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Missing Leonardo

Ezio/Leonardo, (Altaïr/Malik)
von

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Kapitel 2.2 - Der Held

"Ezio? Ezio, wo bist du?", drang die Stimme des kleinen Pietro aus seinem Zimmer. Er war wohl gerade erwacht. Pünktlich zum ersten Sonnenstrahl. Ezio schmunzelte und ließ sich vom Dach auf seine Fensterbank fallen.

"Ich bin hier. Gut geschlafen, Kleiner?"

"Ich hab dich gesucht, fra'!", rief der Junge schmollend aus. Ezios Atem stockte. "fra'?" Mit diesem einen kleinen Wort schwabbte eine riesige Flutwelle an Erinnerungen in ihm hoch und ein Kloß setzte sich in seinen Hals. Wie oft hatte Petruccio ihn so gerufen?

Eine einzelne Träne stieg Ezio in die Augen und er wischte sie schnell mit dem Handrücken fort.

"Warum nennst du mich so?", fragte er schließlich mit tonloser Stimme. Er konnte dem Kleinen nicht in die Augen sehen, nein, er konnte noch nicht einmal in dessen Richtung schauen. Zu große Angst hatte er vor dem, was er da sehen könnte. Dass es ihn wieder in die bodenlose Tiefe einer Depression werfen würde. Er war sich sicher, dass er das kein zweites Mal überstehen würde. Zwar hatte niemand bemerkt, dass Ezio mehrmals kurz davor war, sich das Leben zu nehmen, doch war es genau das, wohin ihn seine Verzweiflung fast geführt hätte. Nur der Gedanke an seine arme Mutter und Claudia und der Drang nach Rache hatten ihn davon abgehalten, einen Todessprung auszuführen - ohne den lebenswichtigen Heuwagen.

"Weil du genau das für mich bist.", erklärte der Junge mit solcher Überzeugung, dass es Ezio haltlos mitriss. Augenblicklich wurden die negativen Gefühle fort gefegt und ihm wurde warm ums Herz, es fühlte sich an, als wolle es schmelzen. Dabei pochte es so sehr, wie er es selten erlebt hatte. Wieder traten Tränen in seine Augen, doch dieses Mal waren es Freudentränen. Der Assassine konnte sich nicht helfen und spürte, wie seine Mundwinkel sich nach oben zogen, bis er über ebide Ohren strahlte.

"Du für mich auch, Kleiner. Du für mich auch."
 

Auch wenn er wusste, dass sie hier sicher waren, schaute Ezio sich unentwegt wachsam um, hielt die Augen offen nach Auffälligkeiten. Seit einer gefühlten Ewigkeit war Markt in Monteriggioni. Die kleinen, verwinkelten Gassen waren gesäumt mit Ständen und fahrenden Händlern, die lauthals ihre Waren anpriesen. Der schwere Duft von Gewürzen lag in der Luft, dazwischen waberten zahllose Parfums und Duftwässerchen, sowie der köstliche Geruch frisch gebackenen Brotes. Hier und da stand ein Barde oder eine Gruppe von Tänzern, die die Massen unterhielten, dort ein hübsches Blumenmädchen. Die Menschen drängten sich dicht an dicht durch die Straßen und erfreuten sich an den exotischen Kuriositäten, die der Markt zu bieten hatte.

Er hatte Pietro eine Hand auf die Schulter gelegt und lenkte den Kleinen vorsichtig durch die Menschenmenge. Der Junge weckte in ihm starke Beschützergefühle und so versuchte er ihn zu schützen, wenn er auch nicht genau wusste, gegen was. Dennoch war er in der Lage, den Einkaufsbummel zu genießen. Ja, der Kleine gab ihm ein unbeschwertes Gefühl und er hatte tatsächlich Spaß daran, von Stand zu Stand zu schlendern und sich die feil gebotenen Waren zu betrachten. Pietro, die Neugier in Person, zog ihn stets ungeduldig am Ärmel zum nächsten Stand, wenn er etwas entdeckt hatte, was sein Interesse weckte. Ezio lachte und ließ den Jungen gewähren. Die leuchtenden Augen des Kleinen machten ihn unvorstellbar glücklich.

"Woah, Ezio! Schau dir das mal an!", rief er begeistert aus und zerrte ihn schon zu einem Händler, der seine Ware auf einer großen, wollenen Decke auf dem Boden ausgebreitet hatte. Es handelte sich um kleinere Waffen und Rüstungsgegenstände. Alles war, wenn man dem Geschrei des Händlers trauen durfte, aus reinstem Stahl und an einem Stück geschmiedet, was es besonders widerstandsfähig machte. Pietro nahm einen Kampfdolch ehrfürchtig in beide Hände, die Schneide auf seiner linken Handfläche ruhend und bewunderte mit großen Augen die tödliche Klinge.

"Weißt du denn, wie man damit umgeht, Kleiner?", fragte Ezio ihn neckend. Natürlich wusste er es nicht. Seine Mutter hatte ihn bisher mit gutem Erfolg von solcherlei gefährlichen Gegenständen fern gehalten. Pietro sah ihn geknickt an.

"Nein. Leider weiß ich mit keiner Waffe umzugehen.", er legte den Dolch mit einem schwermütigen Seufzen wieder an seinen Platz.

Der Assassine warf dem Jungen einen prüfenden Seitenblick zu. Dieser schien in Gedanken immer noch der Stichwaffe hinterher zu trauern und bemerkte es nicht. Schließlich seufzte Ezio auf und wandte sich an den Händler.

"Wie viel kostet dieser hier?", wollte er wissen und deutete auf den von Pietro auserwählten Dolch. Der Junge schaute augenblicklich auf und sah seinen fra' mit riesigen, glänzenden Augen an.

"180 florini, signore", antwortete dieser in kaufmännischem Ton, jedoch ausgesprochen freundlich.

"Hm. Si. Und diese hier?", er deutete auf zwei Armschützer, die zwar recht leicht aussahen und gewiss nicht allzu viel auftrugen, aber dennoch ziemlich robust aussahen.

"Beide zusammen 300 florini, signore."

"Va bene. Dann nehme ich diese drei.", willigte der Auditore ein und reichte dem Händler, der schon die Hand ausstreckte, sein Geld.

"Fra', du bist der Beste!", quitschte der Junge und drückte sich im Versuche einer Umarmung fest an Ezios Körpermitte. Dieser lächelte und überreichte dem Kind den Dolch.

"Aber sei vorsichtig damit. Lass es in der Scheide, bis wir in der Villa sind. Dann werde ich dir beibringen, damit zu kämpfen", versprach Ezio und wuschelte Pietro durch die Haare, was dieser mit einem freudigen Lachen hinnahm.
 

Zurück in der Villa der Auditore forderte Pietro sofort Ezios Versprechen ein.

"Bitte! Zeig mir, wie ich damit kämpfen kann! Du hast es versprochen, fra'!"

Der Assassine lächelte nur und strich dem Jungen über den Kopf. Dann stand er auf und kniete sich vor seinen kleinen Bruder, der ungeduldig auf der Bank hin und her wippte.

"Immer schön langsam, immer mit der Ruhe. Alles kommt zu seiner Zeit. Als erstes musst du dich in Geduld üben -"

"Ich will mich aber nicht in Geduld üben! Du hast es versprochen, dass du mir zeigst, wie ich damit kämpfe!", unterbrach der Junge ihn und schmollte.

"Ich werde dir auch zeigen, wie du damit kämpfst. Aber bevor du anfangen kannst zu lernen, wie man eine Waffe führt, musst du erst einmal lernen, wie du dich selbst führst. Du kannst nicht erst rennen wollen, bevor du laufen kannst.", erklärte Ezio ihm ruhig. "Du musst erst dich unter Kontrolle haben, ehe du nach der Kontrolle über den Dolch trachtest. Sonst können schlimme Dinge geschehen. Verstehst du das?"

Der Junge nickte und gab klein bei.

"Ich werde tun, was Ihr von mir verlangt, Meister.", damit verbeugte er sich und Ezio hatte einen neuen Lehrling.
 

"Ezio, mein Junge, da seid Ihr ja! Ich habe schon nach Euch gesucht", rief Mario fröhlich aus und kam auf seinen Neffen zu. Dieser steckte gerade mitten im Training mit seinem "kleinen Bruder". Seit sie hier angekommen waren, waren die zwei quasi unzertrennlich gewesen. Es freute Mario für den jungen Auditore, dass er endlich wieder ein wenig hinaus ging und sich amüsierte, selbst wenn es auf andere Weise war, als er es erwartet hätte.

"Was gibt es, Onkel?", fragte Ezio und schnaufte tief durch. Er war außer Atem. Der kleine Junge hatte ihn ganz schön getriezt.

"Geht Euch ein wenig frisch machen und dann zieht Euch die neuen Sachen an, die ich Euch auf Euer Zimmer hab bringen lassen. Heute Abend werdet Ihr nicht darum herum kommen, Euch feiern zu lassen, nipote. Der Ruhm gebührt Euch, ebenso wie mein Dank. Und somit der Dank aller Bürger Monteriggionis."

"Onkel, muss das denn sein?", der Assassine war alles andere als begeistert von dieser Idee. Zwar liebte er Feiern und die Feiergesellschaften, doch hatte er im Moment keine rechte Lust dazu, im Mittelpunkt so vieler Leute zu stehen. Sein früheres Ich hatte stets die Aufmerksamkeit gesucht. Doch mit den Assassinenfähigkeiten erlangte er auch Bescheidenheit. Lieber würde er weiter mit Pietro üben, als für seine "Heldentat", die ihn kaum Mühe gekostet hatte, gerühmt zu werden.

"Ja, es muss sein. Und keine Widerrede mehr, Ihr braucht auch mal wieder feinste Gesellschaft, wenn Ihr versteht, was ich meine.", zwinkerte Mario seinem Neffen zu.

Ezio verstand.
 

Frisch gewaschen und in die feinen Kleider, die sein Onkel ihm geschenkt hatte, gehüllt, trat Ezio auf den Flur hinaus. Schon schlug ihm der Lärm der Feier entgegen, die bereits im Gange war. Er hörte schallendes Gelächter und ausgelassenen Gesang. Offensichtlich war schon eine gute Menge an Alkohol geflossen. Seufzend setzte er sich in Bewegung und schlenderte in die Richtung, aus der der Feierlärm ihm entgegen schwappte.

Noch einmal atmete er tief ein - und betrat die Höhle des Löwen. Der Saal war überflutet von Gestalten in feinen Gewändern, Menschen, die er kannte, ebenso wie solche, die er nicht kannte. Wobei zweitere eindeutig in der Überzahl waren. Etwas verloren stand er im Raum und suchte die Menge nach seinem Onkel ab. Ihm war bei all den Leuten nicht ganz wohl. Er sehnte sich nach der frischen Luft und der Freiheit, die er auf dem Dach des Nachts immer genoß.

Schließlich fand er seinen Onkel und schob sich durch die Massen zu ihm durch.

"Ah, Ezio! Willkommen! Macht es Euch bequem.", begrüßte ihn dieser, als er ihn sah und deutete auf einen großen, weißen Sessel neben ihm. Ezio ließ sich gehorsam hinein fallen und beobachtete die Menschen um ihn herum. Der Weil hatte Mario sich wieder seinem Gespräch mit einer fast schon erschreckend wirkenden Frau zugewandt. Ihr Gesicht verriet keine Regung und ließ sie damit älter aussehen, als sie es wohl in Wirklichkeit war. Steile Falten standen ihr auf der Stirn und ihre Lippen waren geschürzt. Es schien, als hätte die Dame schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gelacht.

Gedankenverloren wandte Ezio den Blick ab und ließ ihn im Raum umher schweifen, während er an dem Glas Wein nippte, welches ihm ein Diener gebracht hatte.

Nie würde er zu einem Weinkenner werden und nie würde er dieses Gesöff so hoch schätzen, wie es sein Onkel tat. Doch der Alkohol darin stieg ihm sofort in den Kopf und er fühlte sich leicht berauscht. Er liebte die Wirkung, wenn auch nicht den Geschmack des roten Saftes.

Plötzlich erblickte er mitten in der Masse ein Gesicht, welches sich sehr von den anderen abhob. Es war ein Mädchen, wohl kaum älter als siebzehn, allerhöchstens neunzehn, mit hellen Haaren und leuchtend blauen Augen. Ihre Gesichtszüge waren zart und weich und von solcher Ebenmäßigkeit, wie sie Ezio noch nie zuvor erschaut hatte.

Er konnte es nicht anders definieren: er war hin und weg von dem Anblick.

Leichtfüßig stand er auf und ging auf sie zu. Noch hatte sie ihn nicht bemerkt. Er schlich sich hinter sie und flüsterte ganz nah bei ihrem Ohr:

"Welch liebreizender Anblick, signorina. Dürfte ich erfahren, wer Ihr seid?"

Sie zuckte leicht zusammen, antwortete dann aber, ohne sich zu ihm umzudrehen:

"Nein, das dürft Ihr nicht. Ich bitte Euch nun, mich in Frieden zu lassen, bevor ich den Gastgeber bitte, Euch entfernen zu lassen."

Ihre Stimme war leise, aber dennoch fest und kühl. Ezio war leicht überrascht. Nicht oft erlebte er es, abgewiesen zu werden. Um ehrlich zu sein, war dies das erste Mal. Doch schon hatte er die Fassung wieder erlangt und grinste, während er sich neben die signorina stellte und in die gleiche Richtung blickte, wie sie.

"Nun, signorina, ich befürchte, Ihr könnt nicht auf den Gastgeber hoffen. Ich werde mich wohl kaum selbst hinaus werfen."

Jetzt sah sie halb überrascht, halb erschrocken zu ihm hinüber und ihre Augen weiteten sich.

"Ser Ezio! Mi dispiace. Ich hielt euch für jemand anderes."

Der Assassine nickte verständnisvoll. Nach einer kleinen Weile fragte er dann:

"Nun? Darf ich erfahren, wer Ihr seid?"

"Oh, natürlich. Wie unhöflich von mir. Mein Name ist Lucia di Vermont. Ich bin höchst erfreut, Euch kennen zu lernen. Ich habe schon viel von Euch gehört", stellte sie sich vor. "Ihr seid ein Retter der Armen und ein Richter der Verdorbenen."

Ezio lachte laut auf.

"Nun, so würde ich es jetzt nicht ausdrücken, aber wie Ihr meint. Lucia. Ein schöner Name."

Er schaute ihr lange und tief in die Augen und bemerkte zu seiner Zufriedenheit, dass Lucia errötete. Ein scheues Lächeln glitt über ihre Lippen und sie senkte leicht den Kopf.

"Grazie. Ich wurde nach meiner Großmutter benannt, zu ihrem Andenken."

Sie wandte sich ab und beobachtete die anderen Gäste. Ezio erkannte dieses überdeutliche Zeichen und wechselte das Thema.

"Was verschlägt Euch auf diese Feier?"

"Euer Onkel Mario gab mir eine persönliche Einladung. Ich wunderte mich auch, da ich mir nicht vorstellen konnte, wie ich zu dieser Ehre kam. Doch er meinte nur, es wäre eine Ehre für ihn, wenn ich erscheinen würde. Nun, hier bin ich."

So war das also. Onkel Mario hatte dafür gesorgt, dass dieses hübsche Mädchen hier auftauchte und Ezio sollte darauf herein fallen. Er lächelte.

Nun, er würde Lucia gewiss nicht von der Bettkante stoßen, würde es soweit kommen. Doch für's Erste sollte eine gepflegte Konversation reichen.
 

Der Wein hatte Ezio bis Weilen den Verstand vernebelt und er nahm seine Umgebung nur noch verschwommen wahr. Doch ganz deutlich spürte er den warmen Körper, der sich in der Dunkelheit seines Zimmers an ihn schmiegte. Lucia. Er spürte ihren heißen Atem an seinen Hals und Verlangen erwachte in ihm.

Er strich mit seinen Fingern die Konturen ihres schlanken Körpers nach, was sie wohlig aufseufzen ließ. Lucia legte ihre Lippen auf die seinen und stahl ihm einen Kuss. Ezio ließ sich darauf ein und erwiderte die zärtliche Berührung, ehe er den Kuss vertiefte, leidenschaftlicher, fordernder wurde. Er knabberte an ihrer Unterlippe und leckte dann kurz darüber, um Einlass zu fordern, welcher ihm auch sofort gewährt wurde.

Er löste den Kuss erst, als ihm schwindelig wurde und er Luft holen musste. Das hübsche Mädchen in seinem Bett lächelte ihn an. Zwar war es zu dunkel, als dass er es tatsächlich hätte sehen können, aber er spürte es ganz deutlich. Er bemerkte, wie sich eine Hand sanft streichelnd an seiner Seite entlang nach unten tastete und ihm lief eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Als Lucia bei seiner Hose angekommen war, ließ sie ihre Hand darin verschwinden und Ezio spürte, wie sie ihm über seine Erregung strich.

Überrascht sah er sie an. So viel Mut hätte er ihr gar nicht zugetraut. Aber es gefiel ihm.

Wieder verwickelte er sie in einen leidenschaftlichen Kuss und stöhnte auf, als sie ihn zu massieren begann.
 

Lucia stöhnte laut auf, als er ein letztes Mal in sie stieß und krallte ihre Finger in seinen Rücken. Auch Ezio stöhnte auf, als die Erleichterung kam.

"Mein Held.", seufzte Lucia, als er sich neben sie in die Kissen sinken ließ. Er lächelte, ehe er erschöpft einschlief.



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