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Eine Romanze in Brighton

von

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Kapitel 13.
 

Dunkelheit umgab ihn, hielt ihn fest, beschützte ihn. Die Welt dort draußen jenseits des düsteren Traumes bedeutete nur Schmerz. Er wollte nicht aufwachen, wollte hier bleiben wo nichts eine Rolle spielte, wo man ihn nicht verletzten konnte…aber dies lag nicht in seiner Macht. Langsam begann die Dunkelheit um ihn herum abzublättern, wich Schwärze leichten Grautönen und langsam wurde es heller um ihn. Während sein Geist sich zielstrebig auf das Licht zu bewegte, kehrten Fetzen von Erinnerungen zurück.

Der Streit, John der ihn hinauswarf, John der am Boden zerstört zurück blieb und er, Sherlock Holmes dessen gebrochenes Herz nicht aufhören wollte zu schmerzen. Halbwegs erinnerte er sich an die kleine, verrauchte Kneipe am Hafen, an den hochprozentigen Alkohol der in seiner Kehle brannte und doch den Hetzensschmerz nicht übertünchen konnte.

Ja, ihm war die Liebe bewusst geworden, ein Gefühl das er aus gutem Grund nie an sich heran gelassen hatte aber jetzt da dieses Gefühl präsent war, sehnte er sich so sehr danach. Es zerstöre ihn…es…war nicht das einzige Gefühl welches er empfand. Da war ein Schmerz, anders als der, der sein Herz peinigte und dieser Schmerz war überall! Er wollte sich nicht bewegen, wollte zurück in die Dunkelheit, fort von all der Pein. Doch das Licht war nahe, erstreckte sich in jede Ecke des Geistes und vertrieb die Leichtigkeit der Schwärze.
 

Holmes Augenlieder flatterten, da war ein unangenehm Helles Licht, welches seine Augen tränen ließ. Sein ganzer Körper schmerzte, was war nur geschehen, wo war er? Das weiche Bett unter ihm, der Geruch von Desinfektionsmitteln in solch penetranter Stärke…ein Krankenhaus?

Mit noch immer geschlossenen Augen versuchte Holmes sich zu erinnern, aber es gelang nicht. Nach dem Besuch in der Kneipe war kein Bild mehr in seine Erinnerungen eingebrannt. Nur ein kurzer, heftiger Schmerz war alles, was sein immer noch betäubter Geist preisgab.
 

Langsam an das Licht gewöhnt, blinzelte Holmes und schlug die grauen Augen auf. Seine Einschätzung war korrekt gewesen, er lag in einem Krankenhausbett. Damit hatte wohl der gestrige Schmerz zu tun…hatte er sich wirklich betrunken und…
 

Eine warme Hand ergriff die Seine und erschrocken sah er in das Gesicht von John Watson. Dieser lächelte ein wenig gequält, ließ aber Sherlocks Hand nicht los.

„Wie geht es dir?“ fragte er mit leiser Stimme. Holmes konnte die Besorgnis in den Worten und im Blick seines Freundes erkennen und in diesem Moment machte ihn das unendlich Glücklich. „Du bist da“, sagte er mit belegter Stimme und hustete leicht. John griff auf den Nachttisch, holte ein Glas Wasser und reichte es seinem Freund. Gierig trank Sherlock das Glas leer und als Watson es abstellte, kehrte die warme Hand in die seine zurück. „Du bist zu mir gekommen“, flüsterte Holmes erneut.

„Natürlich“, sagte John und setzte sich auf die Bettkante. „Du bist schließlich mein Freund.“

„Du bist mir nicht böse? Das Gestern, ich wollte das alles nicht, was ich gesagt habe…“

„War nicht das was du meintest“, beendete John den Satz. „Ich weiß das doch. Was aber nicht heißen soll das ich es verstehe. Und dann betrinkst du dich auch noch, das ist so gar nicht deine Art.“

Sherlock musste ungewollt Lachen, was erneuten Schmerz durch seien Körper jagte.

„Normalerweise hätte ich zum Kokain gegriffen, aber ich glaub davon bin ich geheilt.“

Überrascht mustert John seinen Freund, „das klingt im ersten Moment recht unglaubwürdig. Zu gut um wahr zu sein. Aber nur weil du ein Laster aufgibst, kannst du nicht in das nächste flüchten. Holmes, Alkohol ist gefährlich, was du ja am eigenen Leib hast erfahren können.“

Da kam Holmes wieder etwas in den Sinn, „wo wir gerade davon sprechen, ich erinnere mich nicht an meinen Unfall.“

John lächelte verschmitzt, „das wundert mich jetzt nicht wirklich. Du wurdest aus der Kneipe befördert und gingst die Klippen am Strand entlang. Ein Fischer hat dich beobachtet, wie du plötzlich auf die Klippen zugingst als wäre dir der Abgrund nicht aufgefallen. Zum Glück war dein Sturz nicht aus all zu großer Höhe. Der Sand hat seien Teil beigetragen und der Alkohol ebenfalls. Ein Mensch der Stürzt versucht sich logischerweise mit seinen Armen zu schützen, das ist eine ganz normale Reflexhandlung. Da man im betrunkenen Zustand aber nicht so schnell reagieren kann, bist du bäuchlings im Sand gelandet. Dein Glück, denn sonst hättest du dir womöglich deine Arme gebrochen.“ John griff wieder nach Sherlocks Hand und streichelte sie leicht mit seinem Daumen. „Du hast Glück im Unglück gehabt, es ist nichts gebrochen. Aber ich hoffe der Scherz welcher deinen Körper die nächste Zeit noch peinigen wird, reicht dir als Warnung um so etwas dummes nie wieder zu tun.“
 

Holmes schwieg zu diesem Thema. Er wusste ohnehin nichts zu sagen. John war zwar hier, aber er würde wieder gehen, soviel war Sherlock sich sicher. Er hatte sich gestern auch nicht für ihn entschieden, warum sollten die Karten heute für ihn besser verteilt sein? Wegen seiner Verletzung? Das körperliche Leiden würde vergehen, aber John würde dennoch zu Thurgood zurückkehren und Sherlock mit seinem seelischen Leiden zurücklassen.

„Geht es dir gut?“ fragte John als sein Freund nicht reagierte. Holmes hatte geistesabwesend ihre Hände gemustert, welche immer noch verschlungen ineinander auf der Bettdecke ruhten.

„Hast du mir zugehört? Mach so etwas nie wieder, hörst du! So eine Leichtsinnigkeit mit der du deine Gesundheit, ja dein Leben riskierst! Kannst du dir auch nur vorstellen wie es mir gehen würde, wenn du gestorben wärst?“

Diese Worte waren mit unendlicher Trauer in der Stimme über Watsons Lippen gekommen. Sherlock sah von ihren Händen auf und bemerkte wie Watson mit sich rang. „Wie kannst du mir nur so einen Schrecken einjagen? Weißt du denn wirklich nicht wie viel du mir bedeutest?“ Ihre Blicke trafen sich nach diesen Worten. Lange Zeit sagte niemand ein etwas, sie hielten einfach den Blick des anderen fest und verloren sich darin.

„Bitte versprich mir so etwas nie wieder zu tun!“ flehte Watson und beendete diesen magischen Moment zwischen ihnen.

„Ich verspreche es dir“, sagte Sherlock und entzog Watson seine Hand. „Aber jetzt solltest du gehen. Thurgood wartet sicher auf deine Rückkehr. Ich komme von hier ab alleine klar. Danke für deine Anwesenheit, das hier war ein schönerer Abschied als der Gestern.“

John schüttelte ungläubig den Kopf, „wovon redest du? Warum sollte ich gehen? Ich…ich hab mich bereits für den Streit entschuldigt, es tut mir wahnsinnig leid was geschehen ist! Bitte glaub mir das! Wenn du mich nicht weiter in der Baker Street haben willst, werde ich natürlich gehen, aber…“

Holmes unterbrach seinen Freund mit einer energischen Handbewegung. „Du willst wieder zurück zu mir? Aber warum? Ich meine du hast dich für Thurgood entschieden, ihr seit Glücklich miteinander, das habe ich gesehen. Du willst ihn doch gar nicht verlassen.“

Jetzt war es an John seinen Freund zu unterbrechen. „Warte, nicht so schnell. Wie meinst du das?“

Der Detektiv schluckte schwer. Jetzt war es an der Zeit für die Wahrheit. „Ich bin nicht wegen eines Falles hier gewesen, ich habe dich verfolgt. Seit unserem Streit in der Baker Street war ich neugierig was dein geändertes Verhalten betraf. Du warst verliebt, du bist es um genau zu sein. Ich hab euch gesehen, am Strand und…“ Holmes brach ab. Zu schwer lastete diese Erinnerung in seinem Herzen.

„Du hast was?“ fragte Watson ungläubig doch Holmes ließ ihn nicht mehr zu Wort kommen. Er wollte keinen Streit, aber es war an der Zeit reinen Tisch zu machen. „Ich bin geflüchtet, hab mir Kokain injiziert und wollte einfach nur vergessen. Aber die Drogen…sie brachten keine Erleichterung, sie jagten mich in einen entsetzlichen Traum und meine eigenen Gefühle klagten mich an. Vom Kokain werde ich in Zukunft die Finger lassen aber eines hat dieser Wahntraum in mir ausgelöst. Ich weiß jetzt endlich warum ich dich all die Zeit überwacht habe. Du warst so Glücklich, dabei wollte ich derjenige sein der dich Glücklich macht. Ich will nicht das du heiratest, denn ich könnte es nicht ertragen ohne dich zu leben. Alles was ich mir wünschte warst du an meiner Seite. Aber dann sah ich dich und ihn und…ich weiß jetzt das alles zu spät ist. Glaub mir nur dieses eine, dass jeder Streit zwischen uns nur deshalb entbrannte, weil ich dich liebe und dir das nie sagen konnte.“ Nach diesem Geständnis herrschte lange Zeit ruhe. Sherlock konnte seinem Freund nicht in die Augen sehen, er wollte nicht darin lesen, nicht sehen war er nie bekommen würde.
 

„Du Idiot“, sprach Watson als er endlich die Worte wieder gefunden hatte. „Du hast einen so groben Fehler begangen, der Sherlock Holmes nicht würde ist. Ohne die nötigen Fakten kann man einen Fall nicht lösen, das sind doch deine Worte. Warum nur hast du dich in diesem Fall auf deine Theorien verlassen? Ist es nicht töricht eine Theorie zu entwickeln und sie den Fakten anzupassen und nicht umgekehrt?“ John benutzte bewusst die Worte welche sein Freund gelegentlich an ihn richtete.

„Was bitte hätte ich missverstehen können?“ fragte Holmes gereizt. Das Watson seine eigenen Worte gegen ihn richtete und seine Berufsehre als Detektiv herausforderte, missfiel ihm.

„Du hast vieles missverstanden und wenn du mir zuhörst ohne mich zu unterbrechen, dann will ich dir die Geschichte erzählen.“

Holmes nickte und schwieg bedächtig, während John nach den Worten für den Anfang seiner Geschichte suchte.

„Ich hab jemanden getroffen mit dem mich viel verband. Kleinigkeiten oft bloß, aber wir ähnelten uns in so vielen Dingen. Wir wurden dadurch rasch Freunde und ja, ich bekam von Travis Freundschaft andere Dinge als von der unseren.

Ich hab die liebe zu Männern nie wirklich gesucht, ich hab mich gegen die Regeln der Gesellschaft zum trotz hin und wieder diesen geheimen Wünschen hingegeben, nicht mehr. Das mit Travis und mir war reiner Zufall, zumindest was unserer gegenseitigen Gefühle betraf.

Er wird mit seiner Schwester von hier fort gehen. Für seine Gesundheit wäre ein Leben im milden Klima weit besser und so wird er England verlassen und nach Amerika ziehen. Nach Florida um genau zu sein, seine Schwester hat das alles bereits langfristig geplant und vorbereitet. Sobald sein Zustand es zulässt, stechen sie ihn See.“

„Aber du liebst Ihn und er liebt dich. Wird er dich nicht bitten ihn zu begleiten?“

Watson seufzte, „doch ich denke das wird er. Was aber die Liebe betrifft…Holmes ich habe das Zusammensein mit Travis mehr als nur genossen. Er bedeutet mir viel, mehr als ich in Worte fassen kann, aber Liebe…ich muss gestehen das mein Herz schon seit vielen Jahren vergeben ist. Ich hätte ihn nie mit all der Intensität Lieben können die er verdien hätte.“

Nun war Holmes ehrlich überrascht. Vieles ergab zwar jetzt einen Sinn aber viele neue Fragen waren dazugekommen.

„Dein Herz ist vergeben?“ frage Holmes mit leicht brüchiger Stimme.

John nickte, „ja ich habe mich verliebt, doch ich erwartete keine Erwiderung und so lebte ich mein Leben weiter. Aber ja, ein Teil meines Herzens war immer und wird auch immer an dich vergeben sein.“

„Du…du hast Gefühle für mich?“ Holmes fehlten die Worte, er wusste nicht…aber Watson unterbrach ihn, indem er wieder nach Sherlocks Hand griff.

„Ja das habe ich. Insgeheim liebe ich dich schon seit langem und hab aus Angst geschwiegen, du könntest mich dafür verachten. Nie hätte ich erwartet, auch du könntest etwas Derartiges für mich empfinden. Glaub mir Sherlock Holmes du bist der Mann den ich mir für immer an meiner Seite wünsche. All den Verboten zum Trotz und mit all den Konsequenzen dieses Handelns.“

„Weshalb mussten wir uns derartige Schmerzen bereiten wo die Lösung all unserer Probleme immer greifbar gewesen ist? Sind wir denn wirklich nur dann zum Lernen bereit, wenn Schmerzen unserer Lehrmeister sind?“

„Ich weiß es nicht Holmes, aber ich denke all das Leiden hat uns für die Zukunft stärker gemacht. Jetzt wo wir einander die Wahrheit gestanden haben, ja sie uns nicht zuletzt selbst gebeichtet haben, kann alles nur noch besser werden“.

„John?“ frage Holmes in die entstandene Stille hinein.

„Ja?“

„Würdest du…mich küssen?“ Watson lachte auf als Holmes bei dieser Frage rot im Gesicht wurde. Er antwortet nicht, sondern beugte sich hinunter und hauchte einen zärtlichen Kuss auf die spröden Lippen des Detektivs. Als sie sich von einender lösten, war noch immer ein zarter, roter Glanz auf Holmes Wangen zu sehen.

„Wirst du mich auch…“ Watson unterbrach ihn mit einem weiteren hauchzarten Kuss. „Alles was immer du willst, nur hier ist weder der richtige Ort, noch die passende Zeit dafür.“

Sachte strich John eine Haarsträhne aus Holmes Gesicht. „Ich muss gehen. Travis wartet auf mich und ich werde mich einem Gespräch mit ihm stellen müssen. Er ist mein Freund, er bedeutet mir viel und er hat es verdient alles zu erfahren.“

Sherlock nickte nur, „alles was immer du willst. Versprich mir nur dies eine“, bat er und griff nach Johns Hand. „Versprich mir…“

„Ja, ich komm zurück. Versprochen“. Holmes musste erneut Lachen und sein Körper strafte ihn dafür. „Offensichtlich hast du viele meiner Techniken besser zu beherrschen gelernt als mir lieb ist.“

John schüttelte verneinend den Kopf, „das wohl nicht. Ich werde nie deine Fähigkeiten besitzen und so viel Sehen und Erkennen wie du. Aber was meine Augen nicht zu erkennen mögen, vermag mein Herz zu sehen.“ Damit stand Watson auf und verließ das Krankenzimmer.
 

*~*~*
 

Noch nie in seinem ganzen Leben war Sherlock Holmes so glücklich gewesen. Kein gelöster Fall, keine Huldigung seiner Fähigkeiten nichts war mit dem Gefühl vergleichbar, welches ihn jetzt durchströmte. Und was auch immer die Zukunft mit sich bringen würde, dieses Gefühl konnte ihm keiner nehmen. Mit dem Gedanken daran, dass er sich von jetzt an immer so glücklich fühlen würde, schlief er ein.
 

*~*~*
 

John Watson fühlte sich überglücklich und doch wie ein Verräter. Als er zurück im Hotel vor Travis Tür stand, war seine Kehle wie zugeschnürt. Was sollte er dieser lieben, guten und treuen Seele nur sagen? Wie könnte er je erklären was geschehen war und wie könnte er nur solch Leid über seinen Freund bringen?

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Travis die Tür öffnete und ihn anlächelte. „Hab dich schon erwartet“, sprach er leise und griff nach Johns Hand um ihn ins Zimmer zu ziehen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sisilia11
2012-12-15T15:41:30+00:00 15.12.2012 16:41
Gewohnt gut, wie immer freue mich schon auf das nächste Kapitel. Lass dir bitte nicht so viel Zeit!
Lg
Sisilia


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