Tales of a City
L.A.
Los Ángeles.
Die Stadt der Engel.
Die spanischen Gründer schienen damals Sarkasmus als zweiter Fremdsprache durchaus mächtig, gerade diesen Namen für jenes Fleckchen Erde als geeignet zu erachten.
Entweder war dies der Fall – oder ihre Naivität schien grenzenlos.
Wie unwohl würden sie sich doch in ihren Gräbern fühlen, erführen sie, wozu ihr reiner Engel verkommen war.
Noch vermochte es der Glamour Hollywoods die braven Bürger zu blenden, sie von den Abgründen abzulenken, die sich mehr und mehr in der Stadt auftaten.
Eines Tages jedoch wird der lichte Schein der Stars und Starletts nicht mehr grell genug sein, um die Schatten des Verbrechens zu verbergen, im Gegenteil: Um Licht zu definieren, musste Dunkelheit existieren – und je mehr von einem vorhanden war, desto intensiver wurde nur sein Gegenpart.
Irgendwann würde auch diese Differenzierung obsolet werden. In diesem Sündentopf einer Stadt wurde stetig die dunkelgraue Suppe weiter gekocht, gewürzt und garniert mit Halbwahrheiten und Lügen, die auch den letzten braven Bürger dieser Stadt durch deren Verzehr ins Verderben stürzen würde.
Sünde und Unschuld – hier zogen sie Hand in Hand durch die Straßen, verabredeten sich zum Dinner und gingen gemeinsam zu Bett.
Längst war nicht mehr klar ersichtlich, welche Lämmer nun wirklich die Schlachtbank des Gesetzes verdienten und welche ohne Schuld ihrem Ende zugeführt wurden.
Niemand konnte mehr eindeutig entscheiden, auf welcher Seite jemand wirklich stand.
Nun liegt es an dir, Cole, ein Urteil zu fällen:
Schaf oder Schafspelz?
