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Lapis Serpentis

von

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Der Heiler

Hastiges Schwatzen von Frauen, Kindern und den Händeln die ihre Ware auf dem Markt verkaufen wollten, erfüllte die Gassen der kleinen Stadt.

Dicke Rauchwolken stiegen aus den Kaminen der Bäckerei und die Frauen unten an den Schneidebänken fluchten besser als jeder Ritter es je könnte.

Der Duft von frischen Backwaren mischte sich mit dem Unrat der Bewohner der Stadt und dem Fischgestank des Verkäufers am unteren Ende der Straße.

Die Stadt war auch nicht mehr das was sie einmal war - Jeder dachte es, doch niemand wollte diesen Gedanken laut aussprechen. Der Graf dieser Stadt hatte seine Wachen überall platziert und er hörte es garnicht gerne, wenn jemand seine Art sich zu kümmern bemängelt wollte. Er war herzlos und unnachgiebig was seine Bestrafungen für die einfachen Leute anging. Die meisten nagten jetzt schon am Hungertuch, weil die Abgaben unverschämt hoch waren.

Zudem machten Beutelschneider den Leuten zu schaffen, die das bisschen Geld was sie besaßen auch noch klauten.

Es waren dunkle Zeiten, aber jeder versuchte das Beste daraus zu machen.
 

Der Rand des abgetragenen Gewands des junges Mannes war ganz schmutzig vom Dreck der Straße. Doch hier nicht schmutzig zu werden war ganz unmöglich.

Severus machte sich nicht mal mehr die Mühe überhaupt darauf zu achten. Seine paar Sachen standen regelrecht vor Dreck und das letzte Bad im Fluss lag auch schon länger zurück. Jedoch störte der Gestank hier sowieso niemanden. Baden war Luxus und Zeitverschwendung.

Der Weg führte ihn Richtung Wald, der genau an die Stadtmauern anschloss. Hier konnte er alles finden was er brauchte. Kräuter. Blüten und frisches Wasser für seine Tränke und Tinkturen.

Der Schwarzhaarige verdiente sich sein bisschen Geld als Heilkundiger, doch die Geschäfte liefen nicht gut. Hinter vorgehaltener Hand schimpfte man ihn, er seimit dem Teufel im Bunde. Kein normaler Mensch könne so viel über die Heilkunst wissen ohne, dass da was faul war.

Nur wenige wollten sich mit der Sünde belasten sich von ihm behandeln zu lassen, auch wenn er wirklich helfen konnte. Die Methoden des Arztes hier waren geradezu lächerlich.

Severus wusste ganz genau, dass ein Aderlass nicht bei einer schweren Erkrankung helfen konnte und schon garnicht 20 Vater-unser. Vielmehr waren es Kräuter die aufgekocht wurdenoder zu Salben weiterverarbeitet wurde, die den Menschen wirklich halfen. Aber gerade wegen seiner Einstellung gegenüber den üblichen Methoden mied man ihn häufig.

Der Arzt der Stadt hatte auch schon öfter versucht ihn beim Priester anzuschwärzen um ihn endgültig los zu werden. Doch Severus konnte seine Unschuld gerade so beweisen indem er

seine Kräuter und Salben nach Heiligen benannte und vor jeder Behandlung ein Gebet sprach. Nur das rettete ihn vor Strafe.

Im Wald füllte er seinen Korb mit allerhand Pflanzen und füllte seine Fläschchen mit Wasser. Der Tag war ungewöhnlich warm und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Das war wirklich kein geeigneter Zeitpunkt um im Dreck nach Blumen zu suchen. Deswegen blieb er nicht lange und machte sich zügig auf den Weg zurück in sein kleines Haus am Rand der Stadt.

Näher durfte er nicht wohnen. Die Leute trauten ihm eben nicht. Und Severus mochte die anderen auch nicht besonders. Also blieb er gerne weiter weg wohnen, ehe man ihm nachsagte er hätte eins der Kinder verflucht... Obwohl er das manchmal gerne getan hätte. Die Blagen zerstörten ihm regelmäßig seinen kleinen Garten.

Am Haus angekommen machte er sich daran die Pflanzen an die Dachbalken zum trocknen zu hängen. Anschließend musste er noch ein paar Salben für die Schwangere drei Straßen weiter machen.

Ihr Mann hatte ihn eines Abends ganz verzweifelt aufgesucht, sie hätte furchtbare schmerzen. Severus hatte die Situation schnell erfasst und ihr einen Tee und ein paar Salben verkauft, die ihr helfen würden die schwierige Schwangerschaft zu überstehen. Niemand sollte wissen, dass er der Frau geholfen hatte. Darum hatte ihr Mann ihn gebeten, denn die Nachbarn würden schlecht über sie reden.

Also begnügte sich Severus damit die Salben nach Einbruch der Dunkelheit rüber zu bringen.
 

Lange Zeit um seine Kräuter zu verstauen hatte der junge Heiler allerdings nicht.

Seine Tür wurde furchtbar unsanft aufgestoßen, dass sie fast aus dem Türrahmen rausbrach. Zum Glück war nichts passiert, denn eine Reparatur konnte er sich nicht leisten.

Zwei große, kräftige Männer in voller Rüstung betraten sein kleines Haus und lachten amüsiert angesichts der Armut die hier herrschte.

Severus erkannte sofort um wen es sich handelte. Das waren die Brüder Lestrange die als Wachen in der Burg arbeiteten und oft genug Ärger in der Stadt machten.

Als Wachen des Grafen hinderte sie niemand daran, wenn sie sich einfach Brot wegnahmen oder das Hurenhaus nutzen ohne zu bezahlen.

Severus verabscheute solche Kerle... Sie waren dumm und stanken und hatten auch noch spaß dabei. Doch seinen Argwohn durfte er sich natürlich nicht anmerken lassen, also verneigte er sich höflich.

"Welch eine Ehre, dass ihr euren Weg in mein Zuhause gefunden habt.", presste er mühsam hervor, als der eine Kerl ein Töpfchen mit einer Salbe runterwarf und darüber lachte.

Rodolphus strich sich das fettige dunkle Haar zurück und grinste den mageren Heiler spöttisch an. Nur ein wertloser kleiner Sünder, dachte er sich. Gerne hätte er ihm ein paar Manieren beigebracht, denn sich so mit Kräutern zu beschäftigen konnte nur Teufelswerk sein. So was wollte man hier nicht! Allerdings kamen die Brüder mit einer anderen Aufgabe hierher die sie nur zu gerne ausführten.

"Der Graf will dich sehen.", knurrte sein Bruder schlecht gelaunt. "Er hat... Probleme und ihm ist zu Ohren gekommen, dass du heilen kannst. Der Burgarzt ist ein verdammter Quacksalber.", fügte er mürrisch hinzu.

Rodolphus lachte daraufhin nur auf. "Aber seine Frau lässt sich gut besteigen." Das brachte die Brüder zum lachen, doch Severus verzog keine Miene. In seinem Kopf arbeitete es wie verrückt.

Der Graf wollte ihn sehen? Was hatte das zu bedeuten? Noch nie war er auf die Burg gerufen worden. Ob das nur ein Vorwand war um ihn in den Kerker zu werfen? Nein... da hätten die Brüder ihn gar nicht gebeten, sondern ihn einfach hingebracht. Vielleicht gab es ja wirklich ein Problem? Aber... Was wenn er nicht helfen konnte? Drohte ihm dann doch der Tod? Wieder trat Schweiß auf Severus Stirn, doch diesmal war es die Angst.

"Na los steh auf und kommt mit Bursche!", fuhr ihn Rodolphus an. "Du willst den Grafen doch nicht warten lassen?!"

Sofort sprang der Heiler auf, packte in seinen Korb was er brauchen konnte und folgte den Wachen durch die Straßen.
 

Natürlich lagen nun alle Blicke auf ihm. "Wird er endlich gehängt?", spottete eine Frau mit Kind, der Severus nicht hatte helfen können als sie ihn bat sie mit seinen Hexenkräften schöner zu machen.

Der Weg zur Burg kam dem Mann unendlich weit vor. Was würde ihn da nur erwarten? Sollte das schon sein Ende sein?

Als sie das große Tor durchquerten hätte er sich am liebsten Übergeben. Ihm drehte sich schon der Magen um... Der Kerker wartete sicher auf ihn. Da gab es garkeinen Zweifel, dachte er sich. Auch wenn es nicht danach aussah.

Die Brüder führten ihn durch einen großen, dunklen Gang aus Stein, an dessen Wände prachtvolle Bilder hangen. Vor einer großen, reich verzierten Holztür blieben sie stehen.

"Der Graf erwartet dich, du Wurm. Ich rate dir ihn nicht zu verärgern!", brummte noch der eine Bruder ehe er die Tür aufmachte, den Heiler ankündigte und den armen Severus einfach hindurch schubste.
 

Dem Heiler blieb das Herz fast stehen als er sich umsah. Offensichtlich aß der Graf gerade zu Mittag... Die Tafel war reich gedeckt mit Fleisch und Brot und Wein. Allein der Duft ließ dem Schwarzhaarigen das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Diener huschten hin und her um den Leuten an der Tafel Wein nachzuschenken. Hier saßen die ranghöchsten Ritter mit ihren Frauen zusammen und lachten und erfreuten sich am Lautenspiel des Hofnarren.

Ganz am Ende der Tafel erblicke Severus dann auch endlich ihn. Den Grafen Riddle. Seine kalten Augen richteten sich sofort auf den Heiler, als dieser ungeschickt in den Raum gestolpert kam.

Schnell verbeugte sich Severus tief und glaubte für einen Moment vergessen zu haben wie man atmet.

Riddle ließ ihn warten. Sagte lange einfach kein Wort bis er dann endlich den Mund aufmachte.

"So so? Du bist also dieser Heiler, ja?", begann er und sofort wurde die Runde still. Alle Blicken richteten sich auf Severus.

"Komm näher.", murrte der Graf und Severus machte sich schnell daran näher zu dem Stuhl des Grafen zu huschen, ehe er wieder auf die Knie ging.

"Ich hab dich was gefragt!", herrschte der Graf Riddle ihn ja.

Für einen Augenblick wusste der junge Mann garnicht was Riddle von ihm wollte. "Oh.. ja Sire. Ich bin der Heiler. Severus Snape mein Name.", redete er und versuchte dabei beherrscht zu klingen – doch er hörte ein paar Frauen spöttisch kichern.

Die Finger des Grafen klickten unruhig auf das Holz des Tisches.

"Man sagt mir du seist gut.", murmelte er. "Und mein Arzt konnte mir nicht weiterhelfen. Seit Tagen plagen mich diese Schmerzen im Magen. So kann ich nicht mal die Tafel genießen! Oder die Anwesenheit der hübschen Damen.", grinste er beinahe gemein und eine Frau am Tisch kicherte besonders laut.

Severus Blick landete unweigerlich auf eben dieser und seine Augen wurden kurz größer.

Die Frau hatte schwarze, lockige hochgesteckte Haare, ein hübsches Gesicht und ihr Kleid war vermutlich wertvoller als alles was er besaß. Vor allem ihr großzügiger Ausschnitt lenkte Severus kurz ganz ab.

Er hatte nie genug Geld gehabt um sich eine Frau zu leisten. Und heiraten wollte ihn schonmal garkeine. Immerhin war er ja angeblich mit dem Teufel im Bunde.

Vor ein paar Jahren hatte er mal versucht die Tochter des Webers Evans für sich zu gewinnen.... Doch die schöne Lily war nun mit dem blöden Töpferssohn Potter verheiratet und erwartete bereits ein Kind.

Die Schönheit einer adligen Frau lenkte ihn demnach erschreckend schnell ab.

Gerade rechtzeitig bemerkte er, dass er sich lieber dem Grafen widmen sollte.

"Ich habe Tees, Sire.", nuschelte er. "Die werden wunderbar helfen bei Magenproblemen."

Der Graf lachte ein bisschen skeptisch auf und winkte mit der Hand ab. "Tee?", spottete Riddle. "Nun wenn du meinst. Irgendwas muss mir ja helfen."

Ein Diener huschte zu ihm. "Ich will, dass du dem Heiler eine Kammer einrichtest. Er ist... unser Gast."

In dem Moment wurde es zur furchtbaren Gewissheit. Hier ging es doch garnicht um Magenprobleme... Irgendwas hatte der Graf mit Severus vor. Und ihm graute jetzt schon davor was.

Der Diener nickte nur knapp und wies Severus kurz an ihm zu folgen. Der junge Heiler war wirklich froh darüber jetzt von der Tafel entlassen worden zu sein.
 

Seine Anspannung wollte allerdings nicht von ihm abfallen. Jetzt musste er sich ernsthaft fragen was der Graf mit ihm plante. Er war sich ziemlich sicher, dass auch ein noch so unfähiger Arzt mit Magenproblemen halbwegs zurecht kommen musste.

Ein letztes Mal warf Severus einen Blick auf die Runde und sah, dass die Frau mit den dunklen Haaren ihm mit ihrem Blick folgte.

Irgendwas lief hier ganz und gar nicht richtig.

Der Diener führte ihn zu einer freien Kammer, die nur für eben jene Diener vorbehalten war. Allerdings war es eine Einzelkammer, deren Einrichtung besser und teurer war als die in seinem eigenen Haus unten in der Stadt. Hier wollte Severus gerne bleiben…. Wäre da nur nicht der Verdacht, dass er das hier bald gegen den Kerker tauschen musste.

Was konnte ein Graf nur von ihm wollen? Er konnte doch nichts außer ein paar Tränke zu machen, die Schwangeren halfen oder Schmerzen linderten. Dass Severus den Arzt hier ablösen sollte war ganz unmöglich. Dazu waren seine Heilmethoden viel zu wenig anerkannt und der Graf würde Spott auf sich ziehen, wenn er so einen als Arzt beschäftigte.

Mit einem Seufzen sah der schwarzhaarige Mann aus dem Spalt in der Mauer nach unten auf den Hof. Kurz beobachtete er einen jungen Knappen mit blonden Haaren, der sich gerade um ein Pferd kümmerte. Das Tier sah sehr wertvoll aus und hatte sicher eine ganze menge gekostet.

In was für einer Welt war er hier nur gelandet? Mit einem Mal schämte er sich wegen seiner alten und kaputten Sachen. Die Leute stanken auch nicht so schrecklich… Nun zumindest nicht alle, fügte er gedanklich hinzu als er an die Lestrange Brüder dachte, die gerade unten auf dem Hof eine Magd belästigten. Widerliche Kerle…

Snape seufzte nochmal und ließ sich auf das Bett sinken das so viel weicher war als das was er Zuhause hatte.
 

Auf einmal klopfte es an seiner Tür.

„Herein…?“, bat er etwas verunsichert was ihm jetzt schon wieder erwarten würde. Hatte der Graf es sich doch anders überlegt?

Doch es trat nur eine der Mägde ein und machte einen kurzen Knicks. Niemand hatte je zuvor vor ihm geknickst!

„Ich komme mit neuer Kleidung.“, wisperte sie scheu. „Und ich soll euch ein Bad einlassen. Der Graf wünscht, dass Ihr heute Abend zu seiner Tafel kommt… und dabei angemessener ausseht.“, erklärte sie kurz und reichte Severus ein Bündel neuer Sachen.

Severus staunte nicht schlecht… neue Sachen? Ein Bad? Diese Kammer hier und jetzt sollte er wieder zur Tafel kommen? Er sollte wohl möglichst schnell rausfinden was hier los war. Das konnte auch eine furchtbare List sein ihn in Sicherheit zu wiegen. Sicherlich steckte dahinter ein ganz anderer Plan. Der Graf war grausam und gemein. Warum behandelte er ihn also so?

„Kannst… du mir vielleicht sagen was das hier alles soll?“, fragte er dann einfach zögerlich die Magd.

Doch das Mädchen schüttelte nur gehorsam den Kopf.

„Ich warte draußen, wenn ihr euch umgekleidet habt. Danach zeige ich euch wo Ihr baden könnt.“, mit diesen Worten huschte sie schnell aus dem Raum und ließ einen verwirrten Severus zurück.

Nun dann muss ich es wohl selbst rausfinden… , dachte er sich und machte sich daran die neuen Sachen anzuprobieren.



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