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Nachtglitzer

AltairxAlena
von

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Kapitel 8: Mondschein

Kapitel 8: Mondschein
 


 

Der Morgen kam zu früh. Unruhig wandte sie sich von der einen Seite auf die andere. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, als bereits auf dem Gang mehrere Schritte zu hören waren. Alena dachte sich nichts dabei – umso mehr erschreckte sie sich, als ihre Tür plötzlich aufging. „Aufstehen!“ Alena fuhr in die Höhe. Noch immer verschlafen sah sie sich etwas orientierungslos um. Der Assassine, der bisher in dem Türrahmen gestanden hatte, trat vollends ein, um die Tür hinter sich zu schließen. „Hier sind frische Kleider für dich.“ Er legte ein Bündel Stoffe auf die Truhe. „Zieh dich an, ich warte vor der Tür.“ Damit war er auch schon wieder verschwunden. Alena fuhr sich mit der Hand durch ihr Haar. Nicht einmal Wasser zum waschen hatte sie. Noch immer schlaftrunken erhob sie sich und schlüpfte rasch in das neue Kleid, das überraschend weich war. Dann holte sie ihre Schuhe unter dem Bett hervor und zog sie sich an, ehe sie ihre Haare mit einem Leinenband im Nacken zusammenband. Seufzend trat sie dann schließlich auf den Gang hinaus. Tatsächlich stand der Assassine gegenüber an der Wand, stieß sich jedoch ab, als sie die Tür schloss. „Komm.“ Alena folgte ihm. Ihre Augen huschten an der Rückseite ihres Vordermanns auf und ab. Das war nicht Altair, denn den hätte sie an seiner Stimme erkannt, aber auch dieser Mann war ihr nicht fremd, leider war ihr der Name entfallen. Mittlerweile kamen ihnen immer mehr Assassinen entgegen, wieder andere gingen in dieselbe Richtung wie sie und ihr Begleiter. Nervös nestelte sie an ihrem Ärmel. Sie fühlte sich unwohl und obwohl sie die Gesichter der Assassinen nicht sehen konnte, war sie sich sicher, dass man sie ansah. Das alleine machte es auch nicht besser. Wie sollte sie sich an das alles nur gewöhnen? Es erschien ihr unmöglich. Ihr Begleiter führte sie in einen vollen Speiseraum. Lange Tische und Bänke waren aufgebaut worden. Auf den Tischen standen Tabletts mit allen möglichen Dingen. Stimmen hallten durch den Raum, denn es schien als würden die meisten Assassinen gemeinsam Speisen. Alena schloss näher zu ihrem Begleiter auf. Dieser schritt durch den Raum und ließ sich an dem Tischt rechts außen nieder. „Setz dich“, er deutete auf einen freien Platz ihm gegenüber. Alena schluckte als sie sich mehr als zögerlich auf die Bank setzte. Die anderen Assassinen wanden die Köpfe nach ihr, sodass sie am liebsten im Erdboden versunken wäre. „Iss etwas.“ Ihr Begleiter deutete auf das Obst und die anderen Sachen, doch sie schüttelte den Kopf. „Iss!“ Die Stimme ihres Begleiters wurde schärfer. Der Assassine neben ihr meldete sich zu Wort. „Lasst das Weib, Doran. Wenn sie nicht essen will, soll sie doch tot umfallen.“ Alena erstarrte. Der Assassine konnte sie wohl nicht leiden. Immerhin wusste sie nun, wie ihr Begleiter hieß. Doran, er war damals dabei gewesen, um sie einzufangen, und er war auch bei den Templern gewesen. „Hütet Eure Zunge, Faruk.“ Ein weiteres Mal versteifte sie sich. Faruk, an diesen Assassinen konnte sie sich ebenfalls erinnern. Er hatte ihre Eltern ausgepeitscht und sie selbst mehr als schmerzhaft behandelt, als er sie zu Al Mualim bringen sollte. Faruk schnalzte mit der Zunge und wandte sich seinem Nachbarn zu. „Iss jetzt, sonst helfe ich nach.“ Doran tat Alena etwas Obst auf den Teller. „D-danke“, stotterte sie, es wäre ihr unangenehm gewesen sich selbst etwas zu nehmen. Mit zittrigen Fingern griff sie nach einer Traube und schob sie sich in den Mund. Ihr Blick fiel auf Dorans Hand, entsetzt bemerkte sie, dass ihm der linke Ringfinger fehlte. Vorsichtig schielte sie zu seinem Nachbarn, aber auch dem fehlte der Finger. Unwillkürlich griff sie nach ihrem. Warum fehlten ihnen allen die Ringfinger? Immer an der linken Hand?

Sie blickte wieder auf ihren Teller und hob den Blick auch nicht mehr, bis sie schließlich den Teller leer gegessen hatte. Doran war selbst schon seit einer längeren Zeit fertig und erhob sich nun. „Komm.“ Sie war mehr als erleichtert, endlich von den anderen wegzukommen. Doran wandte ihr den Kopf zu. „Ich zeige dir den Weg ins Dorf, damit du bald alleine zurechtkommst. Es kann nicht immer jemand auf dich achten.“ Alena nickte. Ihr war es sowieso viel lieber, sich alleine bewegen zu können. „Jeden Morgen nach der Speisung wirst du dich bei Devra melden. Ich zeige dir, wo sie wohnt. Sie wird dir Arbeit geben.“ Abermals nickte Alena und folgte Doran schweigend in das kleine Dorf am Fuße des Berges. Trotz dass die Sonne erst vor kurzen ganz aufgegangen war, herrschte bereits reges Treiben im Dorf. Doran blieb schließlich an einem kleinen Häuschen stehen. Den Weg konnte sie sich relativ gut merken. Zweimal klopfte er an, da waren von innen auch schon Schritte zu hören. Eine Frau öffnete und sah leicht überrascht aus. „Ja?“ Sie sah von dem Assassinen zu Alena und wieder zurück. „Ist sie das?“ Doran nickte. „Gib ihr Arbeit.“ Damit wandte er sich von der Frau an Alena. „Mache keinen Ärger.“ Sie schüttelte den Kopf. Die Frau wartete bis Doran außer Hörweite war. „So Kind, komm doch herein.“ Devra machte Alena Platz. „Danke.“ Alena sah sich um. Es war ein kleines, gemütliches Haus. Ob Devra hier alleine wohnte? Nein, sicherlich war sie bereits verheiratet und hatte Kinder, denn sie schien älter als sie selbst zu sein. Vielleicht Mitte Zwanzig? „So, wie wäre es, wenn wir erst einmal etwas trinken.“ Devra zwinkerte ihr zu. „Immerzu nur arbeiten macht auch keinen Spaß.“ Devra reichte Alena einen Kelch mit Wasser. „Danke.“ Doch Devra winkte ab. „Um eine arme Seele wie dich muss man sich doch kümmern. So, du lebst also oben auf der Burg?“ Alena nickte. „Ich hoffe doch, sie sind alle nett zu dir?“ Das Wort nett betonte sie extra. „Ja“, antwortete Alena zögerlich. „Sie sind nett oder aber sie gehen mir aus dem Weg“, gab sie dann offen zu. „Männer.“ Devra stellte den Kelch beiseite. „So dann wollen wir mal.“ Alena verstand das als Aufforderung ihr nachzugehen. Devra verschwand kurz in einer kleinen Kammer und kam mit mehreren Säcken wieder. „Die Wäsche müssen wir waschen.“ damit reichte sie Alena zwei der Vier Säcke. Alena nickte. „Na dann komm, wir gehen zum Fluss.“
 

Seufzend strich sich Alena einige ihrer Haarsträhnen aus dem Gesicht. Mittlerweile war die Sonne am Zenit angekommen und schien heiß auf sie herab. Wie viele der Assassinengewänder hatte sie nun schon gewaschen und geflickt? Sie hatte aufgehört zu zählen. Aber es waren etliche Hemden, Hosen und Kutten gewesen. Devra war vor kurzem gegangen, da einige der anderen Frauen Hilfe brauchten, sie sagte sie wäre gleich zurück. Alena ließ die Kutte in ihren Händen in den Fluss gleiten, damit es sie vollsog, erst dann rieb sie die Kutte auf dem Waschbrett bis sie sauber war. Schließlich erhob sie sich und hängte die Kutte zum Trocknen auf ein Seil, das Devra zwischen zwei Bäumen gespannt hatte. Sie hatte keine Lust mehr. Zögerlich raffte sie ihr Gewand und setzte sich an den Fluss um ihre Beine in das kühle Nass hängen zu lassen. Vereinzelt zwitscherten die Vögel in den Baumkronen und sie genoss diesen Moment einige Minuten. Alena bemerkte nicht, wie jemand an sie heran trat. „Machst du eine Pause, hmh?“ Erschreckt ruckte Alenas Kopf nach hinten. „Entschuldigt.“ Doch Devra winkte abermals ab. „Ach was, wie ich sehe hast du schon eine Menge geschafft.“ Dabei fiel ihr Blick auf das Seil und die gestapelten Kleider auf einem Stein. „Den Rest machen wir zusammen, dann geht es schneller.“ Devra griff nach einem Leinenhemd und kniete sich an den Fluss. Sie seufzte, als sie das Hemd auf dem Waschbrett rieb und sich das Wasser darum leicht rötlich verfärbte. „Immer kommen sie verletzt heim.“ Alena machte ebenfalls weiter. Das war ihre Chance. Sie hatte noch nie von Assassinen gehört und wusste nicht wirklich was das für Leute waren. „Verletzt heim?“, fragte sie deswegen und tunkte die Hose ins Wasser. Devra nickte. „Sicherlich. Mal mehr, mal weniger…. Mal überhaupt nicht.“ Alena stutze, „Was machen sie denn so gefährliches?“ Devra sah sie verdutzt an. „Sie kämpfen.“ Alena nickte, dessen war sie sich bewusst und hatte es auch mitbekommen, aber was waren Assassinen genau? Sie wusste es nicht, aber fragen würde sie auch nicht. Irgendwann würde sie es sicherlich erfahren. Den Rest des Nachmittages verbrachten sie beide mit waschen. Erschöpft ließen die beiden sich nach getaner Arbeit in Devras Haus auf einen der Stühle fallen. „Ich denke das reicht für heute mit waschen.“ Devra begann, Gemüse zu schneiden. „Mädchen?“ „Hmh?“ Devra drehte sich lächelnd zu ihr um. „Sag, wie heißt du eigentlich?“ Im ersten Moment war sie überrascht. „Alena.“ Devra nickte. „Ein hübscher Name. – Magst du zum Essen bleiben?“ Sollte sie? Würde sie Ärger bekommen, wenn sie spät wieder kam? Aber dann nickte sie. „Wenn das keine Umstände macht.“ Devra verneinte. „Ich lebe alleine, ich freue mich über Gesellschaft.“ Devra stellte sich als eine wirklich nette Person heraus und Alena mochte sie am Abend schon sehr. Das Essen war köstlich und es war schön, etwas weibliche Gesellschaft zu haben, was Devra anscheinend ebenso ging. Schon bald hatten sich die beiden Frauen in einem Gespräch ereifert, sodass sie überhaupt nicht bemerkten, wie schnell die Zeit eigentlich vergangen war. Irgendwann war Alena dann schließlich aufgestanden, als sie einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte. Devra nickte verständnisvoll und verabschiedete sie an der Tür. „Bis Morgen.“ Alena winkte. „Bis Morgen, Devra.“ Einzig der Mond erhellte ihren Weg, wobei Alena nicht wirklich schnell ging. Immerhin hatte sie es nicht eilig zur Burg zu kommen. Ihre Füße trugen sie zum Fluss, wo sie sich umsah. Sie hatte sich so lange nicht mehr gewaschen. Mit einem weiteren Blick ließ sie ihr Gewand von den Schultern gleiten und begab sich schnell in den Fluss. Die Luft zog sie scharf zwischen ihren Zähnen ein, als das kalte Wasser sie umschloss. Das Wasser ging ihr bis zu dem Oberschenkel, wenn sie stand, weswegen sie sich kurzerhand hineinkniete, um sich auch ihre Haare zu waschen.
 

Alena schrie auf, als sie ihren Kopf wieder hob und zeitglich mehr ins Wasser eintauchte. Ihr Blick wanderte zu ihrem Gewand, das am Flussufer lag, dann sah sie wieder zu dem Assassinen. War sie doch zu lange weg gewesen? Der Assassinen kam langsam näher, was ihr Herz zum Rasen brachte, aber dann sah sie es, als er in das Mondlicht trat. Sein Gewand war voll mit Blut. Sein eigenes? Der Assassine kniete sich ein Stück von ihr Weg ans Ufer und rollte seine Hose nach oben. Zum Vorschein kam ein langer blutiger schnitt. Allerdings schien das auch seine einzige Verletzung zu sein. Da er gerade nicht zu gucken schien, steig sie rasch aus dem Fluss und zog sich schnell das Gewand über. Ihre nassen Haare wrang sie aus. „K-kann ich helfen?“ Sie konnte ihn doch nicht verletzt zurücklassen, wenigstens fragen musste sie. Doch er schüttelte den Kopf. „Ich komme zurecht.“ Die Stimme kannte sie nur zu gut. Altair! Aber was hatte er getan, um sich zu verletzen? Sie hatte ihn heute den ganzen Tag nicht gesehen. Zögerlich ging sie neben ihm auf die Knie. „Lasst mich mal sehen.“ Altair schnaubte, was ein klares nein war. Seufzend erhob sie sich. Dann eben nicht. Sie wandte sich ab und lief den Weg wieder zur Burg hinauf. Unterwegs pflückte sie nachdenklich einige Blumen, die am Wegesrand wuchsen. Ein Schatten neben ihr ließ sie aufschauen, wobei ihr Blick wieder zu seinem Bein wanderte. „Ihr solltet die Wunde verbinden“, sagte sie schließlich, als sie an der Burg ankamen. Altair ging schweigend weiter. Überrascht stellte sie fest, dass er den gleichen Weg wie sie einschlug. Wo wollte er hin? Alena beobachtete, wie er in die Tür neben der ihren verschwand. War das seine Kammer? War ihr Zimmer neben dem seinen? Sie wusste nicht wieso, aber ihr Herz schlug bei dem Gedanken schneller. Sie seufzte, ehe sie an seiner Tür lauschte. Zaghaft hob sie die Hand und klopfte einmal an. „Was?“ Er schien zu wissen, dass sie es war. Alena öffnete langsam die Tür. „Dein Zimmer ist eins weiter, Weib“, knurrte er. „Ich weiß.“ Ihr Blick fiel auf sein hochgekrempeltes Hosenbein. „Seid Ihr sicher, dass ich Euch nicht helfen soll? Nicht dass sich die Wunde entzündet.“ Altair schüttelte verneinend den Kopf. „Es geht schon. Du solltest schlafen gehen.“ Er zog sich die Kapuze vom Kopf. Für Alena war es das erste Mal, dass sie sein Gesicht richtig sehen konnte. Er hatte kurzes braunes Haar und Gold-braune Augen. Eine Narbe zeichnete sich an einer Seite seiner Unter – und Oberlippe ab. Was wohl passiert war? „Nun geh“, bat er sie in einem normalen Ton. Alena nickte. „W-wenn etwas ist…Ihr wisst wo Ihr mich findet.“

In ihrem Zimmer zog sie sich rasch um und begab sich zu Bett. Es dauerte auch nicht lange, da war sie schon eingeschlafen. Der Tag war wohl doch härter als gedacht gewesen. Ihre Lippen zierte ein leichtes Lächeln, als sie von dem Mann mit den Gold-braunen Augen träumte. Und ebendieser Mann war es, der etwas später nach ihr sah, doch dies bekam sie – wie auch schon zuvor, beim ersten Mal – nicht mit. Seine Augen glitten einmal sorgfältig über ihren Körper, der unter der Decke lag. Dann schüttelte er den Kopf. Warum tat er das eigentlich? Altair schloss leise die Tür, wobei er nachdenklich die in Blut getränkte Feder in seiner Hand betrachtete. Morgen früh würde er mit Al Mualim sprechen. Sein Auftrag war erfolgreich, also verdiente er sich einen weiteren Rang dazu. Nicht mehr lange und er hätte seinen alten Status wiederhergestellt.



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