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Hinter den Masken

von

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Aufbruch


 

Was ist denn das menschliche Leben schon anderes als ein Schauspiel, in dem die einen vor den anderen in Masken auftreten und ihre Rolle spielen, bis der Regisseur sie von den Brettern abruft?

Erasmus von Rotterdam
 

Ein jeder Mensch trägt eine Maske.

Man gibt vor, etwas zu sein, was man nicht ist, selbst wenn das bedeutet, dass man sein wahres Ich so lange verbergen muss, bis man dieses selbst vergessen hat.

Egal wie sehr wir wünschen, dass man uns um unser Selbst willen liebt, wir verhindern, dass andere dieses sehen oder gar begreifen können, aus Furcht, zurückgewiesen oder abgestoßen zu werden.

Nur selten ist der Mut eines Menschen groß genug, seine Maske abzunehmen und sich damit jemandem schutzlos preiszugeben.

Doch manchmal wünscht man sich auch, dass eine geliebte Person einem gewaltsam die Maske herabreißt, weil man es selbst nicht zustande bringt.

Wenn man in einer Welt voller Magie lebt und der Wunsch, sich der Maske zu entledigen, nur stark genug ist, können unvorhergesehene Dinge geschehen.

Diese Geschichte handelt von zwei Menschen, die es Leid waren, Masken zu tragen und sich dennoch nicht getrauten, sie abzunehmen.

Und sie beginnt mit einem Ende.
 

~*~
 

Der Krieg war vorbei. Damit endete ein Kapitel, das viele Menschen miteinander verbunden hatte und öffnete viele einzelne neue, als sich ihre Wege trennten.

In der Burg, die einst North Window gewesen war, herrschte auch an diesem Tag Leben, so wie oft in den letzten Monaten, die sie dort verbracht hatten. Aber die emsige Geschäftigkeit an diesem Tag war eine andere als sonst, sie verhieß einen Aufbruch in ein neues Leben – oder eine Rückkehr in das alte, das für den Zeitraum des Krieges zurückgelassen worden war.

Die Personen, die nicht an dem Treiben teilnahmen, sondern beschlossen hatten, in dieser Burg zu bleiben, wofür es vielfältige Gründe gab, beobachteten diejenigen, die gehen wollten und sich dafür verabschiedeten, mit Vorräten eindeckten oder sich mit ihren künftigen Weggefährten trafen, um gemeinsam mit ihnen aufzubrechen.

So gern Tengaar ein Teil von jenen gewesen wäre, die innehielten und alles beobachteten, so gehörte sie doch zu denen, die Vorräte für ihre kommende Reise einpackten. Hix hatte zwar, zu ihrer großen Freude, beschlossen, wieder nach Hause zurückzukehren, da er sicher war, dass seine Reise beendet war, aber sie war mal wieder dafür verantwortlich, dafür zu sorgen, dass sie alles Nötige mit sich führten.

Während sie alles in ihrer Tasche verstaute, lauschte sie den Gesprächen der Umstehenden. Einige von ihnen schien wahrlich zu bedauern, sich von neugewonnen Freunden trennen zu müssen, während andere sich bereits auf die vor ihnen liegende Reise freute.

Tengaar war sich nicht sicher, ob sie sich auf die Rückkehr nach Hause freuen sollte. Einerseits war sie erleichtert, dass die Strapazen ein Ende finden würden und sie ihren Vater wiedersehen könnte, aber andererseits hatte sie nicht den Eindruck, dass Hix bereits soweit war. Immerhin bedeutete ihre Rückkehr auch, dass er seine Männlichkeit erreicht hatte und endlich die Erlaubnis bekommen würde, sie zu heiraten. Dann müsste er sie nur noch fragen – und sie glaubte nicht, dass er dazu bereit war, noch nicht. Aber vielleicht würde er niemals soweit sein, möglicherweise würde sie ewig darauf warten.

„Danke für den Einkauf, Tengaar.“

Alex' Stimme riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie den Blick von ihrer Tasche heben.

„Alles, was ihr mir hier noch wegkauft, muss ich nicht mit nach Hause schleppen.“

„Bleiben du und deine Familie denn nicht hier?“

Als Tengaar in die Armee gekommen war, waren Alex, Hilda und ihr Sohn Pete bereits ein Teil davon gewesen, so dass sie wie selbstverständlich davon ausgegangen war, dass sie auch ein fester Bestandteil der Burg wären und bleiben würden.

Er deutete ein Kopfschütteln an. „Uns gehört der Gasthof Weißer Hirsch in der Nähe von Muse. Riou hat dort einmal Halt gemacht und jetzt, da sein Name in aller Munde ist, wird der Hof dadurch die reinste Goldgrube sein.“

Tengaar lächelte schwach, um zu zeigen, dass sie sich für ihn freute, dann verabschiedete sie sich von ihm und den anderen gerade Anwesenden und verließ das Gasthaus.

Den Weg durch den Burggang, am Lager vorbei und dann die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf, kannte sie bereits im Schlaf, genau wie jeden anderen Weg. Egal, wo sie hinwollte, sie wusste, wie sie am besten hinkam, für so lange Zeit war diese Burg ihr Zuhause gewesen.

Ein wenig würde sie diesen Ort mit Sicherheit vermissen, aber nicht so sehr wie ihr Heimatdorf.

Hix schien es offenbar ähnlich zu gehen, denn als sie die Tür zu ihrem gemeinsamen Zimmer öffnete, fand sie den Kriegerlehrling bereits voll angezogen und mit umgeschnallten Schwertgürtel vor. Er lächelte ein wenig schüchtern, als ob sie ihn gerade bei etwas Verbotenem erwischt hätte.

Um ihn zu beruhigen, erwiderte sie sein Lächeln. „Es sieht so aus als wärst du fertig.“

„D-das bin ich.“

Noch immer schien es als wäre er in ihrer Gegenwart ein wenig nervös, als ob er ständig befürchten würde, ihren imaginären Erwartungen nicht gerecht zu werden. Oder waren sie vielleicht gar nicht imaginär? Für einen flüchtigen Moment glaubte sie, dass sie wirklich existierten und sie sich diesen nur nicht gewahr wurde. Dann aber dachte sie sich, dass sie nur von ihm erwartete, ein guter Mann zu sein und das konnte unmöglich zuviel sein, selbst für ihn.

„Dann gehen wir, es ist ein weiter Weg nach Hause.“

Die Aussicht, nach Hause zu kommen, schien ihn durchaus zu freuen, sein Gesicht strahlte regelrecht vor Aufregung. Nach einem knappen Nicken, nahm er ihr eine der gepackten Taschen ab und ging dann an ihr vorbei, um vorauszulaufen, so als könnte er es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen. Verwundert blickte sie ihm hinterher, entschied dann aber, dass das doch eine gute Sache sei und folgte ihm.

Damit endete für die beiden Einwohner des Dorf der Krieger das Kapitel Dunan und das Kapitel Der lange Weg nach Hause begann.



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