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Far Away

von

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Hatte ich nicht gesagt, dass es nur noch besser werden konnte? Tja, ich hatte mal wieder unrecht. Diese Situation war nicht besser. Sie war noch nicht mal schlimmer. Es war schlicht und ergreifend... ein Alptraum! Anders konnte man es nicht beschreiben.

Warum hatte ich nicht einfach meinen Mund gehalten? Dann wäre ich jetzt nicht in dieser Situation. Aber ich hatte doch nicht einfach zusehen können. Das arme Kind! Allerdings... jetzt war es nicht wirklich besser dran.
 

Eine Woche vorher:
 

Eigentlich hatte alles völlig harmlos angefangen. Ein paar Wochen nach dem Vorfall im Stall wurde die Hofdame krank, die für das Zimmer des Prinzen zuständig war. Und wie das Schicksal so spielte, wurde mir die Ehre zu teil, diese Arbeit zu übernehmen.

Mit einem Stapel Lacken bewaffnet machte ich mich also auf den Weg ins hoheitliche Schlafzimmer. Der Raum war zum Glück picobello aufgeräumt, ich konnte mich also sofort dem Bett zuwenden und machte mich daran die Lacken zu wechseln.

Dabei gab es nicht viel was ich falsch machen konnte und ich war auch ruck zuck fertig. Mein Blick glitt noch einmal durchs Zimmer um sicher zu gehen, dass ich auch nichts vergessen hatte. Etwas gab es leider doch, weswegen ich mich vors Bett kniete und eine Art Nachttopf darunter hervorzog.

Genervt runzelte ich die Stirn. Dieses Land erinnerte mich nicht nur wegen der Landschaft an Ägypten, es war eigentlich auch genauso Fortschrittlich. Der einzige Grund warum es einen Nachttopf gab war der, dass es Nachts verdammt kalt wurde und keiner bei mindestens zehn Grad unter Null durch ewig lange Gänge zur Toilette gehen wollte.

Während ich also über den Sinn oder den Unsinn der oben genannten Utensilien senierte hörte ich plötzlich ein „Vorsicht hinter dir!“

Ich wirbelte, den Bottich in der Hand, herum und sah mich einer, mir unbekannten, Frau gegenüber. Allerdings ließen das Messer in ihrer Hand und der Schal der ihr Gesicht verdeckte darauf schließen, dass sie mir nicht mal eben guten Tag sagen wollte. Letzte Zweifel wurden beseitigt, als sie auf mich losging.

Wiedereinmal retteten mich meine unüberlegten Handlungen, auch Reflexe genannt. Ich schwang, mangels einer Waffe, einfach den Nachttopf auf ihren Kopf zu, womit die werte Dame offenbar nicht gerechnet hatte. Ich landete mal wieder einen Zufallstreffer, die Dame verlor kurz das Gleichgewicht und ich nutzte das aus um an ihr vorbei zu kommen. Allerdings hatte sie sich schnell wieder erholt und vermutlich hätte sie mich skalpiert oder sonst irgendwas, hätte Siamun nicht noch einmal Retter in der Not gespielt. Mit seinem Schwert, warum auch immer er es dabei hatte, schlug er ihr den Dolch aus der Hand und riss ihr das Tuch vom Kopf. Jetzt erkannte ich die Frau. „Makedingeskirchens“ oder wie sie hieß. Ein kurzer Blick, der wohl „dich krieg ich noch“ heißen sollte, in meine Richtung, dann stürmte sie nach draußen, was wegen dem ebenerdigen Zimmer und Fenstern die bis zum Boden reichten nicht weiter schwierig war.

Kopfschüttelnd blickte ich ihr nach. „Was wollte sie von dir?“ „Mich vielleicht zu einem Kaffeekränzchen einladen?“ Unnötig zu erwähnen das er damit nicht zufrieden war. „Veralbern kann ich mich selbst!“ „Keine Ahnung! Fragt sie doch am besten selbst!“ Mit diesen Worten schob ich den, glücklicherweise leeren, Nachttopf, der seltsamerweise keinen Kratzer abbekommen hatte, wieder unter das Bett, schnappte mir das alte Bettzeug und rauschte aus dem Zimmer.

Allerdings bekam ich auf dem Weg in die Wäscherei schon bald ein schlechtes Gewissen und als ich dort ankam hätte ich mir am liebsten in den Hintern gebissen. Warum hatte ich so rumgezickt? Okay, sein herablassender Ton war das letzte gewesen aber er hatte bestimmt eine Möglichkeit mir zu helfen. Immerhin war er der Kronprinz! Und die Sache betraf ihn fast noch mehr als mich. Zumindest auf lange Sicht. Also würde ich dem Prinzen alles erzählen.

Das war allerdings leichter gesagt als getan! Obwohl ich bei ihm angestellt war konnte ich nicht mal eben vorbei schauen wenn mir gerade danach war. Ich musste warten bis er Zeit und vor allem Lust hatte mich zu empfangen. Und beides hatte er für den Rest des Tages nicht.

Die nächste Überraschung kam pünktlich zum Frühstück am nächsten Morgen. Ich hatte eigentlich gedacht, dass das „Stadium des Anstarrens“ nach gut zwei Monaten abgeschlossen wäre, aber offenbar war es zurück und das noch schlimmer als vorher. Überraschte Blicke, wütende Blicke, neugierige Blicke...

Im Speisesaal wurde noch lauter als sonst getuschelt. Als ich reinkam wurde es augenblicklich still, zumindest so lange, wie ich brauchte um die Tür hinter mir zu schließen und an den ersten beiden Tischreihen vorbei zugehen. Dann ging es noch lauter weiter, auch wenn ich vorher gedacht hatte, dass eine Steigerung nicht möglich wäre.

Rhiannon kam mir schon entgegen und zerrte mich zu einem Tisch mit zwei freien Plätzen. Rhia, meine beste Freundin. Allerdings hätte ich sie in diesem Moment am liebsten auf den Mond geschossen, denn sie hatte nichts besseres zu tun, als mich mit Fragen zu bombardieren. „Du musst mir unbedingt erzählen, wie du das geschafft hast! Und warum hast du mir nichts erzählt? Ich dachte...“ „Jetzt halt aber mal die Luft an!“ unterbrach ich sie. „Wie hab ich was geschafft? Wovon redest du? Und warum starren mich alle so an?“ „Du bist die neue Geliebte des Prinzen. Im ganzen Palast spricht man von nichts anderem mehr!“ Ich war froh das ich saß, ansonsten wäre ich wahrscheinlich umgekippt. So verschluckte ich mich nur an dem Wasser, das ich gerade trinken wollte und musste heftig husten, was mir wenigstens etwas Zeit gab mich wieder zu fassen. „Ich? Die Geliebte des Prinzen? Das ist nicht wahr. Da muss jemand was falsch verstanden haben!“ „Wie viele Frauen mir Namen Etienne gibt es hier?“ Bevor ich antworten konnte fuhr sie fort. „Wie viele davon haben goldenes Haar? Und wie viele arbeiten in der Küche? W...“ „Schon gut, schon gut, krieg dich wieder ein. Die Beweislage ist eindeutig! Wie komme ich denn nun zu dieser Ehre?“ „Das musst du doch am besten wissen.“ „Du scheinst mir aber besser informiert zu sein.“ „Sag bloß, du wusstest wirklich von nichts!“ „Wirke ich auch nur Ansatzweiße so als hätte ich auch nur die geringste Ahnung?“ „Nein, eigentlich nicht.“ „Entschuldigt bitte ihr beiden, aber seine Majestät wünscht dich zu sehen.“ Ich erschrak so sehr, dass ich den Rest meines Getränks über meinen Rücken nach hinten beförderte. Mit eingezogenem Kopf sah ich zu wie Debah, der persönliche Diener des Prinzen, sich das Wasser aus den Augen wischte und mich, trotz meines Attentats, freundlich ansah. „Kommst du bitte mit?“ Mein Appetit hatte sich inzwischen entgültig verabschiedet und so stand ich auf und folgte ihm.

In den Räumen des Prinzen wurde ich angewiesen zu warten, weswegen ich dastand wie bestellt und nicht abgeholt und an meinen Armreifen herumspielte, die ich sowohl an jedem Hand- wie Fußgelenk trug. Sie waren aus Bronze und so angepasst, dass ich sie nicht ausziehen konnte. Der eingravierte Falke war das Wappen des Prinzen und zeigte, dass ich in dessen Diensten stand. Im Grund konnte man sagen, dass der Palast in drei Teile geteilt war. In einem Lebte der Prinz, im anderen dessen Schwester und im dritten das Königspaar. Je nach dem wie viele Kinder das Königspaar hatte wurde der Palast aufgeteilt.

Inzwischen hatte ich gelernt, wie man die unterschiedlichen Stände anhand des Schmucks erkannte. Der Adel trug Gold, die Priester Silber und die Angestellten des Palastes Bronze. Die Diener breite Reifen um Hand- und Fußgelenke und die Palastwachen ähnliche Reifen um die Oberarme. Im Grunde eigentlich ganz einfach!

Nach einiger Zeit kam auch endlich seine Majestät und ich begann ihm mal ordentlich die Meinung zu geigen. Oder besser gesagt: ich wollte ihm die Meinung geigen, aber er unterbrach mich schon im dritten Satz. „Halt den Mund!“ seine Augen funkelten wütend. „Meine werte Cousine scheint ja Großes mit dir vor zu haben und das hat selten etwas gutes zur Folge! Also was will sie von dir?“ „Woher wollen sie wissen das Prinzessin Malika etwas von mir will? Vielleicht hatte die Frau ja auch einfach nur was gegen mich?“ Oh man, ging das schon wieder los! Wir schienen keine zwei Sätze wechseln zu können ohne uns gegenseitig an die Gurgel zu gehen.

„Erstens: Du bist aus einem Fenster in Malikas Palast gesprungen!

Zweitens: Sie ist persönlich hinter die hergerannt!

Drittens: Deine Unfälle in letzter Zeit!

Viertens: Der Vorfall von Gestern! Reicht das? Das wären ziemlich viele Zufälle auf einmal.“

Ich war baff. „Woher wissen sie von den Unfällen? Und was macht sie so sicher das die Prinzessin dahinter steckt?“ „Das Pferd wurde von einem Stein getroffen, Öl verschüttet sich nicht von allein auf Treppen, vor allem nicht wenn dort normalerweise niemand mit Öl vorbeikommt und ebenso wenig fallen befestigte Blumenvasen mal eben schnell von einem breiten Vorsprung. Die Sache mit dem Strick erklärt sich von allein, oder? Und Malika hat vor jedem deiner Unfälle jemanden in den Palast geschickt. Also, was hat sie vor?“

„Sie hat gesagt sie wolle mich opfern.“ „Opfern?“ Debah hatte sich bisher im Hintergrund gehalten, aber jetzt mischte er sich ein. „Menschenopfer sind verboten! Darauf steht dir Todesstrafe.“ „Das weiß sie selbst genauso gut. Warum? Weißt du das?“ „Sie will einen Zauber wirken, damit ihr euch in sie verliebt.“

Ich wurde angestarrt als hätte ich eben die Existenz der vier Gottheiten verleugnet. „Du musst etwas falsch verstanden haben!“ „Genau! Sie meinte bestimmt einen der anderen fünfhundert Kronprinzen! Wo sind die denn alle? Unter eurem Bett? Halt, da habe ich ja schon selbst nachgesehen! Wenn ihr sie findet warnt sie bitte, ja?“

Der Prinz starrte mich an, als wolle er mir an die Gurgel gehen. „Hör sofort auf dich über mich lustig zu machen!“ „Habt ihr mich erwischt? Na so ein Mist. Dann muss ich mir wohl jemand anderes suchen den ich veräppeln kann. Würdet ihr mich jetzt bitte entschuldigen? Ich habe zu tun!“

Mit diesen Worten wollte ich die beiden eigentlich stehen lassen, wurde aber von Siamun am Handgelenk gepackt bevor ich auch nur drei Schritte weit gekommen war. „Du bleibst hier!“ „Wovon träumt ihr Nachts?“ „Auf jeden Fall nicht von dir!“ „Stimmt, das scheint ihr ja tagsüber zu tun!“ Mein Versuch mich loszureisen blieb erfolglos.

„Jetzt hör mir mal genau zu!“ die sonst so angenehme Stimme war nur noch ein Zischen. „Ich will Malikas Pläne durchkreuzen, was auch immer die sein mögen. Dazu muss ich dich allerdings im Auge behalten können. Und das geht eben nur, wenn du meine Geliebte wirst. Ich habe darauf genauso wenig Lust wie du, aber die Alternative ist noch weniger verlockend, findest du nicht auch?“

So ungern ich das auch tat, ich musste zugeben, dass er Recht hatte. „Wehe du behältst deine Finger nicht bei dir!“ „Keine Sorge!“ Ich wurde abschätzig gemustert. „An so einem kleinen Ding wie dir habe ich kein Interesse.“ Zu meinem Leidwesen war nichts zum werfen in der Nähe, sonst hätte der Prinz jetzt irgendwas an den Kopf bekommen. Zugegeben, ein Meter fünfundvierzig war nicht besonders groß, aber ich hatte die Hoffnung das ich noch wachsen würde. Schließlich war ich ja erst sechzehn.

„Ich gehe packen!“ mit diesen Worden stürmte ich aus dem Raum, bevor ich dem Drang nachgeben konnte einem gewissen Herrn das Gesicht zu zerkratzen.

In meinem Zimmer angekommen ließ ich meine Wut an meinen wenigen Habseeligkeiten aus, indem ich sie erst durch die Gegend warf und anschließend grob in einen Sack stopfte. Wobei ich eigentlich keinen Sack gebraucht hätte. Das bisschen Zeugs konnte ich eigentlich auch so tragen.

Wären ich also packte ging die Tür auf und ein Haufen Hofdamen kamen hereingeschwirrt. Eine davon war Rhia, die mir mit meinen wenigen anderen Freundinnen alles gute wünsche wollte.

„Jetzt heul nicht gleich los! Der Strohkopf ist sicher schneller wieder da als wir gucken können. Allzu lange wird sie den Prinzen nicht für sich begeistern können.“

Rhia verdrehte genervt die Augen. Solche Sticheleien waren bei Tiada an der Tagesordnung und mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt. Meistens ignorierte ich sie, aber heute stand es mir sowieso schon bis hier. „Du solltest mal schön die Klappe halten. Soweit ich weiß wirft er freiwillig noch nicht mal einen Blick in deine Richtung! Und das, obwohl du ihn herumschwirrst wie eine Fliege um einen Misthaufen!“ Ich schnappte mir meinen Sack und versuchte an Tiada und ihrem Fanclub vorbeizukommen, aber leider blockierten sie die Tür. „Würde ihre zukünftige Hoheit bitte ihren Hofstaat aus dem Weg räumen? Ich möchte durch.“ Sie waren allesamt so baff, dass sie mich ohne Widerstand durchließen. Ich winkte Rhia noch einmal kurz zu, dann verließ ich hoch erhobenen Hauptes den Raum.

Dann hatte ich erst mal meine Ruhe. Malika unternahm keine weiteren Versuche irgendetwas zu erreichen und mit den Hofdamen hatte ich auch kaum noch Kontakt. Alles in allem: Mein Leben wurde furchtbar langweilig und eintönig. Doch dieser Zustand hielt gerade mal eine Woche lang an. Denn genau so lange brauchte ich um wieder in Schwierigkeiten zu geraten. Nach einigen wohl dosierten Portionen gezielten Nervenstrapazierungen gab er mir schließlich die Erlaubnis, mich in der Stadt ein bisschen umzusehen.

Allerdings unter drei Bedingungen:

Erstens: Ein Soldat musste mich begleiten.

Zweitens: Eine Hofdame musste mit.

Drittens: Ich sollte keinen Unsinn veranstalten oder mich sonst irgendwie auffällig benehmen.

Ich schnappte mir also Rhia und wir machten uns, mit einem Soldaten im Schlepptau, auf den Weg zum Marktplatz. Und natürlich dauerte es nicht lange, bis der Ärger und ich und fanden...

Nachdem wir an einigen Ständen vorbeigebummelt waren fiel uns ein Menschenauflauf ins Auge. Neugierig wie wir waren schoben wir uns an den Leuten vorbei um besser sehen zu können, den Soldaten verloren wir dabei aus den Augen. Was wir allerdings sahen gefiel mir überhaupt nicht. Ein ziemlich großer Kerl hielt ein kleines Kind fest. Ein kleinerer, ziemlich dicker Kerl mit massig Goldschmuck kam mit einem glühenden Eisenteil in der Hand aus dem Tempel vor uns. Die hatten doch nicht etwa vor, das arme Ding zu brandmarken, oder? Offenbar doch, denn in der Menge wurde leises Gemurmel laut. Satzfetzen wie: „Die arme Kleine!“ oder „ausgerechnet Ronugtempel“ waren zu hören, aber offenbar hatte keiner vor einzugreifen.

„Hört sofort auf, verdammt noch mal“ Unbeschreiblich erleichtert nahm ich zur Kenntnis, dass sich offenbar doch jemand für das Kind einsetzte. Zumindest so lange, bis mir auffiel das ich selbst gerufen hatte. Bevor ich überhaupt wusste was ich tat war ich auch schon auf den Platz gelaufen und hatte mich zwischen Mädchen und Priester geschoben. Bei den tödlichen Blicken die mich trafen hätte ich mich am liebsten wieder verzogen, aber jetzt steckte ich schon im Schlamassel. Also hieß es Augen zu und durch.

„Ich bin Alos, der Aufseher dieses Tempels und ich werde diese kleine Diebin jetzt brandmarken, wie es die oberste Priesterin befohlen hat.“ „Diebin? Das ist ein hungriges Kind!“ Ein verdammt hungriges Kind, wenn ich mir ansah wie abgemagert es war. „Diebin bleibt Diebin, hungrig oder nicht. Und wenn du aufmüpfiges Ding nicht sofort verschwindest, kannst du dich gleich dazu stellen!“ „Mir ist egal, was deine oberste Priesterin befohlen hat. Ihr könnt doch kein Kind brandmarken, was seit ihr für Barbaren?“ Mein Versuch das Mädchen von hier wegzubringen wurde beendet, bevor ich überhaupt damit begonnen hatte. Der riesige Kerl packte mich und zerrte mich zu Alos.

Wie war das mit dem unauffällig sein nochmal?
 

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Mir schwirrten allerlei wirre Gedanken durch den Kopf, während der fette Kerl mich musterte. Er wickelte sich sogar eine meiner blonden Strähnen um den Finger. „Eine wirklich sonderbare Färbung. Schade das du dich so ungebührend verhalten hast, du hättest eine hübsche Tempeldienerin abgegeben.“ Am liebsten hätte ich ihm vor die Füße gekotzt. Da würde ich doch eher eine Übernachtungsparty mit Malika veranstalten, als in so einem knappen Tempeldieneroutfit in der Nähe dieses Lustmolchs zu sein. Der zog mich ja so schon fast mit Blicken aus.

Zu meiner Erleichterung wandte er sich ab und ging zurück in den Tempel. Vermutlich wollte er sein Brandeisen neu einheizen. In der Zwischenzeit war es ziemlich abgekühlt. Währenddessen schnitt mir ein Kerl die Träger meines Kleides durch. Hätte ich keinen Stoffstreifen als Gürtel um die Talje gehabt wäre ich jetzt nackt gewesen. Warum war der BH noch nicht erfunden? Und warum hatte ich meinen alten nicht angezogen?

Eins stand jedenfalls fest: Ein gewisser jemand würde sich freuen. Und ein anderer jemand würde mich wahrscheinlich später in den Kerker werfen lassen. Schließlich hatte ich ja versprochen, keinen Unsinn anzustellen.

Dann kam Mr. klein, fett und widerlich zurück und meine Aufmerksamkeit richtete sich auf das heiße Eisen. Irrte ich mich oder glühte es noch stärker als letztes mal?

Ich sträubte mich versuchsweise, was aber nur dazu führte, dass ich noch fester gepackt wurde. Alos hatte inzwischen hinter mir Position bezogen und hob den, mir unleserlichen, metallischen Schriftzug. Ich spürte die Hitze schon, als das Metallstück noch schätzungsweise zehn Zentimeter entfernt war. Der Schmerz traf mich also keinesfalls unvorbereitet. Weh tat es aber trotzdem.

Ich schrie wie am Spies. Warum griff dieser blöde Soldat nicht ein? Dem würde ich noch was erzählen! Aber erst mal musste ich versuchen nicht unmächtig zu werden. Tränen liefen über meine Wangen und meine Schulter brannte. Außerdem war mir von dem Geruch von verbranntem Fleisch schlecht geworden.

Inzwischen war ich losgelassen worden und da mich nichts mehr aufrecht hielt sackten mir die Knie weg. Auf dem Boden angekommen begann mein Magen zu rebellieren. Schade das Alos nicht mehr vor mir stand. Ich hätte ihm gerne mein Frühstück „zu Füßen gelegt". Echt unglaublich was für Gedanken ich in solchen Augenblicken hatte. Das war wohl, was man gemeinhin als „Galgenhumor“ bezeichnete.

Das Kind! Dieser Gedanke brachte mich dazu meine Aufmerksamkeit etwas anderem zuzuwenden, als den Überresten meines Frühstücks, die vor mir auf dem Boden lagen. Ich hatte das ganze nicht durchgemacht, um jetzt zuzusehen wie das arme Ding gequält wurde.

„Aufhören!“ schrie ich wieder einmal. Oder besser gesagt: ich krächzte. Das Schreien vorhin hatte meine Stimmbänder wohl etwas überstrapaziert. Verdammt! Irgendetwas musste ich tun. Aufstehen konnte ich allerdings nicht, da Muskeln und Knochen sich offenbar in Pudding verwandelt hatten.

„Aufhören!“ Das klang zwar schon besser, aber immer noch leise und kläglich. Also auf ein neues. Räuspern, tief Luftholen, und losschreien. „Aufhören, verdammt noch mal!“ Dieses mal war ich laut und deutlich zu hören, aber deswegen hörten sie nicht auf. Sie hörten wegen der riesigen Druckwelle auf, die über den Platz fegte und Alos samt Dienerschaft mehrere Meter weit über den Platz und an die nächste Wand schleuderte.

Der näherkommende Boden war das letzte das ich sah, dann war alles schwarz und der Schmerz war weg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  shinichi_san
2011-05-31T14:25:40+00:00 31.05.2011 16:25
Soooooooooooooooooo!!!
Hallo erstmal und riesiges Sorry, dass ich erst jetzt ein Kommentar hinterlasse.
hm, okay, was gibt es zu sagen?
Erstens: Wieder einmal ein richtiggeiles Kapitel!
Zweitens: Inhaltlich nahezu peeeeeee~rfekt^^
Is ja mal richtig abartig das mit dem Brandzeichen. Verdammt wiederlich -.-'
Und dasssie jetzt des Jungens Geliebte ist, finde ich sehr amüsant! Vielleicht kommt da ja auch noch was bei raus!?^^#
Ja und es war klar, dass die Frau wieder auftauchte, ich hasse sie !^^

Also, ich finde deinen Humor und so, wie du ihn rüberbringst einfach nur zum schreien komisch und hammergeil^^
kay, man ließt sich,
lg^^


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