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Green Moon

Full Eclipse: One [♥]
von

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Persuasion

Überredungskünste
 


 

„Taten überreden eher als Worte.“

- Andrew Carnegie
 


 

15. Mai, 1. Jahr
 


 

In ihren Augen waren Wölfe immer wunderschöne Tiere gewesen. Sie können eine Geschwindigkeit von bis zu vierzig Meilen die Stunde erreichen und fünfundzwanzig Meilen am Tag zurücklegen. Sie sind bekannt dafür, dass sie ihre Beute erst einmal fünf Meilen weit verfolgen. Gute Kämpfer und noch bessere Killer sind sie – wie Selena am eigenen Leib erfahren hatte.

Schon seit fast zwei Wochen hatte sie Alessio nicht mehr gesehen. Doch das machte ihr nichts aus. Ihre letzte Begegnung war ihr noch gut im Gedächtnis geblieben.

Sie fühlte sich immer noch so hintergangen, wenn sie daran dachte. Nachforschungen hatten ergeben, dass Alessio ein Werwolf war. Und sie bezweifelte diese Existenz kein Stück mehr, immerhin hatte sie es mit eigenen Augen gesehen.

Sie sah nun jeden Wolf anders. Und diese wunderschönen Geschöpfe, die sie einst so bewundert hatte, waren in ihren Augen nur noch Lügen.
 

Doch merkwürdigerweise fühlte sie sich in den letzten Tagen so anders. So leer, als würde ihr irgendetwas Wichtiges fehlen. Des Öfteren starrte sie auch die Handynummer von Alessio an und spielte ernsthaft mit dem Gedanken, ihn einfach anzurufen, um wieder seine Stimme hören zu können.

Kopfschüttelnd rührte sie weiter die Tomatensoße, die sie für das Mittagessen zubereitete. Ihre Schwester Helena war wieder bei ihr, dementsprechend fiel das Essen so aus, wie die Kleinere es wollte.

Helena betrat jetzt auch die Küche und sah ihre große Schwester von der Seite einfach nur an.

Selena wurde darauf aufmerksam und sah kurz zu ihr. „Was ist denn?“

„Hattest du mal wieder ein Date mit Alessio?“ Unschuldig lächelte sie.

Selena packte den Kochlöffel etwas fester an. Ein Date hatte sie noch nie mit ihm gehabt und nun würde sie vermutlich auch nie eines mit ihm haben. „Nein, hatte ich nicht.“

„Wieso das denn nicht? Ist er doch nicht so toll?“

Selena seufzte. „Lena, ich möchte nicht darüber reden. Alessio hat mir weh getan, okay? Vermutlich kann ich ihm das nicht verzeihen.“

„Hat er eine andere Freundin?“

„Ja“, log sie jetzt. Selena konnte ihrer Schwester doch niemals die Wahrheit sagen. Sie würde sie für verrückt erklären! „Ich habe mich in ihm getäuscht und fertig. Das Thema ist bei mir abgeschlossen.“

„Du wirkst aber nicht so.“

Verdammt, wieso ist sie nur so schlau?, schoss es Selena durch den Kopf, während sie den Herd ausschaltete.
 

„Treff dich doch mit ihm.“

Selena sah ihre kleine Schwester an. „Helena, ich möchte nicht. Es wäre schön, wenn du mich nicht weiter an ihn erinnern würdest. Darauf kann ich gern verzichten.“

Helena schnaubte kurz, bevor sie die Küche verließ und kurz darauf mit dem Telefon wieder kam.

„Was wird das denn jetzt?“, fragte Selena, als sie die Teller aus dem Schrank holte.

Helena wedelte mit einem Zettel vor ihrer Nase rum. „Ich ruf ihn jetzt an.“

Vor Schreck ließ Selena die Teller fallen, welche auf dem Boden in dutzende Teile zersplitterten. „Was?“

„Du hast schon richtig gehört. Wenn du zu feige bist ihn anzurufen, dann tu ich das eben.“ Sie begann die Nummer einzugeben, als Selena ihr das Telefon aus der Hand riss. „Man, Seli. Sonst wird das nie was.“

„Versteh doch, es soll nichts mehr werden. Es ist abgehakt für mich, okay? Häng dich da doch einfach nicht mehr rein, Lena.“

Helena sah ihre Schwester erst einige Sekunden an, bevor sie seelenruhig sagte: „Ich kenne dich, Seli. Du tust so, als wäre es dir egal, als wäre er dir egal, aber das ist nicht so. Egal was da vorgefallen ist, es beschäftigt dich. Vielleicht hättest du gern, dass es dir gleich wäre, aber es ist nun mal nicht so.“

Verblüfft über die Ansprache ihrer Schwester sah Selena sie einfach nur an. Bis sie schließlich „Du hast recht“ hervorbrachte.
 

Helena hielt ihrer Schwester die Nummer unter die Nase. „Ruf ihn an und tu, was du tun musst.“ Als Selena schon widersprechen wollte, fügte sie hinzu: „Wenn du’s nicht probierst, weist du nicht, was vielleicht hätte passieren können.“

Und genau dieser Satz war der ausschlaggebende Punkt für Selena, den Mut zu fassen, Alessio anzurufen. Auch wenn sie immer noch ihre Zweifel hatte, Helena hatte recht: sie sollte es versuchen und das irgendwie klären. Falls es zu klären ging.

„Ich geh auch raus, wenn dir das lieber ist.“ Helena schnappte sich schon ihre Schuhe und zog sie ruckzuck an.

Selena lächelte. „Danke, Lena. Für das ganze.“

Ihre Schwester erwiderte das Lächeln. „Gern, Seli. Ich bin auf dem Spielplatz, so eine halbe Stunde.“ Mit diesen Worten flitzte sie aus der Wohnung.
 

Nun war Selena allein und sah auf das Stück Papier hinunter, auf dem diese Handynummer stand. Elf Zahlen. Sie hatte sich diese Zahlen schon so oft angeschaut, dass sie sie fast auswendig kannte.

Ihr Herz klopfte, als sie diese Zahlen in ihr Handy eingab. Dann zögerte sie. Konnte sie wirklich bei ihm anrufen? Was würde er wohl sagen? Würde er überhaupt abnehmen?

Ihre Hände zitterten, als sie das Handy an ihr Ohr hielt. Es kam ein Freizeichen. Dann ein weiteres. Und noch eins. Selena bekam Zweifel und Enttäuschung machte sich in ihr breit. Er wollte nicht mit ihr reden.

Doch gerade als sie auflegen wollte hörte sie seine Stimme: „Hallo?“

Ihr Herz schlug schneller und aufgeregt nahm sie ihr Handy wieder an ihr Ohr. Doch kein Ton verließ ihre Lippen. Verdammt, das konnte doch nicht wahr sein! Jetzt hatte sie schon den Mut ergriffen und er war wirklich dran gegangen, und jetzt das!

„Wenn Sie nichts sagen wollen, dann lege ich wieder auf.“

Genau das wollte Selena nicht. „Hallo Alessio.“ Das war auch nicht gerade Glanzleistung von ihr gewesen. Jetzt wusste er ja nicht einmal, mit wem er überhaupt sprach. Aber da hatte sie sich getäuscht. Denn er hatte sie erkannt.

„Selena.“ Doch seine Stimme klang plötzlich verändert. Bevor sie etwas gesagt hatte, war sie sachlich, eher geschäftsmäßig gewesen. Doch jetzt klang sie so, als müsste er sich beherrschen, nicht von seinen Gefühlen überrannt zu werden. „Wieso rufst du an?“

„Na ja…“, fing sie an, doch dann stockte sie. Was sollte sie ihm sagen? Dass alles blöd gelaufen war? Sie unfaire Dinge zu ihm gesagt hat? Sie trotzdem verletzt war, dass er gelogen hatte? Dass sie ihn vermisste? Immerzu an ihn dachte? Ihn brauchte? „Ich hab in den letzten Tagen viel nachgedacht.“

Es raschelte am anderen Ende. Dann antwortete Alessio mit belegter Stimme: „Und?“
 

Sie biss sich auf die Lippen. „Ich würde gern noch einmal mit dir reden über diese Nacht. Ich sehe jetzt einiges anders als zu diesem Zeitpunkt.“

Sie hörte sein leises Seufzen. „Du machst es mir wirklich nicht einfach. Ich konnte einen großen Teil deiner Reaktionen verstehen, einen anderen nicht. Auch ich habe darüber nachgedacht. Und du hast mich mit den einen oder anderen Worten auch verletzt. Aber, ich bin nun mal nicht perfekt, Selena. Das war ich nie.“

„Es tut mir leid, dass ich dich als Irrer beschimpft habe und –“ Doch sie wurde unterbrochen von ihm: „Du hast dich in einem Schockzustand befunden. Jeder hätte so etwas wie du gesagt, oder so reagiert, glaub mir. Ich habe das schon oft erlebt.“

Selenas Alarmglocken schrillten. Wie er das wohl meinte? Er hatte das schon oft erlebt. Mit wie vielen Frauen hatte er das schon durchgemacht? Eifersucht stieg in ihr auf. „Darf ich dich etwas fragen?“

„Ja.“

„Kam so etwas schon öfter mit Frauen vor?“

Schweigen kam ihr entgegen. Sofort festigte sich ihre Meinung. Sie hatte recht, so etwas kam bei ihm schon viel öfter vor. Deswegen hatte er sich sicherlich auch nicht gemeldet. Dann antwortete er: „Nein, nur mit einer einzigen, und nun dir. Bevor du wieder behauptest, dass ich lüge, ich habe es nie getan und ich schwöre dabei auf alles, was mir lieb ist.“

„Ich glaube dir.“ Das tat sie wirklich. Sie wusste nicht genau wieso, aber sie vertraute ihm. Aber eine Sache musste sie noch unbedingt wissen. „Wieso hast du mich beschützt?“

Wieder schlug ihr Stille entgegen. Selena konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören und ihre Beine zitterten leicht. Diese Situation ging ihr nervlich viel zu nah. Deswegen ließ sie sich auf den Boden sinken und wartete auf seine Antwort.

„Können wir uns vielleicht treffen? Ich würde dir das, wenn dann, gern persönlich erklären. Ich möchte dir so vieles erklären und zeigen. Wenn du einverstanden bist.“

Sofort war sie hellhörig. „Erfahre ich dann mehr über dich?“

Seine knappe Antwort überzeugte sie: „Ja, das wirst du.“
 

„Wann treffen wir uns, und wo?“

Als Alessio antwortete, war seine Stimme voller Enthusiasmus und Selena bildete sich sogar ein, Freude und neue Hoffnung herauszuhören. „Ich komme zu dir und hole dich ab, sobald ich Zeit habe.“

Jetzt musste sie ganz auf ihn vertrauen, dass er sein Wort hielt. Denn, falls er es nicht hielt, würde sie nicht wieder bei ihm anrufen. Sie war nicht der Typ Frau, der Männern hinterherlief. „Ist okay. Und, wenn ich nicht zu Hause bin, wenn du vorbeikommst?“

„Lass das ganz meine Sorge sein. – Ich muss jetzt auflegen. Ich habe mich sehr gefreut, dass du mich angerufen hast. Ich habe mich nicht getraut, dich aufzusuchen. Bis dann.“ Bevor sie antworten konnte, hatte Alessio aufgelegt.

Ihr Herz klopfte wieder wie wild in ihrer Brust. Er hatte sich nicht getraut, sie aufzusuchen? Das klang für sie immer noch unglaublich. Man brauchte sich Alessio nur anzuschauen und wusste, dass er sicherlich alles haben konnte, was er wollte. Und dann traute er sich nicht, sie, Selena Galanis, aufzusuchen?

Sie musste ihm wichtiger sein, als sie gedacht hatte. Oder er hatte eine andere Seite, die sie noch nicht kannte.

In ihrem Bauch kribbelte es. Selena freute sich sehr auf das Wiedersehen mit ihm und auch die Aussprache. Nur eines bereitete ihr Gewissensbisse: er hatte gesagt, dass sie ihn auch verletzt hatte. Womit? Als sie sich entschuldigen wollte, hatte er es abgetan.

Grübelnd saß sie auf den Boden und bemerkte nicht, wie ihre Schwester wiederkam. „Und, wie ist es gelaufen?“

Selena sah zu ihr hinauf. „Hm? – Achso! Tut mir leid. Also, ich werde mich mit ihm treffen.“

Kreischend fiel Helena ihrer Schwester um den Hals, was dieser ein Lachen entlockte. „Wieso rastet du da so aus?“

„Weil ich mich so für dich freue, Seli. Ich finde euch prima zusammen:“ Mit leuchtenden Augen sah sie Selena an. „Wann ist es soweit?“

„Er kommt vorbei, wenn er Zeit hat.“

Helenas Augen wurden größer. „Dann hast du ja ganz schönes Vertrauen in ihn.“

Ja, das musste sie wirklich haben. Doch wo das herkam, konnte sie sich nicht erklären. Genauso wenig, wie dieses Kribbeln im Bauch, was sie bei dem bloßen Gedanken an Alessio verspürte.

Mit einem Lächeln schob sie ihre Schwester etwas von sich. „Komm, jetzt wird aber gegessen. Das Essen ist doch sicherlich schon kalt.“

Helena lachte. „Dann machen wir es eben wieder warm!“

Dadurch musste Selena wieder lachen und Helena stimmte kurz darauf mit ein.
 


 

Gerade als er aufgehört hatte, auf das Telefon zu starren, klopfte es an seine Wohnungstür. Alessio seufzte in Gedanken. Eigentlich hatte er ziemlich deutlich gemacht, dass er nicht gestört werden wollte. „Nein.“

Doch seine Tür öffnete sich. „Ich habe nein gesagt.“

„Entspann dich.“ Matthew kam in den Raum, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. „Du buddelst dich doch sonst nicht so in deiner Wohnung ein.“

„Matt, nerv mich bitte nicht.“

„Mit was?“

Diesmal seufzte Alessio genervt auf. „Mit deiner Ausfragerei. Es ist alles in Ordnung.“

„Du hast Scheiße gebaut.“

Alessio sah seinen Freund an. „Irgendwie schon.“

„Wusste ich’s doch.“ Matthew stieß sich von der Tür ab, schnappte sich den Drehstuhl von Alessios Schreibtisch, setzte sich rittlings drauf und stützte sich mit den Ellenbogen auf der Rückenlehne ab. „Du kannst mit mir erzählen. Ist besser als Frust in sich rein zu fressen.“

Alessio setzte sich auf. „Weist du noch, als ich zu euch gesagt habe, dass ich da so eine Frau kennengelernt habe?“

Matthews Augen wurden groß. „Ist es ernst geworden?“

„So ähnlich. Sie weiß, was ich bin. Ich habe mich vor ihren Augen zweimal verwandelt. Und jetzt habe ich ihr versprochen, dass ich ihr alles erkläre.“
 

Matthew fasste sich an den Kopf. „Man, Alter, du bist doch sonst nicht so verantwortungslos. Ist sie eine von uns?“

„Ich habe keine Ahnung.“

„Ist sie es wenigstens wert?“

Alessio sah seinem Freund direkt in die Augen und mit einer sicheren Stimme sagte er: „Ja, sie ist es definitiv wert.“
 

To be continued.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2011-06-12T13:37:07+00:00 12.06.2011 15:37
Hallöchen =)

An dieser Stelle echt einen Tost auf Helena ! Ohne die kleine Schwester wäre ja wirklich nix mehr aus Selena und Alessio geworden ...
Und ich finde es gut, das Sel sich auch getraut hat, was zu sagen und nicht aufgelegt hat.
Hoffentlich können die beiden alles klären, würde mich echt für die beiden freuen.

Bin gespannt, wie das Gespräch zwischen den beiden verläuft.
LD <3
claudi
Von:  sunny12
2011-06-11T09:59:37+00:00 11.06.2011 11:59
Hey!
Mal wieder ein sehr schönes Kapitel :)
Gott sei Dank hat Selena so eine liebe kleine Schwester. Ansonsten würde es wahrscheinlich nie zu einer Aussprache zwischen Alessio und Selena kommen.
Aber ich bin ja mal gespannt, was er ihr alles zu sagen hat.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es jetzt weitergeht :)
lg sunny12
Von:  MarySae
2011-06-08T18:22:20+00:00 08.06.2011 20:22
Wow O.o
Ich muss sagen: Das gefällt mir. Sehr sogar ^^
Bin eben durch Zufall auf die FF gestoßen und hab sie nicht mehr aus der Hand legen können :3
Dein Schreibstil ist super und die Idee klasse!
Und Al und Seli sind ja wohl mehr als süß. Und ich liebe die kleine Schwester. XD Ihre Art ist einfach zu niedlich >_<

Ich freu mich schon sehr darauf mehr hiervon zu lesen ^^
lg, Linami :3
Von:  mudblood
2011-06-08T07:38:37+00:00 08.06.2011 09:38
Der letzte Satz von Al war ja echt mehr als schön (:

Das gesamte Kapitel war natürlich schön (; Diesen Zwiespalt ob anrufen oder nicht hast du toll beschrieben und Selena kann echt seh froh sein, dass ihre kleine Schwester sie so gut unter Kontrolle hat. (: Manchmal braucht man wohl einfach jemanden, der einen die Augen öffnet. :>

Und das Allesio sofort drauf eingeht um ihr alles zu erklären, ja flott abr ich denke es liegt einfacvh daran, dass er sie so mag. Ich bin nun gespannt, was er ihr sagen wird und wie sie das alles aufnimmt... wert ist sie es ja alle mal (:

Bis zum nächsten mal

glg

mudblood
Von:  fahnm
2011-06-06T19:08:13+00:00 06.06.2011 21:08
Klasse Kapi^^
Von: abgemeldet
2011-06-06T15:44:41+00:00 06.06.2011 17:44
Mensch, schon wieder zu ende. Ich will meeeeehr!^^
Schön das sich die Beiden treffen wollen :)
Bin auf die erklärung gespannt die er liefern wird.
Ich hoffe es geht schnell weiter!

lg Fox


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