Skandal
Remus Lupin hatte bereits für viele Skandale gesorgt. Oft einfach damit, dass er ein Werwolf war. Die Erinnerung daran war meist nicht besonders schön. Nur einer seiner Skandale war anders gewesen. Das war in seinem 7. Schuljahr - in einer Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste...
Wenige silbrige Fäden krochen aus Remus Zauberstab und fielen schlaff in Richtung Boden, bis sie sich ganz auflösten.
"Es muss eine wirklich glückliche Erinnerung sein", fing der Lehrer nun von vorne an. "Das Glück muss sie durchströmen. Erst dann ist es ihnen möglich einen gestaltlichen Patronus herauf zu beschwören."
Resigniert seufzte der Gryffindor. Er hatte eben zu viele Sorgen um sich von Glück durchströmen zu lassen. Als er seinen Blick durch die Klasse streifen ließ, blieb er bei Sirius hängen. Dieser hatte die Augen geschlossen und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Er wirkte so wunderschön wie immer, so friedlich wie sonst nur im Schlaf und so glücklich wie selten. Unwillkürlich musste auch Remus lächeln. Seine Gedanken schweiften ab zu jener Nacht, als der Schwarzhaarige ihn aus dem Schatten heraus angesehen hatte und ihm in undeutbarer Stimmlage erklärt hatte: "Weißt du Moony, ich mag dich. In gewisser Weise mag ich dich sogar mehr als James. Aber verrat ihm das bloß nicht."
Und wie damals spürte er dieses unglaublich Gefühl in ihm aufkommen. Sich erneut der Illusion hingebend, dass diese Worte mehr bedeutet hatten als es den Anschein hatte, hob er den Zauberstab.
"Expecto Patronum"
Ein silbernes Licht drang aus seinem Zauberstab, schien sich zu verdichten und etwas Schnauzenähnliches drang heraus.
So gefesselt wie er war hörte er kaum die Stimme seines Lehrers.
"...oft hört man auch von Liebenden, deren Patroni..."
Moony stockte der Atem als sein Patronus komplett erschienen war. Es war ein Hund. Ein großer, zotteliger Hund. Alle waren begeistert, dass er es geschafft hatte. Nur drei Personen in diesem Raum starrten ihn entsetzt an. Rot angelaufen blickte der Werwolf auf den silbernen Tatze mit vier Pfoten und traute sich nicht in das Gesicht des echten zu sehen. Er musste sich schleunigst eine Ausrede dafür einfallen lassen, bis...
Plötzlich schlangen sich kräftige Arme um ihn, schwarzes Haar flog in sein Gesicht und ein vertrauter Geruch umgab ihn. Er hörte noch ein geflüstertes "Moony" in einer ungewohnt gerührten Tonlage, da landeten Sirius Lippen auch schon auf den seinen.
Remus grinste versonnen. Ja, aus all seinen Skandalen und verfänglichen Momenten, war dies definitiv der schönste.