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Alltagsheldinnen

Tenten und Sakura
von

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Avantgarde

Es vergingen mehrere Wochen bis Tenten wieder an Inos Vorschlag dachte.
 

Der erste Vorfall begann mit einem harmlosen Lied im Radio. Es war uralt. Aber es war nun einmal jenes Lied gewesen, das in dem feinen Lokal gespielt worden war, als er sie damals zum ersten Mal auf eine Tanzfläche gezogen hatte. Genau konnte sie spüren, wie seine Finger an ihrem Rücken sie an ihn pressten, er ihre Hand hielt. Zärtlich drückte er zu. Sacht schleiften seine polierten Schuhe über das Parkett und zahm und unsicher konnte sie ihre eigenen Füße seinen folgen hören. Die süßen, kleinen, schwarzen Schuhe, die sie getragen hatte, mit der schmalen, putzigen Schleife vorn, sprangen ihr sofort wieder ins Gedächtnis, ebenso die glatte Textur seiner Anzugsjacke.

Meilenweit von diesem Abend entfernt saß Tenten in Lees spartanischem Wohnzimmer, die Arme um ihre Knie geschlungen und die Augen geschlossen. Ob den Gefühlen, die die altmodische Melodie ihrer Brust entriss, musste sie ihr Gesicht verzerren, um die Tränen zurückzuhalten. Mit jedem Atemzug wurde es agonisierender den Brustkorb zu heben und zu senken und schließlich ließ sie sich auf den Rücken rollen und zu einem Ball zusammengezogen versteckte sie ihr Weinen hinter ihren Händen, als sie schluchzend aufgab. Obgleich ihres lautstarken Flennens war sie noch nie von solcher Stille ummantelt worden.
 

Schnell kam und verging der Sommer, der sich nie lang mit Konoha-Gakure befasste. Tenten verbrachte ein paar gemütliche Tage zu Hause, ging ins Kino mit Lee oder hörte Ino zu, was ihr für das Buch so vorschwebte.

Sie hatte daran gedacht Neji zu warnen, aber da sie ihn nicht mehr täglich sah, war ihr eigentlich nicht danach.

Sie hatte noch ein paar freie Tage übrig, aber der Sommer hatte sich längst verabschiedet. Übernacht hatte es das erste Mal wieder gefroren und man konnte die enttäuschten Blicke, die aus jedem Fenster strahlten, regelrecht spüren.

So kommen wir zu unserem zweiten Vorfall.

Es hatte nicht nur gefroren, es war auch ein windiger Tag, ein halbes Jahr nach der Szene im Auto und Tenten schlurfte zur Mülltonne. Unerklärlicherweise hatte sie sich die Zeit zum Mantelanziehen gespart. Jetzt zitterte sie.

Sie wollte gerade ihren letzten Schlurfer vollenden, da mochte sie das Eis auf dem Bordstein nicht mehr. Pflatsch - landete sie auf ihrem Hintern. Wie Murphy es natürlich so will, hatte sie ausgerechnet heute den Müllsack nicht zugeknotet, ergo war sie bald ein bemitleidenswerter Anblick am Straßenrand mit einer Bananenschale auf dem Kopf. Fast erwartete sie, dass auch noch ein Kind aus einem Haus gelaufen kam, um "Haha!" zu schreien, mit dem Finger auf sie zu zeigen und sich wieder aus dem Staub zu machen.

Von dem Kind wurde sie verschont, von dem Erwachsenen, der aus dem Auto stieg, natürlich nicht.

"Haha", machte Neji, behielt seine Hände aber in den Manteltaschen.

"Was machst du hier?" Mühsam rappelte Tenten sich wieder auf. Mit hochrotem Kopf versuchte sie ihren Abfall wieder in die Plastiktüte zu bugsieren.

"Du warst lange nicht mehr beim Training."

"Ich hatte ja auch Sommerpause. Tsunade hat dir bestimmt so'n dämlichen Zettel geschickt." Sie blickte auf. "Weil du Teamleiter bist und so."

Er nickte, aber das sah sie nicht mehr, denn sie widmete sich einem vergammelten Stück Brot.

"Ihh."

"Lass mich ... ", bot Neji an und nahm ihr die Tüte aus der Hand. Wesentlich geschickter stellte er sich beim Aufsammeln an und als er den Müllsack plus Inhalt erfolgreich in der Tonne platziert hatte, nuschelte Tenten:

"Du hast ja auch Taschen, da sind deine Finger nicht steifgefroren."

Nach einem kurzen Schweigen und einer ausgiebigen Inspektion beider Parteien des Bodens, begann Partei Neji einen Vorschlag auszuführen: "Magst du mit zu mir kommen?"

Überrascht fuhr Tentens Blick hoch. Sie war noch nie bei ihm zu Hause gewesen.

"Hm."

"Mein Onkel ist gestorben", fügte er hinzu als wäre das eine passende Erklärung für seinen Antrag zumal er seinen Onkel nicht einmal gemocht hatte.

"Außerdem dachte ich, ich seh 'mal nach der Heulsuse."

Tenten verdrehte die Augen, ließ sich aber trotzdem breitschlagen. Wieso auch nicht?

Vielleicht konnte sie ihn nun warnen. Außerdem fehlte ihr ein bisschen männliche Gesellschaft ... Lee nicht mit eingeschlossen.

"Klar."

Und so schlicht kam es, dass nach längerer Zeit eine Frau, die keine Hyuga war, das Hyugaanwesen betrat.

Das Gartentor quietschte nicht, der Vorgarten war bildhübsch – mit großen Grasnarben und kunstvoll geschnittenen Büschen, duftenden, exotischen Blumen und Obstbäumen. Alles leuchtete in frischem Grün oder sattem Braun, ab und an ein Farbklecks.

Der Kies knirschte unter Tentens Turnschuhen und sie sah ein paar junge Hyugamädchen, die in feinen Kleidern spielen mussten.

"Was ist, wenn sie die dreckig machen?"

"Sie machen sie nicht dreckig", versicherte Neji und sein Blick sagte alles, was zu dem Thema zu sagen war. Die armen Kinder. So konnte man doch nicht großwerden.
 

Die Inneneinrichtung eines der Nebenhäuser war fast schon gemütlich. Alle Wände waren mit hellem Holz vertäfelt und die Treppe knarzte sogar heimelig.

Oben angelangt öffnete Neji die Tür zu seinem Reich.

Verblüfft blieb Tenten im Türrahmen stehen.

Nejis Aufenthaltsräume waren gar nicht, wie sie es erwartet hatte.

Allerdings wusste sie auch nicht so recht, womit sie gerechnet hatte. Schwarzer Anstrich? Waffen an den Wänden? Eine mittelalterliche Folterkammer?

Vielleicht war ihre Fantasie ein wenig mit ihr davon gelaufen, aber so hell und freundlich hätte sie es sich nicht träumen lassen. Gegenüber von der Tür gewährten Panoramafenster einen herrlichen Blick auf einen kleinen Teich mit einer Trauerweide und einem Blumenbeet. Vor dem Fenster ganz links stand ein kleiner Schachtisch und an der Wand daneben ludt eine beige Couch zum Ausruhen ein. Die restlichen Wände des Zimmers wurden von Bücherregalen beherrscht. Alle Wände. Bücherregale bis zur Decke. Sie konnte die Titel nicht erkennen, aber Bücher von allen Arten und Größen, Farben und Verwitterungen waren zu erkennen. Selbst das war aber noch nicht das Eindrucksvollste. Mitten im Zimmer wurde jeder, der eintrat, von diesem modernen, abstrakten Kunstwerk überwältigt. Fasziniert taumelte Tenten ein paar Schritte über den flauschigen, cremefarbenen Teppich.

"Was ist es?"

"Der Künstler nannte es 'hockende Frau'." Amüsiert betrachtete Neji wie Tenten näher trat, um die "hockende Frau" besser aufnehmen zu können.

"Sie sieht so traurig aus. Ihr Kopf ist gesenkt", stellte Tenten fest, aber Neji schüttelte sacht den Kopf.

"Sie ist zufrieden mit sich selbst und entspannt."

Zweifelnd sah sie ihm in die Augen. Dann zuckte sie mit den Achseln und wandte sich ab. Wenn er meinte. Es war schließlich sein Kunstwerk.

"Spielst du Schach?", wollte Neji hoffnungsvoll wissen. Tenten schüttelte den Kopf und huschte weiter ins Schlafzimmer. Stirnrunzelnd folgte er ihr.

Ein Doppelbett. Das erste, was Tenten dachte, war: Er hat ein Doppelbett. Erst dann fiel ihr auf, dass ein Blumenstrauß in einer stilvoll bemalten Vase seinen Nachttisch zierte. Das schien auch nicht zu ihm zu passen. Sonst befanden sich im Zimmer noch ein paar mehr Bücherregale, ein großer Schrank und eine angsteinflößende Truhe aus demselben dunklen Holz wie alles andere und ein großes Aquarium.

"Süßwasser", erklärte er als er ihrem Blick folgte.

"Sie sind wunderschön."

Lauter bunter Fische schwammen durch ein künstliches Korallenriff.

"Du kannst sie auch füttern, wenn du willst?", schlug Neji vor, ließ es aber klingen, als hätte er selbst nur bloß keine Lust dazu.

Tenten nickte abwesend. Schon bald schob er sie näher an den großen Glaskasten heran, schloss ihre Finger um eine Dose Fischfutter und führte ihre Hand über die Wasseroberfläche. Immer mehr wurde zu den Tieren gekippt. Eifrig schossen die Fischchen, groß und klein, nach oben, tummelten sich dort. Während Neji das Futter mit einer Hand wieder absetzte, konnte Tenten seinen warmen Atem im Nacken spüren.

Sie wandte sich um und nahm das ganze Dekor seiner Wohnstätte in sich auf.

Alles war schön und hell.

Neji war fast schon eine Nervensäge, wie er sich nie um etwas zu kümmern schien, wie er simple. menschliche Dinge abstoßend fand, aber langsam begriff Tenten, dass seine Augen andere Dinge sahen. Wenn sie sich die Statue im Wohnzimmer ansah, sah sie eine dunkle Masse, aber sie war davon überzeugt, dass Neji tatsächlich die hockende Frau darin sah.

Sein Sinn für Ästhetik unterschied sich vielleicht nur von dem allgemeinen Verständnis der Schönheit. Wie frustrierend das sein musste von niemandem verstanden zu werden.

"Du hast ... eine sehr schöne Wohnung."

"Wenn du meinst." Er schaute hoch zur Decke als hätte er dort etwas Faszinierendes entdeckt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tattles
2011-11-08T18:05:10+00:00 08.11.2011 19:05
Armer Neji, sein Onkel ist gestorben! Damit meinst du doch Hina´s Vater, oder?? WO ist die eigentlich?? Naja, egal!
Das Kapitel war mal wieder super, zwar nicht so lachhaft, aber schön!

Und weiter geht´s XD

Lg Jasmin

✖✐✖


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