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Der Himmel muss warten

von

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Dämon

XX) Dämon
 

Zärtlich zeichnete er Deans Jochbein nach. Sein Bruder war immer für ihn da und hatte immer an ihn geglaubt. Ohne ihn wäre er schon lange … tot? Ein Dämon?

War er das nicht trotzdem? Er wusste es nicht. Was er aber wusste, war, dass, wenn er ein Dämon war, dann hatte sein Bruder einen wirklich starken Einfluss auf ihn. Er zweifelte noch immer jede seiner Taten an und versuchte weiterhin das Richtige zu tun und Menschen zu helfen. Und das würde ein Dämon bestimmt nicht, oder?

Dean schnaufte und stemmte sich dann in die Höhe. Blinzelnd schaute er zu Sam.

„Hey, Murmeltier. Fertig mit murmeln?“

Der Blonde ließ sich schnaufend wieder fallen. Seine Matratze war zwar nicht sonderlich weich, aber warm und vermittelte ihm dieses wundervolle Gefühl der Geborgenheit.

„Hab ich dich geweckt? Das wollte ich nicht.“

„Nich!“, nuschelte Dean verschlafen.

Eine Weile versuchte er erfolglos wieder einzuschlafen, dann wühlte er sich zum Rand des Bettes und setzte sich auf. Sein Kreislauf streikte und so blieb er einfach nur sitzen.

Sam wartete erst einmal ab.

Der Blonde stemmte sich in die Höhe und verharrte wieder.

Sofort stand der Jüngere hinter ihm und wollte zufassen. Eine einzige abwehrende Geste ließ ihn erstarren.

Auf wackeligen Beinen stakste Dean zum Bad, seinen kleinen Bruder immer einen Schritt hinter sich wissend. Erschöpft stützte er sich am Türrahmen ab. Sein ganzer Körper schmerzte, als hätte er zwanzig Runden lang den Sparringpartner für Alistair gespielt.

„Was hältst du davon, wenn ich uns was zu essen besorge und wir es uns dann im Bett gemütlich machen?“

„Lass mir etwas Zeit, dann können wir essen gehen. Ich will nicht die ganze Zeit hier rumhängen“, sagte der Blonde wider besseren Wissens, und er klang alles andere als fit.

„Du bleibst mindestens bis übermorgen früh im Bett und wenn ich dafür mit rosa Plüsch bezogene Handschellen besorgen muss!“, fuhr Sam ihn an.

Dean drehte sich zu seinem Bruder um und wackelte aufreizend mit den Augenbrauen. Sein ganzes Gesicht zierte ein breites Grinsen, das trotzdem nicht über seine Erschöpfung hinwegtäuschen konnte.
 

Sam griff sich seine Jacke und verließ das Zimmer. Diesmal nahm er den Impala.

Der Blonde duschte und freute sich, dass sein kleiner Bruder nicht da war und sehen konnte, wie er sich zum Abtrocknen schwer auf die Toilette fallen ließ. Etwas umständlich zog er sich wieder an.

‚Rasieren fällt aus!‘, überlegte er und starrte sein blasses Spiegelbild an. Die schwarzen Flecken an seinem Hals sahen wirklich furchtbar aus. Dean schloss die Augen und holte tief Luft. Dann ließ er das Waschbecken los und legte seine Hände um seinen Hals. Schnell sah seine Haut wieder normal aus und die dumpfen Schmerzen waren verschwunden. Hastig schlossen sich seine Finger wieder um den Waschbeckenrand. Ihm war schlecht und irgendwie schien sich das Bad plötzlich auf einem Schiff zu befinden. Er spreizte die Beine ein wenig weiter, um etwas mehr Halt zu finden.

‚Hoffentlich kommt Sam nicht so schnell wieder!‘

Kaum hatte sich seine Sicht halbwegs geklärt, hangelte er sich schon an der Wand entlang zur Tür und versuchte, nach einer Verschnaufpause, bis zum Bett zu kommen.

Noch drei Schritte ...

Noch zwei Schritte ...

Deans Knie gaben nach und nur seine jahrelang antrainierten Instinkte verhinderten, dass er sich die Zähne ausschlug. Unsanft landete er trotzdem.

‚Hoffentlich kommt Sammy jetzt nicht zur Tür rein!’ Und hoffentlich vertrieb er ihn mit diesem permanenten Gedanken nicht ganz.

Dean wartete bis sein Atem sich wieder beruhigt hatte und seine Hände und Knie nicht mehr so sehr zitterten und kämpfte sich dann fluchend auf alle Viere. Krabbelnd bewegte er sich langsam das letzte Stück zum Bett und stemmte sich in die Höhe.

Mit einem erleichterten Seufzen ließ er sich fallen und blieb einfach so liegen, wie er gelandet war. Seine Reserven waren erschöpft. Und dabei müsste er jetzt ja eigentlich wieder duschen. Shirt und Hose klebten unangenehm an seinem nassen Körper.

Im Einschlafen hörte er Sam ins Zimmer kommen, doch er schaffte es nicht mehr die Augen zu öffnen.

„Dean?“, versuchte Sam seinen Bruder zu wecken, aber das erwies sich als unmöglich.

Er fluchte, hatte er sich doch wieder von Deans aufgesetzter Fröhlichkeit täuschen lassen. Wie lange eigentlich noch? Zärtlich strich er über die stoppelige Wange. Sein Bruder hatte noch immer Fieber und er war verschwitzt!

Mit einem Seufzen wandte er sich ab und ging ins Bad um Dean mal wieder „trocken zu legen“.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er Deans Hals sah. Wenn sein Bruder etwas machte, dann richtig.
 

Sam deckte seinen Bruder gut zu, strich noch einmal über die kratzige Wange und brachte dann die Handtücher und die Schüssel wieder ins Bad.

Eigentlich hatte er ja Hunger gehabt und sich auf ein Essen mit Dean gefreut. Aber so erschlagen wie der dalag, wurde das jetzt wohl nichts. Und alleine wollte er auch nicht essen.

Also ließ er sich auf dem Stuhl am Fenster nieder und betrachtete den Schlafenden. Er liebte diesen Drei-Tage-Bart.
 

Zwei Stunden später begann Dean sich unruhig hin und her zu wälzen. Sam war sofort am Bett, doch sein Bruder sah entspannt aus.

„Dann mach ich mal das Essen warm“, sagte er leise und ging in die Küche.

Eine Weile hantierte er mit dem Ofen und dann breitete sich der Geruch nach Pizza im Raum aus und Dean öffnete die Augen.

„Hallo Murmeltier. Bist du wach?“, fragte der Jüngere und drehte sich schnell weg um nicht laut loszulachen, als er das verwirrte, fragende Gesicht seines Bruders sah. Wach war der jedenfalls noch nicht.

Während seine gebratenen Nudeln mit Entenbrust in der Mikrowelle wieder heiß wurden, schnitt er die Pizza in mundgerechte Stücke und trug sie schon mal zum Bett. War ja Deans Bett, also wenn der zu viel krümelte, konnte er sich ja immer noch in seins verziehen, obwohl er schon lieber mit ihm kuscheln würde.

Mal sehen, wie heiß sein Bruder nachher war. Die Zweideutigkeit seiner Gedanken ließ ihn schon wieder breit grinsen. Aber nein, Dean sollte sich erstmal richtig erholen, dann war noch genug Zeit das andere „heiß“ zu testen.

Er packte Essen und Bier auf ein Tablett und trug es zum Bett.

Dean rutschte in eine halbwegs aufrechte Position und nachdem auch der Jüngere einen bequemen Platz gefunden hatte konnte das Gelage beginnen.

„Dean?“, fragte er nach einer Weile schweigenden Genießens.

„Hm?“

„Du hast gesagt, dass dein Engel … der Engel in dir …“

Dean verdrehte die Augen.

„Bitte Dean! Du hast gesagt er wäre wie ein Mitbewohner. Aber Castiel ist … er hat Jimmy verdrängt, wie ein Dämon. Und ich hab mich auch nie als zwei Wesen gesehen.“

„Was bist du dann, Sam?“, fragte der Blonde mit einer Miene, die nur zu deutlich machte, dass er darüber eigentlich nicht reden wollte.

„Ein Dämon?!?“

„Nein, Sam, DU BIST KEIN DÄMON!“, betonte er jedes einzelne Wort.

„Was bin ich dann? Und was bist du?“

„Müssen wir jetzt wirklich darüber reden?“

„Ja! Du weichst mir immer aus und ich will es endlich wissen! Du kannst mich nicht immer belügen!“

„Ich belüge dich nicht.“

„Nein, aber du verschweigst mir Sachen. Das hast du schon gemacht, als wir noch Kinder waren.“

„Sammy, bitte!“

„NEIN! Nichts bitte! Sag es mir!“

„Meine Kindheit war mit vier zu Ende. Ich wollte dir deine so lange wie möglich erhalten. Verdammt Sammy, ich hab Mom verloren und ich hab Dad verloren. Ich wollte dich nicht auch noch verlieren!“

„Dad?“

„Dad war vor Moms Tod … Er … Mom war noch keine zwei Monate … da hat er vor meinen Augen einen Mann erschossen. Weißt du wie ich mich gefühlt habe? Das … Ich hatte niemanden, mit dem ich hätte reden können, mal abgesehen davon, dass ich mit niemandem reden wollte. Aber … Es war ein Gestaltwandler. Doch das hab ich erst Jahre später begriffen.

Ich … Ich wollte nicht, dass du so was erleben musst“, erzählte Dean stockend. Seine Stimme war immer leiser geworden.

„Ich hab es damals gelesen, aber ich wollte einfach nicht glauben, dass Dad so … unsensibel sein konnte.“

„Es ist ewig her.“

„Ja, aber es belastet dich noch immer.“

„Ich hab das schon lange abgehakt, Sammy. Es gab Wichtigeres als darüber nachzudenken.“

„Und was?“, nutzte Sam die Gelegenheit. Wann war Dean schon mal so gesprächig?

„Dich. Deine Sicherheit.“

„Du hast immer auf mich aufgepasst und trotzdem, kaum bin ich auf mich gestellt, mach ich einen Fehler nach dem anderen. Ich war so arrogant zu glauben, dass ich die Welt retten kann!“

„Sammy!“

„Ich lass mich mit einem Dämon ein und trinke sein, ihr Blut. Wie bekloppt kann man denn noch sein!“

„Sammy! Hör auf dich selbst zu zerfleischen!“

„Verdammt, Dean! Ich habe einen Dämon dir vorgezogen und jetzt bin ich auch einer!“, brüllte der Jüngere.

„NEIN! Du bist kein Dämon, Sammy!“

„Was denn dann? Ich habe alle Eigenschaften, die ein Dämon hat.“

„Trotzdem bist du kein Dämon.“

„Was bin ich denn dann deiner Meinung nach?“

„Ich …“

„Du hast dich vehement gewehrt Michael deinen Körper nutzen zu lassen und doch hast du jetzt Flügel. Du kannst heilen und hast Luzifer vernichtet. Bist du überhaupt noch mein Bruder oder bist du wie Jimmy? Bist du vielleicht sogar Michael? Wer oder was bist DU, Dean?“

Der Blonde schloss die Augen. Er war Michael, aber anders als sein Kleiner das jetzt meinte. Wie sollte er das Sam erklären. Er hatte es doch schon versucht, hatte von dem Engel in ihm erzählt. Der Blonde wollte nicht zugeben müssen, dass das alles ein abgekartetes Spiel von Zacharias gewesen war und dass sie nur Marionetten waren. Vom Himmel verraten, von den Engeln verkauft und für deren Zwecke missbraucht. Er wollte nicht zugeben müssen, dass sie nie eine reale Chance auf ein normales, selbstbestimmtes Leben gehabt hatten, dass Team „Freier Wille“ von Anfang an nur ein Hirngespinst war. Und doch – wie lange würde er Sam das noch verheimlichen können?

„Du bist kein Dämon, Sam“, begann er mit erzwungener Ruhe. „Du bist Samuel Winchester, der Sohn von Mary und John Winchester und ich bin dein Bruder Dean“, betonte er ihre Familie. „Castiel hat mir erklärt, dass deine Seele durch das Dämonenblut verscheucht, vergiftet wurde. Wenn du jetzt sterben würdest, würdest du in der Hölle landen, und das werde ich auf keinen Fall zulassen. Ich weiß, wie es da ist und das wünsche ich niemandem. Cas sagte, je weniger Dämonen auf der Welt sind um so mehr geht deren Einfluss auf dich zurück. Deine Seele wird wieder rein und du kommst in den Himmel, oder in das große schwarze Nichts, das mir persönlich wesentlich lieber wäre.“

Sam starrte seinen Bruder mit großen Augen an, unfähig etwas zu sagen. Das war nicht die Antwort die er erwartet, nicht die Erklärung, die er sich erhofft hatte. Dean hatte gestern von dem Engel in sich gesprochen und er hatte gehofft, dass er das weiter ausführen würde. Aber sein Bruder hatte mal wieder alles und nichts gesagt.

„Du guckst wie ein Karnickel vor der Schlange“, riss Dean ihn aus seinen Überlegungen.

„Deshalb hetzt du von einem Dämon zum nächsten?!? Deshalb heilst du mich immer wieder?!? Du willst mir die Hölle ersparen, die ich mehr als verdient habe?“

„Niemand hat die Hölle verdient, Sam. Zumindest niemand, den ich kenne. Und ich heile dich, weil du mein kleiner Bruder bist und ich es noch nie haben konnte, wenn du Schmerzen hattest!“ Er wollte diese Diskussion am liebsten ein für alle Mal, aber wenigstens für jetzt, abwürgen und setzte sich auf.

Doch Sam wollte sich nicht so abspeisen lassen. Er wollte Antworten!

„Verdammt nochmal, Dean! Du hättest Politiker werden sollen. Obwohl du eigentlich nie viel redest, zumindest nicht über Dinge, die dein Inneres betreffen, kannst du mit sehr vielen Worten echt wenig ausdrücken! Und du schaffst es perfekt von Themen, die dir unangenehm sind, abzulenken!“

Mit einer wütenden Geste brachte er seinen Bruder zum Schweigen. Er hatte sich in Rage geredet und war noch lange nicht fertig.

„Der Engel in dir, Dean! Wieso ist ein Engel deine Seele? Hast du dich das nie gefragt? Willst du nicht wissen, warum das so ist und wieso du?“

Dean starrte den Jüngeren mit großen Augen an.

„Ich warte, Dean!“, blaffte der.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Stevielein
2012-08-13T08:17:53+00:00 13.08.2012 10:17
Uh Sam kann ja richtig hartnäckig sein.
Ich bin schon richtig gespannt wie sich Dean da heraus redet.
mach bitte schnell weiter ich finde deine Story einfach nur toll. ^^


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