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Symphonie

von

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grass green

„Ich bin so ein Idiot! Verdammt!“, schrie Mai, als sie ununterbrochen ihre Wut an einem, aus Holz geschnitztem, Trainingsgerät ausließ und wie besessen darauf ein trat und schlug.

Der WingTsun, ein Holzgerät für eine bestimmte Art des Kung-Fu, stand in einem Großzelt in dem noch einige andere Flüchtlinge trainierten.

„Lass gut sein Mai. Der Holzmann soll noch ne Weile machen! Verdresch ihn nicht so!“.

Kaito, Mais bester Freund, der neben ihr an einen Stützpfahl angelehnt stand, griff flink nach dem Arm der jungen Frau und zog sie in seine Richtung um ihr ernst in die grasgrünen Augen zu sehen.

„Sag mir lieber endlich was passiert ist! Dein Auge ist mächtig blau. Du siehst übel aus!“.

Er machte sich Sorgen, aber Mai schütte bloß gereizt den Kopf und schlug stattdessen nochmal auf den Dummy ein.

„Vergiss es Kaito! Vergessen wir das einfach okay?“, forderte sie und lief an ihm vorbei, wobei er sie mit den Augen verfolgte und ihr mit verschränkten Armen lautlos hinterher schlenderte. Mai ließ sich schließlich auf einem Sitzkissen nieder, wo sie mit den Händen über ihr Gesicht rieb und stöhnte.

„Einer von Aimis Gardisten hat mir eine verpasst weil ich Yuuta zur Hilfe kam“, erklärte sie gerade heraus und sah zu ihrem Freund auf.

„Ich wollte nicht, dass er den kleinen schlägt“.

Kopfschüttelnd legte sie ihre Unterarme auf den angewinkelten Knien ab.

„Ich hab nach Tadashis Arm gegriffen und dann hat er mir schon eine verpasst. Ich hätte ausweichen sollen... Ich bin einfach noch zu langsam“, lachte sie und schüttelte den Kopf.

„Und genau deswegen werde ich jetzt härter trainieren. Einfach damit...“, sie erhob sich und lief immer schneller werdenden Schrittes auf den Holzmann zu. „...ich keine Schläge mehr kassiere!“, fauchte sie außer Puste und schlug nochmals mit aller Kraft so fest zu, dass ihre Finger zu bluten begangen.

„Argh, verdammter Mist!“, fluchte sie und schüttelte die schmerzende Hand aus.

Kaito kannte Mai.

Er wusste es einfach, wenn sie ihm etwas verheimlichte und hielt ihr mit zweifelnder Mimik bereits etwas Mullbinde entgegen.

„Gut... und jetzt erzählst du mir bitte noch warum du so wütend bist!“, forderte er grinsend, als er sich erneut am Stützpfahl anlehnte und sie beobachtete.

„Ehrlich, was ist da noch passiert?“.

Natürlich wollte er es wissen.

Was war auch schon dabei es ihm zu sagen? Keiner kannte sie besser als er.

Zumindest wusste er selbst banale Dinge über sie.

Es musste ihr wirklich unangenehm sein, denn Mai schüttelte nach kurzer Überlegung den Kopf und verließ das Zelt mit einer abwinkenden Gestik.

„Wenn du es nicht mir erzählen willst, wem dann?!“, rief der junge Kampfsportler ihr hinterher.

Kaito seufzte.

Es war sehr schwer an Mai und ihre Gedankenwelt heran zu kommen.

Doch genau dafür sah er sich bestimmt.
 

Gedankenversunken trat die junge Frau beim gehen ein paar Äste vor sich her, bis sie sich bald stöhnend nieder ließ und zum Himmel herauf starrte.

Ihr Haar bewegte sich im Wind und viel immer wieder in kleinen Strähnen in ihr hübsch gebräuntes Gesicht.

„Was bin ich nur für ein Dummkopf... Wieso konnte ich meinen Mund nicht halten?“.

Sie belächelte sich selbst und rupfte an einem Moosbüschel herum, unter dem einige Insekten zum Vorschein kamen welche schnell um ihr Leben krabbelten.

„Ich sollte vorsichtiger sein und ihr in Zukunft aus dem Weg gehen...“,

seufzte sie beim ausatmen und schloss an einem Baumstamm angelehnt die Augen.

„Da liegst du richtig! Sonst darf ich bald am Bau deines Galgens beteiligt sein!“, kommentierte Kaito sie und fuhr der Schwarzhaarigen damit einen gehörigen Schrecken ein.

Mai war wie erstarrt. Ihr Gesicht war farblos und ihre Augen weit geöffnet.

Sie hatte ihn einfach nicht gehört.

Er war ein Meister darin sich lautlos fort zu bewegen, was er häufig gnadenlos ausnutzte.

„...BIST DU IRRE!?“, fauchte sie, sprang auf und fuhr herum um Kaito direkt in die glänzenden Augen zu starren.

„Du kennst sie noch gar nicht und hast sie bereits abgeschreckt?“, lachte er und schüttelte grinsend den Kopf.

„Du kannst einem echt Leid tun!“. Er verschränkte die Arme.

Mai knurrte und kehrte ihm den Rücken zu.

„Das geht dich eigentlich überhaupt nichts an!“.

Er hatte Recht, sie kannte Aimi nicht, aber sie hatte den leisen Wunsch die Prinzessin besser kennen zu lernen – es musste an ihrem Aussehen liegen. Normalerweise verachtete Mai die Adelsfamilie Nanami.

Wichtig genug um es Kaito zu erzählen aber, war es ihr nicht.

„Gut wie du meinst....Wo ist eigentlich Yuuta?“.

Mai erschrak. Was war nur los mit ihr?

Noch nie war sie so zerstreut, dass sie Yuuta vergaß.

Als ihr bewusst wurde, dass sie ihren kleinen Bruder tatsächlich im Stich gelassen hatte, spurtete sie durch den Wald um so schnell wie möglich den Fluss zu erreichen, an dem sie ihn das letzte mal gesehen hatte.
 

Völlig außer Atem und hektisch die Umgebung absuchend, kam Mai erneut auf dem Kiesbett zum stehen.

Kaito war ihr gefolgt und fixierte augenblicklich den grimmig drein schauenden Gardisten Tadashi der leicht außer Atem zu sein schien und sein Schwert in den Händen hielt.

„Ratten...“, gab dieser knurrend von sich und spuckte mit angehobenem Mundwinkel zu Boden.

„Als wäre diese fette Ratte nicht schon nervig genug!“, brummte er ohne die Zähne auseinander zu bewegen durch seinen Schnurrbart hindurch.

„Was?“. Mai ahnte nichts gutes und da sie im Gebüsch hinter sich ein lautes knurren vernommen hatte stieg ihr Puls enorm an.

Als sie sich daraufhin umsah stellte sie fest, dass der Kies unter ihr an einigen Stellen blutrot verfärbt war.

„Achtung“, rief Kaito bestimmt, warf seiner Freundin augenblicklich sein Langschwert zu und rettete sich selbst reflexartig mit einer Rolle aus der Gefahrenzone.

Mai, welche versuchte das Schwert aus der Luft zu fangen, verlor in Anbetracht der mehreren Zahnreihen des mächtigen Reptils das auf sie zu gesprungen kam, jedoch die Konzentration und die Waffe entglitt ihr.

Nun blieb keine Zeit mehr auszuweichen und gerade noch rechtzeitig rettete die junge Frau sich mit einem Sprung auf den Kopf des Monsters, auf dem sie sich an einem seiner zahlreichen Stacheln fest klammerte, um auf seinem Rücken erneut festen Stand zu finden.

Jeden Muskel vor Aufregung fest angespannt, wartete sie auf die nächste Regung des Drachen, doch blieb dieser völlig starr liegen.

Mai suchte den Blickkontakt zu Kaito, welcher bloß mit den Schultern zuckte als das Reptil sich einfach nicht mehr regte.

Verunsicherung machte sich in ihr breit und sie begann mit Kaito zu gestikulieren. Sie wusste nicht ob sie abspringen sollte oder nicht.

„Sie... hat das Monster mit einem Schachzug besiegt!“, stellte der schlankere Soldat fest und war sichtlich beeindruckt.

Mai zögerte immer noch und beobachtete verunsichert grinsend die zwei Leibwächter der schönen Frau, welche sie eigentlich bereits abgeschrieben hatte.

„Hab ich?...“, fragte sie sich flüsternd selbst und hob den Fuß an um dem Drachen prüfend auf den Kopf zu treten.

Sicher ist Sicher - war ihr Motto.

Anscheinend war das Reptil so unglücklich auf das zu Boden gefallene Schwert gestürzt, dass die Klinge sich glatt in seinen schweren Leib gebohrt hatte.

„Anfängerglück...“, knurrte Tadashi, verschränkte die Arme und beäugte die junge Frau ungläubig eine Zeit lang.

„Seit Ihr wahrlich nicht von edlem Geblüt?“, wollte der andere Leibgardist nun interessiert wissen und Mai begann triumphierend und leicht irrsinnig zu lachen.

Sie konnte nicht fassen, dass sie eben beinahe gestorben wäre.

„Seht her! Ich allein habe dieses Ungetüm erlegt! Wozu Ihr nicht in der Lage wart!“, jubelte sie.

Tadashi hob die Arme um Mais Freude mit einer abwinkenden Gestik herunter zu spielen.

„Mai ist einfach die stärkste!“, rief der kleine Yuuta und stürmte auf seine Schwester zu, die soeben vom Kopf des Blaugenickwaldschnappers herab gesprungen war, um den Drachen noch kurz mit Argwohn zu beäugen.

Sie nahm ihren Bruder in den Arm und blickte interessiert über dessen Schulter hinweg, an Tadashi vorbei, direkt in Aimis Augen.

Sie lächelte.

Warum lächelte sie? Mai war verwirrt und wie gebannt.

„Hey!... bist du noch in dieser Welt!? Ich hab dich was gefragt!“.

Kaito fuchtelte mit der Hand vor ihrem Gesicht umher um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen,

doch schien sie gedanklich völlig abwesend zu sein.

„...Klar, was denn?“, wollte sie faselnd wissen, um überhaupt irgendetwas zu antworten damit er Ruhe gab.

„Ob du mir erklären kannst wie ich jetzt mein Schwert wieder bekomme? Da liegt eine hässliche Echse drauf!“, knurrte Kaito und verschränkte die Arme.

Mai schloss den Mund und grinste weiter.

„...Alles zu seiner Zeit...“, flüsterte sie, ohne ihn eigentlich gehört zu haben und bemerkte nicht, dass Yuuta versuchte sich aus ihrer Umarmung zu befreien.

Als die Schwarzhaarige ihren kleinen Bruder nun erlöste, stand Gardist Tadashi in unmittelbarer Nähe vor ihnen und machte böse Miene.

„Wo sind eure Eltern? Rattenpack...“.

Schnell erhob sich Mai aus ihrer Hocke und trat noch einen Schritt näher an den großen Mann heran um ihm zu signalisieren, dass sie keine Angst vor ihm hatte.

Yuuta versteckte sich hinter Kaito, der dicht bei seiner besten Freundin stand und die Hände zu Fäusten geballt hatte. Er war Kampfbereit.

„Mein Name ist nicht Ratte sondern Mai Ito und unsere Eltern kamen um als unser Haus in Brand gesetzt wurde. Nur ich und Yuuta haben überlebt“, erklärte sie und war sichtlich angespannt.

Der Gardist schwenkte seinen Kopf hin und her und lockerte seine Schultern. Es schien als wenn er Mai herausfordern wollte.

„Ist mir reichlich egal wie du heißt!“, lachte er aufgesetzt laut.

„Du gehst mir auf den Zeiger und ich werde dich im Auge behalten! Haltet euch fern von Adligen die im Gegensatz zu euch einen Wert besitzen!“, knurrte er und begann erneut herzhaft zu lachen, wobei sein ganzer Leib in Schwingungen geriet.

Was der große Fleischberg erzählte, war Mai eigentlich recht gleich. Sie konzentrierte sich bloß darauf, dass Aimi näher kam und sich vor ihren Leibwächter schob, den sie mit dem Zeigefinger vor dem Mund dazu brachte inne zu halten.

„Ich möchte mich für das Verhalten meiner Garde bei Euch entschuldigen. Auch das Ihr meinetwegen verletzt wurdet tut mir Leid, Mai. Ich möchte das wieder gut machen und lade euch alle zum Essen ein.Vater wird sicher erfreut darüber sein, dass Ihr mich vor diesem Drachen bewahrt habt“, räumte sie Mai ein und zwinkerte sogar kurz.

„Seit pünktlich um halb 6 am Pfahl. Ich werde Euch dort erwarten!“.

Aimi lächelte und kehrte der jungen Frau danach den Rücken zu um sich auf den Heimweg zu machen.

Was Mai sofort auffiel als sie Aimi mit den Augen verfolgte, war, dass sie trotz ihrer Stiefel keinerlei Probleme hatte über den Kies zu laufen.

Vielleicht trieb sie ebenfalls Kampfsport?

Widerwillig folgte Tadashi der weißhaarigen Schönheit und pfiff seinen Gefolgsmann mit sich.

„Hab ich eben nur geträumt... oder wurden wir von ihr echt zum Essen eingeladen?“, wollte Kaito überrascht wissen.

Jedoch bekam er von der argwöhnisch drein blickenden Mai wiederum keine Antwort.

„Endlich darf ich den König sehen! ...Mama hat aber gesagt, ich darf nicht mit schmutzigen Klamotten am Tisch von Adligen essen!“, stellte Yuuta fest und lief freudig herunter zum Fluss um dort seine Kleider zu waschen.

Seit dem er mit seiner Schwester und Kaito auf der Flucht mit den Adligen war, war es sein größter Wunsch den König kennen zu lernen. Was Mai dabei empfand, bemerkte er zum Glück nicht.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich brauch nen Plan!“, warf sie nachdenklich ein.

„Was?“. Kaito ahnte nichts gutes und runzelte die Stirn.

„Ich will diesem Mistkerl von König eigentlich gar nicht gegenüber sitzen...“, erklärte sie.

Kaito fasste sich an den Hinterkopf und betrachtete seine Freundin genauer.

„Ich weiß, aber vergiss nicht: dein Leben geht weiter. Du solltest besser erst mal Iko nen Besuch abstatten... Vielleicht kann sie dich etwas herausputzen und dein Veilchen retuschieren!“, murmelte der Rothaarige und Mai sah betrübt zu ihm auf.

„Ich versuche es.... Yuuta zuliebe“.



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