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All Your Other Ways

von

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- Liz -

Liz nippte an ihrem Long Island Ice Tea. Eigentlich mochte sie diesen Cocktail nicht, aber der Barkeeper, der anscheinend ein guter Bekannter von Mel war, hatte, kaum dass er sie und Mel erblickte, einfach ein paar der Cocktails gemixt und sie auf Kosten des Hauses an die Mädels verschenkt.

Laute Rockmusik dröhnte aus den Lautsprechern der schummrigen Bar und es war schwer möglich, sich in normaler Lautstärke zu unterhalten.

Das Flyfisher's war ein neu eröffneter Club, der eher einer Bar glich. Früher war es eine Art Spelunke gewesen, hatte Liz zumindest gehört, doch nach der Renovierung sah hier alles ein bisschen edler und neuer aus. Es passte zu dem Stadtteil Mayfair, wo alles etwas besser war als beim Rest der Welt. Die dominierende Farbe war schwarz, ein paar weiße Akzente sorgten für Kontraste. Die Theke der Bar war glatt poliert und glänzte, genauso wie die Tische, die vereinzelt im hinteren Teil des Clubs herumstanden. Es gab eine große Tanzfläche, direkt vor der kleinen Bühne, und links davon befand sich die Theke, an der sich Liz und Mel aufhielten.

Mel unterhielt sich über die Musik hinweg laut schreiend mit ihrem Bekannten, Liz lehnte am Barhocker und beobachtete die Leute, dabei wippte sie im Takt der Musik mit dem Fuß. Bunte Lichter blitzen auf, aber so richtig wollte keine Stimmung aufkommen. Niemand tanzte, alle standen nur herum, tranken etwas oder starrten stumm in die Gegend, weil ein Gespräch bei dieser Lautstärke viel zu anstrengend wäre.

Alle warteten wohl auf die Band, genauso wie Liz. Als sie den Namen erfahren hatte - "Lucky and the Lukes" - hatte sie gequält das Gesicht verzogen.

Sie lehnte sich zu Mel herüber. "Bei diesem Namen müssen die aber verdammt gut sein, um das zu kompensieren."

Mel lachte. "Sind sie auch. Der Name ist hoffentlich nur provisorisch."

"Es sind drei", mischte sich nun auch der Barkeeper mit seiner dröhnenden Stimme in das Gespräch ein. "Einer davon heißt Luke. Das ist eine Anspielung auf Lucky Luke."

Liz warf Mel einen vielsagenden, skeptischen Blick zu und diese erwiderte ihn mit einem entschuldigenden Achselzucken.

"Das habe ich mir schon gedacht...", murmelte Liz trocken.

"Du könntest einen Artikel über sie schreiben, wenn du sie gut findest", schlug Mel vor. "Ihn der alten Hexe vorlegen. Das würde den Bekanntheitsgrad der Band bestimmt steigern."

Liz schüttelte angewidert den Kopf und schwenkte ihr fast leeres Glas hin und her. Die übriggebliebenden Eiswürfel klimperten. "Das würde höchstens ihren guten Ruf zerstören, den sie sich wahrscheinlich hart erarbeitet haben, in so einem Klatschblatt zu erscheinen. Aber mal davon ab - die alte Hexe interessiert sich nicht für Musik und die vielen verzweifelten Hausfrauen wollen auch lieber etwas über Macy Hills und die Affären ihres Vater wissen."

Mel legte wie erwartet die Stirn in Falten. "Wer zum Teufel ist schon wieder Macy Hills?" Mittlerweile kannte sie die Art von Aufträgen, die Liz immer zufielen. Lauter unbekannte Leute, für die sich kein Schwein interessierte, außer vielleicht der alten Hexe.

"Genau das habe ich auch gedacht", stimmte Liz mürrisch zu.

"Macy Hills!", riss der Barmann, der anscheinend nichts Besseres zu tun hatte, als der Unterhaltung zu lauschen, das Wort wieder an sich. "Ihr Vater ist der Automobilmagnat. Reicher Kerl. Man vermutet, da läuft nicht immer alles mit rechten Dingen zu. Letztes Wochenende hat seine Tochter geheiratet."

Mel und Liz starrten den Typen - Bo, wie auf seinem Namensschild verzeichnet war -, mit offenen Mündern an. Dass ein Mann über solche Klatschweibergeschichten Bescheid wusste, war höchst ungewöhnlich - und höchst verstörend. Liz machte sich in Gedanken eine Notiz, nicht mehr nur über frustrierte Hausfrauen herzuziehen, denn anscheinend lasen auch seltsame Bartypen solche Klatschblättchen.

Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte sie sich von ihm ab und auch Mel schien ihren komischen Freund mittlerweile recht skeptisch gegenüber zu stehen.

Demonstrativ warf Liz einen Blick auf ihre Armbanduhr.

"Es ist schon längst nach neun. Wo bleiben die Lucky Lukes denn nun?"

"Keine Ahnung." Melanie streckte den Kopf, um über die anderen auf die nicht beleuchtete Bühne zu spähen. Da tat sich rein gar nichts.

"Wenn die innerhalb der nächsten zwanzig Minuten nicht kommen, hau ich hier ab", informierte Liz ihre Freundin und stellte ihr leeres Cocktailglas wieder auf den Tresen, wo Bo es sofort einsammelte und ihr einen fragenden Blick zuwarf, ob sie noch etwas bestellen wollte oder nicht.

Sie ignorierte das.

"Vielleicht stimmt irgendwas nicht mit der Technik", mutmaßte Mel, aber sie sah nicht Liz an, sondern einen Typen, der gerade an ihr vorbeiging und sie ungeniert anglotzte. Dann lächelte sie ihm zu und er lächelte zurück. Unweit von ihnen entfernt rutschte er auf einen Barhocker und warf die ganze Zeit glühende Blicke zu Mel herüber.

Liz rollte mit den Augen, musste aber gleichzeitig lachen. "Ist das dein Ernst?"

Mel, die sofort wusste, wovon die Rede war, zuckte amüsiert mit den Schultern. "Warum denn nicht?"

"Er sieht so geschniegelt und gestriegelt aus...", antwortete Liz langsam, während sie den Typen nachdenklich musterte, sodass er es nicht mitbekam. Kurze, schwarze, zurückgegelte Haare, Jeans mit perfekten Bügelfalten – man glaubte es kaum!

Melanie gluckste. "Wenn du das sagst, muss ich an ein Pferd denken."

"Ja." Liz betrachtete ihre Freundin von oben bis unten skeptisch. Mel, die ihre Haare stets kurz hielt und nun dank des Alkoholkonsums rosige Wangen hatte, hatte sich richtig zurechtgemacht heute. Sie trug eine schwarze Leggings, darüber einen Jeansrock und eine hübsche Bluse. Das Kreuz, dass sie damals zu ihrer Kommunion bekommen hatte, trug sie, wie immer, um den Hals. "Und du bist leicht angesäuselt, meine Liebe."

Melanie kicherte und prostete Liz mit ihrem zweiten Cocktailglas überschwänglich zu, sodass die Flüssigkeit über den Rand schwappte. "Solltest du auch mal ausprobieren, Lizzie."

Liz schüttelte den Kopf. Ihr stand der Sinn heute Abend nun wirklich nicht nach Sich-betrinken oder ähnlichem. "Vielleicht nächstes Mal."

"Ich verlass mich drauf."

"Nur zu." Sie nickte in Richtung des Typen. "Den hast du für heute Abend sicher."

Melanie drehte sich herum und warf dem Guten noch ein Lächeln zu. "Ich warte, bis er den Schneid hat, rüberzukommen."

Liz grinste belustigt. Sie an Mel’s Stelle wäre schon längst selbst zu ihm hingegangen, aber ihre Freundin wartete immer auf die große Romantik. So wie viele andere, die sie kannte. Man nehme als Beispiel nur mal ihre Schwestern. Aber so war jeder anders und unterschied sich von dem Rest – in dem, was er dachte, wollte und wie er tickte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Monsterseifenblase
2011-01-24T20:01:48+00:00 24.01.2011 21:01
Wuhu, da bin ich schon wieder :D
Hab heute ausnahmsweise auf meine Startseite drauf gelinst und tamtam, dann stand da doch glatt, das hier ein neues Kapitel an den Start gegangen ist und da es ja auch nicht übermäßig lang ist (also von der Wortanzahl nicht direkt in die zehntausende geht) habe ich mir gedacht, dass schaff ich heute noch, bevor ich mich meinen Deutschepochenkarten widme(:

Also, ich mag das Ambiente der Bar. Glaube ich. Zumindes so wie du sie beschreibst stell ich sie mir gemütlich, aber gleichzeitig auch irgendwie chic und modern vor. So, dass man halt wunderbar drin feiern gehen kann. Auch an der Unterhaltung zwischen Liz und Mel gibt es meiner Meinung nach nichts auszusetzen, dass einzige was mir aufgefallen ist, ist dass du am Anfang schreibst, dass es bei der Lautstärke schwierig ist, sich zu unterhalten. Ich finde, dass ist ein Motiv, was du noch länger hättest nutzen und noch ein oder zweimal aufgreifen können, indem du irgendwie beschreibst, wie die Freundinen sich missverstehen, oder zueinander beugen müssen, um sich austausche zu können. So kommt am Ende ein bisschen der Eindruck auf, dass da echt total tote Hose ist in dem Club, so wie die sich ohne weiteres unterhalten und der Barceeper auch ohne weiteres ihrem Gespräch lauschen kann.
Nur mal so als Anregung :)
Und ansonsten joa...Liz mag ich, sie ist mir sympthatisch weil ich mich irgendwie häufig mit ihren Gedankengängen identifizieren kann (obwohl ich auch Klatschblatt lese. Das von meiner Oma o.o Nicht petzen. Aber es gibt wirklich fast nichts witzigeres!); Melanie...ich weiß nicht, da ist irgendwie noch nicht sonderlich viel Persönlichkeit rübergekommen finde ich ... aber das ist ja auch nur meine Meinung ^-^
Und jetzt mach SChluss und widme mich der wunderschönen Literatur der Aufklärung und diversen verschiedenen Epochenumrüchen *seufz*

LG & ein ♥ für dich,
Monsterseifenblase


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