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Nachtglitzer

AltairxAlena
von

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Kapitel 13 – Ungewiss

Kapitel 13 – Ungewiss
 


 

Bleierne Schwere hatte sich über ihre Muskeln gelegt. Selbst das heben der Augenlider fühlte sich tausendmal schwerer an wie sonst. Doch es waren nicht ihre schmerzenden Muskeln die sie geweckt hatten, sondern das Geräusch der Türe gefolgt von beinahe lautlosen Schritten. Ihre Augen, die noch immer matt und getrübt waren, sahen verschlafen zu dem eintretenden Assassinen empor. Beinahe mechanisch setzte sie sich prompt auf und spannte sich an.

Da die Kapuze tief ins Gesicht gezogen war, konnte Alena nicht wissen wer vor ihr stand. Doran? Altair? Faruk? Oder jemanden den sie überhaupt nicht kannte? Ihre Finger krallten sich in den kratzigen Stoff der Decke. Ihre braunen Augen huschten nervös hin und her. Der Assassine selbst trat ruhig an den kleinen Tisch heran und stellte eine Tasse darauf ab. „Trink das!“, er deutete unnötigerweise auf den dampfenden Inhalt der Tasse.
 

Alena nickte, machte jedoch keine Anstalten aus dem Bett hervor zu kommen. Die Stimme des Mannes war ihr gänzlich unbekannt. „W-werde ich.“ Der Assassine nickte, kehrte auf dem Absatz um und verschwand wieder. Erst als das Schloss der dicken Holztür zugefallen war, wagte sie es sich langsam zu erheben. Ihr Rücken schmerzte. Sie mochte sich nicht vorstellen wie dieser wohl aussah.

Und wahrscheinlich mochte es sich auch sonst niemand wirklich anschauen. Alena zog scharf die Luft ein, als ihr Rücken bei einer falschen Bewegung heftig protestierte. Es brannte und zog. Wie oft sie Faruk dafür schon in die Hölle gewünscht hatte wusste sie nicht. Vorsichtig griff sie nach der Tasse und umschloss diese mit beiden Händen. Die eigentlich warme Tasse fühlte sich in ihren kalten Händen heiß an, aber dennoch nicht unangenehm. Sachte pustete sie auf den Inhalt, damit dieser sich etwas abkühlte, ehe sie das Gefäß an ihre Lippen setzte, die rau und spröde waren. Jedoch war das Schwindelgefühl, das sie gestern immer wieder befallen hatte, verschwunden. Sie sah überrascht auf, als die Tür ein weiteres Mal auf ging.
 

Er stocke im Türrahmen. Er war überrascht. Er hatte nicht erwartet, dass sie bereits wach war. Das Fieber gestern war schlimm gewesen, weswegen er angenommen hatte das sie sich noch etwas ausruhen würde. Zäh war dieses Weib, das stand wohl zur Gänze außer Frage. Einen Moment noch verharrte er an der Tür, froh darüber das sie sein Gesicht zu diesem Augenblick nicht erkennen konnte. Langsam trat er gänzlich in die kleine Kammer ein und ließ die Tür ins Schloss fallen. Das Bündel aus Stoff, das er in der rechten Hand hielt legte er sachte neben der Schale mit dem Wasser auf dem Boden ab. „D-danke.“

Er nickte, sah ihre Verunsicherung. So ging es den meisten Menschen die auf ein Mitglied der Bruderschaft trafen. Allerdings und er wusste nicht ob ihn das stören sollte, schien dieses Weib nicht generell vor jemanden wie ihm Angst zu haben. Kurz musste er den Kopf schütteln als er daran dachte, das sie wohl keine Ahnung hatte was er alles getan hatte, was die Bruderschaft tat. Wofür sie standen. Selbst ob sie es verstehen würde, wenn sie es wüsste wäre fraglich. Das taten die meisten nicht, nur wenige schlossen sich wegen derselben Überzeugung an.
 

„Lass mich deinen Rücken sehen.“ Seinen geschulten Augen entging nicht, dass ihre angespannte Körperhaltung sich lockerte. Schweigend betrachtete er sie dabei, wie sie die halbleere Schale auf dem Tisch abstellte und ihm aus den Augenwinkeln immer wieder einen Blick zu warf. Ebenfalls bemerkte er ihr zögern, bevor sie sich mit dem Rücken zu ihm auf das Lager setzte und ihr Kleid von den Schultern gleiten ließ. Die Decke hatte sie sich geschnappt und hielt sie schützen vor ihren Oberkörper. Altair schüttelte den Kopf. Lautlos trat er an die junge Frau heran. Seine von der Sonne gebräunten, leicht rauen Finger strichen vorsichtig über ihren Rücken.
 

Kurz schloss sie die Augen, als seine Finger ihre Haut berührten. Wie schlimm es wohl aussah? „Ich werde dir noch einmal die Heilsalbe auftragen.“ Sie nickte, umklammerte die raue Decke noch fester. Ihre Haare hatte er in einer einzigen Bewegung beiseite gestrichen, sodass sie ihr nun über die Schulter nach vorn fielen. Die unangenehme kühle, die die Salbe auf ihrer Haut auslöste, wandelte sich schon bald in unangenehme Hitze um. Dennoch unterdrückte sie den zischenden Laut der ihr am liebsten über die Lippen gekommen wäre.

„Al Mualim will dich sehen.“ Augenblicklich versteifte sie sich. Das Zittern das ihren Körper daraufhin erfasste war beinahe unerträglich. Was konnte dieses Monster von ihr wollen? Alena sah schon ihre schlimmsten Befürchtungen Wahrheit werden. Was sollte er auch mit einer kränklichen Frau anstellen? Sie war eben nichts wert. Dennoch nickte sie schließlich. „J-ja.“, ihre Stimme nicht mehr als ein krächzen. Altair trat einige Schritte zurück.
 

„Ich warte vor der Tür.“ Erst als ein weiteres mal das Geräusch der Tür verklungen war, drehte Alena sich noch immer sitzend um. Sie bemerkte selbst wie ihre Hände zitterten als sie nach dem Lappen griff, der in der Wasserschale lag und sich dürftig wusch. Das alte schlichte Gewand ersetzte sie durch das neue, ebenfalls einfache Leinengewand.
 

Kurz schloss sie die Augen als sie auf den Flur hinaus trat. Wie der Weg zur Hinrichtung, genauso fühlte es sich an. Der Assassine – Altair - der neben der Tür an der Wand gelehnt hatte, stieß sich von den Steinen ab. „Komm.“ Alena wäre am liebsten geflüchtet, irgendwohin Hauptsache sie konnte dem entgehen was auch immer nun auf sie zukommen würde. Altair führte sie die mittlerweile vertrauten Gänge entlang und bog dann in einen Gang ab, der wie sie wusste zur Bibliothek führte.

Dorthin wo Al Mualim sich meistens aufhielt. Seit dem letzten mal hatte sich das Bild, das sich ihr bot nicht verändert. Noch immer standen an den Wänden einige Assassinen, während Al Mualim am Pult saß oder dahinter am großen Fenster stand, wie jetzt. Die schwarze Robe schien die Sonnenstrahlen die darauf trafen gänzlich einzusaugen. Altair verneigte sich, eine Geste die Alena ihm rasch nachtat. „Mein Herr.“, mehr brauchte er nicht zu sagen. Al Mualim wandte sich von dem Fenster ab. Rasch senkte sie ihre Augen auf den Boden. Sie hörte wie der Stoff der Robe über den steinernen Boden schliff als er um das Pult herum trat. Unwillkürlich beschleunigte sich ihr Herzschlag, sodass es beinahe schmerzte.
 

„Wie ich sehe geht es dir nach dem kleinen Zwischenfall schon wieder besser.“ Alena nickte lediglich, ihre Hand krampfhaft in das Gewand gekrallt. Zwischenfall? Wusste er wie sehr Faruk sie zugerichtet hatte? Natürlich wusste er es, schallt sie sich ebenso selbst. Aber es interessiert ihn nicht. „Weißt du Mädchen, ich kann nur fleißige Hände gebrauchen.“ Der Plauderton indem er mit Alena redete, gefiel dieser gar nicht. Sie sah sich schon am Galgen hängen.

„Weißt du was mit jenen passiert die nicht von nutzen sind?“ Al Mualim war mit einem großen Schritt bei ihr, noch während sie nickte. Ja, sie konnte sich denken was passierte. Einen Moment schien er sie zu mustern, soweit sie das erkennen konnte. Seine Hand die daraufhin ihr Kinn anhob, hinterließ ein unangenehmes Gefühl auf ihrer Haut. „Immerhin scheinst du lernfähig zu sein.“ Wie ein Tier bei der Musterung, genauso kam sie sich vor.
 

„Schade das ich hier keine weitere Verwendung für dich habe.“ Sie nickte ein weiteres mal, wartete darauf das er endlich ihr Todesurteil verkünden mochte und hoffte das es nicht Faruk war, der dies vollstrecken würde. Al Mualim entließ ihr Kinn seinem schmerzhaften Griff. „Altair.“, ihr Herz setzte kurz aus. Krampfhaft kämpfte sie die aufkommenden Tränen hinunter. „Mein Herr.“, abermals verneigte er sich, wenn auch etwas zögerlich wie sie fand.

„Ich möchte das du dieses Weib mit nach Jerusalem nimmst, wenn du in den nächsten Tagen deine Reise antrittst. Bringe sie zu Kaya, er wird unterdessen von ihrer Ankunft unterrichtet.“ Alena zitterte noch immer. Würde sie dort sterben? Versklavt werden? Ausgesetzte werden? Wer war Kaya? Was sollte sie dort? Ihr war nicht möglich erleichtert aufzuatmen, auch wenn sie wohl weder heute noch morgen sterben würde. „Wie Ihr wünscht Mein Herr.“ Al Mualim machte eine scheuchende Handbewegung. „Gut, bringe sie zu Devra.“
 

Zügig schritt er voran, blickte aus den Augenwinkeln jedoch immer wieder nach hinten, um zu sehen ob Alena mit ihm mithielt. Das Weib schien in Gedanken, er konnte es ihr nicht verübeln. Andererseits glaubte er nicht das sie sterben würde, dafür hätte Al Mualim ansonsten auf der Stelle Sicherheit getragen. Altair klopfte einmal gegen die Holztür und trat ohne abzuwarten ein. Devra, die am Tisch saß und kaputte Kleidung nähte sah überrascht auf, lächelte jedoch als sie Alena erblickte. „Wie schön das es dir besser geht. – Was ist?“ Devra musterte Alenas verkrampfte Körperhaltung. „Ihr solltet euch verabschieden.“
 

„Alena?“ Devra erhob sich eilig. „Was meint er?“, sie deutete auf die Tür, durch die der Assassine verschwunden war. „I-ich muss gehen. In einigen T-tagen.“ „Setz dich.“, Devra zog sie mit zu den Stühlen. „Wohin?“ „Jerusalem.“ Devra nickte, auch wenn sie nicht wusste was in Jerusalem sein sollte. Schließlich war sie nur für das waschen der Wäsche verantwortlich. Alena griff nach einem Kleidungsstück, Faden und Nadel.

„Du musst nicht..“ „Ich möchte mich noch etwas nützlich machen und dir helfen.“ Eigentlich wollte sie sich nur etwas ablenken. Sie würde also nach Jerusalem reisen, mit Altair. Dort würde er sie zu einem Mann namens Kaya bringen. Nur was würde dann sein? Wer war Kaya? Damals war sie auf dem Weg nach Jerusalem gewesen, als ihr Vater sie wegschickte und sie mitten in der Wüste von den Assassinen eingefangen worden war. Und nun würde sie wieder die Reise nach Jerusalem antreten.

Wenn es alles nicht so beängstigend für sie gewesen wäre, hätte sie wohl gelacht. Wäre sie damals in der Wüste einfach gestorben. Beinahe in Rekordzeit flickte sie ein Loch nach dem anderen. Devra selbst sah immer wieder auf und schüttelte mitfühlend den Kopf. Auch ihr schmerzte es, das Alena Masyaf verlassen würde. Mit der Zeit war sie eine gute Freundin und Vertraute geworden. Außer ihr kannte niemand die Geschichte mit ihrem Mann, außer den Assassinen selbst natürlich.
 

Seufzend kniete sie sich am Ufer des Flusses nieder. Das Flicken der Wäsche war getan, nur zur Burg zurück wollte sie auch nicht. Stattdessen saß sie da und blickte auf die von letzten Sonnenstrahlen glitzernde Wasseroberfläche. Ihre Finger glitten immer wieder ins Wasser und spielten damit. Erst lautlose Schritte ließen sie aufstehen. „Faszinierend dieses glitzern, nicht?“ Alena nickte. Ja, das war es. Der Assassine trat neben sie, blickte jedoch weiterhin einige Minuten auf die Wasseroberfläche.

„Ihr werdet morgen früh bei Sonnenaufgang abreisen.“ „Ja.“, flüsterte sie auch wenn sie am liebsten geschrien hätte. „Wir sollten essen gehen.“ Abermals nickte sie. „J-ja.“ Der junge Mann, der seine Kapuze nach hinten gezogen hatte lächelte sie flüchtig an. „Dann komm.“ Alena hielt ihm am Ärmel noch einmal auf, als er sich umdrehen wollte. „Danke. Doran.“
 

Das Essen bekam Alena nur am Rande mit. Vielmehr war sie damit beschäftig einfach nur da zu sitzen und auf die dunkle Tischplatte zu starren. „Du solltest etwas essen, Weib.“ Altair, der neben der verstörten jungen Frau saß, musterte sie. Sie schien blasser als sonst zu sein. Er schüttelte den Kopf. Was ging ihn das an? Morgen würde er sie mitnehmen und im Assassinenbüro absetzen, danach ging sie ihn nichts mehr an. Danach hatte sie in seinen Gedanken nichts mehr zu suchen. Dies zumindest redete er sich ein.

„Gehe früh nächtigen.“, Altair erhob sich. Er selbst musste bevor er sich zu ruhe legte, die Pferde für morgen vorbereiten. Alena sah ihm nach und seufzte. Sie wollte nicht gehen. So ungläubig es sich anhören mochte, so hatte sie dich doch an die Tage hier gewohnt. Hatte sich an Devra gewöhnt, die mehr war als eine Freundin. Und irgendwie wollte sie das alles hier nicht missen.
 


 

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tbc



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