Zum Inhalt der Seite

Bis dass der Tod uns scheidet...

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Böses Erwachen

Schwerfällig nur ließen sich seine Lider heben, doch nach einer Weile schaffte er es. Er sah sich um, auch wenn alles noch ein wenig verschwommen wirkte. Aber wieso konnte er sich nicht bewegen? Wieso konnte er sich nicht erinnern ins Auto gestiegen zu sein?
 

Nur langsam klärte sich sein Blick, nur langsam realisierte er wo er war und vor allem in welchem Zustand er war! Angst erfüllte ihn plötzlich. Er konnte sich nicht bewegen, da seine Hände und seine Füße mit Fesseln fixiert waren! Sprechen war ihm auch unmöglich, da auch ein Knebel seine Freiheit einzuschränken wusste!
 

Ruckartig sah er auf, auch wenn er dies, dank eines heftigen Kopfschmerzes, sogleich wieder bereute. Panisch weiteten sich seine Augen, als er den Fahrer des Wagens sah...
 

Rote, durchdringende Augen funkelten ihn vergnügt aus den Augenwinkeln an. Der Rest des Kopfes wurde von einer Kapuze bedeckt, nur das hämische Grinsen war, trotz der Dunkelheit durch die sie fuhren, deutlich zu erkennen. Panisch versuchte Deidara sich aus den Fesseln zu lösen, jedoch ohne jeglichen Erfolg. Er saß in der Falle...
 

Die kindlich-wahnsinnige Stimme fuhr ihm durch Mark und Bein, als diese so nahe und so bedrohlich neben ihm ertönte: „Gut geschlafen, Prinzessin?“ XX lachte auf: „HA! Aber du bist noch rechtzeitig wach geworden, um das Beste nicht zu verpassen! Pass mal auf!“ Der Wahnsinnige drückte auf einen Knopf und ein Bildschirm klappte über Deidara Kopf so um, dass er diesen gut im Blick hatte. Während dieser Prozedur sprach sein Entführer belustigt weiter, als sei das hier alles irgendwie ein großer Spaß: „Eure kleine Pause war SO gar nicht eingeplant, aber sei es drum! Ich bin dir nicht böse, das könnte ich NIE! Ich habe es sogar noch geschafft eine kleine Kamera aufzubauen, als ich dich gerettet habe. Aber jetzt wird alles gut, du bist ja bei mir...“
 

Mit einem Mal verdunkelte sich der Blick des Irren und Deidara gefror das Blut regelrecht in den Adern, als die kindliche Stimme urplötzlich einen diabolischen Unterton bekam: „Ich verzeihe dir sogar, dass du diesen Mistkerl gevögelt hast... Immerhin...“ Ein infernalisches Kichern trieb Deidara eine Gänsehaut über den gesamten Körper. „...immerhin musste es sein. ICH wollte es so! Auch wenn mir Madara, diese kleine Schlampe, beinahe alles ruiniert hätte! Aber alles läuft nach Plan! Du wirst sehen! Ich WOLLTE es, damit ich DIESEN Anblick mit dir genießen kann!“
 

Am ganzen Leib zitternd beobachtete Deidara, wie das Bild des Motelzimmers auf dem Bildschirm erschien. Panisch riss er die Augen auf, wand sich in seinen Fesseln und schrie erfolglos gegen den Knebel, doch er konnte nichts anderes tun, als zuzuschauen. Er versuchte den Blick abzuwenden, doch immer wieder packte XX ihn grob am Kinn und dirigierte ihn wieder in die Richtung des Bildschirms. Tränen sammelten sich in seinen Augen und doch konnte er alles erkennen...
 

Er sah, wie die Lampe zu Boden fiel. Er sah, wie Sasori völlig fertig nach ihm gerufen hatte. Er sah, wie dieser gebrochen zusammensank. Er sah, wie dieser sich in den Schlaf verletzte... Und er musste sich ansehen, wie Sasori sich, wirres Zeug dabei redend, in seinem eigenen Blut hin und her wand.
 

Während er all seine Verzweiflung einfach nur heraus weinen konnte, lächelte XX neben ihm fröhlich und kicherte: „Schöööön. Ach, ist das herrlich! Nicht wahr? Sieh doch nur, wie weh es ihm tut... Aber noch ist es nicht so schlimm, wie damals...“ Wieder ertönte ein diabolisches Kichern. Mit Tränen in den Augen sah Deidara zu dem Wahnsinnigen herüber, brüllte verzweifelt und immer erschöpfter in seinen Knebel hinein, ohne dabei jedoch irgendein verständliches Wort erzeugen zu können. Verschwendete all seine Energie damit, sich aus den Fesseln befreien zu versuchen, um Sasori zu helfen. Er musste zu Sasori! Sofort!!! Doch er konnte nicht... Er war gefangen...
 

Sein Entführer sah ihn beinahe mitleidig an: „Mach dir keine Sorgen, mein Liebling. Es wird wieder so wie früher... Nur, dass es dieses Mal funktionieren wird! Dieses Mal wird er es richtig machen, weil ICH dafür sorgen werde! Stümper!“ XX lachte wie besessen auf. „Glaubst du das? Der Idiot war damals selbst dafür zu dämlich sich umzubringen! Köstliche Geschichte, das musst du gesehen haben!“ Wieder begehrte Deidara in Panik auf, versuchte sich ergebnislos zu befreien, konnte sich diesem wirren und angsteinflößenden Gerede dennoch nicht entziehen. Amüsiert, und als sei es das Normalste der Welt, sprach XX einfach weiter: „ICH habe es gesehen! Ich MUSSTE einfach live dabei sein, weißt du?! Und ich habe es sogar für dich festgehalten, du wirst sehen! Ein Augenschmaus!“
 

Die roten Augen pressten sich zu Schlitzen zusammen, während XX eine Hand grob über Deidaras Oberschenkel wandern ließ: „Und dann sind wir endlich frei! Du bist dann endlich frei! Wir beide werden zu Ende bringen, was dieser Mistkäfer damals nicht auf die Reihe bekommen hat!!! Und diese Schlampe von Madara wird mir die Tour auch nicht vermasseln!!! Wir werden die kleine Wichsvorlage ausschalten, da kann die Schlampe machen, was sie will!!!“ Wie von Sinnen brüllte sein Entführer in die Stille der Nacht.
 

Deidara senkte seinen Blick und ließ der Verzweiflung in Tränen einfach freien Lauf. Wovon dieser Irre auch immer sprach... es war ernst! Es war toternst! Und er musste irgendeinen Weg finden, um Sasori zu retten! Das, und nichts anderes, war im Moment wichtig! Die Erschöpfung jedoch übermannte ihn zunächst, und er schlief widerwillig ein...
 


 

Es war noch immer dunkel, als er abermals aufwachte. Der Wagen stand vor einer großen Lagerhalle, doch mehr konnte Deidara nicht erkennen. Die Beifahrertür wurde aufgerissen und er grob aus dem Wagen gezerrt. XX zog ihn unsanft auf eine Tür zu, durch diese hindurch in die Halle hinein und direkt durch eine weitere, bis er sich in einem kleinen separaten Raum wiederfand.
 

Es roch nach Nässe und altem Öl. Auf dem Boden lag eine vergilbte Matratze und auf einem kleinen Schrank stand ein unpassend moderner Fernseher. Endlich befreite ihn der Irre von seinen Fesseln, hielt ihn aber dennoch in einem schmerzhaften Griff fest, sah ihm in die Augen und ließ keinen Zweifel daran, dass die Worte so gemeint waren, wie sie ausgesprochen wurden: „Es tut mir sehr Leid, dass ich dich zunächst in diesem Drecksloch unterbringen muss. Bald schon wirst du all das von MIR bekommen, was dir zusteht... was du verdienst... Doch erst kriegt dieser kleine, labile Penner, was ER verdient!“ XX kicherte finster. „Und solltest DU auch nur einen falschen Schritt machen, dann werde ich ihm keinen schnellen und angenehmen Tod bereiten, haben wir uns verstanden?“
 

Wieder füllten sich Deidaras Augen mit Tränen, doch er nickte. Fast sanft strichen die grässlichen Finger des Namenlosen über seine Wange und entfernten schließlich den Knebel: „Fein. Du bist brav. Und nun warte einen Augenblick, ich bin sofort wieder bei dir...“ Der schmerzhafte Griff löste sich und XX verschwand durch die Tür, durch die sie hereingekommen waren. Natürlich nicht, ohne diese von außen abzusperren.
 

Weinend sackte Deidara auf die Knie. Wie sollte er Sasori helfen, wenn er nicht einmal wusste, wo er selbst war? Geschweige denn eine Ahnung hatte, wie er sich aus dieser Lage befreien sollte?
 

Plötzlich wurde ihm klar, dass er absolut hilflos und verloren war. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte und auch seine sonst so optimistische Ader war völlig versiegt. Er hatte Angst, fühlte sich verloren und vor Allem alleine... Ohne Sasori... da war er nicht halb so stark, wie das oft den Anschein hatte. Ohne Sasori fühlte er sich klein und schwach. Ohne Sasori WAR er klein und schwach... und ängstlich und einsam und verloren...
 

Schniefend blickte er auf. Sasori war nicht hier, doch er musste stark sein. Immerhin ging es hier scheinbar wirklich um Leben und Tod... Und etwas von Sasori war noch immer bei ihm... Etwas, das ihm sicherlich wenigstens ein bisschen Kraft geben könnte...
 

Nervös, aber entschlossen griff er in seine Hosentasche und holte sein Portemonnaie hervor, öffnete das Fach für das Münzgeld und lächelte leicht, mit Tränen in den Augen. Ja. Er hatte es vor ihrer Reise noch schnell hineingepackt... Eigentlich hatte er nicht genau gewusst wieso, aber er hatte es einfach bei sich haben wollen, so wie es all die Jahre immer bei ihm gewesen war.
 

Rasch steckte er das Portemonnaie zurück und band sich das Freundschaftsarmband um sein Handgelenk, während er liebevoll den Namen „Sasori“ immer wieder betrachtete. Es würde ihm Kraft geben und, falls dieser Wahnsinnige auch ihn wieder mit Kameras filmte, vielleicht auch ein Zeichen sein. Ein Zeichen, dass er in Gedanken bei Sasori war. Ein Zeichen, dass er für Sasori da sein würde und auf ihn wartete...
 

Augenblicklich ließ er von dem Band ab und schob es ein Stück unter den Saum seines Hemdes, als er XX an der Tür hörte. Nervös blickte er auf, als dieser mit einem Stativ und einem Fotoapparat in sein Gefängnis trat, die Tür wieder schloss und Kamera und Stativ in aller Seelenruhe aufbaute. Belustigt sahen die roten Augen ihn aus dem Augenwinkel an: „Schau nicht so skeptisch, mein Schatz. Es wird dir gefallen...“
 

Als alles zu dessen Zufriedenheit stand, kam XX schließlich zu ihm, holte ein kleines Fläschchen aus der Hosentasche hervor und flößte ihm die darin enthaltene Flüssigkeit ein. Rasch fühlte Deidara sich leicht benommen, schwindelig, und doch irgendwie... leicht. Der Entführer grinste: „Fühlt sich toll an, oder? Wie damals, als du immer den Tee getrunken hast, nicht wahr? Oh ja! Du hast diesen Tee so geliebt!“
 

Deidara sah auf, als er in die Arme des Größeren gezogen wurde. Irgendwie war ihm so gar nicht danach, doch wehren war auch irgendwie nicht so wirklich möglich. Er war absolut entspannt und hätte sich wohl nicht einmal mehr selber auf den Beinen halten können. Nur surreal nahm er noch wahr, wie XX sich an ihn drückte, ihn mit den Händen überall berührte und ihm immer wärmer wurde. Benommen nahm er die Lippen wahr, die seinen Hals und sein Gesicht berührten. Wie ein weit entfernter Albtraum erschien ihm die Zunge, die sich grob in seinen Mund schob.
 

Um den Halt nicht zu verlieren hielt er sich an den Schultern des Älteren fest, der mehr damit beschäftigt war ihn unter seinem Hemd zu berühren. Tanzten sie? Schlief er schon? Welch wirre Gedanken... Wo war er? Was war passiert? Was wollte er nochmal eigentlich tun? Sasori... unter der Dusche? Ach ja... Es war so schön warm... Oder? Wo war Sasori?
 

Langsam glitt er in einen tiefen Schlaf. XX legte den trägen Körper behutsam auf der Matratze ab, deckte die blonde Schönheit mit einer Decke zu. Lächelnd spielte er noch einen Augenblick mit dem goldenen Haar, ehe er sich widerwillig erhob und zum Fotoapparat blickte. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Es würden schon genug gute Schnappschüsse dabei sein. Und wenn er Sasori erst einmal los war, dann stand ihm mit Deidara rein gar nichts mehr im Wege! Ging Sasori unter, so würde sicherlich auch Madara eingehen!
 

Guter Dinge nahm er die Kamera an sich und verließ den kleinen Raum, sperrte ab und schritt gemächlich in ein kleines Büro, das direkt daneben lag. Er hatte nicht mehr allzu viel Zeit, immerhin musste er noch vor Sonnenaufgang zurück am Motel sein. Während die Fotos, die er auf den Computer übertragen hatte, schließlich von dem Drucker zu Papier gebracht wurden, lehnte XX sich in dem kleinen Bürostuhl zurück und ließ seinen Blick über die unzähligen Monitore gleiten. Auf einem war das Motelzimmer zu sehen, in dem Sasori noch immer auf dem Boden lag. Ein diabolisches Kichern entwich dem Wahnsinnigen.
 

Ja, die wichtigste Beute hatte er bereits. Doch was war eine Beute, ohne eine vernünftige Jagd?! Im Grunde war die Jagd viel besser, als die Beute an sich. Sasori mochte am Boden liegen, doch bald schon würde der Rothaarige wissen, dass es noch viel, viel tiefer gehen konnte. Dafür würde er persönlich sorgen! Und es würde ihm Freude bereiten... unendlich viel Freude. Denn er würde den Schnüffler loswerden, Madara in den Wahnsinn treiben und Deidaras Willen brechen. Viel besser konnte eine Jagd nun wahrlich nicht sein...
 

Lachend nahm er die ausgedruckten Seiten an sich, startete eine Endlosschleife, übertrug diese auf den kleinen Fernseher in Deidaras Gefängnis und verließ den winzigen Überwachungsraum, der ihm schon so viele wundervolle Stunden bereitet hatte...
 


 

Schmerz... Alles schmerzte. Sein Kopf, sein Arm... sein Magen... seine Seele...
 

Langsam hoben sich seine Lider, gaben den Blick auf das frei, was er angerichtet hatte. Stöhnend drehte Sasori sich auf den Rücken und blickte an die Decke, während er sich mit der Hand über das Gesicht wischte. Er fühlte sich, als habe er sich am Vorabend volllaufen lassen, nur um nun mit einem gehörigen Kater zu erwachen, der von Erinnerungslücken begleitet wurde. Aber er erinnerte sich zu seinem Leidwesen noch sehr gut an das, was passiert war.
 

Erschöpft blickte er an sich herab und stutzte. Vorsichtig hob er seinen verletzten Arm. Sein Atem stockte, seine Gedanken überschlugen sich. Wieso war sein Arm verbunden?!
 

Unter Schmerzen drehte Sasori sich weiter, bis er auf dem Bauch lag und sich mit allen Vieren qualvoll aus der Blutlache stemmte. So schlimm war es noch nie gewesen... Er hatte sich oft etwas angetan, aber so heftig war das Aufwachen wirklich noch nie gewesen! Meist war er mehr oder weniger erholt wieder zu sich gekommen, aber dieses Mal... seine ganzer Körper rebellierte alleine schon gegen das Aufstehen. Keuchend verharrte er noch immer auf Händen und Knie abgestützt, versuchte den Schwindel irgendwie zu bändigen und die Übelkeit zu ignorieren. Doch der markante Geruch von Blut erleichterte ihm dieses Vorhaben in keiner Weise.
 

Scherben knirschten unter seinen Knien. Das getrocknete Blut klebte seine Kleidung an seinem Körper fest. Alles drehte sich. Und nur langsam wurde ihm klar, dass er der Grenze zwischen Leben und Tod wohl nur einmal bisher SO nahe gekommen war... Doch er lebte noch. Daran ließ der pochende und höllisch schmerzende Arm unter dem Verband keinen Zweifel. Schmerzen bedeuteten, dass er noch lebte... irgendwie.
 

Stöhnend stemmte er sich am Bett weiter nach oben, bis er sich auf die unberührte Matratze setzen konnte. Und bis er seinen Laptop erkannte, der völlig demoliert war... Irgendetwas war in der Nacht passiert, als er weggetreten war... Und eine leise Ahnung setzte sich in seinem Kopf fest, die ihm den Magen nur noch mehr herumdrehte... Gewaltig stieg die Übelkeit in ihm auf, riss ihn regelrecht auf die Füße und ließ ihn ins Bad torkeln. Gerade eben erreichte er noch rechtzeitig die Toilette...
 

Krampfhaft hielt er sich an der Toilettenschüssel fest, sackte nach dem Erbrechen kraftlos wieder zu Boden. Wenn er mit seiner Ahnung Recht hatte, dann hatte er gestern Abend den wohl größten Fehler seines Lebens gemacht! Es KONNTE nur einen Menschen geben, der ihn zwar versorgte, aber der gleichzeitig den PC zerstörte und Deidara verschwinden ließ... XX! Eine weitere Welle der Übelkeit überrollte ihn. Tränen pressten sich aus seinen Augenwinkeln. Wieso hatte seine Angst ihn nur noch immer so unter Kontrolle?! Wieso hatte er vor Angst nicht an das Offensichtliche gedacht?! Die Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen. Er war so in seiner Selbstkasteiung versunken gewesen, dass er nicht daran gedacht hatten, dass der schlimmste aller Fälle für Deidaras Verschwinden verantwortlich sein könnte... Er war nicht einmal auf die Idee gekommen, dass XX diese beschissenen 5 Minuten einfach so ausgenutzt haben könnte!
 

Schwerfällig zog er sich an der Toilettenschüssel und dem Badewannenrand wieder auf die Beine, spülte ab und trat an das Waschbecken heran und erschrak vor seinem eigenen Spiegelbild. Er war nicht nur bleich, hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah beschissen aus, nein, überall war Blut... Rasch machte er das Wasser an, wusch sich die Spuren seiner Verletzungen aus dem Gesicht und spülte sich den Mund aus, der wohl so riechen musste, wie er aussah...
 

Das kalte Wasser holte ihn schließlich auch weiter in die Realität zurück. Er stellte er wieder ab und torkelte zurück ins Zimmer. Wo auch immer Deidara nun war... er musste sofort los, um diesen zu finden! Bezahlt hatten sie das Zimmer bereits am Tag zuvor, um diese Sauerei konnte und wollte er sich jetzt nicht kümmern! Wütend über sich selbst griff er seinen lädierten Laptop und schwankte aus dem Zimmer. Er konnte nur hoffen, dass ihm niemand über den Weg laufen würde. Auf unangenehme Fragen hatte er keine Lust, und Zeit hatte er dafür schon gar nicht!
 

Zu seiner Erleichterung schien niemand auf dem Flur zu sein. Auf dem Weg nach draußen schaute er auf seine Uhr. 9:21 Uhr. Angespannt knirschte er mit den Zähnen. Deidara konnte überall sein! Und das mit XX!!! Und das nur, weil er eine solche Paranoia geschoben hatte! Weil er wieder schneller in Selbstzweifel und Schuldgefühlen untergegangen war, als klar und logisch nachzudenken! Wie er sich für diese Dummheit hasste!
 

Rasch schüttelte er den Kopf, während wieder Tränen in ihm aufkamen. Er war emotional völlig durch. Seine Verfassung fuhr schier Achterbahn und warf ihn in einem Augenblick dem Selbsthass vor, um in der nächsten Kurve in die Verzweiflung einzutauchen. Alles in seinem Kopf schien verrückt zu spielen... vor Sorge, vor Wut, vor Angst, vor Verzweiflung...
 

Er musste einen klaren Kopf kriegen und das schnell!
 

Mit leisen, aber schnellen Schritten verließ er das Motel und torkelte mehr auf seinen Wagen zu, als dass er ging. Sein Körper rebellierte immer noch, aber dieses eine Mal musste dieser es noch aushalten! Ausnahmsweise mal nicht, weil er sich nicht die Blöße von Schwäche geben wollte, sondern primär, weil er Deidara diesem Irren in die Hände gespielt zu haben schien und den Blonden retten musste! Koste es, was es wolle!
 

Sein Teint wurde noch bleicher, als er seinen Impala erreichte. Unter dem Scheibenwischer hing ein nicht adressierter Brief...
 

Eilig schloss er das Auto auf und warf den ohnehin demolierten Computer achtlos auf die Rückbank, ehe er mit zitternden Händen den Brief an sich nahm und sich auf den Fahrersitz fallen ließ. Durch das Zittern wesentlich langsamer, als er das wollte, öffnete er den Umschlag und holte einen Brief und ein Foto daraus hervor. Mit einem Mal waren Übelkeit und Tränen wieder da, als er das Foto betrachtete.
 

Sasori schloss die Augen, hielt sich die Hand vor den Mund und atmete ein paar Mal tief durch. Das konnte kein Zufall oder von Deidara gewollt sein. Zumindest sagte er sich das in Gedanken immer wieder, doch wirklich glauben konnte er es doch nicht. Wieder kroch diese Panik in ihm hoch, doch er kämpfte dagegen an, so gut er konnte. Deidara war WIRKLICH bei XX, und das konnte nur bedeuten, dass dieser den Blonden entführt haben musste! Deidara war NICHT freiwillig gegangen!
 

Vorsichtig öffnete er seine Augen wieder und betrachtete zitternd das Foto genauer. Deidaras Blick war irgendwie... abwesend. Wie damals, als sie in dem Wellness-Urlaub gewesen waren... XX versuchte es wohl wieder ihn in den Wahnsinn zu treiben, und beinahe wäre er wieder mit wehenden Fahnen in diese Falle getappt. Aber er zwang sich weiter zur Ruhe und versuchte, jedes noch so kleine Detail zu erspähen.
 

Der Raum wirkte, als sei dieser in einer Art Garage oder Halle. Die metallischen und geformten Wände ließen dies vermuten. Der übermäßige Rost an diesen konnte auch nur zwei Schlüsse zulassen: entweder, diese Halle war verdammt alt, oder aber sie musste in der Nähe von Wasser stehen. Zufrieden nickte er. Das war zwar nicht viel, doch sein Gehirn konnte offensichtlich noch arbeiten, wenn ER es wollte.
 

Und plötzlich stockte ihm der Atem, starrte er gebannt auf die Aufnahme. Noch nie hatte er an Zufälle geglaubt, doch spätestens nun wäre ihm auch der letzte Glaube daran abhanden gekommen... Er kniff die Augen zusammen und hielt sich das Foto direkt vor die Nase. Ja! JA!
 

Unter hunderten Dingen hätte er es erkannt! Deidara trug das Freundschaftsarmband! Das... konnte kein Zufall sein! Das musste ein Zeichen sein!
 

Verwirrt blickte er auf, als sich wieder Tränen in seinen Augen zu sammeln begannen. Nicht nur, dass er sich seit dem Erwachen wie eine Heulsuse vorkam... nein, jetzt fing er auch noch an zu heulen, obwohl er alles andere als traurig war! Irritiert schüttelte er den Kopf und verstand sein Verhalten überhaupt nicht. Das war doch etwas Gutes, wieso flennte er denn trotzdem plötzlich?! Er hatte in den letzten 10 Jahren nicht so viel geheult, wie in den letzten knapp 20 Minuten! Er kam sich ziemlich dämlich vor, doch eines war deutlich wichtiger nun...
 

Den Kopf schüttelnd warf er das Foto auf den Beifahrersitz und griff in seine Hosentasche, aus der er sein Portemonnaie hervorholte. Mit einem geübten Griff öffnete er das Münzfach und holte sein Armband daraus hervor, schloss die Geldbörse wieder, legte sie zum Foto auf den Sitz neben sich und band sich das Geschenk aus Jugendtagen um sein Handgelenk.
 

Während er sich die Tränen endgültig aus den Augen wischte, stahl sich ein flüchtiges und kaum sichtbares Lächeln auf seine Lippen. Sie hatten nie viele Worte gebraucht, um miteinander kommunizieren zu können. Vielleicht mochten sie dies in einem Abschnitt ihres Lebens vergessen haben, doch seit ein paar Tagen wussten sie es, als ob es nie anders gewesen wäre. Und dieses Band war eine Nachricht! Davon war Sasori absolut überzeugt. Eine geheime Botschaft, die außer ihm niemand jemals erkennen würde, und die nur deshalb zustande kommen konnte. Eine winzige Geste, die alles sagte, ohne auch nur ein Wort ausgesprochen zu haben. Deidara war nicht wütend auf ihn! Deidara rief nach ihm!
 

Entschlossen schnallte er sich an und startete den Wagen. Was auch immer XX vor hatte, er würde Deidara finden! Und bis dahin... würde er wohl oder übel noch ein wenig mitspielen müssen. XX musste sich in Sicherheit wiegen. Er musste das tun, was XX von ihm erwartete. Und darin, das konnte keiner abstreiten, war er mit Abstand der Beste! Rasch lenkte er den Wagen vom Parkplatz und fuhr in Richtung Miami weiter. Er würde vermeintlich kopflos nach dem Blonden suchen. XX würde sich schon noch etwas einfallen lassen, er musste nur warten. Bald schon, dessen war er sich sicher, würde das Spiel von XX weitergehen. Diese Spielsucht des Wahnsinnigen war so sicher, wie das Amen in der Kirche.
 


 

Eine Stunde später meldete seine Tankanzeige, dass eine Pause notwendig wurde. Verstimmt steuerte Sasori die Tankstelle an, die „rein zufällig“ in diesem Augenblick an der Landstraße auftauchte. Er wischte sich über das Gesicht. Er hätte es eher sehen können, dass immer wieder merkwürdige Zufälle passiert waren, die von XX wahrhaft meisterlich inszeniert worden waren. Er hatte gestern noch genug Sprit im Tank gehabt, um nach Miami ohne Tankstopp zu kommen. Das war kein Zufall. XX wollte etwas von ihm. So ähnlich wie Deidara gestern Abend unter der Dusche... oder damals an seinem Geburtstag.
 

Das Wichtigste jedoch war, dass er sich nichts anmerken lassen durfte. XX musste unter allen Umständen das Gefühl behalten, die absolute Kontrolle über die Situation zu haben! Er hielt neben der Zapfsäule an, stieg aus und öffnete den Tankdeckel, ehe er den Tank mit frischem Benzin befüllte. Unruhig sah er sich um, konnte jedoch nichts verdächtiges erkennen. Er war mitten in der Pampa, doch über kurz oder lang würde XX sich schon melden, und sei es ein erneuter Brief an seiner Scheibe.
 

Seufzend blickte er zu Boden und hielt stutzend inne. Vor ihm lag ein Stück Papier, zusammengeknüllt. Doch etwas stimmte an dem Anblick nicht... Es war irgendwie zu neu und schien zu ungebraucht, als dass es hier schon eine Weile liegen würde. Rasch nahm er es an sich und faltete es auseinander, ehe er mit immer größer werdenden Augen las, was dort geschrieben stand:
 

„Hey, Grünschnabel!
 

Ich habe gesagt, dass ich dir helfen werde, und das tue ich auch. Ich habe deinen Arm versorgt. Das mit deinem Computer jedoch war ich nicht. Aber ich habe noch eine wichtige Information für dich: Du wirst Deidara im Hafen von Miami finden.
 

Ich muss aufhören.
 

Wir sehen uns,

Madara“
 

Das Klacken des Zapfhahns riss ihn aus seiner Verwirrung heraus. Schnell stopfte er den Zettel in seine Manteltasche und hakte den Hahn wieder ein, verschloss seinen Tankdeckel, nahm sein Portemonnaie vom Sitz, steckte es in die Tasche und ging grübelnd in das kleine Häuschen hinein, in dem verschiedene Waren zum Kauf angeboten wurden und der Tankwart gelangweilt hinter der Theke saß. Während Sasori sein Portemonnaie über seine eigene Dusseligkeit grummelnd wieder aus der Tasche kramte, überlegte er krampfhaft, wieso Madara ihn versorgt hatte, aber nicht verhindern konnte, dass XX Deidara entführte. Das machte alles noch keinen Sinn!
 

Nach einer Weile blickte er auf, da der Kassierer keinerlei Anstalten machte, ihm den Preis zu nennen, als er urplötzlich in jeder Bewegung erstarrte. Er sah direkt in den Lauf einer Pistole!
 

Der vermeintliche Tankwart grinste ihn diabolisch an und schnarrte mit kindlich,wahnsinniger Stimme: „Hallo, Sasori! Gib mir den Zettel!“ Er schluckte schwer und bemühte sich angestrengt, seine Angst nicht zu zeigen: „Was... was für einen Zettel?“ XX entsicherte die Waffe und schnauzte ungehalten: „Du bist nicht in der Position mich zu verarschen!! Her mit dem Zettel!!! Und keine Mätzchen!“
 

Langsam griff er in die Tasche seines Mantels und holte den verlangten Gegenstand hervor, der ihm sofort von dem Verkleideten abgenommen wurde. Eilig überflog XX die geschriebenen Worte und brüllte plötzlich wütend: „Diese verfickte Schlampe!!!“ Er warf die Notiz zu Boden und sah nun Sasori wieder an. „Aber weißt du was?! Es ist nicht mein Pech, sondern deines! Du weißt also, wo du nach der Muse suchen musst. Macht nichts. Denn dort musst du erst einmal hinkommen!!!“ Ein höllisches Lachen ertönte, ehe XX zischte: „Ich KÖNNTE dich umbringen, aber ich habe noch keine Lust dazu! Du hast mir so viel Ärger bereitet, dass ich mich jetzt erst einmal noch ein wenig vergnügen möchte! Wir werden spielen!!! Wie wäre es für den Anfang mit...“ XX überlegte demonstrativ und irgendwie übertrieben gekünstelt. „Ah ja! Für den Anfang spielen wir: bewege dich keinen Millimeter, sonst wird das hier tödlich!“
 

Sasoris Augen weiteten sich panisch, als sein Gegenspieler die Waffe noch ein Stück anhob, und diese genau auf seiner Kopfhöhe hielt. Er schluckte schwer und unterdrückte selbst das ängstliche Zittern, das ihm in die Glieder zu kriechen drohte. Keinen Millimeter bewegen...!!! Er hielt den Atem an, schloss seine Augen und klammerte sich am Tresen fest, um auch wirklich völlig regungslos zu verharren. Schweiß trat auf seine Stirn. Selbst seine Gedanken schwiegen eisern. Sekunden verstrichen wie Minuten. Es war absolut still...
 

Und dann... Dann schoss der Wahnsinnige auf ihn...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück