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Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Gin-Ai
von

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Lauter Kinderstimmen ertönten um mich herum.

„Ist Ai nun endlich wach?“

Das war Ayumi. Das 7-jährige Mädchen ging in meine Grundschulklasse. Sie hatte schönes, gepflegtes braunes Haar.

„Sie schläft wohl noch.“, sagte Mitsuhiko, der ebenso in meine Klasse ging.

„Nein, achtet mal auf ihre Atmung. Sie ist unregelmäßig. Sie schläft nicht mehr.“, antwortete Conan daraufhin.

Er war ein schlauer Junge. Doch in Wirklichkeit war er ein 17-jähriger Oberschüler. Er wurde durch meiner Erfindung, dem APTX4869 geschrumpft und muss nun ebenso die Grundschule besuchen.

Ich öffnete langsam meine Augen, damit sie endlich Ruhe gaben. Ich mochte es nicht, dass mich irgendwelche Leute beim Schlafen störten. Sie wollten bestimmt auch nicht gestört werden.

Mit einem lauten Gähnen und winken, deutete ich auf einen Gruß hin und murmelte „Morgen“.

„Morgen? Wir haben schon Mittag! Wir wollen auf den Spielplatz und wollten dich mitnehmen. Außerdem konnten wir gestern Nacht nicht mehr unser Spiel zu Ende spielen. Wie konntest du nur bei dem lauten Krach. Bei dem Feuerwerk einschlafen?“, Genta regte sich auf und wedelte mit seinen Armen hin- und her.

„Ach, ja…“, murmelte ich weiterhin.

„Deswegen der Schuss…deswegen der Spielplatz im Park…“, dachte ich.

Conan beobachtete mich die ganze Zeit.

Nachdem ich mich bereit gemacht hatte, hielt mich Conan hinter der Truppe fest.

Die anderen lachten, machten Witze. Doch wir blieben ernst, lächelten nur, wenn uns jemand von ihnen ansah.

„Du bist eingeschlafen…warst wohl zu müde. Hast du davor die Nacht etwa die ganze Zeit an dem Gegengift gearbeitet?“, fragte mich Conan und sah mich an.

Als Antwort nickte ich. Blieb ruhig und sah zu Boden.

Conan wusste, dass ich jetzt nicht reden wollte und beließ es dabei.

Unser Weg führte durch sämtliche Nebenstraßen. Die Mauern, die die Häuser verbargen, waren sehr hoch und mächtig. Man konnte nur durch die Tore, etwas von den Häusern und den Vorgärten sehen.

Heute sah es nicht nach schönem Wetter aus. Es war warm, schwül-warm. Die Luft drückte.

Wolken verschlangen die Sonne.

Ein Unwetter würde sich ausbreiten.

Wann das Gewitter einsetzen würde, wusste niemand.

Hatten sie für heute nicht schöneres Wetter angesagt?

Wir verließen die Seitenstraßen, überquerten eine Hauptstraße und waren nun im Park.

Das Gras war trocken. Geregnet hatte es einige Zeit nicht mehr. Es verlor das saftige Grün und verfärbte sich langsam gelb.

Die Blätter an den Bäumen verloren ebenso ihren Glanz.

„Kommt, wir sind da! Wer möchte anfangen?“, fragte Mitsuhiko aufgeregt und schmiss seine Sachen auf die Wiese.

Alle deuteten auf Ayumi, diese sich gleich auf die andere Seite bewegte.

Die anderen und ich, stellten und nebeneinander auf und warteten auf das braunhaarige Mädchen.

Langsam kam etwas Wind auf.

„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“, fragte Ayumi laut.
 

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?
 

Der Wind säuselte mir diese Worte zu. Meine Augen weiteten sich. Ich bekam es mit der Angst zu tun.

Zwischendurch sah ich mich vorsichtig um.

Etwas weiter hinter mir- am Wegrand-stand eine ältere Dame, die uns zu schaute.

„Niemand“, schrien die drei anderen.

„Und wenn er aber kommt?“, fragte Ayumi weiter.
 

Ich werde dich kriegen!
 

Dieser Satz hallte in meinen Ohren wieder. Gänsehaut fuhr mir über meinem ganzen Körper.

Das darf nicht wahr sein! Nein!

Ich muss hier weg! Ich darf die Kinder nicht in Gefahr bringen. Sie, ER, wird jeden töten, der mit mir zu tun hat.

„Dann laufen wir davon!“, riefen die anderen.

Und ich setzte ebenso meine Beine in Bewegung, allerdings in die entgegengesetzte Richtung.

Es war mir egal, was die anderen über mich dachten. Ich wollte hier weg. Weit weg, wo niemand mich finden würde.
 

Renn wenn du kannst!
 

Weiter, weiter!
 

Renn! Renn!
 

Weg, weg!
 

Mein Weg führte über einen Spielplatz.

Ich blieb für einen Augenblick stehen.

Keine Kinder, keine Eltern, keine Leute weit- und breit.

Das schlechte Wetter vertrieb sie alle.

Der Wind säuselte mir wieder durch mein Haar.

Er wurde immer stärker, ließ Äste knicken.
 

Na?
 

Die Schaukel wurde in Bewegung gesetzt.

Ich erstarrte.

Der Regen setzte ein. Er prasselte auf die Erde nieder, bildete Pfützen.

Ein Blitz, kurz danach der Donner.

„Auch wir sind wieder vereint nach so langer Zeit. Wie Blitz und Donner. So kann auch ich nicht von dir ab.“, sagte jemand leise. Die Person schien näher zu kommen.

Schritt für Schritt ging ich zurück.

Mein Herz hämmerte laut.

Ja, diese rauchige Stimme kannte ich nur zu gut.

Gleich würde er vor mir stehen. Ich würde in seine Gift-grünen Augen schauen. Er würde meine Angst bemerken, sie ausnutzen.

Meine Seele würde durch die Hölle wandern.

Mit einem Mal stand er vor mir.

Er grinste breit und schaute mir in die Augen. Versuchte mich in seine Gewalt zu bekommen.

Ein kurzer Schrei ertönte von mir. Mehr brachte ich nicht heraus.

Doch ich fasste mich und rannte weiter. Mein Weg führte in die Innenstadt.

Wenige Leute liefen noch herum. Das Unwetter siegte und vertrieb alle Menschen.

Meine Füße würden mich nicht mehr allzu weit tragen.

Wohin konnte ich flüchten? Wo würde er mich nicht finden?

Ich stoppte. Lehnte mich an eine kalte, nasse Häuserwand.

Mein Herz würde mir jeden Augenblick aus meiner Brust springen.

Meine Kleidung durchweichte, wurde nass.

In meinem Hals schmerzte es. Der Wind schnitt mir scharf hindurch.

So dumm war ich!

Wie konnte ich nur davon rennen?

Wie konnte ich die Kinder nur allein zurücklassen?

Ich war so egoistisch!

Er würde sie einen nach dem anderen umbringen. Kalt machen.

Tränen rannen mir über mein schon nasses Gesicht. Das Salzwasser mischte sich mit dem klaren Regenwasser.

Ich musste zurück!

Meine Gedanken sammelten sich langsam.

Doch die Angst schlich immer noch um mich herum.

Warum Angst haben?

Warum die ganze Zeit weglaufen?

Warum vor dem Tod weglaufen?

Der Tod verfolgte mich die ganze Zeit. Er würde mich sowieso bekommen.
 

„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“
 

Die eiskalte Stimme durchdrang mich. Sie kam immer näher. Er kam immer näher.

Sollte er doch.

„Na? Sherry, wo bist du? Wo hast du dich versteckt?“

Kurze Stille.

Noch konnte ich rennen.

Mein Weg führte in eine Seitenstraße.

Dort stand ein verlassenes Haus. Abgezäunt. Ein großes, rotes Schild zierte den Zaun.

„Betreten auf eigene Gefahr.“

Ein Einsturz gefährdetes Haus.

Das Tor knarrte, ich quetschte mich hindurch und lief hinein.

Spinnenweben zierten die Wände. Ratten fielen über Kadaver her.

Von der Decke rieselte Schutt.

Langsam stieg ich über Steine. Die Holztreppe knarrte ebenso. Ich versuchte mich leicht zu machen, damit man es nicht so deutlich hören konnte.

Im Schlafzimmer stand eine kleine Kommode. Mein Versteck.

„Wo bist du? Warum versteckst du dich nur? Es wird langweilig! Komm heraus und stell dich!“

Niemals.

„Ich werde dich sowieso kriegen!“

Nein.

„Jetzt komm heraus!“

Vergiss es!

Stille herrschte.

Es war nichts mehr zu hören.

Doch dann bewegten sich kleinere Steine. Sie wurden weggekickt.

Er kommt immer näher. War fast da.
 

„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“
 

Seine kalte und rauchige Stimme bereitete mir Ohrenschmerzen.

„Niemand!!!“, schrie ich auf einmal laut und sprang aus meinem Versteck.

Nun stand ich ihm gegenüber. Schaute in seine Gift-grünen Augen.

Er grinste breit.

Seine Waffe hielt er auf mich gerichtet.

Mein Atem ging schnell.

Mit einem Satz rannte ich aus dem Zimmer.

Er schoss. Meine Schulter.

Noch einmal ein Schuss. Diesmal traf er die Decke.

Die Decke bröselte und es kamen größere Steinbrocken herunter.

Sie trafen meine Füße.

Ich schrie laut auf und blieb stehen.

Er hielt mich fest umschlungen. Seine Arme dort, wo sie nicht hingehörten.

Sein Atem säuselte ein paar Haare in mein Gesicht.

Der Schmerz war kaum auszuhalten.

Seine Waffe war nun auf meinen Bauch gerichtet.

Er lachte. Ein Schuss.

Blut sammelte sich auf dem Boden.

Aus Reflex riss ich mich los und lief weiter.

Kurz vor der Treppe bohrte sich ein Nagel in meinen Fuß.

Mit dem Kopf voran, fiel ich die einzelnen Stufen herunter.

Ich konnte nichts mehr sehen. Der Schmerz war überall.

Sein Fuß stieß mich, wie etwas Dreck, zur Seite.

„Ein tolles Kinderspiel.“, waren seine letzten Worte, bevor er etwas im Haus anzündete und mich zurückließ.

Das Feuer konnte ich nicht sehen. Das einzige was ich wahrnehmen konnte, war die Hitze und der stickige Geruch.

Ich hoffte, dass es schnell gehen würde.

Er hatte Recht. Es war ein tolles Kinderspiel. Dass es wirklich wahr werden würde, hätte ich nicht gedacht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  NoitaFlameQueen
2012-09-07T21:56:25+00:00 07.09.2012 23:56
Huhu :)

Herzlichen Glückwunsch zum verdienten zweiten Platz :D
Dein OS hat uns sehr gut gefallen, gut geschrieben & die Stimmung wurde super rüber gebracht :)


~ Die olle FlameQueen & shironeko4869
Von:  HyakuyaMikaela
2012-06-09T03:02:37+00:00 09.06.2012 05:02
Die Idee zu dem Kinderspiel finde ich wirklich interessant. *O*
Es ist jedenfalls innovativ und passt wie die Faust auf's Auge.
Und die Umsetzung kann sich ebenfalls sehen lassen. <3


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