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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Eine Idee

98) Eine Idee
 

Die Sonne ging über der Stadt auf und die Wellen klangen plötzlich, als ob sie gegen Buhnen liefen.

Sam wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und starrte auf’s Wasser hinaus.

Vor seinen Augen, wenige hundert Meter vom Strand entfernt lag eine kleine Felseninsel im Meer.

Auf dieser Insel saß eine … NIXE …

Eine echte Nixe! Ihre Schwanzflosse hing halb ins Wasser.

Und auf ihrem Schoß lag ein Mensch.

„DEAN!“

Das konnte doch nicht wahr sein. Sein Bruder … eine Nixe… Wie war Dean denn an die gekommen und wieso war er bei ihr? Freiwillig?
 

Schwerfällig wandte Dean sein Gesicht der Sonne entgegen. Die Wärme tat ihm gut. Sein Körper schmerzte und er hatte das Gefühl, als würden tausend Flöhe über ihn laufen.

„DEAN!“, brüllte Sam wieder.

Deans Kopf ruckte ein Stückchen nach unten, seine Augen fixierten die Gestalt am Strand.

„Sam?“, flüsterte er ungläubig und versuchte mit einer unkoordinierten Bewegung nach ihm zu greifen.

„Er ist nur ein Trugbild Dean. Es will nur sehen wie du leidest“, erklärte sie ihm beruhigend. „Er hat dich gehen lassen, hat dich beschimpft. Er liebt dich nicht.“

Dean schaute kurz zu ihr und blickte dann wieder zu Sam, seine Hand ein Stück weiter nach ihm ausstreckend.

„Sammy?“, sagte er und klang dabei so verloren.

„Er belügt dich, Dean. Er ist nicht so wie du. Ich liebe dich, Dean. Ich will mit dir zusammen sein, für immer!“, sagte sie und beugte sich zu ihm herab.

Wieder küsste sie ihn.

Mit einem zufriedenen Seufzen ließ er sich in ihren Schoß sinken. Seine Hand langte unbewusst nach oben und begann mit einer ihrer langen Haarsträhnen zu spielen. Immer wieder ließ er sie durch seine Finger gleiten.

Sein Gesicht wandte er wieder der Sonne entgegen.

„Vergiss ihn Sam! Er will dich nicht mehr und in wenigen Tagen wird er dich vergessen haben!“, sagte sie zu dem jüngeren Winchester am Strand.

„Nie!“, schrie der wütend zurück. „NIE! Dean ist mein Bruder und ich werde nicht zulassen, dass du …“

„Du kannst ihn nicht retten Sam. Nur wer ihn wirklich liebt hätte überhaupt eine Chance. Aber du bist viel zu egoistisch um jemand anderen, als dich selbst, wirklich zu lieben.“

„Dean ist mein Bruder! Ich würde mein Leben für ihn geben!“
 

„Das sind Phrasen, Sam, und das weißt du. Vergiss ihn einfach. Er wird beim nächsten Vollmond einer von uns und dann fast unendlich lange leben.“

„Ich werde Dean retten!“

„Selbst wenn du ihn genug lieben würdest, um es überhaupt zu versuchen, es ist nahezu unmöglich! Lass es!“, erklärte sie energisch und schaute wieder zu dem ihr ergebenen Mann.

Zärtlich strich sie über seine Wange. Ein verträumtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

„Wir müssen wieder zurück“, sagte sie.

Bedauern flackerte in seinen Augen. Die Sonne hatte ihm gut getan.
 

Ungläubig musste Sam vom Strand aus zusehen, wie die Insel sank, hin und her gerissen zwischen dem Verlangen sich ins Wasser zu stürzen und zu Dean zu schwimmen und den Gedanken daran, dass er zuerst etwas über dieses Wesen herausfinden sollte, das seinen Bruder da in seinen Fängen hatte.

„DEAN!“, schrie er immer wieder bis nur noch schäumendes Wasser von den eben noch sichtbaren Felsen kündete.

Wenige Minuten später hatten sich die Fluten beruhigt und nichts blieb mehr von seinem Bruder, außer seiner Angst um ihn. Tränen drängten sich in seine Augen. Und der Kloß in seinem Hals machte ihm das Atmen schwer.

Ungläubig schaute er noch eine ganze Weile auf das Meer. Wie war Dean denn in die Fänge einer Nixe gekommen?

Hektisch wühlte er in seiner Hosentasche und zog sein Handy hervor.

„Was weißt du über Nixen?“, ließ er Bobby kaum Zeit sich zu melden.

„Nixen?“

„Ja, Nixen, Sirenen oder von mir aus auch noch andere Wasserwesen, die im Meer leben!“

„Wieso willst du was über Nixen wissen?“

„Dean. Er ist irgendwie einer in die Falle gegangen, wie auch immer sie das angestellt hat. Er ist… war vollkommen apathisch und nachdem sie ihn geküsst hatte, war er nur noch auf sie fixiert“, erklärte er betrübt.

„Ich schaue was ich finden kann.“

„Danke“, sagte Sam und legte auf. Er ging zu den Autos zurück und entschied sich, ohne lange nachdenken zu müssen, den Impala mitzunehmen. Der Mietwagen war ihm in diesem Augenblick vollkommen egal.
 

Bobby stand überlegend vor seinen Büchern. In welchem würde er am schnellsten etwas finden?

Vielleicht sollte er tatsächlich mal eine Grundsanierung seines Hauses in Betracht ziehen. Mit anschließender Neusortierung seiner Bücher. Manchmal fiel es selbst ihm schwer, hier etwas zu finden.

Und wenn er in das obere Bad ging? Es passte so überhaupt nicht in sein Haus und in sein Leben. Alles drehte sich hier nur um Altes und Böses. Einzig die Jungs waren ein echter Lichtblick. Aber vielleicht war es ja Zeit für einen Neuanfang? Er könnte den Jungs hier ein Zuhause bieten. Einen Ort an den sie zurückkommen und sich ausruhen könnten. Außerdem hatte er ja noch eine Überraschung für Dean.

Aber um ihm die zeigen zu können, müsste er erst einmal etwas finden um ihn aus den Fängen dieser Nixe, oder was auch immer sie war, zu befreien.

Nach kurzem Suchen nahm er sich ein Buch aus dem Regal und begann zu lesen.
 

Sam gähnte, rieb sich die schmerzenden Augen und stemmte sich dann in die Höhe, um zur Toilette zu gehen. Er hatte inzwischen gefühlte zehn Liter Kaffee getrunken und noch immer keine passable Lösung gefunden.

Er hatte das Internet abgesucht und von Sindbad bis Ariel, von Anderson bis Disney, alles mögliche gefunden. Nur keinen Weg, wie er Dean befreien konnte.

‚Nur wer ihn wirklich liebt kann ihn befreien!’, ging ihm der Satz immer wieder durch den Kopf.

Was würde man alles tun, wenn man jemanden wirklich liebt? Man will dass es ihm gut geht und man würde im schlimmsten Falle sein Leben für ihn geben.

Aber ist das Liebe?

Dean wollte damals, dass er lebte, weil er das normale Leben kennen würde und weil er selbst müde war und eigentlich nicht mehr leben dürfte.

Ja, Dean liebte ihn und war bereit sein Leben für ihn zu geben.

Der Gedanke ließ Sam nicht mehr los.
 

Inzwischen wurde es schon wieder dunkel.

Der jüngere Winchester hatte von diesem Tag nicht wirklich etwas mitbekommen, doch inzwischen war sein Entschluss gereift.

Er nahm den Impala und fuhr wieder zum Strand.

Sam wusste nicht, ob die Idee jetzt gut oder doch eher saublöd war, aber er wusste, dass Dean das Gleiche für ihn machen würde.

Er holte sein Handy aus der Tasche und wählte Bobbys Nummer.

„Ich hab noch nichts Konkretes“, wurde Sam empfangen.

„Such weiter, bitte.“

„Daran hättest du mich nicht erinnern müssen!“

„Ich rufe auch wegen etwas anderem an. Ich will was versuchen.“

„Sam?“, fragte der Ältere, Unheil ahnend.

„Wenn ich mich bis morgen Mittag nicht gemeldet habe, dann komm bitte her und versuche Dean zu befreien. Am elften Januar ist Vollmond.“

„Was hat das mit dem Vollmond zu tun?“

„Dann will sie ihn zu einem der ihren machen.“

„Sam, was hast du vor?“ Bobby ahnte nichts Gutes.

„Versprich mir, dass du Dean befreist“, forderte der Jüngere eindringlich.

„Ich verspreche es dir, aber was hast du …“

„Danke, Bobby“, sagte Sam leise und legte auf. Mit einem weiteren Tastendruck hatte er sein Handy ausgeschaltet.

Bis auf die Shorts zog er sich aus und legte seine Kleidung ordentlich zusammengefaltet zwischen ein paar Sträuchern ab.

Noch einmal holte er tief Luft und ging dann ins Meer.

Mit ruhigen Zügen schwamm er immer weiter auf den Horizont zu. Hin und wieder hielt er an und schaute sich suchend nach der Insel um, doch er konnte sie nicht finden. Aber auch das verwunderte ihn nicht wirklich. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie auftauchen würde.

Und doch ließen sich seine Bedenken nicht so einfach abschalten. War es richtig, nur aufgrund einer Ahnung in den Tod zu gehen? Ja, verdammt! Er ging in den Tod. Aber wenn Dean zu einem Nix, Sam musste grinsen, zu einem Wassermann wurde? Mann, auch das war er schon. Wenn also Dean zu einem im Wasser lebenden Wesen wurde und nichts mehr von seiner Welt wissen sollte, dann wollte er auch nicht mehr in dieser Welt leben. Vielleicht würden sie ihn ja auch hier unten aufnehmen? Dann könnte er weiter auf seinen Bruder aufpassen. Oder der auf ihn.

Wassertretend drehte er sich im Kreis.

Die Lichter der Stadt waren nur noch winzige Punkte.

Sollte er doch wieder zurück schwimmen? Würde er es bis an den Strand schaffen?
 

Sam holte noch einmal tief Luft und ließ sich dann einfach nach unten sinken.
 

Der Drang endlich Luft zu holen wurde immer stärker. Doch noch war sein Wille das ihn Bestimmende.

Er öffnete seine Augen und blickte sich um. Bedrückende Schwärze umfing ihn, nur die leicht fluoreszierende Meeresoberfläche hob sich von dieser Schwärze ab.

Sein Körper schrie inzwischen nach Sauerstoff und sein Willen erschlaffte.

Der Überlebenskampf begann.

Hektisch strampelnd versuchte er die Oberfläche zu erreichen. Seine Lunge schrie danach endlich wieder mit Luft gefüllt zu werden und dann öffnete sich sein Mund er tat den lange ersehnten Atemzug.

Wasser flutete durch die Luftröhre und er begann zu husten, um dieses Wasser wieder los zu werden.

Immer mehr Wasser strömte in seine Lungen. Sein Körper verkrampfte sich und dann versank er in der erlösenden Dunkelheit.
 

Leblos sank Sams Körper zu Boden.
 

Bobby versuchte immer wieder, Sam zu erreichen, doch es ging jedes Mal nur die Mailbox dran.

Er schloss die Augen und holte tief Luft. Ein Stoßgebet zum Himmel schickend holte er sich die Flasche Whiskey. Wie sollte er die Stunden bis Mittag überstehen? Wieso hatte er sich überhaupt von Sam dazu überreden lassen?

„Oh Gott! Bitte lass sie das lebendig überstehen!“, betete er und nahm einen tiefen Schluck.
 

Hustend und würgend kam Sam zu sich. Immer wieder krümmte sich sein Körper zusammen, und er spuckte salziges Wasser, dessen Geschmack ihn sofort wieder würgen ließ.

Endlich schien sich sein Magen zu beruhigen. Stöhnend rollte er sich auf die Seite und blieb noch eine Weile auf dem harten Felsen liegen, froh einfach nur zu atmen.

Doch dann regte sich seine Neugier.

Er hätte tot sein müssen! Wo war er und warum war er hier? War er in Deans Nähe? Wo war Dean?

Leise ächzend stemmte er sich in eine sitzende Position und schaute sich um.

Er war in einer Art Kuppelbau. Die Innenseite der Kuppel schillerte in allen Farben, soweit er das bei der hier herrschenden Dämmerung sagen konnte.

Der Raum war leer. Nur bloßer Felsen, auf dem er saß.

An einer Seite dieser Kuppel gab es ein eisernes Tor.

Langsam stemmte sich Sam in die Höhe und begann, die kahle Kuppel zu erforschen. Obwohl es hier eigentlich nichts gab. Aber er wollte nicht noch länger auf dem Boden sitzen und frieren.

Die Luft roch muffig und auf dem Boden bildeten sich kleine Rinnsale.

„DEAN!“, rief er, doch sein Ruf schien ungehört zu verhallen.
 

Der Winchester trat noch einen Schritt an die Kuppel heran und wollte gerade einen Finger ausstrecken um sie zu berühren, als sich das Tor mit einem Trommelfell quälenden Kreischen öffnete.

„Sam!“, begrüßte ihn die junge Frau kalt, die durch die Tür trat, und in der Sam die Nixe erkannte, auf deren Schoß sein Bruder gelegen hatte.

„Wo ist Dean und wo bin ich hier?“, wollte er sofort wissen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst, Sam. Ich hätte nicht erwartet, dass dir soviel an deinem Bruder liegt, dass du dein Leben für ihn riskierst“, erwiderte sie, ohne auf seine Frage einzugehen.

„Wo ist er?“

„Er gehört mir!“

„Dean gehört niemandem! Aber er ist mein Bruder und ich werde alles daran setzen, dass er mit mir zurück in unsere Welt kommt!“
 

„Er hat sich frei entschieden hier zu sein.“

„Das will ich von ihm selbst hören, ohne, dass er unter deinem Bann steht.“

„Er kam freiwillig hierher!“

„Sagst du! Gib ihn frei!“

„Du willst ihn also wirklich zurück?“

„Wenn du es so sehen willst? Bring mich zu ihm und dann lass uns hier verschwinden!“

„Dean gehört mir und was ich einmal für mich bestimmt habe, gebe ich nicht mehr so einfach her! Aber ich gebe Dir eine Chance, vielleicht findest du ihn ja“, knurrte sie wütend.

„Du hast gesagt, wenn ich ihn wirklich liebe, kann ich ihn retten!“

„Genau das! Warte hier!“, befahl sie und rauschte durch das Tor davon, das sich schrecklich quietschend wieder schloss.

Jetzt war Sam genauso schlau wie vorher. Was hatte sie vor und wo war Dean und wo war er? Wieso lebte er überhaupt noch?

Unruhig begann er auf und ab zu gehen.



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