Rätselhafte Vergangenheit
Rätselhafte Vergangenheit
Entgegen Rufus tiefster innerer Erwartungen, klickte das Schloss leise.
„Guten ‚Morgen‘, Hüter“, las er auf dem Betrayal, ehe der Einband aufklappte und ihm das Innerste des Buches offenbarte.
Grelles weißes Licht blendete ihn so stark, das er sich den Arm vor die Augen halten musste. Ein laut des Erschreckens verließ seine Kehle.
Langsam ließ Rufus seinen Arm wieder sinken und als er sich sicher war, dass das Licht abgeklungen war, öffnete er auch seine Lider. Augenblicklich weiteten sich seine Pupellen und sein Kinn fiel ein Stück hinunter. Ungläubig starrte er die langen reihen der Regale entlang. Sie alle waren voll gestellt mit Büchern. Rufus senkte seinen Blick auf Betrayals erste Seite, doch diese war leer. Ebenso wie die Nächste und die darauf folgende. Immer mehr Seiten blätterte er vor, doch ohne erfolg. Sämtliche Seiten waren vollkommen leer. Nachdenklich legte er die Hand auf die leeren Seiten und fuhr über das Papier. Alle waren hinter einem Buch her, das vollkommen leer war. Nicht ein Wort stand in ihm. Bitter schmunzelnd schlug er Betrayal zu und holte tief Luft. Das war doch alles Irrsinn. Ein Buch, das leer ist kann doch nicht von so großem Wert sein. Oder? Noch einmal sah Rufus auf den Einband. Die Worte Betrayals hatten sich erneut geändert. „Nichts ist…“ Fragend zog er eine Augenbraue hoch und Betrayals schlug sich erneut auf. Sofort stockte Rufus. „… wie es scheint.“ Kaum das er diese Worte gelesen hatte, verschwanden sie und machten schwarzer Tinte platz, die nach und nach immer mehr Buchstaben aneinander reihte und zu Worten bildete. „Der Anfang meines Daseins beginnt hier, ebenso wie das deine.“ Die Regale verschwammen zu einem dunklen wirr war und langsam stieg ihm der Geruch von Leim und Leder in die Nase. Dort wo sich eben noch der Gang mit den Bücherregalen befand, war nun eine kleine Werkstatt. Ordentlich gestapelt lag ein Bund Papier auf dem Tisch, die mit einem Faden zusammen gebunden waren. Pfeifend trat ein alter Mann an den Tisch und legte ein Bund Leder darauf. „Dann wollen wir dich mal fertig stellen, was meinst du Betrayal?“ Bei diesen Worten sah er auf den gebunden Stapel Papier. Rufus verstand nicht was Betrayal ihm damit sagen wollte. Okay, dieser Mann war der Buchbinder Betrayals und dies war somit der Anfang ihres Daseins, aber was hatte er damit zu tun? Er war zu dieser Zeit noch lange nicht geboren. „Was willst du mir sagen?“,flüsterte er, wobei er das Buch, Betrayal, ganz eng an sich drückte. Ihm war unwohl zu mute und ihn beschlich das Gefühl, dass an diesem Tag noch etwas Schreckliches geschehen würde. Erneut verzerrten sich die Bilder und veränderten sich zu neuen. Erschrocken wich Rufus einen Schritt zurück. Der Buchbinder lag mit seinem Oberkörper auf dem Tisch, eine Hand ruhte auf dem fertig gebunden Buch. Der Mann rührte sich nicht mehr. Von seiner Schläfe lief Blut hinunter und sickerte langsam in das Holz des Tisches.
Aus dem Schatten einer Nische, trat eine vermummte Gestallt und schritt auf den leblosen Körper des alten Mannes zu. Diesem schenkte er jedoch keine Beachtung und griff nach dem Buch, das der Mann mit seinem Leben zu beschützen versucht hatte. Gerade als die Gestallt es in seine Tasche stecken wollte, hielt sie inne und blicke direkt in Rufus Richtung. Sofort zog die vermummte Gestallt sein Schwert aus der Schwertscheide und richtete es auf den Jungen. „Er kann uns sehen.“,wisperte Rufus, in der Hoffnung sich zu irren, doch das tat er nicht. Ängstlich wich er Schritt für Schritt zurück und starrte die vermummte Gestallt weiter hin an. Auf einmal legte sich eine Hand auf seine Schulter. Sofort versteifte sich Rufus. Seine Augen hatten sich geweitet. Er wusste weder wo er hier war, noch wie er wieder zurück kommen konnte und dass konnte er jetzt nicht mehr heraus finden. Wer auch immer hinter ihm stand, gehörte sicher zu dieser Gestallt und sehr wohl zu den Männern, die ins Haus eingebrochen waren. Und das geschah alles wegen Betrayal. Einem Buch, das unglaubliche Macht beherbergen soll und dessen unfreiwilliger Hüter er nun war. Er sah auf das Buch hinab. Die Schrift Betrayals veränderte sich. Noch konnte er die Worte nicht lesen, die sich langsam Buchstabe für Buchstabe herauskristallisierten. Tief Atmete Rufus ein und rief sich immer wieder ins Gedächtnis, das Betrayal ihn auserwählt hat. Ihn zum Hüter erkoren hat. Jetzt waren die Worte gut Lesbar und Rufus gefiel was er las, auch wenn er es nicht ganz verstand. ´Nichts ist so wie es scheint…´