Zum Inhalt der Seite

Prinzessin Rabenhaar

Oder auch: Wie angelt man sich einen Prinzen?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein auf und ab der Gefühle

Sada hatte, nachdem Lore von der Stadtwache, Laru natürlich sofort davon in Kenntnis gesetzt. Auf seiner Stute Edde ist er zu ihr geritten und hatte ihr alles erzählt. Erschüttert über das, was ihr Mann sich wieder eingebrockt hatte, schlug sie die Hände über den Kopf zusammen. „Um Himmels willen. Ist er den von Sinnen?“, hatte sie gestöhnt und sich sofort auf den Weg gemacht.

Lore saß während dessen in einem der Arrestzellen auf Stroh und schaute nur dumpf vor sich hin. Er wusste, dass das Ärger geben und er der Dumme sein würde. Aber er konnte es auch einfach nicht auf sich sitzen lassen, wie Roska über seine Frau gesprochen hatte. Wie als würde er von einer Dirne sprechen. Dabei war sie mehr Dame als alle anderen Weiber, die er am Hofe seines Vaters getroffen hatte. Wenn man von ihm verlangen würde sich bei ihm zu entschuldigen, würde er nur lachen du sagen, dass dieser Mistkerl ihn kreiuzweise mal kann. Selbst wenn sie ihn Prügel androhen würden. Um Roska zu zeigen, dass er sich nicht alles erlauben kann, war es ihm durchaus wert, dafür den Preis zu zahlen. Aber noch mehr, um Laru zu verteidigen. Auch wenn sie sicherlich nicht gerade begeistert sein würde. Aber wenn er ihr die Gründe dafür nannte, würde sie es sicherlich verstehen. Lore hoffte es.

Stimmen holten ihn aus seinen Gedanken. „Er ist hier unten!“, hörte er einen der Wachmänner und sah seinen Schatten, der die Treppe hinunter stieg. Eine zweite Gestalt folgte ihm. Klein war sie und zierlich. Als er ihre Stimme hörte, krampfte sich sein Magen zu sammen. „Was hat er getan?“

Laru!

Auch wenn er gewusst und auch irgendwie gehofft hatte, dass sie kommen würde, hatte er dennoch ein schlechtes Gewissen. Sicherlich war sie außer sich. Sie hatte ihn ja schließlich davor gewarnt, sich an Roska zu vergreifen. Er konnte nur hoffen, dass sie ihm nicht deswegen zu sehr zürnte. „Er hat einen Fürsten verprügelt!“, sagte der Wachmann und Lore hätte am liebsten los gelacht. Er stellte ihn so hin, als sei er ein Schläger. Dabei hatte er nur seine Frau verteidigt. Aber das würden diese Hornochsen sicherlich nicht verstehen. Bestimmt hatte Roska ihnen im Nachhinein noch etas Geld zu gesteckt. Es entsetzte ihn, wie leicht es die Hohwohl geborenen haben, sich aus ihrem eigenen verschuldeten Ärger heraus zu winden. Nur weil sie eine Titel und Geld haben. Nicht mal er war so…so wie Roska. Auch wenn er selbst einige schelchte Manieren hatte…

Wo er so darüber nachdachte, musste er zu geben, dass er sich gerade wie ein Prinz verhalten hatte. Eher wie ein verzogenes Kind. Aber nun war er ein anderer…

„Du meine Güte!“, seufzte sie. Ihre Stimmen wurden lauter. „Er kann von Glück sagen, dass der Fürst darauf verzichtet hatte, ihn auspeitschen zu lassen!“, sagte der Wachmann. Lores Magen krampfte sich zusammen. Das war nun wirklich schlimm zu hören. Und in dieser Hinsicht, dankte er Roska wirklich für diesen Akt der Güte. Doch das änderte nichts an der Abneigung, die er für ihn empfand. Er hörte Larus gedämpfte Stimme. Sie klang niedergeschlagen und kraftlos. „Ein Glück!“, sagte sie, dann traten sie vor seiner Zelle. Laru blickte auf ihn nieder und machte ein Gesicht, als würde er vor seiner Hinrichtung stehen. Lore spürte einen Stich in seinem Herzen, als er sie so sah. Er stand umständlich auf und ging zum Gitter. Umfasste die Stäbe mit seinen Händen und schaute sie an, als habe er alles Vertrauen, welches sie in ihn gesetzt hatte, zertsört. Und ein untrügliches Gefühl sagte ihm, dass das auch so war. „Wieso hast du das getan?“, fragte sie leise. Beschämt senkte er den Kopf. „Ich konnte nicht anders!“

„Die Kaution beträgt fünf Silberstücke!“, schnaubte der Wachmann, dem das ganze auf die Nerven geht. Beide zuckten zusammen, als sie das hörten. Fünf Silberstücke!

Das war viel. Viel zu viel. Doch ihnen blieb nichts anderes übrig, als den Preis zu zahlen.

Danach schloss der Wachmann die Zellentür auf und Lore trat hinaus. Betreten und schweigend stiegen sie die Stufen hoch und schritten über den Platz. Es dämmerte, als sie die Stadt verließen und sich beeilten, noch rechtzeitig nachhause zu kommen.

Als sie dann in das Haus traten, hatten sie noch immer kein Wort miteinander gewechselt. Zumnidest Laru hatte sich in unnachgibiges Schweigen gehüllt. Und Lore hatte bis jetzt auch nicht den Versuch gemacht, sie zum Reden zu bewegen. Er wollte nicht gleich noch mehr Öl ins Feuer gießen, welches er selbst verursacht hatte. Sondern warten, bis sich Laru wieder beruhigt hatte. Doch ein Blick in ihr finsteres Gesicht, sagte ihm, dass das nicht so schnell passieren würde. Mit etwas zu viel Kraft warf sie die Tür ins Schloss und ging an ihm vorbei. Lore zuckte zusammen und sah ihr nach. Das Schweigen wurde nun unerträglich. „Wieso sagst du nichts, Laru?“, fragte er sie und klang dabei weinerlich und nicht wie ein Mann. Viel mehr wie ein kleiner Junge, der seine erzürnte Mutter um Verzeihung anflehen wollte. Laru werkelte an der Kochstelle herum. Ihre Bewegung wirkten viel zu hektisch und angespannt. Lore fürchtete schon, dass sie sich dabei verletzen würde. Oder dass sie mit einem Messer auf ihn losgehen würde. Aber diese Sorge drängte er schnell nach hinten. „Das fragst du mich wirklich?“, fragte sie dann monoton. Hatte ihm immernoch den Rücken zu gedreht. Lore biss sich auf die Unterlippe. Am liebsten wollte er zu ihr gehen, sie zu sich umdrehen und sie in seine Arme ziehen. Ihr somit zeigen, dass es ihr leid tat, aber er traute sich nicht. So angespannt hatte er sie noch nie erlebt. „Ich habe dir gesagt, dass du nicht Hand an einen Adeligen anlegen solltest. Ich habe dir gesagt, was dann mit dir passiert!“, fuhr sie fort und ihre Stimme bebte. „Und doch hast du es getan!“

Nun drehte sie sich um. In ihren Augen schimmerten Tränen. „Wieso? Wieso hast du deinen Kopf riskiert. Ist dir klar, was hätte passieren können, wenn die Strafe härter ausgefallen wäre?“

Lore konnte es sich vorstellen und ein Schauer rann ihm über den Rücken. Er nickte beklemmend. Dann aber fasste er sich ein Herz und öffnete den Mund, um ihr den Grund zu nennen. „Weil…es ging dabei um dich!“

Larus Augen wurden groß. Dann aber wurde ihr Gesicht bitter. Nur wegen ihr, hatte er sich in solch eine missliche Lage gebracht?

Sie fühlte sich zwar ein wenig gescheichelt, aber der Gedanke, dass es auch schlimmer hätte ausgehen können, überdeckte dies. „Nur wegen mir? Was bitte schön kann er über mich gesagt haben, dass du dich dermaßen gehen lässt?“

„Ganz einfach. Er sprach über dich, als wärst du eine Dirne. Er wollte wissen, wieviel ich haben wolle, um dich für eine Nacht ihm zu überlassen!“, erklärte er entrüstet. Larus Gesicht wurde blass. Mit allem hatte sie gerechnet. Dass der Fürst sie in den Dreck ziehen wüde. Sich über sie lustig machen würde. Aber nicht so was. Nun verstand sie Lores Handeln und dankte ihm, dass er sie so verteidigt hatte. Doch dann mahnte sie sich ruhig zu bleiben. Egal was er auch gesagt hatte, Lore hätte es ignorieren können. Und das sagte sie ihm auch. „Lore, ich…ich fühlte mich zwar geehrt, dass du das getan hast. Aber du hättest es einfach ignorieren können. Dieser Fürst ist ein Dummschwätzer und für kein Geld der Welt würde ich ihm eine Nacht schenken. Dafür ist er mir zu wider!“

„Das konnte ich nicht. Es ging einfach nicht!“, sagte Lore und schüttelte den Kopf. „Ich…ich musste es einfach tun!“

„Aber wieso? Ich dachte immer, du seist ein vernünftiger Mann!“, sagte sie.

„Ich hatte einen guten Grund!“, kam es kleinlaut von mir. „Und was soll das für einer sein? Etwa dein verletzter Stolz?“, warf sie ihm daraufhin vor und Lore fragte sich kurz, ob es sie nicht sei, die von ihnen beiden, die Kurzsichtige sah. Sah sie nicht, dass es nur einen Grund dafür geben konnte?

„Nein!“, rief er außer sich. „Ich tat es weil….weil ich…!“

„Was Lore?“, fiel sie ihm ins Wort und brachte nun Lore damit nur noch mehr dazu, es aus zu sprechen. „Weil ich dich liebe!“

Nun war es endlich heraus und Lore fragte sich selbst für einen flüchtigen Moment, was er da eigentlich gesagt hatte. Schalt sich selbst als einen Dummkopf, weil er etwas gesagt hatte, was nur in der Hitze des Gefechts aus seinem Mund gerutscht war. Aber wenn er ehrlich sein sollte, hatte er das nur ausgesprochen, was sein Herz schon längst wusste. Er liebte sie!

Liebte sie über alles. Wieso sonst war er so eifersüchtig auf den Admiral und fürchtete sogleich, dass es zwischen beiden etwas gegeben hatte. Wieso wollte er ihr einen teuren Ring schenken und hatte ihr ihre Libelingsblumen gebracht?

Nach und nach wurde er sich bewusst, dass es dafür nur diesen einen einzigen Grund geben konnte. Laru sah ihn an, als würde sie ihren Ohren nicht trauen. Noch hatte er diese Worte ausgesprochen und sie dachte zuerst, er habe es nur gesagt, damit sie ihm verzieh. Aber nur ein Blick in seine Augen reichte, um zu erkennen, dass er die Wahrheit sagte. Sprachlos hob sie Hand an ihre Lippen, um zu vergeben, wie sehr sie zitterten. Sie war gerührt und auch ershrocken. Auch wenn sich tief in ihr etwas nach diesem Geständnis gesehnt hatte, versetzte ihr sein Liebesgeständnis einen Stich. Es fühlte sich an, als würden tausend spitze Nadeln ihr Herz durchbohren. Und ihre Augen begannen zu brennen. Bevor er sehen konnte, dass sie zu weinen begann, drehte sie ihm den Rücken zu. Lore sichtlich verwirrt über diese Reaktion, fürchtete, dass er etwas Falsches gesagt hatte. Aber was war so falsch daran, ihr seine Gefühle zu gestehen. Er hatte gedacht, dass es sie freuen würde. Dass sie nun sich von ihm abwandte, ließ ihn das schlimmste befürchten. „Laru?“, fragte er schmerzlich und machte einen Schritt auf sie zu. Umfasste ihre Schultern und musste feststellen, dass sie zitterten. Ein leises Schluchzen war von ihr zu hören. „Wenn ich…wenn ich etwas Falsches gesagt habe, dann…!“, brachte er zögernd hervor, wobei er sich ziemlich dumm vorkam. Wieso entschuldigte er sich bei etwas, was der Wahrheit entsprach?

Aber Lore hätte wohl alles gesagt, damit Laru ihn wieder ansah und aufhörte zu weinen. Laru drehte sich nun zu ihm herum und fiel ihm um den Hals. Drückte sich an ihm. Schüttelte dann schluchzend den Kopf. „Nein. Nein, hast du nicht!“, schluchzte sie. „Hör auf immer dir den schwarzen Peter zu zu schieben!“

„Aber ich dachte…!“, sagte er. Wieder schüttelte Laru den Kopf. „Nichts aber…!“, sagte sie und lehnte sich an ihn, als sei er der einzige Halt, den sie hatte.

„Ich werde einfach nicht schlau aus ihr!“, seufzte Lore und wischte sich über die Stirn. Er fühlte sich matt und erschöpft. Die ganze Nacht hatte er kaum ein Auge zu getan. Larus Worte hatten es nicht vermocht, ihm den Stein, der auf seinem Herzen lastete, zu nehmen. Immer wieder hatte er sich zu ihr umgedreht und sie angesehen. Laru hatte ihm wieder den Rücken zu gekehrt und schien tief und fest zu schlafen. Wie kann sie nur schlafen? Sie war doch selbst am Boden zerstört gewesen?

Oder machte sie ihm nur was vor?

Diese und noch andere ähnliche Fragen plagten ihn die ganze Nacht und ließen ihn kaum schlafen. Dermaßen blass und ausgelaugt kam er auf die Arbeit und versuchte so gut wie möglich seinen Pflichten nach zu kommen. Sada sah natürlich, dass ihn wieder etwas wurmte. „Habt Ihr schon wieder Streit miteinander?“, fragte Sada. Solangsam hatte er das Gefühl, dass die beiden noch wie kleine Kinder waren, die sich über alles Mögliche stritten. Und er der einzig vernünftige Erwachsene war. Lore schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich verstehe es einfach nicht. Auf der einen Seite zeigt sie mir, was sie für mich fühlt. Aber dann macht sie den Eindruck, als würde sie selber nicht wissen, ob das richtig sei!“, sagte er. Seufzte schwer. „Diese Frau bringt mich noch ins Grab!“

„Das tun doch alle Frauen!“, bemerkte Sada mit einem Glucksen. Wurde dann aber ernst. „Aber ich gebe dir Recht: Laru scheint irgendwie hin und her gerissen zu sein!“

„Was kann sie nur haben? Ich dachte immer, sie wisse, was sie tut und wolle. Immer hat sie mich zu Vernunft gebracht. Ich sogar getadelt. Aber nun…!“

Laru machte eine ratlose Geste. „Ich fürchte, dabei kann dir keinen Rat geben. Außerdem seid ihr beide alt genug!“, sagte Sada.

Der Rest Tages verlief ereignislos, wenn man von Lores trübsinnigen Gedanken absah und er machte sich auf den Heimweg.

Bevor er die Tür zum Haus öffnete, hielt er inne, als er hörte, dass Laru Besuch hatte.Und er erkannte auc von wem. Arna!

Was machte sie denn hier, fragte er sich. Und seine Neugier wurde umso größer, als er hörte, was sie Laru sagte: „Wielange willst du ihn noch im Ungewissen lasen?“

In ihrer Stimme hörte er deutlich bitteren Vorwurf. Sie klang dabei wie eine Mutter, die ihrem Kind den Kopf zu recht rückte. „Ich…glaub ir, ich fühle mich auch so schon schlecht genug. Da brauche ich deine Zurechtweisung nicht!“, sagte Laru, nicht minder verbittert. „Was für Beweise brauchst du noch? Nach allem was du mir erzählt hast, ist es doch nur all zu deutlich, dass du sein Herz gestohlen hast. Und nun hat er dir auch seine Liebe gestanden. Also noch mehr Beweise kannst du wirklich nicht von ihm verlangen. Wenn du so weiter machst, wird er dich irgendwann verlassen!“, sagte sie schroff. „Verheiratet oder nicht!“

„Und wie soll ich es ihm beibringen? Weisst du auf darauf einen Rat?“, fragte Laru sie nun herausfordernd und kurz herrschte Schweigen. „Du bist alt genug, Laru. Und du hast dir das ganze selbst eingebrockt, nun musst du es auch ausbaden!“, kam die Antwort prompt von Arna und Lore musste etwas Lächeln. Offensichtlich war er nicht der einzige, der sich wie ein Kleinkind aufführte.

Um Laru aus dieser Diskussion zu erlösen, öffnete er nun die Tür und trat ein. „Guten Abend, Arna!“, begrüßte er die Frau und nickte ihr freundlich zu. Arna erwiderte dies. Dann wandte sie sich an Laru. „Denk dran, was ich gesagt habe!“, rief sie ihr in Erinnerung und verabschiedete sich dann. Laru sah ihr mit einem Blick nach, der sie förmlich zum Teufel wünschte. Lore sagte erstmal nichts. Dann aber ging er zu ihr und fasste ihre Hände. „Geht es dir wieder gut?“, fragte er vorsichtig. Laru nickte. Strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Worüber habt ihr denn gesprochen?“, fragte er dann vorsichtig. Larus Körper versteifte sich. „Über…über einige Dinge!“, sagte sie schwach und wich seinem Blick aus. „Dinge, die zwischen uns stehen?“

„Wie kommst du darauf?“

Lore hob die Schultern. „Nach allem was passiert ist…Dieses ständige auf und ab…Ich habe das Gefühl, dass eine Mauer zwischen uns steht!“, gestand er frei heraus. Laru sah ihn nun doch an und in ihren Augen sah er, dass seine Worte sie schmerzten. Doch es war nicht der Schmerz, den man empfand, wenn man einen kränkte, sondern weil sie die Bestätigung hatte, dass sie mit ihrem Benehmen ihm Unrecht angetan hatte. „Es tut mir leid, dass du so denkst!“, sagte sie leise. Strich ihm über die Wange. „Ich…ich wollte dir nicht wehtun!“

„Magst du mir nicht endlich sagen, was los ist?“, bat er sie. „Mich macht diese Ungewissheit noch wahnsinnig!“

„Ich…ich kann es dir nicht sagen. Noch nicht!“, sagte sie und begann wieder zu weinen. Lore glaubte den Boden unter seinen Füßen zu verlieren. Was musste er noch tun, damit Laru endlich die Wahrheit sagte. Er wollte sie schon packen und schütteln. Sagte sich aber, dass das alles andere als hilfreich sein sollte. So zwang er sich ruhig zu bleiben. Doch er wollte zumindest eine Frage von ihr beantwortet haben. „Dann…dann sag mir wenigstens, was du für mich fühlst!“, bat er. Flehte förmlich. „Sonst verliere ich noch den Verstand!“

Laru schloss für einen Moment die Augen, schien mit sich zu ringen. Dann sah sie ihn wieder an und lächelte nun zärtlich. „Ich fühle genauso wie du!“, sagte sie. „Ich liebe dich auch!“

All der Kummer schien mit einem Male von Lore ab zu fallen. Für ihn gab es nun nichts mehr, was für ihm mehr zählte, als ihre Gefühle für ihn. Auch wenn sich ein Teil immernoch von ihm fragte, was der Grund für dieses ganze Theater war, wollte er sich damit erstmal zu frieden geben. Überglücklich umschlang er sie mit seinen Armen und küsste sie stürmisch. Laru, erst völlig überrascht, erwiderte dann seinen Kuss.

In dieser Nacht lagen beide Arm und Arm und jeder hatte ein seeliges Lächeln auf den Lippen.

Eines Tages bekamen die beiden Besuch. Ein Diener aus dem Schloß klopfte kurz an die Tür. Laru öffnete und ließ ihn eintreten. Lore war erstaunt, als er den dürren Burschen sah. Was machte ein königlicher Diener hier, fragte er sich. Auch Laru schien sich das zu fragen. „Wieso verschafft mir die Ehre?“, fragte sie höflich. Der Diener nahm seine Mütze ab und verneigte sich kurz. „Die Prinzessin schickt mich. Sie wünscht, dass Ihr auf ihr Schloß kommt und auf ihrer Hochzeit zu singt!“, erklärte er knapp. Die Überraschung der beiden hätte nicht größer können. „Ist es endlich soweit?“, fragte sie. In ihren Augen war ein Leuchten zu sehen. Lore hingegen wirkte so, als habe man ihm vor dem Kopf gestoßen. Waren die Vier Monate so schnell vergangen?

Ihm kam es nicht so vor. Aber vermutlich hatte er es einfach verdrängt. Nun aber sah er sich der Tatsache gegenüber, dass die Prinzessin einen anderen gefunden hatte. Einen besseren. Zwar sollte es ihn nicht wirlich kümmern, da auch er endlich die Frau seiner Träume gefunden hatte, aber ein Anflug von Kummer konnte er nicht unterdrücken. Der Diener nickte. „Ja. Sie wird Euch und Euren Mann in zwei Tagen eine Kutsche schicken, die Euch holen wird!“

Dann ging er von dannen und wünschte ihnen noch einen schönen Tag. „Wer hätte das gedacht? Endlich hat auch sie den einen gefunden!“, sagte Laru wenig später, als sie zusammen aßen. „Heisst das, dass es bisher nicht so aussah, als wolle sie sich binden?“, fragte Lore. Aus einem ihm nicht erfindlichen Gründen, wunderte es ihn, dass es solange gedauert hatte, dass auch die Prinzessin solange gewartet hatte. Eine Frau, wie sie, hätte jeden haben können. Aber vermutlich hatte ihr seine Zurückweisung mehr ausgemacht, als er sich vorstellen konnte. Er konnte nicht leugnen, dass er sich schuldig fühlte. „Ich glaube, du kennst die Antwort!“, sagte Laru. Und ob er sie kannte. Sie hatte daran mächtig zu knabbern gehabt. Doch nun schien sie ihr Glück gefunden zu haben. Und Lore versuchte sich für sie zu freuen. Keine andere hatte es mehr verdient als sie. Das sagte er sich zumindest.
 

Die zwei Tage gingen schnell vorbei und ehe es sich Lore versah, saßen er und Laru in der Kutsche und fuhren zum Schloß. Es fühlte sich irgendwie beklemmend an, dass er nun in das Schloß der Frau eintreten würde, die er verschmäht hatte. Aus einer kindlichen Dummheit heraus, hoffte er, dass sie ihn nicht erkennen würde. Er nahm sich fest vor, nur wenig zu sprechen und sich im Hintergrund zu halten.

Tausend brennende Fackeln waren aufgestellt und tauchten das Schloß der Prinzessin in warmes goldenes Licht. Die ganze Stadt war auf den Beinen und jeder hatte sein Haus zum Anlass dieses besonderen Tages mit weißen Blumen und Bändern geschmückt. Überall wurde getanzt und gelacht. Lore wurde immer trübsinniger, während sie an den Feiernden vorbeifuhren. Wieso machte es ihn so zu schaffen?

Gab es da etwa einen Teil in ihm, der sich wünschte, er wäre der Erwählte gewesen?

Aber das war doch absurd. Er hatte doch Laru. Schnell sagte er sich, dass es der Neid war, der aus ihm sprach. Gerne hätte er Laru auch solch ein Fest zu ihrer Vermählung geschenkt. Stattdessen wurden sie schnell getraut. Ohne jegliches großes Tam-Tam. Und nahm sich fest vor, diesen Entschluss bald schon in die Tat um zu setzen. Wie, würde er sich noch überlegen.

Die Kutsche fuhr über die Brücke, die zum Schloß führte und hielt dann. Laru stieg aus. Dann Lore. Der Diener, der sie zuvor aufgesucht hatte, empfing sie und geleitete sie zum Hintereingang.

Durch zahlreiche Gänge schreitend, bei denen Lore es sich nicht nehmen ließ, diese zu betrachten. Und stellte fest, dass alles Vorstellungen, die er sich gemacht hatte, als er sich fragte, wie es in dem Schloß aussah, nicht im geringsten mit dem zu vergleichen war, was er nun sah. Nicht mal das Schloß seines Vaters war so prächtig. Wollte das Schicksal ihn damit dafür strafen, was er einst der Prinzessin angetan hatte?

Ohne das er es wirklich merkte, nahm sein Gesicht einen finsteren Ausdruck an. Laru sah dies. „Was hast du?“, flüsterte sie. Lore schüttelte den Kopf. „Nichts. Es ist nichts!“, sagte er knapp. Aber Laru durchschaute natürlich seine falschen Worte und hatte das Gefühl, dass er sich weit weg wünschte. Mit einem sanften Lächeln, ergriff sie seine Hand.

Sie wurden zu einem der unzähligen Räumlichkeiten geführt, in dem sie sich umziehen sollten. „Umziehen? Wieso das?“, hatte Lore gefragt. Der Diener bedachte ihn mit einem Blick, der deutlich sagte, dass diese Frage unnötig war. Doch dann sagte er:„ Weil es die Prinzessin so wünscht!“

Ist es ihr etwa peinlich, wenn wir wie normale Leute aussehen, fragte er sich grimmig. So oberflächlich hatte er sie nicht in Erinnerung. Und er wollte schon fragen, ob es sich hierbei wirklich um die Prinzessin Rari handelte. Doch da gab Laru ihm einen Stoss einen die Rippen. „Na, komm. Tu einfach, was sie verlangt!“

Zu Lores Missfallen musste er zugeben, dass die Kleider, die ihnen Prinzessin Rari zudachte, wirklich geschmackvoll waren. Laru wurde ein himmelblaues Kleid aus Samt und weiten Ärmeln gereicht. Dazu Schuhe aus Seide. Wie ein Wasserfall aus Stoff fiel es an ihr hinunter und reichte bis zum Boden. Endete hinten in einer Schleppe, die sie elegant hinter sich herzog.

Für Lore hatte man ein weißes Hemd und eine Weste, in der gleichen Farbe, die ihm über die Hüfte reichte und eine schwarze Hose, bereit gelegt. Dazu noch ein Paar schwarzer Stiefel.

Als sie beide die ihnen gereichten Sachen angezogen hatten und sich dann gegenüberstanden, schien der eine den anderen kaum wieder zu erkennen. Trotz dass sie es natürlich wussten. Laru schüttelte bewundernd den Kopf als sie Lore betrachtete. „Du siehst umwerfend aus!“, sagte sie und ließ immer wieder den Blck über ihn wandern. Lore erging es nicht anders. In diesem Kleid war Laru einfach wunderschön. Die Brandnarben schienen dabei nicht zu stören. Für ihn war sie einfach die schönste. Vergessen waren dabei die Gedanken, die er an die Prinzessin vergeudet hatte. Sie kamen ihm nun dumm vor. Dumm und kindich.

Er hatte sich benommen, wie ein eifersüchtiger Brusche, der den Kampf um seinen Schwarm schon verloren hatte, ehe er wirklich begonnen hatte.

Nein. Niemals wieder würde er sich fragen, was gewesen wäre, wenn er doch die Prinzessin genommen hätte. „Du sagst ja nichts. Sehe ich so schlimm aus?“, fragte Laru und schaute zweifelnd an sich hinunter. Lore trat an sie heran und küsste sie auf die Stirn. „Nein. Im Gegenteil: Du bist wunderschön. Schöner als tausend Prinzessin zusammen!“, sagte er mit einem Lächeln. Larus Wangen erröteten.

Ein Räuspern war zu hören und sie drehten sich herum. Der Diener von eben stand in der Tür und wirkte etwas ungeduldig. „Wenn Sie nun soweit sind?“, begann er und machte eine Handbewegung nach draußen auf den Flur. Laru und Lore nickten und folgten ihm dann zum Festsaal.

In diesem war das Fest im vollen Gange. Wo schon die Häuser der Bürger draußen festlich geschmückt waren, schien man wohl hier drinnen die Latte noch ein wenig höher gelegt zu haben.

Der weiße Marmorfussboden war aufs äußerste aufpoliert und die darauf tanzenden Gäste spiegelten sich, als würden sie auf Glas tanzen. Zu beiden Seiten des Saals waren mit weißem Tischtuch gedeckte Tafeln aufgestellt, an denen einige Gäste saßen und sich das Essen, welches man ihnen auftrug, schmecken ließen.

Auf der gegenüberliegenden Seite zur Tür war eine kleine Bühne, auf der die Musiker muntere Musik spielten. Oben an der Decke, in der Mitte des Saals, hing ein prächtiger Kronleuchter. Das Gerüst war aus poliertem Silber und an ihm hingen tausend kleine Kristallperlen. Sein Licht ließ diese wie kleine Diamanten auffunkeln. Um ihn herum hingen dünne Schleierbänder hinunter und verliefen zu allen Seiten zu den Wänden und waren dann zu Schleifen gebunden, in die man weiße Lilien gesteckt hatte.

Lore kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. Noch nie hatte er solch einen prächtig geschmückten Saal gesehen. Dagegen waren die ausgerichteten Feste seines Vaters gerade zu lächerlich.

„Herrlich nicht wahr?“, fragte Laru leise. Lore brachte nur ein Nicken zustande. „Goldkehlchen!“, hörten sie plötzlich eine erfreute Stimme und schauten nach links. Eine hochgewachsene Frau in ein herrliches Brautgewand gekleidet, kam auf sie zu. Ihr Gesicht strahlte nur so vor Freude. Obwohl es so lange her war, erkannte er sie. Prinzessin Rari!

Auch wenn sie jünger war als er selbst, schien sie in der ganzen Zeit älter geworden zu sein.

Herzlichst nahm sie sie in die Arme. Küsste sie auf die Wange. Lore blieb vor Staunen die Spucke weg. Er hatte den Verdacht, dass die beide enge Freunde waren. Trotz des Standesunterschied und er hätte sich nun am liebsten nun selbst geohrfeigt.

Wieso hatte er nur so schlecht von ihr denken können?

„Eure Hoheit!“, sagte Laru dann respektvoll und verbeugte sich. „Ich danke Euch für Eure Einladung. Dies ist mein Mann Erol!“

Lore wollte schon einwenden, dass das nicht stimmte. Aber dann wurde er sich bewusst, dass sie absichtlich einen falschen Namen genannt hatte. Um ihn nicht enttarnen zu lassen. Dankbar warf er ihr einen Blick zu, dennoch ertappte er sich dabei, wie er dem Blick der Prinzessin auswich. Fürchtete, dass sie ihn doch erkennen würde. Doch dann ermahnte er sich, nicht unhöflich zu sein und verneigte sich. „Eure Majestät!“

Die Prinzessin erwiederte die Geste.

„Ich bin froh, dass du meiner Einladung nachgekommen bist!“, sagte dann die Prinzessin. „Darf ich dir meinen Angetrauten vorstellen?“

Lore stellt erstaunt fest, dass sich auch ihre Stimme verändert hatte. Sie war tiefer, erwachsener.

Wie auf ein Zeichen trat ein stattlicher junger Mann an ihre Seite, der bei Leibe nicht hässlich war. Ebenso in festliche Gewänder gekleidet. „Dies ist Prinz Jone!“, kündigte sie an. „Liebster. Das sind Laru und ihr Mann!“

Der Mann, Jone, nickte. Lore erwiederte dies. „Esst und trinkt so viel Ihr wollt!“, sagte die Prinzessin. „Ich werde dir bescheid geben!“

Laru nickte nur und die Prinzessin und ihr Gemahl gingen um die anderen Gäste zu begrüßen. Lore sah ihr nach. Fragte sich dabei, ob das wirklich die Prinzessin Rari war, die er zum ersten Mal getroffen hatte. Nichts war mehr von dem Mädchen zu sehen, die ihm gekonnt Kontra gegeben hatte und sich sogar über seine Spitzfindigkeit lustig gemacht hatte. Sie war so erwaschen. Viel erwachsener als er es selbst war. Lore versuchte sich zu sagen, dass es so gut war, wie es ist. Aber dennoch spürte er einen Stich im Herzen. Laru, die bemerkte, dass etwas ihren Mann beschäftigte, ergriff seinen Arm und rüttelte an ihm. „Hey, was ist denn? Du machst ein Gesicht wie als habe man dir das Herz rausgerissen?“, fragte sie besorgt. Lore schüttelte nur den Kopf. Nach dem er Laru seine Liebe gestanden hatte, wollte er das zarte Band, welches zwischen ihnen war, nicht mit seinen gekränkten Gefühlen, die nun nichts weiter als Vergangenheit waren, zu zerstören.

„Es…es ist nichts!“, sagte er, konnte aber nicht den Blick von ihr nehmen. „Komm, lass uns was essen. Ich habe einen riesen Hunger und das Essen sieht lecker aus!“, sagte Laru und zog ihn mit sich.

Die Blicke, die die anderen etwas vornehmeren Hochzeitsgäste dem jungen Paar zu warfen, zeugten deutlich davon, dass Lore und Laru eigentlich hier nichts zu suchen hatten. Um eins oder andere Mal steckten sie die Köpfe zusammen und tuschelten. Lore fühlte sich nicht gerade wohl dabei. Zog den Kopf zwischen die Schultern und beeilte sich, seinen Teller mit einigen Speisen zu füllen. Laru schien sich darin nicht zu stören. In aller Seelenruhe lud sie sich etwas auf den Teller und schlenderte zu einem kleinen Tisch. Lore folgte ihr und ließ sich nieder. Gemeinsam aßen sie und ließen es sich schmecken.

„Woher kennt Ihr euch so gut?“, fragte er nach einer Weile dann, weil er sich über diese Vertrautheit zwischen der Prinzessin und seiner Frau einfach nun wundern konnte. Laru kaute nun etwas langsamer und ihr Gesicht, das vorher vom Genuss des köstlichen Essens zu einem Lächeln verzogen war, wurde nun etwas schwermütig. „Wir kennen uns schon seit unserer Kindheit. Du musst wissen, dass…nach dem tot ihrer älteren Schwester sie keinen hatte, mit dem sie spielen konnte. Ihre Eltern versuchten natürlich eine passende Spielkameradin für sie zu finden. Doch keines der Kinder schien ihr zu gefallen. Eines Tages, als ich und Vater in der Stadt waren, er spielte und ich sang, und sie uns aus ihrem Zimmer aus sah, verlangte sie auf der Stelle, dass ich den leeren Platz, den ihre Schwester hinterlassen hatte, füllen sollte. Nur ich. Und keine andere!“

„Ziemlich egoistisch!“, meinte Lore trocken. „Findest du nicht!“

Laru hob die Schultern. „Auf den ersten Blick, ja. Aber ich sagte mir immer, dass das für mich und meine Eltern auch ein Glückstreffer war. Die Eltern der Prinzessin gaben, dafür dass ich jeden Tag mit ihr spielte und auch sang, genug Geld, um uns Essen zu kaufen und unser Haus zu behalten!“

Lore schien das nicht zu genügen. In seinen Augen sah es so aus, als hätten sie ihr Kind praktisch verpachtet. Nur um die Trauer der Prinzessin zu vertreiben. Nun ja, die Prinzessin selbst konnte ja nichts dafür. Wäre er an ihrer Stelle und würde er um seinen Bruder oder Schwester trauern, hätte er auch jemanden haben wollen, der ihn darüber hinwegtröstet. Dennoch kam es ihm irgendwie falsch vor. Laru sah natürlich, was in seinem Kopf vorging. Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß was du jetzt denkst. Aber ich schwöre dir, das war eine schöne Zeit. Die Prinzessin behandelte mich wie eine Schwester!“, sagte sie eindringlich und musste dann verstohlen grinsen. „Und wir haben so manchen Blödsinn gemacht!“

Noch bevor Lore fragen konnte, was genau für Unsinn sie getrieben hatten, denn er war wirklich nerugierig geworden, trat ein dicker Mann, gekleidet in Samt und Seide, wohl der Zeremonienmeister, an sie heran und räuperte sich. „Verzeihung? Wenn Sie soweit wären,…werte Dame!“, sagte er und machte eine Bewegung mit der Hand zur Bühne. Laru verstand und nickte. Elegant erhob sie sich und folgte dem Mann zur Bühne. Die Leute machten den beiden Frauen Platz. Fingen wieder an zu tuschel. Lore ging ihnen nach, um seine Frau im Blick zu haben. Egal was nun kommen würde, er wollte es ebenso sehen.

Erst der Zeremonienmeister und dann Laru betrat die Bühne. Die Musiker verstummten und verharten im erwartungsvollen Schweigen. Das Tuscheln der Gäste wurde dadurch natürlich um sie lauter und sie schauten immer wieder zu Laru. Der Zeremonienmeister, der sich nun Gehör verschaffen wollte, klatschte und die Gäste verstummten. „Anlässlich dieses besonderen Tages, möchten wir dem Brautpaar ein besonderes Geschenk machen. Und auch den Gästen natürlich. Dazu haben wir einen besonderen Gast eingeladen, der uns nun mit seiner Stimme die Freude machen wird!“, kündigte er großspurig an und zeigte auf Laru. Laru errötete etwas. „Darf ich vorstellen: Goldkehlchen!“

Ein Raunen ging durch die Menschenmenge. Laru trat an den Rand der Bühne und machte einen Knicks. Dann gab wohl der Zeremonienmeister den Musikern ein Zeichen und diese fingen sogleich an zu spielen. Laru wiegte sich für einen Moment im Takt der Musik und begann dann nun zu singen.
 

Einst ein grünes Tal, welches so rein war

Hindurch floss eine Strömung jene so blau war

Ein jungfräuliches Mädchen in größter Verzweiflung

traf dort einst ihre große Liebe

und sie sagte zu ihm:
 

"Versprich mir,

das immer wenn du eine weiße Rose siehst,

du an mich denken wirst

Ich liebe dich so sehr, werde dich nie gehn lassen

Werde dein Geist in der Rose sein"
 

Sobald Laru angefangen hatte zu singen, nahm der Bräutigam seine Braut an die Hand, führte sie zur Mitte des Saales, wo die Gäste einen Kreis gebildet hatten und sie genug Platz hatten, darauf zu tanzen. Im sanften Takt fingen sie an, sich um einander zu drehen. Blickten sich dabei verliebt in die Augen.

Ihre Augen glaubten an Wunder

Sie würde unter den Blättern vom Bernstein liegen.

Ihr freies Herz eines Kindes,

noch immer sanft und ruhig und mild, und er liebte sie.
 

"Versprich mir,

das immer wenn du eine weiße Rose siehst,

du an mich denken wirst

Ich liebe dich so sehr, werde dich nie gehn lassen

Werde dein Geist in der Rose sein"
 

Lore sah zu, während die Prinzessin mit ihrem angetrauten Gatten tanzten und wie sie sich ansahen. Offensichtlich hatten sie sich wirklich gefunden. Lore konnte nicht leugnen, dass dieser Anblick ihm einen Stich versetzte. Unweigerlich sagte er sich, dass er das sein könnte, der da mit dieser schönen Frau tanzte und das Glück haben könnte, sich als ihren Mann nennen zu dürfen. Doch dann ermahnte er sich wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen. Er selbst hatte sich diese Chance gründlich verdorben und er hatte jemanden, den er liebte. Laru. Laru, die da oben stand und sang. Die in diesem Kleid, trotz der Narben einfach wunderschön war und es locker mit ihrer natürlichen Schönheit mit den Frauen, die hier in Puder und Parfüm und in teuren Stoffen gekleidet, umher standen und ihr nicht im geringstem das Wasser reichen konnten. Mit einem versonnem Lächeln schaute er nun zu seiner Frau.
 

Als alles vorbei war

fing sie im Sonnenlicht an zu rennen und tanzen

und er sah ihr zu

Und je mehr dacht er

eine Hauch von ihr im Mond zu sehen

und er würde sie sagen hörn:
 

"Versprich mir,

das immer wenn du eine weiße Rose siehst,

du an mich denken wirst

Ich liebe dich so sehr, werde dich nie gehn lassen

Werde dein Geist in der Rose sein"
 

Als Laru fertig war, schwiegen die Leute. Schienen für einige Stunden ihre Stimme verloren zu haben. Dann aber brachen sie in begeisterten Jubel und Aplaus aus. Wo sie vorher noch über Larus Erscheinen und Anwesenheit gelächelt und getratscht hatten, bekundeten sie nun ihre Begeisterung und überschütteten sie mit Komplimenten und Loben. Lore verzog angesichts dessen das Gesicht. „Heuchler!“, dachte er grollend. „Allesamt Heuchler!“

Laru verneigte sich noch einige Male, dann stieg sie die Bühne hinunter. Lore kam ihr entgegen und nahm sie bei der Hand. Führte sie aus dem Tumult heraus, der sich um sie gebildet hatte. Wie ein Wachhund passte Lore darauf auf, dass keiner auf die Idee kam, Laru am Arm zu fassen und sie weg zu zerren. Laru musste etwas lächeln.

Prinzessin Rari trat an sie heran und hatte Tränen der Rührung in den Augen. „Ich danke dir, für dieses schöne Lied!“, sagte sie außer sich. „Das habe ich gerne getan!“, sagte Laru leise. „Bleibt doch noch ein wenig. Gleich fängt der traditionelle Hochzeitstanz an. Und da möchte ich Euch beide nicht missen!“, bat sie sie nun. Laru und Lore schauten sich an, schienen den anderen zu fragen, ob es ihm recht wäre. Dann nickten sie.

Wie zu erwarten war der Tanz langsam und ehe für die hohen Herren gedacht. Zwar beherrschte Lore diesen, aber es kam ihm doch irgendwie falsch vor. Dabei merkte er deutlich die Blicke der Hochzeitsgäste, die man Laru zu warf und er wünschte sich, dass das alles sehr schnell vorbei ging. „Du scheinst dich nicht wohl zu fühlen!“, bemerkte Laru, als sie sein verkniffenes Gesicht sah. „Fürchtest du, dass man dich erkennt?“

Lore schüttelte den Kopf. „Nein. Das nicht. Aber ich…ich komme mir so falsch vor. Als gehöre ich hier nicht her!“, sagte er. Laru nickte. Auch wenn es sie ein wenig verwunderte. Dabei sollte er doch an solche Feste gewohnt sein. Aber nun schien er eine Abneigung dagegen entwickelt zu haben. Wobei…sie konnte ihn auch ein wenig verstehen. Diese Leute hier sahen auf sie herab und redeten hinter ihrem Rücken, während sie sie anlächelten und ihr Komplimente machten. Laru war es gewohnt. Aber Lore…

Es schien ihm deutlich zu wider zu sein. Am schlimmsten musste es aber für ihn sein, dass er mal selbst zu diesen Leuten gehört hatte. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sehr es ihm missfallen hatte, mit ihr nun zusammen leben zu müssen. Verachtet hatte er sie förmlich. Nun aber…

Sie lächelte sanft. „Wenn dieser Tanz vorbei ist, werden wir gehen. Versprochen!“, versicherte sie ihm. Da tippte jemand Lore auf die Schulter und er drehte sich herum. Vor ihm stand der Prinz Jone. „Verzeihung, aber dürfte ich um den nächsten Tanz bitten?“, fragte er höflich. Lore zögerte kurz. Sah dann zu Lore, die ihn aufmunternt zu nickte. Widerwillig zwar, aber dennoch einverstanden erlaubte er dem Prinzen mit seiner Frau zu tanzen. Mit einer etwas zerknirschten Miene sah er ihnen zu. „Verzeihung?“, hörte er plötzlich hinter sich und drehte sich herum. Prinzessin Rari stand vor ihm und lächelte ihn freundlich an. „Würdet Ihr mir die Ehre erweisen…?“, fragte sie dann und reichte ihm die Hand. Lore zögerte kurz, dann aber nickte er und begann mit ihr zu tanzen. Dabei kam er sich seltsam vor, dass er mit der Frau tanzte, die er einst verschmäht hatte. Und dass sie ein Hochzeitskleid trug und mit ihm den Hochzeitstanz tanzte, umso mehr. Verlegen schaute er weg. Wich ihrem Blick förmlich aus. Ihm war es deutlich an zu sehen, dass es ihm unangenehm war. „Wieso weicht Ihr meinen Blicken aus?“, fragte sie nun. „Ist es Euch so unangenehm mit mir zu tanzen, Prinz Lore!“

Lore zuckte zusammen, als habe sie ihm eine Ohrfeige verpasst. „Lore? N-Nein…mein Name ist Erol!“, sagte er hastig uns zwang sich ein entschuldigendes Lächeln ab.

Die Prinzessin sah ihn an, als würde sie ihn ermahnen wollen, sie nicht an zu lügen. Lore schluckte. Angst stieg in ihm hoch und er fürchtete nun, dass sie ihn bloßstellen würde. Auch wenn er sich das bei ihr nicht vorstellen konnte. Er traute ihr sowas boshaftes nicht zu. Dennoch hatte er Angst. Ohne es zu bemerken verkrampften sich seine Hände und zerquetschten die der Prinzessin. Doch statt sie weg zu ziehen, sah sie ihn gütig an. „Keine Angst. Ich werde Euch nicht verraten!“, flüsterte sie.

Lores Gesicht drückte deutlich die Verwirrtheit aus, die er empfand. Aber auch Dankbarkeit. Dennoch fragte er ich warum. „Warum…warum habt Ihr mich…?“, fragte er dann, weil es so vieles gab, was er fragen und wissen musste. „Wieso ich Euch auf mein Schloß kommen ließ?“

Lore nickte. „Ich…ich dachte, Ihr…Ihr hasst mich?“

„Wieso sollte ich?“

Lore biss sich auf die Unterlippe. Sagte nichts. In ihm toppten die unterschiedlichsten Gefühle. Unbehagen, Bitterkeit und Reue..

„Ich…Ich dachte Ihr grollt mir, wegen meinen unbedachten Worte. Ich war nicht gerade höflich zu Euch. Erst stoße ich Euch aus dem Sattel und dann beleidige ich Euch!“

Darauf konnte die Prinzessin nur lachen. Es klang so ehrlich und glockenhell, dass es Lores Herz zerriss. „Ich…ich gebe zu, ich war eine Zeit lang wütend auf Euch. Aber ich habe Euch verziehen!“

„Verziehen? Aber…!“

Noch ehe Lore weitersprechen konnte, hob die Prinzessin die Hand und brachte ihn so zum Schweigen. „Wie ich bereits sagte, war ich zu anfang wütend. Aber ich konnte Euch auch etwas verstehen. Immerhin wurdet Ihr gezwungen, in eine Heirat ein zu willigen. Mit einer Frau, die Ihr weder kennt noch liebt!“, sagte sie nachsichtig und lächelte etwas. „Und es hatte auch etwas Gutes. Immerhin konnte ich so den Mann finden, der wirklich zu mir passt!“

Lore machte ein bedrücktes Gesicht. Ihm kam es vor, als würde sie auf seinen Gefühlen herumtrampeln. Dennoch sagte er nichts. „Und Ihr? Ihr scheint auch endlich die Frau gefunden zu haben, die Ihr liebt!“

Dabei ging ihr Blick zu Laru, die mit ihrem Gatten tanzte. Lore folgte ihrem Blick und spürte wieder das Feuer der Eifersucht in sich auflodern. „Sie ist ein wunderbarer Mensch!“, hörte er sie sagen. Er konnte nur nicken. Un ob sie das war. Wenn er bedenkte, was für eine Engelsgeduld sie an den Tag gelegt hatte. „Und ich bin froh, dass Sie einen ebenso wunderbaren Menschen gefunden hat!“

Ihre Worte versetzten ihm einen Stich. War er wirklich ein wunderbarer Mensch?

Lore hatte da so seine Zweifel. Doch anscheinend schienen Laru und auch die Prinzessin anderer Meinung zu sein und das war ihm immerhin ein schwacher Trost. Irgendwann verabschiedeten sie sich von der Prinzessin und ihrem Gemahl. Bevor sie aber gehen konnten, drückte die Prinzessin Laru etwas in die Hand und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Laru nickte. Als die beiden dann ihre eigenen Kleider wieder angezogen hatten, verließen sie das Schloß.

Draußen war wie drinnen das Fest für die Prinzessin im vollem Gange. Menschen drängten sich durch die engen Gassen und versammelten sich auf dem großen Platz, wo man ein Freudenfreuer entfacht hatte. Einige der Bürger tanzten darum. Die Stimmung war ausgelassen und heiter. Sie schienen sich wahrlich für ihre Prinzessin zu freuen. Man hatte auch für Speiss und Trank gesorgt. Über offenem Feuer drehten sich Fleischstücke an Spießen und tropften vor Fett. Wein und Bier wurde unablässig aus Fässern gezapft, die nur von Sada kommen konnten und an den Leuten gereicht wurde. Laru und Lore schoben sich durch die Menschenmenge. Dabei acheten beide, dass keiner seine Hand in ihre Taschen stecken konnte. Für die Nacht wollten sie in die Gaststätte von Jardo einkehren und sich dort ein Zimmer mieten. Um zu so später Stunden wollten sie nicht die Landstrasse nehmen.

Gerade sahen sie schon das Haus ihres Freundes, als sie plötzlich eine aufgeregte Stimme rufen hörten. „Laru! Lore!“

Beide drehten sich herum und sahen etwas weiter von ihnen entfernt Caarza winken. Ohne zu zögern ging Laru auf ihre Freundin zu. Lore zog sie hinter sich her. Wo Caarza war, war Mare nicht weit. Mit einem Krug Bier in der einen und einem gebrateten Spieß in der anderen Hand, strahlte er sie an. „Lore! Dich habe ich ja lange nicht mehr gesehen!“, grüßte er den jungen Mann und hob den Krug grüßend. Dann wandte er sich an dem Mann, der Bier ausschenkte. „Noch einen Humpen!“

Kaum hatte er das gesagt, schon wurde ihm ein zweiter gegeben und Mare reichte diesen an Lore weiter. Doch Lore lehnte höflich ab. Er hatte keine guten Erfahrungen mit Bier gemacht und wollte diese nicht wiederholen. Mare schien ein wenig gekränkt deswege zu sein. „Wenn Lore nicht will, gib mir den Humpen. Das Singen und Tanzen hat mich durstig gemacht!“, sagte Laru und streckte die Hand nach dem Humpen aus. Ohne einen Einwand gab Mare ihr diesen und Laru leerte ihn in wenigen Zügen. Lore staunte nicht schlecht. „Ahhh, das war gut!“, sagte Laru, die seinen erstaunten Blick nicht sah und wischte sich den Schaum vom Mund.

„Wart Ihr auf dem Schloß?“, fragte Caarza dann und schaute zu dem Gebäude. „Ja. Die Prinzessin hatte uns eingeladen!“, erklärte Laru. Caarza bekam große Augen. „Wollte sie, dass du auf ihrer Hochzeit singst?“

Natürlich beantwortete sie sich die Frage selbst. Caarzas Augen wurden umso größer. „Und? Erzähl! Wie ist der Mann der Prinzessin?“, verlangte sie nun zu wissen. Mare und auch Lore warfen ihr einen finsteren Blick zu. Laru kicherte, beugte sich vor und flüsterte ihr zu:„ Ein wirklich gutaussehender und charmanter Mann. Und ein guter Tänzer!“

„Das habe ich gehört!“, sagten nun Mare und Lore wie aus einem Munde und die Mädchen lachten. Sie setzten sich an einen langen Holztisch, ein wenig weiter von den Feierenden entfernt und unterhielten sich. Dabei gab es nur ein Thema: Die Hochzeit der Prinzessin.

Während Laru und Caarza munter und ausgelassen über die Vermählung der Prinzessin schwatzten und schwärmten, dass sie sich ebenso eine Hochzeit wünschten, sehr zum Missfallen von Mare, war Lore ganz in seinen eigenen Gedanken. Immer wieder musste er daran denken, was die Prinzessin zu ihm gesagt hatte. Sie hatte wirklich so geklungen, als würde sie ihm sein Glück gönnen. Kein Hohn, keine Wut.

Reine, ehrliche Aufrichtigkeit. Es fühlte sich komisch an. Von der Frau, die er am meisten verschmäht hatte, sowas zu hören. Aber irgendwie gab es ihm auch ein Gefühl, dass er endlich ein reines Gewissen haben konnte. Das ließ ihn lächeln.

„Lore? Lore?“, hörte er plötzlich Laru sagen und bemerkte, dass sie ihn fragend anschaute. Für einen kurzen Moment schaute er sie nur an. „Hast du mich was gefragt?“, fragte er dann. Laru schien selbst etwas verwirrt zu sein. „Nein!“, sagte sie dann. „Du sahst nur so aus, als wärst du mit deinen Gedanken ganz wo anders!“

Lore biss sich auf die Lippe. Fühlte sich ein wenig ergtappt. „Ich…ich musste über einige Dinge nachdenken!“, sagte er. Laru sah ihn daraufhin forschend an. Ihr war schon vorher aufgefallen, dass er so schweigsam war und grübelnd vor sich hinsah.

Schon als sie im Schloß waren, wirkte er so als wäre er nicht wirklich da. Und vorallem hatte sie bemerkt, wie er die Prinzessin angesehen hatte.

Mit einer Mischung aus Bedauern und einer Spur tiefster Empfindung.

Es hatte ihr einen Stich versetzt.

Obwohl sie sich seiner Liebe zu ihr sicher war. Und es war überflüssig darüber einen Gedanken zu verschwenden. Aber sie konnte den Verdacht nicht abschütteln, dass er etwas für sie empfunden hatte. Da wiederum verstand sie nun, wie er sich gefühlt hatte, als er sie mit dem Admiral, so vertraut wie sie mit ihm war, gesehen hatte. Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen.

Er musste sich damals wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt haben. So wie sie nun.

In einer versöhnenden Geste legte sie ihre Hand auf seine und verschränkte ihre Finger mit den seinen. Als Lore sie ansah, schien sie mit ihren Augen zu sagen, dass sie verstand.

Lore lächlte nun auch.

Da hörte Laru, wie die Musiker ein neues Lied anstimmten* und sah Lore nun mit strahlenden Augen an. Wie von einer Biene gestochen sprang sie auf die Beine, ergriff seine Hände und zog an ihm. „Los, komm. Tanz mit mir!“, rief sie wie ein aufgeregtes Kind. Lore verstand erst nicht. Doch dann seufzte er. „Laru, muss das sein? Wir haben doch schon auf dem Schloß getanzt!“, sagte er. „Ja, aber da war es zu förmlich…Bitte, Lore. Tu mir den Gefallen!“, gabt sie ihn und schaute ihn dann mit vorgeschobener Unterlippe an. Dabei waren ihre Augen groß und flehend. Lore wollte noch etwas sagen, doch dann sagte er sich, was das schon schaden konnte. So willigte er ein und ließ sich von ihr von der Bank hochziehen. Sichtlich erfreut über ihren kleinen Sieg, warf sie Caarza einen kleinen Beutel zu. „Pass bitte gut darauf auf!“, rief sie noch, ehe sie mit ihrem Mann in der Menschenmenge verschwand. Es tanzten bereits einige Leute wieder und so mussten sie sich wieder einen Weg durch die Menge bahnen.

Als sie dann eine freie Stelle gefunden hatten, stellten sie sich gegenüber und legten sich gegenseitig die Arme um den Hals. Lore schaute ein wenig verloren drein. „Wie…wie geht dieser Tanz?“, fragte er, als er sah, dass jedes Paar seine eigene Art hatte, zu tanzen.

„Tanz einfach drauf los. Denk nicht darüber nach!“, sagte sie und fing sogleich an, mit ihm herum zu wirbeln. Lore hatte Schwierigkeiten, mit ihr Schritt zu halten. Stolperte oder trat dabei auf die Füße der anderen. Fand zunächst seine Rhythmus nicht. Fast hätte er Laru zu Boden gerissen, doch er fing sich wieder. „Tut…tut mir leid!“, stammelte er verlegen. „Versuche es ruhig noch mal!“, ermutigte sie ihn und Lore versuchten nun ihre Schritte nach zu machen. Konzentierte sich dabei sehr genau und irgendwann hatte er den Bogen raus.

Und wenige Minuten später tanzte er mit ihr und ganz im Takt der Musik. Wo er sich vorher alles andere als wohl gefühlt hatte, am Hofe der Prinzessin, unter all diesen Edeleuten, die ihn von oben herabsahen, schien er nun ausgelassen und zufrieden zu sein. Vergessen war der Kummer, der ihn vorher noch erfüllt hatte und es ihm schwer gemacht hatte, das Fest zu genießen. Lore fühlte sich so leicht, wie eine Feder und er konnte nicht drumherum kommen, als zu lachen.

Er kam sich dabei vor wie ein Kind, das keine Sorgen kannte. Laru, erstmal erstaunt über den plötzlichen Wandel ihres Mannes, sah ihn kurz verwirrt an, aber dann stimmte sie ein in sein Lachen. Gemeinsam lachend, tanzten sie immer schneller. Konnten es dabei bewunderndswerter weise verhindern mit den anderen Tanzenden zusammen zu stoßen.

Als die Musik die letzten Takte spielte, hob Lore sie hoch über seinen Kopf, drehte sie und setzte sie wieder elegant auf den Boden. Beugte sie nach hinten und sich über sie.

Dabei waren ihre Gesichter nur wenige Zentimeter von einander entfernt undj eder sah in den Augen des anderen, dass er sich einen Kuss wünschte. Doch ehe es dazu kommen konnte, übertönte ein lauter Knall den Tumult des Festes und beide schauten hoch. Zuerst waren sie erschrocken über den lauten Knall, doch als sie hoch sahen, erkannten, sie, was da über ihren Köpfe vor sich ging.

Zum krönenden Abschluss der Hochzeit gab es ein gewaltiges Feuerwerk. Beeindruckt schauten sie nach oben. Beobachten wie immer weitere Feuerwerkskörper in den Himmel geschossen wurden und dann in einer leuchtenden Explsion vergingen. Blumen und Sterne in allen erdenklichen Farben erstrahlten am nächtlichen Himmel und tauchten alles in ihr Licht.

Während sie zusahen, schmiegte sich Laru an ihm und legte ihren Kopf an seine Brust. Lore schloss sie in seine Arme. Legte seinen Kopf an ihren. Er verlor sich bei diesem Anblick und konnte nicht leugnen, dass er so etwas wie Neid empfand. Wie gern würde er auch Laru solch eine Hochzeit geben. Sie verdient es einfach. Wenn er noch ein Prinz wäre…

Lore schaute auf sie hinunter und sah, wie sehr sie dieses Schauspiel begeisterte. Ihre Augen strahlten förmlich und wiedermal spürte Lore, wie sich sein Herz zusammen krampfte.

Nach dem das Fest vorbei war, machten sich die Leute auf den Heimweg. So auch Lore und Laru. Allerdings schlugen sie den Weg zur Gaststätte ein. Jardo erwartete sie bereits. Freudig, dass er seine Freunde wiedersah, breitete er die Arme aus und umarmte jeden von ihnen, wobei er Lore fest an sich drückte, sodass er fürchtete ihm würde die Luft wegbleiben.

„Euer Zimmer ist fertig. Ihr könnt gleich hoch gehen!“, erklärte ihnen der stämmige Mann und wies mit dem Arm die Treppe hinauf. Laru bedankte sich höflich bei ihm und gemeinsam steigen sie die Stufen hoch.

Mit einem seligen Seufzen ließ sich Lore aufs Bett fallen und schloss die Augen. Trotz dass er nicht gearbeitet hatte, fühlte er sich irgendwie wie gerädert.

Laru ließ sich neben ihn nieder. Kleidete sich dann aus. „Was für ein Tag!“, sagte Laru. Da gab er ihr Recht. Das war wirklich ein Tag gewesen. Alles schien wie in weiter Ferne gerückt, dabei war es nicht mal eine Stunde her. Dennoch fühlte es sich so an. Aber vermutlich versuchte so sein Bewusstsein das alles zu verarbeiten.

Dabei merkte er, wie müde er war.

Mit einem lauten Gähnen, richtete er sich auf und streckte sich. Laru sah ihn lächelnd an. Na komm. Zeit zum schlafen!“, sagte sie.

Das ließ sich Lore nicht ein zweites Mal sagen. Zügig begann er sich auszu ziehen.

Gemeinsam lagen sie nun nur mit Hemd und Unterkleid im Bett.

Doch an Schlaf war nicht zu denken. Zumindest was Lore betraf.

Jetzt wo er so mit ihr im Bett lag und er nochmal alles Review passieren ließ, sagte er sich wieder, dass Laru ebenso so ein Fest verdiente.

Wie er das bewerktstelligen sollte, wusste er nicht. Noch nicht.

Aber bevor er ein Fest für sie geben würde, sollte er erstmal einen vernünftigen Antrag machen. Doch dazu würde er wieder den Ring brauchen

Und bis er dafür das nötige Geld zusammen hatte, würde noch viel Zeit vergehen.

Lore hatte allerdings das Gefühl, dass er diese nicht hatte.

Oder wollte.

Er verspürte den Drang, viel mehr den Wunsch, alles nach zu holen, was er versäumt hatte.

Auch wenn er wusste, das es schon fast unmöglich ist, musste er es dennoch versuchen und ausharen.

Sie verdient es einfach, dachte er.

„Lore? Lore? Alles in Ordnung?“, fragte Laru und holte ihn aus seinen Gedanken.

Lore sah sie einen Moment schweigend an. Biss sich auf die Unterlippe.

Überlegte erstmal, ob er ihr von seinen Plänen erzählen sollte.

Immerhin wollte er sie damit auch überraschen.

Aber er brauchte sie nur an zu sehen, um zu wissen, dass es keinen Sinn hatte, ihr was zu verheimlichen.

„Ich…ich habe nur überlegt, dass du auch ein Fest verdient hast!“

„Ein Fest? Für was?“

„Für unsere Hochzeit?“

„Ist es dafür nicht etwas zu spät?“

„Besser spät als nie!“, meinte Lore und zuckte mit den Schultern. Laru lächelte. War tief gerührt von seiner Idee.

Aber sie hatte das dumme Gefühl, dass das einen ganz bestimmten Grund hatte.

Mit gehobenen Brauen sah sie ihn an. „Und das hat jetzt nichts mit der Hochzeit der Prinzessin zu tun?“, fragte sie.

Lore merkte, wie seine Wangen eine verräterische Röte annahmen.

„Naja, ich…ich dachte!“, stammelte Lore und Larus Blick wurde nun bohrend. „Ja!“, seufzte er.

Laru sagte erstmal nichts.

„Ich möchte dir immerhin einmal was zurückgeben. Nach allem was du mir gegeben hast…!“, begann Lore. „Ich wollte dich damit glücklich machen!“

Laru lächelte. Und schüttelte den Kopf.

„Aber du machst mich doch schon glücklich!“, sagte sie dann und fuhr fort, ehe Lore etwas sagen konnte. „Du hast dir selbst eine Arbeit gesucht. Willst mit mir Kinder haben. Hast gesagt, dass du mich liebst und dich um meinertwillen mit einem anderen angelegt. Auch wenn ich es nicht gut heiße. Aber du hast es getan. Welche Frau sollte das nicht glücklich machen?“

Darauf wusste Lore erstmal keine Antwort. Sah nur vor sich hin.

So wie Laru das sagte, klang es durchaus glaubwürdig.

„Du machst mich glücklich, Lore. Ich brauche keine große Feier reicht mit, dass du mich liebst!“, sagte sie ihm und küsste ihn. Lore seufzte, als sich ihre Lippen trafen.

Gerne hätte sich Lore damit zu frieden gegeben.

Aber in seinem Inneren wollte er von seinem Entschluss nicht ablassen. Wenn schon nicht die Feier, dann wollte er ihr immerhin den Ring geben.

Laru sah deutlich an seinem Gesicht, dass ihn etwas beschäftigte. Ihn beinahe zermürbte.

Zärtlich strich sie ihm über die Wange.

„Lore, ganz egal, was du vorhast oder was dich bedrückt, du musst es nicht tun!“

Und was wenn ich es trotzdem will, schrie es in seinem Inneren. Es war die Stimme seines Herzens und hörte sogleich die Vernunft zischen, dass er sich aufführte, wie ein kleines trotziges Kind.

Aber er wollte sich davon nicht abbringen lassen.

Er wollte Laru immerhin diese Freude machen.

„Also hör auf, dir darüber den Kopf zu zerbrechen!“, sagte sie.

Lore nickte. „Ich werde es versuchen!“, murmelte er.

Laru kuschelte sich an ihm. Zufrieden, dass sie ihrem Mann gesagt hatte, dass er für sie nicht die Welt bewegen muss, um sie glücklich zu machen, legte sie ihre Arme um ihn und schloss die Augen. Nur wenige Minuten später, hörte er sie tief atmen.

Lore aber lag erstmal nur da und schaute hoch zur Zimmerdecke.

Musste immer wieder daran denken.

Doch irgendwann ereilte auch ihn der Schlaf.
 

* Dance of the Darkness- Blackmores Night



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Pamuya_
2016-01-03T22:21:02+00:00 03.01.2016 23:21
Schön endlich wieder ein Kapitel von dieser Geschichte lesen zu dürfen. ^^ Habe sie gleich einmal verschlungen. Die Informationen über die etwas veränderte Prinzessin Rari hat mich doch etwas zum Nachdenken gebracht, aber vielleicht irre ich mich auch. Bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergehen wird und wie Lore das Geld für den Ring zusammenbekommen will. Das mit dem Fest bezweifle ich zwar etwas, aber was noch nicht ist, kann noch werden. ^^
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
04.01.2016 06:41
Es wird noch einiges passieren ^^


Zurück