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Reborn

von

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Colin
 

Ungeduldig marschierte der werdende Vater den Gang auf und ab. Erst als er zum siebenden Mal an dem Kaffeeautomaten vorbeikam, beschloss er sich einen zu genehmigen. Er kramte in seiner Hosentasche und holte ein Geldstück heraus. Er wollte es in den Schlitz stecken, doch seine Hände zitternden ungemein. Also ließ er es fallen, und die Münze rutschte unter den Automaten. Der Vater fluchte und holte tief Luft. Sein Herz schlug rasend schnell. Er fühlte sich an seinen ersten Schultag zurückversetzt. Er konnte seine Gedanken kaum noch ordnen. Er kniete sich hin und griff unter den Automaten. Er holte sich seine Münze wieder zurück und benutzte sie. Doch das nächste Unglück ließ nicht auf sich warten. Er hatte vollkommen vergessen, einen Becher unterzustellen. So ran der Kaffee unweigerlich auf den Boden. Heute war eindeutig ein Unglückstag. Der Mann hoffte sehr, dass sich dies nicht auf seine Frau auswirken würde. Er suchte nach etwas zum Aufwischen, fand aber nichts. Dann betrat eine Schwester den Raum. Sie sah das Chaos und blickte den übernervösen Mann an. „Ahhmmm..... wie ich sehe warten Sie bereits lange. Ihre Frau erwartet Sie dann.“, erklärte die Schwester und versprach dem Vater, sich um den Patzer zu kümmern. „Wie geht es ihr? Und dem Baby?“, fragte er stotternd. Die Schwester lächelte und zeigte auf die Tür, am Ende des Ganges. „Sehen Sie doch selbst nach.“, drängte sie freundlich. Der Vater stürmte los und hatte die Tür fest im Auge. Er wollte sich nun auf keinen Fall verlaufen. Er öffnete die Tür und stolperte in dne Raum. Fast hätte er einen der Ärzte umgerannt. „Schatz.“, erklang bereits die Stimme seiner Frau. Der Vater begab sich sofort zu ihrem Bett und fragte nach, wie es ihr ging. Die Mutter streichelte ihrem Mann über die Wange, und lenkte seine Aufmerksamkeit dann auf das Neugeborene. „Es ist vollkommen gesund.“, entgegnete der Arzt, dem die Nervosität des Vaters nicht entgangen war. „Um ehrlich zu sein, ist das sogar das gesündeste Kind, das ich je gesehen habe, und das ist kein Ärztespruch oder sowas.“, fügte er noch hinzu. „Dann stimmt mit ihm vielleicht doch etwas nicht.“, kam es dem Vater in den Sinn. Seine Frau zwickte ihn, da sie glaubte ihren Mann so wieder ruhig zu bekommen. „Jetzt lass es gut sein und freu dich. Komm, nimm ihn in den Arm. Es ist ein Junge.“, flüsterte sie ihm zu. Der Vater schluckte und griff vorsichtig nach seinem Sohn. Er nahm ihn behutsam in den Arm und schaukelte ihn leicht. „Tut mir Leid, wenn ich das frage, aber haben Sie bereits einen Namen für den kleinen?“, versuchte der behandeltende Arzt zu fragen. Der Vater sah ihn glücklich an. „Wir wollten uns überraschen lassen, ob wie einen Jungen oder ein Mädchen bekommen.

Zweiteres fällt ja weg, weswegen wir den Namen nehmen, welchen wir uns für einen Jungen ausgesucht haben. Er heißt Colin.“, antwortete er dem Arzt. Es war ihm anzusehen, wie glücklich er war. „Herr Doktor, wann dürfen wir ihn mitnehmen.“, fragte die Mutter nun. Der Arzt lächelte, da er diese Frage schon oft gehört hatte. „Jetzt ist erstmal wichtig, dass Sie beide sich ausruhen.“, erklärte er. In diesem Augenblick begann das Baby zu schreien. „Das ist ganz normal.“, erklärte der Arzt schnell, da er den Vater für übervorsichtig hielt. „Ich glaube Sie haben Recht. Der kleine Colin ist ein richtiger Kraftprotz. Der wird später mal ein berühmter Fussballstar.“, meinte der Vater. Seine Frau sah ihn böse an. „Vergiss es, in dem Kleinen steckt viel mehr Potential. Das… habe ich gespürt.“, meinte sie. Ihr Mann wusste zwar nicht, was sie damit meinte, doch er war glücklich über den Familienzuwachs. Zwei Tage dauerte es noch, bis Colin in sein neues Zuhause eingeführt wurde. Der Vater hatte sogar einen Kindersitz gekauft, obwohl die Mutter dies über verfrüht hielt. Sie hatte den Jungen die ganze Zeit an sich gedrückt. Der Vater öffnete die Tür zum Beifahrersitz und die stieg aus. Er war ganz der Gentleman und war sehr über das Wohl der Mutter und dem des Kindes besorgt. Er hatte den ganzen letzten Monat am Kinderzimmer gearbeitet. Die Mutter legte Colin in die Wiege und begann sie zu schaukeln. „Du bist sicher hungrig. Im Kühlschrank steht noch eine ganze Menge. Ich konnte in den letzten Tagen nichts runterbekommen.“, sprach ihr Mann. Doch die Mutter konnte sich nicht von ihrem Colin trennen. Ihr Mann grinste und beschloss seiner Frau etwas zu holen. Die Mutter beschlos ein Stofftier zu suchen, das sie Colin in die Wiege legen konnte. Sie hatte sich gerade umgedreht, als sie etwas hörte. „Mam…“, erklang es plötzlich. Die Mutter erschrak und drehte sich um. Sie sah Colin ungläubig an. Der Vater kam zurück und wollte seiner Frau einen Toast überreichen. Dann sah er jedoch ihre Gesichtsfarbe. Er blickte schnell zu Colin, doch mit ihm schien alles in Ordnung zu sein. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er besorgt. Seine Frau zögerte mit der Antwort. „Er... hat gerade Mama gesagt.“, stotterte sie. Ihr Mann sah sie amüsiert an. „Ich fürchte bis er sprechen kann, wird es noch etwas dauern.“, meinte er. „Nein! Ich habe es eindeutig gehört.“, beharrte die Mutter. Ihr Mann glaubte ihr natürlich kein Wort. „Er ist gerade einmal zwei Tage alt. Du hast dich verhört. Oder es ist die Hormonumstellung, oder solches Mutterzeugs.“, schien er eine Palette von Erklärungen parat zu haben. Die Mutter wusste jedoch, dass sie sich nicht irrte. Konnte es tatsächlich der Stress sein? Als der kleine Colin die nächsten zwei Stunden kein Wort mehr herausbrachte, tat die Mutter die Sache ab. Am nächsten Tag nahm sich der Vater frei, um für seine Familie da zu sein. Er trug Colin im ganzen Haus herum, um ihn sein zukünftiges Zuhause näherzubringen. Sie gingen auch an die frische Luft. Die Mutter

stutzte ihren Mann daraufhin zurecht. „Colin ist noch zu jung. Du könntest ihn irgendwelchen Bakterien oder sowas aussetzen.“, erinnerte sie ihn. Der Vater verrollte die Augen. „Übertreib nicht. Der Arzt hat selbst gesagt, dass wir den gesündesten Jungen der Welt haben.“ Trotzdem nahm die Mutter ihrem Mann das Baby ab und brachte Colin zurück. Kaum hatte sie den Kleinen in die Wiege gelegt, begann er wieder zu sprechen. „Papa.“, sagte Colin lächelnd und vergnügt. Die Mutter erschrak und taumelte zur Tür hinaus. Sie rief ihren Mann durch die Terrassentür und erzählte ihm davon. Dieser seufzte nur. Sollte er sich echte Sorgen um seine Frau machen? Vielleicht hatte sie die Geburt doch nicht so gut verkraftet. Die Mutter rief ihre eigene Mutter an um ihr von dem Erlebnis zu berichten. Doch auch diese glaubte ihrer Tochter kein Wort. „Hör zu, meine Kleine. Eine Geburt ist nie etwas Einfaches. Du solltest dir einfach eine längere Pause gönnen.“, schlug sie vor. Colins Mutter war so wütend darüber, dass ihr niemand glaubte, dass sie einfach den Hörer auf die Gabel warf, ohne sich zu verabschieden. Die Nacht brach ein und die Mutter sang Colin in den Schlaf. Der Junge hatte seitdem nicht mehr gesprochen, und die Mutter wusste auch nicht weiter. Vielleicht lag es ja wirklich an ihr. Sie beschloss morgen einen Arzt aufzusuchen. Dann zog sich sich mit ihrem Mann in das Schlafzimmer zurück. Colin schrie ein paar mal, wodurch die Mutter immer wieder aufwachte. Der Vater hielt nicht viel davon zu helfen, und schnarchte einfach nur. Bald schien Colin zu schlafen, und seine Mutter tat es ihm nach. Mitten in der Nacht wurde sie jedoch geweckt. Ein Kratzen ließ sie erwachen. Es kam vom Gang, vor dem Schlafzimmer. War es vielleicht ein Einbrecher? Oder nur eine verirrte Katze? Die Frau wollte ihren Mann vorschicken, doch dieser war durch nichts wachzubekommen. Langsam und leise öffnete sie die Tür. Etwas griff nach ihrem Bein und die Frau begann zu schreien. Doch nichtmal das, konnte ihren Mann aus dem Land der Träume holen. Vor ihr war Colin aufgetaucht. Der kleine Junge krabbelte auf allen Vieren zu seiner Mutter. Er streckte seine kleinen Arme aus, und wollte hochgenommen werden. Doch warum konnte Colin plötzlich laufen? Babys benötigten viel länger, um sowas zu lernen. Träumte die Mutter vielleicht nur? Im Moment drehte sich alles um Colin, also wäre es nicht verwunderlich. Sie wollte Colin in den Arm nehmen, stockte jedoch, als sie merkte, dass der Junge viel schwerer war, als sonst. Außerdem schien er gewachsen zu sein. Lag das nur an der Dunkelheit, oder…? Es war unmöglich, dass ein Baby so schnell wuchs. Sie versuchte nochmals ihren Mann zu wecken. Als dies misslang, verpasste sie ihm eine schallende Ohrfeige. Der Vater wachte verwirrt und erschroken auf. Er sah seine Frau ungläubig an. „Spinnst du? Welcher Teufel hat dich denn geritten?“, fragte er wütend. Die Mutter machte ihren Mann auf Colin aufmerksam. Der Vater schaltete das Nachtlicht ein, und betrachtete

den Jungen. „Das… das kann doch nicht Colin sein. Er ist viel größer.“, stammelte er. Colin sah seinen Vater an und säuselte ein leises ‚Papa‘. Dieser schreckte zurück. „Glaubst du mir jetzt?“, fragte die Mutter verängstigt. Der Vater rieb sich die Augen. „Das ist nicht Colin, du hast ihn vertauscht. Wo ist mein Sohn?“, fragte er vorwurfsvoll. Die Mutter brauchte etwas, um ihren Mann zu überzeugen, dass vor ihm sein Sohn saß. „Gleich morgen früh gehen wir zum Arzt. Wenn er so schnell wächst hat er bestimmt eine Krankheit.“, stand für das Familienoberhaupt fest. Colin verbrachte die restliche Nacht im Bett seiner Eltern. In aller Frühe standen die Eltern auf und brachten Colin in den Wagen. Seine Mutter wollte ihn halten, doch der Vater hielt sie davon ab. Er probierte etwas aus, und setzte seinen Sohn auf den Kindersitz. Er passte. „Ich will jetzt sofort zu einem Arzt.“, beharrte die Mutter. Ihr Mann nickte ihr zu und bald darauf standen sie in der Praxis. „Haben Sie einen Termin?“, fragte die Sprechstundenhilfe. Der Vater ignorierte sie jedoch und drang sofort bis zum Arzt vor. „Herr Doktor, Sie müssen unseren Sohn sofort untersuchen.“, verlangte er. Die Sekräterin entschuldigte sich, für ihre Unachtsamkeit. Doch der Arzt zeigte sich freundlich und nahm den Jungen sofort dran. Der Vater und die Mutter warteten sich die Seele aus dem Leib. Colins Vater war noch nervöser, als bei der Geburt. Der Arzt war jedoch bald fertig und bat die Eltern zu sich herein. „Es freut mich Ihnen sagen zu können, dass ihr Sohn kerngesund ist. Um ehrlich zu sein, ist er der gesündeste Junge, den ich seit langem gesehen habe.“, beruhigte er die Eltern. Der Vater glaubte ihm jedoch kein Wort. Er wurde plötzlich wütend und packte den Arzt am Kragen. „Hören Sie, mit ihm kann etwas nicht stimmen. Sie haben ihn nicht gesehen.“, beharrte er. Der Arzt protestierte über die Behandlung und stand auf. „Werter Herr. Ich bin ein fähiger Arzt, und ich bin sicher, dass mit ihm alles stimmt. Er ist der gesündeste 1-Jährige, den ich kenne.“, stand er zu seiner Diagnose. Die Eltern stutzten. „1-Jährige? Er ist erst 4 Tage alt.“, erklärte der Vater. Der Arzt sah ihn argwöhnisch an. „Unsinn. Das ist gar nicht möglich. Aber am besten, ich werde das Jugendamt einschalten.“, beschloss der Arzt. Er hatte kein gutes Gefühl bei dem Vater. Auch die Mutter kam ihm ängstlich und unsicher vor. Während der Arzt zum Telefon griff, kümmerte sich der Vater um Colin. Er packte ihn und wollte gehen. „Wir konsultieren einen anderen Arzt, Schatz. Komm jetzt.“, verlangte er sauer. Die Mutter war wie hin – und hergerissen. Die Familie suchte tatsächlich einen zweiten Arzt auf, doch dieser sagte ihnen das selbe. „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte die Mutter, die am Ende ihrer Nerven war. „Das sind doch alles nur Kuhärzte. Wir suchen einen Spezialisten auf. Zuhause suche ich sofort einen im Internet.“, schlug er vor. Die Mutter stimmte mit einem unguten Gefühl zu. Wieder Zuhause wollte die Mutter Colin aus dem Sitz helfen, doch dieser hatte sich

bereits selbst befreit. So ungeheuer es auch war, der Kindersitz war zu eng für den Jungen geworden. Er wuchs mit ungeheurer Geschwindigkeit, und auch seine Fähigkeiten entwickelten sich schnell. Er konnte bereits auf zwei Beinen gehen, und selbstständig aussteigen. Die Eltern sahen sich traurig an. Colin schien tatsächlich an einer Krankheit zu leiden. Im Internet entdeckte der Vater etwas über einen Virus, der Menschen schnell altern ließ. War Colin davon infiziert? Wenn ja, warum hatten die Ärzte dann nichts bemerkt? Plötzlich hörte der Familienvater ein Schreien. Er stürmte ins Kinderzimmer und sah, wie Colin von selbst ein Glas austrank. Doch nicht nur das. Er war wieder gewachsen. Der Vater hatte auch gelesen, dass es bis jetzt kein Heilmittel, gegen die Krankheit gab. Sie konnten Colin also verlieren. „Papa. Mama.“, sagte der Junge, als wäre es das normalste der Welt. In den nächsten Tagen traute sich keiner der beiden Elternteile, einen Spezialisten anzurufen. Sie hatten zuviel Angst, was sie Colin damit antun konnten. Erst drei Tage später, als Colin die Größe eines 4-Jährigen erreicht und bereits mehrere Wörter sprechen konnte, entschloss sich der Vater zu recherchieren. Er fand heraus, dass die Krankheit, welche er vermutet hatte, bei Colin gar nicht ausbrechen konnte. War es doch etwas anderes? Er kontaktierte Ärzte, doch mindestens die Hälfte von ihnen, hielt dies für einen Scherz. Es war bereits eine Woche seit Colins Geburt vergangen. Auch die Mutter hatte telefoniert und alle ihre Verwanden eingeweiht. Jedoch mit keinem Ergebnis. Alle hielten es für durch die Geburt verursachten Stress. Sie kam gerade in das Kinderzimmer, als sie Colin in einem Buch lesen sah. „Mama, das Buch ist toll.“, bildete er einen vollständigen Satz. Es klang merkwürdig, doch die Mutter hatte sich bereits an diese Ereignisse gewöhnt. Am Tag darauf stand das Jugendamt vor der Tür. Ein Beamter wollte zu Colin, und die Mutter führte ihn ohne Widerrede zu ihm. Der Beamte glaubte seinen Augen nicht. Er hielt den Jungen für jemand anderen, und verlangte sofort Colin zu sprechen. Die Mutter gab keine Antwort. Der Beamte fragte, ob Colin bereits zur Schule ging und prüfte den Jungen. Als er sah, dass er bereits lesen konnte, verabschiedete er sich wieder. Die Mutter blieb mit ihrem Kind allein zurück. In der nächsten Woche wuchs Colin rasend schnell. Erst als er ungefähr Zehn war, konnte er richtig mit seinen Eltern reden. Er setzte sich von allein an den Küchentisch und nahm ein Frühstück ein. „Etwas stimmt nicht mit mir.“, sprach er plötzlich. Seine Eltern sahen ihn einfach nur an. Der Vater war seit Tagen nicht mehr zur Arbeit erschienen. Seine Mutter verlor jeden Tag mehr Nerven und nahm bereits Tabletten. „Im Haus neben uns habe ich Kinder gesehen. Sie waren jünger als ich. Das ganze ist vor 4 Tagen passiert. Ich habe sie heute wieder gesehen, und sie sind nicht gewachsen. Warum wachse ich so schnell?“, wollte Colin unbedingt eine Antwort. Seine Mutter hielt einfach nur ihren Löffel in der Hand, und sein

Vater zögerte mit der Antwort. „Du bist etwas besonderes. Ich weiß nicht, ob du an einer Krankheit leidest, oder Gott seine Hand im Spiel hat. Nicht nur, dass du ständig wächst, du besitzt unglaubliches Wissen, ohne jemals etwas gelernt zu haben.“ „Wieso ich?“, hakte Colin nach. Seine Eltern konnten ihm da aber nicht weiterhelfen. „Werde ich noch weiter wachsen?“, war seine nächste Frage. Diese Frage beantwortete ihm die Zeit. Zwei Wochen nach seiner Geburt hatte er das Alter eines Vierzehnjährigen. Er war selbst überglücklich, als er zwei Tage darauf kein Wachstum mehr an sich feststellte. Er war glücklich, doch er spürte die Angst seiner Eltern. Keiner der anderen Menschen war so schnell gealtert wie er. Seine Eltern beruhigten sich, als sie feststellten, dass Colin bei diesem Alter blieb. Jedoch zogen sie sich von ihm zurück. Sie gaben ihm zu essen, hatten aber Panik vor dem Unbekannten. Colin sah aus dem Fenster und bemerkte, dass er noch nie das Haus verlassen hatte. Er wusste nicht, ob seine Eltern etwas dagegen hätten, oder nicht. Er traute sich aber auch nicht zu fragen. Er zog einfach das Fenster seines Zimmers hoch und sprang ins Freie. Er sah sich um, und überlegte wohin er sollte. Er sah eine Straße und marschierte auf sie zu. Er betrat den Beton und hörte ein lautes Hupen. Es kam von einem Autofahrer, der sich beschwerte. Colin überquerrte die Straße und fand sich auf einer Wiese wieder. Er hörte Stimmen und entdeckte einen Zaun. „Pass zu mir.“, hörte er jemanden rufen. Er sah ein Loch im Zaun und betrat die Wiese dahinter. Er erkannte zwei Jungen, die sich scheinbar einen Kampf lieferten. Doch anstatt mit Waffen zu kämpfen, rangen sie um einen Ball. Dieser schien den beiden viel zu bedeuten, den sie schenkten sich nichts. Colin beschloss die Streithähne zu trennen. Er wollte den Ball wegtretten, was ihm auch gelang. Die beiden Jungen waren überrascht. „He, wer bist du?“, fragte der eine. „Ich bin Colin.“, antwortete er kurz. „Bist du neu hier?“, fragte der andere. Colin konnte nur nicken. „Du hast einen harten Schuss drauf. Willst du mitspielen?“, wollte einer der beiden wissen. Colin überlegte kurz. „Einverstanden, was muss ich tun?“, fragte er nach dem Sinn des Spiels. „Du kannst im Tor stehen.“, schlugen die Jungen vor. Colin erklärte sich bereit und nahm seinen Posten ein. Einer der Jungen schoss, und erzielte ein Tor. Colin strengte sich kein bisschen an. „Warum fängst du den Ball nicht?“, fragten sie verwirrt. „Tut mir Leid.“, entschuldigte sich Colin schnell. Beim zweiten Mal fing er ihn grantios. Auch die nächsten Male. Bald hatten die Jungen keine Lust mehr zu spielen. „He, Colin, komm doch in unseren Verein. Einen so guten Torwart, brauchen wir. Du bist zwar irgendwie schreg, aber immer noch besser, als eine andere Mannschaft bekommt dich.“, riefen sie ihm zu, bevor sie verschwanden. „Für das erste Mal, war ich gar nicht schlecht.“, lobte sich Colin selbst. „Das war vielleicht dein erstes Spiel, aber sicher nicht dein erstes Leben.“, erklang nun eine Stimme. Colin
 

erschrak sich und sah sich um. Zuerst dachte er, einer der Jungen wäre

zurückgekommen, doch er irrte sich. Hinter ihm war unerwartet eine Frau erschienen. „Kann… kann ich Ihnen helfen?“, fragte Colin unbeholfen. Die Frau kam näher und lächelte ihn an. „Nein, danke, aber ich glaube ich kann etwas für dich tun.“, erklärte sie. Colin schwieg. „Du möchtest sicher erfahren, warum du etwas besonderes bist. Du bist in Tagen gealtert und hast dir Wissen angeeignet, vom dem du glaubst, es nie erlernt zu haben.“, wusste sie über Colin Bescheid. „Wer bist du? Und warum weißt du das? Bitte sag, was mit mir passiert?“, flehte Colin sie an. Die Frau sah ihn treuherzig an. „Es ist Magie. In dir schlummert eine große Kraft.“, offenbarte sie. Erst jetzt erkannte Colin, dass die Frau zum Teil durchsichtig war. „Bist du etwa ein Geist?“, wunderte er sich. Die Frau schüttelte den Kopf. „Nein, viel mehr. Ich bin eine Göttin. Nenn mich Seschat. Ich bin die Botin des Schicksals. Ich wurde geschickt um dein Schicksal festzulegen. Dazu ist jedoch eine persönliche Begegnung erforderlich.“, erzählte sie die ganze Wahrheit. Colin konnte jedoch nicht viel damit anfangen. „Und was ist mein Schicksal? Warum erfordert es meine Kindheit?“, wollte er die letzten Antworten. „Du trägst die Magie, aus deinem früheren Leben in dir.“, erzählte Seschat etwas unglaubliches. „Heißt das, in einem meiner früheren Leben, war ich ein Magier, oder sowas?“, hakte er nach. Seschat verneinte. „Du hattest nur ein früheres Leben. Und dies war das Erste, welches in dieser Welt existierte. Du warst eines der mächtigsten Wesen. Der Gott Serapis.“
 

Hapi hielt den Atem an, als der Sarkophag einen Ruck machte. Der Moment, auf den er gewartet hatte, trat nun ein. Das Spektakel erreichte seinen Höhepunkt, und der Deckel fiel auf den Boden. Hapi hatte eine Mumie erwartet, doch der Körper war perfekt erhalten. Es handelte sich um den eines Mannes. Es lag kein Zweifel daran, dass er aus der Zeit des alten Ägyptens stammte. Seine Kleidung war prunkvoller als die eines Pharaos. Hapi wagte sich näher heran, und wagte es die Gestalt zu berühren. Sofort schlug sie die Augen auf. Hapi wich zurück und wartete ab. „Identifiziere dich.“, verlangte der Mann, der seine Sprache schnell wiedergefunden hatte. „Ich bin Hapi, ein treuer Diener. Ich wurde beauftragt Euren Sarkophag zu bewachen und Eure Rückkehr abzuwarten.”, erklärte er hastig. Die Gestalt stieg nun mühevoll aus ihrem eigenen Sarg und begutachtete Hapi genauer. „Du bist nicht Hapi. Du bist nur ein gewöhnlicher Sterblicher.“, sprach er abwertend. Dann gab er Hapi ein Zeichen aufzustehen. Erst dann fand er eine Erklärung für Hapis Worte. „Du trägst eines der göttlichen Amulette. Ich verstehe. Seth muss Hapi getötet haben. Dann ist also alles vorbei. Nur ich habe überlebt. Ich finde es dermaßen unverschämt, dass du Hapis Namen benutzt. Nur weil du sein Amulett trägst, hast du kein Recht zu dieser Gotteslästerung.“, sprach die
 

Gestalt, die scheinbar selbst ein Gott war. Hapi entschuldigte sich sofort und

verbeugte sich. „Verzeiht mir, Herr. Ich wollte nicht respektlos erscheinen. Ich biete Euch meine Dienste an, in der Hoffnung, Ihr werdet sie brauchen. Die Welt hat sich seit damals verändert. Ich kann Euch sicher nützlich sein.“, versuchte Hapi sich wieder einzuschleimen. Der Gott akzeptierte. „Wie lautet dein richtiger Name?“, fragte er. Hapi war überrascht. „Er lautet Kevin, wenn Ihr wünscht mich so zu nennen…“, gab er seinen Namen preis. Der Gott sah sich um. Er befand sich in einem schlechtbeleuchteten Raum, der nur wenig Einrichtungsgegenstände besaß. Hieroglyphen zierten die Wände und mehrere kleine Statuen und Vasen standen in den Ecken. „Wo befinden wir uns?“, wollte er mehr Informationen. Hapi versuchte alle Fragen des Gottes zu beantworten. „Wir befinden uns tief unter dem Hatschepsut-Tempel. Kein Mensch, der nicht über die Zeit des Chaos Bescheid weiß, kennt diesen Ort. Mein Gebieter hat mir aufgetragen auf Eure Rückkehr zu warten.“, erklärte Hapi alles ausführlich. Der Gott stutzte. „Dein Gebieter? Wer gibt dir Befehle?“, weckten Hapis Erzählungen sein Interesse. Hapi schluckte, bevor er den Namen aussprach. „Baal. Der Gott Baal.“, antwortete er. Die Augen des gerade erwachten Gottes verengten sich und er hob sein Kinn. „Der Verräter. Er hat sich Seth angeschlossen, anstatt ehrenvoll zu sterben. Du dienst einem Feigling.“, warf er Hapi vor. Dieser wagte es nicht, zu widersprechen. „Baal ist inzwischen tot. Getötet von einer Gruppe, die selbst Amulette besitzt.“, besänftigte er den Gott schnell wieder. Dieser war über Baals Niederlage scheinbar erfreut. „Haben noch andere Götter das Chaos überlebt? Ober hat Seth alle vernichtet? Seth muss jedenfalls tot sein. Ich spüre, dass diese Welt nicht dem Chaos verfallen ist.“, wollte der Gott nun die ganze Wahrheit. Hapi gab ihm Recht. „Seth ist tot, das ist korrekt. Er hat alle Götter vernichtet, bis auf Horus. Beide starben in einem Kampf. Dennoch konnte Horus zurückkehren.“, informierte Hapi seinen neuen Meister. Dieser hob die Augenbrauen. „Wie das?“, staunte er. „Das Buch der Toten, Herr.“, entgegnete Hapi schnell. Dies schien den Gott jedoch nichts auszumachen. „Ehrlich gesagt, freue ich mich meinen alten Freund wiederzusehen. Wieviel Zeit ist seit damals vergangen?“, interessierte er sich, wie lange er geschlafen hatte. Hapi versuchte die richtigen Worte zu finden. „Ihr habt mehr als 3000 Jahre geschlafen. Die Welt hat sich in der Tat verändert.“, dachte er, es könnte dem Gott schockieren. Dies war zum Glück nicht der Fall. „Dann sind ich und Horus die letzten lebenden Götter. Ich kann es kaum glauben, dass mein Schicksal, mich mehr als 3000 Jahre schlafen ließ. Nun gut, ich muss es akzeptieren. Diese Welt ist sicher fremd, doch eines hat sich nicht geändert. Das Schicksal tyranisiert die Menschen auch heute noch. Lass mich nun allein.“, befahl er Hapi. Dieser nickte sofort und suchte das Weite. Kaum war er weg, machte der Gott eine Pose, als

würde er beten. Daraufhin tauchte eine Gestalt neben ihm auf. Es handelte sich um eine Frau, die durchsichtig und blass aussah. „Ich habe gesehen, dass du heute wieder aufwachst.“, begrüßte sie ihn. „3000 Jahre. War dies wirklich nötig?“, fragte der Gott ungläubig. Die Frau seufzte. „Du weißt, ich bin nur eine Botin. Das Schicksal wird einen Grund gehabt haben, dich erst jetzt wieder teilhaben zu lassen. Die Magie war in letzter Zeit nicht untätig, wie du glaubst. Die Menschen, die über die göttlichen Amulette herrschten, haben sich bekriegt und getötet. Die meisten Amulette sind zerstört oder abgelegt. Horus und Serapis sind durch Anubis Buch der Toten wieder auferstanden. Horus hat Serapis die Chance gegeben neu zu beginnen. Ich werde mich für dich einsetzen, dass auch du eine Chance bekommst.“, schlug sie vor. Der Gott schüttelte den Kopf. „Streng dich nicht an. Ich akzeptiere mein momentanes Schicksal. Dennoch bitte ich dich, mir wieder deine Gabe anzuvertrauen.“, bat der Gott Seschat. Diese zögerte. „Du möchtest das Schicksal sehen? Du weißt, dass ich nur wenige Ausnahmen machen kann. Wenn du es zu deinen Gunsten veränderst, wirst du bestraft.“, warnte Seschat. Dem Gott war dies klar. „Trotzdem. Ich benötige diese Fähigkeit.“, ließ er sich nicht davon abbringen. Seschat nickte und legte ihre Hand auf die Wange des Überlebenden. Dieser holte tief Luft. „Vielen Dank. Ich werde dich nicht enttäuschen.“, versprach er. Seschat reichte das jedoch noch nicht. „Und damals?“, hakte sie nach. Der Gott erschrak. „Sepa, du hast gesehen, was Seths Pläne waren. Du hast dich in tiefen Schlaf versetzt, damit er dich nicht aufspüren kann. Ich habe es gesehen. Jedoch hat mich das Chaos erwischt, bevor ich es melden konnte. Ich bin bereit darüber hinweg zu sehen.“, sagte sie eindringlich. Sepa dankte ihr. Dann zögerte er kurz. „Ich sehe etwas. Serapis wurde wiedergeboren. Ich wurde dazu bestimmt sein Schicksal zu leiten. Das hättest du mir auch früher sagen können.“, meinte er. Seschat sah ihren alten Freund an. „Du kannst das Schicksal wieder sehen? Dann weißt du auch, was mit Horus geschehen wird. Und er wird nicht dein einziger Feind sein. Außerdem gibt es da noch einen Jungen. Er bedeutet Horus sehr viel.“, sprach Seschat. Sepa hatte nun den Durchblick. „Ich habe meine Aufgabe verstanden. Ich werde mich um Serapis kümmern.“, versprach er. Seschat war aber noch nicht fertig. „Er ist jetzt ein Kind. Er weiß nicht, welches Potential in ihm steckt. Schone ihn bitte.“, bat sie Sepa. Dieser wollte sein Möglichstes tun. Danach löste sich Seschat in Luft auf. Sepa kannte sein eigenes Schicksal und wusste, was zu tun war. Er benutzte seine göttliche Kraft um das Grabmal zu verlassen. Kurz darauf fand er sich in einer völlig neuen Welt wieder. In der heutigen Zeit…
 

Colins Eltern wussten nicht, was sie von der Geschichte halten sollten, die ihr Sohn ihnen erzählte. Hatte er sich das ausgedacht, oder gab es wirklich sowas wie eine höhere Kraft, die Colin zu etwas höherem bestimmt hatte? Eines hatte Colin seinen Eltern noch nicht gesagt, was er nun mit schwerem

Herzen nachholen musste. „Mama? Papa? Ich weiß nicht, was mit mir los ist, oder was mit mir passieren soll. Ich weiß nicht einmal wer ich bin. Aber ich muss fortgehen, um es herauszufinden. Meine Aufgabe liegt nicht bei euch. Ich danke euch, dass ihr mir beigestanden, und mich großgezogen habt. Auch wenn es nur Tage waren. Ich muss mich von euch verabschieden.“, erklärte er traurig. Seine Mutter wollte ihn davon abhalten, doch der Vater hielt sie zurück. „Es ist besser so.“, sagte er nur. „Werden wir dich wiedersehen?“, wollte sein Vater unbedingt erfahren. Colin konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Er wusste nicht, was für ihn vorgesehen war. Er drehte sich nochmals um, bevor er das Haus seiner Eltern verließ. Seine Mutter weinte, und sein Vater musste sie stützen. Colin ging einfach immer weiter. Einfach immer gerade aus. Er hörte wie sein Name gerufen wurde, obwohl niemand in der Nähe war. Colin marschierte und marschierte. Bald umringten ihn lauter Bäume. Es befand sich jedoch nicht in einem Wald, sondern in soetwas wie einem Park. Er durchquerrte ihn und studierte dabei die Natur.. Bald kam er an einem See an. Davor stand eine Bank, die für Spaziergänger konstruiert worden war. Colin setzte sich und sah auf den See hinaus. Es war eine herrliche Aussicht, und der Junge beobachtete das ruhige Wasser. Bald darauf setzte sich jemand neben ihn. „Es ist wirklich ein schöner Anblick. Ich höre dauernt, dass sich die Welt die letzten Jahrtausende geändert hat. Dabei haben die Menschen sie verändert. Aber einiges bleibt immer gleich, nicht wahr, alter Freund?“, wandte sich Sepa an Colin. Dieser sprach mit ihm, ohne ihn anzusehen. „Ich kenne dich nicht, aber du mich schon.“, meinte er. Sepa bejahte. „Ich habe lange geschlafen, und bin neu in dieser Welt. Genau wie du. Wie sind gar nicht so verschieden. In deinem früheren Leben warst du wie ich ein Gott. Du warst Serapis. Du hast deine Freunde zu Göttern erhoben, doch sie haben dich verraten. Du warst voller Hass und Wut. Es gab keine andere Möglichkeit, als einen Neuanfang.“, erklärte Sepa. Colin half das aber nicht viel. „Ich bin unglücklich, mit diesem Leben. Ich bin anders.“, sprach er. Sepa nickte. „Ja, das Schicksal hat etwas anderes, als ein normales, menschliches Leben für dich vorgesehen. In dir befindet sich eine Kraft von ungeheuren Ausmaß. Ich möchte, dass du mich begleitest.“, rückte Sepa mit seinem Wunsch heraus. Colin wusste nicht, was er antworten sollte. „Was muss ich tun? Und was wird mit mir geschehen?“, wollte er wissen. Sepa zögerte mit der Antwort. „Seschat, die Frau, die dich gesprochen hat, gab mir die Fähigkeit das Schicksal mitzuverfolgen. Dennoch kann ich dir nichts von deinem erzählen. Deine Zukunft ist also ungewiss.“, musste er Colin leider berichten. Dieser rang sich nur schwerlich dazu durch, Sepa zu begleiten. Sie sahen gemeinsam noch Teile der neuen Welt an, in die sie unweigerlich

geschlittert waren. Sepa brachte Colin an den Ort, an dem er aufgewacht war. Hapi erwartete beide bereits. „Gebieter, darf ich erfahren, wer dieser junge Mann ist?“, fragte er vorsichtig. Sepa grinste. „Das ist die Wiedergeburt von Serapis. Aber nenne ihn Colin. Das ist jetzt sein Name. Er wird uns helfen, mein Ziel zu verfolgen.“, verriet er. Hapi fragte nach, was das Ziel sei. Sepa hob den Kopf und antwortete. „Unser Ziel ist es, das Schicksal zu verändern, und diese Welt in eine andere umzuwandeln.“
 

Horus und Sepa
 

Müde und verdattert taumelte Senshi aus seinem Bett. Er hasste es geweckt zu werden. Verschlafen rieb er sich die Augen und versuchte richtig wach zu werden. Neben ihm war ein Wesen aufgetaucht, welches einem Kophta, einem ägyptischen Priester glich. Es trug eine weiße Kutte, welche mit zahlreichen Stickereien übersät war. „Senshi, es ist wichtig, dass du mir zuhörst.“, sprach es zu dem Jungen. Dieser spreizte seine Finger und zog seine Schultern zurück. Dann gähnte er laut. „Kaffee.“, brachte er noch heraus, bevor er losging. Er torkelte in Richtung Küche. Horus hatte wenig Verständnis für Senshi. Er folgte ihm, und wollte ihm erzählen, was los war. „Es geht um Sepa. Er ist ein Gott und…“, wollte er Senshi informieren. „Kaffee.“, raunte dieser und streckte seine Hand nach der Maschine aus. Gleichzeitig öffnete er einen Schrank und holte die Zutaten heraus. Er steckte den Kaffeefilter in die Maschine und füllte ein Glas mit Wasser. Zuletzt kamen die Kaffeebohnen. „Senshi, hör mir doch bitte zu. Es ist wirklich wichtig.“, beschwichtigte ihn Horus. Senshi drehte sich um und hielt dem Gott beide Hände entgegen. „Kaffee!“, flehte er ihn spaßhalber an. Bald war der Kaffee fertig und Senshi wurde dadurch erst richtig wach. „O.k, ich bin bereit. Leg los.“, ließ er Horus nun reden. „Danke, dass du mich bei so wichtigen Dingen warten lässt.“, meckerte der Falkengott. Senshi warf den Kopf nach hinten. „Schön, dass Götter auch ungeduldig werden können.“, witzelte er. Horus presste die Lippen zusammen. „Jetzt hör mir bitte zu. Sepa ist gefährlich und er ist ein Gott. Bevor das Chaos ihn vernichten konnte, hat er sich in Tiefschlaf versetzt. Er konnte Seth entkommen und die Zeit überdauern. Doch nun ist er aufgewacht, und wer weiß, was er im Schilde führt. Wenn er das selbe Ziel wie Serapis, oder einer unserer anderen Feinde hat, ist diese Welt ernsthafter Gefahr ausgesetzt.“, überzeugte Horus seinen Schützling, dass die Lage tatsächlich ernst war. Senshi griff sich ein Brötchen und schmierte Marmelade darauf. „Und das ‚zufälligerweise‘ in meinen Ferien. Außerdem, was soll ich schon tun? Ich habe weder ein Amulett, noch befindet sich deine Seele in mir. Wir haben dich mit dem Buch der Toten zurückgeholt, weißt du noch? Ich bin jetzt nur noch ein normaler Junge.“, erinnerte er den Gott. Horus wusste das natürlich. „Das ist mir klar. Aber Sepa ist stark. Er hat mich eine Zeitlang trainiert, und ich fürchte, dass ich diesen Kampf verlieren könnte. Nur wenn wir beide uns wieder vereinigen, haben wir eine Chance. Bei Serapis hat es doch auch funktioniert.“, verlangte Horus Senshis Hilfe. Dieser versuchte dem zu entgehen. „Ich… würde wirklich gern. Aber dummerweise habe ich heute ein Date.“, musste er

zugeben. Horus wurde hellhörig. „Wie? Das kannst du unmöglich vor unsere Mission stellen.“, glaubte der Gott nicht, was er da hörte. Senshi schaukelte mit dem Kopf. „Ich habe sie in der Spielhalle kennengelernt. Allerdings… das einzige, was mir sorgen macht, ist, dass sie so viele Ego-Shouter Games spielt. Aber weißt du was? Du versucht Sepa erstmal im Alleingang auszuschalten, und wenn du verlierst, spring ich ein.“, schlug Senshi vor. Horus nickte demonstrativ. „Und wenn ich verliere und dabei getötet werde?“, forderte er seinen Schützling heraus. Senshi versuchte sich etwas einfallen zu lassen. „Dann hole ich dich mit dem Buch der Toten zurück.“, kam prombt die Antwort. Horus konnte nur seufzen. „Gut, wenn ich keine Hilfe von dir bekomme, werde ich mich dem allein stellen.“, wirkte er beinahe etwas beleidigt. „Tut mir echt Leid, aber ich will nicht mehr kämpfen, versteh das bitte. Ich habe mir nach unserer Vereinigung geschworen mich in diese uralten Konflikte nicht mehr einzumischen. Wenn Sepa die Erde zerstören will und du es nicht allein schaffst, werde ich dir notgezwungen helfen. Aber bitte versuch es vorher selbst.“, stellte Senshi seinen Standpunkt dar. Horus musste seine Entscheidung akzeptieren, wollte aber noch etwas sagen. Doch jemand kam ihm zuvor. „Senshi, weißt du, dass ein Typ mit weißen Klamotten neben dir steht.“, kam plötzlich jemand zur Tür herein. Senshi stand sofort auf und entdeckte Lin. „He, wo kommst du plötzlich her?“, war er sichtlich überrascht. „Ich bin durch die Hintertür rein, ich wollte dich nicht wecken.“, erklärte sie. Senshi sah sie verdutzt an. „Das ist Einbruch, aber egal. Du erinnerst dich an Horus?“, wies der Junge auf seinen göttlichen Freund hin. Lin nickte langsam. „Jemanden wie ihn vergisst man nicht. Kommt das bei dir öfter vor, dass du Besuch von Göttern bekommst?“, hakte das Mädchen nach. Senshi tat so, als wäre es völlig normal. „Ja, wir frühstücken gemeinsam und wollen dann ins Kino. Nachmittag gehe ich übrigens mit Zeus tennisspielen.“, scherzte er. Horus wurde das nun zuviel. „Ich stelle mich jetzt Sepa. Wünsch mir Glück für den Kampf.“, verabschiedete er sich. Senshi hob seine Hand. „Ja, viel Glück. Und wenn du Sepa besiegt hast, mach Urlaub. Du hängst zu sehr an deiner Arbeit, alter Freund.“, gab er ihm noch eine Bemerkung mit. Horus verschwand und Lin schnitt ein fragendes Gesicht. „Willst du mir das erklären?“, wollte sie Antworten. Senshi zuckte mit den Schultern. „Das Übliche. Bösewicht ist aufgetaucht und will die Welt zerstören.“, sagte der Junge ganz cool. Bei Lin löste das jedoch einen Schock aus. „Was? Und du hilfst Horus nicht? Er könnte den Kampf verlieren.“, bangte die Kämpferin. „Der bekommt das schon hin. Er ist ein Gott.“, meinte Senshi schon fast gleichgültig. Das wurde Lin zuviel. Sie stampfte zu Senshi, packte den Jungen am Arm und zog ihn zu sich. „Wie kannst du nur so cool bleiben und Brötchen essen?“, fragte sie kritisch. „Das ist ein Croissants.“, verbesserte Senshi. Lin ließ ihren Freund

wieder los. Senshi reichte ihr zur Versöhnung eines der leckeren Gebäcke. „Weshalb bist du eigentlich hier?“, fragte Senshi erst jetzt. Lin zögerte mit der Antwort. „Du weißt ja, dass ich momentan bei Noah wohne. Sein Haus ist ja auch super und ich wohne gern dort. Aber ich habe beschlossen mir etwas eigenes zu suchen. Ich habe eine tolle Wohnung gefunden.“, schwärmte das Mädchen. Senshi hörte interessiert zu. „Dann wirst du jetzt also eine Frau.“, wagte er es einen Spruch loszulassen, der ihm leicht eine Ohrfeige einbringen konnte. Zum Glück überhörte Lin die Bemerkung einfach. „Jedenfalls wollte ich dich fragen, ob du mir heute helfen könntest meine Sachen zu transportieren.“, kam sie nun zum Punkt. Senshi schnitt ein kritisches Gesicht. „Du weißt doch, ich gehe tennisspielen.“, fasselte er. „Senshi!“, hatte Lin nun genug. Der Junge entschuldigte sich und erzählte von seinem Date. „Dann nicht. Aber du musst mir wenigstens helfen diesen DVE-Dings anzuschließen.“, ergänzte sie. „DVD-Player.“, verbesserte Senshi. Eine Minute später klingelte es an der Tür. Senshi war nun richtig munder und schlenderte zur Haustür. Er öffnete und erlebte eine Überraschung. Vor ihm war ein Junge aufgetaucht, der ihm verlegen entgegengrinste. „He, kennst du mich noch?“, fragte er vorsichtig. Senshi musste erst überlegen, was er sagen sollte. „Klar, Alex, ich erinnere mich natürlich an dich. Was führt dich den zu mir. Wenn es etwas mit einem Gott oder einem Amulett zu tun hat, kannst du aber gleich wieder gehen.“, warnte er ihn. Alex schüttelte den Kopf. „Nichts von denen. Darf ich reinkommen?“, fragte er vorsichtig. Senshi nickte und ließ ihn eintretten. Er führte ihn in die Küche, wo auch Lin saß. „Alex.“, war auch Lin überrascht. Alex hauchte ein kurzes Hallo. „Cool, dass du dich an meinen Namen erinnerst. Die meisten Mädchen vergessen ihn schnell wieder.“, versuchte er witzig zu sein. Bei Lin schlug das aber fehl. „Also, was können wir für dich tun?“, fragte Senshi nochmals. Alex wartete noch mit einer Antwort. „Also, die Sache mit Meister Schakal war ja echt cool. Ich konnte etwas trainieren und die anderen sind ja echt nett und so, aber… mir ist schnell langweilig geworden. Danach habe ich meine Mutter besucht, und dann dachte ich, ich sehe mal nach meinen Freunden, die ich zwar umbringen wollte, aber mir jederzeit helfen würden.“, rückte er damit heraus, dass er etwas wollte. „Ja, wir freuen uns auch dich zu sehen, was willst du?“, drängte Senshi. Alex fuchtelte mit den Händen. „Nur ein Platz zum Schlafen, mehr nicht. Du hast übrigens ein schönes Sofa.“, gab Alex seinen Wunsch preis. Senshi verschränkte die Arme und nickte mehrmals. „Warum wollen heute alle was von mir? Und warum habe ich noch immer meinen Pyjama an? Naja, tut mir Leid, aber das geht nicht. Warum schläfst du nicht einfach bei Noah? Er hat eine riesige Villa und jede Menge Zimmer. Das heißt, falls zwischen euch alles bereinigt ist.“, fiel Senshi erst im Nachhinein der Streit zwischen den beiden ein. Alex fand dies

aber keine schlechte Idee. „Er hat mir vergeben, dass ich ihn umbringen wollte. Außerdem hat er mir das Leben gerettet, da wird er sicher auch noch ein Zimmer bereitstehen haben.“, meinte er zuversichtlich. Lin konnte ihm weiterhelfen. „Du kannst meines haben. Es ist das Beste.“, schlug sie vor. Als Alex sie nur fragend ansah, wurde sie deutlicher. „Ich bin auch erst bei Noah untergekommen. Jetzt habe ich mir eine eigene Wohnung gesucht.“, klärte sie auf. Alex fand das cool. „Verstehe. Wir könnten uns die Wohnung teilen.“, schlug er vor, erwartete jedoch nicht wirklich ein Einverständnis. Lin schnitt ein amüsiertes Gesicht und hatte bereits die richtigte Antwort parat. „Sicher, in deinen Träumen.“, gab sie Alex einen Korb. „Dann eben nicht. Wann ist die Einweihungsparty? Du lädst mich doch ein?“, hoffte er auf ein Ja. Lin tat überrascht. „Es gibt keine Einweihungsparty.“, erklärte sie. Alex fand das schade. „Warum nicht? Wenn man die Möglichkeit hat eine Party zu veranstallten, sollte man sie nutzen.“, schilderte er seine Ansichten. Lin verrollte die Augen. „Trotzdem. Aber wenn du willst, kannst du mal vorbeikommen und sie dir ansehen.“, lud sie ihn ein. Dies wollte sich Alex nicht entgehen lassen. Er erklärte sich sogar bereit, Lin beim Umzug zu helfen. Erst dann kamen Lin und Senshi dazu, Alex von Horus und Sepa zu erzählen. Senshi sorgte sich doch etwas. Vielleicht hätte er seinen Freund doch begleiten sollen.
 

„Was wird meine Aufgabe sein?“, konnte sich Colin inzwischen mehr unter seiner Existenz vorstellen. Sepa hatte ihm viel aus seinem früheren Leben erzählt. „Hapi wird dich trainieren. Noch bist du nicht soweit, um es mit unseren Feinden aufzunehmen. Beobachte vorerst nur.“, trug er Colin auf. Dieser verstand. „Gebieter!“, rief Hapi warnend. Hinter Sepa war eine Gestalt aufgetaucht. Hapi griff sie an, erlitt jedoch einen Fehlschlag. Die Gestalt warf ihm lediglich einen Blick zu, und er erstarrte. „Horus, mein Freund. Es ist lange her.“, begrüßte er den Gott. Colin betrachtete Horus skeptisch. „Ist das unser Feind?“, fragte er vorsichtig. Sepa warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu. „Horus, weißt du, wer das ist? Dieser Junge ist die Wiedergeburt von Serapis. Er ist mein Schützling. Ich hatte noch keine Gelegenheit deinen kennenzulernern. Es gibt Gerüchte. Ihr sollt Ra und Serapis bezwungen haben.“, begann Sepa das Wiedersehen mit einem Gespräch. „Ich bin nicht hier um mit dir zu reden. Ich bin hier um dich zu töten.“, schien Horus Sepa zutiefst zu hassen. Dem entging dies nicht. „Wir werden schon noch gegeneinander kämpfen, keine Angst. Aber ich schlage einen Kampf zwischen unseren Schützlingen vor. Ich möchte wissen, wer der bessere Mentor ist. Du kennst ja meine Trainingsmethoden.“, bot Sepa an. Horus wollte davon nichts hören. „Senshi würde nicht einwilligen. Er hat sich gegen den Weg des Kampfes entschieden, ich jedoch nicht. Ich werde

Rache für damals nehmen und dich in die Unterwelt schicken.“, versprach Horus mit großer Wut in der Stimme. „Lasst uns allein!“, befahl Sepa Colin und Hapi. Hapi zögerte noch, doch Sepa bestand darauf. Beide verließen die Grabkammer und ließen die beiden Götter allein zurück. „Ich bin bereit, alter

Freund. Und ich würde zu gerne erfahren, ob du Fortschritte gemacht hast.“, provozierte er seinen Gegner. „Greif an.“, überließ Horus Sepa den ersten Zug. Dieser ließ aber auf sich warten. „Diese Umgebung ist wohl kaum passend. Aber keine Angst. Ich werde die Menschen nicht mit unseren Problemen behelligen. Ich transportiere uns in die göttlichen Sphären.“, sprach er und veränderte die Umgebung. Horus und Sepa verließen die dunkle und düstere Grabkammer und fanden sich bald in der Heimat der Götter wieder. „Ich bin bereit.“, meinte Sepa und hob beide Arme. Horus entschloss sich doch als erstes anzugreifen und sammelte seine ganze Kraft. Sepa blockte den Angriff souverän ab und konterte im selben Atemzug. Er traf Horus Rücken und der Gott ging zu Boden. „Du hast ein Glück, dass wir nicht mit Waffen kämpfen. Ich lag 3000 Jahre in einem Sarkophag und bin doch fiter als du. Aber du hast ja erst vor kurzem deinen Körper wiedererlangt, ich verstehe, dass du eingerostet bist.“, stichelte er Horus immer mehr an. Dieser attackierte von neuem, versagte aber. „Vergiss es. Alles was du weißt, hast du von mir. Es ist für dich ein Ding der Unmöglichkeit, mich zu besiegen.“, machte er seinem ehemaligen Schüler klar. Doch Horus dachte nicht ans aufgeben und griff wieder an. „Bis jetzt habe ich jeden meiner Feinde bezwungen. Und mit dir habe ich noch eine Rechnung offen.“, erinnerte er. Sepa schien aber jede von Horus Attacken vorauszusehen. Er wich aus und ließ seinen Fingern den Rest erledigen. Aus denen schossen plötzlich sowas ähnliches wie Schnürre, welche Horus vollständig umwickelten. „Musst du zu solchen Tricks greifen, wenn du mich besiegen willst?“, keifte Horus und versuchte sich von den Schnürren zu befreien. Es gelang ihm nicht. Sie trennten sich von Sepas Fingern und nahmen Horus auch noch den Rest seiner Bewegungsfreiheit. „Wenn ich wollte, würdest du bereits längst als Geist herumspuken.“, zeigte Sepa, dass er seinem Schüler überlegen war. „Dann töte mich endlich.“, raunte Horus seinem ehemaligen Mentor zu und drehte sein Gesicht weg. Sepa hielt jedoch nichts davon. „Wir wissen beide, dass dich dein Schützling sofort mit dem Buch der Toten wieder zurückholen würde.“, schien Sepa die Zukunft bereits zu kennen. Horus erschrak. „Woher…? Natürlich, du hast bereits mit Seschat gesprochen. Du kennst also das Schicksal. Tötest du mich und Senshi belebt mich wieder?“, fragte Horus erwartend. Sepa grinste nur. „Ich werde dir dein Schicksal sicher nicht verraten. Das würde dir doch deine Hoffnung rauben. Naja, im Moment brauchst jede Menge davon. Ich werde dich erst vernichten, wenn dein Schützling daran geglaubt hat. Colin ist ein viel

besserer Schüler als du. Er wird sich um deinen kleinen Freund kümmern.“, verriet Sepa seinen Plan. Horus versuchte sich zu befreien, scheiterte jedoch. Dann ging Sepa einfach weg und ließ Horus allein. Im Moment hatte er keine Verwendung für den Gott. Aber die Zeit würde wieder kommen, an der das

Schicksal einen Auftritt für Horus geplant hatte.
 

„Er wird siegen.“, stand für Hapi fest. Colin war sich da nicht so sicher. „Dieser Horus ist doch auch ein Gott. Er ist doch sicher ebenfalls so mächtig.“, kombinierte er. Hapi schüttelte seinen Kopf. Sepa hat Horus seinerseits trainiert. Er kennt seine Stärken und Schwächen. Er wird siegen, und dann wird der Weg für uns frei sein. Vorallem für dich. Sepa hat sicher noch großes mit dir vor. Du solltest dich geehrt fühlen.“, erzählte er. Colin war sich nicht sicher, ob seine Entscheidung richtig war. „Ich war ebenfalls ein Gott. Kann ich die Stärke von Sepa und Horus erlangen?“, wollte er erfahren. Hapi konnte ihn dies nicht sagen. „Nur Sepa kann sagen, ob das Schicksal viele Siege für dich geplant hat. Geh zurück in die Grabkammer, und sieh, ob Sepa zurückgekehrt ist.“, trug er auf. Colin folgte widerspruchslos. Kaum war er weg, konzentrierte sich Hapi auf seine Hand. Durch seine Handfläche konnte er mit einem anderen Amulettträger kommunizieren. Tatsächlich erschien das Bild eines anderen Mannes darin. „Gebieter, Sepa kämpft gegen Horus. Wenn der Falkengott siegt, ist Euer Plan hinfällig. Sein Gesprächspartner schien sich jedoch keine Sorgen zu machen. „Sepa wird siegen. Ich habe selbst gesehen, wozu er in der Lage ist. Wenn man Plan erfolgreich ist, wird Sepa fallen. Aber bis dahin, muss alles wie geplant verlaufen. Denkt er, du bist ihm gegenüber loyal?“, interessierte es ihn. Hapi bejahte. „Das tut er. Allerdings könnte er meinen Verrat entdecken. Seschat hat ihm erlaubt das Schicksal zu sehen, also auch unseren Plan.“, antwortete er. Sein Boss störte das nicht. „Dann hat er auch seinen eigenen Tod gesehen. Unsere Plan tritt erst danach in Kraft. Er wird nichts ahnen.“, versprach der geheimnissvolle Mann. Hapi verstand und beendete das Gespräch. Dann begab er sich zurück zu Sepa.
 

Sokars Hand begann sich zu verändern. Seine Finger wurden zu gefährlichen Klauen und verfärbten sich langsam silbern. „Was passiert mit dir?“, fragte Chris mit aufgerissenen Augen. Sokar grinste nur. „Das ist meine Stahlfaust. Mit ihr durchschlage ich die dicksten Mauern.“, gab er an. „Und deinen Spielzeugdegen benutze ich wie einen Zahnstocher!“ Chris bereitete sich vor. Sokar preschte los und streckte seine stählernen Krallen nach ihm aus. Es geschah nichts. Das Bild veränderte sich und zeigte einen anderen Kampf. Sokar kam gefährlich nahe an Noah heran. Dem Jungen ging die Energie aus und eine weitere Attacke würde ihm nicht gelingen. Schweren Herzens ließ er seinen Stock los, welcher in Sokars Richtung flog. Dieser riss die Augen auf und versuchte auszuweichen. Doch Noahs Stab rotierte so schnell, dass

dies nicht mehr möglich war. Die dumpfe Spitze erwischte Sokars Brust und

durchbohrte ihn. Leblos fiel er zu Boden und blieb liegen. Das Sympol auf seinem Amulett verschwand. Das Bild änderte sich erneut und diesmal zeigte es Alex. Er krümmte sich vor Schmerz. „Was soll das mein Sohn?“, fragte Sokar erzürnt. „Vater, hat der Junge Recht? Bitte sag es mir.“, flehte ihn Alex an. Für Noah sah das Ganze aus, als würde sein Gegner Selbstgespräche führen. „Was ist mit dir?“, fragte er zögernd. Alex flehte ihn um Hilfe an. „Das Amulett! Mein Vater, er spricht zu mir. Er bereitet mir Schmerzen.“, erklärte der Junge. Dann wachte Alex auf. Er bemerkte, dass er schwitzte und keuchte. „Nicht schon wieder.“, flüsterte er traurig und ließ sich zurück auf sein Bett fallen. Das Bild zeigte ihn, bei seinem Kampf mit Noah. Doch die anderen zeigten seinen Vater. Woher kamen diese Bilder? Wie war dies möglich? Plötzlich spürte Alex eine Menge Wasser. Es entstammte einem Eimer, welcher sich über seinem Kopf entleerte. Erschroken und verwirrt sprang er aus dem Bett. „Sie?“, fragte er Schakal aufgebracht. „So wecke ich alle meine Schüler.“, sagte er ganz harmlos. Alex glaubte sich verhört zu haben. „Ich war doch schon wach!“, antwortete er empört. Schakal lächelte ihn an. „Aber du warst nicht bei dir. So hast du wenigstens deinen Alptraum vergessen.“, schien Schakal genau zu wissen, was in seinem Schüler vor sich ging. Alex beruhigte sich wieder und setzte sich. „Ich habe wieder von meinem Vater geträumt. Als Senshi und Noah mir geholfen haben mich von ihm zu trennen, und mein Amulett zerstört wurde, dachte ich, ich wäre ihn einfürallemal los. Doch dann kamen diese Träume.“, fiel es Alex schwer davon zu erzählen. „Ich werde sie einfach nicht los. Haben Sie einen Rat?“, erkundigte er sich. Den hatte Schakal tatsächlich. „Sieh Abends einfach nicht mehr so lange fern.“, schlug er vor. Alex konnte tatsächlich etwas lachen. „Aber nun ernsthaft. Unsere Träume sagen viel aus. Du hast sehr an deinem Vater gehangen. Das du nun von ihm träumst, ist verständlich.“, meinte der Meister. Alex schluckte. „Ich hasse ihn aber. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.“, entgegnete er. Schakal verstand. „Das mag sein, aber deine Träume sagen dir auch etwas. Du solltest es verarbeiten, und dem Ursprung auf den Grund gehen.“, riet er Alex. Dieser verstand nur die Hälfte. Wie soll ich das anstellen?“, hakte er nach. Schakal setzte sich zu ihm und legte seine Hand auf die Schulter des Jungen. „Ich fürchte, das schaffst du hier nicht. Du musst weiterziehen und dich allem stellen, was du auf deiner Reise erfährst.“, wollte er Alex unbedingt helfen. Dieser nickte. „Gut, dann werde ich gehen. Ich werde zuerst meine Mutter aufsuchen. Und dann die, die es mit meinem Vater zu tun hatten. Und mit mir…“, überlegte er sich, wie er vorgehen sollte. Am nächsten Tag verabschiedete er sich von Meister Schakal und

begann seine Reise.

Noah spuckte sich demonstrativ in die Hände. Dann packte er das Paket mit beiden Händen und versuchte es zu heben. Er strengte sich an, kippte dann aber nach hinten und fiel auf seinen Allerwertesten. „Ich sagte ja, dafür braucht man Mukis.“, gab Alex an. „Die hab ich!“, gab Noah zurück. „Sieht man.“, meinte Alex und hob das Paket selbst. Er konnte es zwar etwas anheben, musste es aber wieder hinstellen. Noah sah ihn belustigt an. Doch beide schämten sich, als Lin das Paket schnappte und forttrug. „Männer.“, raunte sie ihnen zu. Alex und Noah sahen sich peinlich an. Dann suchten sie sich die schwersten Koffer, die sie fanden und trugen sie Lin hinterher. „He, Lin warte mal. Was hast du in dem schweren Paket?“, wollte Alex unbedingt wissen. „Mädchensachen.“, gab Lin eine kurze und ungenaue Antwort. Alex ließ es dabei. Bald waren alle Sachen in Lins neuer Wohnung verstaut. Alle drei ließen sich geschafft auf den Fußboden fallen. „Wie hat es Senshi nochmal geschafft sich zu drücken?“, erkundigte sich Noah. Alex musste lachen. „Er hat heute ein Date.“, erklärte er. „Und wir müssen hier schufften.“, beschwerte sich Noah. „Tja, dafür muss man eben echt taff sein.“, wies Lin auf die Ausdauer von Alex und Noah hin. „Wir haben dir immerhin geholfen, also bedank dich auch.“, warf Alex ihr an den Kopf. Lin grinste und versprach den beiden Helfern etwas zu Trinken zu holen. Während sie weg war, suchte Alex das Gespräch. „He, Noah, cool dich mal wiederzusehen.“, suchte er nach einem Ansatz. „Ebenfalls.“, gab dieser zurück. Dann bemerkte er jedoch, dass Alex etwas zu schaffen machte. „Was ist los?“, ging er darauf ein. Alex überlegte fieberhaft, wie er es sagen sollte. „Sag mal, bist du eigentlich noch sauer, wegen damals?“, erkundigte er sich. Noah schüttelte den Kopf. „Das habe ich längst vergessen. Du bist nicht dein Vater, Alex.“ Dieser war froh, dass Noah ihm vergeben hatte. „Weißt du… in letzter Zeit träume ich oft von ihm. Hattest du sowas auch mal?“, hakte er weiter nach. Noah senkte den Kopf. „Ja, hatte ich. Und zwar auch von deinem Vater. Als ich ihn vernichten musste, hatte ich viele Alpträume. Die sind zwar mit der Zeit vergangen, aber als ich dich kennenlernte, kamen sie wieder hoch.“, erzählte der Junge leise. „Tut mir Leid.“, flüsterte Alex. Noah winkte ab. „Schon gut. Ich wollte auf jeden Fall verhindern, auch dich töten zu müssen. Deswegen habe ich alles gegeben, um dich zur Besinnung zu bringen. Verzichte Abends einfach auf Horrorfilme, und schon werden die Träume weniger. Und bald sind sie ganz weg. Den Rat habe ich von Meister Schakal.“, schlug er vor. Alex musste lachen, und Noah stimmte darauf ein. Lin kam zurück und fragte, was so witzig sei. „Männersache.“, ärgerte Alex das Mädchen. Dann führte Lin die beiden Jungen in der Wohnung herum.
 

„Gewonnen, du bist einfach kein Gegner für mich.“ Senshi seufzte. „Du bist besser als ich, o.k. Aber ich wette, du hast noch nicht alle Endgegner in
 

deinen Spielen besiegt.“, wollte der Junge angeben. Sein Date musste ihn

enttäuschen. „Die Wette verlierst du. Ich habe die Endgegner in allen meiner Games mindestens zehnmal geschlagen. Am schwersten war dieses eine Maskenwesen in Zelda, aber ich habe gewonnen.“, antwortete das Mädchen selbstbewusst. Senshi kam sich beinahe minderwärtig vor. „Wie du meinst, Sarah, aber wir sind bis jetzt noch nie gegeneinander gefahren.“, meinte er und wies auf die Konsole weiter rechts hin. Darauf lief ein Autorennen, und Senshi hoffte Sarah dabei zu übertrumpfen. Das Mädchen erklärte sich einverstanden. Senshi war froh, dass er Sarah nicht einfach ins Kino eingeladen hatte. Dennoch versuchte er krampfhaft Eindruck zu schinden. Die beiden setzten sich vor die Konsole und begonnen das Spiel. Es war ein hartes Rennen, welches Senshi jedoch für sich entscheiden konnte. „Das muss ich dir lassen. Aber ich will eine Revanche.“, schien Sarah gar nicht sauer darüber zu sein, dass sie verloren hatte. Senshi schien endlich bei ihr zu punkten. „Darf ich auch mal?“, kam nun eine Stimme von hinten. Senshi und Sarah drehten sich um, und erkannten einen Jungen. „Bist du gut?“, fragte Sarah erwartungsvoll. Der Junge nickte und sah Senshi an. „Das bin ich. Ich werde dich schlagen.“ Senshi nahm die Herausforderung an, in der Hoffnung er könnte Sarah beeindrucken. Das Spiel startete und der Junge ging sofort in Führung. Senshi überraschte die Spielstärke seines Kontrahenden. Dieser schaffte es tatsächlich eine Runde vor Senshi ins Ziel zu kommen. „Gratuliere.“, wollte Senshi kein schlechter Verlierer sein. Sarah schien sich für den fremden Jungen zu interessieren. „Du bist fantastisch. Nimmst du an Turnieren teil? Oh, Sorry, wie heißt du überhaupt?“, schien sie an ihm einen Narren gefressen zu haben. Er stand auf, sah bei seiner Antwort jedoch wieder zu Senshi, anstatt zu Sarah. „Mein Name ist Colin.“, stellte er sich vor. Senshi wollte ihm die Hand reichen, doch Colin wehrte ab. Dafür nahm ihn Sarah in Beschlag. Sie zerrte ihn zum Tresen, an dem Getränke serviert wurden. Senshi fühlte sich sitzengelassen. „Erzähl doch was von dir.“, verlangte Sarah. Colin fühlte sich irgendwie unbehaglich. Er wollte zurück zu Senshi., doch Sarah ließ ihn nicht. „Also… ich bin ein guter Torwart.“, fiel Colin nichts anderes ein. Sarah interessierte sich nicht für Fussball, hörte aber trotzdem zu. „Ein Sportler und ein Spielefreak, sowas sieht man nicht oft. Was kannst du den sonst noch gut?“, begann sie mit ihm zu flirten. Colin versuchte dem Gespräch zu entkommen. „Ich kann alles gut. Ich gewinne immer.“, schien er wirklich davon überzeugt zu sein, was er sagte. Sarah kam diese Ausage etwas anmaßend vor, akzeptierte sie aber. Colin drehte sich nun um und erschrak. Senshi war verschwunden. Der Platz, an dem er gesessen hatte, war leer. Colin hätte sich ohrfeigen können. Sepa hatte ihm etwas aufgetragen und er hatte versagt. Er ließ Sarah alleine, ohne sich zu verabschieden. Er würde Sepas Wunsch erfüllen. So oder so.
 

Es klingelte und Lin ging an die Tür. Draußen stand Alex. „Weißt du wie spät es ist?“, fragte das Mädchen kritisch. Alex verrollte die Augen. „Sicher, aber ich habe Wein mitgebracht. Denn können wir gegen deine Wohnung schlagen, und sie so taufen.“, schlug er vor. Lin musste kichern. „Das tut man doch nur bei Booten.“, musste sie Alex leider sagen. Dieser schien sich nichts daraus zu machen. „Egal, dann trinken wir ihn eben.“, fand er schnell eine andere Lösung. Lin trank keinen Alkohol, wollte Alex aber nicht verletzen. „Darf ich reinkommen?“, fragte Alex nun etwas ungeduldig. Lin öffnete den Mund, und wollte Nein sagen. Daraus wurde jedoch ein Ja. Alex trat ein und betrachtete die Wohnung. Lin hatte währendessen alles ausgpackt und in die Wohnung integriert. Alex fielen mehrere kleine Steinstatuen auf. „Die waren also in dem Paket. Was sollen die den darstellen?“, fragte er interessiert. Lin starrte immer wieder ins Wohnzimmer. „Ach, die hat mir Meister Schakal mitgegeben. Familienerbstücke, oder so.“, erklärte sie verlegen. Alex kam Lins Verhalten merkwürdig vor. Er wollte fragen, was los sei, als er Geräusche aus dem Wohnzimmer hörte. „Oh, du hast ja Besuch. Hättest du auch gleich sagen können. Ist mir Noah etwa zuvorgekommen?“, fragte er. Er dachte wirklich, es würde sich um seinen Freund Noah handeln, als er das Wohnzimmer betrat. Ein Junge saß auf der Couch und stand auf. „Hi.“, begrüßte er Alex schnell. Der Unbekannte hatte blonde Haare und trug ein weißes Hemd und weite Jeans. „Alex, das ist übrigens Daniel.“, überrumpelte Lin beide Jungen. „Hi.“, erwiderte Alex den Gruß kühl. „Ich wusste nicht, dass du Besuch hast, wir sehen uns sicher morgen.“, wollte sich Alex schon verabschieden. „Nein, bleib doch noch. Daniel, stehst du auf Wein? Alex hat welchen mitgebracht.“, wollte das Mädchen eine peinliche Situation vermeiden. Daniel konnte nur nicken. Alex winkte trotzdem ab. „Nein, ich habe ohnehin noch einiges zu erledigen. Ich lasse euch wieder allein.“, sprach er und verschwand. „Ich scheine zu stören.“, fühlte sich Daniel nun fehl am Platz. Lin wehrte ab. „Unsinn. Alex ist ja nicht mein Freund, oder so. Du kannst ruhig noch etwas bleiben. Er kriegt sich schon wieder ein.“, sagte Lin hastig. Daniel wollte trotzdem gehen. „Du hast dich wirklich nicht schlecht eingerichtet. Wir werden sicher gute Nachbarn. Wenn du was brauchst, ein Glas Salz oder Milch, oder solches Zeugs, kannst du immer an meiner Tür klingeln.“, bot er an und verließ dann die Wohnung. Lin holte tief Luft. Aber warum regte sie sich überhaupt auf? Alex hätte sich ruhig vorher melden können, dass er auf einen Sprung vorbeikam. Daniel fühlte sich sicher gestört. Irgendwie fühlte sie sich Alex gegenüber schuldig, aber wieso? Er hatte doch den Abend vermasselt, und nicht sie. Trotzdem beschäftigte es sie.
 

Die Triade
 

Baal war wieder auferstanden und taumelte auf die Gruppe zu. „Ich... ich dachte der Typ wäre hinüber!“, stotterte Noah. „Das ist Seth.“, erklärte Nick. „Ja, er ist mit wenigen Körpern kompatibel. Baals ist wohl einer davon.“, ergänzte Chris. Nick grinste lediglich. Er warf Senshi einen verschwörerischen Blick zu. „Freunde?“, wandte er sich den Rest der Gruppe. Alle stellten sich Seth, der nun Baals Körper besaß entgegen. Dieser schien kaum beeindruckt. „Egal wieviele ihr seit. Euer Schicksal ist besiegelt. Ich werde siegen und das Chaos wird herrschen!“, schrie er und ging auf die Kämpfer los. Senshi schwang sein Schwert, Nick sein Zepter und Anna und Noah nahmen ebenfalls am entscheidenden Schlag teil. Chris zögerte noch, stand seinen Freunden dann aber bei. „O.k, Leute, gebt mir eure Energie!“, verklikerte er seinen Freunden, dass er etwas vorhatte. Senshi, Anna, Noah und Chris hielten ihre Waffen zu Nicks Zepter. Diesmal wuchs der rote Ball mit großer Geschwindigkeit. Seth war zwar nicht mehr weit entfernt, doch Nick vollzog seinen Angriff noch rechtzeitig. Seine Attacke, die mit der Energie und der Hoffnung seiner Freunde gefüllt war traf den Gott und zerschmetterte ihn in Tausend Stücke. Der Kampf hatte ein Ende gefunden. Die Freunde ahnten zu dieser Zeit nicht, dass jemand den Verlauf beobachtete. „Sie haben tatsächlich gewonnen. In diesen Kämpfern scheint ein großes Potential zu stecken. Die Triade hat mit Seth ein wertvolles Mitglied verloren, doch das Schicksal wollte es so. Es ist jammerschade, dass diese jungen Kämpfer glauben, ihr Kampf wäre bereits vorbei. Ihre Reise hat mit diesem Sieg gerade einmal begonnen.“, führte der Beobachter ein Selbstgespräch und drehte sich dann um, um wieder zu gehen. Plötzlich vernahm er hinter sich ein Geräusch. Der reckte seinen Kopf zurück und entdeckte etwas Unglaubliches.
 

Senshi war noch ins Kino gegangen, jedoch allein. Er konnte es nicht glauben, dass Sarah ihn so schnell vergessen konnte. Und wer war überhaupt

dieser Colin? Er war ein guter Spieler, das war Senshi nicht entgangen. Trotzdem hatte er die Tastatur behandelt, als würde er zum ersten Mal spielen. Was natürlich nicht möglich war. Aus irgendeinem Grund, kam der Junge Senshi sogar bekannt vor. Da er aber nicht wusste, woher er ihn kennen konnte, machte er sich auf den Weg nach Hause. Aber noch etwas anderes lag ihm im Magen. Horus hatte sich den ganzen Tag nicht gemeldet. Zuhause wärmte er sich das Essen vom Vortag auf und putzte sich danach die Zähne. Er beschloss heute sehr früh ins Bett zu gehen. Vorher telefonierte er

allerdings noch mit Noah, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Noah erzählte ihm, dass der Umzug ohne Probleme verlaufen sei. Als er Senshi jedoch nach seinem Date fragte, legte der Junge einfach auf. Er schlief bald ein, und wachte am Morgen wieder auf. Am Morgen war vielleicht übertrieben. Senshi war ein Langschläfer und es war bereits später Vormittag. Er sah auf seinen Wecker und stutzte. Horus hatte ihn nicht geweckt. Falls er länger brauchte, um mit Sepa fertig zu werden, hätte er den Jungen sicher bereits aus dem Land der Träume geholt. War es möglich, dass Sepa den Kampf gewonnen hatte? Senshi konnte nicht wirklich daran glauben. Sein göttlicher Freund hatte bereits Seth besiegt und war vielleicht der stärkste Kämpfer, den er kannte. Zusammen hatten sie Ra und Serapis bezwungen, da dürfte Sepa doch kaum ein Problem darstellen. Senshi kannte leider keinen Weg, mit Horus in Kontakt zu tretten. Das bedeutete, er musste warten. Er würde noch etwas in Ungewissheit schwelgen, bis er neue Informationen bekam. Er beschloss seine Kumpel anzurufen, um mit ihnen etwas zu unternehmen. Er wollte sich auch Lins neue Bude nicht entgehen lassen. Alex und Lin hatten Zeit und wollten sich mit dem Jungen in ihrem Lieblingsrestaurant zum Mittagessen treffen. Senshi hatte beiden nichts vom jeweils anderen erzählt. Er wusste nicht, dass die beiden sich gestern gestritten hatten. Das erfuhr er jedoch zwei Stunden später. „Was macht der den hier?“, fragte Lin überrascht, als sie Alex sah. „Senshi hat mich eingeladen.“, erwiderte er schnell. Lin sah den Jungen kritisch an. Dieser wusste natürlich nicht, was die Aufregung sollte. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Senshi vorsichtig. Lin entkam ein Lacher. „Diesen Langweiler kannst du doch nicht ins Restaurant mitnehmen. So unfreundlich wie er ist, wird er doch sofort rausgeschmissen.“, wurde das Mädchen persönlich. Alex glaubte nicht recht, was er da hörte. „Unfreundlich? Eher Zuvorkommend. Ich wollte dich und deinen Daniel nicht stören, bei dem, was ihr so macht.“, gab er frech zurück. Dafür erntete er eine schallende Ohrfeige. Lin verschwand im Gasthaus und Alex folgte ihr wütend. „Tja, da haben sich zwei gefunden.“, ließ Senshi einen Spruch ab, den aber weder Alex noch Lin hören konnten. Sie hätten ihn dann sicher einen Kopf kürzer gemacht. Alex und Lin setzten sich weit auseinander und würdigten einander keines Blickes. Am Tisch wurde es nicht nur still, sondern auch eiskalt. „Was haltet ihr von Hühnchen?“, schlug Senshi ganz unschuldig vor. Alex und Lin sahen ihn an, gaben jedoch keine Antwort. Jemand trat an den Tisch und Senshi wollte eine Bestellung aufgeben. Er hatte die Karte vor dem Gesicht, so, dass er die Kellnerin nicht erkennen konnte. Er bestellte, doch Alex gab ihm einen leichten Tritt gegen den Fuß. Senshi senkte die Karte und entdeckte, dass es sich gar nicht um eine Kellnerin handelte. „Sorry, mein Freund denkt nicht, bevor er etwas anstellt.“, entschuldigte sich Lin prombt. Senshi presste die

Lippen zusammen. „Dein Freund? Senshi ist ebenso meiner.“, protestierte Alex. Lin fühlte sich angegriffen. „Freunde wollen einander nicht umbringen. Werd du erstmal mit deinem Vaterkomplex fertig. Glaubst du, ich habe dich und Noah nicht gehört?“, begann sie einen handfesten Streit. Alex wollte schon kontern, bis Senshi überrascht einen Namen rief. „Hathor!“, entkam es ihm plötzlich. Alex und Lin sahen die Frau genauer an. „Du kennst sie?“, fragte Lin erstaunt. „Jap!“, meinte Senshi nur und stand auf. „Ich habe irgendwie das Gefühl, das Mittagessen ist abgesagt.“, sprach er. Alex und Lin wollten Antworten. „Wir haben uns lange nicht gesehen, was können wir für dich tun?“, begann Senshi ganz unschuldig, obwohl er wusste, dass Hathor ihnen sicher keinen Höflichkeitsbesuch abstattete. „Ich bin in der Tat mit einer dringenden Nachricht gekommen. Diese Welt schwebt in großer Gefahr. Horus wurde von Sepa getötet, wodurch er freie Bahn für sein Vorhaben hat.“, begann die Frau zu erzählen. Das löste in Senshi einen Schock aus. Er musste sich wieder setzen und warf seinen Kopf zurück. „Das ist meine Schuld. Ich habe ihn allein gehen lassen. In letzter Zeit, vergeige ich einfach alles.“, nahm er die ganze Schuld auf sich. Lin wollte davon nichts hören. „Sepa ist Schuld daran, nicht du! Du hättest dich zwar mehr um die Sache kümmern können, aber nun ist es zu spät. Unsere einzige Chance ist das Buch der Toten. Ich werde sofort abreißen, und…“ Hathor fiel ihr ins Wort. „Wenn Sepa der Sieg gelungen ist, hat er bestimmt Horus Seele zerstört. Sepa verfügt über die Gabe, das Schicksal zu sehen. Er weiß was wann passieren wird.“, kam die nächste schlechte Nachricht auf die drei zu. „Dann ist diese Welt in der Tat verloren. Nur ein Gott kann einen anderen vernichten.“, stand für Alex fest. „Deswegen bin ich hier. Die Triade läd euch ein, sie aufzusuchen. Euch wird eine Autienz gewährt.“, erzählte sie. Alex und Lin sahen Senshi an, doch dieser wusste auch nicht, wovon Hathor sprach. „Wie ich sehe, seit ihr mit diesem Begriff nicht vertraut. Die Triade ist ein Rat, der aus Amulettträgern besteht. Wir beobachten die Geschichte und fällen Entscheidungen. Sepa ist sehr mächtig, und wir müssen seinem Treiben unbedingt ein Ende bereiten.“, klärte sie auf. Alex wusste jedoch nicht, wie. „Wir haben alle drei keine Amulette mehr, und ohne Horus haben wir keine Chance. Nicht einmal Senshi kann mehr etwas ausrichten.“ Lin räusperte sich. „Wir wissen alle, dass du schwach bist.“, warf sie Alex vor. „Wie bitte?“, ärgerte er sich. „Ich habe lange Zeit bei Meister Schakal trainiert und bin auch ohne das Amulett der Sechmet stark.“, gab sie an. Alex grinste. „Dann möchte ich gerne sehen, wie du gegen einen Gott kämpfst.“, nahm er das Mädchen nicht ernst. „Wenn euer Streit beendet ist, möchte ich euch gerne zum Rat führen.“, schlug Hathor vor. „Habt ihr gehört? Glaubt ihr, ihr könnt euch für 30 Minuten vertragen?“, spielte Senshi den Erwachsenen. „An mir liegts sicher nicht. Also, wo müssen wir hin?“, fragte

Lin Hathor. Senshi kam der Frau zuvor. „Du willst uns an den Ort teleportieren, oder?“, kannte er Hathors Methoden sehr gut. Diese bestätigte es ihm. „Wir wollten aber nicht vor den ganzen Menschen hier verschwinden.“, wies Alex darauf hin. Lin ergriff die Chance. „Nein, wer wäre den auch so blöd?“, fragte sie und sah dabei den Jungen an. Anstatt zu kontern stand Alex einfach auf. Alle Vier suchten die Toilette auf, in der Hoffnung dort niemanden zu begegnen. Hathor bat die Freunde, sich um sie zu versammeln. Senshi und seine Freunde traten näher. Lin bemerkte als erstes, was mit ihr geschah. „Leute, seht euch das an!“, schrie sie panisch. Sie begann nämlich sich aufzulösen. Senshi versuchte schnell sie zu beruhigen. „Das geht alles klar. Ich kenne das schon, euch wird nichts passieren.“, beruhigte er sie. „Genau, du wolltest nicht so ängstlich sein.“, ergänzte Alex unnötigerweise. Die Körper der Vier verschwanden nun und die Umgebung veränderte sich. Bald befanden sie sich an einem anderen Ort. „Wir sind tatsächlich wo anders.“, staunte Lin. „Richtig, wir sind nicht mehr in Kenntsis.“, betrachtete Alex die Umgebung genau. „Sind wir hier in einem Museum?“, fragte er zögernd. An den Wänden waren Hieroglyphen aufgezeichnet und Wandteppiche hingen überall. Hathor verneinte. Sie erzählte, dass sie sich in einem Tempel befanden, von dem nur wenige Menschen wussten. „Und was sollen wir hier?“, wollte es Senshi genauer wissen. Hathor bat um Geduld. „Die Triade hat beschlossen euch anzuhören. Behandelt sie bitte mit größtem Respekt.“, erklärte sie. „So wie einen Lehrer?“, hakte Senshi nach. „Nein, mit Respekt hat sie gesagt.“, stupste Alex seinen Freund an. Die drei Kämpfer entdeckten einen Gang, und als könnte Hathor ihre Gedanken lesen, ging sie auch schon los. Senshi folgte ihr sofort, doch Alex und Lin behielten Abstand. Lin zupfte Senshi am Ärmel, um ihn zum Langsamergehen zu bewegen. „Senshi, du scheinst dieser Frau zu trauen, aber wir kennen sie nicht.“, flüsterte sie. Senshi schien gar nicht zu wissen, warum seine Freunde sich so zagten. „Hathor ist voll o.k. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich schon abgekratzt. Sie hat mir bei meinem Kampf gegen Seth beigestanden und mich und den Rest der Clique vor Ra gewarnt.“, schien er Hathor vollkommen zu vertrauen. Alex und Lin wussten jedoch nicht, was sie erwarten würde. Der Gang hatte bald ein Ende und die drei Abenteurer standen in einem riesigen Saal. Er erinnerte an den eines Schlosses. Rote Teppiche waren ausgelegt und große Bilder zierten die Wände. Von der Decke hingen Kronleuchter herab, welche die Halle in dumpfes, mystisches Licht tauchten. Einrichtungsgegenstände fanden sich keine. Zumindest fast keine. Am Ende des Saals stand ein breiter Tisch, an dem drei Stühle aufgestellt waren. Erst jetzt kam Senshi die Idee, dass Triade für Drei stand. Diese Triade würde ihm sicher mehr sagen können. Er machte sich noch immer Vorwürfe wegen Horus, und hoffte, dass Hathor sich irrte

und er doch noch lebte. Oder wenigstens seine Seele noch in Takt war. „Und wo ist jetzt diese Triade?“, drängte Lin. Hathor bat die drei, sich vor den Tisch aufzustellen. „Können wir uns nicht hinsetzen? Sind doch genau drei Stühle.“, fragte Alex höflich. Hathor wehrte sofort ab. „Die Triade nimmt an diesen Stühlen platz. Diese Ehre ist euch leider versagt.“, enttäuschte sie ihn. Alex entschuldigte sich sofort, obwohl er nicht genau wusste wofür. „Sollen wir jetzt warten, oder…“, wollte Lin nicht länger im Ungewissen bleiben. Ihr gefiel diese mystische Atmosphäre zwar irgendwie, doch sie wollte schnellstmöglich Antworten. „Die übrigen Mitglieder der Triade werden bald hier eintreffen. Sepa ist eine große Gefahr für diese Welt. Sicher beraten sie, was zu tun ist.“, beschwichtigte Hathor das Mädchen. Senshi stutzte. „Die übrigen Mitglieder? Sind den schon welche hier?“, kam er nicht ganz mit. Hathor nickte schwach und zeigte auf sich selbst. Die drei Abenteurer guckten überrascht. „Du bist Mitglied der Triade? Warum hast du das nicht gleich gesagt? Dann hättest du uns schon im Restaurant sagen können, was du und deine Kumpels wollt.“, meinte Senshi. Hathor verneinte. „Nein, das konnte ich nicht. Meine Stimme ist zu leise. Die Triade besteht aus drei Stimmen, die einen Gedanken verfolgen.“, versuchte Hathor zu erklären. Alex schnitt ein dummes Gesicht. Lin half ihm auf die Sprünge. „Sie meint damit, dass sie kein alleiniges Stimmrecht hat. Die Triade stimmt über Dinge ab. Wenn du zu blöd bist, das zu verstehen, zisch ab. Wir brauchen dich nicht. Senshi und ich sind auch ohne dich ein gutes Team.“, begann sie wieder zu streiten. Alex wollte darauf eingehen, doch Senshi konnte es verhindern. Dann hörten sie ein Geräusch. Erst jetzt erkannten die drei ein großes Tor, das sich hinter dem Tisch aufbaute. Es war verschlossen und pechschwarz. Deswegen war es in dem mittelmäßig beleuchteten Raum auch nur schwer zu erkennen. „Ratsmitglied Nefertum ist auf den Weg hierher. Zollt ihm den gebührenden Respekt.“, dachte Hathor, sie müsste die ‚Kinder‘ darauf hinweisen. Tatsächlich begann sich das schwarze Tor zu öffnen und eine Gestalt trat aus der Dunkelheit. Senshi dachte, er würde diesem Nefertum ins Gesicht blicken können, doch Fehlanzeige. Nefertum trug eine schwarze Kutte, die sich tief in sein Gesicht zog. Sie kam näher, und die Gruppe konnte lediglich seine Hände sehen. Sie sahen runzlig und faltig aus. Nefertum setzte sich nun an den mittleren Stuhl und streifte seine Kapuze ab. Dahinter kam das Gesicht eines Mannes zum Vorschein. Tiefe Falten zierten seine Haut. Er besaß das weißeste Haar, das Senshi je gesehen hatte. Um seine Augen zogen sich tiefe Furchen und er besaß ein Doppelkinn. Senshi schätzte ihn auf zirka Neunzig ein. „Ratsmitglied Nefertum ist eingetroffen.“, machte Hathor darauf aufmerksam und setzte sich zu ihm an den Tisch. „Ähhh… Hi.“, versuchte Senshi etwas zu sagen. Scheinbar aber nicht das Richtige. Nefertum zog eine Augenbraue in die Höhe. Obwohl Senshi ihn

gerade erst kennengelernt hatte, empfand er Respekt und Ehrfurcht vor dem Mann. „Was mein Freund meint ist, dass es uns eine Ehre ist, von Euch empfangen zu werden, Sir.“, sprang Lin ein. Sie trat vor Senshi und Alex und verbeugte sich sogar ein Stück. „Schleimer.“, flüsterte ihr Alex zu. Allerdings schien Nefertum dies gehört zu haben. Doch anstatt zu schimpfen, lachte er darauf los. Das hatte Senshi von dem gepflegten Mann nicht erwartet. „Ich freue mich euch zu sehen. Außerdem hört mit diesem schmeicheln auf. Wenn ihr wollt könnt ihr mich Bill nennen.“, redete er mit amüsierter Stimme. Senshi wäre beinahe umgekippt. Das hatte er von Nefertum nicht erwartet. Alex stieg gleich darauf ein. „He, Bill, was geht ab? Sie haben mit uns etwas zu quatschen?“, redete er wie mit einem alten Bekannten. Dabei sah er Lin herausfordernd an. Diese brummte nur. Nefertum hielt sich seine Hand vor den Mund und hustete. „Ihr wisst ja, dass Sepa wieder auferstanden ist. Er hat sich in Tiefschlaf versetzt, um dem Chaos zu entgehen. Das liegt daran, dass Seschat ihm erlaubt in sein eigenes Schicksal einzusehen. Allerdings nur unter der Bedingung, dass er es nicht ändert. Vor 3000 Jahren hat er es jedoch getan und wurde bestraft. Wir hatten 3 Jahrtausende Ruhe vor ihm, doch nun ist er zurück. Diese Welt ist sogar noch angreifbarer, als die von damals. Senshi, ich habe euren Kampf gegen den Dämon Seth mitverfolgt. Du und deine Freunde sind stark, aber Sepa ist ein richtiger Gott. Und ein Monster. Er gehörte damals zu den Göttern, denen die Menschen egal waren. Er verfolgte nur seine eigenen Ziele. Und jetzt, da Horus vermisst wird sind unsere Optionen eingegrenzt.“, erklärte er die Lage. Senshi horchte auf. „Vermisst? Ich dachte er ist tot!“, sprach er ganz aufgeregt. Nefertum wollte etwas sagen, doch Hathor kam ihm zuvor. „Das ist er sicherlich. Ein Gott tötet den anderen, wenn er die Gelegenheit dazu hat.“, erzählte sie. Nefertum musste sich zu diesem Thema einschalten. „Wir wissen nicht mit Bestimmtheit, dass Horus tot ist. Sepa könnte ihn gefangengenommen haben, um ihn in seine zukünftigen Pläne zu involvieren.“, sprach Nefertum seinen Verdacht aus. „Das sind Spekulationen und Wunschgedanken. Es ist am logischten, dass Sepa sich Horus entledigt hat.“, blieb sie dabei. „Aber ihr wisst es nicht!“, keimte in Senshi wieder Hoffnung auf. Lin hatte lang genug gewartet. Sie redete einfach drauf los. „Ihr wisst sicher, dass Serapis durch Horus geschlagen worden ist. Wenn wir Horus nicht zur Verfügung haben, sind wir gegen Sepa machtlos.“ Nefertum und Hathor blickten einander an. „Die Triade hat einen Plan entwickelt, durch den wir hoffen, Sepa auch ohne Horus Hilfe zu besiegen.“, verriet Nefertum. Die drei Besucher hoben überrascht die Köpfe. „Und wie lautet dieser ominöse Plan?“, wollte Lin mehr erfahren. Hathor und Nefertum schwiegen. „Wir erzählen euch alles, was ihr wissen müsst. Jedoch erst, wenn Ratsmitglied Tatenen eingetroffen ist.“, versprach Hathor. Lin gab sich damit zufrieden. Vorerst. „Und wann

dürfen wir mit ihm rechnen?“, hakte Alex nach. Nefertum spreizte seine Finger. „Im Moment ist er bei Tisch, doch er wird in wenigen Minuten hier eintreffen.“, erklärte er. Alex glaubte sich verhört zu haben. „Wie bitte? Die Welt steht am Abgrund, und dieser Tatenen isst?“, hielt er Nefertums Geschichte für einen Witz. „Es ist sehr wichtig für Tatenen, dass er regelmäßtig und pünktlich isst.“, verstand Nefertum Alex Aufregung nicht. Kurz darauf wurden auf schon Schritte hörbar. Das letzte Ratsmitglied schien endlich zu kommen. Die Schritte waren sehr leise, aber nahe. Senshi tippte auf eine Frau, würde es aber gleich genauer wissen. Er kannte bereits Hathor und Nefertum. Beide schienen einen starken Charakter zu besitzen. Der Junge interessierte sich wirklich sehr für Tatenen. Das große Tor wurde geöffnet und er trat heraus. Die Person, die erst im Licht der Kronleuchter richtig erkennbar wurde, war kleiner, als erwartet. Er war kaum größer als einen Meter. Hatten es die Freunde mit einem Liliputaner zu tun? Auch er trug eine Kutte, wie bereits Nefertum. „Und wie sollen wir den anreden?“, flüsterte Alex zurück. „Tatenen, setz dich.“, forderte ihn Nefertum auf. Dieser folgte und setzte sich an den letzten Stuhl. Dann begann er seine Kapuze zu entfernen und die drei Besucher erlebten die größte Überraschung ihres Lebens. Unter der Kutte kam das Gesicht eines Jungen zum Vorschein. Über sein jugendliches Gesicht streichte ein Lächeln. Senshi schätzte ihn auf höchstens Neun. „Ist das ein Scherz?“, fragte Alex vorsichtig. Tatenen sah unsicher Nefertum an. „Entschuldige ihre Respektlosigkeit. Ich habe ihnen nichts von dir erzählt.“, erklärte er. Tatenen wandte sich wieder den drei Besuchern zu. „Ich bin Tatenen, ein Mitglied der Triade. Es ist schön die Bezwinger von Baal, Seth, Ra, Nephthys und Serapis endlich kennenzulernen.“, stellte er sich vor. Er besaß eine richtig kindliche Stimme, was Unmut in Lin und Alex auslöste. Sie wussten nicht, wie sie sich Tatenen gegenüber verhalten sollten, da er jünger war als sie. „Du zählst die alle?“, konnte Senshi ganz normal mit ihm umgehen. „Tut mir Leid, wenn ich frage, aber ist es nicht ungewöhnlich, dass ein kleiner Junge so einem wichtigen Rat vorsitzt?“, wagte es Alex zu fragen. Nefertum wollte Einspruch erheben, doch Tatenen hob die Hand. „Es ist sicher ungewöhnlich und ungewohnt für euch. Aber das Alter bestimmt nicht das Wissen der Person.“, versuchte er zu sagen, dass er ernst genommen werden wollte. Alex und Lin gaben ihr bestes. „Du musst trotzdem zugeben, dass du sehr jung bist.“, rechtfertigte Senshi das Verhalten seiner Freunde. Tatenen nickte. „Das seit ihr auch. Und ihr habt viele Krieger besiegt, die diese Welt bedrohten.“, argumentierte er. Der Zug ging eindeutig an Tatenen. „Tatenen ist erst vor einem Jahr zu uns gekommen. Vor ihm saß Seth auf seinem Stuhl.“, glaubte Hathor das erzählen zu müssen. Alex und Lin weiteten ihre Augen. „Seth? Der war dann sicher kein guter Entscheidungsfäller.“, scherzte Lin. Hathor wollte erklären,

doch Senshi übernahm dies. „Ich weiß schon. Seths früherer Wirt war Mitglied in der Triade. Er konnte Seths Seele kontrollieren, doch als er starb, kam er natürlich wieder an die Macht.“, kombinierte er. Alex und Lin gaben sich mit dieser Erklärung zufrieden. „Dürfen wir nun endlich von eurem Plan erfahren, Sepa zu vernichten?“, drängte Lin. Nefertum ergriff das Wort. „Selbstverständlich. Sepa ist mächtig und nur ein Gott kann ihn besiegen.“, begann er. Alex kratzte sich an der Wange. „Tja, tut mir Leid, aber die sind uns leider ausgegangen. Und ich weiß auch nicht, wo man welche bestellen kann.“, wurde er zynisch. Das schien Nefertum aber etwas zu verärgern. „Nicht unbedingt. Horus Schicksal liegt im Ungewissen. Aber es gibt einen Ersatz für ihn. Ein anderer Gott kann Sepa herausfordern und eventuell beseitigen.“, kam er nun mit der Sprache heraus. Senshi verstand das nicht. „Was meinst du damit? Außer Horus und Sepa existieren keine weiteren Götter mehr. Seth hat damals alle vernichtet.“, erinnerte er. Die drei Mitglieder der Triade sahen sich an. Dann begann Tatenen zu sprechen. „Damit hast nicht ganz Recht. Nicht nur Sepa ist dem Chaos entgangen. Es gibt einen Gott, der zu dieser Zeit nicht in Ägypten war.“, klärte der Junge auf. Das setzte. „Stopp! Moment! Sekunde! Auszeit!“, rief Senshi entsetzt. „Wollt ihr damit sagen, dass seit Jahrtausenden ein Gott auf der Erde herumwandelt, und mir wurde das nicht gesagt?“, verstand er bald kein Wort mehr. Alex und Lin ging es nicht anders. „Wenn tatsächlich ein Gott seit so langer Zeit existiert, warum wissen wir es dann nicht? Er hätte doch sicher längst die Welt unterworfen, oder sowas.“, dachte Lin an ihre bisherigen Erfahrungen. Serapis wollte seine Macht der ganzen Welt zeigen, warum hielt sich dieser Gott dann zurück? Hathor setzte da an, wo Tatenen aufgehört hatte. „Dieser Gott ist Reschef. Vor weniger als 5000 Jahren hat er ein Verbrechen begangen und wurde bestraft. Er hat ein ganzes Dorf ausgelöscht. Außerdem hat er die übrigen Götter verraten, um sich so einen Platz in der Führung zu verschaffen. Daraufhin wurde er aus Ägypten verbannt. Er hat sich seinerseits nie als Gott verehren lassen, wodurch er in der Geschichte nie auftaucht. Zumindest nicht in der ägyptischen. Da er nicht nach Ägypten zurück konnte, führte ihn sein Weg in ein anderes Land. Dort erhob er sich zur obersten Gottheit. Allerdings wurden seine Kräfte von den anderen Göttern eingeschrenkt, um eine neue grausige Tat, seinerseits zu verhindern. Wenn Reschef noch lebt, was er müsste, ist er unsere einzige Chance.“, beendete sie die Erzählung. Das mussten die drei Besucher erstmal verdauen. „Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich alles verstanden habe, aber dann sollen wir diesen Reschef finden, und ihn gegen Sepa aufhetzen?“, erkundigte sich Alex. Hathor nickte. „Ja, er ist vielleicht unsere letzte Chance diese Welt zu reden. Wir möchten euch drei mit dieser Mission beauftragen.“, gab sie den tollkühnen Plan preis. Daran hatten die drei
 

Freunde natürlich zu knappern. „Moment! Wenn Reschefs Kräfte weg sind, wie soll er uns dann helfen?“, hakte Lin nach. Nefertum wollte es ihr gerne erklären. „Die Triade kennt eine Möglichkeit, Reschefs alte Kraft wieder herzustellen. Mit dieser Kraft kann er Sepa entgegentreten.“, erklärte er. Alex klatschte mit den Händen zusammen. „Das ist ja schön und gut, aber kennt ihr nicht die Geschichte mit der Schlange? Wenn man keine Schlangen mehr haben möchte, besorgt man sich Mungos. Und wenn man die nicht mehr haben will, dann Katzen, oder sowas. Versteht ihr was ich meine? Selbst wenn Reschef Sepa ausschaltet, ist Reschef noch da. Wir tauschen den einen bösen Gott gegen den anderen. Und wie ich euren Erzählungen entnommen habe, ist Reschef noch bösartiger, als unser momentaner Fiesling. Nennt ihr das einen Plan?“, nannte Alex die Risiken beim Namen. Die Triade war sich über Alex Ausführungen aber mehr als bewusst. „Wir geben Reschef seine Kraft zurück. Wir können sie ihm aber auch wieder nehmen. Wenn er Sepa besiegt hat und auf die Menschheit losgehen will, nehmen wir sie ihm einfach wieder weg. Der Plan ist also narrensicher. Wir würden euch nicht bitten, wenn es nicht so wichtig wäre. Bitte, ihr seit unsere letzte Chance.“, flehte Nefertum. Während Alex und Lin noch überlegten, hatte Senshi sich bereits entschieden. „Einverstanden.“, sagte er für die ganze Gruppe zu. „Senshi! Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Alex nochmals nach. Senshi streckte nur seinen Daumen in die Höhe. „Wir übernehmen den Job. Es besteht die Möglichkeit, dass Horus noch lebt. Ich muss ihn befreien, das bin ich ihm einfach schuldig. Aber ich denke nicht nur an ihn, sondern auch an die Menschen, die leiden müssen, wenn Sepa oder Reschef an die Macht kommen. Naja, den Spruch habe ich auch von Horus.“, erzählte er. Lin und Alex wollten nun ebenfalls mitmachen. „Wir haben aber keine Amulette mehr, was wenn wir angegriffen werden?“, wollte Alex noch unbedingt erfahren. Tatenen half ihm weiter. „Es ist unwahrscheinlich, dass ihr angegriffen werdet. Sepa kann zwar das Schicksal sehen, doch er kann es nicht beeinflussen. Er kann euch auf eurer Reise also nicht stören. Falls dies doch der Fall sein sollte, überwachen wir alles. Wir senden euch dann Hilfe.“, versprach er. Lin lehnte ab. „Nicht nötig. Wir können uns sehr gut verteitigen. Ich zumindest. Auch mit Amulettträgern werde ich fertig.“, sprach sie selbstbewusst. „Angeberin.“, hauchte Alex nur. Lin grinste. „Ich kann dir gerne mal zeigen, was ich drauf hab.“ Bevor die beiden sich wieder stritten, ging Senshi dazwischen. „Wann gehen wir los? Und wo sollen wir suchen?“, erkundigte er sich. Hathor antwortete ihm. „Reschef hält sich nun wieder in Ägypten auf. In Siwa um genau zu sein. Um zu ihm zu gelangen, ist ein Marsch durch die Wüste von Nöten. Deswegen werdet ihr euch heute noch ausruhen und eure Sachen packen. Ihr müsst viel Kraft für Morgen sammeln. Ich wünsche euch viel Glück.“ „Wir werden uns gut vorbereiten!“,

versprach Alex. Senshi klatschte seine Hände gegeneinander. „Sehr gut! Dann kann ich heute noch mein Date treffen.“, fand er es zeitlich perfekt. Lin verstand nicht ganz. „Ich dachte diese Sarah hätte dich sitzen lassen?“, hakte sie nach. Senshi nickte. „Ja, aber heute treffe ich mich mit Kerstin.“, löste er auf. Alex und Lin ließen ihre Schultern sinken. Manchmal konnte ihr Freund wirklich anstrengend sein. Hathor brachte die drei zurück an den Ort, an dem sie ursprünglich waren und verabschiedete sich. Morgen wollte sie nämlich wiederkommen und den Dreien sagen, was zu tun sei. Besonders Senshi wollte sich auf dieser Mission anstrengen. Ihm lag sehr viel an Horus, und er wollte ihm unbedingt helfen. Wer weiß was Sepa ihm gerade antat.
 

Harsiesis
 

Horus zog immer fester an den Seilen. Ohne Erfolg. Sie zogen sich nur noch fester an seine Haut. Sepa hatte ihn in den göttlichen Sphären zurückgelassen, ohne weitere Worte. Horus musste unbedingt herausfinden, was Sepa mit ihm vorhatte, bevor er es am eigenen Leib erfahren musste. Er hatte versagt und den Kampf verloren. Er hatte sich, aber auch Senshi enttäuscht. Er fühlte sich schlecht dabei, zu wissen, dass er nur mit Senshis Hilfe einen Sieg erlangen konnte. Damals war dies anders. Horus dachte nach, bis er Schritte wahrnahm. In einiger Entfernung ging jemand und er kam ohne Zweifel in Horus Richtung. Es konnte nur einen geben, der ihm einen Besuch abstattete. „Sepa, töte mich, oder lass mich frei!“, verlangte Horus von seinem Feind sich zu entscheiden. Die Person trat näher und Sepas Gesicht wurde erkennbar. „Nein, die Zeit ist für dich noch nicht gekommen. Du wirst noch hierbleiben. Das Hauptaugenmerk des Schicksals ist im Moment dein Schützling.“, verriet der Gott. Horus knurrte. „Lass ihn zufrieden. Er ist machtlos und ohne Nutzen für dich.“, versuchte er Senshi zu retten. Sepas schien dies jedoch anders zu sehen. „Du unterschätzt deinen eigenen Schüler. In diesem Jungen steckt ein riesiges Potential. Ich warte auf den Tag, an dem er sich mir anschließt.“, redete Sepa weiter. Horus glaubte sich verhört zu haben und lachte drauf los. „Dir anschließen? Welcher Narr würde das schon wollen? Und der Gedanke, dass Senshi darauf eingehen würde ist lächerlich. Ich dachte du siehst das Schicksal? Dann weißt du auch, dass der Junge nur für das Gute eintritt.“, verteitigte Horus den Jungen. Sepa sah Horus herausfordernd an. „In der Tat, ich sehe das Schicksal. Deswegen habe ich dir auch gerade die Wahrheit gesagt.“, erzählte er. „Lüge.“, stand für Horus fest. Sepa begann vor ihm auf und ab zu gehen. „Er würde sich mir niemals anschließen? Er hat sich Baal angeschlossen, erinnerst du dich?“, ließ er sich nicht abbringen. Horus glaubte, Sepa würde die Situation verkennen. „Baal hat ihn mit Illusionen belogen. Falls du das ebenfalls vorhast, sei gewarnt. Senshi ist viel stärker geworden. Er wird auf deine Tricks nicht hereinfallen.“ Sepa war aber noch lange nicht fertig. „Er wird mir schon dienen. Vorallem dann, wenn er niemanden mehr hat, dem er vertrauen kann. Er wird von dem verraten werden, dem er wahrscheinlich am meisten vertraut. Dir!“, erzählte der Gott. Horus wollte Einspruch erheben, doch Sepa hielt seine Hand vor sein Gesicht. Horus fühlte sich plötzlich schwach und träge. Unerwartet fielen ihm die Augen zu, und er verfiel in einen tiefen Schlaf. „Ja, schlaf Gott des Lichts. Wenn du wieder aufwachst, wirst du all deine Kraft brauchen.“, sprach Sepa, obwohl ihn Horus nicht
 

mehr hören konnte. Dann drehte er um und machte sich auf den Rückweg.
 

Währendessen war bei Senshi und seinen Freunden der Abend eingebrochen. Die drei Freunde packten jeder für sich ihre Sachen und legten sich schlafen. Senshi war noch einige Zeit wach und welgte sich in seinem Bett herum. Als er endlich eingeschlafen war, wurden Schatten neben seinem Bett sichtbar. „Na endlich. Ich dachte schon, er würde nie mehr einpennen.“, wirkte Sepa etwas ungeduldig. Neben ihm wurde noch ein zweiter Schatten erkennbar. „Er wirkt so friedlich. Als hätte er keine Sorgen.“, kam es Colin in den Sinn. „Die wird er noch bekommen, keine Angst. Übrigens war das eine Meisterleistung. Du hast es bereits beim ersten Mal geschafft, dich zu teleportieren.“, gratulierte der Gott. Colin nickte. „Natürlich, ich kann alles.“, erwiderte er nur. Sepa blickte ihn zaghaft an. „Seitdem er den Jungen kannte, hatte er ihn noch nie lächeln sehen. „Ja, aber das ist erst der Anfang. In dir steckt eine unglaubliche Kraft, die du freisetzen musst!“, erklärte er. Colin verstand und wandte sich wieder Senshi zu. „Darf ich ihn töten?“, wollte er wissen. Sepa verneinte. „Nein, noch nicht. Heute haben wir anderes mit ihm vor.“, verriet er. Er legte seine Hand über Senshis Kopf, und dieser stöhnte im Schlaf. „Ich wünsche dir schöne Träume.“, säuselte der Gott.

Senshi verfiel tatsächlich in einen Traum. Was er zu dieser Zeit noch nicht wusste, war, dass Horus genau den selben Traum hatte. Für Horus war es jedoch mehr. Es waren seine Erinnerungen. Das Bild begann zuerst nur mit einer Wüste. Beiden war heiß, obwohl es nicht real war. Der Wind strich über den Sand und wehte in eine bestimmte Richtung. In die der Stadt. Es war die Hauptstadt Ägyptens. Die, in der der Pharao lebte und regierte. Selbst Laien konnte sich das denken, denn ein riesiger Palast zierte die Mitte der Stadt. Überall ragten Türme aus dem Sand und Statuen standen an jeder Ecke. Sie zeigten alle möglichen Götter. In der Stadt und vor dem Palast herrschte reges Treiben. Menschen unterhielten sich und trieben Handel. Vor dem Palast waren eine Menge Wachen postiert. Sie sorgten alle für den Schutz der Politiker und der königlichen Familie. Obwohl das im Prinzip nicht nötig war. Der Pharao und seine Familie waren etwas ganz besonderes. Es war die Zeit, in der der erste Pharao Ägypten regierte. Der Name dieses Pharaos war Osiris. Kein Sterblicher hätte ihm, oder seiner Familie etwas antun können, dennoch wurde der Palast schwer bewacht. Osiris besaß eine Frau und einen kleinen Sohn. Er hatte ihn Horus getauft, und ihn zu seinem Nachfolger bestimmt, wenn er den Thron eines Tages verließ. Osiris verschwand kaum einen Gedanken ans Sterben, da ein Gott sowas von Natur aus nicht tat. Auch sein kleiner Sohn hatte noch nie daran gedacht. Osiris herrschte über das Land, stets in Beobachtung der anderen Götter. Zwei bereiteten ihm jedoch Kopfzerbrechen. Einer davon war Ra, der Sonnengott. Obwohl Osiris der

Pharao war, fällte Ra die meisten Entscheidungen. Er erhob nur deswegen keinen Anspruch auf Osiris Thron, weil er mehr im Sinne hatte. Doch kaum ein anderer Gott stand hinter ihm. Der zweite war Seth, Osiris Bruder. Geb und Nut hatten Osiris zum Pharao bestimmt, worauf Seth einen Wutanfall bekam. Osiris traute seinem Bruder nicht über den Weg und war stets auf der Hut. Es waren erst wenige Jahre vergangen, seit Serapis ihn und alle anderen zu Göttern erhoben hatte. Seth und Ra hatten Serapis vernichtet, worauf ein Gesetz enstand. Demnach war Osiris zwar sicher, doch wenn Seth nicht das bekam, was er wollte, konnte er alles um sich herum vergessen. Ein weiterer treuer Diener von Osiris war Heh. Er bewunderte den Pharao und ging bei ihm in die Lehre. Zum Nachteil von Horus. Sein Vater hatte kaum Zeit für ihn. Wenn er nicht dringende Amtsgeschäfte betätigte, unterrichtete er Heh, oder stritt sich mit den anderen Göttern. Horus war fast noch ein Kind, und wurde sehr früh zum Gott erhoben. Er konnte seine Kräfte noch nicht perfekt kontrollieren, weshalb er einen Begleiter zur Seite gestellt bekommen hatte. Dieser Begleiter hieß Sepa. Osiris fürchtete Seth könnte sich an ihm rächen, indem er Horus ermordete. Aus Angst um seinen Sohn hatte er Sepa dazu auserwählt sich um Horus zu kümmern. Er sollte ihn bis in den Tod beschützen. Nut hatte Ägypten an diesem Tag wieder einen herrlichen Himmel beschert. Es war auch einer der wenigen Tage, an denen Osiris für seine Familie Zeit fand. Zusammen mit seiner Frau Isis und seinem Sohn Horus unternahm er einen Spaziergang. Horus freute sich besonders. Auch deshalb, weil sein Babysitter Sepa nicht anwesend war. Er konnte in Ruhe mit seinem Vater plaudern und ihn alles mögliche über die Welt fragen. „Vati, du weißt so viel, woher kommt das?“, fragte er ganz unschuldig. Osiris musste lachen. „Du hast Recht, ich besitze ein großes Wissen, aber ich bin nicht allwissend. Obwohl ich ein Gott bin.“, antwortete er und sah zu den Menschen in der Stadt. „Siehst du diese Menschen? Eines Tages wirst du meinen Platz einnehmen. Sie sind niedere Geschöpfe, aber behandle sie trotzdem respektvoll und ehrenhaft.“, sprach der Pharao auf seinen Sohn ein. „Warum den? Du kannst doch sowieso nicht sterben. Du bist ein Gott!“, erinnerte er. Osiris lächelte und nickte. „Ja, du hast Recht.“ Die drei beendeten ihren Spaziergang und kehrten in den Palast zurück. „Ich werde Sepa rufen lassen. Es wird Zeit, dass du wieder etwas lernst.“, meinte Osiris. Horus stöhnte. „Ich bin ein Gott, wozu muss ich noch lernen?“, fragte er genervt. Osiris wollte das überhört haben. „Du musst noch viel lernen, wenn du eines Tages ein weiser und aufrichtiger Herrscher werden willst.“, stutzte er ihn zurecht. Horus gab nur ein leises Ja von sich. Die drei betraten den Thronsaal und eine Wache kam Osiris entgegen. „Pharao, ich wollte Euch vorwarnen, doch…“, begann er, doch Osiris hielt die Hand hoch. Er trat näher und bemerkte, dass jemand auf seinem Thron saß. „Du hast es hier

wirklich gemütlich, Brüderchen. Wollen wir nicht tauschen? Oder schenk mir diesen Stuhl einfach.“, säuselte Seth, der es sich einfach auf dem Thron des Pharaos gemütlich gemacht hatte. „Seth unterlass diesen Frevel und verschwinde.“, warnte ihn Osiris ausdrücklich. Doch sein Bruder machte keine Anstallten zu folgen. Er wurde sogar noch unverschämter und griff in eine goldene Schale, neben dem Thron. Er fischte einen Apfel heraus und begann ihn zu essen. Osiris stapfte näher und baute sich vor Seth auf. „Was den? Willst du nicht einmal deinen eigenen Bruder willkommen heißen?“, staunte Seth über Osiris fehlende Gastfreundschaft. „Nenne mir den Grund deines Kommens.“, drängte dieser. Seth grinste ihn überheblich an. „Den kennst du. Ich habe ein ebenso großes Anrecht auf den Thron wie du. Die Entscheidung der anderen Götter war lachhaft. Ägypten gehört mir.“, schnitt er eine Miene, die nur eines aussagte. Er hasste Osiris. „Wir haben dieses Thema bereits besprochen. Du hast dich für die Eigenschaften des Chaos und der Zerstörung entschieden. Kein guter Herrscher würde die Menschen, die ihm untergeben sind tyranisieren und versklaven.“, vertrat Osiris seinen Standpunkt. Seth wurde wütend und zerquetschte den Apfel in seiner Hand. Er stand auf und sah seinem Bruder direkt in die Augen. „Wir sind noch nicht miteinander fertig.“, fuhr er ihn an und löste sich dann in Luft auf. Osiris holte tief Luft und setzte sich auf seinen Thron. Isis kam zu ihm gelaufen und griff nach seiner Hand. „Ignoriere ihn. Er redet nur.“, versuchte sie ihren Mann zu beruhigen. Nun kam auch Horus näher. „Warum ist Onkel Seth so böse?“, fragte er etwas ängstlich. Osiris schafte es sein Lächeln zurückzugewinnen und legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes. „Eines haben wir Götter mit den Menschen gemeinsam. Was das ist, musst du jedoch allein herausfinden.“, erklärte er.
 

„Dieser Ignorant widert mich an. Ich würde ihm am liebsten auf der Stelle den Hals umdrehen.“, erlebte Seth einen Wutanfall. Er konnte sich Osiris gegenüber nur mit Worten wehren. Und die seines Bruders musste er auch noch schlucken. „Mein Gemahl, ich bitte dich, tu nichts unüberlegtes. Wenn du Osiris etwas antust, werden die anderen Götter über dich richten.“, redete Nephthys auf ihn ein. Seth schien das jedoch egal zu sein. Er ließ sich von Rache leiten. „Meine Gemahlin, ich muss es tun. Es sehe nur noch Osiris Lachen vor mir. In meinen Träumen, in den Gesichtern meiner Feinde und auch, in denen jedes einzelnen Ägypters. Ich muss den Thron besteigen, das ist mein Schicksal! Und ich werde mich gegen jeden Gott wehren, der mich daran hintern will!“, stand für ihn fest. Nephthys wollte ihn aufhalten, doch Seth verließ den Raum.
 


 

„Dann will ich dein Wissen einmal testen. Wieviele Kontinente besitzt diese

Welt?“, fragte Sepa erwartend. Horus holte tief Luft und presste die Lippen aneinander. Er hatte nicht die geringste Ahnung. Er wollte spielen und Abenteuer erleben. Also beschloss er zu raten. „8!“, sagte er schnell. Sepa nickte. „Das ist korrekt.“, bestätigte er es. Horus fühlte sich super. „Siehst du? Ich habe gelernt.“, gab er nun an. Sepa beugte sich über ihn und sah ihm in die Augen. „Nichts hast du! Das war nur Zufall. Dein Vater setzt große Erwartungen in dich, die du mit meiner Hilfe erfüllen sollst!“, stutzte er den jungen Gott zurecht. Horus fühlte sich wie ein Kleinkind behandelt. „Ich muss gar nicht soviel wissen. Ich bin ein Gott und habe andere Fähigkeiten.“, warf er ein. Sepa bekam einen Lachanfall. „Was willst du halbe Portion schon für Fähigkeiten haben? Erwachsenen auf die Nerven gehen, mehr nicht.“, versuchte er seinen Schüler wütend zu machen. Das gelang ihm auch. Horus fühlte sich angegriffen und knurrte. Er wollte etwas sagen, doch Sepa kam ihm zuvor. „Beenden wir den Unterricht für heute.“, schlug er vor und ließ Horus allein. „Dieser dämliche, humorlose…“, schimpfte er, in Sepas Abwesenheit. Er vergass es jedoch recht schnell wieder und dachte darüber nach, was er anstellen könnte. Er dachte an seinen Vater und wollte sehen, ob dieser vielleicht Zeit für ihn hatte. Er verließ den Raum und steuerte auf den Thronsaal zu. Sepa war währendessen in sein Gemach zurückgekehrt. Er ließ sich auf sein Bett fallen und dachte über Horus nach. „Kinder können anstrengend sein.“, sprach plötzlich jemand. Sepa sprang erschroken auf und sah sich um. „Wer wagt es Sepa zu belästigen?“, glaubte er es mit einem Diener zu tun zu haben. Doch es handelte sich um eine andere Göttin, die den Raum betrat. „Seschat.“, staunte Sepa nicht schlecht. „Ich werde dich nicht lange aufhalten.“, entschuldigte sie sich. Sepa hob abwehrend die Hände. „Aber, nein, vergiss bitte, was ich gesagt habe.“, versuchte er es wieder gutzumachen. Seschat kam näher. „Was kann ich für dich tun?“, fragte Sepa ganz förmlich. „Die Frage ist, was ich für dich tun kann, alter Freund.“, entgegnete die Göttin des Schicksals. Sepa schnitt ein verwirrtes Gesicht. Also wurde Seschat konkreter. „Du hast mich einmal gebeten, Einblick in das Schicksal nehmen zu dürfen.“, erklärte sie. Sepa konnte sich gut an dieses Gespräch erinnern. „Sag bloß, es wurde mir bewilligt?“, hätte er Luftsprünge machen können. Seschat bejahte. „Ja, aber du weißt was gescheit, wenn du versuchst dein Schicksal, oder das eines anderen zu verändern.“, sagte sie warnend. Sepa wusste das nur allzugut. „Ich bin bereit. Was muss ich tun?“, fragte er zaghaft. „Nichts.“, antwortete Seschat. Sepa stockte. Massen von neuen Informationen strömten in sein Gehirn. „Du bist jetzt wie ich und Schaid ein Schicksalsgott. Alles in Ordnung?“, hakte Seschat nach. Sepa musste sich setzen. „Ja, es ist unglaublich.“ Dann hielt er jedoch inne. „Ich sehe, was meine Aufgabe ist. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Aber ich

werde mich meinem Schicksal beugen.“, beschloss er. Osiris hatte den Rücken zur Tür , als er hörte, dass sie aufging. „Heh, du bist heute früh dran. Was ist dein Anliegen.“, dachte er zuerst, es würde sich um seinen Diener handeln. „Ich will deinen Kopf, Bruderherz. Und deinen Thron.“, schrie Seth wutentbrand. Osiris erschrak und wich zurück. Seth hielt ein Schwert in der Hand und schien zu allem entschlossen zu sein. „Seth, bist du wirklich so töricht?“, konnte er es nicht glauben. „Die anderen Götter sind mir egal. Ich werde jeden aus dem Weg räumen, der mich an meinem Ziel hintern will.“, war Seth festentschlossen. Osiris dachte daran Hilfe zu suchen, doch dann wollte er das Problem mit seinem Bruder allein aus der Welt schaffen. Er ließ ebenfalls ein Schwert erscheinen und machte sich bereit für sein Land zu kämpfen. „Ich akzeptiere deine Herausforderung. Trage aber auch die Konsequenzen.“, führte er Seth vor Augen, dass sein Plan leicht nach hinten losgehen konnte. „Das bin ich. Ich werde aus diesem Kampf als Sieger hervorgehen und deinen Platz einehmen!“, brüllte er und rannte dann los. Er schwang sein Schwert und schlug es gegen das von Osiris. Die beiden Brüder pressten ihre Schwerter gegeneinander und sahen sich dabei in die Augen. „Ägypten braucht einen wahren Herrscher!“, warf Osiris seinem Bruder an den Kopf. „Deswegen werde ich auch die Macht an mich reissen!“, knurrte dieser. Die beiden Streithähne gingen auseinander und formierten sich neu. Genau in diesem Augenblick spazierte Horus in den Thronsaal. „Ah, mein Neffe, wie passend. Er wird gleich mitansehen, wie du untergehst, und ich die Macht ergreife. Aber nicht lange, denn er wird mein nächstes Opfer sein!“, stichelte Seth den Pharao noch mehr an. Osiris ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Er musste sich konzentrieren, wenn er siegen wollte. „Horus, du verschwindest auf der Stelle!“, schrie er seinem Jungen zu. Dieser zögerte jedoch. Er wollte seinem Vater sogar helfen, doch dieser hielt nichts davon. „Ich sagte, du sollst verschwinden!“, brüllte er. Horus verstand und machte kehrt. Er musste unbedingt seine Mutter verständigen, oder wenigstens Sepa. Der Zufall kam ihm zugute. Er rannte direkt in Sepas Arme. Schnell fing er an zu erzählen, was sich zuspielte. „Sepa, du musst etwas unternehmen. Einer wird den anderen sonst vernichten!“, sprach der Junge aufgeregt. Sepa verstand. „Gut, du gehst jetzt in dein Zimmer, verstanden?“, verlangte er von Horus sich aus allem rauszuhalten. Der Junge folgte nur widerwillig. Er zog sich in sein Zimmer zurück und wartete auf eine Antwort. Sepa würde Osiris sicher zu Hilfe kommen, und Seth vertreiben. Was der Junge jedoch nicht wusste, war, dass Sepa ihn zwar verstanden hatte, jedoch nichts unternahm. Er setzte seinen Weg in die entgegengesetzte Richtung fort. Die beiden unterschiedlichen Brüder kämpften mit vollem Eifer. Osiris war es gelungen, Seth am Arm zu verletzen. Dieser unterdrückte den Schmerz und sinnte auf Rache. Der
 

Kampf zerrte an beiden, worauf Seth einen Schlussstrich ziehen wollte. Er

rannte ohne Deckung los und hielt sein Schwert ausgestreckt. Osiris war überrascht und versuchte einen Treffer zu erzielen. Er schnitt Seth ins Bein, doch sein Bruder konnte einen besseren Erfolg verzeichnen. Er war auf volles Risiko gegangen und hatte einen letzten Schlag ausgeführt. Er wurde zwar verwundet, doch sein Schwert durchschlug Osiris Schulter. Dieser stand unter Schock. Seth war es gelungen ihn zu verwunden. Vielleicht sogar tödlich. Sein Bruder zog das Schwert wieder heraus, was in Osiris unglaubliche Schmerzen verursachte. „Der Sieg ist mein.“, flüsterte Seth siegessicher. Osiris hielt sich die Schulter. Er blutete stark. Er konnte es einfach nicht fassen. Obwohl er ein Gott war, wurde er lebensgefährlich verletzt. „Ich werde niemals zulassen, dass du den Menschen dieser Welt deinen Willen aufbeugst.“, sagte Osiris noch immer mutig. Seth entkam ein Lacher. „Du wirst sterben, Brüderchen. Deine leeren Worte bedeuten nun nichts mehr. Den nächsten Gott, den du sehen wirst, wird Anubis sein. Fahr zur Hölle!“, schrie er und setzte zum finalen Schlag aus. Er rechnete damit Osiris damit zu töten, doch dieser löste sich unerwartet auf. Der Schlag ging ins Leere, und Seth war plötzlich alleine. Verwirrt und unsicher blickte er sich im Thronsaal um. „Er ist weg! Aber wie? Mit seiner Verletzung kann er sich unmöglich teleportiert haben. Selbst wenn er seine ganze letzte Kraft aufgewendet hat, er hätte es einfach nicht fertig bekommen!“, verstand der Sieger die Welt nicht mehr. Wütend warf er sein Schwert auf den Boden.
 

Osiris schnaufte und keuchte. Seine Schulter brannte und er verlor jede Minute mehr Blut. Zum ersten Mal empfand er ein Gefühl, dass er noch nie erlebt hatte. Angst. Er hatte Angst um sein Leben. Und um das seiner Frau und seines Sohnes. „Heh! Du bist damit ein hohes Risiko eingegangen.“, dankte er seinem Freund. „Das ist selbstverständlich, mein Pharao. Seth hätte Euch getötet, wenn ich euch nicht aus dem Palast geschafft hätte.“, meinte sein Diener. „Seth wird uns aufspüren. Ich bin verwundet, und kann nichts mehr gegen ihn ausrichten. Du hättest mich gleich dort lassen sollen. Dann wäre alles schnell vorbei gewesen.“, war Osiris nicht gerade optimistisch. Heh glaubte nicht, was er da hörte. „Mein Pharao, ich werde euch immer dienen. Und nicht so einem Dämon, wie Eurem Bruder. Ihr habt Recht. Er wird die Menschheit unterwerfen und verslaven. Ägypten braucht einen weisen König. Und zwar Euch!“, redete er auf ihn ein. Osiris musste sich etwas ausruhen. „Das ist nun nicht mehr wichtig. Seth wird bald hier auftauchen und dann sind wir beide des Todes.“, sah der Pharao schwarz. Heh grinste dennoch. „Gibt es einen Grund für deine Laune?“, hakte Osiris nach. Den hatte Heh tatsächlich. „Seth wird uns nicht aufspüren. Nicht hier.“, versprach er. Osiris verstand nicht ganz. Erst jetzt konnte er sich umsehen. Er
 

war umringt von Bäumen und es herrschte stockfinstere Nacht. Osiris kam

sich dämlich vor, dass er das erst jetzt bemerkte. Vor ein paar Minuten war es noch Tag, und nun stand der Mond am klaren Himmel. Hatte da ein anderer Gott seine Hand im Spiel? Wo befand sich der Pharao? Es konnte keine Oase, oder etwas ähnliches sein. Osiris kannte Ägypten so gut, wie seine rechte Hand. Nun funkte es. Er hatte einen Verdacht. „Sind wir etwa…?“, fragte er erstaunt. Heh nickte. „Ja, hier wird uns Seth niemals aufspüren. Ich weiß, es ist der offentsichtlichste Ort, aber wenn wir Glück haben denkt Seth, Ihr seit tot.“, hoffte Heh das Beste. „Wie geht es Eurer Verletzung?“, erkundigte er sich. Osiris konnte das nicht genau sagen. Er wurde noch nie verwundet. „Sie wird sicher heilen, aber ich werde mich nicht ewig verstecken können.“, fürchtete der Pharao. Heh verstand. Er wollte sich schnellsmöglich zurückteleportieren, um die anderen Götter zu verständigen. Er löste sich auf, und Osiris blieb allein zurück. Er hoffte, dass alles gut ging.
 

Heh war zurück im Palast. Er beschloss Isis und Sepa aufzusuchen. Seths Treiben musste ein Ende bereitet werden. Und er musste bestraft werden. Er öffnete die Tür, welche aus dem Thronsaal führte. Er fand auch einen anderen Gott, jedoch nicht den, den er wollte. Seth war plötzlich und unerwartet vor ihm aufgetaucht. Heh schreckte zurück. „Natürlich. Osiris loyalster Diener, wer sonst hätte ihm dem sicheren Tod entreissen können.“, kam Seth auf Heh zu. Heh dachte an eine Flucht, doch den einzigen Ausgang des Saales, versperrte Seth. „Du kannst nicht fliehen. Aber ich gebe dir eine Möglichkeit das hier zu überleben. Sag mir wo Osiris sich versteckt, und ich verschone dich.“, bot der böse Bruder an. Heh biss die Zähne zusammen. Niemals würde er den Aufenthaltsort von Osiris preisgeben, eher würde er sterben. Er dachte an einen Kampf, glaubte aber nicht gegen Seth große Chancen zu haben. Seth wurde ungeduldig und packte Heh am Hals. Dieser wehrte sich und griff nach Seths Armen. „Bedeutet dir dein Leben den gar nichts, du Narr?“, wurde Seths Griff immer fester. Heh konnte kaum noch reden. „Mein Leben gehört dem Pharao.“, gab er nur von sich. „Ich bin der Pharao!“, schrie Seth seinen Gefangenen an. Heh schwieg. „Das ist deine letzte Chance. Sag deinem Gebieter wo sich Osiris aufhält.“, fragte Seth nochmals. Heh schnaufte nur. „Das würde ich gerne. Aber mein Gebieter ist nicht hier.“, war Heh tatsächlich bereit für Osiris zu sterben. Darüber wurde Seth so wütend, dass er Heh umbringen wollte. Doch er wurde gestoppt. „Seth! Sei nicht so dumm, und töte ihn. Du würdest von den anderen Göttern ohnehin nur bestraft werden, und könntest dich nie mehr an deinem Bruder rächen.“, war plötzlich jemand hinter Seth aufgetaucht. Dieser drehte sich blitzschnell um und erkannte den Eindringling. „Ich werde mir diese Information holen, Sepa! Weder du, noch Heh, oder irgendein anderer Gott
 

wird mich davon abhalten können.“, war er zu allem entschlossen. Sepa

blickte zu Heh. „Er wird dir nicht sagen, wo sich der Pharao aufhält. Du kannst ihn höchstens töten oder gehen lassen. Ich würde letzteres tun. Er ist sehr intelligend. Nicht einmal du bist hinter seinen Plan gekommen.“, meinte Sepa. Seth hielt inne. „Plan? Was für ein Plan? Er hat Osiris versteckt, das ist alles.“ Sepa grinste. „Versuch doch einmal ihn aufzuspüren.“, schlug Sepa vor. Seth verzichtete jedoch darauf. Ein Gott hatte die Möglichkeit den Geist eines anderen zu fühlen. „Ich spüre ihn nicht. Dennoch weiß ich, dass er nicht tot ist. Das wäre zu einfach. So schlimm habe ich ihn nicht verwundet.“, stand für Seth fest. Heh verstand nicht, warum Sepa ihren Feind darauf aufmerksam machte. „Du bist voller Wut und Selbstzweifel, was dir die Klarheit raubt. Denk doch einmal nach. Du kannst Osiris nicht aufspüren, obwohl er nicht tot ist.“, unternahm Sepa den nächsten Versuch. Nun funkte es bei Seth. „Natürlich. Er befindet sich nicht mehr in dieser Welt. Ich überblicke den ganzen Planeten, und Osiris bleibt verschwunden. Dann gibt es nur einen Ort, wo er sich verkrochen haben kann. In Keb!“, stand für Seth fest. „Warum?“, wandte sich Heh an Sepa. Er hatte Seth das Versteck verraten, doch warum verriet er seinen Pharao? „Wir unternehmen eine kleine Reise.“, flüsterte Seth Heh zu. Danach lösten sich beide auf. Sepa folgte den beiden nach einigen Sekunden. „Möge mir vergeben werden.“, hauchte er noch, bevor er sich in dem Wald wiederfand, in dem Osiris Schutz gesucht hatte. „Dein Schweigen hat dir nichts gebracht. Dein Pharao wird sterben.“, warf Seth Heh an den Kopf. Diese knurrte. „Keb ist groß. Du wirst Osiris nicht finden.“, prophezeite er. Seth sah das anders. Er ließ sein Schwert erscheinen und hielt es Heh an die Brust. „Vielleicht. Aber du kannst mir ja helfen.“, gab der Gott Heh noch eine Chance sein Leben zu retten. Dieser dachte jedoch nicht daran. „Verräter!“, warf er ihm an den Kopf und spuckte Seth ins Gesicht. Dieser wurde so wütend, dass er zustach. Heh riss die Augen auf. „Keine Angst, du wirst nicht allein sterben. Sag Anubis, dass Osiris dir bald folgen wird.“, gab er Heh den Gnadenstoß. In diesem Augenblick tauchte Sepa auf. „Wie ich sehe, bist du bereits bei der Arbeit.“, sah er Hehs leblosen Körper. „Sepa, es hat mich in der Tat überrascht, dass du Osiris verrätst. Ich werde dich für deine Information belohnen.“, versprach Seth. Sepa hörte nur zur Hälfte zu. „Du bist doch nicht so dumm, wie ich dachte. Keb ist ein Ort, zwischen den Welten. Kein Gott kann in diese Welt einsehen, oder einen anderen Gott hier aufspüren. Heh hat das gewusst. Dennoch ist Keb groß. Du wirst Osiris in der gewünschten Zeit vielleicht nicht finden.“, musste er Seth die schlechte Nachricht überbringen. Dieser ließ sich nicht davon abhalten. „Dann hilf mir!“, verlangte er. Sepa hielt sich zurück. „Tut mir Leid, mehr Hilfe kann ich dir nicht anbieten. Wenn du Osiris nicht findet und er aus Keb entkommen kann, wird er
 

bestimmt die anderen Götter informieren. Ich möchte nicht mit dir

untergehen.“, erklärte Sepa und teleportierte sich wieder fort. Seth brummte. Er brauchte Sepa nicht. Er verschwand ebenfalls aus Keb, kehrte aber bald mit einem Dutzend seiner besten Krieger zurück. „Hört gut zu. Osiris versteckt sich hier irgendwo. Ich befehle euch ihn zu finden und mir seinen Aufenhaltsort zu nennen. Wenn er tot ist, werde ich der neue Pharao. Dann verspreche ich euch allen einen neuen Posten in Ägyptens Herrschaft.“, sprach er die Belohnung aus. Seine Krieger folgten und begannen damit jeden Winkel des Waldes zu durchforsten. Seth rieb sich freutig die Hände. Sein Bruder konnte ihm nicht mehr entkommen. Wenn er erst nicht mehr war, gehörte Ägypten ihm.
 

Gut gegen Böse
 

„Gebieter, es ist mir eine Freude, Euch zu berichten, dass wir Osiris gefangengenommen haben.“, berichtete einer von Seths Kriegern. Der Gott sah ihn überrascht an. „Wie? Osiris ist ein Gott. Er kann sich nicht so einfach gefangennehmen lassen.“, schien Seth an der Aussage zu zweifeln. Der Krieger senkte den Kopf und setzte zu einer Antwort an. „Er ist anscheinend doch mehr verletzt, als Ihr angenommen habt. Er kann kaum noch gehen, weshalb er nun hierher getragen wird.“, berichtete er. Seth dachte kurz nach. Dann nickte er und schickte den Krieger fort. Die Minuten, die verstrichen, bis Osiris zu Seth gebracht wurde zogen sich hin. Seth wollte ihnen schon entgegen gehen, ließ es dann aber bleiben. Er konnte es noch gar nicht richtig fassen. Bald würde er sich an Osiris rächen und den Thron von Ägypten besteigen. Die Krieger drangen duch den undurchsichtigen Wald und Seth erkannte seinen Bruder. Zwei Männer trugen ihn und kämpften sich vorwärts. Seth holte tief Luft und schritt zu seinem Bruder. Dieser konnte kaum noch die Augen offen halten. „Ich hätte nicht gedacht, dass du mich hier findest.“, schaffte er es ein Lächeln über sein Gesicht zu zaubern, um Seth keinen Triumpf zu zugestehen. „Osiris, du weißt, dass dein Ende gekommen ist. Ich habe Heh getötet. Und Sepa hat dich verraten. Nun merkst du, was für ein König du bist. Du hast versagt, Bruderherz. Auf der ganzen Linie. Und nun wirst du sterben.“, erklärte Seth den weiteren Verlauf. Osiris hatte Angst, welche er Seth jedoch unter keinen Umständen zeigen wollte. „Töte mich. Es werden andere kommen und mich ersetzen. Und du wirst durch das Schwert eines derjenigen sterben.“, prophezeite der Pharao. Seth hielt sein Schwert Osiris entgegen. „Vielleicht magst du damit Recht haben. Aber dies liegt noch in ferner Zukunft. Eine Zukunft, die du nicht mehr erleben wirst.“, erwiderte er und schwang sein Schwert. Er tötete Osiris und verabschiedete sich so auf seine Weise. Osiris glitt aus den Armen der Krieger und fiel leblos auf den Boden. „Was sollen wir mit ihm anstellen?“, wollten sie erfahren. „Lasst ihn liegen. Er hat kein Grab verdient.“, antwortete Seth. Er hatte Rache genommen und seinen Bruder ausgeschaltet. Sein größter Wunsch würde sich erfüllen. Aber warum empfand er dann keine Befriedigung? Er blickte nochmals auf Osiris herab und begann dann sich und seine Krieger aus Keb fortzubringen. Er hatte heute noch einen Thron zu besteigen.
 

Horus lief unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Es waren bereits Stunden vergangen. Sepa hatte ihm versprochen Bescheid zu sagen, doch er schien es
 

vergessen zu haben. Horus wollte das Zimmer verlassen, hatte aber Angst

von Sepa zusammengestaucht zu werden. Die Tör öffnete sich und jemand trat herein. Horus nahm an, dass es Sepa war, doch es handelte sich um seine Mutter. „Mutter? Ist Seth fort?“, fragte er. Diese bat Horus sich zu setzen. Isis fiel es schwer die Nachricht von Osiris Tod zu überbringen. Horus brach in Tränen aus. Obwohl er ein Gott war, empfand er Trauer. Er hätte nie damit gerechnet, dass sein Vater sterben konnte. „Hat… hat Seth ihn…“, fragte er in Tränen aufgelöst. Isis setzte sich zu ihm auf das Bett und tröstete ihn. „Was wird passieren, jetzt wo Vater fort ist?“, wollte der junge Gott erfahren. Isis konnte ihm aber keine klare Antwort liefern. „Diese Entscheidung liegt leider nicht bei uns.“, erklärte sie. Horus dachte an seinen Onkel und wollte einfach nicht wahrhaben, was für eine Schreckenstat er vollbracht hatte.
 

Seth kehrte triumpfierend in die göttlichen Sphären zurück. Er landete in einem der zahlreichen Gänge und wollte den Weg zum Hauptsaal antreten, doch er wurde aufgehalten. „Seth, warte.“, sprach ihn ein anderer Gott an. Seth stoppte. „Amun, was kann ich für dich tun?“, fragte er ganz harmlos. Amun schritt auf den Gott zu. „Osiris ist tot, aber damit sage ich dir ja sicher nichts neues.“, sprach er Seth an. Dieser tat so, als wüsste er nichts. „Ja ich habe davon gehört. Eine schlimme Sache. Ich hoffe mein Bruder ruht in Frieden.“, spielte er den trauernden Bruder vor. Amun schien jedoch nicht darauf hereinzufallen. „Seth, lass diesen Unsinn. Wer würde wohl am meisten von Osiris Tod profitieren?“, warf er ihm vor. Seth ging jedoch nicht darauf ein. „Willst du mir vielleicht etwas unterstellen?“, fragte er zornig. Amun entfuhr ein Lacher. „Unterstellen? Jeder Gott weiß, dass nur du in Frage kommst. Kein anderer Gott ist so von Chaos und Gier bessesen, wie du.“, war für Amun die Sachlage klar. Seth ließ sich nicht einschüchtern. „Ich nehme an du hast Beweise für deine Behauptungen. Wenn nicht lass mich in Ruhe!“, forderte er. Doch so einfach wollte Amun ihn nicht davonkommen lassen. „Nein, du warst sehr schlau. Osiris konnte sich nur in Keb verstecken. Genau wie Heh. Du hast ihn zuerst nach Keb gebracht, um ihn dann zu ermorden. Seth, du hast zwei Götter getötet. Es stimmt, wie haben keine Beweise für deine Tat, aber die bekommen wir noch. Und dann wirst du die schlimmste Strafe bekommen, die jemals ein Gott erdulden musste.“, prophezeite er. Anstatt darauf zu antworten, setzte Seth seinen Weg fort. „Wo willst du hin?“, wollte Amun den Mörder aufhalten. „Zur Triade. Sie muss mich als neuen Pharao anerkennen.“, gab er an. Amun empfand dies als Unverschämtheit und wollte Seth aufhalten. Dieser ließ sich jedoch nicht beirren und ging weiter. „Du hast sicher nichts dagegen, wenn ich dich begleite. Ich möchte die Entscheidung der Triade ebenfalls hören.“, wartete Amun gar nicht erst Seths Antwort ab. Die beiden Götter betraten den großen

Saal, in dem sich auch drei andere Götter befanden. Die Mitglieder der Triade. „Wir haben dich erwartet, Seth.“, begrüßte der Vorsitzende den Besucher. „Werte Triade, ich bin hier um mein Recht als neuer Pharao gültig zu machen.“, erklärte Seth. Die drei Götter wussten Bescheid. „Das war uns klar. Wir alle Wissen über die Umstände von Hehs und Osiris Tod Bescheid. Aber deswegen beraten wir heute nicht. Wir wollen abstimmen, ob du das Privileg haben wirst, Ägypten zu führen.“, sprach der Vorsitzende. Nun trat Amun vor. „Werter Nefertum, und werte andere Mitglieder der Triade. Erlaubt mir zu sprechen.“, bat der Reichsgott. Nefertum gestattete es ihm. „Wenn man den Vorfall in Keb außer acht lässt, ist Seth keineswegs qualifiziert für den Posten als Pharao. Auch sein Bruder selbst lehnte ihn ab.“, gab Amun seine Meinung ab. Seth mischte sich ein. „Es geht hier nicht um Osiris Meinung. Ich bin bereit den Thron zu besteigen. Ich werde die Menschen mit Würde regieren.“, versprach er. Amun begann zu lachen. „Mit Würde? Wie könntest du das? Du besitzt doch selbst keinen Funken davon.“, lästerte er. Seth reagierte nicht darauf. Ihn interessierte nur die Entscheidung der Triade. Die drei Götter steckten ihre Köpfe zusammen und berieten. Seths Herz schlug, während er warten musste. Gleich würde er die Antwort kennen. Nefertum ergriff das Wort. „Die Triade denkt, deine Absichten sind nicht nobel. Wir können das Schicksal der Menschheit, das uns anvertraut wurde nicht in deine Hände legen. Das Recht des Nachfolgers wird dir somit verwehrt.“, sprach er ein Machtwort. Seth wurde ganz blass. Damit hatte er nicht gerechnet. Amun erschlich ein Gefühl der Befriedigung. Wenn Seth den Thron bestiegen hätte, wäre er ganz sicher dazwischengegangen. „Ich möchte sofort Ra sprechen!“, startete Seth einen letzten Versuch. Der einzige Gott, der die Entscheidung der Triade revidieren konnte, war der Sonnengott. Nefertum dachte kurz nach, und enttäuschte Seth ein zweites Mal. „Du scheinst nicht auf dem neuesten Stand der Dinge zu sein. Ra wird noch immer von Apophis Fluch gefangen gehalten. Er ist gezwungen den Tag ständig neu zu erschaffen. Er wird für dein Anliegen keine Zeit haben.“, erklärte der Vorsitzende. Seth biss die Zähne zusammen. „Das sollte heute mein Glückstag werden. Wenn Bastet Apophis nicht vernichtet hätte, wäre ich an meinem Ziel. Ra ist mir noch einen Gefallen schuldig, doch er kann die Entscheidung nicht mehr beeinflussen.“, ärgerte er sich. „Wem wollt ihr an meiner Stelle diese wichtige Aufgabe übertragen? Doch nicht diesem Stümper Amun.“, interessierte Seth diese Frage brennend. Die Triade hatte tatsächlich jemand anderen im Sinn. „Der Thron gehört dem rechtmäßigen Besitzer. Horus wird ihn besteigen und Ägypten regieren.“, teilte Nefertum die Entscheidung mit. Seth stockte. Er konnte einfach nicht glauben, was er da hörte. „Was soll den dieser Scherz? Ihr könnt nicht einem kleinen Jungen diese Aufgabe übertragen.“, schrie er fast. Nefertum räusperte sich. So ein
 

Benehmen erduldete er hier nicht. „Horus ist noch ein Kind. Aber er wird

sehr bald erwachsen werden und bereit für die Regentschaft sein. Für die Zeit dazwischen wird sein Lehrer Sepa ihm zur Seite stehen.“, erklärte er. Seth bekam einen Schock. Amun begann sich über ihn lustig zu machen, doch der Gott des Chaos teleportierte sich zurück auf die Erde. „Noch einen schönen Tag.“, flüsterte ihm Amun nach.
 

Einen Tag danach fand die Trauerfeier statt. Horus hatte den Tod seines Vaters noch immer nicht verwunden. Seiner Mutter wurde die Aufgabe zuteil, den Körper ihres Mannes zurückzuholen. Dies viel ihr äußerst schwer. Die Triade hatte Sepa den Auftrag erteilt, Horus zu beschützen und ihn auszubilden. Der junge Pharao hatte keine Ahnung von den Intrigen seines Lehrers. Er wollte auch gar nicht über Ägypten herrschen. Der einzige Grund, warum er eingewilligt hatte, war sein Vater. Es war sein Wunsch gewesen. Außerdem musste Horus verhindern, dass Seth den Thron bestieg. Die Regentschaft des neuen Pharaos begann noch am selben Tag. Er wurde gekrönt und dem Volk von Ägypten präsentiert. Die Kleinigkeiten übernahm Sepa, die größeren Dinge musste Horus allein entscheiden. Dabei vertraute er natürlich auf den Rat von Sepa und seiner Mutter. Horus lernte von nun an jeden Tag mehr. Er wollte seinem Vater würdig werden. Sepa war gerade dabei ein paar Kaufleute zu empfangen, als ein Diener des Pharaos eintrat. „Gebieter Sepa, hier ist jemand, der Euch sprechen will.“, erklärte er. Sepa nickte ihm zu, was hieß, dass er den Besuch empfangen wollte. Als er jedoch sah, wer seine Zeit beanspruchte, musste er tief luftholen. „Seth, was fällt dir ein, dich hier blicken zu lassen?“, schrie Sepa den Eindringling an. Seth ließ sich aber nicht daran hintern, zu sagen, was er sich vorgenommen hatte. „Ach, Sepa, hör doch auf mit dieser Scharade. Hier mag dir ja jeder vertrauen, aber ich kenne deine Ziele. Zuerst dachte ich, du verrätst Osiris, um dir einen Platz in meiner neuen Regentschaft zu sichern. Das war aber nicht der Fall. Du wusstest, dass Horus die Nachfolge antritt. Du hast mich die Drecksarbeit erledigen lassen. Als mein Untergebener hättest du nur wenige Rechte erhalten. Aber als Horus Lehrer und Berater bist du praktisch der Pharao selbst. Auch wenn Horus heranwächst wird er immer auf dich hören. Du gibst dich ihm als treuer Anhänger und Heiliger. Aber wir beide wissen, dass du nur ein machthungriger Intrigant bist.“, warf er Sepa vor. Dieser sprang nicht darauf an. „Willst du Horus jetzt davon erzählen? Mit deiner Glaubwürdigkeit hast du sicher Schwierigkeiten. Du hast seinen Vater getötet, du weißt, was seine Pflicht ist.“, erinnerte Sepa. Seth nickte. „Ja, er hat die Aufgabe ihn zu rächen und mich zu töten. Dieser Kampf liegt noch in ferner Zukunft, aber ich werde bereit sein. Und du? Hast du ihn schon trainiert? Wenn ich Horus töte, bekomme ich doch noch den Thron.“, schien
 

Seth noch Hoffnungen zu besitzen. Sepa war aber nicht beunruhigt. „Keine

Sorge, ich werde Horus vorbereiten. Er wird dich vernichten und der Pharao bleiben. Dann ist auch meine Zukunft gesichert.“, versprach er. Seth nickte und wollte wieder verschwinden. Vorher drehte er sich jedoch nochmal um. „Sepa, ich bin dir nicht böse. Ich schätze einen Gegner, der so schlau ist, wie du. Ich freue mich auf den Tag, an dem wir uns im Kampf gegenüberstehen.“, verabschiedete er sich. Kaum war er weg, setzte sich Sepa wieder und begann zu überlegen. Sein Schicksal war mit dem von Horus verbunden.
 

„Aufstehen, junger Pharao.“, wurde Horus unsanft geweckt. Er rieb sich die Augen und erkannte seinen Lehrer. „Du bist gefeuert!“, wollte er sich rächen. Sepa überhörte das einfach. „Wir werden heute aufs Lernen verzichten.“, erklärte er. Das überraschte Horus. „Habe ich heute Geburtstag?“, konnte er es kaum glauben, dass Sepa seine Prinzipien lockerte. „Na schön, ich kenne da ein paar tolle Spiele.“, schlug Horus vor. Sepa hustete. „Ich sagte zwar, dass du heute nicht lernen musst, aber nicht, dass du dich auf die faule Haut legen kannst. Als Osiris Sohn hast du die Pflicht deinen Vater zu rächen. Du wirst dich Seth in einem Kampf gegenübersehen, den nur einer von euch gewinnen kann.“, erklärte der Lehrer. Horus schnitt ein bedrücktes Gesicht. „Aber Sepa, du weißt doch. Ich kann gar nicht kämpfen.“, erinnerte er. Sepa nickte. „Noch nicht. Aber ich werde dir alles beibringen, was du wissen musst. Wenn du es nicht schaffst, wird Seth den Thron besteigen und der Tod deines Vaters war umsonst.“, schärfte er seinem Schüler ein. „Aber ich bin doch viel zu schwach. Kannst du nicht einfach gegen ihn antreten?“, wagte es Horus zu fragen. Sepa schüttelte energisch den Kopf. „Nein, das ist nicht mein Kampf. Seth hat es auf dich abgesehen.“ Bei dem Namen seines Onkels ballte Horus die Fäuste. „Schon gut, ich habe verstanden. Glaubst du, ich weiß nicht, was ich tun muss? Glaubst du, mir ist der Mord an meinem Vater egal? Ich werde Seth zur Rechenschaft ziehen und ihn Anubis vor die Füße werfen.“, beschloss der junge Pharao. Sepa war stolz auf seinen Schüler. Er führte Horus in den Trainingsraum, der hauptsächlich von den Kriegern Ägyptens benutzt wurde. Horus hatte seinem Vater und Heh oft beim Kämpfen zugesehen, und wusste bereits, was er ungefähr angestellen musste. Sepa ließ einige Wachen holen, die gegen den Jungen antreten sollten. Horus begann mit seiner ganz eigenen Kampfpose. Die Wachen griffen an und Horus schleuderte sie quer durch den Raum. „Hu! Ha! Das war ein Kinderspiel. Ich bin bereit für Seth!“, jubelte er. Sepa schüttelte den Kopf. „Glaubst du das wirklich? Dann pass jetzt auf.“, meinte er und besorgte zwei Kampfstöcke. Einen warf er Horus zu, den anderen behielt er. „Ich werde dein Gegner sein.“, warnte er den Schüler. Horus nahm seinen Mut
 

zusammen und stellte sich der Herausforderung. Er wollte Sepa unbedingt

zeigen, was er konnte. Sepa griff an und Horus wollte sich verteitigen. Doch bereits beim ersten Schlag, entwaffnete Sepa den Schüler und streckte ihn zu Boden. „Au.“, brachte Horus nur heraus. „Du stehst noch ganz am Anfang. Ist dir das klar?“, fragte Sepa ernst. Horus rappelte sich auf und nickte beschämt. Von nun sah das Programm für Horus so aus. Am Vormittag sollte er trainieren, am Nachmittag lernen und Ägyptens Angelegenheiten regeln, und am Abend wieder trainieren. Und das täglich und jahrelang. Der einzige Gedanke, den Horus denken konnte, bevor er einschlief, war der an Rache. Und bald war der Tag X nicht mehr weit…
 

10 J a h r e s p ä t e r

Horus war inzwischen ein Teenager geworden und stand kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag. Noch immer trainierte er mit Sepa, um der Beste zu werden. Er hatte natürlich enorme Fortschritte zu verzeichnen, doch Sepa wusste nicht, ob es für Seth reichen würde. Deswegen entwickelte er einen Plan. Er begab sich in die göttlichen Sphären und machte sich auf die Suche nach einem bestimmten Gott. Er durchquerrte einen Gang, an dessen Ende er hoffte, fündig zu werden. Er landete in einem großen Raum, mit nur wenigen Einrichtungsgegenständen. Unerwartet wurde ihm ein Schwert vor den Hals geschoben. „Was hast du hier zu suchen? Rede, oder verschwinde auf der Stelle.“, fuhr ihn Sched an. Sepa ließ sich nicht hetzen und schob das Schwert von sich weg. „Freundlich wie eh und je.“, begrüßte er den Gott. Sched musterte Sepa zögerlich. „Was willst du?“, wurde der Gott wieder unsanfter. Sepa beschloss zur Sache zu kommen. „Ich habe einen Auftrag für dich. Der Kampf zwischen Horus und Seth rückt immer näher. Der Pharao ist stark geworden, aber ich weiß nicht, ob es für Seth reicht.“, erzählte er. Sched wendete sich von ihm ab. „Na und? Was habe ich damit zu schaffen?“, erkundigte er sich. „Ich will, dass du gegen ihn antrittst.“, kam er zum Punkt. Sched hob überrascht den Kopf. „Ist das der Wunsch des Pharaos?“, hakte er nach. Sepa verneinte. „Es ist mein Wunsch.“, antwortete er. „Dann lass mich zufrieden. Oder frag Jusaas oder Wenenut.“, wollte Sched den ungebetenen Gast verscheuchen. Sepa ließ ihn jedoch nicht. „Ich bitte dich. Der Pharao wäre damit einverstanden, aber es soll ein spontaner Kampf sein. Wenn du damit Probleme hast, kannst du auch die Triade aufsuchen.“, startete Sepa einen letzten Versuch. Sched erklärte sich schließlich bereit. „Na schön. Ich soll seine Stärke testen? So eine Bitte hätte ich zwar eher von Seth erwartet, aber ich bin einverstanden.“ Sepa freute sich über die Zusage. Er nannte Sched Zeit und Ort, an dem der Kampf stattfand.

Horus hatte inzwischen die schwere Aufgabe zu entscheiden, ob der Apfel

oder die Mango die neue Trendfrucht der Hautpstadt werden sollte. Erst nachdem der Pharao beides aufgegessen hatte, entschied er sich für die Mango. Nach weiteren kleineren Entscheidungen, wurde es Abend. Bevor Horus etwas zu sich nahm, stand noch das tägliche Training an. Er begab sich in den Trainingsraum und wartete auf Sepa. Doch er erschien nicht. Horus wusste gleich, dass etwas nicht stimmte. Sepa war ein Prinzipienreiter, und war immer pünktlich. Dann kam endlich jemand zur Tür herein. Allerdings handelte es sich nicht um Sepa. Horus kannte den Mann nicht, wusste aber, dass es sich um einen Gott handeln musste. „Wer bist du? Und warum dringst du hier ein?“, fragte er unsicher. Sched rief sein Schwert. „Ich bin der große Gott Sched. Seth schickt mich, um seine Arbeit zu vollrichten. Er gibt sich nicht mit einem Schwächling wie dir ab. Ich werde dich zu deinem Vater schicken. Also kämpfe, ich werde dein Gegner sein.“, sprach er. Horus war überrascht und verwirrt. War er nun wirklich gezwungen gegen Sched anzutreten? Er sah nochmals zur Tür und erhoffte sich Hilfe. Sched begann zu lachen. „Du wartest auf Sepa? Er wird dir nicht helfen können. Ich habe ihn getötet, da ich mit dir allein sein will.“, verriet er. Horus stockte. Sein Feind hatte Sepa also vernichtet. In ihm stieg eine große Wut auf, die er gegen Sched einsetzen musste. Er wollte Rache und griff seinen Feind an. Die Schwerter der beiden Götter trafen sich und gaben ein klingendes Geräusch von sich. Sched hatte sicher mehr Erfahrung, doch Horus schlug sich nicht schlecht. Für ihn ging es um alles. Er durfte heute nicht sterben, da er sich noch an Seth persönlich rächen musste. Es gelang ihm Sched tatsächlich zurückzudrängen. Mit einem Hieb schlug er ihm sein Schwert aus der Hand. Er wollte Sched töten, als plötzlich Sepa auftauchte. „Horus.“, rief er. Dieser drehte sich überrascht um und entdeckte seinen Lehrer. Warum lebte er? Hatte ihn Sched belogen? In diesem Moment schob sich Scheds Schwert an seinem Hals vorbei. „Damit habe ich wohl gewonnen.“, säuselte er. Wie konnte Horus nur so leichtsinnig sein? Er ließ sein Schwert fallen und rechnete mit dem Tod. Doch er kam nicht. Sched ließ sein Schwert verschwinden und hauchte noch etwas, dass wie ‚Guten Tag‘ klang. Dann löste er sich auf. Horus war verwirrter als je zuvor. „Du hast mich enttäuscht, mein Schüler. Du bist ein starker Kämpfer geworden, aber du hast dich ablenken lassen und wärst unter normalen Umständen getötet worden. Sched hat sich bereiterklärt, dich herauszufordern. Doch du hast versagt. Dein Kampf mit Seth rückt immer näher. Dann darfst du keine Schwäche mehr zeigen.“, warf ihm Sepa an den Kopf. Horus ließ seine Schultern sinken und gestand seine Niederlage ein. Sepa erklärte ihm noch etwas. Um den Kampf gegen einen anderen Gott zu gewinnen, war eines von Nöten. Horus musste absolut klar denken.
 

Der Tag, an dem Horus Achtzehn wurde war da. Er war bereit für den

Kampf mit Seth, in dem er unbedingt als Sieger hervorgehen musste. Auch Seth bereitete sich vor. Er nahm seinen Neffen zwar nicht als ernsthaften Gegner war, doch seine Frau sah das anders. Horus war davon besessen seinen Vater zu rächen und würde alles geben. Ihr Mann musste ihr versprechen nicht unachtsam in den Kampf zu gehen. Die Stunde Null war gekommen und Seth teleportierte sich auf die Erde. Dort wurde er bereits erwartet. Horus hatte ihm den Rücken zugekehrt. Trotzdem wusste der Pharao, dass sein Erzfeind angekommen war. „Seth. Du hast meinen Vater vernichtet und dafür wirst du heute zahlen.“, erklärte er. Seth ließ sich nicht einschüchtern. „Wie du meinst. Ich habe diesem Tag ebenso entgegengefiebert wie du. Den heute werde ich dich zu deinem Vater schicken und den Thron von Ägypten besteigen.“, prophezeite er. Horus wollte nichts mehr hören. Er rief sein Schwert und begann gleich mit dem ersten Angriff. Er war voller Wut, versuchte aber dennoch klar zu denken. Ein einziger Fehler, und der Kampf würde ein tragisches Ende finden. Die Schlacht begann und die Feinde schenkten sich nichts. Horus dachte an seinen Kampf mit Sched, und an seine Fehler. Diesmal würde es anders ausgehen. Sepa beobachtete den Kampf aus einiger Entfernung. Natürlich wollte er, dass Horus gewann, jedoch nur, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Auch Isis fungierte als Zuschauerin. Es gab tatsächlich etwas, was ihr mehr Angst bereitete, als der Sieg von Seth. Wenn es Horus gelang Seth zu besiegen, würde er ihn auch töten. Dann könnte Horus nicht nur sein Amt verlieren, sondern auch eine harte Strafe bekommen. Isis hoffte dennoch, falls dies unvermeitlich war, dass die Triade Einsicht hatte. Seth hatte Osiris und Heh ermordet. Horus hatte gar keine andere Wahl, als Rache. Horus sammelte nun seine ganze Kraft und attackierte Seth. Dieser hielt sein Schwert hoch und wollte abwehren. Doch Horus griff mit einer unglaublichen Kraft an, dass Seths Schwert zerbrach. Damit endete der Angriff jedoch noch nicht. Horus schwang sein Schwert weiter und schnitt Seth in die Schulter. Dieser schrie auf und fiel zu Boden. Er hielt sich seine Schulter und biss die Zähne zusammen. „Die Zeit ist gekommen, Rache zu nehmen. Rache für meinen Vater. Akzeptiere dein Schicksal Onkel. Du wirst hier und heute sterben!“, schrie der Pharao. Seth weitete die Augen. Horus richtete sein Schwert auf ihn. War das tatsächlich sein Ende? War er so schwach, dass er gegen einen Jungen verlor? War das seine Strafe dafür, dass er seinen Bruder getötet hatte? Horus wollte zustechen, doch jemand hielt ihn zurück. Isis war unerwartet aufgetaucht und hinterte ihren Sohn an der grausigen Tat. „Mutter? Was soll das, verschwinde von hier!“, rief er ihr zu. Doch Isis wollte ihren Sohn beschützen und nicht zulassen, dass er zum Mörder wurde. „Wenn du ihn tötest, bist du nicht besser als er.“, versuchte
 

sie auf ihn einzureden. Horus schien seine Mutter absolut nicht zu verstehen.

„Mutter! Er hat Vater ermordet. Es ist meine Pflicht Rache zu nehmen.“, schien er sich entschieden zu haben. Seine Mutter begann zu weinen. Um ihren Sohn vor einer Dummheit zu bewahren stellte sie sich zwischen ihm und Seth. Dieser kauerte noch immer auf dem Boden und versuchte die Situation mitzuverfolgen. „Wenn du ihm etwas antun willst, musst du mich auch beseitigen!“, verfolgte sie einen radikalen Plan. Horus war verwirrt. „Seth hat Osiris getötet, und du hältst zu ihm?“, war er von Isis mehr als enttäuscht. Isis schüttelte den Kopf und wollte zu einer Erklärung ansetzen. Aber Horus holte tief Luft und hob sein Schwert. „Ich hätte nie erwartet, dass du mich verrätst. Ich muss Rache nehmen. Für meinen Vater!“, stand für ihn fest. Er schwang sein Schwert und nahm keine Rücksicht auf seine Mutter. Mit einem Hieb schlug er ihr den Kopf ab. Seth war von der grausigen Tat überrascht. Horus hatte seine eigene Mutter getötet. Er war so von einem Sieg besessen, dass Seths Optionen eingeschränkt waren. Selbst Sepa war von Horus Verhalten erstaunt. Hatte er seinen Charakter zu sehr beeinflusst? Horus ging nun auf seinen Onkel zu. „Das es so weit gekommen ist, ist allein deine Schuld. Jetzt stirb durch meine Hand!“, brüllte der Pharao und wollte Seth vernichten. Doch dieser löste sich in Luft auf, kurz bevor das Schwert ihn erreichte. Ihm war im letzten Moment die Flucht gelungen. Horus riss entsetzt die Augen auf. „Seth! Seth, du verdammter Feigling, komm zurück!“, brüllte er. Doch vergebens. Sein Onkel war geflüchtet und alles was Horus geschafft hatte, war seine Mutter zu töten. Er ließ sein Schwert sinken und machte sich missmutig auf den Rückweg zum Palast. Sepa beobachtete ihn währendessen noch immer. Er überlegte fieberhaft seine nächsten Schritte.
 

N u b ia
 

Die Wachen des Palastes wichen zurück, als vor ihnen der geschwächte und verletzte Gott auftauchte. „Ist das…Seth?“, fragte einer der Soldaten, doch etwas unsicher. Sein Kamerad konnte es ihm nur bestätigen. Seth kam wieder auf die Beine und schrie seine Diener an. „Bringt mich zu Aker. Sofort!“, verlangte er. Die Soldaten folgten auf der Stelle und öffneten die Tore zum Palast. Nubia war eine Stadt, die unter Seths Einfluss stand. Regiert wurde sie von Seths Diener Aker. Dieser war Seth gegenüber loyal, selbst als er erfuhr, dass sein Herr die Schlacht verloren hatte. „Euer Misserfolg tut mir Leid. Was werden Eure nächsten Schritte sein?“, hinterfragte Aker Seths Pläne. Dieser hatte klare Vorstellungen. „Horus ist von mir besessen. Ich hätte nie gedacht, dass er so stark werden würde. Aber ich habe noch eine

Chance auf Ägyptens Thron. Horus wird Nubia angreifen, das steht fest. Er will mich, doch er wird mich nicht bekommen. Die Truppen sollen sich zur Schlacht bereithalten. Ruf Kis aus Kusae zurück, und sag ihm, er soll die Truppen anführen.“, befahl er. Aker zögerte. „Das war bis jetzt meine Aufgabe.“, wies er darauf hin. Seth war dies schon klar. „Wir haben anderes vor. Wir begeben uns nach Ombos.“, erklärte er. Aker zweifelte an dem Gott. „Das ist Aschs Herrschaftsgebiet. Falls Ihr Euch wieder auf einen Kampf einlassen wollt, muss ich Euch davon abraten.“, sorgte sich Aker um Seths Zustand. Dieser wollte aber nichts hören. „Führe meine Befehle aus. Dann folge mir nach Ombos.“, bestand er auf seinen Plan.
 

Heru´ur
 

„Es ist so ruhig.“, meinte der Fährmann etwas ängstlich. Ra zog seine Nase hoch. „Du bist der Einzige, der sich nicht fürchten muss. Apophis hat es auf mich abgesehen, das müsstest du inzwischen wissen.“, antwortete er. Der Fährmann nickte besträchtig. „Er könnte sich im Wasser verstecken. Oder hinter den Felsen! Verdammt, es ist nicht leicht Apophis zu durchschauen. Er versteckt sich jedesmal an einem anderen Ort.“ Die Barke war bereits nahe am Ausgang, und von Apophis fehlte noch immer jede Spur. Bis jetzt. Ra bemerkte das Unglück zu spät. Apophis hatte diesmal ein völlig neues Versteck ausgewählt. Die gigantische Schlange hing von der Decke herab und schnellte blitzartig auf Ra zu. Apophis öffnete sein riesiges Maul und verschlang den Sonnengott. Der Fährmann erstarrte. Hatte er seinen Fahrgast verloren? Nein, Ra hatte noch nicht aufgegeben. Er befand sich noch immer in Apophis Maul. Er rief ein goldenes Schwert herbei, mit dem er auf Apophis einstach. Die große Schlange zischte und versuchte Ra hinunterzuschlucken. Vergebens. Ra hatte keine Lust gefressen zu werden, und schaffte es, sich mit einem Schnitt, aus dem Rachen zu befreien. Apophis hatte nun seine Deckung verloren, und Ra beendete den Kampf mit dem Schlangenmonster. Erschöpft sprang er zurück auf die Barke. „Ihr habt es geschafft.“, gratulierte der Fährmann. Ra sah das anders. „Für heute. Apophis ist bereits tot. Und er kehrt jeden Tag in die Welt der Lebenden zurück. Und ich bin gezwungen jeden Morgen gegen ihn zu kämpfen. Heute war es am engsten. Fast hätte ich es nicht geschafft. Beim nächsten Mal…“, sah der Gott schwarz. Der Fährmann wollte etwas sagen, ließ es dann aber. „Ich habe keine andere Wahl, als meinen Plan vorzuziehen.“, sagte Ra schließlich. Der Fährmann verstand nicht. „Welchen Plan?“, hakte er nach. Ra öffnete seine Handfläche, welche eine kleine Figur preisgab. Zum Schrecken des Fährmanns bewegte sie sich. Es handelte sich um einen Dämon, der kaum größer als ein Finger war. Er sprang auf den Fährmann zu und fuhr in seinen Körper. „Bald wird die Sonne auch ohne mein Zutun wieder aufgehen.“, sprach Ra nur. Dieses Ereignis fand bereits Jahre zuvor statt.
 

Während Seth und Aker auf dem Weg nach Ombos waren, waren Thot und Hike bei Isis angekommen. „Sie ist tot, da ist nichts mehr zu machen.“,

erklärte Hike, der Arztgott. Thot seufzte. „Horus, was hast du nur getan? Ist Seth das alles wert? Hike, kannst du es nicht trotzdem versuchen?“, bat er. Hike wollte sein Möglichstes tun. Er beugte sich über Isis und versuchte sie zu heilen. Thot hielt ihren Kopf an ihren Körper, und es gelang auch. Isis
 

kam langsam wieder zu sich. „Was ist passiert?“, fragte die Göttin unsicher. Thot hatte den Kampf beobachtet und berichtete alles ganz genau. Isis wollte sofort zu ihrem Sohn, doch Thot riet ihr davon ab. Er wollte selbst mit dem Pharao sprechen. Er hoffte es würde etwas bringen.
 

Der Pharao saß wieder in seinem Palast und hörte seinen Beratern zu. Diese gaben ihm alle taktischen und strategischen Informationen über den Feind. Schließlich kamen sie auch zum Thema Nubia. Seth herrschte in dieser Stadt bereits länger, und es bestand eine Möglichkeit, dass er sich momentan dort aufhielt. „Sehr gut. Bereitet alles vor.“, befahl Horus. Seine Berater zögerten jedoch. „Mein Pharao, wir haben keine Garantie, dass Seth sich dort aufhält.“, erklärte einer von ihnen. Horus schien dies jedoch egal zu sein. Er musste irgendetwas tun. Er hielt es einfach nicht mehr aus. Er dachte nur noch an Seth, und an die vergangenen Ereignisse. Er beschloss die Mesinu mit dieser Mission zu beauftragen. Die Mesinu waren eine Gruppe, die aus Horus besten Soldaten bestand. Diese bereiteten nun alles für den Abmarsch nach Nubia vor. Gerade als Horus den Raum verlassen wollte, trat Sepa ein. „Horus, ich wollte nicht lauschen, aber ich habe gehört, dass du Nubia angreifen willst.“, kam er gleich zum Punkt. Der Pharao nickte. „Die Mesinu rüsten bereits zum Kampf. Sie werden Nubia überrennen. Und falls sich Seth tatsächlich dort aufhält, bekomme ich endlich meine Rache.“, sagte er bestimmt. Er ließ Sepa nicht einmal antworten, sondern drängte sich an ihm vorbei. Sepa wollte ihm bereits folgen, bis er einen Schatten sah. Er zog sich in die Länge, bewegte sich aber kaum. Der Ursprung des Schattens war aber nicht zu erkennen. Sepa entkam ein Grinsen. Er drehte sich um und schritt hinaus. Der Schatten beugte sich über eine Karte, die Nubia zeigte. Dann verschwand er.
 

O m b o s
 

„Identifiziert euch!“, brüllte einer der Wachen. Die beiden Gestalten, die gerade aus dem Nichts aufgetaucht waren, sahen Aschs Diener nur hohl an. Einer der beiden trat vor und zeigte sein Gesicht. Die Wachen wichen zurück. „Das ist Seth!“, bekamen sie einen Angstanfall. Neben dem Gott des Chaos zeigte sich auch Aker. „Bringt uns zu Lord Asch.“, forderte Seth. Die Wachen sahen einander unsicher an, beschlossen dann aber zu folgen. Unter keinen Umständen wollten sie die beiden Götter erzürnen. Allerdings hofften sie, dass Asch ihnen vergeben würde. Drei der Wachen führten Seth und Aker in das Innere von Ombos. Dort prangte ein riesiger Palast aus dem Sand, welcher dem Gott Asch geweiht war. Ohne Umwege wurden die

Besucher zum Regenten der Stadt geführt. Asch gab ihnen ein Zeichen vorzutreten. Seth wies Aker an zu warten. „Seth, schön dich mal wiederzusehen. Ich habe von deinem Kampf mit dem Pharao gehört.“,

begrüßte ihn Asch schmunzelnd. Seth ging nicht darauf ein. „Ich bin hier um

mir den Stein von Uhjat zu holen.“, rückte er mit der Sprache heraus. Asch fing an schallend zu lachen. „Und was könnte mich veranlassen ihn dir zu übergeben?“, wartete er gespannt auf die Antwort. Die hatte Seth auch. „Mein Angebot.“, brummte er nur. Asch saß auf einem Thron, von dem er sich nun erhob. „Und das wäre?“, wurde er ganz zittrig. Er konnte es sich nämlich schon denken. „Eine Vereinigung.“, sagte Seth kurz und bündig. Aschs Herz pochte. „Habt Ihr Euch das gut überlegt?“, fragte Aker überrascht. Seth nickte. Götter konnten sich vereinigen, um so mehr Macht zu erlangen. Das bot Seth Asch im Moment an. „Ich akzeptiere. Sobald wir uns vereinigt haben, erhältst du das Wissen über den Stein.“, erklärte Asch. Seth begab sich zu ihm und reichte ihm seine Hand. Er wollte sofort beginnen. Die beiden Götter vereinigten sich, doch Seths Körper veränderte sich kaum. „Das war ein Fehler.“, wagte es Aker auszusprechen. Seth war anderer Meinung. „Ich unterdrückte Asch im Moment. Er kämpft dagegen an, doch sobald ich den Stein von Uhjat besitze, wird seine Stimme verstummen.“, erzählte er. Aker hatte aber noch Fragen. „Was habt Ihr vor?“, durchschaute er Seths Plan immer noch nicht. „Der Stein befindet sich in der Unterwelt. Ich werde gehen, während du die Führung von Ombos übernimmst. Halte aber geheim, dass ich Aschs Platz eingenommen habe. Horus würde sofort angreifen. Ich brauche Zeit! Der Stein von Uhjat lässt mich alle möglichen Eigenschaften der Götter und der Menschen absorbieren. Ich werde in ein paar Jahrhunderten zurückkehren. In dieser Zeit wirst du meine Interessen nach meinen Wünschen verfolgen.“, trug er Aker auf. Dann öffnete er ein Portal in die Unterwelt und schritt hindurch.
 

„Thot, mein alter Freund. Was führt dich zu mir?“, begrüßte der göttliche Pharao seinen Freund. Dieser schien jedoch keine guten Nachrichten zu haben. „Die Triade hat beschlossen, dich als Pharao abzusetzen.“, sagte er es klar heraus. Horus schien das jedoch nicht zu stören. „Darf ich den Grund erfahren?“, hakte er nach. Thot verzog den Mund. „Den kennst du. Die Rache an Seth füllt dein gesamtes Leben. Du hast Seths Stadt Nubia angreifen lassen, und damit unnötig Menschenleben geopfert.“ Horus hatte bereits damit gerechnet abgelöst zu werden. „Wer wird mein Nachfolger?“, fragte er nach. Thot zögerte. „Ein mutiger Mensch namens Menes.“, antwortete er. Horus verengte seine Augen. „Ein Mensch? Ich hoffe die Triade weiß, was sie tut.“, meinte der ehemalige Pharao nur und verließ den Raum. Kaum war er weg, begann Thot mit jemandem zu sprechen. „Lass das. Ich kann dich

sehen.“, sprach er. Tatsächlich wurde eine Person sichtbar, die zuvor unsichtbar war. Mit gespieltem Schock grinste sie ihrem Entdecker entgegen. „Du hast mich nicht verraten.“, war der Spion sichtlich überrascht.

„Nein, was hätte das auch schon geändert. Dein Plan war erfolgreich, Petbe,

Gott der Rache. Du hast Horus Gefühle beeinflusst und ihn gegen Seth aufgehetzt. Wem dienst du? Seth kann es nicht sein, so dumm ist er nicht.“, wurde Thot nun interessierter. Petbe lächelte. Er spazierte gemütlich zum Thron des Pharaos und setzte sich selbstgefällig hinein. „Dem zukünftigen Gottkönig dieser Welt. Auch du kannst ihm dienen, und große Macht erlangen.“, schlug der Schurke vor. Thot ging nicht darauf ein. „Für so eine Entscheidung müsste ich schon wissen, wem ich dienen soll.“, erwiderte er. Petbe musste lachen. Er durchschaute Thots Trick, antwortete jedoch trotzdem mit einem gruseligen Unterton. „Heru´ur.“
 

„Es geht mir gut!“, entgegnete Isis nochmals. Hike behandelte sie wie ein rohes Ei. „Ich sorge mich um Horus.“, flüsterte die Göttin nun. Hike sah sie unsicher an. „Ich hätte ihn nie diesem Wahnsinn aussetzen dürfen. Damit meine ich die Welt der Götter. Ich weiß nicht, ob dir diese Geschichte bekannt ist, aber… Horus ist einige Zeit bei Menschen ausgewachsen. Seth wollte meinen Mann schon einmal töten. Zu dieser Zeit war Horus noch nicht

geboren. Seth wusste auch nichts von ihm. Es war die Zeit, an der Serapis, der Erschaffer der Götter starb. Ra hatte das Gesetz ins Leben gerufen, dass kein Gott einen anderen töten durfte. Allerdings war es noch nicht weit

verbreitet. Das nutzte Seth. Er hatte Serapis zusammen mit Ra beseitigt. Er

vertraute darauf, dass dieser ein Auge zudrückte. Am Tag X wurde ein Fest zu Ehren von Osiris veranstalltet. Dieser war zum Pharao ernannt worden. Du kannst dir sicher denken, was das in Seth auslöste. Jedenfalls brachte er Osiris durch einen Trick dazu in einen hölzernen Sarkophag zu steigen. Er sperrte seinen Bruder darin ein und warf ihn in den Nil. Er wollte Osiris damit ersticken, doch er wurde noch rechtzeitig gerettet und konnte wiederbelebt werden. Allerdings war er einige Zeit sehr krank und fürchtete um sein Leben. Seth hatte inzwischen herausbekommen, dass ich schwanger war. Ich bekam Horus, hatte aber Angst um ihn. Horus war für Seth genau so eine Gefahr, wie Osiris. Da ich keinen sicheren Platz kannte, beschloss ich ihn in einen Korb zu legen und den Nil entlangtreiben zu lassen. Damit ihm nichts geschah, habe ich ihm einige Patak mitgegeben. Das sind kleine Schutzgeister, die Ptah erschaffen hat. Sie sollten Horus beschützen. Einen Tag darauf fanden ihn einige Menschen. Sie ahnten nichts davon, wen sie da gefunden hatten. Sie behandelten ihn wie einen Menschen und nahmen ihn bei sich auf. Sie gaben ihm den Namen Harsiesis, was soviel wie ‚Junger Falke‘ bedeuten sollte. Er verbrachte einige Jahre bei den Menschen. Das

Dorf, in dem er lebte, besaß einen Tempel, welcher der Göttin Wosret geweiht war. Obwohl Horus noch sehr jung war, wurde ihm die Aufgabe als Priester zugeteilt. Er arbeitete und betete jeden Tag, ohne zu wissen, dass er selbst ein Gott war. Als er Sieben wurde, zeigte sich ihm die Göttin schließlich. Horus war überwältigt von der Erscheinung. Wosret erzählte ihm, wer er in Wirklichkeit war und zeigte ihm, wozu er in der Lage war. Schließlich wurde er zu mir und Osiris geführt. Ich war überglücklich meinen Sohn wiederzusehen. Osiris ebenfalls. Doch dann hat Seth ihn ermordet, und Horus hatte nicht wirklich viel von ihm. Deswegen verstehe ich auch nicht, warum er so an Rache denkt. Es ist fast so, als wäre noch eine andere, böse Kraft in die Sache verwickelt.“, beendete Isis ihre Erzählung. Thot verstand die Mutter nicht recht. „Eine böse Kraft? Meinst du damit Seth?“, hakte er nach. Isis verneinte. „Nein, Seth ist Horus Erzfeind, aber sowas würde er nie tun. Jemand anderes hat seine Finger im Spiel. Jemand, der noch mächtiger, und vielleicht noch bösartiger ist als Seth.“, klang ihre Vermutung beinahe etwas gruselig.
 

Mit einem gewaltigen Hieb schlug Ra Apophis den Kopf ab. „Das ist bestimmt das tausendste Mal.“, seufzte der Sonnengott. Sein Fährmann schwieg. „Dort vorne ist der Ausgang. Ich nehme an, du hast heute noch einiges vor.“, tat Ra gänzlich unschuldig. Heru´ur beendete die Fahrt mit der Barke und setzte Ra ab. Dann begab er sich in seinen eigenen Tempel zurück. Dort wurde er bereits erwartet. „Petbe. Erstatte Bericht.“, verlangte er. Dieser erzählte von Horus Absetzung und dem Angriff auf Nubia. Heru´ur schien zufrieden. „Was ist der nächste Schritt?“, hakte Petbe nach. Heru´ur überlegte. „Ich wollte, dass Horus und Seth sich gegenseitig vernichten. Aber das Ergebnis lässt auf sich warten. Ich ändere meine Pläne. Seth ist geschwächt. Du wirst ihn töten!“, befahl Heru´ur seinem Diener. Petbe zögerte. Obwohl Seth geschwächt war, war er ein ernsthafter Gegner. „Ich vertraue dir, Petbe.“, redete der Falkengott auf ihn ein. Dieser nickte und versprach den Befehl zu befolgen. „Ich werde mich um Horus kümmern. Er und ich sind gleich. Wie zwei Seiten des selben Goldstücks. Unser Zeichen ist der Falke. Ein Tier, dass sich hoch in die Lüfte schwingt und viel erreichen möchte. Wenn ich ehrlich bin, möchte ich mich sogar mit ihm vereinigen. Aber wir haben unterschiedliche Ziele. Ich werde ihm eine Falle stellen und ihn dann töten. Dann gehört mir Ägyptens Thron. Und bald darauf gehört mir alles, was existiert.“, freute sich der Gott bereits im voraus.
 

„Lass mich los!“, schrie Kis wütend. Horus folgte aber nicht. „Wo, ist, Seth!“, betonte er jedes Wort. Kis wusste, dass es Horus ernst meinte. Er würde ihn sogar töten, egal welche Konsequenzen dies hätte. „Ich kann ihn

nicht spüren, er hat seine Aura verschleiert. Deswegen wirst du mir sagen, was ich wissen will.“, gab Horus Kis noch eine Chance. Dieser rang sich nur schwer dazu durch. „Er wollte nach Ombos. Aber ob er noch dort ist, weiß ich nicht!“, sagte dieser alles, was Horus hören wollte. Ein neuer Tag brach an und Ra fuhr wieder mit Heru´ur im Tunnel des Tages und der Nacht. Diesmal saß noch eine dritte Person in der Barke. Es war Nehebkau, ein Schlangendämon, von der selben Art wie Apophis. Er sollte Ra einen Vorteil verschaffen. „Du scheinst mir abgelenkt, Heru´ur.“, bemerkte er die Abwesenheit seines Fährmanns. Dieser konnte es nur zugeben. „Ich habe bald einen großen Kampf vor mir.“, verriet er. Ra ließ es darauf beruhen. Apophis hatte sich diesmal im Wasser versteckt und griff an. Nehebkau hatte Ra verraten, dass Apophis während eines Angriffs keine Deckung besaß. Er konnte seinen Angriff auch nicht stoppen, was der Sonnengott ausnutzte. Er schnellte mit seinem Schwert los und zerteilte Apophis Kopf in zwei Hälften. Der Tag konnte wieder einmal von neuem beginnen. Kaum war die Sonne aufgegangen, tauchte Horus bei Aker auf. „Gib mir die Information lieber schnell.“, riet er ihm. Aker hatte bereits mit dem ehemaligen Pharao gerechnet und stellte sich ihm. „Was weißt du schon? Seth wird bald zurückkehren und gegen dich kämpfen, keine Angst.“, versicherte er. Horus gab sich damit aber nicht zufrieden. „Ich will jetzt zu ihm! Sag mir, wo er ist.“, ließ er nicht locker. Aker deutete auf einen Abgrund. „Dieses Portal führt in die Unterwelt. Du kannst gerne versuchen ihn ausfindig zu machen. Aber du weißt sicherlich, wie groß sie ist. Du kannst natürlich trotzdem hinabsteigen, allerdings wirst du nicht fündig werden. Nicht in den nächsten Jahren. Doch wenn du willst, kannst du gerne deinen Vater besuchen.“, wurde Aker zynisch. Horus wollte ihn bereits töten, ließ es dann aber. „Seth kann sich nicht ewig verstecken. Richte ihm aus, dass ich ihn töten werde. Früher oder später.“, meinte Horus nur und verschwand dann. Aker entkam ein Lacher. Wenn der ehemalige Pharao wüsste, was Seth plante, würde er jede Sekunde investieren, um seinen Erzfeind zu finden. Plötzlich wurden Schritte hörbar. „Was willst du den noch?“, dachte Aker zuerst, dass Horus zurückgekommen wäre. Doch es handelte sich um einen anderen Gott. „Petbe? Dich hätte ich hier am wenigsten erwartet.“, begrüßte ihn Aker misstrauisch. „Ich sollte wohl gleich zum Punkt kommen.“, meinte dieser. „Ich bitte darum.“, antwortete Aker. Auf diese Antwort schien Petbe aber gewartet zu haben. Blitzschnell ließ er ein Messer aus seinem Ärmel saußen und hielt es Aker an den Hals. Mit der anderen Hand, hinterte er den Gott an der Flucht. „Was soll das? Spinnst du? Du kannst mich nicht töten. Die anderen Götter würden dich hart bestrafen.“, erinnerte er Petbe an das Gesetz. Dieser ließ sich aber nichts sagen. „Ich kenne das Gesetz. Aber wenn Heru´ur erst an der Macht ist, werden die Gesetze umgeschrieben. Und das wird bald

sein. Deswegen darf ich auch das hier tun.“, erklärte er und schickte Aker in die Unterwelt. Im warsten Sinne des Wortes. Er nahm Anubis die Arbeit ab und stieß Akers Körper direkt durch das Portal. Danach sprang er hinterher. Er landete direkt neben dem toten Gott. „Ich würde zu gerne sehen, wie sich das Totengericht entscheidet und der Dämon Ammut sich über dein Herz hermacht und es auffrisst. Allerdings habe ich wichtigeres zu tun. Ich werde deinen Gebieter finden, und Heru´urs Wunsch erfüllen.“, sprach er, obwohl Aker ihn schon lange nicht mehr hören konnte.
 

Horus ging nochmal alle Informationen über Seth durch. Er besaß einige Verstecke in der Unterwelt, welche Horus jedoch bereits abgesucht hatte. Er hätte sich ohrfeigen können. Seth kniete vor ihm, und er ließ ihn einfach entkommen. Nun trat Thot zu ihm. „Mein Pharao, ich muss mit dir reden.“, meinte er nur. „Ich bin nicht mehr Pharao, merk dir das Mal.“, verbesserte Horus seinen Freund. Dann ließ er Thot reden. „Was ich zu sagen habe wird dir nicht gefallen, aber diese Welt braucht dich. Der Hass, den du verspürst, wurde künstlich herbeigeführt. Petbe, der Gott der Rache steckt dahinter. Er dient deinem Feind Heru´ur. Dieser möchte eine neue Ordnung schaffen und selbst als Pharao herrschen. Du musst gegen ihn antreten.“, berichtete der Gott der Schreibkunst. Horus hatte nur teilweise zugehört. „Heru´ur interessiert mich nicht. Ich bin hinter größeren Fischen her.“, antwortete er. Thot glaubte sich verhört zu haben. „Hast du mir nicht zugehört? Heru´ur ist für deine Gefühle verantwortlich.“, erklärte er nochmals. Horus nickte schnell. „Dann bin ich ihm zu großen Dank verpflichtet. Er gab mir die Kraft, mich meinem wahren Feind zu stellen.“, ließ sich Horus nicht von seinem Weg abbringen. Thot schüttelte den Kopf. „Was hat dieser nutzlose Krieg bereits gefordert? Das Leben von drei Göttern und das von hunderten Sterblichen. Und deine Seele. Du glaubst Seth ist dein größter Feind? Falsch. Du selbst bist dein größter Gegner geworden.“, redete Thot auf ihn ein. Horus hörte seinem Freund zu, doch seine Gefühle blieben gleich. „Was soll ich also tun?“, wollte er Thot den Gefahlen tun. „Heru´ur wird sein Ziel weiter verfolgen, und auch seine Methoden. Du musst ihn stoppen! Seth ist tatsächlich eine Gefahr für alle, aber Heru´ur ist jetzt eine Bedrohung. Die Triade hat beschlossen das Tötungsgesetz für Heru´ur aufzuheben. Auch wenn du nicht mehr Pharao bist, hast du die Pflicht ihn zu besiegen. Für alle Menschen, die zu dir beten.“, glaubte er Horus mit seinen Worten zu überzeugen. „Also gut. Ich werde ihn beseitigen.“, versprach er. Thot hätte jubeln können, doch dann sprach Horus weiter. „Unter der Voraussetzung, dass du dich bei der Triade einsetzt, dass auch Seth keinen Schutz durch das
 

Gesetz mehr bekommt.“, setzte er seine Bedingungen durch. Zu seiner
 

Überraschung bejahte sein Freund. Horus versuchte sein böses Ebenbild aufzuspüren, doch Heru´ur hatte seine Aura verschleiert. Er musste also gründlicher suchen. Kaum war er weg, grinste Thot wie ein kleines Kind. Seth musste Horus angesteckt haben. Der Falkengott konnte nicht mehr klar denken. Er war unvorsichtig geworden. Thot änderte seine Gestalt, insbesondere sein Gesicht. Und zwar in das von Heru´ur. Horus war in seine Falle getappt, und würde mit seinem Leben dafür bezahlen.
 

Petbe suchte fieberhaft nach Seth. Er wusste über den Stein von Uhjat Bescheid, was aber nicht hieß, dass dieser leicht zu finden war. Petbe spürte eine Energie, die von ihm ausging. Dieser folgte er. Wenn er den Stein fand, fand er auch Seth. Und das geschah früher als geplant. Petbes Weg endete in einer großen Halle. Seth stand mit dem Rücken zu ihm, wusste aber, wer ihn störte. Vor Seth prangte der Stein von Uhjat aus dem Fels. Er war mehrere Meter hoch und breit. Die verschiedensten Hieroglyphen standen auf ihm geschrieben. Seth spürte bereits, wie seine Macht anstieg. „Heru´ur schickt dich. Habe ich nicht Recht?“, fragte Seth wissend. Petbe spielte den Überraschten. „Dann kennst du ja auch meinen Auftrag.“, redete er. Seth drehte sich nun um. Petbe erkannte in Seths Gesicht eine Spur von Asch. Der Gott des Chaos hatte sich mit ihm vereint, doch mit seiner neuen Kraft unterdrückte er den ehemaligen Herrscher von Ombos. Er rief sein Schwert und stellte sich seinem Feind. Petbe war bereit. Er hatte aber auch noch einen Trumpf im Ärmel. Er konnte sich unsichtbar machen auch seine Aura verschleiern. Somit war er für Seth eine ernste Bedrohung. Nicht einmal Petbes Schwert war zu sehen. Seth konnte sich nur schwerlich verteitigen. Er war durch den Stein stärker geworden, aber er besaß keine Möglichkeit seinen Feind aufzuspüren. Oder vielleicht doch? Petbe warf noch immer einen Schatten. So wusste Seth wenigstens zirka, wo sich sein Feind aufhielt. Er bewegte sich rückwerts zur Felswand, um mehr Deckung zu haben. Der Schatten kam auf ihn zu, und Seth wollte Petbe erwischen. Vergebens. Petbe war zu schnell. Sein Schwert verfehlte Seth nur knapp. Petbe legte keine Pause ein und griff wieder an. Diesmal gelang es Seth, Petbe zu verwunden. Dieser verlor Kraft und musste seine Tarnung aufgeben. Verletzt wankte er zurück. Seth wollte ihm aber keine Zeit zur Erholung geben, sondern bereitete ihm ein Ende. „Meine neue Kraft ist wirklich erstaunlich. Dieser Dummkopf Heru´ur wird Horus nicht besiegen können. Er ist mein Gegner! Und wenn die Zeit gekommen ist, werde ich ihn wieder herausfordern.“, murmelte er und wandte sich wieder dem Stein von Uhjat zu. Prüfend begutachtete er die Inschriften.
 

Etwas zögerlich betrat Horus die Räumlichkeiten im Inneren des Tempels. Er

war sich sicher Heru´ur hier zu finden. Und wahrscheinlich würde es zum Kampf kommen. Horus war sehr von sich überzeugt und hatte ein klares Ziel vor Augen. Erst würde er Heru´ur beseitigen, und dann seinen Erzfeind Seth. Dann geschah alles sehr schnell. Eine Gestalt sauste von rechts auf Horus zu und streckte ihr Schwert nach ihm aus. Horus konnte nur knapp abwehren. Dann ließ er seinen Blick über den gesamten Saal schweifen. „Heru´ur! Bist du so schwach, dass du mich aus dem Hinterhalt angreifen musst?“, schrie er. Heru´ur marschierte nun auf den Eindringling zu. „Das war doch bloß ein Test. Der richtige Kampf beginnt jetzt.“, erklärte er. Horus war bereit und würde seinen Gegner auch nicht unterschätzen. Er stellte sich einfach vor, dass er gegen Seth kämpfte. Das würde seine Kraft in die Höhe treiben. Während des Kampfes fühlte sich Horus eigentartig. Es war, als würde er gegen sich selbst kämpfen. Hatte Thot Recht? War er wirklich der Rache verfallen, und besessen? Er würde später darüber nachdenken. Heru´ur war Horus unterlegen. Der ehemalige Pharao verstand nicht, wieso er unbedingt auf einen Kampf aus war. Horus hatte noch immer die Entscheidung der Triade in den Ohren. Es war ihm erlaubt, Heru´ur zu töten. Diese Chance nutzte er auch. Während Heru´urs nächsten Angriffs, verletzte Horus den Feind tödlich. Heru´ur krachte zu Boden, und spürte wie es mit ihm zu Ende ging. Der Feind war geschlagen. Horus hatte aber noch immer ein ungutes Gefühl. Der Kampf war zu leicht. Irgendetwas würde noch geschehen. Plötzlich hörte er ein leises Klatschen. Horus wendete sich und entdeckte Ra. „Du hier? Gib es zu! Du hast mit der Sache etwas zu tun.“, forderte er eine Antwort. Ra war gnädig und gab sie ihm. „Heru´ur hat dich die ganze Zeit manipuliert. Dabei hat er jedoch nicht gemerkt, dass ich das auch mit ihm tat. Ich habe ihn mit dem Dämon Babi infiziert. Dieser kleine Wicht hat ihn verändert. Er wollte den Thron von Ägypten, ist aber bei dem Versuch gefallen.“, erklärte der König der Götter. Horus verstand aber immer noch nicht. „Warum das alles?“, hakte er nach. Ra riss die Augen auf. „Warum? Seit Jahren verfolgt mich dieser Fluch. Ich bin dazu gezwungen Apophis jeden Tag gegenüberzutreten und zu besiegen. Es ist wie eine Zeitschleife. Also entwickelte ich einen Plan. Wenn Apophis nicht sterben wollte, dann eben Heru´ur. Damit ich nicht mein eigenes Gesetz breche, habe ich dich benutzt. Jetzt, wo ich Heru´ur los bin, kehrt meine alte Macht zu mir zurück. Ich werde diese Welt wieder an mich reissen! Und niemand wird mich aufhalten. Auch du nicht, Horus. Ich könnte dich auf der Stelle töten, aber das wäre wohl zu leicht. Wir werden uns bald in einem Kampf gegenüberstehen, das verspreche ich dir.“, erzählte Ra und löste sich schließlich in Luft auf. Zurück blieb ein verwirrter und erschöpfter Horus. Wieviele Feinde hatte er schon geschlagen? Und wieviele haben ihren Platz eingenommen, und wurden zu noch ernsthafteren Gegnern?

16 0 0 J a h r e s p ä t e r
 

Es war viel Zeit vergangen, seitdem die Kämpfe endeten, die in die Geschichte eingehen sollten. Sepa hatte nun seine eigenen Aufgaben in den göttlichen Sphären. Horus besaß nun fünf Söhne. Hapi, Duamutef, Amset, Kebehsenuef und Semataui. Außerdem war er noch immer auf der Suche nach Seth. Dieser hatte sich das letzte Jahrtausend nämlich nicht mehr blicken lassen. Er war untergetaucht, und Horus setzte alles daran ihn zu finden. In dieser Zeit hatte der Gott auch einen menschlichen Jungen kennengelernt. Er erinnerte ihn an sich selbst, da er in seinen jungen Jahren bei Menschen aufgewachsen war, und bot sich als Schutzengel an. Der Junge half ihm sogar Ra zu bezwingen. Erst nachdem er sich mit dem Jungen vereinigt hatte, erlangte Horus mehr Klarheit. Diese brauchte er auch in seinem nächsten Kampf mit Seth. Er war so auf ihn fixiert, dass er spürte, dass Seth bald wieder erscheinen würde. Was er jedoch nicht wusste, war, dass er mächtiger sein würde, als je zuvor. Seth hatte sich in den letzten Jahrhunderten erholt und seine Kraft erweitert. Er ernährte sich von der Verwirrtheit der Menschen und steigerte so seine Macht. Eine Macht, welche er brauchte, um sich nicht nur an Horus, sondern auch an allen anderen Göttern zu rächen. Er würde alle auslöschen und zum alleinigen Herrscher aufsteigen. Seine Diener bereiteten alles für die Auferstehung des Gottes vor. Seths Hohepriester tat alles, was dafür nötig war. Vor ihm baute sich ein tiefer Abgrund auf. Der Priester sagte ein paar Worte auf und wenig später entstieg dem Abgrund tatsächlich ein Wesen. Es handelte sich um Seth, der auf den ersten Blick etwas anders aussah. Er streckte seinen Kopf dem Himmel entgegen. „So viele Götter....“, raunte er. Doch er war nicht allein. Ein weiterer Gott hatte den Tempel aufgesucht, in dem die Zeremonie stattfand. „Ich bin bereit euch ewig zu dienen.“, kam es von Baal. Seth marschierte zu Baal und spreizte seine Hand. Er schien etwas mit Baal zu tun. Er nahm ihm seine Kraft. „Gebieter, was tut Ihr?“, fragte er zögernd und ängstlich. „Ich habe dich zu einem Menschen umgewandelt. Ich musste sicher gehen, dass du mir nicht gefährlich werden kannst.“, erklärte der neue Seth. Baal war geschockt, aber glücklich, dass Seth ihn am Leben ließ. „Ich will Horus!“, verlangte Seth wütend. Baal nickte und bot ihm an, ihm bei der Suche zu helfen.
 

Träume
 

Seth drang ohne Vorwarnung in die göttlichen Sphären ein. Er erspähte sofort die ersten zwei Götter. Es handelte sich um Nun und Naunet. Nun erblickte den Eindringling sofort. „Seth, bist du das?“, fragte er verdutzt. Der neue Seth rief sofort sein Schwert und ging auf die beiden los. Noch bevor ihnen überhaupt klar wurde, was vor sich ging, wurden sie von Seth vernichtet. „Seth!“, rief jemand seinen Namen. Hinter dem Gott war Amun aufgetaucht. „Ich kann es nicht fassen. Erst hören wir Jahrhunderte nichts von dir und nun tötest du einfach zwei deiner Sgleichen. Für diesen Verrat wirst du hart bestraft werden.“, drohte er. Seth grinste. Er hatte ohnehin noch eine Rechnung mit Amun offen. Er lief zu ihm und hielt ihm sein Schwert vor den Hals. Amun versuchte sich zu befreien, was aber misslang. „Wie kann das sein? Warum bist du plötzlich so stark? Erkläre es mir!“, verlangte der Reichsgott. Seth grinste weiter. „Du willst wissen, warum ich so mächtig geworden bin? Ich habe mich die letzten Jahrhunderte erholt. Ich ernähre mich von der Verwirrtheit und der Gleichgültigkeit der Menschen. Das verleiht mir ungeheure Macht. Ich bin der neue, verbesserte Seth!“, erzählte er und entledigte sich dann auch Amuns. Er setzte seinen Weg unbeirrbar fort. Der Weg zu den restlichen Göttern. Astarte, Wosyet, Neper, Safech, Bata, Nemti, Anhuret, Tatjet, Wenut, Mophi, keiner blieb verschont. Sepa hatte die Katastrophe bereits vorher gesehen. Ohne Seschats Gabe wäre er Seth unterlegen. Also fasste er einen Plan. Seth konnte ihn jederzeit und überall orten. Deswegen begab er sich in die Gewölbe, tief unter dem Hatschepsut-Tempel. Dort stand ein Sarkophag bereit, in den er sich legte. Damit Seth ihn nicht aufspüren konnte, beschloss er sich in tiefen Schlaf zu versetzen. Damit ging er aber auch ein hohes Risiko ein. Das ihm von Seschat aufgelegte Gesetz, lautete, dass er das Schicksal nicht beeinflussen durfte. Sepa verstieß dagegen. Allerdings würde die Strafe des Schicksals nicht so schwer ausfallen, als der Tod durch Seth. Er hatte keine Lust als kleine, machtlose Seele in der Unterwelt herumzufliegen. Also begann er zu schlafen, und hoffte bald wieder zu erwachen. Seth hatte seine grausige Tat inzwischen beinahe beendet. Lediglich ein weiterer Gott war übrig geblieben. Horus war die letzte Chance für diese Welt. Mutig stellte er sich seinem Erzfeind. „Seth, das wird der letzte, entscheidende Kampf!“, gab er an. Seth sah das genauso. „Richtig, mein Neffe. Nun geht es um alles.“, erwiderte er. Horus und Seth standen sich in ihren tierischen Formen gegenüber, was dem Kampf noch mehr Aufmerksamkeit verleihte. Horus sah den Jungen, der ihm im Kampf gegen Ra unterstützt hatte, und der ihm so ähnlich war. Dennoch

wollte er ihn nicht mithineinziehen. Diesen Kampf musste er selbst austragen. Aber nur ein Gott konnte siegen. Aber wer? Der Gott des Lichts? Oder der Gott des Chaos?
 

Jeder der ein Amulett trug und über die Zeit des Chaos Bescheid wusste, wusste auch, dass weder Seth, noch Horus gesiegt hatten. Auch Hapi. Es geschah kurz vor Sepas Auferstehung. Hapi hatte von Baal den Auftrag bekommen, den Sarkophag zu bewachen und auf Sepas Rückkehr zu warten. Das zog sich hin. Plötzlich vernahm der Wächter Schritte. Wer konnte das sein? Niemand konnte so einfach in die Gewölbe des Tempels. Hapi bereitete sich auf einen Kampf vor. Die Gestalt betrat den Raum und wurde erkennbar. Sie trug eine dunkle Kutte, die bis ins Gesicht reichte. Sie steuerte genau auf Hapi zu. „Bleib stehen! Und identifiziere dich!“, verlangte der Wächter. „Du bist Hapi. Und du trägst die Aufgabe über Sepa zu wachen.“, schien die Gestalt bestens Bescheid zu wissen. Hapi wurde unruhig. „Wer bist du?“, fragte er nochmals. Die Gestalt hob den Kopf. „Ich bin dein neuer Gebieter.“, erklärte sie. Hapi zuckte. „Ich habe bereits einen. Die diene ausschließlich Baal.“, erwiderte er. Die Gestalt schien dies jedoch bereits zu wissen. „Ich weiß. Aber du bist schlecht informiert. Baal wurde in einer Schlacht getötet.“, überbrachte er die Nachricht. Hapi musste tief luftholen. Konnte er der Gestalt glauben? „Nehmen wir an, du hast Recht. Was willst du?“, fragte er nach. Die Gestalt hob plötzlich etwas hoch. Es handelte sich um ein Amulett. „Das ist alles, was von Baal übrig geblieben ist.“, klärte er auf. Hapi musterte es argwöhnisch. „Und? Wenn Baal tot ist, ist es wertlos.“, meinte er. Die Gestalt nickte. „Normalerweise hättest du damit Recht. Doch ich habe ihm neue Kraft gegeben. Mit dieser Kraft kannst du Sepa wecken.“, ließ er die Bombe platzen. Er warf es Hapi zu und dieser fing es. „Also gut. Was soll ich für Euch tun, Gebieter?“, wollte er erfahren. „Vorerst nicht viel. Wecke Sepa und erschleiche sein Vertrauen. Tu alles, was er dir aufträgt. Ich melde mich.“, befahl die Gestalt und machte dann wieder kehrt. Hapi hatte aber noch eine Frage. „Warte. Darf ich den Namen meines neuen Herrn erfahren?“ Die Gestalt stoppte kurz. „Ich habe keinen. Jedenfalls noch nicht.“, gab sie an und verschwand dann. Hapi blickte auf den Sarkophag, in dem Sepa bereits seit 3000 Jahren ruhte.
 

Senshi und Horus hatten diese Nacht den selben Traum. Senshi würde sicher geschockt sein, wenn er morgen aufwachte. Aber nicht nur er musste sich seinen Dämonen stellen. Auch Alex träumte diese Nacht. Allerdings ohne Sepas Zutun. Er träumte wie immer von seinem Vater. Der heutige Traum sollte jedoch als der intensivste herausstellen. Sokar saß an seinem breiten Schreibtisch, in seinem riesigen Büro. Vor ihm lag ein Berg von Akten. Für
 

einen Geschäftsmann nicht ungewöhnlich, doch das war nicht Sokars einzige

Tätigkeit. Vor 7 Jahren gelang er in den Besitz des Amuletts, welches er

heute um den Hals trug. Er befand sich in einer Organisation, die die Macht der Amulette für ihre Ziele nutzte. Sokars brügerlicher Name lautete Marc Alvers. Als Geschäftsmann nahm er an Besprechungen teil, fühlte Formulare aus und verteilte Unterschriften. In der Organisation diente er seinem Anführer Baal und erfüllte jeden Auftrag, der ihm gegeben wurde. So auch heute. Sokar wollte schon seine Arbeit beenden und den Weg nach Hause antreten, doch in der Tür zu seinem Büro stand jemand. Es handelte sich um eine attraktive Frau, mit langen blonden Haaren. Am aufälligsten war ihr Amulett. Sie befand sich in der selben Organisation, wie auch Sokar und nannte sich Serket. „Serket. Egal, was du willst, ich mache jetzt Feierabend.“, informierte sie der Geschäftsmann. Doch Serket ließ sich nicht so einfach abwimmeln. „Ich komme nicht einfach so. Baal hat eine Aufgabe für dich.“, erklärte sie. Sokar musste schmunzeln. „Und da hat er dich für die Drecksarbeit bestimmt.“, versuchte er Serket aus der Fassung zu bringen. Diese ging nicht darauf ein und begann mit Sokar zu flirten. „Tja, Baal weiß eben, was er an mir hat. Du auch?“ Serket hielt eine Akte in der Hand, welche Sokar ihr nun entriss. Er taumelte zurück zu seinem Schreibtisch und blätterte sie durch. „Ihr Name ist Kira Kies. Sie ist Reborterin und macht gerade Urlaub. Ihre Eltern sind ums Leben gekommen, und sie braucht eine Auszeit. Und jetzt rate einmal, was sie von ihrer Mutter geerbt hat.“, schien Serket die Akte bereits zu kennen. Sokar durchflog sie und lehnte sich dann zurück. „Na schön, ich werde sie durchleuchten.“, versprach er. Serket schüttelte den Kopf. „Nicht nötig, das wurde bereits erledigt. Sie wird sich uns nicht anschließen. Sie ist eine Wohltäterin.“, verriet sie. Sokar griff sich an die Schultern und begann sich selbst zu massieren. „Harter Tag? Soll ich einspringen?“, fragte sie ganz harmlos. Sokar hopste nun auf und nahm die Akte. „Ich werde das gleich morgen erledigen.“, versprach er. Serket war aber noch nicht fertig. „Baal sagte, das sollte schnell bereinigt werden.“, gab sie an. „Und deswegen mache ich es auch gleich morgen früh!“, meinte Sokar. Er wollte gerade zur Tür raus und Serket einfach stehen lassen. „Höflich bis zum Gehtnichtmehr. Wir könnten doch heute noch essen gehen.“, schlug sie vor. Sokar servierte sie elegant ab und verließ dann sein Büro. Serket blieb beleidigt zurück. Sokar machte sich noch einen schönen Abend und studierte nebenbei die Akte. Diese Kira besaß das Amulett der Mut, wusste aber noch nicht wozu es in der Lage war. Gleich am nächsten Tag rief Sokar die Zeitung an, in der Frau Kies arbeitete. Er schlug ein Interview vor, allerdings wollte er nur mit einer Reporterin sprechen. Sokar bzw. Marc Alvers war sehr populär. Er hatte innerhalb von einem Jahr eine riesige Firma aufgebaut und war sehr reich. Normalerweise verzichtete er auf
 

Interviews, doch nun machte er eine Ausnahme. Der Termin wurden gleich

auf den nächsten Tag angesetzt. Sokar hatte sich wieder seinen schicksten

Anzug angezogen und erschien zum Treffen. Es fand in einem Restaurant statt, welches Sokar vorgeschlagen hatte. Er bestand auf einer netten Atmosphäre. Er sah sich um und entdeckte eine etwas dickere Frau, die allein an einem Tisch saß. Er ging zu ihr und begrüßte sie. Dann fand er heraus, dass es sich um die falsche Frau handelte. Sokar entschuldigte sich und sah sich weiter um. Bald hatte er Frau Kies aufgespürt. „Herr Alvers! Setzen Sie sich doch.“, bot sie dem Geschäftsmann einen Stuhl an. Sokar setzte sich und begrüßte die Reporterin mit einem Handkuss. „Es ist nett Ihre Bekanntschaft zu machen. Sagen Sie doch einfach Marc.“, bot Sokar gleich an. „Kira.“, erwiderte die Reporterin sofort. „Es ist eine Ehre, Sie interviewn zu dürfen. Das wird wahrscheinlich das Erste, das je von Ihnen gemacht wurde. Wie kommt das?“, wollte Kira unbedingt erfahren. Sokar konnte ihr sofort eine Antwort liefern. „Das ist ganz einfach. Ich will einfach nicht, dass die Leute zuviel über mich wissen. Ich habe nämlich auch meine Geheimnisse.“, blickte er sie verschwörerisch an. „Und die wären?“, versuchte Kira ihr Glück. Sokar presste die Lippen zusammen. Dann bestellten beide einen Drink und plauderten weiter. „Erzählen Sie mir, wie Sie an ihr Geld gekommen sind.“, verlangte Kira. Sokar musste nicht lange nachdenken. „Ganz einfach, ich habe Lotto gespielt.“, erwiderte er. Kira hielt das zuerst für einen Scherz, doch Sokar bestätigte es nochmals. „Sie sind wahrscheinlich der größte Glückspilz der Welt.“, meinte sie. Sokar schaukelte mit dem Kopf. „Naja, sagen wir, ich habe einfach ein Talent für gewisse Dinge.“, hatte er damit seine magischen Fähigkeiten im Sinn. Nun wurde Kira persönlicher. „Und jetzt verraten Sie mir etwas privates.“ Sokar zögerte. „So haben wir nicht gewettet.“, antwortete er charmand, aber bestimmt. Kira ließ jedoch nicht locker. „Ach kommen Sie. Keine Frau? Oder Frauen? Und wie sieht es bei Ihnen mit Kindern aus?“, hakte sie nach. Sokar befeuchtete sich die Lippen. „Sie wissen, dass ich Single bin. Jemand wie Sie hat sich doch bestimmt informiert. Und was Kinder angeht… im Moment habe ich noch keine.“, log er Kira an. Sie haben Recht, ich habe mich über Sie informiert. Und Sie sich über mich. Geben Sie es zu. Sie haben ein paar meiner Artikel gelesen. Deshalb wollten Sie mich für das Interview. Sie glauben, dass ich Ihre Story am besten rüberbringen kann.“, spekulierte diese. Kira nahm Sokar die Ausrede bereits ab. „Sie haben Glück. Wenn Sie einen Tag später angerufen hätten, wäre ich bereits außer Landes gewesen.“, erzählte sie. Sokar fragte nach dem Grund und Kira begann von ihren Eltern zu erzählen. Sokar drückte ihr sein Beleid aus und sie kamen immer wieder vom Interview ab. So kam es, dass es spät wurde, und Kira nicht zum Ende gekommen war. Sie entschuldigte sich, doch Sokar hatte bereits eine Idee.
 

„Wissen Sie was? Das ist kein Problem. Ich habe Zeit, wir können uns noch

ein zweites Mal treffen.“, schlug er vor. Kira war von der Idee begeistert. So

kam es, dass sich die beiden näher kamen. Bereits am nächsten Tag lud Sokar Kira zu einem Rundgang in seine Firma ein. Kira notierte ständig irgendwelche Dinge und Sokar wagte es, in ihr Notizbuch zu gucken. „Nette Zeichnungen.“, meinte er, als er sah, dass Kira nichts mitgeschrieben hatte. Dieser war das natürlich peinlich und sie suchte nach einer Ausrede. „Schon o.k. Ich wäre auch bereits eingeschlafen. Ehrlich gesagt, verstehe ich die meisten Dinge in meiner Firma selbst nicht.“, kam er zum Lachen. Kira stieg darauf ein. Am Ende des Tages war das Interview komplett. „Also Marc, es hat mich sehr gefreut. Und ich kann Ihnen jetzt schon versichern, dass Sie bei meinem Artikel gut wegkommen werden.“, verriet sie. Sokar spielte den Erleichterten. „Mir hat es auch Spass gemacht. Naja, es wird langsam dunkel, also ich kann Ihnen ein Taxi rufen, wenn Sie wollen.“, schlug der Geschäftsmann vor. Kira dachte kurz nach. „Ahhhmmm…sicher. Wenn Sie wollen.“ Sokar fischte ein Handy aus seiner Jackentasche und begann zu wählen. Er bestellte ein Taxi und wartete zusammen mit Kira. „O.k, dann danke nochmals.“, wollte sie sich verabschieden. Sokar rang mit sich. „Warten Sie doch noch einen Moment. Also… ich weiß, das Interview ist vorbei, aber… ich würde Sie gerne wiedersehen. Falls es Ihnen nichts ausmacht!“, versuchte Sokar cool zu bleiben. Kira hatte aber scheinbar nur darauf gewartet. „Klar, rufen Sie mich an. Ich gebe Ihnen meine Nummer.“, schlug sie vor. Sokar wehrte ab. „Schon gut, die habe ich bereits.“, erinnerte er sich an die Akte. Dann bekam er aber einen Schreck. Das war unklug. Doch Kira bemerkte nichts. „Sie sind mir wohl immer einen Schritt voraus.“, meinte sie und verabschiedete sich dann. Von da an, verabredeten sich die beiden regelmäßig. Es war bereits eine Woche her, seitdem Sokar den Auftrag bekommen hatte. Serket tauchte unerwartet in seinem Büro auf. „Serket, ich habe jetzt keine Zeit für dich.“, versuchte Sokar sie zu verscheuchen. Diese sprang nicht darauf an und stemmte ihre Hände auf Sokars Schreibtisch. „Baal ist stinksauer. Du hast deinen Auftrag noch nicht erfüllt.“, sprach sie. Sokar legte seinen Stift, mit dem er gerade schrieb beiseite und blickte Serket in die Augen. „Ich bin an der Sache dran. Keine Angst.“ Serket musterte den Geschäftsmann sorgfälltig. „Du siehst heute so zufrieden aus. Liegt das zufällig an dieser Kira? Natürlich, das ist der Grund. Du hast dich in sie verknallt. Das ist ja überaus lustig.“, amüsierte sich Serket prächtig. Sokar wollte dies abstreiten. „Nein, das was du sagst ist lustig. Ich werde meine Aufgabe erledigen. Das kannst du Baal sagen! Und jetzt verschwinde!“, wurde Sokar sauer. Serket hob ihre Hände, als Zeichen des Waffenstillstands. „Ich gehe. Aber du solltest deinen Auftrag bald abschließen.“, gab sie ihm den Rat. Kaum war sie weg, griff sich Sokar an
 

den Kopf. „Was sollte er jetzt unternehmen? Zuhause erlebte er eine

Überraschung. „Marc, wird ja Zeit, dass du endlich kommst.“, begrüßte ihn

Kira. Sokar war mehr als überrascht. „Wie kommst du in meine Wohnung?“, wollte er wissen. „Deine Haushälterin hat mich reingelassen.“, sagte sie schnell und lief dann zurück in die Küche. Scheinbar hatte sie für Sokar Essen gekocht. „Kira, du hättest mich vorher fragen können.“, schien er nicht so begeistert zu sein. Kira konnte in seiner Wohnung leicht etwas finden, was seine zweite Identität verriet. „Marc, du hast mir ja was verheimlicht.“, fiel Kira Sokar in den Arm. Dieser schnitt ein unschuldiges Gesicht. Kira wies auf die Wand hin. Dort hingen eine große Anzahl von ägyptischen Artefakten. „Ein Hobby von dir?“, hakte sie nach. Sokar konnte nur nicken. Am Abend sahen sich die beiden einen Film an und Sokar legte seinen Arm um Kiras Schulter. „Kira, ich war nicht ganz ehrlich zu dir.“, begann er. Diese horchte auf und hakte nach. Als Reporterin war sie das gewohnt. „Ich… ich habe doch einen Sohn.“, verriet er. Kira regte sich auf, da Sokar erst jetzt damit herausrückte. „Er heißt Alex. Ich sehe ihn nur einmal im Jahr. Es tut mir Leid, dass ich es dir verschwiegen habe. Ich wollte nicht, dass es im Interview erscheint. Aber jetzt ist alles anders. Du bedeutest mir alles. Und du musst alles wissen.“, meinte er. Kira stutzte. „Gibt es noch mehr?“, fragte sie etwas enttäuscht. Sokar nickte. „Ich kann es dir nicht genauer sagen, aber du könntest in Gefahr sein. Und das durch meine Schuld. Ich weiß es klingt versessen, aber du solltest immer bereit sein, die Stadt zu verlassen.“, versuchte er Kira zu überzeugen, dass sie in Gefahr war. Diese setzte sich ein Stück von Sokar weg. „Ich verstehe schon. Hast du irgendwas illegales am laufen, oder?“, wollte sie es genauer wissen. Sokar verneinte. „Nein, aber ich habe Feinde. Feinde, die zu allem bereit sind. Ich wünschte es wäre anders, aber alles was ich will, bist du. Und ich will dich beschützen.“, erklärte er. Kira wollte noch mehr Antworten, doch Sokar versicherte ihr, dass es so am besten war. Doch alles sollte anders kommen. Sokar hatte Kira ein Flugticket besorgt, mit dem sie verschwinden sollte. Er wollte gerade sein Büro verlassen, als Serket auftauchte. „Nicht jetzt!“, schrie er beinahe. „Doch jetzt.“, sagte jemand hinter ihm. Sokar drehte sich um und erkannte Uräus. Sein Herz fing an zu pochen. „Baal will dich sehen. Aber das kannst du dir ja denken.“, meinte Serket. Sokar wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Er musste den beiden folgen. Die drei teleportieren sich direkt in Baals Versteck. „Sokar, du hast einen Befehl missachtet.“, begann Baal sofort zu schimpfen. Sokar kniete sich nieder und rang nach Worten. Eine Entschuldigung würde Baal aber nie hören. „Du hast dich mit dem Feind verbündet.“, schrie der Anführer. Sokar schüttelte sofort den Kopf. „Nein, Sie verstehen das falsch.“, versuchte er die Situation zu klären. Baal verzichtete darauf. „Nicht nötig. Krobhi kümmert sich bereits um die
 

Angelegenheit.“, verriet er. Sokar wurde leichenblass. „Heißt das…?“, fragte

er zögernd. Baal bejahte. „Krobhi vollbringt gerade das, was du nicht

konntest. Ich werde dir in Zukunft keine so schwierigen Aufgaben mehr

geben. Außerdem werde ich dich degradieren. Für jede Entscheidung, die du treffen willst, musst du zuerst Serket konsultieren.“, hörte Baal mit seiner Folter einfach nicht auf. „Und jetzt geh mir aus den Augen.“, befahl er. Sokar konnte aber nicht aufstehen. Serket und Uräus mussten ihm erst aufhelfen. Dann riss sich Sokar wieder zusammen. Er teleportierte sich in Kiras Wohnung und sah sich um. Er betete, dass Krobhi ihr nichts angetan hatte. Doch mit jedem Schritt wurde er unsicherer. Bald wusste er aber was geschehen war. Die folgenden schrecklichen Bilder ließen Alex aufwachen. Schweißgebadet hatte er sich in seinem Bett aufgerichtet. „Nein! Verdammt, warum hört das nicht auf?“, schien er am Ende seiner Kraft zu sein. In seinem Zustand war er Senshi und Lin bestimmt keine große Hilfe. „Jetzt weißt du es.“, erklang eine Stimme, die Alex kannte. Doch war das möglich? „Vater? Bist du es?“, fragte er zögernd. Die Stimme bejahte. „Ja, mein Sohn. Ich bin wieder da.“, verriet sie. Alex hätte weinen können. „Dein Amulett ist zerstört. Wieso bist du noch da?“, verstand er die Welt nicht mehr. „Ich bin dein Vater, Junge! Ich bin in dir.“, erklärte die Stimme. Das schockte Alex. „Warum? Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?“, verstand es der Junge nicht. „Alex, ich schicke dir diese Träume, damit du eines weißt. Ich bin nicht der Dämon, für den du mich hältst. Ich will, dass du weißt, wie es zu allem gekommen ist. Ich habe nie einen Menschen getötet. Aber es stimmt, ich habe vielen Leid bereitet. Deswegen möchte ich mich mit dir versöhnen.“, gestand er. Alex war am Ende. Er wusste nicht, was er tun sollte. „Ich… weiß nicht.“, brachte er gerade noch heraus. Sokar hatte Verständnis. „Du brauchst Zeit, das verstehe ich voll und ganz. Schlafe jetzt.“, meinte er und Alex schloss tatsächlich die Augen. Die restliche Nacht verlief traumlos.
 

Allerdings nicht für Lin. Sepa hatte sie aufgesucht, da er glaubte, dass sie eine Bedrohung darstellen könnte. Er beeinflusste sie genau wie zuvor Senshi. Lin begann von ihrer Kindheit zu träumen. Sie und ihre Mutter bewohnten ein kleines Häuschen, unterhalb des Berges, auf dem Meister Schakals Trainingsanlage stand. Lins Mutter hatte bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr dort trainiert. Sie besuchte Schakal, und ihre alten Freunde noch immer, doch in letzter Zeit immer weniger. Lins Vater hatte die beiden bereits vor einiger Zeit verlassen, so dass Lin nur noch ihre Mutter hatte. Sie spielte aber auch gerne mit ihrem Patenonkel Schakal, wenn sie ihn besuchte. Dann zog sie immer an seinem langen Bart. Ihre Mutter trug einen Talisman um den Hals, der ihr scheinbar Glück bringen sollte. Sie verriet ihrer Tochter
 

aber, dass er noch mehr konnte. Das Amulett trug eine magische Kraft in

sich, die den Besitzer sehr mächtig werden ließ. Sie unterrichtete ihre Tochter

selbst, wodurch Lin nicht viele Freunde fand. Sie hatte nur ihre Mutter, mit der sie reden konnte. Doch bald sollte das Schickal ihr einen schweren Schlag verpassen. In einem anderen Teil der Welt tobte gerade eine wilde Schlacht. Zwei Amulettträger bekämpften sich. Auf den ersten Blick konnte man nicht feststellen, wer der Gute und wer der Böse war. Erst bei genauerem Hinsehen wurde das Gesicht eines Kämpfers erkennbar. Es handelte sich um Hapi. Er hatte sein Amulett aktiviert und seine Waffe gerufen. Es handelte sich um ein gewöhnliches Schild, das nur zur Verteitigung diente. Das sollte zumindest Hapis Feind denken. „Anuki, du hattest die Chance dich dem großen Baal anzuschließen. Du hast sein großzügiges Angebot ausgeschlagen, dafür wirst du nun mit deinem Leben bezahlen.“, warnte er. Sein Gegner nahm Hapi zwar ernst, ließ sich aber nicht einschüchtern. Er fühlte sich ihm überlegen, da er eine stärkere Waffe besaß. Er hielt eine große Sense in den Händen, mit der er alles spalten konnte. Hapis lächerliches Schild konnte ihn nicht schützen. Anuki griff an, doch Hapi konnte sich noch verteitigen. Der preschte mit seinem Schild vor und verletzte Anuki an der Hand. Dieser erschrak und ließ seine Sense fallen. Darauf hatte Hapi gewartet. Aus der Mitte seines Schilds schoss plötzlich eine Klinge. „Jetzt siehst du, wie mächtig meine Waffe ist.“, grinste er und beendete seinen Auftrag. Er ließ Anuki liegen und machte sich auf den Rückweg zu Baal. Dort angekommen, berichtete er vom Erfolg der Mission. Baal lobte ihn und versprach ihm eine Belohnung. „Danke, Gebieter. Ich werde mich nun zurückziehen.“, wollte Hapi gehen. Baal war jedoch noch nicht fertig. „Warte. Tut mir Leid, dass ich dich damit belästige, aber ich habe einen weiteren Amulettträger ausfindig gemacht. Ich weiß, du hast einen harten Kampf hinter dir, aber Uräus und alle anderen stecken in einer Mission. Du musst dich darum kümmern.“, befahl er. Hapi war etwas erschöpft, wollte Baal aber nicht enttäuschen. „Sagt mir wo ich ihn finde, und ich wickle die Sache schnell ab.“, versprach er. Baal reichte seinem Diener ein Bild. „Du wirst nach China reisen müssen, um sie zu finden. Sie trägt das Amulett der Sechmet. Du dein bestes.“, erklärte er. Hapi sah sich das Bild genauer an und versprach bald zurückzukehren.
 

Lins Mutter hatte ihrer kleinen Tochter neue Spielsachen mitgebracht. Sie arbeitete im Dorf in einem Geschäft. „Du, Mama?“, fragte die kleine Lin. „Wenn dein Anhänger so magisch ist, warum musst du dann noch arbeiten?“, wollte sie erfahren. Ihre Mutter lächelte und strich ihrer Tochter über den Kopf. „Ach, Schatz. Dieses Amulett ist ein Geschenk. Man darf die Magie, die es beherbergt nicht missbrauchen.“, erklärte sie. Lin war jung und
 

verstand noch nicht alles. Auch nicht den Krieg der unter den Menschen

herrschte, die so ein Amulett trugen. Es wurde Schlafenszeit und Lins Mutter

brachte sie zu Bett. Sie las ihr noch eine Gutenachtgeschichte vor und wartete bis ihre Tochter einschlief. Sie wollte ihr noch einen Kuss auf die Wange geben, als sie merkte, dass sie nicht allein war. Jemand stand in der Tür. „Wären Sie so nett, und wecken die Kleine nicht auf? Wir können gerne nach Draußen gehen.“, schlug die Frau vor. Hapi war einverstanden. Die beiden gingen vor das Haus und Hapi erklärte sein Anliegen. „Ich diene dem Gott Baal. Ich wurde zu dir geschickt, um dir ein großzügiges Angebot zu unterbreiten. Schließe dich uns an und erfahre hohe Privilegien.“ Lins Mutter musste kurz überlegen. Sie musterte Hapi argwöhnisch. Ich habe bereits von euch gehört. Ihr missbraucht die Kraft eurer Amulette und setzt sie für eure eigenen Ziele ein.“, erinnerte sie sich an die Erzählungen, die ihr Meister Schakal vor einiger Zeit geschildert hatte. „Ich nehme an, das soll eine Absage sein.“, kombinierte Hapi. Lins Mutter nickte zaghaft. „Tut mir Leid, meine Tochter bedeutet mir alles. Ich werde mich euch nie anschließen.“, sagte sie festentschlossen. Hapi nickte ein paar mal langsam. „Dann lässt du mir keine andere Wahl. Meister Baal möchte, dass ich jeden vernichte, der sein Angebot ablehnt.“, erklärte er. Er wollte bereits sein Schild rufen, als Lins Mutter ihn daran hinterte. „Ich bin bereit gegen dich zu kämpfen. Aber bitte erst morgen früh. Kannst du das arrangieren?“, hoffte die Mutter auf ein Ja. Hapi war etwas verwirrt. Warum wollte Sechmet mit dem Kampf warten? „Tut mir Leid, aber das kann ich nicht gestatten.“, erwiderte er. Lins Mutter sah äußerst besorgt aus. „Wenn du glaubst, dass ich fliehe, liegst du falsch. Hier ist mein Zuhause und ich werde es verteitigen. Aber lass mich bitte meine kleine Tochter in Sicherheit bringen. Ich bin bereit morgen gegen dich zu kämpfen.“, erzählte sie. Hapi rang mit sich. Sollte er Sechmet vertrauen? Er leistete gute Arbeit und Baal wäre ihm sicher nicht böse, wenn er zustimmte. Lins Mutter bedankte sich. Hapi blieb jedoch in der Nähe des Hauses und wartete auf den nächsten Tag. Lin wurde unsanft geweckt. „Mama, was ist den?“, fragte sie verschlafen. „Schatz, ich kann es dir jetzt nicht erklären, aber wir müssen weg.“, meinte ihre Mutter. Lin verstand kein Wort. Sie wollte nachfragen, doch ihre Mutter zog sie an und nahm sie an die Hand. „Wo gehen wir hin?, fragte das Kind etwas ängstlich. „Wir gehen zu deinem Onkel Schakal.“, verriet sie. So kam es, dass die beiden die ganze Nacht unterwegs waren. Lin schlief währendessen immer wieder ein und ihre Mutter musste sie tragen. Als sie an ihrem Ziel angekommen waren, klopfte die Mutter verwzeifelt ans Tor. Ein Schüler öffnete ihr und brachte sie zu Meister Schakal. Lins Mutter erzählte von Hapi und wollte ihre Tochter bei ihrem Mentor lassen. Schakal wollte ihr mehrere seiner Schüler mitschicken, doch Sechmet wollte das nicht. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn durch
 

ihre Schuld jemand anderen etwas zustossen sollte. Lin wachte kurz auf und

ihre Mutter redete mit ihr. „Lin, wir sind jetzt da. Vielleicht musst du etwas

länger als geplant hierbleiben.“, begann sie beinahe zu weinen. Lin verstand die Aufregung nicht. „Was ist den los, Mama? Wann kommst du wieder?“, fragte das Mädchen müde. Sechmet streichelte ihr über die Wange und versprach ihr bald wieder da zu sein. Sie sah ihre Tochter nochmal an und ging dann. Schakal wollte Sechmets Bitte entsprechen und für Lin sorgen, falls etwas schief ging. Außerdem gab er einem seiner Schüler den Befehl, Sechmet zu folgen. Er sollte sich zwar nicht in den Kampf einschalten, aber alles beobachten. Bei Tagesanbruch kehrte Sechmet zu ihrem Haus zurück. Hapi wartete bereits ungeduldig. „Du kommst spät.“, raunte er. Sechmet rief ihre Waffe. „Ich weiß. Aber dafür wird der Kampf schnell vorbei sein.“, versprach sie.
 

Am Abend kehrte Schakals Schüler zur Tempelanlage zurück. Er berichtete seinem Mentor, dass Sechmet verloren hatte. Schakal wusste nicht, wie er es Lin beibringen sollte. Diese hatte nämlich bereits den ganzen Tag nach ihrer Mutter gefragt. Er rang sich dann doch dazu durch und erzählte ihr, dass ihre Mutter nie wiederkommen würde…
 


 

Der verbannte Gott
 

Lin schreckte auf. Der Traum war der reine Horror für sie. Sie musste alles nochmal miterleben, was sie als Kind vergessen hatte. Doch warum war er so klar und beinhaltete diese Details? Sollte es vielleicht kein Zufall sein? Am schlimmsten war, dass sie zum ersten Mal das Bild des Mörders ihrer Mutter gesehen hatte. Lin kannte nur eine Möglichkeit die Bilder zu vergessen und sich wieder auf ihre Mission zu konzentrieren. Verdrängung. Sie stand auf, tuschte sich und zog sich an. Dann bereitete sie alles für den Wüstenmarsch vor. Auch Senshi war erwacht. Der Traum der vergangenen Nacht lag ihm noch immer auf den Augen. Er sah kein klares Bild vor sich. Er rieb sich müde und unausgeschlafen die Augen und blickte zur Seite. „Hi.“, sagte jemand zu ihm. Dann spürte Senshi einen Schlag ins Gesicht. Nun war er hellwach. „Verdammt, was soll das?“, fragte er den Jungen. Dieser hob die Augenbrauen. „Sorry, es war mir ein Bedürfnis.“, erklärte er. Senshi glaubte sich verhört zu haben. „Ich zeige dir gern auch mein Bedürfnis. Moment! Ich kenne dich doch.“, hob der überrascht den Kopf. „Colin.“, winkte der Junge demonstrativ. Senshi musterte ihn misstrauisch. „Ja, du warst im Spielesalon. Was tust du hier?“, fragte er verdutzt. Colin ließ sich was einfallen. „Ich dachte, ich könnte etwas mit dir plaudern.“, verriet er. Senshi sah Colin unglaubwürdig an. War der Junge verrückt geworden? Er drang einfach in sein Haus ein und schlug Senshi. „Was hast du hier zu suchen? Und woher weißt du, wo ich wohne?“, hakte er nach. Colin brauchte etwas für die Antwort. „Ich sagte doch, ich will mich mit dir unterhalten. Meister Sepa hat mir beigebracht mich zu dir zu teleportieren.“, klärte er auf. Senshi erschrak. Er nahm Abstand und beäugte den Eindringling genauer. Er trug kein Amulett. „Du arbeitest für Sepa?“, hinterfragte er. Colin nickte kurz. Er war irgendwie eigenartig. „Willst du jetzt gegen mich kämpfen?“, hakte Senshi nach. Colin verneinte. „Nein, noch nicht. Aber ich freue mich, wenn es soweit ist.“, verriet er. „Du bist ein ziemlich merkwürdiger Kerl, hat dir das schon wer gesagt?“, bemerkte Senshi, dass er nichts von Colin zu befürchten hatte. „Tatsächlich? Du bist der Erste, der das zu mir sagt. Naja, lieg vielleicht daran, dass ich erst drei Wochen alt bin.“, meinte er. Senshi hielt dies für einen Scherz. „3 Wochen? Klar.“, versuchte er zu lächeln. Colin merkte, dass Senshi ihm nicht glaubte. „Ich nehme viele Vitamine. Naja nicht wirklich, ich habe einen Scherz versucht. War der gut?“, fragte Colin freundlich. Senshi hatte es jedoch die Sprache verschlagen. Colin setzte zur Erklärung an. „Naja weißt du, eigentlich kennen wir uns ja. Ich bin die Wiedergeburt von Serapis. Jedenfalls wurde es mir so erzählt.“ Das wirkte.
 

Senshi bekam es etwas mit der Angst zu tun. „Wow, das ist ja eine Bombe.“,

stotterte er. „Ja, ich soll sogar seine Kraft geerbt haben. Aber noch habe ich sie nicht. Wenn es soweit ist, können wir gegeneinander kämpfen.“, erklärte Colin. Senshi wusste immer noch nicht, was er von dem Jungen halten sollte. Serapis Wiedergeburt arbeitete eindeutig für Sepa. Trotzdem kam ihm Colin nicht wie ein Feind vor. „Du und ich, wir sind gleich.“, verriet er nun. Senshi verstand nicht ganz. „Gleich? Nimms mir nicht übel, aber du scheinst mir etwas verwirrt zu sein.“ Colin lächelte das erste Mal. „Und du? Hast du deinen Traum vergessen? Sepa hat ihn dir geschickt.“, erklärte er. Senshi hatte den Traum tatsächlich kurz vergessen. Doch jetzt fielen ihm die schrecklichen Bilder wieder ein. Es war der Horror. Was ihm jedoch am meisten schockte, war Horus Tat. Er hatte seine eigene Mutter ermordet. War dieser Traum real? Hatte Horus das alles tatsächlich getan? Colin schien seine Gedanken lesen zu können. „Sepa hat dir diesen Traum geschickt, aber es ist alles wahr. Es sind Horus Erinnerungen.“, erzählte er. Senshi verstand. Aber war Horus wirklich das Monster, das er gesehen hatte? Hatte sich der Gott die ganze Zeit nur verstellt? War er wirklich böse? Nun schritt Colin wieder ein. „Kein gutes Gefühl, oder?“, fragte er nach. Senshi blickte ihn fragend an. „Diese Verwirrtheit. Ich habe sie auch. Ich sagte doch, wir beide sind gleich. Wir wünschen uns beide mehr Klarheit.“, sprach er. Senshi konnte nur nicken. Die wollte er tatsächlich. Es gab sovieles, was er nicht verstand. Wem konnte er noch vertrauen? Horus jedenfalls nicht mehr. „Ich beobachte bereits seit einiger Zeit deine ‚Dates‘, deine Videospiele, und deine anderen Versuche ein normales Leben zu führen. Und außerdem kämpfst du in deiner Freizeit noch gegen Götter. Du willst alles ausprobieren, damit du weißt, was du willst, hab ich Recht? Du solltest dich schnell für eine Existenz entscheiden, bevor du es nicht mehr kannst. Ich werde mich dann mal wieder auf den Weg machen. Hier, das ist für dich. Wenn du und deine Freunde bereit seit, kommt hin.“, meinte Colin und warf Senshi ein zusammengefalltetes Stück Papier entgegen. Dieser fing es und begann zu lesen. „Sieht aus wie ein Lageplan.“, kam es ihm in den Sinn. Colin bestätigte es. „Ja, das ist der Hatschepsut-Tempel, Sepas Versteck. Der rote Punkt, ganz unten makiert seinen Aufenthaltsort. Wenn du soweit bist, würde ich mich über einen Besuch freuen.“, erklärte Colin. Danach begann er sich aufzulösen. Senshi hatte aber noch eine Menge Fragen. Doch sie blieben unbeantwortet. Colin war verschwunden.
 

„Ich wünschte ich könnte euch begleiten.“, spielte Noah den Enttäuschten. Alex gab ihm einen leichten Schups. „Wie bitte? Du kommst gefälligst mit!“, versuchte er seinen Freund zu überreden. Noah schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe keine Lust auf einen langen Wüstenspaziergang. Dort gibt es
 

nämlich eine Menge Dinge, die ich echt nicht abkann. Schlangen, Skorpione,

UV-Strahlen…“, versuchte er sich rauszureden. „Lass ihn doch. Er bleibt einfach hier und bewacht deine Sachen.“, schlug Senshi vor. Noah schnitt ein missmutiges Gesicht. „Nächste Station Lin!“, wollte Senshi gleich weiter. Alex lächelte. „Toll. Aber was wenn wir sie stören, und dieser Daniel bei ihr ist?“, fragte Alex ganz harmlos. „Sehen wir gleich.“, antwortete Senshi. Eine halbe Stunde später standen sie bereits vor Lins Tür. Alex klopfte, aber niemand öffnete. Dafür hörten sie einen Schrei. Danach ein lautes Poltern. „Lin wird angegriffen!“, rief Alex entsetzt. Er bat Senshi zur Seite zu gehen und und rannte auf die Tür zu. Im selben Moment, wie er sich erreichte, wurde sie bereits geöffnet. Er erfasste Lin und beide krachten zu Boden. „Was soll das?“, fragte das Mädchen erschroken. Alex war ganz verwirrt. „Du hast geschrien. Und es hat etwas gekracht.“, erklärte er. Lin verrollte die Augen. „Natürlich. Ich habe trainiert, um im Notfall bereit zu sein. Wärst du jetzt so freundlich, und gehst von mir runter?“, fragte sie ganz höflich. Alex bemerkte, dass er Lin am Aufstehen hinterte. Er sprang wieder hoch und entschuldigte sich. „Hast du dir etwa Sorgen um mich gemacht?“, fragte Lin mit grinsendem Gesicht. Bevor Alex noch in Erklärungsnot kam, sprang Senshi ein. „Wir müssen los. Ich glaube nicht, dass die Triade gerne wartet.“, entgegnete er. Alex und Lin gaben ihm Recht. Doch wie sollten sie mit ihr in Kontakt tretten? „Hat wer von euch die Telefonnummer von den Typen?“, fragte Alex scherzhaft. Eine Antwort erübrigte sich. Hathor tauchte unerwartet auf. „Pünktlich auf die Minute.“, meinte Lin. „Seit ihr bereit für die Reise?“, wollte Hathor erfahren. Alle drei nickten. Kurze Zeit später fanden sie sich im großen Saal wieder, in der die Triade tagte. Nefertum und Tatenen waren bereits anwesend. „Heute kein Mittagessen?“, fragte Alex, hielt sich danach aber den Mund zu, da er Tatenen nicht beleidigen wollte. Nefertum erhob sich nun. „Hathor wird euch nach Siwa bringen. Nicht weit entfernd werdet ihr ein Dorf finden. Dort müsstet ihr fündig werden.“, erklärte er die weiteren Schritte. Senshi und seine Freunde waren soweit. Hathor begann wieder sich und die Abenteurer zu teleportieren. Bald standen die Vier inmitten von Sand. „Ich nehme an wir sind in Ägypten.“, gab Alex eine unnötige Bemerkung ab. „Blitzmerker.“, lästerte Lin. „Ich werde euch nun allein lassen.“, erklärte Hathor. „Warum kommst du nicht einfach mit?“, interessierte Lin. Hathor schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Ich würde mich zu sehr in den Kampf gegen Sepa einmischen. Aber ich wünsche euch viel Glück.“, meinte sie und löste sich dann auf. „O.k, dann lasst uns mal loslegen.“, versuchte Alex herauszufinden, wo sie waren. Nicht weit entfernd war eine Stadt. „Dann gehen wir mal.“, schlug er vor. Senshi hielt nichts davon. Das ist Siwa. Wir müssen in die entgegengesetzte Richtung.“, erinnerte er ihn an Nefertums Worte. Alex verstand zwar, wollte aber

trotzdem dorthin. „Wir sollten wenigstens Wasser kaufen.“, gab er zu Bedenken, dass sie sicher welches brauchten. Senshi hatte aber Zweifel. „Ich glaube nicht, dass die hier Euros annehmen. Außerdem kostet hier Wasser soviel wie ein Porsche.“, übertrieb er leicht. Lin konnte die Jungen beruhigen. Sie hatte nämlich Unmengen von Wasserflaschen eingepackt. So kam es, dass sich die drei in die entgegengesetzte Richtung aufmachten. Auf ins Ungewisse.
 

„Herr, es scheint, als würden wir Besuch bekommen.“, informierte ein Diener des Tempels den Hohepriester. Dieser schien bereits damit gerechnet zu haben. „Lasst sie nur kommen. Spielt das übliche Spiel, wie immer. Später führt sie zu mir.“, befahl er. Der Diener folgte und bereitete alles für die Ankunft der drei Reisenden vor.
 

Senshi, Alex und Lin wanderten immer noch durch die Wüste. Die erste halbe Stunde war erträglich gewesen, doch nun wurde die Sonne immer erbarmungsloser. Lin bewies, dass sie nicht nur Wasserflaschen in ihrem Rucksack hatte und gab jeden der Jungen eine Kopfbedeckung. Senshi und Alex bedankten sich und gingen weiter. Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis sie endlich am möglichen Ziel ankamen. In einiger Entfernung sahen sie ein Dorf. „Wenn das eine Fatamorgana ist dann…“, schwitzte sich Alex zu Tode. „Na schön, das werden wir gleich genauer wissen.“, hielt es Senshi einfach nicht mehr aus und rannte los. Alex und Lin versuchten ihm zu folgen. „Warte, Senshi!“, rief ihm Lin hinterher. Doch der Junge dachte nur noch an Schatten. Das Dorf rückte immer näher. Häuser wurden erkennbar und die Köpfe von Menschen tauchten auf. Senshi freute sich wirklich und suchte an der Wand eines Hauses nach Schatten. Damit weckte er die Aufmerksamkeit der Bewohner. Diese musterten den Jungen argwöhnisch. Sie schienen nicht an andere Menschen gewöhnt zu sein. Langsam trafen auch Alex und Lin ein. Einige Dorfbewohner traten zu den Dreien und sprachen sie auf arabisch an. Lin sah ihre Freunde an, da sie nicht weiter wusste. Als die Bewohner des Dorfes merkten, dass ihre Besucher ihre Sprache nicht kannten, versuchten sie es mit ein paar Fetzen englisch. Das half zwar nicht viel, aber die drei Freunde verstanden. Einer der Bewohner lud sie scheinbar in sein Haus ein. Die Freunde nahmen die Einladung gerne an. „Schatten! Ich liebe dich, Schatten!“, fechelte sich der Junge selbst Luft zu. „Senshi benimmt sich noch merkwürdiger als sonst. Vielleicht ist er dehydriert.“, sorgte sich Lin. Alex sah das ganz locker. Ihr Wohltäter brachte ihnen Wasser und etwas zu essen. Senshi musste sich erst richtig erholen, ehe er etwas anderes anfangen konnte. Im Dorf befand sich auch jemand, der perfekt englisch sprach. Mit ihm konnten die Freunde sprechen und ihr
 

Anliegen darlegen. Natürlich erwähnten sie nichts von Reschef. Er erzählten

einfach sie würde einen Freund suchen, der schon länger im Dorf leben

musste. Der Dorfbewohner konnte ihnen jedoch nichts sagen. Also wie sollten die drei weiter vorgehen? Lin schlug vor mit jedem Bewohner einzeln zu sprechen. Mit der Hilfe ihres neuen Bekannten war dies kein Problem. Senshi wollte sich unbedingt genauer umschauen. Und als ihr Gastgeber erzählte, dass das Dorf eine eigene Bibliothek hatte, kam es, dass sich die Freunde trennten. Lin versuchte mit jedem Bewohner ins Gespräch zu kommen, doch die meisten mochten keine Besucher. Senshi sah sich im Dorf um, entdeckte aber nur wenige öffentliche Gebäude. Eines davon war die Bibliothek, in der sich Alex gerade aufhielt. Sie schien alles zu sein, was das Dorf an Sehenswürdigkeiten zu bieten hatte. Alex entdeckte massenhaft verstaubte Bücher, alle in arabisch. Dennoch wusste er, dass ihm keines davon weiterhelfen konnte. Er wollte bereits gehen, als Senshi zur Tür herein kam. „Na? Schon fündig geworden?“, fragte er nach. „Naja, kannst du zufällig arabisch? Eine andere Schrift findest du hier nicht.“, antwortete Alex. „Doch! Hieroglyphen.“, gab Senshi ein unnötiges Kommentar ab. Alex wollte bereits gehen, doch Senshi bestand darauf sich ebenfalls umzusehen. Seine Suche schien erfolgreicher zu verlaufen. Er fand ein Buch, das scheinbar in englisch geschrieben war. Als er die Seite des Einbands las, strahlte er übers ganze Gesicht. „History of Reschef. Bin ich gut, oder bin ich gut?“, freute sich der Junge, dass er Alex wieder einmal voraus war. „He, weißt du, was ich mir gerade überlegt habe? Wenn dieser Reschef schon 5000 Jahre alt ist, dann will ich nicht die Kerzen auf seine Geburtstagstorte stecken.“, hängte er noch einen Scherz hinten dran. Alex drängte ihn weiter zu machen. Senshi wollte das Buch aus dem Regal ziehen, doch es funktionierte nicht. „Gibt es ein Problem?“, erkundigte sich Alex. Senshi bejahte. „Dieses dämliche Buch steckt fest. Egal, wie stark ich ziehe, ich bekomme es einfach nicht heraus.“, schimpfte er. Alex glaubte wieder an einen Scherz, half Senshi aber trotzdem. Auch zu zweit klappte es nicht. Senshi war darüber so wütend, dass er auf das Buch mit seiner Faust einschlug. Das Ergebnis war gewaltig. Das Buch machte einen Ruck und fuhr zurück. Kurz danach begann das ganze Regal zu beben. Es stand vor einer Mauer und schien in sie hineinzufahren. Senshi und Alex glaubten ihren Augen nicht. Sie hatten scheinbar einen Geheimgang gefunden. Das Regal fuhr mehrere Meter zurück und gab einen Gang preis, der seitlich verlief. „Das hast du mir zu verdanken.“, wollte Senshi das ganze Lob für sich einheimsen. Alex reagierte nicht darauf. „Sollen wir rein?“, fragte er langsam. Senshi überlegte kurz. „Nein, gehen wir lieber ein Eis essen.“, scherzte er. Für Alex schien das ein Ja zu sein. Er wagte sich langsam voran. „Sollten wir nicht vorher Lin holen?“, erinnerte er Alex an ihre Mitstreiterin.

Dieser hielt wenig davon. „Lass sie. Sie nervt ohnehin nur.“, lästerte er über sie, auch wenn sie nicht da war. Um seine Entscheidung zu revidieren, blieb ohnehin keine Zeit. Das Regal bewegte sich wieder und versperrte den Eingang. „Jetzt müssen wir weiter.“, stand für Senshi fest. Die beiden trugen keine Taschenlampen, was den Weg erschwerte. Warum hätten sie auch welche mitnehmen sollen? Eine Taschenlampe wäre das Letzte, an was man in der Wüste denkt. Senshi und Alex tasteten sich an der Wand entlang, bis Alex beinahe stolperte. Der Grund war eine Stufe. Daraufhin folgte eine weitere. Bald war klar, dass die beiden eine Treppe nach unten gingen. „Ich sehe Licht.“, informierte Alex seinen Hintermann. Er behielt Recht. Die Treppe war schnell zu Ende und die beiden schienen an ihrem Ziel angekommen zu sein. Dieses Ziel war ein Raum, in dem Unmengen von Lampen von der Decke hingen. Obwohl Raum vielleicht zuviel gesagt wäre. Vor den beiden Abenteurern erstreckte sich ein riesiger Saal, der mit Sockeln durchwuchert war. Auf den Sockeln fanden sich Statuen. „Die sollen Reschef darstellen. Ich habe mich natürlich vorher über ihn im Internet informiert.“, berichtete Senshi. Alex freute das. Sie waren hier also richtig. Aber wer hatte diesen Saal hier erbaut? Die Dorfbewohner? Die wussten doch angeblich nichts. Dann erinnerte Senshi ihn, dass sie Marduk ja nie wirklich erwähnt hatten. Dann geschah das, was geschehen musste. Ein grelles Licht, noch heller als alle Lampen zusammen, erfasste den Raum. Eine weitere Person war erschienen. Sie trug bunde, mit Mustern verzierte Kleidung, die ihr eindeutig zu weit war. „Wer wagt es den großen Gott Reschef zu stören?“, fragte die Gestalt die Eindringlinge. Senshi und Alex mussten zugeben, dass sie schon etwas beeindruckt waren. „Lass mich reden, du versaust immer alles.“, flüsterte Alex Senshi zu. Dieser schnaufte und wollte seinem Freund das Gegenteil beweisen. „Großer Reschef, verzeit unser Eindringen. Doch wir haben ein Anliegen, das von höchster Wichtigkeit ist. Wir kommen von der Triade und bitten Euch um Gehör.“, sprach er, dass es Alex die Sprache verschlug. „Wie hast du das geschafft?“, fragte er leise. „So redet Horus immer.“, gab Senshi zurück. Reschef schien zu überlegen. Dann begann er zu gehen. Sein Ziel war einer der Sockel, auf dem sein Abbild stand. Die Statue schien sich bewegen zu lassen, und stellte sich als weiterer Mechanismus heraus. Die Mauer am anderen Ende des Saales verschob sich und gab einen weiteren Gang preis. „Der Ausgang.“, kombinierte Alex. Nun wurden Schritte hörbar. Mehrere Menschen schienen den Gang zu durchschreiten. Einer davon schrie. Es handelte sich um eine Mädchenstimme, die Senshi und Alex sehr wohl bekannt vorkam. „Lin!“, rief Alex in den Gang. Bald wurde das Mädchen sichtbar. Plus ein Dutzend der Dorfbewohner. Zwei von ihnen hielten Lin fest, mussten sich aber Mühe geben, da sie verzweifelt versuchte sich zu befreien. „Lasst Lin los!“, verlangte Alex. Die Bewohner

sahen zu Reschef, und dieser nickte. Lin wurde freigelassen und lief zu ihren Freunden. Für die war eines bereits klar. Sie befanden sich in einem Betraum, den die Bewohner angelegt haben mussten, um Reschef zu huldigen. „Sprecht jetzt.“, befahl der Gott den drei Eindringlingen. Senshi versuchte sein Glück erneut. „Wir haben einiges über Euch in Erfahung gebracht. Ihr seit Eurer Kraft größtenteils beraubt worden. Ihr wisst es vielleicht nicht, aber der Gott Sepa konnte dem Chaos entkommen und weilt wieder in dieser Welt. Wir sind hier, um Euch zu bitten, ihn zu vernichten.“, rückte er mit der Sprache heraus. Reschef war auf sowas nicht gefasst und musste nachdenken. „Ich verstehe euer Problem. Allerdings bin ich zu schwach, um irgendjemanden etwas anzutun.“, musste er sich eingestehen. Dann erzählte Senshi vom Plan der Triade. Reschef war sofort begeistert. Dass Nefertum und die anderen ihm die Kraft auch wieder nehmen konnten, verschwieg er natürlich. Reschef schickte seine Anhängerschaft weg und blieb mit den drei Hilfesuchenden allein. „Ich akzeptiere. Ihr gebt mir meine alte Kraft zurück, und ich vernichte Sepa.“, war er einverstanden. Die drei Freunde sahen einander an und strahlten. Mit Reschef hatten sie eine reale Chance auf den Sieg. Der Gott versprach gleich nachzukommen und teleportierte die drei nach oben. Als sie weg waren, wurde ein leises Klatschen hörbar. Jemand hatte sich die ganze Zeit hinter einer der Statuen versteckt gehalten und zeigte nun sein Gesicht. „Du solltest zum Theater gehen.“, schlug Sepa vor. Reschef überging diese Bemerkung. „Sie sind hier, wie du gesagt hast. Du hast mir allerdings verschwiegen, dass die Triade mir meine Kraft ebenfalls wiedergeben kann.“, glaubte Reschef an einen Trick. Sepa entschuldigte sich sofort. „Ich kann sie dir ebenfalls geben. Außerdem werde ich dich noch mächtiger machen. Wenn Horus aus dem Weg geräumt ist, werden wir beide die einzigen Götter sein. Wir werden diese Welt beherrschen.“, erzählte Sepa von seinen Plänen. Reschef war einverstanden. Vorerst. Dann ließ er Sepa allein und teleportierte sich an die Oberfläche. Dort warteten bereits ungeduldig Senshi und seine Freunde. Reschef verabschiedete sich von seinen Anhängern und versprach bald wieder zurück zu sein. Dann mit einer Überraschung…
 

Die drei Freunde und Reschef fanden sich im großen Ratssaal wieder. „Hier tagt also die Triade. Das einzige Wort, das mir dazu einfällt, ist bescheiden.“, schien der Gott besseres gewohnt zu sein. Die drei Mitglieder der Triade betraten den Saal. Sie setzten sich und baten die Ankömmlinge näher zu treten. „Jetzt sollten wir uns verbeugen, oder so.“, meinte Alex. Marduk fand diese Bemerkung lächerlich. „Ich bin ein Gott. Ich verbeuge mich vor

niemanden.“, schien er nicht gerade ein großer Spassvogel zu sein. „Ihr wart scheinbar erfolgreich.“, betrachtete Hathor das Ergebnis der Mission.
 

Reschef trat vor. „Gebt mir meine Kraft zurück. Dafür schaffe ich euch Sepa vom Hals.“, bestand Reschef auf die Vereinbarung. „Je schneller, desto besser.“, gab Alex dem Gott Recht. Nur Lin beschlich ein ungutes Gefühl. Taten sie wirklich das Richtige? Nefertum hatte auf Reschefs Satz nur gewartet. Er blickte zu Tatenen, und dieser bat Reschef zu ihm zu kommen. Der Junge legte dem Gott seine Hand auf die Stirn und ließ seine Kraft wachsen. Die Zeremonie war bald zu Ende und Reschef hatte seine alte Kraft wieder. Er hätte weinen können, so glücklich war er. „Und jetzt beseitige Sepa.“, erinnerte Lin ihn an sein Versprechen. Reschef reagierte zuerst nicht darauf. „Das werde ich keine Angst. Ich werde es sogar als erstes tun. Eigentlich hatte ich Sepa versprochen zuerst euch auszulöschen. Dann hätte er mir meine Kraft zurückgegeben. Aber ich möchte ihn überraschen und eigenhändig töten. Dann ist Horus an der Reihe, und ich werde als alleiniger Gott über diese Welt herrschen. Ihr seit gleich danach dran.“, versprach er und löste sich dann auf. Der Saal verstummte. Senshi gelang es als erstes wieder Worte zu finden. „Ahhmmm… das war glaub ich nicht so gut.“, verharmloste er die Situation. „Was ist gerade passiert?“, fragte Lin unsicher. Für Alex war die Sache klar. Sepa war ihnen zuvor gekommen und hatte Reschef in seine Pläne involviert. Das alles war eine Falle. „Wer hatte diese Idee gleich nochmal?“, wurde Lin zynisch. Sie hatte sich gleich gedacht, dass ein Gott seine eigenen Ziele verfolgte. „Ich würde es nicht als Rückschlag bezeichnen. Reschef weiß nicht, dass wir ihm die Kraft wieder nehmen können. Wenn er Sepa besiegt, sind wir im Vorteil. Wir sollten uns darauf vorbereiten, die Zeremonie durchzuführen.“, schien Nefertum die Mission als nicht gescheitert anzusehen. Senshi hatte aber Zweifel. O.k. nehmen wir an, Reschef erledigt Sepa für uns und kommt dann zurück, um sich uns vorzunehmen. Ich glaube nicht, dass er sich seine neue Kraft so einfach stehlen lässt.“, fand er gleich die erste Schwachstelle des Plans. Nefertum war sich dem bewusst. „Tatenen muss ihn nur berühren, dann haben wir das gewünschte Ergebnis.“, erklärte er. Senshi und seine Freunde hielten dies trotzdem nicht für so einfach. Trotzdem heckten sie einen Plan aus, um noch zu retten, was ging.
 

„Du hast mich gefunden.“, zeigte sich Sepa beeindruckt. Reschef hatte seinen Feind inzwischen ausfindig gemacht. „Natürlich, ich bin jetzt wieder ein richtiger Gott. Das bedeutet, ich bin ein starker Gegner für dich.“, warnte er Sepa. Dieser musterte Reschef unsicher. „Wir wollten uns doch zusammen tun.“, erinnerte er. Reschef musste bei diesem Gedanken lachen. „Sepa! Bist

du so dumm, oder tust du nur so? Du dachtest doch nie wirklich, dass das meine Absichten wären, oder?“, hielt er Sepa für naiv. Dieser drehte sich nun um und ging weg. „He, bleib gefälligst stehen!“, schrie ihm Reschef

hinterher. Doch Sepa wollte gar nicht flüchten. Er rief einen Namen in die Dunkelheit. „Ich werde nicht dein Gegner sein, Reschef.“, erklärte er. Reschef sah ihn ungläubig an. Dann tauchte plötzlich Colin im Raum auf. „Das ist dein Gegner.“, zeigte Sepa auf Colin. Reschef hielt dies für einen

Scherz. „Lass diesen Blödsinn und stell dich mir!“, verlangte er. Sepa blickte zu seinem Schüler und nickte ihm zu. „So wie wir es geübt haben.“, erklärte der Gott. Colin schritt nun auf Reschef zu. Sepa schien ihn nicht ernst zu nehmen, was große Wut in ihm auslöste. Er wollte sich rächen und Sepas Schüler ins Jenseits schicken. Dazu wollte er seine Faust verwenden. Er spurtete nun auf Colin zu und wollte ihn auslöschen. Doch er traf ihn nicht. Colin hatte sich in Luft aufgelöst. Reschef kannte diese Taktik bereits und wollte sich umdrehen. Colin hatte sich nämlich rechtzeitig teleportiert. Er tauchte hinter seinem Feind wieder auf. Bevor Reschef sich noch wenden konnte, griff Colin bereits nach seinem Hals. Er hielt ihn fest und begann damit, etwas mit Reschef zu tun. Dieser fühlte sich von Sekunde zu Sekunde schwächer. „Gut so, Colin! Raub ihm seine ganze Kraft.“, feuerte Sepa seinen Schützling an. Reschef verstand die Welt nicht mehr. Er verlor immer mehr Kraft, obwohl er sich nicht einmal bewegte. Colin ließ von ihm ab. Reschef ließ sich auf den Boden fallen und keuchte. „Was… was ist mit mir geschehen?“, fragte der Gott verwirrt. Sepa wollte es ihm gern erklären. „Natürlich war mir klar, dass du deine eigenen Interessen verfolgst. Aber du bist nicht der einzige, der gelogen hat. Ich hätte dir deine Kraft nie zurückgeben können. Das habe ich der Triade überlassen. Ich wollte, dass du meine Feinde vernichtest und dich Colin stellst. Meine Feinde leben zwar immer noch, aber Colin besitzt die einzigartige Fähigkeit anderen ihre Kraft zu rauben. Er ist die Wiedergeburt unseres alten Schöpfers Serapis. Was er gerade getan hat, war nichts im Vergleich zu seinem Potential. Du bist hier der Dumme. Colin, bringe es zu Ende und vernichte den Verräter.“, befahl er seinem Schützling. Colin zögerte allerdings. Er war nun mächtiger und in der Position Reschef ein Ende zu bereiten. Trotzdem konnte er nicht. Erst als Sepa seinen Befehl wiederholte, setzte sich Colin in Bewegung. Er hatte Reschef fast erreicht, als sich dieser auflöste. Es war ihm gelungen sich rechtzeitig fortzuteleportieren. Sepa war stocksauer. Er beschimpfte Colin und fragte, wieso er seinen Befehl nicht ausgeführt hatte. Colin schwieg und sah zu Boden. „Wie ich sehe bist du doch noch nicht so weit. Du musst noch eine Menge lernen.“, stand für Sepa fest.
 

Erschöpft erschien Reschef wieder im Saal der Triade. „Jetzt!“, rief Senshi

Lin zu. Diese stand hinter Reschef und warf sich gegen dessen Rücken. Reschef stöhnte und stolperte nach vorne. Dort stand Tatenen bereit, um seinen Fehler wieder gut zu machen. Er legte seine Hand auf Reschefs Stirn

und wollte ihm die Kraft wieder nehmen. Doch er merkte schnell, dass sie nicht mehr da war. „Merkwürdig.“, staunte der Junge. Reschef fing sich wieder. „Sepas Schüler hat mir meine Kraft gestohlen. Gebt sie mir wieder, damit ich mich rächen kann.“, verlangte er eine zweite Chance. Senshi, seine

Freunde und die Mitglieder der Triade mussten sich erst darauf einstellen. Bat sie Reschef tatsächlich um Hilfe? Nachdem er angedroht hatte sie auszulöschen? „Sonst noch Wünsche?“, zeigte Lin Mut. „Du hast bewiesen, dass du diese Kraft nicht verdient hast. Du erhältst keine weitere Chance.“, meinte Tatenen bestimmt. Reschef wurde erneut sauer. „Schön, dann werde ich sie mir eben holen!“, schrie er. Er hob seine Hand und warf Tatenen zu Boden. Senshi, Lin und Alex stellten sich bereits auf einen Kampf ein. Nefertum und Hathor wichen stattdessen zurück. Senshi wollte sie um Hilfe bitten, doch dann erinnerte er sich, dass sie ja neutral waren. „Also los, Senshi. Zeig was du kannst!“, feuerte Lin ihren Kumpel an. Dieser blickte sie überrascht an. „Glaubst du, ich bin lebensmüde?“, wehrte er sich. Er hatte sein Amulett nicht mehr, und auf Horus Hilfe konnte er auch nicht zählen. Er war machtlos. Alex griff Reschef an, wurde aber zurückgeschleudert. „Du hast Glück, dass ich kein ganzer Gott mehr bin, Kleiner. Dann wärst du schon längst hinüber.“, drohte er. Lin kam angerannt und trat gegen Reschefs Brust. Dieser taumelte zwar etwas zurück, schien sich aber schnell zu erholen. Lin war auch ohne das Amulett der Sechmet stark, doch sie hatte sich im Vorhinein überschätzt. Reschef hob seine Faust und schlug das Mädchen nieder. Senshi schluckte. Reschef kam genau auf ihn zu. War es jetzt soweit? War das sein letzter Kampf? Würde er Reschefs Angriff überstehen?
 

Colins Schicksal
 

Alex versuchte aufzustehen, was aber misslang. Sein Bein hatte mehr abbekommen, als es sich anfühlte. Auch mit seinen Augen schien etwas nicht zu stimmen. Das Letzte, was er sehen konnte war, wie Senshi von Reschefs Ellbogen zu Boden geworfen wurde. Lin versuchte wieder aufzustehen, und sich dem übermächtigen Feind zu stellen. Dann verschwom das Bild. Alex musste seinen Freunden unbedingt beistehen, doch er konnte nicht. „Reschef ist ein Gott. Deine Freunde sind Narren, wenn sie glauben, ihn stoppen zu können.“, hörte Alex eine Stimme. Er kannte sie nur allzugut. „Lass mich endlich in Ruhe!“, bat der Junge mit letzter Kraft. „Alex! Ich bin dein Vater. Und du mein Sohn. Lass mich dir helfen.“, bat er den Jungen. Alex wollte aber nichts davon hören. „Helfen? Du bist nur eine blöde Stimme in meinem Kopf.“, murmelte er. Sokar ließ sich aber nicht abspeisen. „Ich bin in dir. Du kannst mich befreien. Dann werde ich dir und deinen Freunden helfen. Etwas anderes wäre Selbstmord.“, bot er dem Jungen weiterhin seine Hilfe an. Alex zögerte. „Wie soll das gehen? Du bist nichts weiter als eine Stimme.“, glaubte er nicht recht daran. „Du musst mich nur zulassen. Dann kann ich zurückkehren. Vertrau mir.“, bat er seinen Sohn um etwas unmögliches. Alex wusste nicht was er tun sollte. Er konnte sich aber auch nur für eines entscheiden. Für sein Freunde. Egal, was aus ihm werden würde, er musste sie beschützen. „Was soll ich genau tun?“, hakte er nach. Sokar bat seinen Sohn einfach, ihn wieder in seinem Herzen aufzunehmen. Alex wusste, dass dies nicht die einfachse Aufgabe der Welt war. Doch im Moment brauchte er ihn. Er dachte an ihn, aber nichts geschah. Das Bild wurde wieder klarer und Alex sah, wie Reschef auf Senshi und Lin zuging. Er schien genug zu haben und wollte seinen Feinden ein Ende bereiten. Alex konzentrierte sich und ließ seinen Vater zu. Im nächsten Moment war es so, als würde er einschlafen. Sein Körper erhob sich jedoch und torkelte auf Reschef zu. Der Gott zeigte sich überrascht. „Du?“, schien er nicht mit Alex gerechnet zu haben. Dann geschah es. Alex hob seine Hand, und diese verwandelte sich in die Stahlkralle, die Alex und sein Vater als Waffe benutzten. Seine alte Kraft war zurück. Lin und Senshi sahen ihren Freund verdutzt an. Alex griff Reschef an, und dieser konnte nur knapp entwischen. „Du trägst kein Amulett. Wie kommst du zu dieser Kraft?“, fragte der Gott verwirrt. „Ich hatte sie schon immer. Ich bin die Kraft.“, antwortete Alex und griff wieder an. Reschef konnte sich gerade noch fortteleportieren. Allerdings tauchte er wenige Zentimeter von Alex entfernd wieder auf. Er wollte zuschlagen, doch Alex grinste nur. Er wendete sich und ließ seine Stahlkralle

sprechen. Damit verwundete er Reschef schwer. Dieser kippte um und lag verletzt am Boden. „Bye-bye, Reschef.“, verabschiedete er sich und brachte es zu Ende. Reschef war ausgeschaltet. Dann wandte er sich Senshi und Lin zu. „Ich bin wieder da.“, strahlte er übers ganze Gesicht. „Alex?“, fragte Lin unsicher. Senshi erkannte sein wahres Gesicht. „Nein. Nicht Alex. Sokar!“, erkannte er seinen alten Feind wieder. Lin verstand gar nichts mehr. „Sokar? Aber das ist doch Alex. Und wieso konnte er seine Waffe rufen, obwohl er kein Amulett mehr besitzt?“, verstand das Mädchen die Welt nicht mehr. „Mein Sohn und ich sind jetzt vereint. Gemeinsam bilden wir eine neue Kraft. Senshi, damals hatten wir keine Gelegenheit gegeneinander zu kämpfen. Leider bist du heute machtlos. Aber ich werde dich trotzdem nicht verschonen.“, verriet Sokar. Lin wollte schon aufatmen, als Reschef erledigt war, doch wie es aussah, hatten sie nun einen noch mächtigeren Feind. Und der war auch noch ihr Freund. Sokar wollte lospreschen um Senshi zu vernichten, doch Tatenen stellte sich ihm entgegen. „Was willst du, du Naseweiß? Wenn du daran denkst gegen mich zu kämpfen, wäre das dein Todesurteil.“, drohte Sokar dem jüngsten Ratsmitglied. Tatenen ging nicht darauf ein. Er schien vollkommen angstfrei und rein zu sein. Er legte seine Hand auf Sokars Brust, und dieser ging auf die Knie. „Was ist…?“, schien Alex wieder da zu sein. Senshi und Lin erzählten ihm grob, was passiert war. „Es war, als hätte ich geschlafen und wäre erst jetzt wieder aufgewacht. Mein Vater hat mich ausgetrickst. Ich danke dir Tatenen. Und ich hoffe, dass du es wiederholst.“, sprach er. Seine Freunde sahen ihn ungläubig an. „Wiederholen? Was soll das heißen?“, fragte Lin nach. Alex wollte es ihr erklären. „Ich muss meinen Vater nochmal um Hilfe bitten. Ich weiß, es klingt absurt, aber es ist die einzige Möglichkeit Sepa zu besiegen. Senshi, hast du den Zettel noch, den du von Serapis hast?“, kam er seinen Freunden etwas verwirrt vor. Die verstanden nämlich nur Bahnhof. Alex wollte die Situation aufklären. „Ich erinnere mich an Reschefs Worte. Er wollte nicht nur Sepa, sondern auch Horus beseitigen. Senshis Schutzgott lebt also noch, und wir haben eine neue Chance bekommen.“, wurde er deutlicher. „Auszeit! Du willst doch nicht wirklich in Sepas Versteck eindringen?!“, hielt Lin diese Idee für verrückt. Alex aber nicht. „Ich und Senshi gehen da rein. Ich lenke Sepa ab, und Senshi nutzt die Chance, sich mit Horus zu vereinigen.“, offenbarte er seinen Plan. Lin hielt ihn immer noch für verrückt. „Dein Plan ist selbstmörderisch. Aber ich bin einverstanden. Wir haben eine größere Chance, wenn ich mitgehe.“, bestand das Mädchen darauf. Alex war aber dagegen. „Senshi hat Horus. Und ich habe die Kraft meines Vaters. Du bist schutzlos. Für dich ist es sicherer, du bleibst hier.“, wollte er Lin nicht in Gefahr bringen. Lin musste ihre ganzen Überredungskünste auspacken, um Alex zu bezirzen. Senshi war jedoch nicht wohl bei dem Gedanken. „Selbst

wenn wir es schaffen, ich bin mir nicht sicher, ob ich mich mit Horus vereinigen kann.“, gestand er. Dann erzählte er von Horus Tat. Lin und Alex hatten Verständnis, mussten es aber versuchen. „Hathor, bringst du uns zu Sepas Tempel?“, bat Alex um Hilfe. Diese willigte ein und teleportierte die drei Kämpfer direkt in den Tempel. „Ihr wisst, ich kann euch leider nicht begleiten.“, erinnerte Hathor. Senshi und seine Freunde hatten wenig Verständnis, verabschiedeten sich aber dennoch. Dann wagten sich die drei immer weiter nach unten. Zu Sepa.
 

„Sie sind tatsächlich zu uns unterwegs.“, schien Hapi überrascht. Sepa hatte dies natürlich vorausgesehen. „Bist du bereit für den Kampf?“, wollte er wissen. Hapi verbeugte sich vor seinem Gott. „Auch wenn du mich verraten hast, versuche für mich zu kämpfen. Und zu siegen.“, bat Sepa. Hapi stockte. Sein Herr wusste also Bescheid. Er wollte etwas sagen, doch Sepa hob seine Hand, um es zu verhindern. „Schon gut. Gib einfach dein bestes.“, befahl er. Hapi versprach es. „Ihr könnt doch in die Zukunft sehen. Sagt mir, ob ich siegreich bin.“, wagte er es zu fragen. Sepa brummte. Er durfte es nicht und Hapi wusste das genau. „Du würdest diese Qual nicht ertragen. Das einzige, das schlimmer ist, als ohne Hoffnung zu leben, ist es, ohne Hoffnung zu kämpfen. Und zu wissen, dass man nicht siegen wird. Noch etwas. Es gibt eine neue, böse Kraft. Sie hat dich zu angestiftet mich zu erwecken. Diese Kraft wird diese Welt zerstören. Ich muss es wissen, schließlich habe ich es gesehen. Ob wir jetzt siegen oder verlieren ist vollkommen irrelewand.“, meinte er nur und ging dann.
 

„Hallo? Alle Götter bitte vortreten.“, rief Senshi in die Weite der Gänge. Er erhielt sogar ein Echo. „Das bringt bestimmt was.“, meckerte Alex. Gleich darauf waren Schritte zu hören. Senshi sah seinen Freund triumpfierend an. „Ist sicher nur eine Mumie.“, meinte Lin locker. „Die hatten wir schon.“, erinnerte sich Senshi an Ras Tempel. Die Person kam näher und zeigte ihr Gesicht. Es war ein Mann, zirka Mitte Dreißig. Senshi und Alex war er fremd, doch Lin erinnerte sich an ihren Traum. Die Gesichter waren identisch. War der Fremde tatsächlich der Mörder ihrer Mutter? „Leute, er trägt ein Amulett.“, machte Alex seine Freunde darauf aufmerksam. „Das kann nur eines bedeuten. Er arbeitet für Sepa.“, stand für Senshi fest. Hapi lächelte. „Ihr seit doch nicht so dumm. Da frage ich mich, warum ihr dann hier eingedrungen seit. Ich bin Hapi, Sepas Diener. Ab hier wird euch der Zutritt verwehrt. Ihr müsst erst an mir vorbei, wenn ihr zu Sepa wollt.“, erklärte er. Alex dachte bereits daran mit seinem Vater in Verbindung zu treten, konnte sich aber nur schwer dazu durchringen. „Ich kämpfe gegen dich.“, sagte Lin und trat vor. Senshi und Alex bewunderten ihren Mut. Hapi schien nicht zu wissen, wen er vor sich hatte. „Wir kämpfen gemeinsam!“, stand für Senshi fest. „Nein!“, schrie Lin zurück. Sie hatte inzwischen zu weinen begonnen und bat ihre Freunde weiterzugehen. Senshi und Alex

fragten, ob alles o.k. sei. Lin drängte sie weiter und die beiden Jungen ließen sie tatsächlich mit Hapi alleine. „Was hat sie?“, sorgte sich Alex ernsthaft um seine Freundin. Senshi schwieg und ging weiter. Hapi wollte die beiden aufhalten, doch Lin nahm ihn gänzlich in Beschlag. „Ich bin dein Gegner!“, schrie ihn Lin an. Senshi und Alex waren inzwischen verschwunden und Lin war bereit für ihre Rache.
 

Kampf 1
 

Sechmet gegen Hapi
 

Beinahe 10 Jahre waren vergangen, seitdem Lin ihre Mutter verloren hatte. Über diesen Zeitraum war das Gesicht ihres Mörders verschleiert. Vergangene Nacht hatte sie allerdings einen Traum, der ihr seine Identität verriet. Es war Hapi, ein Diener von Baal, der nun für Sepa arbeitete. Das Schicksal hatte sich wohl einen Scherz erlaubt, als sie Lin gegen den Mörder ihrer Mutter antreten ließ. Senshi und Alex waren bereits weitergegangen. Auf Lins Bitte. Klar denken, konnte sie in diesem Moment nicht. Hapi aktivierte sein Amulett und rief sein Schild mit der eingebauten Klinge. Dies musste auch die Waffe sein, mit der er Lins Mutter besiegt hatte. „Du erkennst mich nicht, nicht wahr?“, sah Lin auf den Boden und stellte Hapi die entscheidende Frage. Dieser betrachtete das Mädchen genauer und musste verneinen. „Tut mir Leid. Sind wir uns schon mal über den Weg gelaufen?“, hakte er nach. Das löste in Lin einen Schock aus. Sie rannte auf Hapi zu und wollte ihm einen Tritt verpassen. Doch Hapi hob lediglich seinen Schild, und Lin stolperte zurück. „Du besitzt kein Amulett. Dieser Kampf wird schnell vorbei sein.“, stand für ihn fest. Lin war am verzweifeln. Sie war schwächer als Hapi, musste ihn aber unbedingt besiegen. Für ihre Mutter. Lin wollte Hapi wieder angreifen, taumelte aber noch rechtzeitig zurück. Aus Hapis Schild kam eine Klinge geschossen. „Ich weiß nicht, wer du bist, und ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Ich muss mich um deine Freunde kümmern, damit sie nicht zu Meister Sepa vordringen können. Also werde ich schnell machen.“, versprach er. Er rannte auf Lin zu und hielt sein Schild auf sie gerichtet. Lin packte ihren ganzen Mut zusammen und ließ sich auf den Rücken fallen. Hapi war bei ihr angelangt, und Lin trat nach seinen Füßen. Das bewirkte, dass Hapi stolperte und zu Boden fiel. Er landete hart und versuchte sich wieder zu orientieren. Aber zu spät. Lin hatte inzwischen nach seinem Schild gegriffen und und richtete die gefährliche Klinge auf ihren Erzfeind. Hapi erstarrte, als er das Unglück bemerkte. Lin hielt die Klinge Hapi entgegen, zögerte aber zuzustechen. „Vor 10 Jahren hast du meine Mutter getötet. Sag jetzt nicht, du erinnerst dich nicht.“, half sie Hapi auf die

Sprünge. Diesem fiel es schwer in dieser Situation nachzudenken. Lin ließ ihm aber keine andere Wahl. Dann ging ihm ein Licht auf. Nun rief er sich die Bilder wieder ins Gedächnis, die er damals hatte. „Warte! Damals hatte ich den Auftrag eine Amulettträgerin aufzuspüren und auf unsere Seite zu bringen. Sie hat sich geweigert und ich musste sie ausschalten. Bist du die Tochter von Sechmet?“, fragte er überrascht. Lin hatte Tränen in den Augen und nickte schwach. „Ja, du hast meine Mutter skrupelos getötet.“, warf sie ihm vor. Nun wusste Hapi erst, wer sein Gegner war. Das Mädchen vor ihm hasste ihn wie die Best, aber warum hatte sie den Kampf dann noch nicht beendet? Sie war klar im Vorteil. Lin fiel es tatsächlisch schwer dem ein Ende zu bereiten. Sie hasste Hapi, konnte es aber nicht. Schweren Herzen, warf sie das Schild zur Seite. Hapi konnte sein Glück nicht fassen. Er sprang auf und packte Lin am Hals. Das Mädchen erschrak und versuchte den Angreifer abzuschütteln. Hapi warf sie und sich selbst zu Boden und versuchte Lin zu erwürgen. Durch sein Amulett war Hapi stärker als Lin, doch das Mädchen würde niemals zulassen, dass mit ihr das selbe geschah, wie mit ihrer Mutter. Sie griff nach Hapis Armen und versuchte ihn wegzuziehen. Hapi hatte ihren Hals weiterhin festumschlungen und raubte ihr jede Möglichkeit zum Atmen. Lin brachte ihr Knie zum Einsatz und trat Hapi in den Magen. Dieser schien dank seiner Kraft aber kaum etwas zu spüren. Beide rollten zur Seite, sodass Lin oben lag. Hapi wendete das Blatt aber wieder. Lins fehlte die Luft und das Bild vor ihren Augen verschwom. Sie setzte noch einmal ihre ganze restliche Kraft ein und warf Hapi zur Seite. Die Folge davon war ein Aufschrei. Lin verstand zuerst nicht, was los war, erkannte dann aber, dass Hapi in seine eigene Klinge gestürtzt war. Das Mädchen versuchte klar zu denken. Hapis Ende war nah. Er begann zu flüstern, was Lin aber nicht verstand. Die Kämpferin hockte sich neben ihn und horchte zu. Hapi fiel es alles andere als leicht zu sprechen. „Du bist… tatsächlich wie deine Mutter. Wahrscheinlich sogar noch stärker. „Sie…ahhh…hätte ich beinahe nicht besiegen können. Aber ich… habe es doch noch geschafft. Es ist…Ironie, dass ihre Tochter mich jetzt besiegt. Ich bereue nicht, was ich getan habe. Ich habe meinem Gott gedient. Aber bevor ich sterbe, muss ich dich noch warnen. Das bin ich dir schuldig. Es gibt eine neue, böse Kraft. Gegen sie ist Sepa ein Nichts. Ich sterbe zufrieden, weil ich weiß, dass du und alle anderen Menschen mir bald folgen werden.“, waren seine letzten Worte, bevor er den Mund aufriss und sein Blick erstarrte. Die Magie von Hapis Amulett verschwand und damit auch seine Waffe. Lin ließ sich auf ihre Knie fallen. Es war vorbei. Im Moment schwirrte ihr eine Menge im Kopf herum, doch sie musste sich auf eines konzentrieren. Hapi

war besiegt, doch Sepa war mächtig, und würde Alex und Senshi nicht verschonen. Sie beschloss später über das Geschehene nachzudenken und zuerst ihren Freunden zu beizustehen. Sie kam wieder auf die Beine und drehte sich um. Vor ihr erstreckte sich der Gang, in den Senshi und Alex gegangen waren. Lin atmete nochmals tief durch und ging dann weiter. Auf zum nächsten Kampf.
 

Gewinner: Sechmet
 

Kampf 2
 

Sokar gegen Serapis
 

„Wir müssen zurück!“, bereute Alex seine Entscheidung bereits. „Nein!“, erwiderte Senshi sturr. „Lin ist stark, sie wird ihn ohne Schwierigkeiten besiegen.“, machte er seinem Freund Mut. Alex war sich da aber alles andere als sicher. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken Lin allein kämpfen zu lassen. Er würde es sich nie verzeihen, wenn ihr etwas zustossen sollte. Manchmal war sie wirklich eine Nervensäge, aber eine liebenswärte. Senshi konnte Alex dann doch klarmachen, dass Lin auch auf sich alleingestellt siegreich sein würde. Die beiden drangen weiter in den Gang ein, in dem sie sich gerade befanden. Der nächste Zwischenraum ließ aber nicht lange auf sich warten. Senshi und Alex fanden nichts ungewöhnliches an ihm. Es war ein ganz gewöhnlicher Tempelraum, der nichts aufregendes zu bieten hatte. Das glaubte man jedenfalls auf den ersten Blick. „Sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte Alex etwas misstrauisch. Senshi war davon überzeugt. „Ich seh etwas, was ihr nicht seht, und das seit ihr…“, sprach plötzlich eine Stimme. Senshi und Alex erschraken und sahen sich suchend um. Sie waren also nicht allein. „Verdammt, hier ist es dunkel, ich kann nichts sehen!“, beschwerte sich Alex. Senshi hatte die Stimme mittlerweile erkannt. „Colin! So heißt du doch, oder?“, rief er in die Dunkelheit. Auf einmal begann ein Schatten sich von den anderen abzukapseln. Er marschierte genau auf die beiden Jungen zu. Nun wurde auch das Gesicht von Colin erkennbar. Alex kannte es nicht, doch Senshi erinnerte sich nur allzugut. „Ich bin gekommen. Wie du es wolltest.“, erinnerte er an Colins Versprechen. Dieser schien aber nur Interesse für Alex zu haben. „Ich weiß gar nicht wie ich mich entschuldigen kann, aber… ich muss unseren Kampf leider wieder verschieben.“, hob er verzeihend die Hände. Senshi verstand nicht ganz. „Ich dachte, du freust dich schon auf unseren Kampf.“, verstand er den Jungen nicht. Colin nickte beträchtig. „Ja, aber im Moment besitzt du nicht Horus Unterstützung, und

bist einem Kampf mit mir nicht würdig. Dein Freund allerdings, scheint ein verborgenes Potential zu besitzen. Auch wenn es nicht seines ist.“, wusste er über Alex Bescheid. Dieser stellte sich zwischen Senshi und Colin. „Wenn du schon soviel weißt, dann ist dir auch klar, dass wir Sepa stoppen wollen. Also halte uns nicht unnötig auf. Mir ist egal, ob du die Wiedergeburt von Serapis, oder sonst wem bist. Wenn du dich uns entgegenstellst, wirst du dafür geradestehen müssen.“, wollte er es mit Colin aufnehmen. „Alex, bist

du sicher, dass du ihn schaffst?“, wagte es Senshi zu fragen. Sein Freund schien bereits erpicht auf diese Auseinandersetzung zu sein. „Vergiss nicht, dass dein Vater wieder die Oberhand gewinnen könnte.“, gab Senshi zu

bedenken. Alex war das klar, aber er musste diese Risiko eingehen. „Deswegen solltest du dich auch in Sicherheit bringen. Sokar ist unberechenbar. Finde Horus und vereinige dich mit ihm. Das ist unsere letzte Chance.“, erklärte Alex. Senshi nickte. Er war bereit und wünschte Alex viel Glück. Er sah nochmals zu Colin und rannte dann in den Gang, welcher auf der anderen Seite des Zwischenraumes begann. Colin sah Senshi noch eine Weile nach. Dann versperrte Alex seine Sicht. „Du willst gegen Senshi kämpfen? Vergiss es. Wenn er sich mit Horus vereint, ist er unbesiegbar. Heute kämpfst du jedenfalls gegen mich. Und wenn du mich nicht besiegen kannst, kannst du dir Senshi gleich abschminken.“, forderte er Colin zum Kampf auf. Dieser zögerte keinen Moment und rief sein Schwert. „Kennst du es? Du müsstest es bereits einmal gesehen haben. Ich jedenfalls nicht. Ich war einst ein Gott. Der Gott Serapis. Aber denke bloß nicht, dass ich mich daran hänge. Jetzt bin ich Colin, und ich werde meine Feinde mit meiner Kraft besiegen.“, sprach er. Alex atmete nochmal durch und konzentrierte sich dann auf seine Hand. Sie begann sich zu verändern und metallisch zu werden. Bald war Alex Waffe komplett. Er spürte seinen Vater in ihm, und seine Erinnerungen. Trotzdem hatte er sich unter Kontrolle. Zumindest vorerst. Sokars Einfluss war stark und Alex wusste nicht wie lange er das ertragen konnte. Er musste den Kampf schnell hinter sich bringen, je früher desto besser. Colin vollzog den ersten Angriff, doch Alex blieb einfach stehen. Im richtigen Moment hob er die Hand und packte Colins Schwert mit seiner Stahlkralle. Er drückte fest zu und zerbrach die Waffe. „Und du willst gegen Senshi antreten?“, fragte Alex amüsiert. Colin zeigte sich beeindruckt. „Du bist tatsächlich gut. Trotzdem solltest du mich nicht unterschätzen. Ich habe noch mehr drauf.“, verriet er und ließ sein Schwert ganz einfach nachwachsen. Alex konnte das nicht beeindrucken. Er benutzte seine Kralle und wollte Colin verletzen. Dieser hielt sein Schwert jedoch quer vor den Körper, um sich zu verteitigen. Alex Kralle hätte sogar die Luft zerschneiden können, so wirkungsvoll war sie. Mit jedem Schlag, den der Junge durchführte veränderte er sich. Natürlich bekam er nichts davon mit. Sein

Vater bekam immer mehr die Oberhand. Es fiel Alex zwar nicht auf, dafür aber Colin. Er unternahm jedoch keinen Versuch seinen Gegner darauf aufmerksam zu machen. Je mehr Alex zu seinem Vater wurde, desto stärker wurde er. Colin nutzte das aus, da er einen besonders starken Gegner wollte. Den brauchte er auch, wenn er gegen die Kombination von Senshi und Horus antreten wollte. Alex erhöhte nun sein Tempo. Colin fiel es immer schwerer auszuweichen. „Ja, mein Sohn! Nur weiter so. Töte unseren Feind. Wir sind

ein spitzen Team!“, feuerte Sokar seinen Sohn an. Kurz darauf waren beide miteinander verschmolzen. Alex hatte sich vorgenommen, seinen Vater zu kontrollieren, aber versagt. Sokar war nun dominant und ließ Colin keine Chance für einen Gegenschlag. „Verschwinde! Ich will wieder mit Alex kämpfen!“, verlangte dieser. Alex entkam ein Lacher. „Was redest du da? Ich bin es doch.“, kam Alex sein Gegner etwas verwirrt vor. Er wollte gerade wieder seine Kralle zum Einsatz bringen, als Colin sich teleportierte. „Feigling.“, hauchte Sokar. Colin tauchte hinter ihm wieder auf und umschlang ihn mit beiden Armen. Alex Bewegungsfreiheit war nun eingeschränkt. Er versuchte nach hinten zu treten, doch Colin hielt den Schmerz aus. „Wenn deine Kraft nur von deinem Vater kommt, bist du es nicht wert.“, flüsterte er ihm ins Ohr. Dann ließ er Alex wieder los und schupste ihn vorwärts. Alex drehte sich sofort um und hielt seine Kralle bereit. Colin änderte seine Position nicht. Auch nicht, als Alex gefährlich nahe kam. Er schien die Situation aussitzen zu wollen. Alex griff an und welzte seine Kralle. Colin zeigte großen Mut und schlug seine Faust direkt in die Hand. Er spürte Kälte und Metall. „Dummkopf.“, erwiderte Alex bzw. Sokar. Er begann damit seine Faust zu ballen und Colins somit zu zerquetschen. Dieser blieb ruhig. Er sah seinem Feind in die Augen und grinste. Dann hob er sein Schwert und rammte es in Alex. Dessen Augen weiteten sich und seine Kralle verschwand. Colins Hand hatte zwar einiges abbekommen, aber nichts im Vergleich zu seinem Gegner. Sokar hatte ihn unterschätzt und Colin hatte mit seinem Schwert seine Schulter durchbohrt. Alex stand unter Schock und dachte sein letztes Stündlein hätte geschlagen. Er brach zusammen und krachte auf den Boden. Colin kniete sich zu ihm. „Tut weh, nicht wahr?“, fühlte er sich eindeutig als Sieger. Alex fiel es schwer zu reden. „Keine Angst. Ich habe für diesen Kampf trainiert. Du bist nicht lebensgefährlich verletzt. Verbinde deine Wunde und du kommst wieder in Ordnung.“, versicherte Colin. Alex verstand seinen Gegner nicht. „Ich habe keine Ahnung, wer du eigentlich bist.“, brachte er noch heraus. Colin brummte. „Hmmm… so ein Zufall, ich nämlich auch nicht.“, antwortete er. „Wieso tötest du mich nicht?“, lag es Alex auf der Zunge. Colin überlegte kurz, bevor er antwortete. „Wozu. Ich lass dich leben, dann schuldest du mir was.“ Alex biss die Zähne zusammen. „Vergiss es. Solange

ich die Seele meines Vaters in mir trage, werde ich nie frei leben können.“, verriet er. Colin verstand. Er legte seine Hand auf Alex Stirn und begann die Seele seines Vaters aus dem Körper zu holen. Alex staunte, dass sein Gegner sowas überhaupt konnte. Er schien wirklich große magische Kräfte zu besitzen. Die Seele begann sich in Colins Händen aufzulösen. Er hatte sie endgültig in die Unterwelt geschickt. Plötzlich begann sich das Bild vor Colins Augen zu verändern. Der Raum es antiken Tempels verschwand und

er sah nur mehr Weiss. Vor ihm stand eine Person, die er bereits einmal gesehen hatte. „Du bist Seschat nicht wahr?“, fragte Colin nach. Der Geist der Göttin nickte. „Warum hast du mich hergeholt?“, wollte der Junge erfahren. „Glaub nicht, dass ich dir auf deinem Weg helfen will, so großzügig bin ich nicht. Aber ich überbringe dir eine Nachricht des Schicksals. Dir ist etwas großartiges gelungen. Du hast den Jungen von der bösen Seele seines Vaters befreit.“, wies sie auf Colins gute Tat hin. Der Junge bejahte zaghaft. „Ja, ich wollte ihm helfen.“, erwiderte er. Seschat verstand. „Das war deine eigene Entscheidung. Sepa hat es dir nicht aufgetragen. Aber nicht nur das. Ich finde es unvorstellbar, aber diese Tat war nicht vom Schicksal vorgesehen. Du hast es geschafft, dein Schicksal zu beeinflussen. Das ist eine große Leistung.“, verriet sie. Colin wusste nicht, worauf seine Entführerin hinaus wollte. „Ich bin hier, um dir zu sagen, dass sich dein Schicksal geändert hat.“, erklärte sie. Das interessierte Colin allerdings sehr. „Und wie lautete es jetzt?“, hakte er nach. Seschat lächelte. „Du bist etwas ganz besonderes. Es hat beschlossen dir freie Hand zu lassen. Ab jetzt kannst du dir dein eigenes Schicksal bilden. Du musst nicht mehr für Sepa kämpfen und seine Schlachten schlagen. Ab nun entscheidest du.“, übertrug Seschat Colin eine große Verantwortung. „Das heißt… ich bin frei. Ich habe die Wahl über meine Zukunft.“, verstand der Junge langsam. Seschat war aber noch nicht fertig. „Ich verrate dir nun ein großes Geheimnis. Es gibt einen Weg das Schicksal zu beeinflussen, ja sogar zu leiten. Man benötigt lediglich eine bestimmte Fähigkeit. Klarheit. Ich weiß, du glaubst im Moment nicht daran, dass du diese Fähigkeit besitzen könntest, aber indem du den Jungen gerettet hast, hat sich dein Charakter vervollständigt. Bisher standest du nur in Serapis Schatten.“, beendete sie das Gespräch und schickte Colin zurück. Dieser hockte plötzlich wieder neben Alex. Dann wurden auch noch Schritte hörbar, die aus dem Gang kamen. Lin tauchte unerwartet auf. Sie sah den verletzten Alex und Colin. Sie machte sich für den Kampf bereit, doch Alex stoppte sie. „Nein. Colin ist kein Feind.“, stammelte er. Lin glaubte sich verhört zu haben. „Wie? Er hat dich schwer verletzt.“, wies sie auf seine Wunde hin. „Er hat mich befreit.“, erklärte Alex schwach. „Verbinde die Wunde deines Freundes. Ich habe noch etwas zu erledigen.“, meinte Colin und stand auf. Dann marschierte er in den Gang, in den bereits Senshi

verschwunden war. Lin wusste nicht, was sie tun sollte, gab Alex aber Priorität. Während Lin sich um Alex kümmerte, dachte Colin über Seschats Worte nach. Es war ihm möglich durch Klarheit sein Schicksal zu leiten. Er wusste jedoch nicht, dass es jemand anderem als ihm bestimmt war, dies zu tun. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein Junge taumelte herein. Es war Alex. „He, Dad, wir haben gewonnen. Wieder einmal.“, raunte er Sokar zu und warf ihm seinen Basketball entgegen. Sokar fing ihn, verstand aber

die Welt nicht mehr. Alex warf sich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Dann betrat eine weitere Person das Zimmer. „Kira? Bist du es?“, fragte Sokar ungläubig. Seine Freundin sah ihn argwöhnisch an und musterte dann Alex. „Hängst du schon wieder vor dem Fernseher rum? Schatz, willst du nicht ein Bisschen mit ihm rausgehen?“, fragte sie und wies auf den Ball hin. Sokar nickte zögerlich. Während er und sein Sohn eine Runde spielten, versorgte sie Kira mit Getränken. „He, Dad, ich kann auch noch länger bleiben, wenn du willst. Mam hätte sicher nichts dagegen.“, meinte Alex ganz beiläufig. Sokar war sich nun sicher, was gespielt wurde. Er träumte. Dieser Colin hatte seine Seele gereinigt und in die Unterwelt geschickt. Würde er nun für alle Zeiten mit Kira und seinem Sohn zusammen sein können?
 

Gewinner: Serapis
 

Kampf 3
 

Horus gegen Sepa
 

„Hier bin ich eindeutig richtig.“, war Senshi im letzten Raum des unterirdischen Gewölbes angekommen. Es war ein großer Saal, der dunkel war, bis auf ein Licht in der Mitte. Es schien bläulich und einladend. Einrichtungsgegenstände schien der Raum sonst keine zu besitzen. Senshi wagte sich näher an das Licht heran und begutachtete es. Es schimmerte blau und war durchsichtig. Bei genauerem Hinsehen war sogar ein Bild darin zu erkennen. Senshi erkannte Horus, der gefesselt und bewegungsunfähig war. Doch wie war das möglich? Senshi verstand. Er stand vor einem Portal, dass ihn an einen anderen Ort bringen konnte. Sollte er es wagen, es zu durchschreiten? Er packte seinen ganzen Mut zusammen und schritt hindurch. Auf ins Unbekannte…
 

Die Reise
 

„Hier war ich doch schonmal.“, wusste Senshi sofort, wo er sich befand. Er erinnerte sich an seine Begegnung mit Geb und Nut. Er befand sich in den göttlichen Sphären. Hierhin musste Sepa Horus verschleppt haben. Nun hörte Senshi wie jemand seinen Namen schrie. Er lief gerade aus, bis er den Besitzer ausfindig gemacht hatte. Es war Horus gewesen. „Senshi. Ich habe gewusst, dass du mich findest.“, schien er schon auf seinen Schützling gewartet zu haben. „Befrei mich. Schnell.“, verwies Horus auf seine Fesseln. Senshi kam näher und versuchte den Gott von den Fesseln zu lösen. Doch vergebens. Er konnte sie nicht einmal einen Millimeter bewegen. „Sepa hat sie extra so angefertigt. Wir müssen uns vereinigen, um noch alles zum Guten zu wenden.“, erklärte Horus. Das löste in Senshi etwas aus. Er erinnerte sich an seinen Traum, und wie Horus seine Mutter getötet hatte. Horus drängte Senshi nun, und der Junge setzte sich langsam in Bewegung. „Euer Plan scheint nicht aufzugehen.“, erklang eine Stimme hinter den beiden. Senshi drehte sich erschroken um und entdeckte eine weitere Person. Es war ein Mann, der weite, luxuriöse Kleider trug. „Sepa.“, konnte sich Senshi gleich denken, wem er gegenüberstand. „Ich habe schon viel von dir gehört.“, begrüßte er Senshi. „Gleichfalls.“, erwiderte dieser. Sepas Blick fiel auf Horus. „Ich gebe euch die Chance, euch zu vereinigen. Also nur zu.“, sprach Sepa das Angebot aus. „Das müssen wir nutzen!“, drängte Horus seinen Retter. Senshi riss sich zusammen. Er musste es für seine Freunde tun. Er berührte den Gott, aber nichts geschah. „Es funktioniert nicht.“, wunderte sich Horus. Sepa schien dies vorausgesehen zu haben und grinste. Senshi wusste nicht, was er tun sollte. „Senshi! Die Vereinigung funktioniert nicht, wenn einer von uns es nicht will. Also sag mir, was los ist!“, redete Horus auf den Jungen ein. Senshi beschloss Horus mit seinem Traum zu konfrontieren und ergriff seine Hand. Horus las nun seine Gedanken und erschrak. Sepa hatte nicht nur ihm diesen Traum geschickt. Auch Senshi war nicht verschont geblieben. Eines war an Senshis Traum allerdings anders. In seinen Erinnerungen, hatte Horus seine Mutter nicht ermordet. „Senshi, hör mir zu! Ich habe Isis nichts angetan. Das ist nur eine von Sepas Intrigen. Er will nicht, dass wir uns vereinigen. Isis hat sich zwischen mich und Seth gestellt. Aber Seth hat dies genutzt, um Isis zu töten, und mich somit zu schwächen. Ich bin zwar schuld an ihrem Tod, aber nicht wie du denkst.“, versuchte er Senshi klar zu machen. Der Junge stutzte. Konnte er dem Gott glauben? „Seth wurde für den Mord bestraft und 1000 Jahre verbannt. Ich erhielt keine Strafe, das ist der Beweis. Seth hat mir vor unserem letzten Kampf noch

erzählt, dass ihn Sepa damals unterstützt hat, meinen Vater zu töten. Deswegen hasse ich Sepa auch so.“, kam Horus nun mit etwas sichhaltigem. Nun war sich Senshi sicher. Sepa war der Lügner, nicht Horus. Sepa hatte das Unglück erkannt, und wollte es verhindern, indem er Senshi vernichtete. Er spurtete los, kam aber zu spät. Senshi und Horus begannen sich zu vereinigen und erschuffen eine neue Macht. Ein grelles Licht blendete Sepa und ein neuer Krieger stand vor ihm. Wie bereits in seiner Auseinandersetzung mit Serapis stand der neue Horus seinem Feind gegenüber. Seine goldenen, vogelartigen Flügeln, ließen ihn sogar noch souveräner erscheinen. Sepa wich zurück. „Du bist also der Krieger, der Serapis besiegt hat.“, staunte er. Horus begann nun sein Schwert erscheinen zu lassen. Sepa wusste, dass er auch seines beschwören musste, wenn er überleben wollte. Gleich darauf tauchte es schon in seiner Hand auf. Das ungewöhnliche an ihm, waren seine Hacken. Links und rechts der Klinge sprossen Hacken heraus. Sie erinnerten irgendwie an einen Tausendfüssler. Sepa konnte damit nicht nur einen starken Angriff durchführen, sondern sich auch gut verteitigen. Horus ließ ihm auch keine andere Wahl. Er griff an und schlug sein Schwert gegen Sepas. Dieser wusste, dass es nun ernst war. Sein bisher größter Kampf stand ihm bevor.
 

„Au!“, schrie Alex wehleidig. „Ruhig! Ich muss deine Wunde verbinden.“, erklärte Lin. Alex gefiel es gar nicht, von Lin so gesehen zu werden, was er ihr auch deutlich machte. „Was soll das? Ist doch ohnehin nur ein Kratzer.“, spielte er die Wunde herunter. Lin hatte einen Teil ihres T-shirts zerrissen, da sie sonst nichts parat hatte. Alex hatte nun das Gefühl ihr etwas schuldig zu sein. Sie stützte ihren Freund und taumelte mit ihm zur Mauer. Dort konnte sich Alex aufrecht hinsetzen. Lin hockte sich neben ihn. „Und dein Vater ist nun wirklich weg?“, fragte sie vorsichtig. „Ja. Ich spüre ihn nicht mehr. Leider.“, meinte er. Lin sah ihn verdutzt an. „Leider?“, hakte sie nach. „Ich kann Senshi nicht mehr beistehen. Vielleicht braucht er gerade jetzt meine Hilfe.“, vermutete er. Lin verstand den Jungen nicht. „Senshi packt das schon. Du solltest dir um dich selbst Sorgen machen.“, riet sie ihm. Alex versuchte das Thema nun auf Hapi zu steuern. „Was ist mit deinem Gegner? Erklärst du mir, warum du ihm gegenüber so warst?“, schien es ihn zu interessieren. Lin rückte nur widerwillig mit der Sprache heraus. Sie begann von ihrer Mutter zu erzählen, und von ihren Gefühlen, als sie Hapi wiedergesehen hatte. „Wow.“, erwiderte Alex nur. Dann begann er auch Dinge über seinen Vater zu erzählen, und bald waren die beiden in ein Gespräch vertieft. Das half Alex seine Schmerzen zu vergessen. Trotzdem kauerte er immer noch an der Tempelwand und spürte seine Wunde. „Weißt du, eigentlich bist du gar nicht so ein Kotzbrocken, wie ich dachte.“, versuchte es Lin mit einem Kompliment. Alex gab nur ein leises Danke von sich. „Was ist eigentlich mit deinem Vater?“, fragte er so nebenbei. Lin holte

tief Luft. Er hat uns schon früh verlassen. Ich habe ihn nur einmal gesehen. Wir mögen unsere Väter scheinbar beide nicht.“, antwortete sie. Alex konnte ihr da nur zustimmen. „Wir haben wohl doch mehr gemeinsam. Ich bin allein mit meiner Mutter aufgewachsen, wie du. Meinen Vater habe ich auch kaum gesehen, und kannte ihn gar nicht richtig. Im wahrsten Sinne des Wortes… . Er war nie wirklich an meiner Mutter interessiert.“, erzählte Alex. Lin schien das zu kennen. „Mein Vater ist auch ein Scheidungsspezialist.“, gab Lin preis. Beide hockten nun nebeneinander und blickten sich an. Alex kam auf einmal eine witzige Idee. „He, falls wir das hier überleben, wie wärs, wenn wir unsere Eltern verkuppeln?“, versuchte er einen Spruch loszulassen. Doch anstatt zu lächeln, wurde Lins Blick ernst. „Nein, das geht nicht.“, erklärte sie und sah Alex in die Augen. Dieser hatte seine Schmerzen völlig vergessen. „Wieso nicht?“, fragte er nach. Lin antwortete auf ihre Weise und begann Alex zu küssen. Dieser erwiderte ihn, und bald hatten die beiden vergessen, was Senshi im Moment vor sich hatte.
 

Sepa war einer der mächtigeren Götter, wirkte im Vergleich zu Horus aber schwächer. „Das ist nicht der Kampfstil, den ich dir beigebracht habe.“, sprach er verwirrt. Sein Gegner antwortete ihm, ohne eine Pause einzulegen. „Du scheinst mich zu verwechseln. Ich bin nicht Horus. Ich bin ein Wesen, das geschaffen wurde, um dich zu vernichten.“, erklärte er. Er wollte bereits einen Entscheidungsschlag ansetzen, als jemand durch das Portal trat, durch das bereits Senshi in die göttlichen Sphären gelangt war. Die Kombination aus Horus und Senshi legte eine Pause ein. „Colin! Schön dich hier zu sehen. Du musst mir unter die Arme greifen.“, versuchte Sepa seinen neuesten Schüler um Hilfe zu bitten. Dieser reagierte aber nicht auf die Bitte. „Ich habe mit Seschat gesprochen. Sie hat mir gesagt, dass ich die Freiheit habe, mein Schicksal selbst zu wählen.“, erzählte er. Sepa erstarrte. Wenn Colin tatsächlich die Wahrheit sprach, hatte sich das Schicksal geändert. Colins neue Möglichkeiten hatte er nämlich nicht vorausgesehen. Das veränderte alles. Sepa hatte sich stets auf seine Fähigkeit verlassen, und wusste nun nicht mehr weiter. Horus griff wieder an, und Sepa beschloss spontan zu handeln. Er teleportierte sich zu Colin und benutzte ihn als Schutzschild. Horus begann zu zögern. Senshis Teil weigerte sich, Colin zu opfern. Colin versuchte Sepa abzuschütteln, doch dieser ließ es nicht zu. „Du möchtest dein Schicksal lenken? Dazu gehört weit mehr. Aber du hast mir eine gute Ausrede gegeben, meines zu ändern. Pass auf, diese Technik habe ich dir beigebracht.“, meinte Sepa und begann etwas mit Colin anzustellen. Er begann damit seine Kraft zu rauben. Horus preschte los, um seinen Gegner daran zu hindern, aber zu spät. Colin erlitt einen Schwächeanfall und fiel zu Boden. Sepa hatte seine Kraft absorbiert und war noch mächtiger geworden.

Horus wollte keine Zeit verschwenden und griff erneut an. Sepa wehrte aber ohne Schwierigkeiten ab. „Zeit das Bild zu ändern.“, sprach er. Tatsächlich schienen sich die göttlichen Sphären aufzulösen und eine neue Umgebung bildete sich. Horus und Sepa schwebten plötzlich über einer Wüste. Unter ihnen lag ein bewusstloser Colin. Außerdem war der Tempel zu erkennen, in den Senshi und seine Freunde eingedrungen waren. „Mir gefällt es an der frischen Luft besser. Jetzt pass gut auf, ich habe nämlich neue Kräfte.“, verriet Sepa. Horus wurde etwas mulmig, als er mitansah, wie sich Sepas Oberarme aufbließen. Seine Muskeln schienen gewachsen zu sein. Was als nächstes geschah, erinnerte an einen Horrorfilm. Sepas Augen veränderten sich. Sie wurden rund und groß. Sie glichen denen von Insekten. Das war aber erst der Anfang. Aus seinen Armen und Beinen begannen kleine Füßchen zu sprießen, wie sie bereits an seinem Schwert vorhanden waren. Sein Brustkorb wuchs und sein ganzer Körper verfärbte sich schwarz. Sepa verwandelte sich langsam, aber stetig immer mehr in ein Insekt. Es war gruselig anzusehen, wie er von seiner menschlichen Form gänzlich abließ. Sepa wuchs und wuchs. Er mutierte und mutierte. Bald war das Ergebnis komplett. Vor Horus schwebte ein gigantischer Tausendfüssler in der Luft. „Also das ist neu.“, dachte Senshis Teil. „Er ist nun stärker. Aber wir werden ihn besiegen.“, stand für Horus Teil fest. Der Tausendfüssler begann einen Angriff zu starten. Er war enorm schnell und packte Horus mit seinen Fühlern. Dieser versuchte sich zu befreien, was ihm aber erst mit Einsatzes seines Schwertes gelang. Sepa gab aber noch lange nicht auf. Er wollte seine ersten beiden Füße als Waffe benutzen und steuerte abermals auf Horus zu. „Sieht schlecht aus. Diesen Angriff überstehen wir vielelicht nicht.“, befürchtete Horus Teil. Senshi wollte dies aber nicht hören. „Nein, wir besiegen ihn.“, stand für ihn fest. Doch Sepa war bereits gefährlich nahe. Horus wollte nicht, dass Senshi etwas zustieß, also trennte er sich von ihm. Die Vereinigung wurde aufgelöst und Senshi zu Boden geworfen. Horus blieb allein zurück. Sepa griff an und durchbohrte seinen Gegner mit einem seiner Füße. Senshi brauchte etwas, um zu begreifen was vor sich ging. Horus hatte eine schwere Verletzung für ihn eingesteckt. Ab diesem Moment vertraute er dem Gott vollkommen. „Horus, wir müssen uns wieder vereinigen!“, ermutigte er den Verletzten. Horus hatte aber Bedenken. „Dann wirst du aber den Schmerz spüren, den ich gerade spüre.“, informierte er seinen Schützling. Senshi war das egal. Er rannte zu Horus zurück und berührte ihn. Dieser nickte dem Jungen zu, und er Kampf wurde fortgeführt. Der vereinigte Horus stellte sich Sepa erneut. Diesmal zum letzten Mal. Horus hielt sein Schwert in Sepas Richtung und war zu allem entschlossen. „Wir nutzen nun unsere gesamte Kraft!“, erklärte Horus. Er übertrug alle restliche Energie, die er und Senshi noch übrig hatten in sein Schwert. Sepa

krabbelte währendessen über den heißen Sand und bereitete seinen nächsten Angriff vor. Doch er unterschätzte seinen Gegner. Er war dem vereinigten Horus wieder gefährlich nahe, als dieser sein Schwert schwang. Die Klinge wuchs ins gigantische und zerteilte den Monster-Tausendfüssler in zwei Teile. Sepa war vernichtet. Horus und Senshi trennten sich wieder und sahen zu, wie der Tausendfüssler seine letzten Bewegungen tat. Bald löste er sich auf, allerdings blieb etwas zurück. Sepa hatte sich wieder in seine menschliche Form verwandelt. „Hat er immer noch nicht genug?“, fragte Senshi geschafft. Horus konnte ihn aber beruhigen. Sepa war am Ende. „Das habe ich nicht vorhergesehen. Es ist schön, nach solanger Zeit, wieder ein Schicksal zu kennen, dass mir fremd ist. Ich habe gesehen, dass ich vernichtet werde. Das hat sich auch bewahrheitet, aber ich konnte vorher noch meine tierische Form anehmen. Ich bereue es nicht, jetzt zu sterben. Vorher muss ich dir aber noch etwas sagen, Senshi. Colin hat es geschafft, sein Schicksal zu beeinflussen, aber du kannst es leiten! Du brauchst nur eine Eigenschaft. Klarheit! Ich weiß, du glaubst nicht, dass du sie erlangen kannst, aber du bist der Einzige, dem ich es überhaupt zutraue. Bitte kümmere dich um Colin. Ihr seit euch sehr ähnlich. Zum Schluss möchte ich dir noch etwas schenken.“, redete Sepa, mit dem Bewusstsein, dass es mit ihm zu Ende ging. Er begann sich aufzulösen, und seine Seelenkugel entfuhr aus seinem Körper. Das war aber nicht alles. Sie verwandelte sich in etwas anderes. Senshi erkannte erst kurz danach, dass es sich um ein Amulett handelte. Es flog genau auf den Jungen zu. „Das verstehe ich nicht.“, stammelte dieser. Horus half ihm auf die Sprünge. „Das ist Sepas Abschiedsgeschenk. Ich glaube, er wollte nie böse sein. Das Schicksal hat es von ihm verlangt. Er wollte in die Zukunft sehen, und musste einen Preis dafür zahlen. Hüte sein Amulett, wie einst meines.“ Dann brach Horus zusammen. Er war immer noch durch Sepas letzte Attacke verletzt. Senshi wollte ihn stützen, doch Horus schaffte es auch so. „Ich muss dich allein lassen. Um mich selbst zu heilen, muss ich in die göttlichen Sphären zurück. Die Triade wird sich um dich und deine Freunde kümmern. Ich werde dich bald wieder besuchen.“, versprach Horus und verschwand dann. Senshi blieb alleine zurück. Das dachte er zuerst. Colin war wieder zu sich gekommen und torkelte zu Senshi. Ihm fiel sofort Sepas Amulett auf. „Er sagte… ich kann das Schicksal leiten, wenn ich Klarheit erlange. Aber das bezweifle ich.“, meinte Senshi. Colin sah das anders. „Für mich sehe ich wenig Chancen. Aber auch wenn du jetzt nicht sehr klar denken kannst, glaube ich, hat Sepa Recht. Nur du kannst gegen das Schicksal ankämpfen.“
 

„Wow! Du errätst nie, was ich geträumt habe.”, war Alex wieder wach. Lin fiel ihm sofort in die Arme, worauf der Junge schrie. Seine Verletzung war

noch frisch. Allerdings wurde sie inzwischen behandelt und Alex schwebte außer Lebensgefahr. Er fand sich in dem Bett wieder, das ihm Noah zur Verfügung gestellt hatte. Vor dem Eingang des Zimmers sah er seinen Freund dann auch. „Was ist passiert?”, fragte er verwirrt. Lin war glücklich, dass Alex größtenteils gesund war. „Das Übliche. Senshi hat Sepa besiegt, und die Welt gerettet. Du bist leider bewusstlos geworden, und ich musste dich nach draußen tragen. Dort haben uns bereits Senshi und Colin erwartet. Und Hathor! Sie hat uns zu Noah gebracht. Die Triade wollte uns vorher sprechen, aber ich wollte, dass du sofort behandelt wirst. Du hast die letzte Nacht durchgeschlafen. Wie geht’s dir?“, erkundigte sich Lin nach Alex Befinden. Bis auf seine Wunde fühlte sich der Junge ganz wohl. „Wo ist Senshi?“, lag es Alex auf der Zunge. Lin erzählte ihrem Freund, dass Senshi ein neues Amulett erhalten hatte und sich momentan in Noahs ‚Garten‘ aufhielt. In Wirklichkeit war der Garten ein Waldstück, das hinter Noahs Villa begann. Es gehörte ebenfalls zum Grundstück, und Senshi hoffte dort seine Ruhe zu haben. Er wollte in Ruhe trainieren, da er hoffte, so mehr Klarheit zu erlangen. Er wusste nicht wieso, aber er wollte Sepas letzten Wunsch unbedingt erfüllen. Es war schon lange her, seitdem er mit Hilfe eines Amuletts gekämpft hatte. Er besaß nun Sepas Schwert, mit den Insektenfüßen. Er schlug es gegen die Luft, wodurch er zwar trainierte, aber sicher nicht Sepas Wunsch erfüllte. Er hatte bereits von drei Leuten etwas über Klarheit gelernt. Damals, als er für den Kampf gegen Nephthys trainierte, war er Jiang begegnet, der ihm das Prinzip erklärte. Dann hatten ihm Colin und Sepa verraten, dass es eine Möglichkeit gab, sein eigenes Schicksal zu wählen. Und es zu leiten. Wenn man Klarheit besaß, erlangte man uneingeschränktes Wissen über alles. Man wurde zur größten Macht, die existierte. Senshi hätte beinahe lachen müssen. Vielleicht war es ja möglich, diesen Zustand zu erreichen. Aber der Gedanke, dass Senshi das schaffen könnte, war absurt. Trotzdem glaubte Sepa daran. Vor über einem Jahr hatte er herausgefunden, welche unglaubliche Aufgabe das Schicksal ihm auferlegt hatte. Seither kämpfte er mit seinen Freunden gegen Feinde, die er bisher auch besiegte. Er musste sich eingestehen, dass er Angst hatte, was noch auf ihn zukommen könnte. Er konnte sich noch immer nicht für ein Leben entscheiden. Ein normales, ruhiges. Oder ein magisches.
 

„Wie… wie geht es ihm?“, wagte es Colin zu fragen. „Sieh doch selbst nach ihm.“, erwiderte Lin und strafte Colin mit einem Blick der Verachtung. Sie hasste ihn dafür, dass er Alex verletzt hatte. Colin schritt ins Zimmer und wurde von Alex bereits freutig begrüßt. Lin verstand nicht, warum Alex kein bisschen böse auf ihren neuen ‚Freund‘ war. „Alles im grünen Bereich?“, fragte Colin den Verletzten. Alex schien es bereits prima zu gehen. „Danke

nochmal, dass du mich befreit hast. Aber kannst du mich nicht irgendwie heilen? Mit Heilkräften, oder so. Du bist immerhin Serapis.“, hakte Alex nach. Colin musste verneinen. „Leider nicht. Das hätte ich nichtmal vorher gekonnt. Außerdem bin ich nicht mehr Serapis. Sepa hat mir meine ganzen Kräfte genommen. Und ehrlich gesagt, fehlen sie mir nicht einmal.“, meinte er. Colin fühlte sich super, da Alex ihn ganz offensichtlich als Freund ansah. Was dann geschah, ließ allen Anwesenden den Atem stillstehen. Die Tür sprang auf und jemand kam hereingetorkelt. Es handelte sich um einen Jungen, der schwer verletzt war. Sein Gesicht blutete und er schien auch sonstige Schmerzen zu haben. Es war Tatenen. Lin und Noah wollten ihm helfen, waren aber wie erstarrt. Dann fiel ihnen auf, dass Tatenen kein Amulett trug. „Bitte…bitte helft mir. Ihr… müsst ihn stoppen. Hathor… ist tot.“, keuchte er, bevor er zusammenbrach. „Noah, hol sofort einen Arzt. Am besten gleich den, der Alex versorgt hat.“, trug Lin ihrem Freund auf. Dieser spurtete sofort los und rannte zum Telefon. Im Zimmer befand sich noch ein Sofa, auf das Lin und Colin das junge Ratsmitglied legten. Lin wusste nicht, wie schlimm Tatenens Zustand war, aber wenn Hathor tot war, musste etwas schreckliches passiert sein. Sie wusste nicht, ob es die beste Idee war, aber sie gab Tatenen eine Ohrfeige, um ihn zu wecken. Mit einem Auge, sah er das Mädchen an. „Was ist geschehen? Wer war das?“, versuchte Lin aufgebracht Antworten zu erhaschen. Tatenen fiel es schwer zu reden. Er brachte nur zwei Wörter heraus, bevor er wieder bewusstlos wurde. „Das Ende.“
 

Senshi keuchte und schwitzte. Er hatte sich verausgabt. Trotzdem waren seine Gedanken im Moment klar, obwohl er nicht glaubte, dass er die richtige Strategie verfolgte. Dennoch entging es ihm nicht, dass sich jemand hinter ihn schlich. Senshi drehte sich um und richtete sein Schwert auf ihn. Er musterte die Person misstrauisch. Es handelte sich um eine Gestalt, die eine schwarze Kutte trug und deren Gesicht unerkennbar war. „Warum schleichst du dich an mich ran? Wer bist du?“, fragte er die Gestalt mit lautem Befehlston. Die Gestalt unternahm keine Anstallten sich zu bewegen. Mit einer tiefen, rauen Stimme antwortete sie. „Dein Untergang.“
 

„Wir gehen.“, stand für Lin fest. Noah und Colin stimmten ihr zu und wollten ihr folgen. Aber auch Alex. Er unternahm einen Versuch sich aufzusetzen, stieß dann aber einen Schrei aus und ließ sich zurückfallen. „Du spinnst. Zum Glück bist du verletzt. Ansonsten würdest du sicher wieder kämpfen wollen. Glaubst du ich sehe nochmal zu, wie du verletzt wirst, oder sogar stirbst?“, schimpfte Lin. Alex schnitt ein wehmütiges Gesicht. „O.k. Aber pass bitte auf dich auf.“, verlangte er. Lin versprach es und gab ihrem Freund noch

einen Kuss. „Noah, du bleibst hier und passt auf Alex und Tatenen auf.“, befahl sie. Noch ehe Noah Einspruch erheben konnte, hatte Lin bereits Colin gepackt und zerrte ihn nach draußen. Senshi könnte jetzt ihre Hilfe brauchen.
 

„Du willst gegen mich kämpfen? Nur zu.“, forderte Senshi den maskierten Feind auf. Dieser ließ sich jedoch Zeit. Er schien Senshi von oben bis unten zu mustern. Währendessen waren Lin und Colin eingetroffen. „Senshi, wer ist das?“, fragte das Mädchen unbehaglich. Ihr Freund grinste nur. „Ich weiß, wer du bist. Deine Maskierung versteckt dich nicht länger. Ich glaube, meine Gedanken werden wirklich immer klarer. Ich habe dich durchschaut. Ich weiß zwar nicht, was dein Vorhaben ist, aber ich werde dich stoppen. Nefertum!“, schrie Senshi den Namen seines Feindes. Der Kuttenträger nahm nun eine aufrechte Haltung ein und warf seinen Kopf nach hinten. Die Kutte flog zurück und gab Nefertums Gesicht preis. Lin und Colin blickten ihn verwirrt an. „Das verstehe ich nicht.“, begriff das Mädchen nicht, warum sich Nefertum plötzlich als Feind herausgestellt hatte. Senshi hatte ihn aber offensichtlich wiedererkannt. „Ihr beide interessiert mich nicht. Ich will dich, Senshi. Außerdem dein Amulett.“, verriet Nefertum. Dann streifte er seinen Umhang ganz ab und gab somit seinen Oberkörper preis. An seinem Hals hing nicht nur sein eigenes Amulett. Auch das von Tatenen und Hathor. „Senshi, du musst vorsichtig sein. Tatenen ist schwer verletzt. Und Hathor ist wahrscheinlich tot.“, berichtete Lin von Tatenens Auftauchen. Senshi reagierte nicht, war sich aber der Situation bewusst. „Du willst auch noch mein Amulett? Wieso kannst du jedes beliebige von den Dingern kontrollieren?“, wollte Senshi unbedingt erfahren. Bisher war es nur so, dass ein Amulett sich selbst den Besitzer suchte. Nefertum befand es nicht für nötig Senshi die Frage zu beantworten. Er wiederholte nur nochmal, dass er das Amulett von Sepa wollte. „Dann würde ich vorschlagen, du holst es dir.“, bereitete sich Senshi vor. Nefertum grinste ihn nur an. „Glaub mir. Es freut mich wirklich nochmal gegen dich zu kämpfen.“, verriet er. Senshi stutzte. „Nochmal? Haben wir schon gegeneinander gekämpft?“, konnte er sich nicht daran erinnern. Nefertum begann nun ein Schwert herbei zu rufen. „Ja und Nein. Auf jedenfall hast du alle meine Prüfungen bestanden. Du bist wirklich unbesiegbar.“, erzählte er. Senshi wurde nur noch verwirrter. War das vielleicht Nefertums Plan? „Welche Prüfungen? Rede!“, forderte er das ehemalige Ratsmitglied auf. Doch Nefertum hatte vor ihm einen Schock zu verpassen. „Ich bin sozusagen ein Diener des Schicksals. Ich habe stets alles für dich in die Wege geleitet. Wir haben bereits gegeneinander gekämpft. Aber dazu später. Danach wolltest du nämlich deine Ruhe haben. Aber dein Amulett hat zu dir zurückgefunden. Ich fand Ras Sarkophag und ließ ihn wecken. Dann schickte ich Nephthys, und habe ihre Rache nur noch

verstärkt. Dann beauftragte ich Chnum, damit er den Gott Serapis wiedererweckt. Aber auch ihn hast du mit Horus Hilfe besiegt. Und schließlich sorgte ich dafür, dass Sepa aus seinem Schlaf erwacht. Aber selbst bei ihm ist dir ein Sieg gelungen. Nun bist du soweit. Würdig um von mir getötet zu werden.“, verriet er alle seine Geheimnisse. In Senshi löste das natürlich einen Schock aus. Auch Colin und Lin hielten Nefertum nun für den Teufel. Dann zuckte Senshi plötzlich mit den Schultern. „Ach, was solls. Auch wenn du die ganze Zeit die Stripen gezogen hast. Es verändert nichts. Außer eines. Wenn ich dich vernichte, wird alles ein Ende haben.“, erklärte der Junge. Nefertum fand, dass sich Senshi überschätzte. „Ich habe einen großen Vorteil, dir gegenüber.“, verriet Nefertum. Senshi sah ihn erwartend an. Nefertum fühlte sich bereits vor dem Kampf als Sieger. „Ich weiß, wer du bist. Aber du weißt nicht, wer ich bin.“, begann er schaurig zu lachen. Er dachte, er könnte Senshi damit klein bekommen, doch dieser stieg mit einem kurzen Lacher darauf ein. Lin und Colin hielten ihren Freund bereits für verrückt. „Du irrst dich, Nefertum. Ich weiß genau, wer du bist. Und ich erinnere mich an unseren Kampf. Den heute, wie auch damals spüre ich diese Gefühle. Es sind Verwirrtheit und Gleichgültigkeit! Lass deine Maske einfürallemal fallen! Und zeig uns dein Gesicht, Seth!“, konterte Senshi, indem er Nefertums wahres Ich aufdeckte. Dieser erschrak. „Was? Aber wie?“, wirkte er auf einmal unsicher. Auch Lin und Colin warteten auf Senshis Erklärung. Nefertum ist gut. Er wäre nie zu einer solchen Teufelstat fähig. Bei unserem ersten Treffen, konntest du deine Gefühle verschleiern. Das gelingt dir aber nicht mehr. Es sind die selben, welche ich damals bei meiner Freundin und deren Vater gespürt habe. Das reine, klare Chaos. Mich interessiert nur noch, warum du nicht schon längst in der Hölle schmorst.“, gab Senshi sein bestes, um Klarheit vorzutäuschen. In Wirklichkeit konnte er das, was gerade geschah nur schwer verarbeiten. Seth wollte es seinem neuen Erzfeind gerne erklären. „Der Gott Tum hat mich mit der Unsterblichkeit gesegnet. Als mein erster Wirt starb und mein zweiter mich vertrieben hatte, blieb mir nur noch Baal. Als du und deine Freunde aber auch ihn vernichtet habt, wandelte ich als Seele herum. Ich dachte daran, einen deiner Freunde zu infizieren, aber keiner war mit mir kompatibel. Keiner hatte, was ich suchte. Nefertum hatte den Kampf verfolgt und war in der Nähe. Er hatte, was ich brauchte. Nefertum war nicht so gut, wie du vielleicht glaubst. Ich kann nur in Menschen eindringen, die mich wollen und die mich brauchen. Nefertum war einer davon. Er war unglücklich, und das habe ich ausgenutzt. Er hat mich in sich aufgenommen, obwohl er sich gegen mich hätte wehren können. Er wollte Macht! Das wollen alle!“, erzählte Seth seine Geschichte. Senshi
 

hob sein Kinn. „Falsch. Ich kann auf Macht verzichten. Und meine Freunde auch. Alles was, wir brauchen haben wir. Wir können auf dein Chaos verzichten.“, warf Senshi seinem Erzfeind an den Kopf. „Bis auf Klarheit.“, schien Seth den Jungen ärgern zu wollen. Senshi ging natürlich nicht darauf ein. Er wollte endlich erfahren, was Seths Pläne waren und sprach ihn auch darauf an. „Du weißt sicher, dass manche der Amulette die Seelen der jeweiligen Götter in sich tragen. Nicht nur das von Horus. Auch die der Triade und das von Sepa. Wenn ich alle vier Amulette vereinige, werde ich das mächtigste Wesen dieser Welt werden und als Gott des Chaos und der Zerstörung wieder auferstehen. Dann wird mein geliebtes Chaos diese Welt überziehen und die Menschen mit Verwirrtheit und Angst strafen.“, sprach er diabolisch. Senshi wollte dies nicht zulassen und griff Seth an. Er schlug zu, doch Seth stoppte das Schwert mit seiner bloßen Hand. „Sepa hat dieses Schicksal vor seinem Tod vorausgesehen. Das Amulett war kein Geschenk. Er musste es dir hinterlassen.“, flüsterte er Senshi ins Ohr und riss ihm dann die Kette vom Hals, an der das Amulett hing. Senshi war entsetzt darüber, wie einfach Seth an es herankam. Dann richtete er sein Schwert auf Senshi, zog es aber wieder weg. „Nein. Das wäre ein zu schmerzloses Ende.“, meinte er und tat ein paar Schritte zurück. Nun besaß er vier Amulette mit Seelen. Senshi und seine Freunde mussten hilflos zusehen, wie Seths Körper sie absorbierte und ihm seine Macht als Gott wieder zurückbrachten. „Haben wir jetzt noch eine Chance?“, fragte Colin, zum ersten Mal ängstlich. „Natürlich! Wir schaffen es doch immer. Außerdem haben wir ja noch Horus! Nicht wahr, Senshi?“, hakte Lin nach. Ihr Freund konnte es ihr nicht Bestimmtheit sagen. Horus war von Sepa schwer verletzt worden. Ob er schon wieder bereit für einen Kampf war, lag in den Sternen. „Ihr vertraut noch immer auf Horus? Selbst wenn sich dieser Krüppel hierher traut. Ich bin gewappnet!“, lachte Seth und streckte seine Hände nach rechts und links aus. Das Bild begann sich zu verändern, aber Senshi wusste genau, dass Seth sie nirgendwo anders hinteleportierte. Er beeinflusste die Umgebung. Das Gras verfärbte sich schwarz, und ebenfalls die Bäume. Es war so, als würde die Nacht blitzartig hereinbrechen. Allerdings war es gerademal Mittag. „Seth, was tust du?“, fragte Lin entsetzt. „Er verbreitet das Chaos.“, sagte Senshi ruhig. Lin erschrak. Seths Chaos konnte leicht dem Ende der Welt gleichkommen. Vielleicht war es noch viel schlimmer. Über die drei Freunde breitete sich die Dunkelheit aus, und Lin und Colin bekamen es mit der Angst zu tun. Senshi wusste nicht, was er denken sollte. Auch Alex und Noah wurden vom Chaos erwischt. „Was ist das? Ein Schatten, der plötzlich über uns hinweg zieht?“, fragte Noah erschroken. Alex hatte bereits eine Ahnung. „Noah, ich will, dass du mich zu den anderen bringst.“, verlangte er. Noah wehrte sofort ab und erinnerte an die Verletzungen. Alex bestand jedoch so lange darauf, bis Noah keine andere Wahl mehr hatte. Es fiel beiden nicht leicht, aber es gelang ihnen voranzukommen. Sie wussten nicht, was sie erwarten würde…
 

Endkampf
 

Senshi gegen Seth
 

„Das Chaos breitet sich über die ganze Welt aus. In wenigen Stunden liegt dieser Planet in absoluter Finsternis.“, lachte Seth diabolisch. Lin und Colin hatten die Hoffnung bereits aufgegeben. Colin war es zwar gestattet sein eigenes Schicksal zu wählen, doch wenn Seth Erfolg hatte, war dies auch hinfällig. Senshi vertraute immer noch auf Horus. Er versuchte es zumindest. Das Chaos, das ihn umgab verstärkte sein Verwirrtheit und seine Angst noch mehr. An Klarheit war überhaupt nicht zu denken. Lin sah, wie Noah und Alex auf sie zu kamen. Wahrscheinlich würde sie ihren Freund ohnehin verlieren. Sie wäre gern mit ihm zusammengewesen, aber Seths Chaos würde dies nicht zulassen. Senshi merkte, wie seine Freunde immer mehr die Hoffnung verloren. Er gab alles, um ihnen Mut zu machen. „Senshi! Deine Freunde dürften im Moment dein geringstes Problem sein. Die einzige Möglichkeit nicht vom Chaos verschlungen zu werden, ist es sich ihm zu unterwerfen. Denke darüber nach.“, redete er auf Senshi ein. Dieser presste lediglich seine Lippen zusammen. Das gefiel Seth weniger. „Dann eben nicht. Ich will meine Rache! Der Zeitpunkt deines Todes ist gekommen. Erst wirst du sterben. Und dann dein Schutzgott.“, versprach er und ging mit seinem Schwert auf den wehrlosen Jungen los. Er war bereits vor ihm, bis ihn ein Lichtstrahl zurückwarf. Vor Senshi tauchte Horus auf. Der Junge hätte jubeln können, sah aber, dass sich Horus Wunde nicht verbessert hatte. Er schwebte in Gefahr, wenn er kämpfte. „Horus. Du wirst mich nicht aufhalten. Nicht ein drittes Mal. Beim ersten Mal hast du gesiegt und ich bin entkommen. Beim zweiten Mal sind wir beide draufgegangen. Und beim dritten und letzten Mal, werde ich siegen!“, stand für den Gott fest. „Horus, wir müssen uns vereinigen!“, redete Senshi auf seinen Freund ein. Horus fiel es schwer seinen Schützling zu enttäuschen. „Es tut mir Leid. Das Chaos verhindert, dass wir uns verbinden.“ Das löste in Senshi einen Schock aus. Vielleicht hatten seine Freunde Recht. Seine Hoffnung war falsch und hinfällig. Seth war zu mächtig. Er würde diesmal gewinnen. Senshi schüttelte seinen Kopf und versuchte diese Gedanken zu vertreiben, die das Chaos ihm einredete. Bis jetzt waren sie immer heil aus der Sache herausgekommen. Horus ging nun auf Seth zu und zog sein Schwert. Er wollte sich seinem Erzfeind ganz allein stellen. Bei seiner Verletzung war das alles andere als Vernünftig. Seth schien sich allerdings über einen weiteren Kampf mit

seinem Neffen zu freuen. Horus griff seinen Onkel an, doch dieser brauchte nichtmal sein Schwert zu benutzen. Horus kippte einfach um. Senshis Freunde sahen schwarz. Horus war zu verletzt, um zu gewinnen. Es war aus. Seth ging nun auf Horus zu und richtete sein Schwert auf ihn. „Der Sieg ist mein. Du hast mir immer genommen, was mir gehört. Nun werde ich mir nehmen, was dir gehört. Dein Leben!“, schrie Seth und stach zu. Er tötete Horus ohne mit der Wimper zu zucken. Senshi konnte es gar nicht mitansehen. Alle restliche Klarheit war von ihm gewichen. Er hatte nun keine Kraft mehr und ließ das Chaos zu. Es drängte sich immer mehr in seine Gedanken. Auch Seth blieb nicht untätig und marschierte auf seinen letzten Feind zu. „Senshi! Ich wäre der bessere Schutzgott für dich gewesen. Mein Chaos hätte sich mit deinem bestens vertragen. Nun wirst du wohl eingesehen haben, dass Horus die falsche Wahl war. Licht ersetzt nicht Klarheit. Horus konnte dir nie bei deinem Wunsch helfen. Jetzt trage auch die Konsequenzen für deine Entscheidung.“
 

„Wo bin ich? Bin ich nicht in der Welt der Toten?“, fand sich Horus nicht zurecht. Er befand sich an einem grellen Ort, an dem es nur Licht zu geben schien. „Horus.“, hörte er seinen Namen. Es dauerte etwas bis sich die Augen des Gottes an das viele Licht gewöhnten. Er entdeckte eine Frau, die ihm bekannt vorkam. „Seschat! Was tust du hier? Ich habe gegen Seth verloren und müsste in der Unterwelt sein.“, meinte er. „Bist du aber nicht.“, antwortete eine Stimme, die aber nicht von Seschat kam. Horus drehte sich um und erkannte Sepa. Wollte er etwa jetzt einen Kampf? Die Geister der Götter kamen auf Horus zu. „Das Chaos breitet sich rasend schnell über die Welt der Menschen aus. Ist es nicht dein größter Wunsch sie davor zu bewahren?“, fragte Sepa. Horus nickte zögernd. „Ja, natürlich. Aber das ist jetzt unmöglich.“, hatte er bereits aufgegeben. „Wieviel bist du bereit zu opfern, um die Katastrophe doch noch zu verhindern?“, stellte Seschat die Frage. Horus wusste nicht worauf sie hinauswollte, antwortete ihr aber. „Alles.“, stand für ihn fest. Sepa trat vor seinen ehemaligen Schüler und Feind. „Du kannst die Welt mit meinem Wunsch retten. Gib Senshi die Klarheit, die er braucht, um das Schicksal auszutricksen. Wir werden dir beistehen.“, erklärte er. Horus konnte sich bereits denken, was Sepa und Seschat vorhatten. „Wir werden ebenfalls bestraft werden. Wir beeinflussen das Schicksal bereits damit, dass wir dich hierher gebracht haben. Aber nur du kannst dem Jungen Klarheit verschaffen.“, meinte Seschat. Horus erklärte sich dafür bereit. „Ich werde es tun. Für Senshi und seine Freunde. Und für alle Menschen, denen ich Schutz versprochen habe.“
 

Senshi betrachtete traurig Horus leblosen Körper. Er nahm nicht einmal

wahr, dass Seth beinahe bei ihm war. Senshi wünschte sich ein Wunder, und sein Wunsch wurde erfüllt. Horus Körper begann zu schimmern und verwandelte sich in Licht. Der Geist des Gottes erschien und redete zu

Senshi. „Mein Schüler. Nein, mein Freund. Du wurdest dazu auserwählt diese Welt zu retten. Du glaubst, dass du ohne mich nie soweit gekommen wärst? Falsch. Ich wäre nichts ohne dich. Ohne deine Aufrichtigkeit, deine Wünsche, oder deine Freundschaft würde ich heute nicht hier stehen. Ich danke dir.“, sagte Horus und verwandelte sich dann in ein weites, grelles

Licht. Dieses Licht überzog Senshi und seine Freunde und erhöhte auch die Anzahl der Anwesenden. Wie aus heiterem Himmel tauchte Nick neben seinen Freunden auf. „Spinn ich? Was geht hier vor?“, fragte er verdutzt. Aber er war nicht der einzige. Auch Anna und Chris wurden an den Ort des Geschehens transportiert. „Das muss das Chaos sein.“, stotterte Chris. Senshi betrachtete seine Freunde mit einem glücklichen Gesichtsausdruck. Doch der Kreis war noch nicht komplett. Als nächstes tauchten Jo und dessen Bruder Philip auf. Als ob das nicht genug wäre, teleportierte das Licht auch noch Lena und Yen an Senshis Seite. Alle blickten zu ihrem Freund. Seth wusste nicht was vor sich ging, oder was Horus plante. Er wollte aber auch nicht warten. Er musste jetzt handeln. Senshi war schutzlos, was er ausnutzen musste. Er griff an, wurde aber von einem Degen geblockt. Dieser gehörte Chris, der Senshi verteitigte. Er trug als einziger ein Amulett. Allerdings zerbrach es, an Seths starker Attacke. „Senshi, ich habe euch damals verraten, was ich heute bereue. Ich habe bis heute die Seelen der Verstorbenen begleitet. Und dadurch weiß ich wie wichtig es ist, leben zu bewahren. Bitte hilf uns!“, sprach er zu seinem Freund. Dann löste er sich auf und übertrug seine ganze Energie an Senshi. Und seine Erfahrungen. Als nächstes sprach Nick zu dem Jungen. „Senshi, du bist mein bester Freund. Wir haben zusammen schon viele Abenteuer bestritten, und sie sind immer gut ausgegangen. Lass es diesmal auch so sein. Erst durch dich habe ich begriffen was Freundschaft überhaupt ist. Und dass man für andere einsteht.“, löste auch er sich auf und übertrug sein Wissen auf Senshi. Der Junge begann zu weinen, da er die Gefühle seiner Freunde spürte. „Senshi, du hast mich von Seth befreit. Tu mir bitte wieder den Gefallen.“, flehte Lena ihren Freund an. „Als mein Vater starb war ich so dumm Seth zu vertrauen. Aber du hast mich gelehrt, was Vertrauen überhaupt ist. Danke.“, geschah nun auch mit Lena das selbe, wie bereits mit Nick und Chris. Anna war gleich hinter Lena. „Du hast immer an unserer Seite gekämpft, obwohl wir dir die Wahl gelassen haben. Tu das bitte noch einmal.“, bat sie und verblasste dann. Als nächstes wagten sich Jo und Philip zu ihrem Freund. Horus hatte ihnen in Gedanken aufgetragen, was sie zu tun hatten. „Senshi, ohne dich und die anderen hätte ich meinen Bruder nie retten können. Ich…

nein wir danken dir für deine Selbstlosigkeit. Bitte kämpfe noch ein letztes Mal für uns.“, sprach Jo, auch für seinen Bruder. Beide verschwanden und schickten ihre Erfahrungen an Senshi. Auch Yen bedankte sich für die guten

Taten des Jungen und schickte ihm seine Gedanken. Im Gegensatz zu den anderen, war Noah eher mulmig zumute. Lin musste ihm erst einen Stoß geben, damit er zu Senshi ging. „Tja, ehrlich gesagt, weiß ich nie, was ich in solchen Situationen sagen soll. Du kennst mich ja, ich bin nicht sonderlich mutig. Ich verstecke mich oft hinter Büchern, oder meinem Computer. Erst

dein Mut hat mich inspiriert Risiken einzugehen. Ich hoffe ich kann dir helfen.“, redete sich Noah alles von der Seele. Allerdings verschwand er nicht, wie die anderen. Trotzdem spürte Senshi Noahs Reife in sich. Wahrscheinlich waren seine restlichen Freunde gar nicht wirklich anwesend. Nur Noah und die anderen waren wirklich am Ort des Geschehens. Als nächstes trat Alex vor. Es war wie ein Wunder. Seine Verletzungen waren geheilt. Dies musste ebenfalls Horus Werk gewesen sein. „Senshi, noch vor ein paar Wochen wollte ich dich und deine Freunde umbringen. Du und Noah habt mir gezeigt, dass mein Vater mich kontrolliert und beeinflusst. Ohne euch hätte ich nie klar gesehen. Diese Klarheit wünsche ich auch dir.“, gab er seine Erkenntnis weiter. Nun blieben nur noch Lin und Colin. Lin trat zuerst vor und begann zu sprechen. „Ich weiß zwar nicht, was für einen Zweck das hat, aber ich versuche es. Bevor du, Nick und Noah gekommen seit, war ich ziemlich einsam. Er hatte zwar viele andere Gleichaltrige um mich, aber erst durch euch war ich nicht mehr einsam.“, erzählte sie, und konnte es sich nicht verkneifen einen Blick auf Alex zu werfen. Senshi nahm auch ihr Verständnis auf. Nun war nur noch Colin übrig. „Senshi, ich weiß, wir kennen uns erst sehr kurz, aber ich will, dass du weißt, dass ich tief beeindruckt von dir bin. Ich dachte zuerst wir sind gleich, aber das war wohl übertrieben. Du bist einzigartig. Genau wie deine Sicht der Dinge. Ich habe mich für ein Leben entschieden. Für das deiner Freunde. Ich hoffe, du erlangst die Klarheit, um diese Entscheidung auch für dich zu fällen.“, wünschte er seinem neuen Freund und übertrug den Rest, den Senshi noch brauchte. Das Licht, das einst Horus repräsentierte, umgab nun Senshi. Der Junge wurde zu dem Licht. Er erinnerte sich an seine Gefühle, als er sich mit Horus Seele vereinigt hatte und seine Freunde für kurze Zeit alleine gelassen hatte. Dieses Gefühl war jedoch viel intensiver. Senshi bekam nun die Klarheit, die er schon immer wollte. Es war ein Geschenk einer Freunde. Und er wollte es in Ehren halten. Er dachte an Sepas Satz. Mann konnte das Schicksal nur mit einem leiten. Klarheit. Und er behielt Recht. Das einzige, was mächtiger und wertvoller war als das Schicksal war Klarheit. Und wertvoller als Klarheit war Freundschaft. Das war Senshi nun bewusst. Seine Gedanken waren endlich rein und das Chaos hielt sich von ihm fern. Senshi

hatte nun die Möglichkeit alles zu verändern. Er war die Macht an sich. Seth hatte die ganze Zeit nur zuschauen können. „Das ist unmöglich. Bist du tatsächlich stärker als das Schicksal geworden? Dann bin ich tatsächlich

verloren. Los, töte mich! Auf was wartest du noch?“, hatte Seth nun aufgegeben. Senshi dachte jedoch nicht daran. „Seth. Ich werde dich mit dem strafen, was du am meisten hasst, aber am meisten brauchst. Mit Klarheit.“, verriet er. Sein Körper war bereits ganz verschwunden. Nur noch das Licht existierte. Es umschlung Nefertum und befreite ihn von Seths böser Seele.

Diese wurde vom Chaos befreit und in die Unterwelt geschickt. Seths Existenz war somit eindeutig beendet. Bevor Seth endgültig verschwand, säuselte er noch ein paar letzte Worte. „Das stand auch auf dem Stein von Uhjat geschrieben. Verändere das Schicksal.“ Das Chaos, das beinahe die ganze Welt verschlungen hatte, löste sich in Nichts auf. Die Menschen waren wieder sicher. Aber auch Senshi hatte eine Entscheidung für sich getroffen. Das Licht verschwand und Senshi wurde ohnmächtig.
 

„Aufstehen. Schule!“, flüsterte Noah seinem Freund ins Ohr. Senshi nahm das wörtlich und kam wieder auf die Beine. „Wie lange war ich weg?“, wollte er wissen. Lin schaukelte mit dem Kopf. „Nur ein paar Minuten. In dieser Zeit haben wir Nefertum und Tatenen ins Krankenhaus bringen lassen. Aber falls du es vergessen hast, du hast Seth besiegt und die ganze Menschheit gerettet.“, erinnerte Lin an Senshis große Tat. „Wo sind die anderen?“, stutzte er. Colin beantwortete ihm die Frage. „Sie waren nie wirklich da. Sie kamen aus deinem Herzen. Aber wenn du willst kann ich allen eine SMS schreiben, und fragen, wie es ihnen geht.“, schlug er vor. Senshi verzichtete darauf. Alex hielt Lin im Arm und gratulierte Senshi auch nochmal. „Und wie ist es so, alles zu wissen?“, fragte er nach. Senshi zuckte mit den Schultern. „Das ist vorbei. Ich habe mich entschieden meine Macht abzulegen.“, erzählte er. Noah glaubte sich verhört zu haben. „Wie? Du warst allmächtig. Du konntest sogar das Schicksal beeinflussen.“, verstand er seinen Freund nicht. Senshi tat es dafür umso mehr. „Colin. Ich habe mich für ein Leben entschieden. Ich möchte ein ganz normales mit meinen Freunden. Wenn ich zurückkomme, unternehmen wir mal alle was gemeinsam.“, schlug er vor. Seine Freunde blickten ihn fragend an. „Wo willst du den hin?“, erkundigte sich Colin. Senshi sah zu Boden. „Ich…ich muss eine Weile weg. Ich muss auf meine eigene Reise gehen. Ich möchte weiterhin mehr Klarheit erlangen. Aber auf die altmodische Weise.“, verriet er. Seine Freunde wussten nicht, was sie davon halten sollten. „Und wann kommst du zurück?“, hakte Noah nach. Senshi konnte ihm die Frage aber nicht genau beantworten. „Ich muss einfach gehen. Ich stand immer in Horus Schatten. Meine Reise beginnt hier.“, erklärte er und verabschiedete sich

noch ausführlich von seinen besten Freunden. „He, Senshi! Auf zu neuen Abenteuern?“, fragte Alex nach Senshis Motiven. Dieser lächelte und nickte seinem Freund zu. Genau das wollte er. „Senshi beschloss zuerst nach Hause zu gehen und seine Sachen zu packen. Er wusste, wo er hinwollte. Allerdings kannte er den Ort noch nicht. „Senshi!“, rief ihm Lin hinterher. Senshi drehte

sich nochmal um. „Du…du wirst doch wiederkommen, oder?“, wagte sie es zu fragen. Ihr Freund lächelte ihr zu. „Natürlich. Auf jeden Fall. Ich muss doch noch deinen DVD-Player reparieren.“, versprach er sie bald zu besuchen. Dann setzte er seinen Weg fort und ließ seine Freunde zurück.
 

Senshi war bereits eine Weile unterwegs, als sich jemand vor ihn stellte. Es war ein Mann, aber kein gewöhnlicher. Er war schimmernd und

durchsichtig und erinnerte an einen Geist. „Ich würde dich gerne auf deinem Weg begleiten.“, sprach er seinen Wunsch aus. Senshi nickte. „Damit ich von dir lerne?“, fragte er nach. Der Geist verneinte. „Nein. Damit wir beide lernen.“, erwiderte er und schloss sich Senshi auf seiner langen Reise ins Unbekannte an. Dorthin, wo sie ihr Schicksal führen würde…
 

Senshi schrieb den letzten Satz auf und legte das Papier zur Seite. Angespannt lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. Er hatte die vierte Geschichte zu Ende geschrieben und somit sein Buch beendet. Er betrieb Fingergymnastik, um sich zu erholen. Dann griff er nach seinem Script, um es einen Eltern zu zeigen. Im Wohnzimmer angekommen, erlebte er eine Überraschung. „He, Senshi, sorry, dass ich so einfach reingekommen bin.“, begrüßte ihn sein Freund Nick. Dann sah er das Script. „Cool, hast du es jetzt fertig?“, fragte er und entriss es Senshi einfach. Er blätterte es durch und schnitt ein verdutztes Gesicht. „Spinn ich, oder komme ich gar nicht darin vor?“, fragte Nick beinahe etwas böse. Senshi versuchte sich eine Ausrede einfallen zu lassen. „Du kommst leider nur ganz kurz vor. Aber dafür bist du ja in den anderen drei Geschichten dabei.“, versuchte er seinen Freund zu beruhigen. Nick schien es zu akzeptieren. „Na schön, dann komm. Alex und Lin warten bereits. Sie sind sicher auch schon gespannt, auf deine Meisterleistung.“, meinte er und schnappte sich seine Jacke, die er zuvor auf einen Stuhl geworfen hatte. Senshi zog sich seine Schuhe an und folgte seinem besten Freund. Nick war bereits vorausgegangen, bis Senshi etwas spürte. Etwas war auf seinen Kopf geflogen. Der Junge dachte zuerst an ein Blatt, doch er irrte sich. Er nahm es in die Hand und entdeckte, dass es sich um eine Feder handelte. Sie schimmerte golden und kam dem Jungen merkwürdig vertraut vor.



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