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My Beloved Target

Gin&Rye-FBI VS. Black Organization
von

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Memory

Wer ist Angel?

War das die Frage, die du dir gestellt hast? Fein. Alles begann vor zwei Jahren. Vor zwei Jahren, als alles außer Kontrolle geriet und meine Welt zersprang. Denn Lügen haben kurze Beine…
 

„Du bist also tatsächlich gekommen?“ Ein Regentropfen löste sich von ihrem Gesicht und ging mit einem beinahe surrealen Geräusch zu Boden. Viel zu laut. Auf einmal kam ihm die ganze Welt so vor. Unerträglich laut, unfassbar nah. Schmerzhaft. Anstrengend.

„Was hätte ich sonst tun sollen? Ich habe doch keine Wahl.“ Er lächelte. „Ihr hättet mich doch so oder so gekriegt. Ihr seid wie Schlangen, wenn ihr einmal eure giftigen Hauer in eine Beute geschlagen habt, lasst ihr sie nie wieder los, selbst, wenn sie vor euch wegläuft, so braucht ihr doch nur geduldig darauf warten, dass sie an eurem schleimigen Gift krepiert und vor euren Augen zu verwesen beginnt…“

„Schluss damit!“
 

Vor zwei Jahren bin ich dorthin gekommen, um sie auszuspionieren. Für wen tut nichts zur Sache. Es hat keinerlei Bedeutung mehr, ob du mir glaubst oder nicht, es ist längst zu spät. Aber ich denke, du kennst die Antwort ohnehin, nicht wahr, Gin? Du bist nicht dumm, im Gegenteil, dein scharfer Verstand ist eine deiner größten Waffen, groß genug, um mich in Furcht zu versetzen und zweifeln zu lassen. Angel war damals bei mir. Wir hatten den gleichen Auftrag, das gleiche Ziel. Es sollte eigentlich ganz einfach sein.
 

Ihre kalten Hände schlossen sich einen Moment lang um seine, als sie ihm im Mondlicht silbrig funkelnde Handschellen anlegte, an denen der Regen ebenso abperlte, wie an ihrem Gesicht.

„Gratuliere Angel.“

Sie ignorierte ihn.

„Aber beantworte mir nur eine Frage.“ Er drehte sich ein wenig zu ihr um, gerade so weit, dass er sie ansehen konnte, ohne sich den Hals zu verrenken. „Warum? Warum hast du mich verraten? Warum hast du uns verraten?“

Schmutz schien mit dem Wasser auf ihren Brillengläsern zu kristallisieren und sie in weißbraune, milchige Edelsteine zu verwandeln. Undurchschaubar. „War es wegen ihr? Weil sie sterben musste?“ Es durchzuckte sie wie bei einem Blitzeinschlag und Rye wusste, dass er richtig lag. Über ihnen grölte der Donner eine ironische Zustimmung. „Es war nicht deine…“

„Halt den Mund!“

Der eisige Lauf einer Waffe drückte sich in seinen Nacken. Auf einmal war die Welt um ihn herum nicht mehr laut, im Gegenteil, sie war nun stumm. Eingefroren in der Zeit, ein lebeloser Tanz der Eisskulpturen, die ihrer Starre nicht entrinnen konnten, fernab vom Trubel der Realität – und der Angst.

„Knie dich hin.“

Mit einem Klicken entsicherte sie die Waffe in ihrer Hand und sein Herzschlag schwoll zu einem schauderhaften Crescendo an, als wäre die Melodie seines Lebens nun bei ihrem grausamen Höhepunkt angelangt, bei dem Dirigent und Musiker noch einmal alles gaben, um auf ewig in der Erinnerung der Zuhörer verbleiben zu können. Ich werde sterben.
 

Doch etwas, das ich unmöglich vorhersehen konnte, machte mir einen Strich durch die Rechnung. Ihr Name war Masumi Sera. Ich werde den Moment, in dem sie starb, nie vergessen. Ebenso wenig wie die Schuldgefühle, die sich von da an in meine Seele gefressen hatten, wie ein Parasit, eine scheußliche Kreatur, die sich an meinen Schmerzen labte und immer mächtiger wurde, bis sie mich zu verschlingen drohte und einen furchtbaren Menschen aus mir machte, der keinerlei Gnade oder Reue mehr kannte. Doch ich war nicht der einzige, der litt. Obwohl ich versuchte, es ihr auszureden, gab Mitsuki sich die Schuld an ihrem Tod, so sehr, dass sie sich ebenfalls veränderte. Mittlerweile glaube ich, dass auch in ihr dieses Monster geboren wurde. Nur, dass sie nicht stark genug war, es zu zähmen oder vielleicht zu stark war, um daran zu zerbrechen, doch das spielt nun keine Rolle mehr, denn die Frau, die sie einmal war, die Frau, die ich liebte, existiert nicht mehr. Alles, was am Ende bleibt, ist der Schmerz.
 

Und man möchte nichts als Schreien, damit man aufwacht aus dem schrecklichen Traum, der einen gefangen hält.

„Hast du Angst vorm Sterben, Shuichi?“
 

Ich verkaufte meine Informationen an Anokata und ging zur Organisation, verließ Basilisk zu meinem eigenen Schutz, so wusste ich doch, es war nur eine Frage der Zeit, bis Mitsukis neue Seite mich verraten würde, bis sie meine Seele verkaufen würde, so wie sie ihre verkauft hatte, um zu vergessen. Denn es war nicht nur meine Schwester. Ich glaube, es war dieser Tag, der mir wirklich die Augen öffnete. Die Augen für das, was Basilisk wirklich tat, für das, was sie wirklich waren. Sie waren verfault bis ins Mark, schreckliche Kreaturen, halb Hahn, halb Schlange mit totbringenden Augen und einem geifernden Grinsen voller blutiger Reißzähne. Was auch immer sie getan hatten, was auch immer sie geworden waren, es spielte keine Rolle mehr, auch nicht, dass ich sie aufhalten sollte. Ich bin nicht gegangen, weil ich musste, sondern, weil ich es wollte. Ich bin gegangen, weil ich schreckliche Angst hatte. Nackte Angst ums Überleben. Eine Angst, die so groß und mächtig war, dass ich bereit war diese Frau zu opfern. Ich habe meinen Tod selbst verschuldet, ebenso, wie ich den ihren verschuldet habe. Ich hätte es wissen müssen.
 

„Lass es nicht so enden, Mitsuki, bitte! Du musst versuchen, ihnen zu entkommen. Ich kann dir helfen, ich…“

„Kein Wort mehr.“

Der gnadenlose Lauf drückte noch stärker in seinen Nacken, er konnte spüren, wie seine Haare sich am glatten Metall aufstellten und eine Gänsehaut sich bildete. Ich will nicht sterben. „Aber du hast es doch auch gesehen! Du hast gesehen, was sie tun und du hast gesehen, was mit Masumi passiert ist und du hast ihre Gesichter gesehen, Teufel, du hast die scheiß Basilisken auch gesehen!“

Angel lachte. Es war ein kaltes, emotionsloses Lachen ohne Freude. Das Lachen einer Wahnsinnigen oder das der hoffnungslos Verzweifelten. Seine Angst wuchs noch mehr, eine tödliche Pflanze, die sein Herz mit ihren Ranken zu zerquetschen drohte und sich immer fester um seinen Hals schloss.

„Du glaubst doch nicht wirklich daran? Du denkst doch nicht ernsthaft, du hast es mit Monstern statt Menschen zu tun?“

„Ich weiß, was ich gesehen habe.“, keuchte er. „Es war die Hölle.“

„Schön.“

Er hatte den Schlag nicht kommen sehen. Weder ein verräterischer Luftzug, noch ein Laut hatte ihn erreicht, erst der dumpfe, betäubende Schmerz, der seine Welt nach und nach in Finsternis versinken ließ – nun waren beide stumm, die Welt und sein Herz – wurde ihm klar, dass ihn etwas viel Schlimmeres erwartete, als der Tod.

„Dann bringe ich dich erneut dorthin.“
 

Gin zerknüllte den Brief in seiner Hand und warf ihn mit einer mechanischen Bewegung auf Ryes Bett.

„Was soll dieser Mist, du Arsch?“ Am liebsten hätte er ihn geschlagen, doch Rye war nicht da. Er war fort und Gin konnte sich denken, wo er war.

Sie waren verfault bis ins Mark, schreckliche Kreaturen…

Er stand auf und ging nachdenklich im Raum auf und ab. Was meinst du damit? Was waren sie? Was taten sie? Und welche Rolle hast du gespielt, Rye? Warum wollen sie dich töten? Was weißt du noch über sie?

Ich habe gesehen, wer sie wirklich sind.

„Gin?“ Vermouth betrat den Raum. Ihr Gesicht wirkte auf seltsame Art besorgt, einen Ausdruck, den er nicht von ihr kannte.

„Was ist los?“

„Du solltest dir etwas ansehen.“

Nein, besorgt war das falsche Wort. Sie wirkte nicht so, sie wirkte. Verstört? Verängstigt?

„Ich komme.“

Sie sind keine Menschen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Crimson
2012-07-14T07:01:18+00:00 14.07.2012 09:01
Ein Brief? Eine verstörte Vermouth? Was ist hier los? >.<
Gin ist auch nicht gerade begeistert über die Situation, aber das kann ich verstehen, der Brief wirft mehr neue Fragen auf als er beantwortet... das find ich wirklich gut umgesetzt. Du erklärst nicht gleich alles, sondern näherst dich der Lösung des Rätsels langsam. Hach, ich liebe es wie du das alles aufziehst *___*
Bin schon gespannt wie das weiter geht. Klingt einfach voll gruselig, was Rye so über Basilisk schreibt OxO

cucu
Crimson


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