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Splitter einer Geschichte

Gemeinsame Geschichte von LadyReyna
von

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Der Verbleib von Sir Vacé

„Elender Verbrecher!“, durchbrach Sir Vacés Stimme die stickige Luft wie ein Hammerschlag. Ihm gegenüber stand der Eindringling mit den leuchtend grünen Augen, die nun stechender als noch eine Sekunde zuvor wirkten. „Ihr bekommt ihn nicht, ihn nicht und dieses verdammte Buch erst recht nicht!“ Mit einem Sirren fuhr die Klinge, die er vom König erhalten hatte, auf den Räuber nieder, doch dieser parierte den Schlag mit seiner Eigenen Waffe. Er schaffte es den Hausherren von sich selbst hinfort gegen die Dachschräge zu stoßen.

Gerade noch rechtzeitig konnte Sir Vacé durch eine halbe Drehung verhindern, das sich der gezahnte Säbel in sein Fleisch bohren konnte. Stattdessen steckte die Klinge nun im Dachbalken. Mit einer schnellen Bewegung war Vacé nun hinter dem Angreifer. Bevor dieser seinen Säbel wieder aus dem Holz bekam, wurde er von Sir Vacé mit der flachen Seite seines Schwertes niedergeschlagen.
 

Der Räuber ging zu Boden. Sofort war Sir Vacé über ihm und drehte ihn zu sich herum. „Na, dieses dämliche Gesicht kenne ich doch“, knurrte er und hielt dem Eindringling die Klinge an die Kehle, „Aus einem wie dir konnte ja nichts anderes werden, Jared.“
 

Die erste Antwort war ein abfälliges Schnauben. Jareds Lippen waren zu einem spöttischen Lächeln verzogen. „Ja, aus der Sicht des großmütigen und edlen Sir Vacé mag ich vielleicht nicht viel geworden sein, aber es ist alles eine Sache des Blickwinkels“, sagte er leise und unaufgeregt, so als würde man ihm nicht gerade ein Schwert an den Hals halten.
 

„In deiner Position solltest du deine Zunge hüten!“, entgegnete der Hausherr, „Steh auf.“ Langsam befolgte Jared diese Anweisung, als ein gellender Schrei ertönte und Sir Vacé herumwirbeln ließ. Außer sich bereits wieder lichtendem Rauch in der Luft, war jedoch nichts zu sehen und das nächste was er wahrnahm war das schmerzende Gefühl eines gezahnten Säbels, der sich in seine Schulter fraß. „Der älteste Trick im Buch“, zischte ihm Jared, dessen freie Hand sich schraubstockartig um das Handgelenk seines Schwertarmes krallte, ins Ohr, „Solche und noch viele andere nette Tricks lernt man, wenn aus einem so etwas wie ich wird.“
 

Die Tür zum Dachboden wurde aufgestoßen und einer der Kameraden Jareds kam hereingestürmt. Dieser entriss den immer noch mit seinem Angreifer ringendem Sir Vacé das Schwert. Das nächste und letzte was Sir Vacé spürte, war ein heftiger Schlag an den Kopf.
 

„Habt ihr den Jungen?“, fragte Jared der über dem bewusstlosen Sir Vacé stand. Er musterte das Gesicht des Mannes auf dem Boden. Ein Mann, der seine besten Jahre hinter sich hatte. Ein verbitterter Mann, der nicht nur einen einzelnen herben Verlust hatte einstecken müssen. Ein Gefühl, dass auch er selbst kannte.
 

„Nein, noch nicht“, bekam Jared zur Antwort. Das wollte er nun wirklich nicht hören. Jetzt musste er schon in dieses verhasste Haus kommen und dann würde er auch noch mit leeren Händen zurück kommen. „Was machst du dann hier?“, herrschte er seinen Kumpan übelgelaunt an. Er spürte Kopfschmerzen aufkeimen. Selbst so kleine Anwendungen wie dieser Schrei eben, forderten gleich ihren Tribut.
 

„Der Schrei“, sagte der Mann kleinlaut und erkannte seinen Irrtum umgänglich, daher sprach er auch schon gar nicht mehr weiter. „Ein Ablenkungsmanöver… genau“, sagte Jared und massierte seine Schläfen. „Ich geh dann…“, wollte der andere sagen, doch da fiel ihm Jared ins Wort: „Nein, kümmer dich um Vacé, er weiß so einiges, was uns noch nützlich sein könnte, lass uns einfach hoffen, dass die anderen den Bengel geschnappt haben.“
 

Als er seine Augen wieder Aufschlug sah er das erste Trübe Morgenlicht durch die Gitterstäbe seines Käfigs kriechen. Ihm war Übel vom Blutverlust, aber sein Befinden war das letzte, was ihn jetzt sorge. Wo war Rufus? Wo war das Buch? Ging es dem Jungen gut? War er überhaupt noch am Leben?
 

Mühsam richtete er sich auf und lehnte sich gegen die Gitterstäbe. Seine Hände waren hinter seinem Rücken gefesselt.

Die Wunde an seiner Schulter hatte man ziemlich fachkundig versorgt. Dennoch plagten ihn Schmerzen. Im Zwielicht versuchte er zu erkennen wo er sich befand. Er erkannte Bäume und Zelte. In etwas Entfernung konnte er den schwachen Schein eines ausgehenden Feuers erkennen. Offenbar hatte man ihn mit ins Lager der Banditen genommen.
 

Ein dumpfes Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Er drehte den Kopf zu der Quelle des Tons und sah in das Gesicht des Kerls, der nach Jareds „Ablenkungsmanöver“ – wie er es genannt hatte – aufgetaucht war. Er hatte mit einem Knüppel gegen die Gitterstäbe geschlagen. „Na, schon wach alter Sack?“, fragte er und grinste fies, „Jared meinte ja, du seist zu was nütze. Aber er hat das ja nicht zu entscheiden.“
 

Sir Vacé sah von einer Erwiderung ab. Wozu sollte er das Wort an diesen Kerl richten, der nebenbei bemerkt, stank wie ein ganzer Misthaufen. „Morgens nicht so gesprächig, wie?“, plapperte der Bandit weiter. Hinter ihm erklang ein Räuspern. Es war Jared. „Wachablöse, Sal“, sagte er schlicht. Seine grünen Augen glommen schwach in der Dämmerung. Sal guckte skeptisch, da seine Schicht unmöglich schon vorbei sein konnte, doch er wollte keinen Streit beginnen.
 

Jared setzte sich ihm gegenüber im Schneidersitz auf den Boden und sie schwiegen einander eine Zeit lang an. „Eigentlich sollte ich dir ja dankbar sein“, fing Jared schließlich an, „Um ein Haar hätte ich dieses Buch am Hals gehabt. Hatte beinahe vergessen, wie dieses verfluchte Teil den Besitzer wechselt.“ „Niemand besitzt das Buch“, sagte Sir Vacé kühl, „und jeder der es freiwillig besitzen möchte ist ein Narr.“ Jared zuckte mit den Schultern. „Dann war deine geliebte Fleur also eine Närrin?“, fragte er und sah mit Genugtuung wie der Schmerz der verlorenen Liebe über das Gesicht seines Gegenübers huschte. „Sie wollte das Buch nie!“, entgegnete der Gefangene ihm sofort, „Es war ein Unfall.“ „Das ist es, was sie dir wohl erzählt hat“, meinte Jared geheimniskrämerisch, „Aber sieh der Wahrheit ins Gesicht Hector, diese Frau war eine Mörderin, eine Ehebrecherin und nicht zuletzt eine Lügnerin. Sie hat dein Leben zerstört, das Leben meines Bruders, sogar das ihres Kindes, letzteres sicher nicht gewollt, aber dennoch. Und wofür das Ganze? Für Betrayal, um es zu besitzen.“
 

„Sprich nicht von ihr, als hättest du sie gekannt!“, schrie er und ein paar Leute streckten ihre Köpfe aus den Zelten, „Selbst wenn es wahr wäre, du selbst hättest deinen eigenen Neffen getötet, um das Buch zu bekommen!“ „Was ein dummes Missgeschick gewesen wäre und nichts weiter“, sagte er und dachte an den Jungen, er hatte nie wirklich die Absicht gehabt ihn zu töten, aber das brauchte Sir Vacé nicht zu wissen. Genauso wenig brauchte er zu wissen, wieso er das Buch stehlen wollte. „Er ist das Kind deines Bruders und es wäre nichts weiter gewesen als ein Missgeschick?! Du bist noch verkommener, als ich immer angenommen habe Jared“, entrüstete sich Sir Vacé. „Und dennoch verdankst du mir dein Leben“, sagte Jared und abermals lächelte er spöttisch, „Zumindest vorerst, um es weiter zu erhalten, solltest du schön mit uns kooperieren.“ „Mit einem Pack gemeiner Räuber?“, spie Hector Jared entgegen.
 

„Wie immer siehst du nur die Oberfläche der Dinge“, antwortete Jared ruhig und seufzte leise, „Das war schon immer einer deiner Fehler.“ „Mein Größter Fehler war es dich und deinen Bruder jemals die Schwelle meines Hauses übertreten zu lassen“, bekam Jared daraufhin zu hören.

„Diesen Fehler hast du ja sehr schnell behoben“, erwiderte er bitter, „Aber darum geht es nicht. Ich rate dir nochmals dich kooperativ zu verhalten.“ „Ich werde Rufus nicht verraten. Ich habe Fleur geliebt und auch dein Bruder hat sie geliebt… Rufus ist ihrer beider Sohn“, sagte Hector und klang matt und kraftlos. „Hector, versuchst du an mein Gewissen zu appellieren?“, sagte Jared und lachte freudlos auf, „Schau doch mal in meine Augen und du siehst, wie es um mein Gewissen bestellt ist.“

Verständnislos sah Sir Vacé Jared an. Dieses abnorme grüne Leuchten… er hatte sich schon gefragt, was es zu bedeuten hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sotar
2012-07-11T12:21:00+00:00 11.07.2012 14:21
Hi. Also erst einmal muss ich sagen, dass ich es sehr interessant finde, das du auf Sir Vacé und den Räuber umschwenkst bzw. das Schicksal der beiden näher beleuchtest. Auch dass der Leser nun etwas mehr über die Vergangenheit der beiden erfährt finde ich sehr angenehm, auch wenn dadurch wieder mehrere Fragen aufgeworfen werden. Du hast zudem einen angenehm flüssigen Schreibstiel, wodurch sich deiner Weiterführung der Geschichte gut lesen lässt, nur die häufige wiederholung von "Sir Vacé" stört ein wenig. Du versuchst es zwar durch "Hausherr" am Anfang und später durch "Hector" zu umgehen, verwendest es aber dennoch recht Häufig. Vielleicht ab und zu mal "Rufus Stiefvater" oder etwa anderes verwenden, was der Leser auch sofort mit Sir Vacé in Verbindung setzt. Der erste Absatz über Sir Vacés Gefangenschaft, also der, der mit "Als er seine Augen wieder Aufschlug" beginnt, ist meiner Meinung nach etwas holprig. In den vorrangegangenen Absätzen beziehst du dich eher auf den Räuber, so dass der Leser auch vermuten könnte, dass der Räuber seine Augen öffnet und geschlafen hatte o.ä. Wird zwar im Anschluss deutlich um wen es sich handelt könnte aber erst einmal für Verwirrung sorgen. Vielleicht einen etwas größeren Absatz machen oder hinschreiben auf wen du dich beziehst.
Hier noch einige Kleinigkeiten die mir aufgefallen sind.
"Mit einer Schnellen Bewegung war Vacé" - schnellen klein.
"Sir Vance das Schwert." - Vacé nicht Vance^^
"wollte der andere sagen, doch da fiel ihm von Jared ins Wort:" - das "von" vor Jared muss weg.
"Mühsam richte er sich auf und Lehnte" - richtete und lehnte klein.
"Verständnislos sah Sir Vacé in Jared an." - entweder "in Jareds Augen." oder das "in" weg.
Im großen und ganzen aber eine gute Fortsetzung.
mfg Sotar


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