuhr los.

Aber weit kamen wir nicht.
 

Sobald wir die Wälder erreichten, ließ der den Wagen am Straßenrand ausrollen. Ich schaute überrascht zu ihm hinüber. Er seufzte laut, dann verschränkte er die Arme über dem Lenkrad, beugte sich vor, senkte den Kopf und lehnte die Stirn an. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Ich sah, dass seine Hände zitterten und sein Brustkorb sich heftig hob und senkte. Er sah völlig fertig aus.

Ich schwieg erschreckt, wartete ab, was er mir sagen würde.
 

„Es ist unmöglich. Ich kann so nicht.“ Seine Stimme war beinahe tonlos.
 

Mir fuhr der Schreck in die Glieder. Was konnte er nicht? Mit mir überhaupt noch zusammen sein? Und noch bevor ich die Antwort hörte, erfasste mich totale Panik.

Nein!

Bitte nicht!

Wollte er mir sagen, dass es nie mehr was mit uns werden würde?

Ich wollte ihn nicht verlieren, bevor ich ihn gefunden hatte.
 

Ich sah nur noch seine geschlossenen Lider und die dunklen Wimpern, die ein wenig bebten.

„Ich bekomme das einfach nicht hin. Keine Chance…“
 

Inzwischen liefen mir die Tränen über die Wangen und sein Bild verschwamm vor meinen Augen. Ich fühlte mich vollkommen leer, und meine Brust schmerzte so sehr, dass ich nicht mehr Atem holen konnte. Ich schlang die Arme um meine Brust, denn ich spürte wieder den Riss, der sich in meinem Herz öffnete. Ich glaubte zu sterben, einen langsamen, qualvollen Tod, und ich wusste, ich würde nie mehr dieselbe sein.
 

ooOOoo

Ich weiß, ihr hasst mich jetzt. So ein Ende...

Gemein, nicht?

Jetzt müsst ihr wieder warten und mit noch mehr Spannung...

Was meint ihr, was er ihr sagen will???

Schreibt mir doch, es würde mich sehr interessieren...
 

LG

Eure (böse) Hi



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Legoory
2012-01-22T22:04:11+00:00 22.01.2012 23:04
Man kann sich das richtig bildlich vorstellen, wie Jake da im Auto zusammenbricht. Mal schaun, was jetzt passiert.
Von: abgemeldet
2011-01-26T04:20:18+00:00 26.01.2011 05:20
oh mann ist das spannend nu macht jake sich bestimmt wieder luft und will verschwinden hoffe bella kann ihn diesmal einholen
Von: abgemeldet
2011-01-16T20:36:42+00:00 16.01.2011 21:36
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa du willst mich töööten!!!!!!!!!!!!!!! ich sterbeeeeeee!!!!!!!

schreib gaaaaanz schnell weiter!!! so schnell du kannst bitteeeeeeeeeeee!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa...
Von:  saso2
2011-01-16T15:30:08+00:00 16.01.2011 16:30
*freu*
tolles kapitel ^^
ich möcht sofort mehr lesen also schreib bitte ganz schnell weiter
ich weis immoment echt nicht was jake sagen will velleict da er das mit bella nicht mehr kann sonst kp
na ja
lg saso
Von:  eilatan89
2011-01-14T19:33:32+00:00 14.01.2011 20:33
Schön das Jacob wenigstens versucht hat (wenn ich das ende richtig deute) normal mit Bella umzugehen!

Die arme Bella erst den ganzen stress wegen der Narbe usw. und dann wieder die zerissenheit die Bella wieder zu spüren bekommt.

Das Wetter was du am anfang des Kapitels beschrieben hast passt gut zum geschehen. :)

Aber ich denke wirklich das Jacob die bezihung zu Bella meint!
Aber vielleicht Überascht du uns ja wieder, ich bin echt gespannt!

Super Kapitel!

lg eilatan


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