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First order moment

von

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erster Fall 1

Todmüde schleppte Aiden sich in die Küche und vermied jeden Blick auf spiegelnde Oberflächen. Das Bild wollte er sich jetzt nicht antun. Es war gestern spät genug geworden.

Er hatte seinem neuen Kollegen, Sirius, und seinem Freund, Remus, höflich wie er war, noch das Gästezimmer im zweiten Stock angeboten, immerhin waren sie alle nach einem doch noch ganz lustigen Abend um vier Uhr in der Nacht sicherlich nicht mehr in der Lage heil nach Hause zu apparieren. Aber sie hatten beide Quartier bei Lily bezogen und so war es Aiden auch lieber.

Er war kein Morgenmensch und vor allem niemand, der am sich Morgen in der Lage sah sich um zwei, eigentlich wildfremde, Gäste zu kümmern.

Die Leute, die ihn kannten wussten schon, dass man ihn bis zu einer Stunde nach dem Aufstehen nicht ansprechen konnte und nahmen sich von selbst alles, was sie brauchten. Außerdem konnte er so ungestört noch einmal bei seinem Schwesterherz Bericht erstatten. Sie hätte ihn sowieso nicht in Ruhe gelassen.
 

Vollkommen verwirrt sah Aiden sich plötzlich einigen Putzutensilien gegenüber und zweifelte für einen Moment an seiner geistigen Gesundheit, bis ihm wieder einfiel, dass er ja eigentlich die Cornflakes suchte und wohl den falschen Schrank erwischt hatte.
 

Es würde Monate dauern, bis er sich hier zurecht fand.

Imea hatte in dieser Beziehung leider absolut Recht, er war ein Gewohnheitstier.

Gähnend, nur mit einer langen Schlafanzughose bekleidet und wild abstehenden Haaren, durchsuchte er auf gut Glück alle Schränke in seiner Reichweite um dann in der Nähe des Kühlschranks fündig zu werden.

Toll, in den angrenzenden Schränken hatte er alle seine Lebensmittel verstaut.

Warum in Gottes Namen suchte er dann …. Auch unwichtig. Jetzt hatte er ja, was er wollte.
 

Gerade als der die Kühlschranktür wieder zuknallte, die Cornflakesschüssel bis zum Rand gefüllt, klingelte es an der Haustüre.
 

Das konnte doch nicht wahr sein!
 

Es war Sonntag früh um zehn Uhr! Nirgends hatte man seine Ruhe. Oder hatten seine Gäste etwas vergessen?

Mit der Schüssel in der Hand tapste er barfuß, wie er war zur Tür und öffnete.
 

„Wir haben …“ Sirius stand vor der Tür, die Hand zum Klopfen erhoben, und starrte ihn an.
 

„Sorry“, nuschelte Aiden, „Komm rein, bin gerade aufgestanden.“, und trat zurück in die Küche.

Perplex folgte Sirius ihm.
 

„Was wolltest du sagen?“, fragte Aiden und schob sich einen Löffel seines Frühstücks in den Mund.
 

„Wir haben einen Auftrag. Todesfall in Hollyshood, ein Ehepaar, ermordet.“, sagte er und starrte Aiden an.
 

„Ahhhhh“, antwortete dieser lahm und bereute es doch noch nicht in den Spiegel gesehen zu haben. Er musste selten dämlich aussehen.

„Ich dachte wir haben Sontags frei? Ist das bei Euch nicht so?“, nuschelte er und kippte den Rest der Milch runter.
 

Wie hypnotisiert starrte Sirius ihn immer noch an und nickte mechanisch.

Plötzlich schien er sich gefangen zu haben.

„Wir haben dafür einen anderen Tag im Monat frei, wenn wir Glück haben, aber die Mörder halten sich halt leider nicht an unsere freien Tage.“

„Hmmm“, brummte Aiden, „Ich geh kurz ins Bad, fühl dich wie zu Hause, wenn du noch Hunger hast, bedien dich, bin gleich fertig.“

Als er davon schlurfte hörte Aiden noch wie Sirius sich auf die Couch fläzte.
 

Der Blick in den Spiegel ließ Aiden schmunzeln. Seine Haare standen wild von seinem Kopf ab, er hatte tiefe, dunkle Ringe unter den Augen, sah leichenblass aus und die Narben auf seinem Oberkörper hoben sich von seiner im Neonlicht silbrig scheinenden Haut hell ab. Irgendwie hatte er durchaus Ähnlichkeit mit einem Vampir.

Grinsend beseitigte er den größten Schaden.

Er hätte gestern vielleicht nicht noch seine Schwester besuchen sollen, auch Leute wie er brauchten mal ein wenig Schlaf.

Gähnend zauberte er sich seine Sachen herbei um geschniegelt und gestriegelt, aber weiterhin hundemüde wieder zu Sirius zu stoßen, der anscheinend auf dem Sofa kurz vorm Einnicken war.
 

„Ab die Post!“, meinte Aiden, um einen enthusiastischen Ton bemüht, den er leider nicht traf, und nickte zur Tür, damit Sirius sich erhob.

„Was willst du mit der Post?“, fragte der und schlüpfte in seine Schuhe.

„Das ist ein Muggelsprichwort, Sirius.“, antwortete Aiden und sah sich nicht dazu in der Lage die Erklärung zu vertiefen, anscheinend war es seinem Partner auch ziemlich egal, dieser trottete weiter voran, verschwand in einer Seitengasse und überreichte Aiden wortlos die Zielkoordinaten.

Sonntags zu arbeiten war einfach fies.
 

Die Wohngegend war idyllisch, die Vorgärten sogar spießiger als in seiner Straße, einzig und allein die Polizeiwagen passten nicht in diese kleinbürgerliche Häuserreihe. Aidens Blick wanderte besorgt zu Sirius, welcher sich jedoch bereits der Muggelmode angepasst hatte und einen Anzug mit langem, schwarzen Parker trug.

Wenigstens hatte Aiden als „eingefleischter Amerikaner“ nichts für die Mode der hiesigen Magier übrig und lief sowieso viel lieber in einem Anzug durch die Gegend, sonst hätte er sich heute dank seiner verschlafenen Unaufmerksamkeit sicherlich bis auf die Knochen blamiert.

Die britischen Beamten waren beschäftigt genug um sie weder aufzuhalten, noch nach ihren Ausweisen zu fragen, als sie den Tatort betraten.

„Sind die hier immer so nachlässig?“, grummelte Aiden, doch Sirius ignoriert ihn.

„Hmmmm, rede auch nicht mit jedem…“ Seufzend folgte er ihm. Na wenn das ab jetzt jeden Tag so lief konnte er sich ja auf etwas vorbereiten.

Sein Partner stoppte in der Küche und sah sich um. Hier schien ein Kampf statt gefunden zu haben, ein recht heftiger sogar. An den Wänden fanden sich große Kratzspuren, die Tapete löste sich langsam, die Luft knisterte nur noch wenig von Magie, aber vor einigen Stunden musste sich das noch ganz anders angefühlt haben. Wenigstens merkten die Muggel davon nichts.

Diese standen über zwei Leichen gebeugt, die halb hinter der Kochinsel versteckt lagen.

Von der Tür aus sah man nur die Beine.
 

Bestimmt traten die zwei Auroren heran, kletterten vorher über einige zersplitterte Stühle, und schluckten synchron.

Dort lagen zwei Menschen, ein Mann und eine Frau, vielleicht Anfang Dreißig, in blutüberströmter Kleidung. Beiden prangte ein riesiges Loch in der Brust, als hätte man ihnen das Herz herausgerissen.
 

„He! Was machen sie hier?“, blaffte sie eine tiefe Stimme an.

Wenigstens hatte sie endlich einer bemerkt.

„Sondereinheit vom Innenministerium*, operieren landesweit und übergreifend, das fällt in unsere Zuständigkeit.“, brummte Sirius und taxierte den untersetzten Bobby** mit bösen Blicken um ihn davon abzuhalten ihm zu wiedersprechen und Aiden zückte seinen Ausweis um ihn dem Beamten unter die Anse zu halten.
 

„Also, was ist hier passiert?“, fragte Sirius und wandte sich wieder den Leichen zu.
 

„Die Nachbarn haben Angerufen, es seinen merkwürdige Geräusche von ihren Nachbar zu hören gewesen und dann stand plötzlich die Tochter vor ihrer Haustür, mitten im Telefonat, blutbespritzt.“, berichtete Bobby eifrig.

Er schien nicht oft mit Sondereinheiten zusammen zu arbeiten und nun ganz erpicht darauf zu sein.
 

„Tochter?“, fragte Aiden und ihm schwante böses. „Wo ist sie?“

„Im Nebenzimmer, mit einer Kollegin, aber wie unhöflich, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Police Sergeant Brian Wulf, mein Name.“, strahlte er und Aiden fragte sich ob er ernsthaft guter Laune sein konnte, wenn zwei Tote hier lagen und ihre Tochter wahrscheinlich schwer traumatisiert nebenan hockte.
 

Trotzdem nickte er und antwortete knapp: „ Supervisory Special Agend Parker, Verbindungsmann FBI, ich bin mal bei der Kleinen Sirius“, bevor er ging.

„Detective Chief Inspektor Black“, sagte dieser und folgte seinem Kollegen unauffällig.
 

Hinter einer knieenden Beamten saß ein kleines Mädchen auf einem Sessel und starrte vor sich hin. Ihre Kleidung war immer noch blutbespritzt, auch ihre goldblonden Locken hatten sich an einigen Stellen rot verfärbt.

Aiden hörte Sirius Schritte hinter ihm, obwohl sie vorsichtig und leise gesetzt waren.

Langsam, um das vielleicht fünf oder sechsjährige Mädchen nicht zu verschrecken, trat er an sie heran.
 

Die Polizeibeamte drehte sich zu ihm um, weiterhin behutsam zog er seinen Ausweis und bedeutete ihr Platz zu machen.
 

„Hallo“, grüßte Aiden leise und hockte sich nun vor das Mädchen.

Sie schien ihn gar nicht wahr zu nehmen.
 

„Ich heiße Aiden Parker. Sagst du mir auch wie du heißt?“

Sie schwieg, sah ihm aber kurz abwesend ins Gesicht.

Aiden setzte sich auf den Fußboden.
 

„Ich komme aus Amerika, kennst du das? Das ist ein riesiges Land. Weißt du, es ist ganz komisch wieder in England zu sein, ich bin hier geboren, aber ich sage dir, das Essen in Amerika ist um einiges besser. Kennst du amerikanisches Essen? Nein?“, Aiden erwartete keine Antwort, erzählte einfach weiter, „ Zum Frühstück essen wir gerne Pancakes, das ist eine Mischung aus Eierkuchen und Waffeln. Das schmeckt! Aber das Beste ist der Ahornsirup, der schmeckt fast wie Honig. Außerdem haben wir das Popcorn erfunden und natürlich Spiegelei mit gebratenem Schinken!“
 

„Das stimmt gar nicht!“, sagte das Mädchen plötzlich empört, „das essen wir hier!“
 

„Ach tatsächlich?“, schmunzelte Aiden, „Dann habe ich mich wohl vertan. Was isst du denn am liebsten?“

„OH!“, ihre Augen leuchteten, für einen Moment waren die Schrecklichen Ereignisse vergessen, „Ich mag sehr gerne, Weingummis,“, sie nahm ihre Finger zu Hilfe um besser aufzählen zu können und dachte angestrengt nach, als könne sie sich gar nicht entscheiden, „und Toffee Crisp und Jelly Beans und Schokolade überhaupt und Fudge***, am liebsten Erdbeere, und Bonbons, die mag ich auch, oh und Zuckerwatte!“
 

Aiden kramte in seiner Jackettasche und förderte eine Packung Fritt - saure Erdbeere hervor.

„Das ist aus Amerika, Kaubonbon mit Erdbeere, möchtest du eins?“

Die kleine schaute ihn skeptisch an.
 

„Aber ich darf nichts von Fremden nehmen!“, sagte sie und verschränkte die Arme, konnte es aber nicht verhindern begierig auf die Süßigkeit zu starren.

„Das ist sehr richtig, aber ich bin von der Polizei und esse auch eins, was hältst du davon?“

Unschlüssig wackelte sie mit dem Kopf.
 

„Na gut!“, zog zwei verpackte Kaubonbonstreifen aus der Packung, gab eines Aiden zurück und packte ihr eigenes aus, um es sich gleich in den Mund zu schieben.
 

Sie kicherte und verzog den Mund.

„Das ist ja ganz sauer!“, feixte sie und Aiden lächelte.
 

„Duuuuu, Mister Polizist?“, fragte sie, das Kaubonbon in die Backen geklemmt sah sie aus wie ein kleiner Hamster.

„Aiden“, sie sah ihn fragend an, „Du kannst Aiden zu mir sagen.“

„Das ist aber ein komischer Name!“
 

„Hm, das hat Lily zu mir auch gesagt, wenn du möchtest darfst du Ady sagen, aber“, er zwinkerte, „nicht weitersagen, sonst ärgert mich mein Partner damit.“ Und deutete auf Sirius, der hinter ihm an den Türrahmen angelehnt stand.

„Oh“, kicherte sie, „Mach ich nicht. Du hast aber einen hübschen Partner, wer ist Lily?“

„Lily ist eine Freundin von mir, sie ist auch sehr hübsch.“, zwinkerte Aiden zurück.
 

„Ist sie eine Prinzessin?“

Kurz stutzte Aiden, lachte aber dann verhalten.
 

„Ja, das ist sie. Sie wohnt mit ihrem Mann, Prinz James, in einem kleinen Palast und der“, Aiden deutete wieder über seine Schulter zu seinem Partner, „Ist sein bester Freund.“, dann setzte er zu einem verschwörerischen Flüstern an und beugte sich ein wenig mehr zu dem Mädchen vor, auch sie kam, begierig auf ein Geheimnis näher, „Er ist eigentlich ein Ritter und beschützt die Menschen und die Prinzessin zusammen mit dem Prinzen. Deshalb bin ich auch hier, ich helfe ihnen.“

Sie bekam ganz große Augen.
 

„Bist du auch ein Ritter?“, fragte sie ehrfürchtig.

„Ja“, flüsterte Aiden, „Aber das darfst du niemanden sagen, ja? Das bleibt unser kleines Geheimnis!“

Sie schlug in seine dargebotene Hand ein.

„Versprochen!“, nickte sie und kicherte wieder, als Aiden ihr einen Kuss auf die Hand hauchte.
 

„Sagt Ihr mir auch, wie Ihr heißt, holde Meid?“, fragte Aiden und senkte kurz ehrfürchtig den Blick.

„Elli“, antwortete sie und blickte dann nachdenklich auf ‚ihren‘ Ritter.

„Wenn du ein Ritter bist“, flüsterte sie, „Kannst du mich dann auch beschützen?“

„Natürlich, was für eine Frage! Es wäre mir eine Ehre!“, sagte Aiden ernst, „Aber du musst mir sagen, vor was ich dich beschützen soll.“

Elli schien mit sich zu ringen.
 

„Vor dem Monster, dass meiner Mamma“, sie schluchzte auf, „und meinem Papa weh getan hat. Es kommt wieder, ganz bestimmt!“

Tränen flossen ihr Gesicht herab.
 

„Kannst du mir etwas über das Monster erzählen?“, fragte Aiden.

Doch Elli schüttelten mittlerweile immer mehr Schluchzer.
 

Voller Mitleid zog er das zitternde Mädchen in seine Arme und erstarrte.

Bilder formten sich in seinem Kopf, nahmen Gestalt an, verzerrten sich, entstanden neu und rauschten aneinander vorbei bis sich eine kontinuierliche Linie herauszukristallisieren begann.

Und was Aiden sah ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
 


 

* Die gibt’s anscheinend wirklich

** Bobby = englischer Polizist

*** irgendwas Süßes, gibt’s in verschiedenen Geschmacksrichtungen, scheint sehr klebrig zu sein



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