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Finera - Dawn of the Dark

von

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Puder gegen Puder

21. November
 

- Summer -
 

Vor lauter Schreck tat Summer das Erstbeste und drückte auf den Knopf des Pokéballs, woraufhin Bull’s Eye mit einem schwachen „Mäh!“ eingezogen wurde. Nur kurz wackelte der Ball in ihrer Hand, dann blieb er ruhig liegen.

Gleichzeitig eilte Clara heran und dirigierte Summer sofort in einen abgegrenzten Bereich des großen Stalls, in dem sich Einzelboxen befanden. „Hier, lass ihn hier raus.“

Summer betätigte erneut den Knopf des Pokéballs und Bull’s Eye erschien auf dem mit Stroh ausgelegten Boden. Er schnupperte kurz daran, ließ sich dann nieder und schloss erschöpft die Augen. „Was ist mit ihm? Vor einer halben Stunde ging es ihm doch noch prächtig!“

„Ich bin mir nicht sicher.“ Clara hatte die Stirn in Falten gelegt und tastete das Mähikel ab. Anschließend öffnete sie mit Gewalt sein Maul und atmete tief aus. „Seltsam.“

„Was?“

„Siehst du die violetten Verfärbungen? Das deutet auf eine Vergiftung hin und anhand der Puderrückstände um sein Maul tippe ich auf giftige Sporen, nur frage ich mich, wo er die gefunden hat. Die wilden Pokémon meiden unsere Farm und Angriffe von Giftpokémon sind noch nie vorgekommen.“

„Außerdem sieht es so aus als hätte er etwas gefressen.“

Clara nickte. „Etwas, das mit dem Giftpuder belastet war. Aber auch das ist seltsam, denn das Gift verflüchtigt sich normalerweise spätestens nach wenigen Minuten. Wie gesagt, ein Angriff wäre uns sofort aufgefallen.“ Sie bettete den Kopf des Pflanzenpokémon auf dem Stroh und stand auf. „Warte hier, ich hole Gegengift aus unserem Medizinschrank.“

Einige Minuten später kehrte Clara zurück und flößte Bull’s Eye die Flüssigkeit ein, woraufhin das Pokémon sich schüttelte und die Zunge herausstreckte, ansonsten aber schnell einen besseren Eindruck machte. „Gegengift wird ebenfalls aus Giftpuder hergestellt“, erklärte Clara abwesend und tätschelte dem Mähikel die Flanke. „Puder gegen Puder sozusagen. Wenn du bei ihm bleibst, werde ich mich mal umschauen, wo der Racker sich vergiftet haben kann.“

„Mach das.“ Summer nickte Clara zu, setzte sich neben Bull’s Eye ins Stroh und streichelte seinen Kopf, was er sich mit einem zufriedenen Brummen gefallen ließ. „Du hast mir echt einen ganz schönen Schrecken eingejagt“, tadelte sie ihr neues Teammitglied. Welches Level es wohl hatte? Vielleicht wusste Clarissa mehr, sie würde sie beim Abendessen danach fragen. „Und ich finde deinen Namen zu lang, auch wenn er cool ist. Weißt du was? Ich werde dich Bully nennen. Oder doch Bull’s Eye? Ach, ich weiß nicht.“

Bull’s Eye reagierte mit einem erschöpften Gähnen, schloss die Augen und genoss einfach nur die volle Aufmerksamkeit seiner neuen Besitzerin.
 

Später am Mittag hatte sich der Himmel erneut zugezogen und alle waren damit beschäftigt die Herde zurück in den Stall zu treiben, was sich manche der Mähikel nicht zweimal sagen ließen und schon von alleine mit den Hufen scharrten, um vor dem aufziehenden Sturm rechtzeitig zurück im Trockenen zu sein. Der Prozess zog sich allerdings über fast zwei Stunden hin, da Claras Oktillery erst die Schlammschichten von den Beinen der anderen Pokémon entfernen musste. Gerade rechtzeitig schafften es auch die letzten Mähikel zurück in den Stall, dann gewitterte es in der Ferne und erste Regentropfen tropften herab.

„Konntest du etwas herausfinden?“, erkundigte sich Summer, die Clara erst jetzt abfangen konnte. Bull’s Eye ruhte bereits wieder in seinem Pokéball und bekam dort den restlichen Schlaf, der ihn vollkommen genesen lassen würde.

Clara wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Am Rand der Koppel habe ich einen etwa zwei Meter breiten Streifen entdeckt, auf dem mit haltbar gemachtem Giftpuder präpariertes Heu lag. Allerdings war es so vereinzelt, dass ich bezweifel, dass jemand unseren Pokémon schaden wollte.“

Summer zog die Augenbrauen zusammen. „Wieso sollte jemand absichtlich Heu mit Giftpuder präparieren?“

„Ich weiß es nicht.“ Claras Mundwinkel huschten für einen Moment nach unten. „Vielleicht hat einer der Züchter so etwas verloren und durch den Sturm letzte Nacht hat es sich verteilt und wurde bis zu uns geweht. Ich weiß es wirklich nicht. Keine Ahnung, ob Giftpokémon so etwas überhaupt zu fressen bekommen. Jedenfalls haben wir alles entsorgt und damit dürfte sich der Fall erledigt haben. Praktischerweise lag neben dem Zaun ein Stoffbeutel, in dem sich noch mehr von dem Zeug befand. Wie gesagt, ich denke, dass es jemand verloren hat.“

Summer war nicht ganz davon überzeugt, doch wenn Clara der Meinung war, dass das Thema damit beendet war, wollte sie auch nicht weiter nachfragen und ließ sie daher alleine. Stattdessen suchte sie Bryce, der zusammen mit Rocco im Aufenthaltsraum saß und den Fernseher im Hintergrund laufen ließ. Sie brachte die beiden auf den neusten Stand der Dinge und war erleichtert, als beide ebenfalls eine gewisse Skepsis äußerten.

„Bei dem Regenschauer gestern kann es nur ein Versehen gewesen sein, wenn alles so verstreut war“, fasste Bryce noch einmal zusammen und nippte an seinem Kaffeebecher. „Wenn jemand das mit Absicht gemacht hätte, hätte diese Person wohl eine Wetterlage gewählt, bei der die Mähikel auch draußen sind. Zumal sie nachts sowieso immer im Stall sind.“

„Klingt plausibel“, stimmte auch Rocco zu. „Aber ich wüsste nicht, dass Giftpokémon so etwas zu fressen bekommen. Da muss mehr dahinter stecken. Wofür braucht jemand vergiftetes Heu? Jedes Pokémon, das davon frisst – Stahl- und Gifttypen einmal ausgenommen –, wird automatisch vergiftet.“

„Wie in einem Pokémonkampf“, schlussfolgerte Summer.

Rocco nickte. „Nur, dass es nie zu einem Pokémonkampf gekommen ist.“

„Ich werde daraus nicht schlau“, sagte Bryce, stellte seinen Becher vor sich ab und massierte seine Schläfen. „Aber ist auch egal. Clara hat Recht, das Heu ist weg und den Mähikel kann nichts mehr passieren. Wer auch immer das vergiftete Heu in einem Stoffbeutel mit sich herumgetragen hat, war dumm genug, bei dem Scheißwetter von letzter Nacht vor die Tür gegangen zu sein.“

„Die Person muss ja nicht gegangen sein.“ Beide schauten zu Rocco, als er dies anmerkte. „Ich meine ja nur. Rein theoretisch kann die Person auch mit Fliegen unterwegs gewesen sein – fliegen und laufen dürfte bei dem Wetter letzte Nacht gleich gefährlich gewesen sein.“

Eigentlich wollte Summer noch länger darüber nachdenken, doch das Piepsen ihre ComDex lenkte sie ab. Eine Nachricht von Henry!

Hallo, wie geht es dir? Lange nichts mehr von dir gehört. Die Eröffnung ist gut gelaufen. Jeden Abend ist die Pizzeria voll besetzt. Kann mich nicht über zu wenig Arbeit beklagen. Schreib bald mal wieder. Henry

Oh je, das hatte sie vor lauter Action ganz vergessen! Beinahe schämte sie sich dafür, dass sie die Eröffnung von Henrys Restaurant vergessen hatte. Sie wollte sofort eine Antwort tippen, als eine zweite Nachricht eintraf, dieses Mal von ihrem Vater.

Summer, melde dich zu Hause. Deine Mutter kann es jetzt gut gebrauchen, deine Stimme zu hören.

Was zum …? Das klang seltsam. Augenblicklich rutschte Summer von einer Pobacke auf die andere, entschuldigte sich bei Rocco und Bryce und ging zu einem der Büroräume, in dem sich auch Telefone befanden. Keiner da, aber es störte wohl nicht, wenn sie nur kurz ein paar Minuten nach Finera telefonierte.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihre Mutter sich am anderen Ende meldete. „Mom? Ich bin es. Dad hat mir geschrieben, dass ich anrufen soll. Ist etwas passiert?“

Schweigen am anderen Ende, dann ein unterdrücktes Schluchzen. Oh Gott, weinte ihre Mutter etwa?

„Mom?“

„Schatz, Summer, Liebes …“ Tiefes Durchatmen. „Bibor ist gestorben.“

Es traf Summer wie ein Schlag in die Magengrube. Das Bibor ihrer Mutter, der Starter, mit dem ihre Mutter es einst bis zur den Liga-Kämpfen geschafft hatte, war verstorben? Es war schon alt und Käferpokémon hatten einen schnelleren Stoffwechsel, wodurch sie generell nicht so alt wurden wie andere Pokémon, aber … Aber … Das konnte doch nicht sein, nicht Bibor. Nicht der alte Freund, mit dem sie aufgewachsen war. Ihr traten die Tränen in die Augen. Bibor war tot.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  yazumi-chan
2016-02-02T00:42:25+00:00 02.02.2016 01:42
Vergiftetes Heu? Das ist merkwürdig. Ich wüsste jetzt auch nicht, was irgendjemand damit vorhaben könnte, außer halt die Mähikel zu vergiften. Vielleicht ist das Unwetter in die Quere gekommen.
Dass Bibor gestorben ist, tut mir leid, allerdings war das wohl zu erwarten :/ Arme Faith.
Antwort von:  Kalliope
02.02.2016 14:37
Wie ich weiter unten bei Yurippe schon geschrieben hatte, sind Insekten bei uns auch nicht besonders langlebig, entwickeln sich dafür aber sehr schnell in ihre endgültige Form, das habe ich so für die Pokémonwelt übernommen. Mir tat der Teil mit Bibor auch sehr leid, aber es gehört zum Leben dazu :/
Von:  fahnm
2016-01-16T17:11:34+00:00 16.01.2016 18:11
Spitzen Kapitel
Von:  Yurippe
2016-01-05T20:22:15+00:00 05.01.2016 21:22
Oh nein, armes Bibor, arme Faith. :( Interessanterweise ausgerechnet jetzt, wo Summer auch mit Gift zu tun hat.
Antwort von:  Kalliope
07.01.2016 21:31
Ich dachte mir, da Insekten bei uns auch nicht so langlebig sind, könnte das bei den Pokémon ebenfalls zutreffen. Zumal sich Käfer-Pokémon am Anfang recht schnell entwickeln. Aber ja, das ist traurig :( (Bald geht es auch mit Rain weiter!)
Von:  fahnm
2016-01-04T12:36:55+00:00 04.01.2016 13:36
Ein Spitzen Kapitel^^
Antwort von:  Kalliope
04.01.2016 13:37
Danke, freut mich :)


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