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Der Wandel mit dem Detective

von

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13. Oct 2025 - Ema

Meine Finger krallten sich in das Stoffsofa der Staatsanwaltslobby. Ich bog mich zurück, soweit es nur ging und konnte nicht verhindern, dass diese blauen Augen mir näher waren als je zuvor.

„Noch mal. Los jetzt.“

„Abstand. Sofort.“

Gavins Aftershave kroch mir in die Nase. Es duftete anders. Nicht blumig, sondern klebrig-süß. Nach geschmolzenem Zucker. Scheinbar hatte er an alles gedacht, nur nicht daran, dass er mir besser von der Pelle rücken sollte. Ich schielte zum Waffenholster. Meine Finger hatten kaum gezuckt, da hatte er mich schon durchschaut und mein Handgelenk umklammert.

„Sagen Sie mir einfach, was ich hören will, ja?“, flüsterte er rau.

„Lassen Sie mich los!“

„Sagen Sie es, Ema Skye.“ Ich keuchte. Unter Gavins platinblondem Haar grinste mich Justin Case spitz an.

„Sie sind fürs Denken begabt. Haben Sie das vergessen?“ Ich schüttelte den Kopf und versuchte zu begreifen.

„Sagen Sie… wer hat eigentlich Klavier Gavin erschossen?“

… zu begreifen …

„Was?“

Peng!

Ich schrak vom Sofa hoch. Gavin stand am Türrahmen, die Klinke in der Hand.

„Ausgeschlafen?“ Mit Sicherheit starrte ich ihn gerade nicht sehr intelligent an. Ich fuhr mit der Hand über das Gesicht, wie um diese verstörenden Traumbilder aus meinem Kopf zu wischen. Wahrscheinlich hatte er sich deshalb so echt angefühlt, weil ich tatsächlich gerade in der Staatsanwaltslobby saß. Heute war der erste Verhandlungstag.

„Wie spät ist es?“

„Kurz nach neun.“

Also war ich nur kurz eingenickt. Vor einer Stunde noch hatte ich Gavin angefaucht, weil er mich mit seinem Perfektionswahn zur Weißglut trieb. Die gesamte letzte Woche hatte er mich dahingehend terrorisiert, meine Aussage vor Gericht wie drehbuchreife Zeilen aufzusagen. Kein Wort zu viel und schon gar keines, das er nicht abgesegnet hatte. Er war so weit gegangen, mich zu einem Fotoshooting der Gavinners mitzuschleppen. Dort hatte er mich zu einem kaputten Plattenspieler degradiert und mich nur unterbrochen, wenn er dämlich in die Kamera grinsen sollte.

„Das ist für Sie.“ Gavin wies auf eine riesige Pappschachtel auf dem Lobbytisch. Erst jetzt nahm ich bewusst jenen Duft wahr, der die ganze Zeit in der Luft gelegen hatte. Es roch verdächtig nach frisch gebackenem Kuchen. PF! Wenn Gavin glaubte, mich damit zu besänftigen, hatte er sich geschnitten. Schließlich hatte ich meine… hmpf. Meine Snackoos hatte ich bis auf den letzten Krümel verputzt, nachdem ich Gavin vorhin jedes Schimpfwort an den Kopf geknallt hatte, das mir auf die Schnelle eingefallen war.

Ich öffnete die Schachtel und starrte auf zwanzig glänzende, fette Donuts, die meisten mit Schokoladenüberzug. Die würde ich nicht alle allein schaffen – jedenfalls nicht vor der ersten Verhandlungspause. Ich biss beherzt in den ersten Doublechoc und beobachtete, wie Gavin den Reißverschluss einer Kleiderhülle aufzog und ein lilafarbenes Sakko herausholte. Nachdem er es kurz geprüft hatte, hängte er es zu einem schwarzen Hemd an die Türklinke. Hoffentlich hatte er nicht vor das Ding während der Verhandlung zu tragen. Gavins Auftreten war schon viel zu glimmerös – da konnte er wenigstens die klimpernden Ketten weglassen und überhaupt einen dezenten Anzug wählen. Ich riss meinen Blick von seiner Lederhose und zwang mich an Miles Edgeworth zu denken, nur um nicht zu glauben, dass unsere Gerichte vor die Hunde gingen.

Mit einem Mal lärmte es von draußen durch das angekippte Fenster. Ich stand auf und versuchte durch die Schlitze der Holzlamellen zu linsen, doch sie waren total unnachgiebig.

„Nicht das Fenster öffnen“, hörte ich Gavin noch sagen, aber es war zu spät. Eine hysterische Lawine rollte von unten zu uns in die Lobby. Ich sah in ein Meer von Fanplakaten. Nur am Rande bemerkte ich, dass man Viola Cadaverini gerade in das Gerichtsgebäude führte. Ich war viel zu sehr abgelenkt von den hunderten wild umherspringenden Teenagern.

„Sind die wegen Ihnen da?“, fragte ich fassungslos. „Das ist ein Mordprozess!“

„Winken Sie mal. Die fahren voll drauf ab.“

Der Lärm wurde plötzlich dermaßen schrill, dass selbst Fledermäuse bei diesem Frequenzangriff in Ohnmacht gefallen wären. Gavin war dicht hinter mir ans Fenster getreten und löste eine Reaktion der Massen aus, die mir schier unbegreiflich war. Nicht nur, dass tatsächlich einige Mädchen umkippten. Da gingen auch ein paar heulend in die Knie – doch nicht etwa wegen ihm?

Halb sprachlos, halb wütend drehte ich mich um und bereute es auf der Stelle.

„Würden Sie das bitte lassen?“, fuhr ich ihn an. Gavins Hemd war aufgeknöpft und ich starrte auf seinen nackten Oberkörper.

„Sie bewundern meine Muskeln?“ Er besaß die Frechheit, auch noch das letzte Quäntchen Abstand zwischen uns zu verkürzen, indem er sich mit seinen Handflächen links und rechts von mir abstützte und seinen Kopf hinunter zu meinem neigte.

„Welche Muskeln?“

Es stand außer Frage, dass Gavin eine athletische Figur hatte. Wahrscheinlich trainierte er regelmäßig, aber das waren keine Muskelberge, die ein Fitnessmagazin beworben hätte.

„Sie haben mich beim Umziehen unterbrochen. Ich hatte nicht die Absicht, Sie in Verlegenheit zu führen.“

Selbstverständlich rückte er keinen Zentimeter ab.

„Ich werd nicht verlegen und schon gar nicht wegen Ihnen!“

„Vielleicht ist der Anblick noch nichts für Ihre unschuldigen Augen. Sie haben hiermit die Erlaubnis sich umzudrehen, ja?“

Gavin lachte leise, als ich mich unter seinem Körperklammerfluch abduckte. Nebenbei schloss er das Fenster und sperrte damit das Geplärre der Zahnspangenmonster aus. Wenigstens das. Ich schnappte mir einen weiteren Donut und wartete darauf, dass Gavin sich endlich fertig anzog.

„Bei Ihren Todesblicken bekommt man ja Angst. Sie verstehen keinen Spaß, oder?“

„Vielleicht ist dieses Ermessen noch nichts für Ihren unschuldigen Verstand“, erwiderte ich honigsüß. „Davon abgesehen verstehe ich nicht, wie jemand so selbstverliebt sein kann.“

„Selbstliebe hat noch niemandem geschadet.“

„In Maßen vielleicht. Ihre Selbstliebe reicht für die zehn Folgegenerationen der gesamten Erdbevölkerung.“

Kam es mir nur so vor oder knöpfte er sein schwarzes Hemd absichtlich so langsam zu?

„Dabei ist Selbstliebe die uneigennützigste Form der Liebe “, säuselte er.

„Was Sie nicht sagen.“

„Glauben Sie mir nicht? Wenn wir uns in andere verlieben, dann, weil wir begehren. Begehren impliziert Besitzdenken. Niemand ist frei davon – auch nicht ich oder Sie.“

„Was ist mit Elternliebe?“, versuchte ich zu kontern.

„Elternliebe stellt Bedingungen.“

War das so? Ich wusste nicht, ob ich mich wirklich auf diese Art von Diskussion einlassen wollte.

„Das sagen Sie, weil Sie vielleicht diese Erfahrung mit Ihren Eltern gemacht haben.“

Er lächelte mir milde zu, während er die Manschetten seines Hemdes schloss.

„Wir werden in Abhängigkeiten hineingeboren. Auf andere Weise könnten wir nicht überleben. Dennoch stellt ein Abhängigkeitsgefälle immer ein Geflecht voller Bedingungen.“

Blabla. Im Prinzip hatte er Recht, aber seine Aussage war so allgemeingültig, dass man alles Mögliche hinein interpretieren konnte.

Über den Donuts zeichnete ich eine liegende Acht, bevor ich mir den nächsten hinauspickte.

„Wenn ich raten müsste, haben Sie eine hochkomplizierte Vater-Sohn-Beziehung.“

Gavin blinzelte in gespieltem Erstaunen, dann schürzte er die Lippen.

„Und was ist mit meiner Mutter?“

Ich zuckte mit den Schultern. Um ehrlich zu sein, waren mir Gavins Eltern herzlich egal. Ich konnte ihn mir nicht einmal als Sohn von irgendwem vorstellen. Er war einer dieser Menschen, von denen man annahm, dass sie von Aliens ausgesetzt wurden, ohne dass sie je spielende, naive Kinder gewesen waren oder überhaupt eine menschliche Entwicklung durchgemacht hatten.

„Also, was ist mit Ihrem Vater?“

Jetzt war Gavin an der Reihe mit den Schultern zu zucken.

„Ich habe seit Jahren keinen Kontakt zu ihm.“

Ich hatte nur geraten und dabei voll ins Schwarze getroffen.

„Zerstritten?“

„Sehr erfolgreich. Und nach eigener Aussage hat er bereits einen Sohn und benötigt keinen weiteren.“

Das klang irgendwie bitter. Zumal Gavin eine Spur zu sorglos daherschwatzte.

„Was sagt Ihre Mutter dazu?“, versuchte ich das Minenfeld zu umspringen.

„Sie ist tot.“

Tot. Dieses Wort hatte die unsägliche Eigenschaft, auf eine stumpfe, endgültige Weise nachzuhallen.

„Das… okay. Wir müssen los, oder?“

Immerhin war Gavin jetzt auch fertig angezogen und ich hatte genug Donuts inne, damit mir der rauschende Zucker in den Adern im Gerichtssaal beistand. Etwas fahrig drückte ich die Klinke hinunter und erschrak, als die Tür gewaltsam wieder zugedrückt wurde.

„Wie sind Ihre Eltern gestorben?“

„Wie bitte?“

„Ihre Eltern sind doch tot, oder nicht?“

„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.“

„Wie kommt es, dass ich so etwas Intimes von Ihnen weiß?“

„Wahrscheinlich haben Sie herumgeschnüffelt. Was soll die Frage?“

Ich ließ zu, dass Gavin mich an den Schultern herumdrehte.

„Fräulein Skye, ich schätze Ihre Offenheit wirklich. Wahrscheinlich ahnen Sie gar nicht, wie sehr Sie gesegnet sind, aber das könnte mich und Ihnen im Gerichtssaal Kopf und Kragen kosten.“

Ich senkte den Blick, nahezu mundtot wegen seines peinlichen Überfalls und kämpfte innerlich um ein Stück Gelassenheit.

„Ich sagte Ihnen schon einmal, dass Sie durchsichtig wie ein Glas Wasser sind. Dass Ihre Eltern tot sind, haben Sie mir gerade auf dem Silbertablett serviert. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber Justin Case lächelt Sie an, als wären Sie sein Frühstück. Machen Sie ihm es nicht zu einfach, ja?“

Mir gefiel überhaupt nicht, was Gavin da sagte, aber seine Stimme schwang wie ein federleichtes Kitzeln durch meine Ohren und zum ersten Mal überhaupt drang zu mir durch, dass er es nur gut meinte. Irgendwie. Als ich den Kopf wieder hob, fühlte ich mich in seinem Blick bestätigt.

„Okay“, sagte ich nur und räusperte mich. „Ihre wievielte Verhandlung ist das überhaupt?“

„Meine dritte.“

Was?! Gavin war nichts weiter als ein blutiger Anfänger? Dabei spuckte er die ganze Zeit große Töne, als ob er bereits Tausend Fälle geführt hatte!

„Ich brauche noch einen Donut“, brummte ich.

„Ich habe meine Lizenz seit fast sieben Jahren, Fräulein Skye.“

PF. Bloß nicht drüber nachdenken. Zwei Verhandlungen. Er hatte lächerliche zwei Verhandlungen innerhalb von… Moment!

„Das heißt, Sie waren bei ihrem Debüt nicht mal volljährig?!“

„Ich war siebzehn.“

Ganz spontan hatte ich den Wunsch meinen Kopf gegen die nächstbeste Wand zu hämmern. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie seine erste Verhandlung ausgesehen haben mochte, wenn sein erwachsenes Selbst schon dermaßen willkürliche Entscheidungen traf. Die Anklage von Viola Cadaverini kam jedenfalls einer Katastrophe gleich. Nicht nur Gavin würde als Idiot dastehen, ebenso ich. Aber was hatte ich schon zu sagen?

Ich grapschte drei Donuts und eine Serviette vom Tisch.

„Los jetzt“, sagte ich. Vielleicht war es einfach das Beste, alles schnellstmöglich hinter mich zu bringen. Wenn der Prozess vorbei war, konnte ich mir immer noch Gedanken über meine Zukunft machen. Zum Beispiel darüber, mich in ein anderes Distrikt versetzen zu lassen.
 

Ich betrat den Gerichtssaal zwanzig Minuten vor Verhandlungsbeginn. Gavin wollte nachkommen, weil er noch ein letztes Mal die Beweise abglich um sie dann letztendlich mit seiner Unterschrift abzusegnen. Der Saal war beinahe voll. Ich bemühte mich den drückenden Kloß der Anspannung hinunter zu schlucken und sah zu meinem Platz ganz vorn neben der Anklagebank. Zwar kannte ich meinen Text und wusste, was ich zu tun hatte, aber die Vorstellung, dass vielleicht schon in einer halben Stunde alle Augen und Ohren mir galten, verursachte ein hektisches Kribbeln in meinen Pulsadern.

Mehrere Leute standen dichtgedrängt im Durchgang zwischen den Zuschauerreihen und plauderten angeregt miteinander. Ich versuchte mich hindurch zu bahnen, indem ich darauf achtete, niemanden zu berühren. Dann kreuzte doch jemand meinen Weg und der Schreck schoss mir ins Mark, als ich meine abschirmende Hand auf einem Unterarm betrachtete, der in magentafarbenen Stoff gekleidet war.

„Obacht, Detective.“

Miles Edgeworth lächelte gütig, als ich meinen Stand wieder gefunden hatte.

„Hallo, Mr. Edgeworth.“ Ich strich fahrig mein Haar hinter die Ohren. Wollte er sich die Verhandlung ansehen? Was für eine dämliche Frage. Genau das hatte er vor.

„Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.“

Er hätte mir Glück wünschen sollen, denn das hatte ich bitter nötig. Besser noch, er hätte einfach spontan den Fall übernommen. Mr. Edgeworth konnte das zweifelsfrei tun, schließlich war er der Beste von allen.

„Danke“, presste ich bitter hervor. Am liebsten hätte ich mich wie ein quengelndes Kind an Mr. Edgeworth‘ Bein geklammert und darüber gejammert, dass Gavin ein mieser Stümper war und die falsche Person anklagte.

„Wir wünschen Ihnen allen viel Erfolg, Ema Skye.“

Wahrscheinlich besaß Justin Case einen Tarnumhang oder ein mobiles Loch im Boden, dem er aus heiterem Himmel entspringen konnte. Nur so konnte ich mir erklären, weshalb er sich jedes Mal wie aus dem Nichts materialisierte.

„Wie ich sehe, haben Sie Ihre Leidenschaft fürs Spielen nicht aufgegeben“, kommentierte Mr. Edgeworth das hüpfende JoJo in Justin Case‘ Hand.

„Wie ich sehe, treiben Sie Ihre Karriere voran. Sie sitzen doch neben Diane Freyer?“

„Neben Ihnen kann ich wohl kaum sitzen.“

Beide schmunzelten sich an und ich konnte nicht einmal sagen, ob sie sich mochten oder nicht. Ich spürte keine Feindseligkeit, aber sehr wohl die etwas zu dick aufgetragene Höflichkeit.

Mr. Edgeworth nickte mir zu, dann führte sein Weg eine Seitentreppe hinauf und ich erkannte, dass Case Recht hatte. Diane Freyer saß ganz außen in der ersten Reihe der Empore. Merkwürdigerweise machte mich ihre Anwesenheit nicht annähernd so nervös wie die von Miles Edgeworth.

„Bereit für die Klavier Gavin-Show?“, fragte Case beiläufig.

„Er hat mir verboten mit Ihnen vor der Verhandlung zu sprechen“, säuselte ich mit zusammengebissenen Zähnen.

„Ich nehme an, das fand er klug.“

Case besaß zumindest den Geistesgegenwärtigkeit, mit mir zu sprechen und dabei Leute zu beobachten, die er vermutlich gar nicht richtig ansah. Ich unterdessen war schwer damit beschäftigt, die Schnallen an meinen Schuhen zu richten.

Ich dachte an jene Szene vor einer Woche, als ich mit einer Sondereinheit das Anwesen der Cadaverinis betreten hatte um Viola festzunehmen. Case hatte nur genickt und dann kommentarlos das Haus verlassen, die Hände auffällig still in den Hosentaschen vergraben. Viola hatte er keines Blickes mehr gewürdigt. Kurz schielte ich zu Case und fragte mich, warum er Viola auch jetzt keinen Beistand leistete. Phoenix Wright hatte meine Schwester vor Verhandlungsbeginn keinen Augenblick allein gelassen.

„Warum sind Sie nicht bei Viola?“

„Sie braucht mich im Moment nicht.“

Wieso nur schimpfte er sich Anwalt? Ich linste auf das Revers an Case‘ Anzug. Er trug keine Anwaltsmarke. Das hieß natürlich nicht, dass er keine besaß, aber es gab Aufschluss über seine Einstellung.

Case fing so unvermittelt meinen Blick auf, dass ich zusammen zuckte. Seine Augen wirkten stumpf wie eh und je, dazu rot gerändert und mit deutlichen Schatten untermalt.

„Sie erlauben mir eine Frage, Ema Skye.“

Ich nickte.

„Weshalb arbeiten Sie ausgerechnet für Klavier Gavin?“

Ich runzelte die Stirn. Vor einer Weile hatte ich ihn gefragt, warum er die Cadaverinis verteidigte, mit dem Ergebnis, dass ich keine klare Antwort von ihm erhalten hatte.

„Die ganze Stadt schaut auf diesen Prozess. Folglich sitzt heute die juristische Elite geballt in diesem Saal. Wie bedauerlich, dass ausgerechnet Phoenix Wright fehlt.“

„Wahrscheinlich hat er Besseres zu tun“, erwiderte ich unsicher.

Ich hatte keine Ahnung, weshalb Case so amüsiert auflachte, aber es ärgerte mich.

„Ich will keine großen Worte verschwenden, aber akzeptieren Sie die Möglichkeit, dass Ihr Partner ein großer Fan des Schmierentheaters ist. Vielleicht geht Ihnen ja ein Licht auf.“

„Was hat die heutige Verhandlung mit Phoenix Wright zu tun?“, fragte ich patziger als beabsichtigt.

Case antwortete nicht, stattdessen nickte er zur Gerichtssaaltür. Ich sah Gavin auf uns zukommen und nahm automatisch einen Schritt Abstand von Case. Er war noch gut fünf Meter entfernt, aber seine versteinerte Miene senkte die Raumtemperatur jetzt schon um zehn Grad Celsius. Und um die Stimmung auf den Gefrierpunkt zu treten, fuhr Case mit seinen Fingerkuppen über meine Schultern wie ein dummdreister Casanova, der gerade versuchte jemanden die Braut vor der Hochzeit auszuspannen.

„Wir beide gehen doch bestimmt mal Essen, wenn der kleine Staatsanwalt im Bett liegt?“

Ich musste sehr tief in mein Zwerchfell atmen, nur damit ich ihn nicht mit seinem JoJo strangulierte! Seinen federnden Schritten warf ich stattdessen ein paar mentale Giftpfeile nach. Im Vorbeigehen säuselte er zu Gavin: „Schicker Anzug.“

Den Kommentar konnte ich ihm ausnahmsweise nicht verübeln. Im Gegensatz zu Gavin war Case äußerst korrekt angezogen: ein perfekt sitzender, dunkelblauer Anzug, kombiniert mit einer schwarzen Weste und einer schmalen, schwarzen Krawatte.

„Er hat mich zugetextet!“, versuchte ich mich zu rechtfertigen.

„Ich weiß. Der Richter ist da.“

Als hätte es ein geheimes Stichwort gegeben, standen alle Menschen im Saal auf. Ich starrte hoch zum Richterstuhl. Aus einer Seitentür sah ich einen alten Mann mit Rauschebart kommen und mir wurde sofort klar, dass es derselbe Richter war, der damals Lanas Fall verhandelt hatte. Wieso nur hatte ich mich nicht erkundigt? Ich spürte Gavins Hand in meinem Kreuz, vermutlich, weil ich wie festgewurzelt dastand.

„Ich hab dem Richter versprochen, auf der Geburtstagsparty seiner Enkelin ein Privatkonzert zu geben. Sorgen Sie bloß nicht dafür, dass das umsonst war, ja?“, sagte Gavin nett lächelnd, aber ich wusste, dass er es todernst meinte. Also ließ ich mich von ihm zu meinem Platz schieben, bevor er zur Anklagebank ging.

„Setzen Sie sich“, hörte ich den Richter sagen. Darauf folgte Stühlescharren, das nach und nach von einem empörten Murmeln durchdrungen wurde. Es galt Justin Case. Die Aufforderung vom Richter hatte er wörtlich genommen, indem er sich mitten auf die Verteidigerbank gesetzt hatte und mit sorgloser Gelassenheit die Beine an der Holzverkleidung baumeln ließ. Der Redeschwall wurde zunehmend lauter.

„Ruhe. Ruhe, bitte!“, rief der Richter und schlug mit seinem Hammer auf das Pult. Vielleicht hätte das die Menge zum Schweigen gebracht, wenn da nicht der Hammerkopf gefehlt hätte. Er blinzelte irritiert den verwaisten Griff an.

„Ruhe!“, versuchte es der Richter erneut. „Hat jemand… MR. CASE!“

Ein Raunen ging durch die Menge, während mir der Mund aufklappte. Case saß auf der Verteidigerbank. Und jonglierte! Ich konnte nicht alle Gegenstände identifizieren, die er durch die Luft warf, denn es waren zu viele, aber ich erkannte einen Apfel und den vermissten Hammerkopf. Das war frech, zweifelsfrei, aber es erzielte einen gewünschten Effekt. Alles war still und der Richter starrte wie hypnotisiert auf Justin Case` Jonglierkünste. Ich gönnte mir einen Seitenblick auf Gavin, der verbissen lächelte. Hätte mich an seiner Stelle auch gewurmt.

„Können Sie fangen, Euer Ehren?“, fragte Case, während er unablässig die Gegenstände durch die Luft warf.

„Natürlich! Auf dem College war ich der Pitcher unserer Baseballmannschaft. Man nannte mich den Pitching Hulk.“

War der Pitcher nicht normalerweise der Werfer? Der Hammerkopf flog in hohem Bogen auf das Richterpult zu und der alte Mann fing ihn mit beiden Händen auf, indem er sich fast über den Tisch warf. Im Anschluss freute er sich augenscheinlich über seinen geglückten Fang.

Niemand sagte etwas, auch nicht, nachdem Case alle Gegenstände nach und nach aus der Luft geholt hatte und unter dem Tisch verschwinden ließ.

„Einen Applaus für den Pitching Hulk“, durchbrach dann ausgerechnet Gavin die Stille. Verhaltenes Klatschen kleckerte durch den Gerichtssaal.

„Schon gut, danke sehr“, murmelte der Richter verlegen und befestigte den Hammerkopf auf dem Griff. Und als ob die Verhandlung erst jetzt losging, schwang Case die Beine über die Verteidigerbank und sprang hinunter.

„Wir verhandeln heute den Fall um Violetta Cadaverini. Die Verteidigung ist bereit?“

„Stets bereits, Euer Ehren. Bei dem kleinen Staatsanwalt bin ich mir nicht so sicher.“

„Ist die Anklage bereit?“, fragte der Richter, als hätte er Case nicht gehört.

Als keine Antwort erfolgte, drehte ich den Kopf zur Anklagebank. Gavin stand dort mit geschlossenen Augen und schnipste mit den Fingern.

„Staatsanwalt Gavin?“

„… Einen Augenblick, Euer Ehren. Nach einer so miesen Vorgruppe braucht das Publikum Zeit um sich auf den Hauptact einlassen zu können.“

„Zeit?“, fragte der Richter verwirrt. „Ich glaube nicht, dass-“

Die Menge duckte sich ab, als ob über ihr Fliegerbomben abgeworfen wurden. Aus irgendwelchen Boxen schepperte Rockmusik! Unüberhörbar auf Gavins Mist gewachsen.

„Achtung, Herr Richter! Jetzt geht’s rund. Bühne frei für meine Gitarre, ja?“ Waren hier heute alle durchgedreht oder was?! Nach etwa einer halben Minute verstummte der Krach und ich sah, wie die Leute allmählich die Hände von den Ohren nahmen oder unter ihren Sitzen hervorkrochen. Gavin gluckste.

„Sind jetzt alle wach? Auch Sie Herr Richter?“

„Mein Gerichtssaal ist keine Konzertbühne!“

„Das war die Weltpremiere meines neues Songs Guilty Love. Sichern Sie sich lieber den Download, bevor die Internetportale zusammenbrechen.“

„Nun, in dem Fall fordert das Gericht die Anklage auf, unverzüglich eine signierbare Version herauszurücken. Für meine Enkelin.“

Besagte Enkelin musste wirklich viel für Gavins Krach übrig haben. Das erklärte zumindest, weshalb der Richter ihn nicht sang- und klanglos aus dem Saal schmeißen ließ.

„Ihr Eröffnungsplädoyer bitte, Staatsanwalt Gavin.“

„Die Angeklagte Violetta Cadaverini verübte den Komplott ihres Lebens. Nachdem sie vor fünf Monaten das Erbe von Bruto Cadaverini antrat, ermordete sie am 30. September 2025 ihren Onkel, einen weiteren Erben der Familie. Zweifelsfrei, um sich der drohenden Konkurrenz zu entledigen. In der gleichen Nacht kam auch Louis Hiller zu Tode, der die Tat mit ansehen musste.“

Gavin lehnte sich nach vorn und nahm Case angriffslustig ins Visier.

„Ich hoffe, die Verteidigung ist gut vorbereitet. Oh, und wir plädieren heute auf Mord, Casey.“

Case kratzte sich am Nasenflügel, als täte er das lieber am Po.

„Und für Sie Herr Richter… die Obduktionsberichte der Mordopfer.“

Ein Gerichtsdiener übergab die Berichtsmappen mit den zusammengefassten Stichpunkten an den Richter. Dann wollte er weitere Kopien an Case reichen, doch dieser hob nur eine schlichte Mappe, zum Zeichen, dass er sie bereits erhalten hatte. Der Richter überflog auf die Schnelle die Zeilen, obwohl ich davon ausging, dass er die vollständigen Berichte schon gelesen hatte.

„Wird die Angeklagte aussagen?“, fragte er nebenbei. Erneut hörte ich Gavins Fingerschnipsen.

„Die Frage ging an Sie, Casey.“

„Fragen wir sie doch selbst.“ Sobald Viola kaum merklich den Kopf schüttelte, breitete er theatralisch die Arme aus.

„Sie sagt nicht aus.“

„Da unser mordlüsternes Fräulein nicht mit uns sprechen möchte, wollen wir stattdessen den Tathergang von Detective Ema Skye hören, ja?“

Case antworte nicht, stattdessen hatte er das Kinn in die rechte Hand gestützt und wartete darauf, dass ich in den Zeugenstand trat.

Justin Case lächelt Sie an, als wären Sie sein Frühstück.

Erst jetzt dämmerte mir, was Gavin wirklich damit meinte. Minuten zuvor hatte ich mir noch Gedanken darüber gemacht, ob ich vor allen Anwesenden wohl Aussetzer riskierte, aber ganz plötzlich begriff ich, dass das meine geringste Sorge sein sollte. Das Herz drohte mir aus dem Brustkorb zu brechen, so heftig schlug es mir gegen die Rippen. Case taxierte mich wie eine Schlange kurz vor dem Todesbiss. Er bewegte die Lippen. Ich hörte einen Pfiff. Als ob man einen Hund liebevoll ranpfeifen wollte. Ich hatte alles vergessen. Alles. Den Fall. Die Fakten. Wie war noch mal mein Name?

Justin Case lachte schallend. Es klang nicht so, als ob er mich auslachte, viel mehr als ob er einen irrsinnig tollen Witz gehört hätte.

„Euer Ehren. Ich glaube, wir müssen unsere Sachverständige noch davon überzeugen, dass wir nicht beißen.“

Spätestens jetzt war ich bis auf die Knochen blamiert. Gavin würde mich nachher in der Luft zerreißen, dessen war ich sicher. Ich kratzte mein letztes bisschen Mut zusammen und trat in den Zeugenstand. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Schultern zu straffen und Justin Case auszublenden. Ich sah kurz nach links und stellte fest, dass Gavin überhaupt nicht sauer war. Im Gegenteil, selbstzufriedener als jetzt hatte ich ihn noch nie grinsen sehen.

„Detective Ema Skye?“ Ich sah zum Richter auf.

„Ja?“

„Sie sind seit zwei Wochen im Dienst?“

„Das ist richtig.“

Ein wohlwollendes Lächeln umspielte des Richters Lippen und ich verstand, dass ich Gavin soeben den Welpenbonus beschert hatte. Ohne es zu wissen, hatte ich meine Rolle perfekt erfüllt und ich fragte mich, ob Gavin mich wirklich wegen meiner Aussage in den Zeugenstand geholt hatte. Berechnendes Ekel!

Als er schon wieder mit den Fingern schnipste, zuckte mein Kopf etwas zu schnell in seine Richtung.

„Berichten Sie uns von der Mordnacht am 30. September, Fräulein.“

Ich holte einmal tief Luft, um die erste Aussage abzuspulen die Gavin mir so sorgfältig eingetrichtert hatte.

„In der Tatnacht gab es ein Treffen zwischen Enzo Cadaverini, Louis Hiller und James Lowery im Elysian Park. Es handelte sich hierbei um eine vertrauliche Besprechung der genannten Personen. Die Angeklagte kreuzte auf und streckte Enzo Cadaverini mit einer Schusswaffe nieder. Im Anschluss wurde Louis Hiller in einem Handgemenge durch einen Messerstich tödlich verletzt. James Lowery ergriff die Flucht mit einem Kleinwagen.“

Das war der Startschuss. Gavin hatte absichtlich klaffende Lücken in die Aussage gebastelt, um Justin Case aus der Reserve zu locken. Natürlich glaubten wir nicht, dass er uns hier auf den Leim ging, schließlich war er kein Anfänger. Gavin hatte es als Warm Up bezeichnet.

„Höchst ungewöhnlich, dass die Cadaverinis sich neuerdings selbst zur Strecke bringen“, sagte der Richter. „Ihre Zeugin, Mr. Case.“

Fast hätte ich mit den Augen gerollt. Case saß schon wieder auf der Verteidigerbank und demonstrierte, dass er nicht mal in einer Gerichtsverhandlung sein JoJo in der Tasche lassen konnte. Ich folgte der auf- und abhüpfenden Scheibe mit den Augen, bis sie in einem Leerlauf nahe dem Boden rotierte. Case wirkte nicht nur gelangweilt. So wie er Gavin ansah, schien er ein bisschen verärgert zu sein. Das JoJo schnappte zurück in seine Hand.

„Dann wollen wir mal die Beweise einsammeln. Schusswaffe, Messer, Kugeln, Hülsen, Tatortfotos und was Sie sonst noch so haben, Klavier Gavin.“

Case pflückte überhaupt nicht meine Aussage auseinander? Das stand nicht in Gavins Drehbuch.

„Ihren DNA-Katalog dürfen Sie vorerst behalten.“

Das kam einer Katastrophe gleich. Case zwang die Anklage dazu, alle Beweise vorzulegen, die mit meiner Aussage zu tun hatten. Soweit ich wusste, blieb Gavin keine andere Wahl, als genau das zu tun. Wenn er die angesprochenen Beweise absichtlich zurückhielt, um sie später vorzulegen, wurden sie nicht mehr angenommen. Staatsanwälte folgten der Strategie des dramaturgischen Zurückhaltens gerne, um die Verteidigung in ein offenes Messer voller Annahmen laufen zu lassen. Noch schlimmer fand ich, dass Case die DNA-Analyse um Bruto und seine Söhne auf die hinteren Plätze verwies. Wusste der denn über alles Bescheid? Ich bemühte mich, nach außen hin gelassen zu wirken. Der Glimmerfop würde das schon retten. Würde er doch, oder?

Gavin rief nach dem Gerichtsdiener. Es dauerte einen Augenblick, bis ein Rollwagen mit den gewünschten Beweisen vorgeschoben wurde. Ein paar hatte Gavin noch in petto. Fragte sich, wie lange noch. Justin Case sprang von der Verteidigerbank hinunter und schlenderte dem Wagen entgegen. Als erstes griff er sich die Schusswaffe.

„Die Waffe kennen sie gut, Ema Skye?“

„Das ist eine Glock 18C.“

„Ich nehme an, Sie sind vertraut im Umgang mit Waffen?“

„Detective Skye ist eine Koryphäe auf dem Schießstand. Ihre Prüfungsergebnisse waren erstklassig, ja?“, warf Gavin ein. Auf der Akademie war ich Jahrgangsbeste im Schießen, was ich immer nebensächlich fand, weil ich in die chemische Forensik wollte. Davon abgesehen war meine Waffenqualifikation hier auch total nebensächlich.

Justin Case richtete die Waffe auf Gavin. Die Menge schrie auf. Natürlich war keiner so dämlich zu glauben, dass sie geladen war, aber solch eine Geste hinterließ nun mal einen brennenden Eindruck.

„Mr. Case! Unterlassen Sie das gefälligst“, ermahnte ihn der Richter.

„Dem Goldkehlchen passiert nichts, versprochen.“ Während er unbeirrt die Waffe auf Gavin hielt, neigte er den Kopf zu mir.

„Die Frage ist, was passiert mit mir, wenn ich den Abzug drücke? Rein hypothetisch.“

„Rein hypothetisch müsste ich Sie verhaften“, sagte ich, obwohl ich wusste, dass er das nicht gemeint hatte. Case lächelte mich stoisch an und wenn ich ehrlich war, genoss ich ein klein wenig den Anblick der Waffe, die auf den Glimmerfop zeigte. Ich räusperte mich.

„Die Waffe hat einen geringen Rückstoß und ist vollautomatisch.“

„Ein unerfahrener Schütze könnte damit problemlos herumschießen, ohne sich zu verletzen?“

„Ja.“

„Wie oft wurde die Tatwaffe abgefeuert?“

„Zweimal.“

„Und gibt es Fingerabdrücke auf der Waffe?“

„Nein.“

Case zog die Glock zurück, hielt sie sich an die Wange und schürzte die Lippen.

„Mit dieser Waffe hätte die Angeklagte also zweifelsfrei jemanden erschießen können?“

Ich versuchte sein Fragespielchen zu durchschauen, doch es gelang mir nicht.

„Durchaus.“

„Casey, was wird das?“, mischte Gavin sich ein.

„Hätte Klavier Gavin mit dieser Waffe jemanden erschießen können?“

Ah! Jetzt verstand ich, worauf er hinaus wollte. Zu spät.

„… Ja.“

„Das heißt, jeder hier im Gerichtssaal könnte der Täter sein.“

„Einspruch!“, rief Gavin. „Können Sie das beweisen?“

„Können Sie beweisen, dass meine Mandantin die Waffe abfeuerte?“

Autsch. Punkt für Case.

„Einspruch abgelehnt, Staatsanwalt Gavin. Die Verteidigung hat unmissverständlich klar gemacht, dass die Schusswaffe keine Beweislast darstellt.“

„Nicht die Waffe an sich. Es gibt einen Belastungszeugen, der aus kürzester Distanz gesehen hat, wie die Angeklagte Enzo Cadaverini erschossen hat. Oh, und Casey…?“ Gavin lehnte sich nach vorn und traktierte Case mit seinem Zahnpastalächeln. „ … Vielleicht verraten Sie den Anwesenden hier, wo die Mordwaffe gefunden wurde.“

„Guter Punkt, Klavier Gavin. Wirklich sehr gut.“

Case legte die Waffe zurück auf den Wagen und fegte mit schnellen, langen Schritten zurück zur Verteidigerbank. Aus seinen Unterlagen zog er ein Blatt Papier.

„Euer Ehren, hiermit bezeuge ich, dass Staatsanwalt Klavier Gavin und Detective Ema Skye die Glock im Cadaverini-Hauptsitz überreicht bekamen. Von mir höchst persönlich.“

Ein Raunen zog durch den Saal, aber ich ahnte fast, dass das noch nicht alles war.

„Mr. Case, das ist eine brisante Information“, sagte der Richter und blinzelte irritiert. „Damit machen Sie sich ja verdächtig!“

„Sie erlauben, Euer Ehren?“ Case las vom Papier in seinen Händen ab:
 

Sobald Staatsanwalt Gavin bei Ihnen eintrifft, übermitteln Sie ihm bitte dieses kleine Zugeständnis meinerseits. Wenn Sie die Waffe berühren, sind Sie tot.
 

Er trat vor und übergab die Nachricht an den Richter.

„Die Mordwaffe wurde am Morgen des 3. Oktobers im Cadaverini-Anwesen zusammen mit diesem Brief durch einen Boten zugestellt. Der kleine Staatsanwalt wird Ihnen das gern bestätigen.“

„Staatsanwalt Gavin?“

„Die Waffe wurde in Fresno abgeschickt. Fräulein Skye und ich waren vor Ort und sind der Sache auf den Grund gegangen.“

War jetzt der Zeitpunkt gekommen, bei dem er Justin Case öffentlich an den Pranger stellte? Lowery hatte ausgesagt, dass er von Case genötigt wurde, die Waffe abzuschicken. Ich fragte mich wahrscheinlich schon zum fünfzigsten Mal, ob das stimmte.

„… Und?“, hakte Case nach. Er sah mich an, nicht Gavin.

„Wir sind auf einen gewissen James Lowery gestoßen.“ Ich schielte zu Gavin, der auffällig entspannt wirkte. Wollte er nichts sagen?

„James Lowery…?“ Case lief vor mir auf und ab, mit seinem JoJo in der Hand. „War er derjenige, der die Waffe abschickte?“

Ich wollte nicht antworten, musste es aber: „Ja.“

„Oh!“, rief Justin Case in gespielter Verwunderung. „Ist das nicht Ihr alles entscheidender Belastungszeuge, Klavier Gavin?“

Im Gerichtssaal war plötzlich die Hölle los. Die Leute riefen Dinge wie „Skandal!“ und „Was ist das nur für ein Staatsanwalt?“ Der Hammer knallte mehrmals auf das Richterpult.

„Ruhe! Sonst lasse ich den Saal räumen! Staatsanwalt Gavin, erklären Sie das!“

Zu meiner Überraschung lachte der Glimmerfop über das entzürnte Gesicht des Richters hinweg.

„Alles zu seiner Zeit, Herr Richter. Die Verteidigung springt von einer wilden Anschuldigung zur nächsten wie ein epileptisches Kaninchen… einzig und allein mit dem Ziel, dass wir uns verlaufen und vom Pfad der Tatsachen abkommen.“

„Einspruch! Euer Ehren, Staatsanwalt Gavin hat meine Mandantin in voller Willkür ange-“

„Einspruch! Casey, oh je, Casey… bringen Sie es zu Ende, ja?“ Gavin holte mit dem Arm aus und hielt seinen Finger demonstrativ auf den Rollwagen. „Man bestellt sich kein XXL-Menü, wenn man nicht einmal die Kinderportion schafft!“

Erneut hörte ich den Hammerschlag.

„Einspruch abgelehnt, Mr. Case. Wenden Sie sich den Beweisen und Fakten zu. Ohne Kaninchensprünge.“

In wenigen Sekunden hatte sich das Blatt gewendet. Hatte ich eben noch den Eindruck, dass Gavin von Justin Case regelrecht vorgeführt wurde, so lag der Spielball jetzt bei ihm.

Case stand wieder hinter der Verteidigerbank und bedachte Gavin mit einem solch unheilvollen Grinsen, dass es mir unangenehm im Nacken kribbelte. Dann legte er die Unterarme auf sein Pult und nahm mich ins Visier. Als er nichts sagte, hob ich fragend die Augenbrauen.

„Gab es vielleicht weitere Nachrichten wie jene, mit der die Mordwaffe verschickt wurde?“

Ich zögerte. Es gab eine weitere, überbracht von Matt Caruso an Diane Freyers Büro. Nur hielt ich es für keine gute Idee, die Giftmorde zur Sprache zu bringen. Gavin war zwar von jeder Schuld befreit, aber allein die Tatsache, dass er verdächtig geworden war, warf kein gutes Licht auf ihn. Ich haderte noch mit mir, als mir jemand zuvor kam:
 

Mit der Festnahme von Klavier Gavin haben Sie einen Ermittlungsfehler begangen. Die Cyanidvergiftungen sollten Staatsanwalt Gavin nicht belasten, sondern an seine Aufmerksamkeit für die wichtigen Dinge appellieren. Bitte verzeihen Sie, wenn ich Unannehmlichkeiten bereitet habe.

Damit ausgeschlossen werden kann, dass ich ein Trittbrettfahrer bin, habe ich einen eindeutigen Hinweis in der Asbury Street für Sie hinterlassen.

Sie haben drei Stunden um Staatsanwalt Gavin aus der Haftanstalt zu entlassen. Geschieht das nicht, werde ich weitere Vergiftungen in Betracht ziehen.
 

Fassungslos sah ich zu Gavin, der den Brief zusammenfaltete.

„Interessant. Darf ich mal?“, fragte Case und trat vor zur Anklagebank um sich von Gavin den zweiten Brief geben zu lassen. Während er noch mal selbst die Zeilen überflog, schlich sich diebische Freude auf sein Gesicht.

„Was sagt die Analyse?“

„Es gibt ein forensisches Gutachten, welches bestätigt, dass der Verfasser von beiden Nachrichten identisch ist.“

Der Hammer donnerte auf das Richterpult.

„Wären die Herrschaften so nett, mich aufzuklären?! Und was gibt es überhaupt zu lachen, Mr. Case?“

„Ach nichts, Euer Ehren. Klavier Gavin wurde vor ein paar Tagen beschuldigt, einen missglückten Vergiftungsanschlag auf Oberstaatsanwältin Freyer verübt zu haben.“

„Staatsanwalt Gavin hat versucht die Oberstaatsanwältin zu ermorden?“

War das möglich? Die Giftmorde waren ein mediales Großereignis und der Richter hatte keine Ahnung?!

Seit Case den Brief erhalten hatte, lagen seine Augen stetig auf den Worten, aber jetzt hob er den Kopf und fragte wie beiläufig: „Sie wurden doch freigesprochen, oder?“

„Absolut und unwiderruflich“, giftete Gavin zurück. Case warf einen Handkuss hoch zur Empore. Der galt zweifelsfrei Diane Freyer. Ob es als Entschuldigung oder, warum auch immer, als Dankeschön gemeint war, wusste ich nicht, aber ich fand es unnötig.

„Jetzt haben wir unsere Aufmerksamkeit schon wieder Ihrer adretten Kollegin entzogen“, fuhr Case fort und kam direkt auf mich zu.

„Wollen Sie mir in den Ausschnitt kriechen oder was soll das?“, zischte ich so leise wie möglich, weil Justin Case so nah gekommen war, als ob er mich im nächsten Moment umarmen wollte.

„Einspruch. Kein Ausschnitt vorhanden“, flüsterte er. „Haben Sie inzwischen über Phoenix Wright nachgedacht?“

Was zum-?! Dieser miese, kleine… !

„Was gibt es da zu tuscheln, Casey?“

Ich schluckte. Direkt auf meine Kehle zeigte die Spitze des Messers, mit dem Louis Hiller getötet wurde. Ein scharfer Luftzug streifte meinen Hals, als Case herumwirbelte.

„Ich fragte Ema Skye gerade, ob es sich bei diesem Messer um die Originaltatwaffe handelt.“

„Es ist nur ein Replikat“, krächzte ich und griff nach dem Wasserglas im Zeugenstand.

Seit wann wurden vor Gericht die originalen Tatwaffen vorgelegt?

„Für dieses erlesene Stück mussten wir ein sehr aufwändiges Duplikat anfertigen lassen“, sagte Gavin. Das Messer war eine Spezialanfertigung mit einem thermisch modifizierten Teakholzgriff und einer Gravur in der Klinge.

„Casey, wären Sie so nett die Inschrift der Klinge vorzulesen?“

Meinem rechtmäßigem Nachfahren. In Liebe, Bruto.

„Verstehe“, sagte der Richter. „Als mein Sohn sich einst entschlossen hatte, sein Richteramt zu übernehmen, habe ich ihm auch einen Hammer mit Gravur geschenkt.“

„Schnell kombiniert, Herr Richter. Tatsächlich ist das Messer ein Geschenk, das Bruto Cadaverini testamentarisch seiner Enkelin, der Angeklagten, vermachte. Das ist bei den Cadaverinis sozusagen eine Tradition, nicht wahr?“

Gavin hatte den Ball zu Casey spielen wollen, doch dieser weigerte sich, ihn aufzufangen, indem er mit den Schultern zuckte. Gavin fuhr fort:

„Nehmen Sie einfach zur Kenntnis, dass das Messer zweifelsfrei der Angeklagten gehörte.“

„Und das beweist was, Klavier Gavin?“

„Es beweist, dass nur ein Familienmitglied Zugang zum Messer hatte. Sehen Sie sich bitte das an, Herr Richter.“

Gavin ließ eine Fotografie vorlegen, die er mir vor vier Tagen erläutert hatte. Es handelte sich hierbei um die Aufnahme einer Waffenvitrine im Cadaverini-Anwesen. Als der Richter beim Betrachten des Bildes „Das ist aber eine hübsche Vitrine!“ ausstieß, fühlte ich mich verpflichtet, ihn aufzuklären.

„Der Glasschrank kann nur mit Hilfe eines Fingerabdrucks geöffnet werden. Verantwortlich dafür ist eine Software, die speziell von Louis Hiller für Viola Cadaverini entwickelt wurde.“

„Oder mit anderen Worten, Herr Richter: Die Angeklagte war diejenige, die unmittelbar vor den Morden den Schrank öffnete.“

„Einspruch!“, rief Case beinahe fröhlich von der Verteidigerbank. Es war es kein überraschender Anblick mehr, dass er obenauf saß und mittlerweile zwei JoJos wie ein Marionettenspieler im Puppentheater dirigierte.

„Wissen Sie, was ich bemerkenswert finde, Euer Ehren? Bei diesen Morden scheint niemand etwas berührt zu haben. Die Schusswaffe ist frei von Fingerabdrücken. Und jetzt raten Sie mal, wie viele Fingerabdrücke auf dem Messer gefunden wurden.“

„Keine?“, gab der Richter zur Antwort und erweckte dabei den Eindruck, unbedingt richtig liegen zu wollen.

„Exakt. Der kleine Staatsanwalt hat gut ermittelt. Das Fingerabdrucksystem wurde von Louis Hiller entwickelt, kurz nach Bruto Cadaverinis Tod. Bis zur Mordnacht am 30. September wurde dieser Schrank niemals geöffnet. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, Klavier Gavin, aber mich stören die fehlenden Fingerabdrücke zutiefst. Und jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit der Handschuhversion.“

Es waren nicht nur die fehlenden Spuren auf den Tatwaffen, die diesen Fall so abstrus machten. Die Durchsuchung von Hillers Zimmer hatte eine ganz ähnliche Handschrift getragen: Keine Spuren. Offensichtlich war Gavin der Einzige, den das nicht störte…

„James Lowery gab an, dass die Angeklagte in der Mordnacht Handschuhe trug, aber da Sie mit Handschuhen nicht belästigt werden wollen, müssen Sie mit dem Gutachten aus der Forensik vorlieb nehmen, wonach alle Fingerabdrücke… abgewischt wurden.“

Gavin hatte kaum fünf Sekunden, um sein überhebliches Grinsen in voller Breite zu entfalten, da war etwas gegen die Anklagebank geworfen worden und lag nun zersplittert auf dem Boden.

„Brechen Sie mir nicht das Herz.“ Das verbliebene JoJo baumelte wie k.o.-geschlagen an der Verteidigerbank. „Wollen Sie behaupten, dass meine Mandantin die Fingerabdrücke abwischte? Ihre Versicherung auf Unschuld?“

„Ich verstehe nicht ganz, Mr. Case“, sagte der Richter.

„Euer Ehren, unser kleiner Staatsanwalt hat vor nicht einmal drei Minuten dargelegt, dass das Messer ein Geschenk von Bruto Cadaverini an meine Mandantin war. Es wäre nur natürlich, wenn sich ihre Fingerabdrücke auf der Waffe befänden. Immerhin war sie diejenige, die das Geschenk entgegen nahm und in die Vitrine legte.“

„… Und auch wieder herausnahm“, beharrte Gavin.

„Diesen Anfängerfehler schenke ich Ihnen, Klavier Gavin. Ich möchte Ema Skye bitten, uns noch einmal knapp Louis Hillers Todesumstände zu erläutern.“

„Er starb bedingt durch einen Messerstich in die Milz.“

„Die befindet sich wo?“

„In etwa hier“, sagte ich und kreiste die Stelle meines unteren, linken Rippenbogens ein. „Der Stich ging zwischen die elfte und zwölfte Rippe direkt in die Milz.“

„Können Sie mir bestätigen, dass es einer Menge Kraft bedarf um Rippen mit einem Messer zu durchstoßen?“

„… Ja.“

Case nickte, während er geschäftig in seinen Unterlagen blätterte.

„Danke. Ich halte fest, dass Louis Hillers Körpergröße 1,84 m betrug und er laut Einschätzung der Obduktion 80 bis 85 kg wog.“ Sein Blick wanderte zu Viola. „Würden Sie sich bitte erheben. Für uns alle.“

Es dauerte einen Moment, dann tat sie es. Die Leute auf den hinteren Plätzen verrenkten sich zunächst die Köpfe und standen dann selbst auf, um sie in Augenschein zu nehmen. Die blasse, dürre Viola, die nicht viel größer als ein älteres Kind war.

„Euer Ehren, ich habe hier ein ärztliches Gutachten, welches die schwache physische Kondition meiner Mandantin bescheinigt.“

Oh, fantastisch. Case zog genau jenen Joker, vor dem ich Gavin bereits in Fresno gewarnt hatte. Der Richter betrachtete stirnrunzelnd besagtes Gutachten, dann sagte er: „So langsam kommen mir Zweifel, ob die Angeklagte tatsächlich als Mörderin von Louis Hiller in Frage kommt.“

Das war definitiv Gavins Schuld. Jetzt konnte er zusehen, wie er das wieder glatt gebügelt bekam. Und wehe, er schob es mir in die Schuhe!

„Staatsanwalt Gavin, ich verlange eine Antwort!“, bellte der Richter, weil Gavin nichts sagte. Stattdessen stand er einfach nur da, die Daumen lässig in seinem Gürtel verhakt.

„Wollen Sie mich zum Narren halten?“ Bis zu meinem Zeugenstand konnte ich sehen, wie erregt der Richter war. Sein Gesicht wurde allmählich rosa vor Zorn.

„Ich bitte um Pardon, Herr Richter, aber das tun Sie gerade selbst.“

„Was erlauben Sie…“

Der Richter unterbrach sich, weil Gavin in seinem selbstgefälligen Wahnsinn Luftgitarre spielte.

„Sie haben Zweifel daran, dass Viola Cadaverini Louis Hiller ermordete. Habe ich das je behauptet?“

Ich schnaufte. Das… das… Argh!

„Ich und mein liebreizendes Fräulein Detective haben nur zu Protokoll gegeben, dass Hiller durch einen Messerstich getötet wurde. Wir wollen uns dennoch bei Justin Case bedanken, der gerade eindrucksvoll bewiesen hat, dass es nicht Viola war. Danke, dass Sie unsere Zeit verschwendet haben, Casey.“

Wie sehr musste man seinen Gegner antizipieren, um ihn aufs Glatteis zu führen? Und was war, wenn der andere vorgab zu straucheln, um im nächsten Moment auf Schlittschuhen davon zu gleiten? Wie das Pendel einer Glockenuhr baumelten die Fragen in meinem Schädel. Und ich wartete darauf, dass es Dreizehn schlug.

„Staatsanwalt Gavin, kann Ihr Belastungszeuge darüber Auskunft geben, wer Louis Hiller erstach?“, fragte der Richter. Ich war mir ziemlich sicher, dass Gavin gerade das Bild von Justin Case vor Augen hatte.

„Mit James Lowery im Zeugenstand wären wir weitaus schneller hier durch.“

„Gut. Dann sehe ich keinen Grund länger zu warten. Rufen Sie den Zeugen auf!“

„Nein. Noch nicht“, unterbrach Justin Case. „Das ist meine Zeugin, Euer Ehren. Haben Sie das vergessen?“

Was hatte er vor? Ich straffte den Rücken, wie ich es schon getan hatte, als ich in den Zeugenstand getreten war.

„Ema Skye!“, rief er durch den Saal wie der Prophet auf dem Berg. „Sie haben im Fall ermittelt. Ich möchte gern von Ihnen wissen, welche Art von Täter Sie im Kopf hatten.“

Scheiße. Die Frage war unendlich fies.

„Ich weiß nicht, was Sie meinen“, log ich.

„Sie haben mich verstanden. Haben Sie ein Täterprofil erstellt?“

„Schon.“

„Deckt sich das Täterprofil mit Ihrer Meinung?“

„Ja, aber...“

„Ja oder nein?“

„Ja.“

„Und passt meine Mandantin in dieses Täterprofil?“

„Zum Teil. Wir suchten nach einem überdurchschnittlich intelligenten Täter zwischen 20 und 40 Jahren, der sowohl Hiller als auch Cadaverini kannte.“

„Sie suchten nach einem Täter? Keine Täterin?“ Case lächelte verschlagen und lehnte sich auf der Verteidigerbank nach vorn.

„Sind Sie der Meinung, dass der Mörder von Enzo Cadaverini auch Louis Hiller tötete?“

„Das weiß ich nicht“, wich ich aus.

„Glauben Sie es?“

„… Ja.“

Wie ein kleiner Junge in der Schule lümmelte Case auf der Bank, das Kinn auf der rechten Faust abgestützt.

„Und glauben Sie, dass die Angeklagte Enzo Cadaverini ermordet hat?“

Das war nicht nur fies, sondern verdammt unfair! Die Rolle, die Gavin mir heute zugedacht hatte, müsste jetzt mit einem klaren „Ja!“ antworten, aber die Sachverständige in mir weigerte sich, das Wort über die Lippen zu bringen. Stattdessen sagte ich gar nichts, sondern erwiderte Justin Case‘ erwartungsvollen Blick.

„Einspruch!“ Ein dumpfer Schlag ließ mich zusammenzucken. Gavins geballte Faust ruhte auf der Wand hinter ihm.

„Die persönliche Meinung von Fräulein Skye interessiert hier niemanden. Einzig und allein die Ermittlungsergebnisse zählen.“

Der Richter nickte. „Einspruch stattgegeben. Mr. Case, bitte unterlassen Sie Fragen, die auf subjektive Beurteilungen abzielen.“

„Na gut“, gab Case fröhlich zurück. „Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.“

Natürlich hatte er keine weiteren Fragen und an dieser Stelle war es auch vollkommen egal, dass Gavin ihm durch den Einspruch in die Parade gefahren war. Ich hatte zu lange gezögert und damit den Eindruck erweckt, dass ich an Violas Schuld zweifelte. Damit hatte Case sein Ziel erreicht. Ich fühlte die Unstimmigkeiten, als ich zu meinem Platz zurückkehrte. Da war nicht nur die Tatsache, dass ich Viola für unschuldig hielt, sondern auch der irrationale Wunsch hinter Gavins Anklage zu stehen. Er hielt sich ganz wacker gegen Case, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass er etwas im Schilde führte.

„Die Anklage ruft James Lowery in den Zeugenstand. Er hat mit angesehen, wie die Angeklagte Enzo Cadaverini erschossen hat. Bei dem Zeugen handelt es sich um den Zwillingsbruder des ermordeten Louis Hiller.“

Der Gerichtsdiener ging vor die Tür und kehrte wenige Augenblicke später mit Lowery zurück. Auf dem Weg zum Zeugenstand warf er unsichere Blicke nach links und rechts und als er auf Violas Höhe angekommen war, zuckte er zusammen, als hätte ihn etwas gebissen. Kein Wunder. Der Blick, den sie ihm schenkte, hätte den meisten das Blut in den Adern gefrieren lassen. Auch Case sah mit einem kalten, herablassenden Blick auf Lowery hinab, sobald dieser im Zeugenstand angekommen war.

„Fürs Protokoll. Ihren Namen und Beruf, wenn es recht ist“, begann Gavin.

„James. L-L-Lowery. Und ich arbeite b-b-bei der Post.”

„Sind Sie nervös, Mr. Lowery?“, fragte der Richter, der sich wohl über dessen Stotterei wunderte.

„Mr. Lowery ist seit Kindheitstagen ein Stotterer. Ein irreparables Problem mit dem Zwerchfell, Euer Ehren. Ich möchte die Verteidigung ausdrücklich davor warnen, den Zeugen zu sehr unter Druck zu setzen. Andernfalls könnte sich das verschlimmern, ja?“

„Hier wird niemand unter Druck gesetzt. Und wenn sich die Verteidigung nicht daran hält, wird sie den Druck meines Hammers spüren“, stellte der Richter klar.

Case stieß ein unterdrücktes Lachen durch die Nase, während seine Lippen geschlossen blieben.

„Ihre Aussage zur Tatnacht am 30. September, Mr. Lowery.“

Für einen Moment fragte ich mich, ob er Gavin überhaupt gehört hatte, denn er starrte unentwegt in die Richtung von Case. Vermutlich war ihm mulmig beim Gedanken, ihn gleich belasten zu müssen. Erst als Gavin geräuschvoll seine Faust auf die Anklagebank schmetterte, fuhr Lowery erschrocken zusammen, als sei er plötzlich aus einer Trance gerissen worden.

„Zeuge. Ihre Aussage bitte.“

„J-Ja. Okay.“

„Wenn es möglich ist, heute noch, ja?“, sprach Gavin in einem Ton, den man einem begriffsstutzigen Kind gegenüber anschlug.

„Ich und Louis waren v-verabredet. Im Park. Mit unserem Daddy. Ich sah ihn d-das erste Mal. War überglücklich. A-Aber dann kam sie. Und tötete ihn. Sie sagte, dass er sie verraten habe.“

Die Aussage war ähnlich verwirrend und schwammig wie jene, die er gegenüber Gavin im Verhör gemacht hatte.

„Mr. Lowery, Sie sagten soeben Daddy“, stellte der Richter verwundert fest.

„J-Ja.“

„Louis Hiller und James Lowery sind Kinder aus einer unglücklichen Liaison zwischen Enzo Cadaverini und Pamela Kitaki. Nach der Geburt gab Enzo die Zwillinge zur Adoption frei, weil sein Onkel Bruto damit drohte, die Kinder zu töten“, klärte Gavin auf.

„Das ist ja furchtbar!“, sagte der Richter.

„Die familiären Verbindungen können Sie dem Gutachten aus der Forensik entnehmen. Offiziell galt Enzo als kinderlos. Tatsächlich hatte er aber zwei Kinder, von denen niemand etwas wissen sollte.“

„Knapp daneben, kleiner Staatsanwalt.“

Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, Justin Case in sitzender Position auf der Verteidigerbank zu sehen, nur dieses Mal saß er mit dem Rücken zu uns, die Arme nach hinten abgestützt. Über die Schulter warf er Gavin sein spitzes Lächeln zu.

„Enzo hatte drei Kinder. Pamela war nicht die einzige Frau in seinem Leben. Ein Kind mehr oder weniger – was tut das schon zur Sache?“

Kurz sinnierte ich über den triefenden Sarkasmus seiner Frage und als ich Gavin ansah, wusste ich, dass ich nicht die Einzige war. Nachdenklichkeit hatte sich über sein Gesicht gelegt, fest und starr wie eine Maske.

„Ihr Zeuge, Mr. Case.“

„Ist das Ihr Ernst, Euer Ehren?“

„Bitte?“

„Was soll ich mit dem Gestammel anfangen?“

„Mr. Lowery belastet immerhin Ihre Mandantin. S-Sie... Sie lachen ja schon wieder, Mr. Case!“

„Schon gut.“ Case ließ sich nach hinten fallen. Er lag auf der Verteidigerbank und betrachtete den Zeugenstand kopfüber. „Hallo, werter Zeuge. Ich bin die böse Verteidigung, der Jäger Ihres schlechten Gewissens und Ihre Sterbeversicherung, wenn Sie wollen. Haben Sie sich das gut überlegt?“

Lowery antwortete nicht, aber ich sah, wie schwer er atmete. Gavin und der Richter hatten Case ausdrücklich davor gewarnt, ihn unnötig unter Druck zu setzen. In diesem Moment wusste ich, dass Case ihn in der Luft zerreißen würde.

„Zehn… neun… acht… sieben… sechs…“, zählte Case hinunter und mit jeder weiteren Zahl richtete er sich ein Stück auf. Nach der Eins prüfte er ein letztes Mal, ob Lowery nicht doch einen Rückzieher machte. Dann sprang er von der Verteidigerbank und zog seinen Krawattenknoten enger.

„Sie und Ihr Bruder trafen sich mit Enzo Cadaverini. Wussten Sie, dass er Ihr Vater ist?“

„J-Ja. Louis hatte es erzählt.“

„Sie wohnen nicht in Los Angeles, richtig?“

„N-Nein. In Fresno.“

„Wie haben Sie Ihren Bruder kennen gelernt?“

„Stand eines Tages v-vor der Tür.“

„Er klingelte bei Ihnen und sagte >Hey Bruder, schön dich zu sehen. Komm, lass uns zu Daddy fahren<?“

„Louis s-sagte, dass wir ihn kennenlernen m-müssen.“

Mit langsamen, bedächtigen Schritten kam Justin Case hinter der Verteidigerbank hervor, die Hände in den Hosentaschen vergraben.

„Und Sie sind mit ihm gefahren?“

„Ja.“

„Warum?“

„… W-Weiß nicht.“

„Sie wissen es nicht? Das ist merkwürdig. Ich an Ihrer Stelle hätte dem Kerl, der aussieht wie ich, die Tür vor der Nase zugeschlagen und hätte das für einen schlechten Scherz gehalten.“

„I-Ich…“

„Wussten Sie, dass Sie adoptiert wurden?“

Lowery zitterte so heftig, dass er die Flüssigkeit im Wasserglas verschüttete, als er zum Trinken ansetzen wollte. Beim Knallen des Hammers hätte er vor Schreck beinahe das Glas fallen lassen.

„Mr. Case, unterlassen Sie es den Zeugen einzuschüchtern!“

„Euer Ehren, ich stelle ihm ein paar harmlose Fragen. Geben Sie die Schuld dem kleinen Staatsanwalt. Wenn er Zeugen aufruft, die gesundheitlich nicht in der Lage sind, vor Gericht auszusagen, haben wir ein viel größeres Problem als einen überschwemmten Zeugenstand.“

Gavin zog ein Stofftaschentuch aus der Innentasche seines Sakkos.

„Ich versichere, dass der Zeuge voll und ganz in der Lage ist, auszusagen.“

Justin Case war zu ihm vorgetreten und streckte die Hand nach dem Taschentuch aus. „Dann sind wir alle von Herzen beruhigt, Klavier Gavin.“

Gavin ließ den Stoff nicht sofort los und Justin Case zerrte auch nicht daran. Eher zerrissen sie sich in ihrem Augenkontakt. Case sagte etwas zu Gavin, aber ich konnte es nicht hören. Es war, als ob er nur stumm die Lippen bewegte. Gavin ließ los.

„Noch mal. Wussten Sie, dass Sie adoptiert wurden?“

Case wischte mit schnellen Handgriffen das verschüttete Wasser mit Gavins Taschentuch auf.

„N-Nein.“

„Und diese Antwort ist… korrekt. Sehr gut, Zeuge.“

„Ich kann Ihnen nicht folgen, Mr. Case“, mischte sich der Richter ein.

„James Lowery ist in einer Pflegefamilie aufgewachsen. Nicht nur Klavier Gavin war in Fresno, um ein paar Nachforschungen anzustellen. Ebenso ich.“

„Zeuge, wieso brauchten Sie so lange zum Antworten?“, fragte der Richter.

„I-Ich hab n-nur…“

„Überlegt?“, beendete Case Lowerys Satz. Als dieser nickte, drehte sich Case zum Richter herum und breitete die Arme aus.

„Er hat nur überlegt, Euer Ehren. Hören Sie auf den Zeugen unter Druck zu setzen!“

„Ich bitte vielmals um Entschuldigung!“, war die schuldbewusste Reaktion.

Justin Case schlenderte wie auf einem Spaziergang um den Zeugenstand und betrachtete im Vorbeigehen James Lowery ausgiebig von oben bis unten. Nach der dritten Musterungsrunde blieb er abrupt stehen und fragte: „Sie fuhren mit Ihrem Bruder nach Los Angeles mit der Erwartung zum ersten Mal Ihren Vater zu treffen?“

„Ja.“

„Das sollte ein hübsches, kleines Familientreffen werden. Richtig?“

Lowery nickte.

„Mitten in der Nacht?“

„Ja. S-Sollte geheim sein.“

„Wussten Sie, in welchen Kreisen Ihr Vater verkehrte? Wer die Cadaverinis sind?“

„Louis sagte, er w-würde uns nichts tun.“

„Hatten Sie je von Viola Cadaverini gehört, der Dame, die dort drüben sitzt?“

Case zeigte demonstrativ auf Viola. Mir fiel auf, wie teilnahmslos sie in eine andere Richtung starrte, als ginge sie all das hier nichts an.

„Louis s-sagte, dass sie g-g-gefährlich ist.“

„Deshalb ein Treffen in der Nacht?“

„Ja.“

„Hatten Sie keine Angst?“

„Ich wollte D-Daddy sehen.“

„Um welche Uhrzeit trafen Sie beim Park ein?“

„Ein Uhr morgens.“

„Und Ihr Vater?“

„D-Daddy war schon d-da.“

„Und die Angeklagte?“

„Kam später.“

„Wie viel später?“

„E-Eine.. e-eine Viertelstunde.“

Case lief rückwärts auf die Verteidigerbank zu. Bevor er sich umdrehte und nach seinen Unterlagen griff, machte er eine wegwerfende Handbewegung.

„Und vorher sprachen Sie mit Ihren Vater? Was hat er gesagt?“

„Er freute sich uns zu sehen. S-Sagte, dass alles gut wird.“

„Alles gut? War denn etwas nicht in Ordnung?“

Lowery schwieg. Der Schweißfilm auf meinen Fingern nahm zu. Obwohl ich nicht mehr im Zeugenstand aussagen musste, war ich angespannter denn je. Case sah von seinen Unterlagen auf, weil er keine Antwort von Lowery bekam. Er lächelte spitz.

„Sind Sie eigentlich lebensmüde?“

„W-Was?“

„Ich an Ihrer Stelle hätte Angst gehabt. Heute und in jener Nacht. Euer Ehren, bitte sehen Sie sich das hier an.“

„Was ist das?“ Der Richter betrachtete das Papier, das er gerade von Case erhalten hatte, mit zusammengekniffenen Augen.

„Der Beweis dafür, dass ich mich in jener Nacht einer Straftat schuldig machte“, erklärte Case nonchalant, während er Gavin eine weitere Kopie vorlegte. Ich erhob mich von meinem Platz und trat zu Gavin um ebenfalls einen Blick darauf zu werfen. Ein Foto, das dass Innere eines Wagens mit vier Insassen zeigte.

„Von welcher Straftat sprechen Sie?“, fragte der Richter. Hatte ich eben noch irrwitzigerweise angenommen, dass Case hier etwas à la „Ich erstach Louis Hiller“ gestehen würde, so wie Lowery ausgesagt hatte, fiel es mir schwer auf diesem Bild etwas zu finden, dass man als Straftat identifizieren konnte.

„In jener Nacht fuhr ich zu schnell, Euer Ehren. Ich wurde geblitzt und erhielt eine Strafe von 300 Dollar.“

Halt! Die Insassen – ich sah Case am Steuer, auf der Rückbank Hiller und Viola und auf dem Beifahrersitz… Enzo Cadaverini.

„Werfen Sie einen Blick auf Datum und Uhrzeit“, forderte Case uns auf.
 

9/30/2025 – 01:09:05
 

D-Das widersprach vollkommen den Worten von James Lowery! Ich schielte zu Gavin und wunderte mich, dass er so gelassen das Bild betrachtete.

„Was ist hier los?“, fragte ich ihn leise.

„Die Ouvertüre ist vorbei, Fräulein Skye. Entspannen Sie sich.“

Ouvertüre? Entspannen?!

„Er hat Lowery gerade als Lügner entlarvt! Ihre gesamte Anklage geht den Bach runter“, zischte ich etwas eindringlicher, weil ich das Gefühl hatte, dass Gavin mich nicht verstand.

„Haben Sie es noch nicht begriffen? Genau das ist der Plan.“

Plan? Das war ein verdammter Plan?!

„Mr. Lowery!“, sagte der Richter. „Dieses Bild zeigt ganz deutlich, dass weder Enzo Cadaverini noch Louis Hiller unter den von Ihnen beschriebenen Umständen am Tatort waren.“

„Einspruch!“, meldete sich Case. „Es tut mir sehr leid, Euer Ehren. Des Nachts kann man sich schon mal in den Uhrzeiten vertun. Oder was meinen Sie, Zeuge?“

Lowery blieb nichts anderes übrig als zu nicken, obwohl deutlich zu hören war, dass Case ihm nicht helfen wollte, sondern nur den nächsten Angriff vorbereitete.

„Viel interessanter ist doch, warum diese vier Personen – mich eingeschlossen – mitten in der Nacht in einem Affentempo durch die Straßen jagen.“

Als Case einen Brief auseinander faltete, hielt ich kurz den Atem an. Nicht schon wieder eine dieser Nachrichten.
 

Suchen Sie Ihre Söhne. Jener, den Sie nicht finden, wird Punkt 1.30 Uhr heute Nacht sterben. Wenn Sie nicht wollen, dass das passiert, bringen Sie vor Ablauf der Zeit das Messer des rechtmäßigen Nachfahren Brutos in den Elysian Park.
 

Von allen Nachrichten fand ich diese am schlimmsten. Ich merkte, dass ich zu stark mit den Fingern auf meinen Kehlkopf drückte, obwohl ich nur unwillkürlich über meinen Hals streichen wollte.

„Ich nehme an, das war kein Bote“, mutmaßte Gavin.

„Enzo hat kurz nach 1 Uhr eine anonyme SMS auf seinem Handy empfangen. Er hat das ganze Haus in Aufruhr versetzt. Es blieb keine Zeit, den Absender ausfindig zu machen“, erwiderte Case und drehte sich zu Lowery. „Etwas, das Louis zweifelsfrei gelungen wäre, nicht wahr?“

Täuschte ich mich oder lag da etwas Brüchiges in Case‘ Stimme?

„Weiß n-nicht. I-Ich weiß von n-ni-“ Lowerys Gestammel erstickte unter dem Hammerschlag.

„Enzo Cadaverini wurde erpresst und wenig später erschossen. Also war das eine Falle! Und dann sind Sie zu viert… Mr. Case?“

Das Murmeln, welches immer lauter wurde, folgte Case auf den Fersen. Er ging direkt auf die Gerichtssaaltür zu.

„Ich bitte um eine Verhandlungspause, Euer Ehren.“

„Wenn Sie jetzt gehen, entlasse ich den Zeugen.“

„Ich habe keine weiteren Fragen an James Lowery.“

„Einspruch! Casey, vielleicht haben Sie keine weiteren Fragen an James Lowery, aber an jemand anderen.“

Case hielt direkt vor der Gerichtssaaltür inne, die Hand bereits auf der Holztür.

„Zum Beispiel?“

„Louis Hiller.“

Hiller?!

Das Murmeln schlug in empörtes Tuscheln um. Ganz langsam neigte Case seinen Kopf in Gavins Richtung. Er lächelte diabolisch.

„Sie haben Sinn für Dramatik, Klavier Gavin.“

Ich konnte nichts anderes mehr tun, als Gavin mit offenem Mund anzustarren.

Bam! Bam! Bam!

„Ruhe! Ruhe, sagte ich!“, schrie der Richter durch die mittlerweile recht laute Empörung. „Staatsanwalt Gavin, soll das etwa ein Scherz sein?!“

„Die Hallen der heiligen Justitia würde ich auf diese Weise niemals beleidigen, Herr Richter.“

„Und warum gedenken Sie den toten Louis Hiller in den Zeugenstand zu holen?“

„Ach, tue ich das? Louis Hiller ist quicklebendig. Er steht direkt vor Ihrer Nase.“

Kein Richterhammer dieser Welt hätte das Chaos, das nun ausbrach, bändigen können. Die Leute sprangen von ihren Sitzen hoch, die Hände vor den Mund geschlagen oder auf die Person im Zeugenstand zeigend. Auf jene Person, die auch ich noch vor einer Minute für tot hielt. Louis Hiller.



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