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Ich nenne dich Rot

... weil ich dich liebe.
von

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Prolog X

Der freie Seemann
 

Der Seemann verlässt nicht nur das Land und die Küste in Richtung des offenen Meeres, er verschwindet sogar hinter dem Horizont. Die Freiheit des Seemanns ist die Summe der Imagination, die der Landbewohner darüber hegt, was der Seemann wohl erleben mag, wenn er den Augen entschwunden ist. Dies sind Dinge, die dem Landbewohner wegen seiner örtlichen Gebundenheit unmöglich sind: Exotik, Abenteuer, Ungebundenheit und Fremderfahrung. Fremde Länder, Menschen und Tiere spielen dabei ebenso eine Rolle, wie die Weite des Meeres und des Himmels und die Vorstellung unbegrenzter Wahlmöglichkeiten. Die Kehrseite der Freiheit ist die Einsamkeit. Der freie Seemann ist zugleich der, der nirgends hingehört bzw. der, wenn er schon eine Frau hat, die meiste Zeit ohne sie leben muss. Der freie Seemann ist deshalb unverfügbar und flüchtig. Er ist eine schwebende, irreale Figur, die den Träumen der Landbewohner entspringt. Er ist eine eskapistische Fantasie.
 


 

Quelle: "Der Seemann, ein Berufsstand und seine kulturelle Inszenierung von Timo Heimerdinger"
 


 

Oder
 

Von hungrigen Haifischen, grausamen Kielholen und Plankengedränge. Dieser Mann, so sagt man, hat so ziemlich allen Gefahren ins Angesicht geblickt und.. überlebt. Von aufgebrachten Kannibalenstämmen, nagenden Hunger und Dehydrierung. Der Typ kann gar nicht mehr klar im Kopf sein, bei dem Wahnsinn den er mitgemacht hat. Von Skorbut, fehlenden Gliedmaßen und blutigen Schlachten. Einige Souvenirs wurden behalten, viel mehr ausgeteilt. Von stürmischen Winden, brennenden Sonnen und eisigen Nächten. Dem fehlt der große Zeh, wusstest' das, darüber kursieren waghalsige Geschichten wie er das Ding verloren hat. Von Flüchen, Schwüren und Aberglaube, hat der Mann mehr erlebt, als gut für ihn ist. Von unerbittlichen Schlachten, barbarischen Kriegen und dem Kampf ums Überleben. Niemand sollte soviel Erfahrung in Grausamkeit sammeln, als dieser Seemann. Von unwegsamen Handelsschiffen, eigensinnigen Piraten und dem flüchtigen Moment der Marine. Kein Seeweg blieb unbestritten, das Meer ist die Karte seines Herzens.

Und nun, da er die Rohheit der Welt in jeder Pore aufgesogen hat, wird jeder neuerliche Atemzug bewusst genommen und die Weltmeere mit Euphorie besegelt, dem Blick gen niemals endendem Horizont. Ein Lächeln, dass sich in sein Gesicht gegraben hat, das einzig verbliebene Auge, dass im Widerschein des Ozeans glänzt. Offen. Unnachgiebig. Stark. Dieser Mann kann nicht gebrochen werden.



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