Zum Inhalt der Seite

Der Himmel muss warten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ich will nicht ...

@ Vanilein - Das mit den Glücklich machen ist bei Dean so ein Problem, fürchte ich.
 

XCV) Ich will nicht...
 

Hektisch schaute er sich um. Wo war das Bad?

Wieder krampfte sein Magen. Dean schlug die Hand vor den Mund und rannte los.

Er kam bis zur Tür als sich der erste Schwall durch seinen Hals drängte, ein Teil seines Mageninhaltes aus seiner Nase tropfe und er die Hand fallen ließ. Er hustete und würgte. Tränen liefen über seine Wangen.

Als sein Magen den nächsten Schwall durch seine Speiseröhre schickte, taumelte er zur Toilette. In letzter Sekunde schaffte er es. Wieder und wieder krampfte sich sein Magen zusammen. Schon bald spuckte er nur noch Galle und dann würgte er trocken. Er bekam kaum noch Luft.

Der Jüngere konnte die ganze Zeit nur hilflos daneben hocken und ihm Trost spendend über den Rücken streichen.

Nach einer halben Ewigkeit schien es vorbei zu sein und Dean sackte kraftlos neben der Toilette zusammen.

Sam brachte seinen Bruder dazu sich auszuziehen, wusch ihn und trug ihn, nachdem er ihm frische Kleidung übergezogen hatte in den Wohnbereich. Dort legte er ihn auf die gemütlich aussehende Couch und wickelte den zitternden Körper in wärmende Decken, die, nur weil er sie brauchte, auf einer Lehne des Sessels lagen. Danach ging er in die Küche und holte eine Flasche Wasser und Traubenzucker, den er dem Blonden zwischen die klappernden Zähne schob.

„Ganz langsam zergehen lassen“, bat er ihn ruhig.

Dean versuchte ein Nicken.

Erst nach einer Weile hob er Deans Kopf ein Stück an und hielt ihm die Flasche an den Mund.

„Nur ein paar Schluck!“

Wenn der Blonde die Kraft gehabt hätte, seinem Bruder die Flasche wegzunehmen, er hätte mehr als nur ein paar Schluck getrunken. Doch er bekam ja noch nicht einmal seine Hand unter der Decke hervor.

Wieder einmal fühlte er sich ausgeliefert.

Sam hatte ihm die Flasche schnell wieder weggenommen. Auf keinen Fall wollte er noch so einen Brechreiz auslösen, nur weil er Deans Magen überfüllte. Wie lange hatte sein Bruder schon nichts mehr gegessen, wenn er auf so eine kleine Menge so reagierte? Obwohl? Den Burger hatte er doch auch vertragen. War es die Hektik mit der er das Essen herunter geschlungen hatte oder war die Menge wirklich zu viel für ihn gewesen? Er würde lieber nichts riskieren!

Er zog sich den Sessel neben die Couch und setzte sich hinein. Sanft strich er seinem Bruder die Haare aus der Stirn.

„Schlaf, Dean. Ich bin hier wenn du aufwachst.“

Der Blonde schnaufte missbilligend, doch er war zu schwach um seiner Ablehnung Ausdruck zu verleihen. Er konnte sich weder bewegen, geschweige denn hier rausgehen. Frustriert schloss er die Augen und war wenige Sekunden später eingeschlafen.

Sam wusste, was er da gesagt hatte und ihm war auch die Reaktion seines Bruders nicht entgangen. Hatte Dean so eine schlechte Meinung von ihm? Auf der anderen Seite hatte er selbst ja nicht die beste Meinung von sich. Er war ein passabler Jäger, aber als Bruder oder Partner hatte er ja wohl komplett versagt. Und jetzt saß er hier und versuchte... ja was eigentlich? Seinen Bruder zurück zu bekommen, oder seinen Partner? Oder wollte er sich beweisen, dass er wenigstens etwas zu Ende bringen konnte? Die ganze letzten Monate, eigentlich schon seit er gegangen war, hatte er Dean vermisst. Seine Wärme, seine Fürsorglichkeit, seinen Witz, die kleinen nervigen Angewohnheiten, die Dean zu Dean machten und seine Hände auf seinem Körper. Er hatte nie wirklich darüber nachgedacht, wie Dean damit klar kam, dass er ihn verlassen hatte. Er hatte immer nur daran gedacht, dass es besser für ihn wäre, wenn er nicht in seiner Nähe war und er ihm nicht noch einmal so wehtun konnte.

Verdammt! Was war er doch für ein Idiot! Die ganze Zeit hatte er sich damit beruhigt, dass er seinem Bruder vor einem weiteren Wutanfall seinerseits bewahrt hatte, der ihn wahrscheinlich das Leben gekostet hätte. Er hatte nicht ein einziges Mal daran gedacht, dass sein Verschwinden Dean langsam töten würde. Er hatte nie darüber nachgedacht, dass Dean einen Deal geschlossen hatte, um ihn von den Toten zurück zu holen. Mit seinem Verschwinden hatte er seinem Partner das angetan, was er eigentlich damit vermeiden wollte. Deans Leben ohne ihn war nur eine andere Art Folter, als die in dem Kreis. Aber so wie er aussah würde sie wohl das gleiche Ergebnis haben. Deans Tod. Nur dass er sich jetzt selbst zerstörte und es etwas länger dauerte.

„Es tut mir so leid“, sagte er leise und strich ihm über die Wange. Er war sich nicht mehr so sicher, das sein Erscheinen für Dean wirklich gut war, aber jetzt war er hier und musste das Beste daraus machen. Das Beste für Dean!
 

In jeder folgenden Stunde schob der Jüngere seinem Bruder immer wieder Traubenzucker in den Mund und versuchte so wenigstens ein Bisschen Energie und damit Wärme in den Körper zu bekommen. Zwischenzeitlich putzte er das Bad, ohne daran zu denken, dass es hier vielleicht auch mit einem Gedanken wieder sauber gewesen wäre.

Nachdem Dean endlich aufgehört hatte zu zittern, brachte er ihn nach oben. Das Bett war bequemer als die Couch. Schnell holte er noch ein paar Körnerkissen, um Deans Körper auch weiterhin warm zu halten und rutschte dann hinter ihn. Fest kuschelte er sich an ihn. Vielleicht konnte er seinen Bruder so ja ein bisschen gnädiger stimmen?

„Schlaf dich gesund, Dean!“, sagte er leise.

Langsam und seit langem wieder einmal fast problemlos glitt er, begleitet von dessen Atemzügen, in den Schlaf.
 

Am nächsten Morgen brachte er den Älteren wieder nach unten.

Dean verschlief fast den ganzen folgenden Tag, unterbrochen nur von seinem Bruder, der ihn alle drei Stunden weckte und ihm wenige Löffel Kartoffelpüree zu geben.

Langsam steigerte Sam die Mengen und fügte dem Püree noch Möhren und später Geflügelfleisch hinzu.

Diesen Rhythmus behielt der Jüngere auch in den nächsten Tagen bei. Sein Bruder brauchte Ruhe. Ohne Michaels Unterstützung war Deans Körper zu nichts mehr zu gebrauchten und seine Reserven füllten sich nur im Schneckentempo wieder auf.
 

Eine Woche später stand Dean wieder, auf wackligen Beinen. Er konnte noch keine Ausflüge machen und an jagen war schon gar nicht zu denken, aber er konnte sich zumindest in der Hütte frei bewegen und er schaffte es, auch mal so lange am Stück wach zu bleiben, um einen Film zu Ende sehen zu können.

Sein Magen hatte sich erholt, auch wenn er noch nicht wieder die Mengen aufnehmen konnte, die der Blonde gewohnt war, aber es wurde besser und die blauen Flecken waren fast vollständig verblasst.

Wenn Sam allerdings gehofft hatte, dass sich mit Deans körperlichem Zustand auch sein Verhältnis gegenüber ihm bessern würde, hatte er sich geirrt.

Dean blieb reserviert und auf Abstand. Er redete nicht mit ihm und er ging ihm auch sonst so gut es ging aus dem Weg. Er hoffte noch immer, dass Sam einfach erneut verschwinden würde, wenn er ihn ignorierte, damit Michael doch wieder hervor käme und er da weitermachen konnte, wo er durch seinen Bruder unterbrochen worden war. Es war eine blöde Idee des Engels gewesen, ihn zum Leben zwingen zu wollen. Er wollte sich auf niemanden mehr einlassen. Das würde nur weitere Schmerzen bedeuten und davon hatte er in diesem Leben mehr als genug gehabt.

Mühsam stemmte er sich von der Couch hoch, blieb schwankend stehen und überlegte, was er jetzt tun wollte. Etwas Essen oder ins Bett gehen? Sein Körper schrie nach beidem.

Er machte einen Schritt und strauchelte. Sofort stand Sam vor ihm und fing ihn auf.

Sam genoss diese Nähe, die so unvermittelt zustande gekommen war. Unbewusst vergrub er seine Nase in Deans Haar und atmete diesen unverkennbaren Geruch ein.

Sein Körper übernahm die Kontrolle. Während sich seine Linke in Deans Nacken legte und ihn sanft zu kraulen begann, wanderte die Rechte zu Deans Hintern. Er drückte ihn fest an sich. Zärtlich küsste er sich einen Weg über den Hals seines Bruders entlang bis zu dessen Lippen.

Frustriert schloss der Blonde die Augen. Sein Körper reagierte heftiger als er es für möglich gehalten hätte. Prickelnde Schauer rannen über seinen Rücken und brachten die kleinen Härchen in seinem Nacken dazu, sich aufzustellen. Für einen winzigen Augenblick genoss er dieses Gefühl. Sams Lippen legten sich auf seine und seine Zunge stupste sanft dagegen und bat um Einlass, den er auch fast sofort gewährte. Er wollte sich fallen lassen.

Die Hand seines Kleinen massierte seinen Hintern immer fester. Er stöhnte leise.
 

Erst als er die Zunge seines Bruders seinen Mund erforschten fühlte, fand er die Kraft sich von ihm zu lösen. Mit aller verbliebenen Kraft stieß er ihn von sich weg.

Keuchend und schwankend blieb er eine Armlänge von Sam entfernt stehen.

„Dean? Wa s...?“, begann der Jüngere irritiert. Ja, er hatte seinen Großen überfallen, aber er hatte nicht den Eindruck, dass der es nicht gewollt hatte, vor Allem, wenn er in dessen Augen sah.

Viel zu lange schon hatte Dean ihn ignoriert. Er hatte sich helfen lassen, aber kein Wort mit ihm geredet. Wenn er ihn nicht gewollt hätte, hätte er ihn wegschicken sollen. Er war sich zwar nicht sicher, ob er wirklich gegangen wäre, aber das wäre zumindest eine Aussage gewesen, auf der man hätte aufbauen können, doch nichts dergleichen war passiert.

„Was? Das sollte ich wohl eher dich fragen! Was sollte das?“, fragte der Blonde keuchend.

„Ich liebe dich!“

„Du liebst mich, Sam? Du liebst mich nicht! Du benutzt mich! Du benutzt mich um dein Gewissen zu beruhigen. Du hast mich meine Seele gekostet und das nicht nur einmal! Wegen dir bin ich in die Hölle gegangen! Wegen dir habe ich den Engeln erlaubt ein Ding mit Flügeln aus mir zu machen. Wegen dir ist das hier aus mir geworden!“, angewidert deutete er auf seinen Körper.

Sam schluckte schwer. Dean hatte Recht! Mit jedem seiner Worte hatte er ins Schwarze getroffen.

„Ja, wegen mir! Und jetzt will ich dir etwas zurückgeben. Ich weiß, ich hätte das schon viel früher tun sollen, aber ...

Ich will dir deine Seele zurückgeben! Lass mich dir helfen, Dean. Lass mich dir zeigen, dass es auch schöne Seiten in diesem Leben gibt.“ Er überbrückte die kurze Distanz zu dem Blonden, der weiter zurückwich.

„Du willst es doch, Dean. Du findest es geil mit mir zusammen sein!“ Sam deutete auf Deans Schritt der eine eindeutige Beule zeigte.

„Wenn ein Dämon dich gegen eine Wand nagelt und dir an die Eier geht, würdest du ihn auch wollen!“

„Du gibst also endlich zu, dass ich ein Dämon bis?“

„Du bist mein Dämon, Sam! Das warst du schon immer. Du hast mich zu Dingen getrieben, an die ich ohne dich nicht einmal gedacht hätte!“, kam es resigniert über Deans Lippen.

„Dean ... es tut mir leid!“

„Es gibt einige Dinge, die dir leid tun müssen, aber vieles wollte ich doch auch. Ich hab es gerne getan!“ Der Blonde zitterte immer stärker. Die Kraft, die sein Körper ihm vorgegaukelt hatte, war aufgebraucht.

„Es tut mir so leid, Dean!“

Noch einmal schüttelte der den Kopf.

„Es … Ich will dir nicht weh tun. Ich will nicht, dass du mir noch einmal weh tust!“, begann er und schloss gequält die Augen. „Liebe ist kompliziert. Ich bin nicht gut für dich. Jeder Mensch, den ich geliebt habe wurde von Dämonen ermordet! Ich will nur noch ein bisschen jagen und dann …

Ich will nicht noch einmal enttäuscht werden, ich will nicht noch einmal zusehen müssen, wie jemand von ihnen ... Ich will nicht zusehen müssen, wie sie dich ... Ich will dich nicht enttäuschen müssen!“, hilflos brach er ab. Er schaffte es nicht seine wirren Gedanken zu sortieren oder seine chaotischen Gefühle auszudrücken.

Er gab auf. Die ganze Zeit hatte er versucht Sam zum Aufgeben zu bewegen, doch sein Kleiner war mindestens genauso stur wie er und der Jüngere hatten die größeren Reserven.

Seine Knie gaben nach, doch bevor er zu Boden gehen konnte, fing Sam ihn auf und legte ihn wieder auf die Couch.

Der Jüngere wollte aufstehen und seinem Großen seine, seit Tagen, hilfreichen Mittel holen, Traubenzucker und Cola.

„Nicht“, sagte Dean und hielt ihn fest und richtete sich etwas auf.

Er war des Kämpfens so müde. Innerlich wie äußerlich.

„Sam! Bitte hör mir zu! Ich habe keine Kraft mehr mich gegen dich zu wehren. Tu was du nicht lassen kannst aber bedenke: Ich habe nichts mehr zu geben. Meine Reserven sind aufgebraucht. Mein Leben neigt sich dem Ende und ich bin dankbar für jeden Tag, der vergeht und mich dem unvermeidlichen Endkampf näher bringt. Ich hätte gerne verhindert, dass du mich bis dahin begleitest. Ich wollte nicht, dass du mich sterben siehst. Nicht noch einmal, Sam. Wenn du hier bleiben willst, werde ich dich nicht hindern, aber erwarte nichts von mir.“ Der Blonde ließ sich wieder auf das Sofa fallen und rollte sich auf der Seite zusammen.

Ein leises Stöhnen entwich seiner Kehle, als sein Bein über seinen noch immer halb erigierten Penis rieb.

„Soll ich dir helfen?“, wollte der Jüngere wissen und deutete auf die Beule.

„Du willst was?“, fragte der Blonde und riss die Augen wieder auf und drehte sich noch einmal auf den Rücken.

„Ich könnte mich um dein Problem kümmern. Immerhin hab ich es ja verursacht.“

„Das Angebot klingt verlockend. Beim Sex gestorben. Zu Tode gefickt!“, der Blonde schnaubte verächtlich. „Mein Tod sieht anders aus!“ Er drehte Sam den Rücken zu, rollte sich noch weiter zusammen und schlief erschöpft ein.

Dem Jüngeren blieb nichts anderes übrig als ihn zuzudecken und diese Abfuhr zu schlucken. Er war wohl zu vorschnell gewesen. Aber immerhin wusste er jetzt wo er stand und was er von seinem Bruder zu erwarten hatte. Nichts!

Er setzte sich in den Sessel, stützte seine Ellenbogen auf die Knie, legte den Kopf in die Handflächen und richtet seinen Blick überlegend auf seinen Bruder.

Wie sollte es jetzt weiter gehen?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vanilein
2014-03-19T10:32:01+00:00 19.03.2014 11:32
Endlich hat Dean mal eine knallharte Ansage gemacht :)
Ich bin gespannt was noch für Abenteuer auf die zwei warten :D


Zurück