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Die Priesterin

von

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Der Sprung allein fraß bereits 3 Stunden des gesetzten Ultimatums. Und damit befand sich der Frachter erst im Sektor Port Riquier. Innerhalb der Republik durfte nicht gesprungen werden, außer man war einer der republikseigenen Transporter, was hieß, Sascha war gezwungen, in Realzeit zu fliegen. Es bedeutete weitere 9 Stunden nach d'Alsace-Lorraine. Für ihre eigenen Besorgungen blieben Sascha also genau 12 Stunden. Ihren ersten Termin hatte sie in rund 2 Stunden. Sascha wurde ganz schwindelig bei Betrachtung ihrer riesigen Küchenuhr. Sie beruhigte sich selbst mit eindringlicher Stimme. „Okay, ich mach das schon...“

„Das Licht ist neu.“, bemerkte die Frau mit dem Dolch neben ihr. Sascha runzelte die Stirn. „Annäherungsalarm. Komisch, jemand ist auf Abfangkurs.“ Sie schenkte der Frau ein gequälte Lächeln. „Ich hab das Gefühl, diesmal würde ich das Geld für den Transfer echt verdienen.“ „Ich werde sehn, was ich tun kann.“, versicherte die Frau, zückte dabei jedoch drohend ihren Dolch. „Schon gut.“, grollte Sascha und ließ sich in den Pilotensitz zurückfallen. Sie aktivierte das Com-System. „Halli-hallo. Hier spricht der Tiefraumfrachter Anabelle. Sie befinden sich auf Kollisionskurs, zeigen meine Instrumente. Ist das Absicht?“ Die Frau musterte sie zweifelnd, denn Sascha hatte wieder mit ihrer Schnurrbartstimme gesprochen. Sascha nickte ihr herausfordernd zu und fragte tonlos: Is was?

Sekunden verstrichen, in denen nur das gleichmäßige Brummen des Schiffsantriebs hörbar war. Schließlich seufzte Sascha: „Die wollen wohl nicht antworten. Na dann...“ Und sie aktivierte trotz Verbots den Sprungrechner. „Wir werden ihnen doch entkommen können, oder?“, fragte die Frau mit gezücktem Dolch besorgt nach: „Was machst du jetzt? Hast du Waffensysteme?“ „Das ist ein Frachter.“, erinnerte Sascha sie: „Und da hinter uns ist ein...“ Sie schaute auf den Außensensorenschirm. „...ein unbekannter grauer Fleck mit vielen Ecken, ohne Größe und Masse... Moment.“ Sie trat gegen die Wandverkleidung unter dem Schirm. Sie schaute wieder. Sie schüttelte den Kopf. „Egal, aber es ist sicher besser bewaffnet als Anabelle. Außerdem sollte Gewalt nur als letztes Mittel eingesetzt werden, am besten gar nicht damit anfangen.“ Dabei warf sie einen bedeutungsvollen Blick auf die blitzende Klinge.

Die Frau räusperte sich bemüht würdevoll. „Ähem, bei mir ists schon Zeit für das letzte Mittel.“

Sascha hatte die Koordinaten von d'Alsace-Lorraine eingegeben. Kaum war die Berechnung erfolgt, startete sie den Sprung.

Nur Augenblicke später erzitterte das ganze Schiff, als ob es auf Felsen gefahren wäre. Etwas schleuderte sie aus dem Sprungkanal. Es krachte und ächzte verdächtig im hinteren Teil des Rumpfes. Sascha klammerte sich mit zusammengebissenen Zähnen an das Ruder, bis die schlimmsten Erschütterungen verebbten. Die Frau neben ihr hatte nicht so schnell Halt gefunden. Ihr Körper wurde vom Co-Pilotensitz gegen Saschas Armlehne und auf den Boden zwischen ihnen geschüttelt. Doch gleich war sie wieder auf den Beinen. „Was ist passiert?“, verlangte sie zu wissen. „Ach, es war einen Versuch wert.“, bemerkte Sascha nur und ging die Daten der Außensensoren durch. „W-a-s ...“, wollte die Frau neuerlich fragen, nur heftiger, doch Sascha unterbrach sie hastig: „Festhalten, das ist kein leerer Kanal!“ Mit beiden Füßen stemmte sie das Steuer von sich weg. Der Frachter bockte, doch schließlich hüpfte er ruckhaft einige Male nach vorn.

Die Frau fiel nach hinten und als sie Sascha wiedersah, hatten sich Strähnen ihres hellen Haares blutrot gefärbt. „Au!“, rief Sascha erschrocken aus: „Du ...blutest da.“ Die Frau stand stocksteif auf ihren durchgestreckten Beinen und ihre Augen wirkten sonderbar glasig. Sie sagte in zackigem Militärston: „Ja, bitte!“ Flüchtig besah sich Sascha nochmal die Sensordaten, bevor sie sich schnell hochstemmte und ihrem Passagier helfend zur Seite sprang. „Kopferschütterung, vermutlich.“, erklärte sie ihr und bugsierte sie auf den zweiten Sitz: „Das vergeht wieder. Kopf vorn halten, wehe, ich hab dann dein Blut am Polster. Da, pressen.“ Sie griff sich eine der vollgeschmierten Servietten vom Boden, lenkte sie mit einer Hand der Frau auf den blutenden Hinterkopf und drückte sie dort gegen die Wunde. „So bleiben, ja?“ „Danke, nein!“, bellte die Frau. „Ist das Humor oder Verwirrung?“, erkundigte Sascha sich.

Sie kehrte auf ihren Pilotensessel zurück und rief den Schadensbericht des Schiffs ab. „Ach du je... Es gibt nämlich nen Grund, warum man innerhalb der Republik nicht springen sollte. Überall verkehren öffentliche Transporter, da nicht mit einem anderen Sprungkanal zu kollidieren ist nahezu unmöglich. Aber ich habs ja unbedingt versuchen müssen. Scheinbar sterb ich lieber in einem Zusammenstoß, der tausende weitere Menschen gefährden kann, als an nem Schnitt im Hals.“ Die Frau neben ihr verfolgte mit einem Finger langsam unsichtbare, schwebende Gegenstände vor ihr. Sascha fuhr sie an: „Das wär auf deine Kappe gegangen, karmatechnisch, das ist dir hoffentlich klar!“ Die Frau fragte ins Nichts: „Was?“ „Schon gut.“, räumte Sascha ein: „Ich bin schuld. Ich hab den Knopf gedrückt.“

Als Sascha sicher gegangen war, dass sich kein weiteres Schiff in ihrer Nähe befand, machte sie sich auf den Weg, kleine Risse mit Aluplatten und Nieten zu stopfen. Davor nahm sie der abwesenden Frau jedoch vorsorglich ihren Dolch ab und band ihn sich selber um die Taille.



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