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Wie nah muss man dem Tode sein?

Um zu verstehen,dass Geschwisterliebe genauso wichtig ist?
von

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Der Sturz

Die Geschichte von Herkules, dem griechischen Helden, war eine von seinen liebsten Geschichten. Er wünschte sich sehr irgendwann einmal so stark sein zu können, wie dieser Mann! Das war sein Ziel: Eine große, starke Nation aufzubauen! Genau wie sie Bruder, nur noch größer und stärker!

Er zweifelte nicht daran, dass ihm das irgendwann mit Sicherheit gelingen würde. Aber jetzt musste er erst einmal das Kleiner- Jungen- Dasein ausleben.

Bis dahin würde Peter warten und arbeiten.
 

"Lies sie mir Bitte Bitte vor, Arthur!", sagte er flehend und tippte aufgeregt an das Buch, welches der Brite gerade las.

"Ich hab dir die Geschichte gestern erst vorgelesen, reicht das nicht?"

"Nein! Nochmal, nochmal!", forderte der Kleinere und kletterte neben Arthur auf das Sofa: "Oder lies mir vor, was du da liest."

Arthur seufzte, klappte das Buch zu und deutete auf das Cover: "Früchte des Zorns. Ich denke nicht, dass du verstehst worum es darin geht."

Er widmete sich wieder den Zeilen, doch der Jüngere gab nicht auf: "Du bist doof. Ich bin dein kleiner Bruder, zeig etwas mehr Verantwortung!"

"Peter, du kannst selber lesen."

"Aber es macht mehr Spaß wenn du liest. Mummy und Daddy lesen mir auch immer vor."

"Ich bin aber nicht deine Mummy... oder dein Daddy damnit."

"Aber mein Bruder! Komm schon Arthur, bitte."

Er kniete sich hin, faltete die Hände und blickte ihn flehend an: "Biiiiiiii~iiitte!"

"Peter, langsam nervst du mich. Ich passe nur auf dich auf, weil sich sonst niemand anderes, gefunden hatte! Also, tu mir bitte den Gefallen und störe mich nicht, immerhin bist du hier Gast!"

Dann herrschte kurze Stille.

"... Aber...", Peter ließ die Hände wieder sinken und rutschte vom Sofa: "Na gut. Dann spiele ich eben alleine."
 

Als Peter beleidigt den Raum verlassen hatte, seufzte Arthur laut. Er spielte gerne mit Peter, er las ihm auch gerne vor. Aber das letzte was er wollte, war, dass der Junge auf die Idee kam seine Gutmütigkeit auszunutzen.

Zumal dieses Buch wirklich interessant war! Ein Klassiker unter den Romanen, die er hatte.

Gestresst lehnte er sich in seinem Sofa zurück und legte das Buch auf den Bauch, um nach einer kurzen Pause weiter zu lesen.

"Damnit", murmelte er: "Dieses Balg. Er ist genauso wie sein Bruder... was mache ich eigentlich falsch mit denen?"

Er ließ die Augenlider sinken. Die letzte Nacht hatte ihm nicht gut bekommen, Peter wollte eine Geschichte nach der anderen hören.

Irgendwann hatte er einfach gesagt, dass er keine Geschichten mehr für ihn habe und war gegangen. Einen beleidigten, unermüdlichen Peter hatte er zurück gelassen, aber das Kind hatte trotzdem kurz darauf selig geschlafen.

Nur er selbst hatte noch arbeiten müssen. Er hatte Anfragen beantwortet und Dokumente abgestempelt, dass er schon dachte seine linke Hand sei der Stempel, und seine rechte der Füller.

Aber jetzt, wo Peter anderwaltig beschäftigt war, konnte er ja mal ein... zwei Stunden schlafen.

Nur kurz ausruhen, und dann weiter machen...

Er merkte schon, wie er langsam in den Schlaf abdriftete... eine sanfte Welle, die durch seinen Körper rauschte und ihn langsam benebelte.

Da schreckte ihn ein Geräusch auf!

"Ups.", tönte es von dumpf von draußen durch das Fenster.

Eigentlich missfiel es Arthur gleich, nachzusehen was der Junge jetzt schon wieder zerdeppert hatte. Aber letzten Endes musste er nachsehen... die Gefahr dass sich Peter dabei verletzt hatte war einfach gegeben.

Ein wenig unbeeindruckt von dem Geräusch (es hatte geklungen als sei ein Ziegel vom Dach gerutscht und auf den Boden gekracht) schlenderte er an das Fenster und rief: "Peter! Peter, was hast du nun wieder kaputt gemacht?"

Doch die Antwort blieb aus.

"Peter, ich rede mit dir!"

Wieder keine Antwort. Arthur knurrte: "Dieses Balg. Wehe wenn...-"

Etwas kleines flog ihm auf den Hinterkopf, und ließ seinen Satz abrupt abbrechen. Fragend drehte er sich um und sah nach oben, ob es denn regnen würde.
 

Arthur blieb die Luft weg. Ihm war, als würde für einen kurzen Moment vor Angst sein Herz in die Hose rutschen.

"PETER!"

Es regnete tatsächlich. Es war ein sanftes nieseln, wie ein Teppich der sich über die Landschaft Englands erstreckte. Aber nur vom Hause Kirkland konnte es kleine Gesteinsbrocken regnen!

"Peter, was zur Hölle! Komm sofort da runter, du...!", das Schimpfwort blieb in seinem Hals stecken.

Peter kletterte gerade die Hauswand des Anwesens hinauf, und schien dabei auch mächtig Spaß zu haben. Er griff nach dem nächsten Fenstersims: "Es macht aber Spaß Arthur! Hey, jerk, sieh mal wie weit ich alleine schon gekommen bin! Mann, bin ich stark!", sein Blick glitt nach unten, um das verdutzte Gesicht des Engländers zu betrachten. Doch sofort sah er wieder hinauf."Herunter zu sehen... war keine gute Idee gewesen. Einfach weiter klettern und nicht runter sehen!", dachte er geschockt, als er sah wie weit er sich schon vom Boden entfernt hatte.
 

"Peter! Verdammt! Du verzogenes Gör, beweg deinen Arsch hier her!", knurrte Arthur als Peter sich weiter bewegte. Aber nach weiterem Rufen kam der Junge auch nicht runter.

Arthur sah keine andere Devise mehr...

Ohne der Höhe eines Blickes zu widmen, stieg er auf das leicht befeuchtete Fensterbrett.

"Wenn das gut geht, fresse ich einen Besen samt Stiel.", knurrte er und griff nach dem nächst besten, woran er sich hoch ziehen konnte.
 

"Oha, er kommt.", sagte Peter lachend zu sich selbst. Wenn er keinen Ärger wollte, musste er sich beeilen.

Er sah wieder hinauf, starrte beschwörend die Regenrinne an. Sie lag noch zu weit oben, um daran zu kommen...

Also musste es einen anderen Weg geben aber... da war keiner mehr. Dort, wo er stand war nichts mehr um danach zu greifen!

Sein Blick glitt nochmal hektisch zu Arthur herunter, der sich bedorhlich langsam näherte.

Und das letzte, was Peter wollte, war Ärger von ihm zu kriegen.
 

Der Regen wurde langsam etwas dichter, und befeuchtete die Fensterbänke und Mauern des Anwesens mit seinen Tropfen immer mehr. Noch hatte die Regenrinne nichts zu tun, aber so wie es aussah- bald.

In seiner Hektik hatte Peter keinen anderen Versuch zu entkommen gesehen, als die Regenrinne.

Er hoffte groß genug zu sein, stellte sich sogar auf die Zehenspitzen und berührte sie tatsächlich mit den Fingerspitzen. Nur ein paar, wenige Zentimeter mehr und Peter war in Sicherheit!

Er überlegte nicht lange, hüpfte mutig nach oben und...
 

...erreichte sie. Das plötzliche Glücksgefühl, dass ihn zu durchströmen versuchte, musste er sich für wann anders aufheben. Jetzt galt es sich erst einmal hoch zu ziehen...

Mit aller Kraft, die er besaß, zog er sich über den Rand der nassen Rinne. Ja, er sah die Dachziegel schon! Nur ein klein wenig mehr, und er konnte sich auf das Dach robben!

Doch das Schicksal plante anderes.

"Uah!", rief er erschrocken aus, als die Dachrinne sich bewegte.

Von unten herauf schallerte jemand: "Peter, sei vorsichtig!", doch das nahm er aus Schrecken gar nicht wahr.

Mit ängstlich geweiteten Augen ließ er sich wieder von der Dachrinne runter. Das war knapp gewesen...

Er machte sich lang, um mit den Füßen das Fenstersims erreichen zu können, ließ los und landete auch darauf.

Seine Hände suchten irgendwo nach Halt. Doch zu spät griff er nach etwas Festem. Seine Finger glitten ab und er spürte, wie sein Körper sich der Schwerkraft hingab und langsam nach hinten kippte.

"Nein!", schrie er entsetzt, suchte noch nach irgendwas was half. Doch er fand nichts...
 

"Peter!", rief Arthur erschrocken aus, der Halt gemacht hatte um seine Kletterpartie zu beobachten. In Arthurs Kopf hatte das Disaster schon angefangen, als Peter die Wand zu erklimmen begonnen hatte. Aber das, was nun geschah, hatte er nicht voraus gesehen. In Ahnung gehabt, aber gehofft dass es nicht geschah!

Und nun fiel Peter, vom höchsten Stockwerk des Anwesens herunter, und würde vermutlich sogar daran sterben wenn Arthur nichts tat!

Ohne groß zu überlegen, was er da eigentlich tat und welche Konsequenzen es haben könnte, streckte er den Arm aus um ihn aufzufangen.
 

Nur einen Arm gewählt zu haben, war nicht die beste Idee gewesen. Aber er brauchte einen zum Festhalten, und so war nur dieser frei gewesen.

Peter sauste in Arthurs Arm hinein.

Sein Gewicht, und die Tatsache, dass Arthur eben nicht mehr der Jüngste war, rissen ihn förmlich mit sich.

Arthur verlor den Halt, krallte sich nur an Peters Kragen fest und fiel ebenfalls.

Der Sturz dauerte eigentlich nicht sehr lange. Es kam Arthur so vor, als seien die Schreie des Jungen durch eine Wand an sein Ohr gedrungen. Ihre Geschwindigkeit bemerkte er nicht. Er bemerkte nicht wie in ihm ein Gefühl der Übelkeit aufwallte, weil er sich sicher war zu sterben.

Diese Gefühle waren vom Wind, der ihm irritierend um die Ohren pfiff versperrt.

Er zog den Jungen an dessen Kragen zu sich heran, legte eine Hand um seine Hüfte und die andere schützend an seinen Kopf. Als großer Bruder hatte er eben Verantwortung zu tragen. Auch wenn das hier mehr, als nur der falsche Moment war um Gentleman zu spielen.
 

Noch nie in seinem bisher noch kurzem Leben hatte Peter solche Angst gehabt. Angst vor Schmerz, Angst vor dem Tod, Höhenangst, Angst vor dem Fall...

Alles verband sich gerade miteinander und schnürte ein riesieges, boshaftes Wollknäul in seinem Hals, welches er mit Schreien zu entfleddern versuchte.

Er kniff die Augen zusammen, presste sich an Arthurs Brust und zog die Arme zu sich heran, als sei der Brite sein Schutzgeist.
 

Von Außen mochte es so aussehen, als fielen sie schnell. Wie zwei nasse Säcke, die aneinander gebunden und vom Dach geschubst worden waren. Aber für die beiden dauerte dieser Moment viel länger und... niemand sah es.

Ein kurzer Ruck dämpfte den Fall kurz ab. Sie waren durch eine Regenplane gerauscht, die verhindern sollten dass die leeren Obstkästen Schimmel ansetzten würden. Ein Knacken und Krachen später lagen sie beide in einer grünen Plan, in den kaputten Obstkästen. Die Splitter sausten zur Seite als die Kisten zerbrachen und verteilten sich einige Meter weiter über dem Boden.
 

Arthur klammerte sich beinahe krampfhaft an Peter fest, der wie geplant auf ihm gelandet war. Er wagte noch nicht die Augen zu öffnen und zu sehen, ob es dem Kleineren gut ging.

Zumindest besser als ihm...

Er hatte die Befürchtung, dass irgendwas mit seinem Rücken nicht stimmte. Aber darum würde er sich später kümmern.
 

Peter fand als erster seine Sprache wieder. Er öffnete die Augen und sah auf Arthur hinab, der ein wenig ramponiert wirkte. Nun entwirrte sich das Wollknäuel in seinem Hals ganz... indem er begann zu weinen.

"Arthuuuur!", schrie er weinend aus. Arthur hatte die Augen geschlossen, und Peter zitterte so sehr dass er nicht ausmachen konnte, ob er noch lebte.

"Es tut mir Leid!!!", er senkte den Kopf wieder auf dessen Brust hinab und weinte. Weinte fürchterlich, als sei gerade ein Teil von ihm grausamst ermordet worden worden.

"P- Peter..."

Peter schreckte auf. Arthur hatte ein Auge leicht geöffnet... zittrig hob er eine Hand. Wie in Trance beobachtete der Kleine, was er nun tat... Arthur lebte!

Der Brite legte sanft die Hand auf den Kopf des Jungen, und bewegte sie beruhigend hin und her. Ein schwaches Lächeln erschien in seinem Gesicht, das Peter wieder dazu veranlasste zu weinen.

"Arthur!", rief er wieder aus, weinte aus Schuldgefühl und Freude, und ließ sich weiter über den Kopf streicheln.

"Peter, bist du okay?", fragte Arthur leise. Schließlich war dies das Ziel dieser Aktion gewesen.

Der Junge rieb sich über die Augen, schluchzte kurz leise. Er versuchte sich für die Antwort zu beruhigen.

Arthur ließ ihm Zeit dafür.

"Mir geht es gut... nur ein paar Kratzer...", nuschelte er- flüsterte schon fast.

Arthur lächelte.

"Bloody git. Diese Kinder.", dachte er und starrte in den Himmel, der Regentropfen nach ihm warf. Wenn er so daran zurück dachte was er mit Alfred schon erlebt hatte...

Ja, Peter und Alfred waren sich ziemlich ähnlich.

"Peter, tu mir bitte einen Gefallen.", sagte er und schickte ein Hustens hinten nach: "Ruf... einen Krankenwagen."



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Wurzel
2011-08-25T20:45:33+00:00 25.08.2011 22:45
Ich bin beeindruckt. Sehr schön geschrieben. Niedlich und durchaus bewegend - aber ohne dabei wirklich kitschig zu sein. Das heißt, ab in meine Favoriten-Liste! :)
Von:  ghostboy
2011-08-20T14:09:24+00:00 20.08.2011 16:09
ZUCKER !!! ♥ AMAZING !!! ♥
Die Geschichte ist wunderschön geschrieben,
man verliert sich richtig daran.
Niedlicher gehts nicht. <333
Von:  Kiko-chan
2011-08-20T12:55:57+00:00 20.08.2011 14:55
Awww~ ;^;
*die beiden flausch*
Werd schnell wieder fit, Arthur! ó,o
Es ist toll, wie du das geschrieben hast >.<
Und voll süß >w<
Ich liebe es ♥
Danke >o< *knuddel*


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