So bin ich, akzeptiert das endlich!
"So gehst du nicht aus dem Haus, junges Fräulein!" - "Du hast mir gar nichts zu sagen, du bist nicht mein Vater!"
So ging das jeden Tag bevor ich mich auf den Weg zur Schule machte. Der neue Mann meiner Mutter spielte sich als mein Vater auf und versuchte mir mein Leben vorzuschreiben.
Ach, ich sollte mich vielleicht mal vorstellen: Ich heiße Kiria Manamy, bin 16 Jahre alt und ... etwas das andere Menschen als "unnormal" bezeichnen würden.
Ich habe kohlrabenschwarze Haare mit nartürlichen schloweißen Strähnen. Meine Ohren laufen nach hinten spitz zu. Das hätten viele als "seltsam" eingestuft, aber meine Augen. Man hätte denken können ich würde gefärbte Kontaktlinsen tragen, tat ich aber nicht. Meine Regenbogenhaut ist blutrot und meine Pupillen sehen aus, als hätte jemand Pentagramme hineingemalt.
Wie dem auch sei, der Tag begann mal wieder mit Streitereien mit Yosuke (der Neue meiner Mutter), was mir echt auf den Geist geht, aber der Tag wurde noch besser: Schule kann wohl keiner ausstehen, aber gegen meine Klasse sind andere wahrscheinlich wahre Engel.
"Hey Hanyu! Das du dich in die Schule traust!", kam mir entgegen nachdem ich das Schulgebäude betreten hatte, natürlich in meinem Lieblings Lolitakleid mit meinen heißgeliebten Boots. Überall klebten Bilder von mir, die mit einem Programm bearbeitet waren, sodass ich darauf nackt mit einem Lehrer zu sehen war. Zu allem Überfluss trug ich auch noch Katzenöhrchen. Sehr liebreizend nicht wahr?
Ich versuchte die Bilder zu ignorieren, was nicht sehr einfach war, denn einige waren auf die Größe von Postern gedruckt worden.
Von überall kam das Gelächter der Schüler.
Wie ich sie hasste. Zur Hölle sollten sie alle fahren. Aber das kann man Luzifer doch nicht antun. So viel Bekloppte auf einen Haufen.
Was solls? Ich ging durch das Meer des Gelächters zu meinem Klassenzimmer, wo mir jemand ein faules Ei entgegen warf mich aber Luzifer sei Dank verfehlte, und setzte mich auf meinen Platz, in der letzten Reihe am Fenster.
Nein, ich bin keine Satanisten, ich glaube aber auch nicht an Gott. Für mich gibt es nur Luzifer, der für seine "Kinder" sorgt.
Als der Lehrer reinkam, verstummte das Lachen der Anderen.
"Morgen. Ich mach es kurz: Wer auch immer die Poster aufgehängt hat, wird sie nach der Schule entfernen. Die Verantwortlichen werden sich auch noch auf eine saftige Strafe gefasst machen müssen."
Ein böses Lächeln legte sich auf meine Lippen, verdient haben es diese Idioten.
Während andere den Unterricht hassen, liebe ich ihn regelrecht, denn es ist die Zeit in der ich meine Ruhe vor denen habe. Am schlimmsten sind die Pausen, wenn auch die anderen Klassen in unseren Raum drängen.
Nach grausamen 8 Schulstunden konnte ich endlich gehen. Was für ein Segen.
Nach Hause wollte ich nicht, denn dort müsste ich wieder Yosuke und meine Mutter ertragen. Nein, danke. Also wanderte ich durch die Straßen, beobachtete die Menschen im Park und setzte mich schließlich auf eine Bank in einem verlassenen Teil eines Spielplatzes.
"Das is mein Platz", motzte mich ein Junge mit schwarzen Haaren an, deren Enden in einem blutigen rot gefärbt waren. Er trug schwarze Klamotten und schwarze Boots, darüber einen langen schwarzen Mantel. Laute musik dröhnte aus den Kopfhörern um seinen Hals. Seine Augen konnte ich nicht sehen.
"Sorry", fauchte ich, stand auf und wollte gehn, als er mich an der Hand festhielt. "Kannst ja bleiben, musst bloß rücken", meinte er und setzte sich. Da er meine Hand immer noch hielt, blieb mir nichts andres übrig als mich neben ihn zu setzen. "Haru", sagte er und drehte seinen Kopf, als erwarte er was von mir. "Äh ... was?" - "Ich heiße Haru un du?" - "Kiria." - "Süß." Dann schwiegen wir. Ich lauschte seiner Musik, die irgendetwas in meinem Inneren berührte. "Gefällt´s dir?" - "Hmhm" Er lächelte mich an und es war um mich geschehen. "Ich kann dir ne CD brennen, wenn du magst. Wir können uns morgen wieder treffen, dann geb ich sie dir." - "Im Ernst? Danke. Aber das machst du doch sicher nicht umsonst?!", meinte ich skeptisch, als er sich ganz nah zu mir beugte. "Kannst mir morgen was dafür geben, ... Luzifra." - "Luzifra?" - "Bist doch Luzifernistin oder?" Ich nickte, er lächelte. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich wohl; zumindest bis mein Handy klingelte. "Ich geh dann mal. Bis Morgen ... Luzifer", meinte ich grinsend und ging.
Zuhause verschwand ich in meinem Zimmer und konnte den nächsten Tag nicht erwarten.
Am Morgen stand ich extra früh auf, um mich zurecht zu machen. Ich zog mein schönstes Gothicloltakleid an und darauf meine geliebten Boots. Mein Gesicht musste ich nicht mal großartig schminken, denn blass war ich schon immer.
Noch bevor Yosuke aufstand, war ich aus dem Haus. da ich noch viel Zeit hatte, bummelte ich durch die Straßen und durch den Park. An der Bank von gestern blieb ich stehn. Haru war nicht da, aber das hatte ich mir schon gedacht.
"Hey, ist das nicht Hanyu?" - "N klar, das ist sie!" -"Was machst du denn hier, Hanyu? Solltest du um diese Zeit nicht in deinem Sarg liegen?" Ich erwiderte nichts und drehte mich weg. Aber einer aus der Gruppe meiner Mit-"Peiniger" nahm mich am Arm und verdrehte mir die Schulter bis zum Anschlag. "Spiel dich nich so auf, du dämliche Mistgeburt! Was glaubst du eig. mit wem du es zu tun hast?" - "Mit nem Haufen feiger Arschlöcher! Alleine würdet ihr nämlich nich trauen auf mich loszugehen!", fauchte ich und trat mit meinen Boots nach dem Idioten, der mich festhielt. "Widerspenstiges Miststück. Der sollten wir Manieren beibringen." Ich wollte nicht mehr. Mit aller Kraft biss ich in die Hand die mich festhielt und riss ein Stück Haut raus. "Du dämliche Hure!" So schnell ich auf den Boots konnte, rannte ich Richtung Schule; sicherer wäre ich da zwar auch nicht, aber wenn ein Lehrer in der Nähe war ich zumindest nicht so ausgeliefert.
Ich hatte es satt, immer das Opfer zu sein. Die Lehrer interessiert es nicht, von meiner Mutter oder Yosuke konnte ich keine Hilfe erwarten und der Einzige Lichtblick, nämlich Haru, war mir volllkommen unbekannt.
Wann würde mich Luzifer nur von hier wegholen?
Ich wollte nur noch weg von hier, ich war es so leid!
In der Pause war wieder die gesamte Schule in unserem Klassenzimmer versammelt und alle gingen auf einen los: auf mich. War doch klar oder?
"Du hast ihn echt übel verletzt" - "Was fällt dir ein, ihn anzugreifen? Spinnst du eigentlich, du Hanyu?" Diese und weiter Beschimpfungen musste ich mir anhören. Tränen stiegen mir in die Augen, ich hatte es satt. Mit lautem Krachen fiel der Stuhl um, als ich aufstand. "Fahrt zur Hölle! Ich hab es satt, lasst mich in Ruhe!" Verblüffte Gesichter und dann lautes Gelächter. "Hanyu traut sich ja was." Ich drängte mich an den Schülern vorbei nach draußen, die Schultasche in der Hand. Vor dem Schulhaus begann ich zu rennen. Ich rannte bis in den Park und blieb erst vor der Bank stehn. Diese war leer. "Was hab ich denn erwartet? Das er auf mich wartet? Ich bin so blöd" Tränen liefen mir übers Gesicht, während ich nach einem Zettel suchte.
"Hey Haru,
tut mir Leid, das ich mir die CD nicht holen konnte. Aber ich konnte nicht bleiben, habe es nicht mehr ertragen. Hoffe bei Luzifer geht es mir besser als hier, wo mich niemand akzeptiert. Meine Schule hat es geschafft, mich soweit zu bringen, dass ich früher als erwartet zu Luzifer geh. Ich bereue nur dich nicht besser kennengelernt zu haben. Tut mir sehr Leid.
Kiria."
Den Zettel legte ich auf die Bank, darauf eine schwarze Rose, die ich mit mir rumtrug, und darauf einen Stein. Dann ging ich zur nächstgelegenen Straße. Ich stellte mich mitten auf die Fahrbahn und im nächsten Moment raste ein Laster auf mich zu. Ich hob den Blick und sah direkt in Harus Gesicht vor mir, in der hand hielt er den Zettel und die Rose. Er lächelte mich an und ich lächelte ihn an. Wir fassten uns an den Händen und küssten uns, bevor uns der Laster mit voller Wucht überrollte.
