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Vertrau mir deine Flügel an

von

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Regen der Erinnerung

Es waren noch nicht einmal ein paar Stunden seit Erenyas letzter Vision vergangen, als Daren wieder die Ungeduld packte. Doch das Puppenmädchen schwieg behaglich weiter und starrte stumm aus dem Fenster.

„Jetzt rede schon! Was liegt in meiner Zukunft?!

Obwohl Daren wieder und wieder auf das Mädchen eingeredet hatte, starrte sie nur weiter aus dem Fenster, als hätte sie ihn nicht gehört.

„Verdammt! Wie hat das Geflügel sie nur zum sprechen gebracht? Wie haben sie sie immer das sehen lassen, was sie wollten?“

Daren blieb das ganze ein Rätsel. Er hatte nun zwar die wertvollste Waffe gegen die Engel, aber sie brachte ihm rein gar nichts, wenn sie keine nützliche Information gab.

„Der Garten ist wunderschön...“

Verwundert sah Daren zu dem Mädchen auf, das lächelnd aus dem Fenster blickte. Bisher hatte sie nur geschwiegen, außer wenn sich eine Vision ergeben hatte. Doch nun sprach sie, als hätte der Sehersaft jegliche Wirkung verloren.

„Garten?“

Etwas irritiert sah Daren aus dem Fenster zu dem auch Erenya raus sah. Doch außer ein paar Bäumen, die kahl den Winter begrüßen wollten, sah er nichts. Keine Blumen, kein Leben und keinen Garten.

„Red nicht so einen Schwachsinn, da ist nichts!“

Wütend erhob sich Daren von seinem Platz und ging auf Erenya zu, die er grob an der Schulter packte.

„Sehe sofort etwas, was mit mir zu tun hat!“, knurrte er das Puppenmächen an, dass ihren Kopf hob und ihn mit ihren lilafarbenen Augen fixierte, als wollte sie ihn hypnotisieren.

Und wie von selbst, stockte Darens Atem, als er in die Knie ging und sich in einen tranceartigen Zustand ergab.
 

Daren verstand die Welt nicht mehr, als er die Augen öffnete und sich in einem dichten Wald wiederfand. Bis vor wenigen Sekunden hatte er sich noch in seiner Hütte bei Erenya befunden, doch sowohl die Hütte als auch das Mädchen waren verschwunden.

„Wo zum Teufel bin ich hier?“

Langsam lief Daren los und ging tiefer in den Wald hinein. Er konnte sich nicht gegen dieses nostalgische Gefühl verwehren, dass in ihm aufstieg. Irgendwoher kannte er diesen Wald. Er wusste nur nicht mehr woher, bis er etwas hörte, was die Erinnerung in ihm wachrüttelte.

„Mama... Hilf mir...“

Vorsichtig näherte sich Daren dem Ort, wo die Stimme herkam und schließlich, als er durch das Dickicht stieß, sah er ein kleines Mädchen, das weinend am Boden hockte.

Ihm war diese Szene nicht unbekannt, denn er hatte sie schon einmal erlebt. Damals, wo seine Welt noch in Ordnung gewesen war.

„Mama...“

Schluchzend saß das Mädchen am Boden und rief nach der Person, die ihr bisher immer Schutz gewährt hatte.

'Das ist doch...'

Es war das erste Mal seit Jahren, dass Daren sich wieder an dieses Mädchen mit den braunen gelockten Haar erinnerte. Sie war damals die einzige gewesen, die ihn nicht als Monster bezeichnet hatte.

„Hast du dich verlaufen?“

Mit verheulten Augen sah das Mädchen zu dem Jungen auf, der sie mit seinen gelben Augen fixierte. Ernst sah er sie an und machte sich eigentlich auf einen entsetzten Aufschrei gefasst. Doch in ihrer Verzweiflung sprang das Mädchen auf und klammerte sich an den fremden, weißhaarigen Jungen.

Daren erinnerte sich wieder daran, wie sich sein Yukata mit den Tränen des Mädchens vollgezogen und seine Haut befeuchtet hatte. Doch es hatte ihn nicht gestört. Stattdessen hatte er seine Arme um die Fremde gelegt und sie tröstend an sich gedrückt.
 

Einige Zeit verweilten Darens jüngeres Ich und das Mädchen Arm in Arm. Erst als ihre Tränen versiegt waren, traute sich der junge Oni seine Stimme erneut zu erheben.

„Also, hast du dich verlaufen?“

Erneut fragte der Junge nach um zu erfahren was es mit den Tränen des Mädchens auf sich hatte. Noch immer mit feuchten Augen, sah das Mädchen zu ihm auf und nickte.

Sanft strich der junge Daren über das braune Haar des Mädchens. Noch nie war er einem Menschen so nahe gekommen wie jetzt. Bisher hatte er immer gedacht, dass sie furchterregende Kreaturen waren, die nur zerstören konnten. Doch in Wahrheit waren sie ihm und den anderen Onis nicht so unähnlich. Nur das Hörnchen auf der Stirn fehlte.

„Ich weiß nicht mehr wie ich nach Hause komme“, gestand das Mädchen leise und drückte sich an den Jungen, dessen Nähe ihr gerade Schutz garantierte.

„Ich habe Angst... die im Dorf sagen, dass hier im Wald gefährliche Monster leben.“

Oft genug hatten die Dorfbewohner das Mädchen gewarnt, doch sie hatte ihnen nicht geglaubt. Sie wollte mit eigenen Augen diese Monster sehen, die immer als so grausam beschrieben wurden.

„Monster? Nein. Hier gibt es keine Monster. Nur mein Volk und ich leben in diesem Wald und wir würden sicher keinem gefährlichen Monster erlauben hier zu wüten“, erklärte der junge Daren und lächelte das Mädchen aufmunternd an.

„Keine Monster?“, fragte sie noch einmal leise nach und holte sich durch Darens Kopf schütteln die Zusicherung dafür, dass es wirklich keine Monster gab.

„Komm mit, ich bringe dich nach Hause, Mädchen.“

Vorsichtig löste sich der junge Oni von dem Mädchen, dass ihm nun ein erleichtertes Lächeln schenkte.

„Mein Name ist Akazumi.“
 

Murrend griff sich der erwachsene Daren an den Kopf, als er erfuhr, wie das Mädchen hieß. Er hatte es vollkommen verdrängt.

'Das Mädchen hieß Akazumi. Das Ninjamädchen, dass ich verschont hatte war das Mädchen, dass ich zurück in ihr Dorf gebracht hatte. Was für ein seltsamer Zufall.“

Schweigend beobachtete Daren, wie sein kleines Ich das Mädchen an die Hand nahm und sie vorsichtig aber zielsicher aus den Wald führte.

'Was ist danach geschehen?'

Wie von einer fremden Macht gelenkt, setzte sich auch Daren in Bewegung und folgte den Kindern. Er wollte sich daran erinnern, was aus ihnen geworden war, denn es musste doch einen Grund geben, warum er sie am Leben gelassen hatte.
 

Scharf zog Yuki die Luft ein, als sie Kojis Hand auf ihrem Bauch spürte und zu sah, wie dieser ihre Verletzung heilte. In der Regel tat diese Heilung nicht weh, dennoch durchzog sie kurz der Schmerz, als der Rothaarige sie berührte.

„Wie viele Rônin würden wohl über dich lachen, wenn sie erfahren, dass der Frauenversteher diese heilenden Hände hat?“, stichelte Yuki leise und sah auf die warm glühenden Hände ihres Freundes.

Sie fand es immer noch ironisch, dass jemand wie Koji, der sich schon dutzende Frauenherzen gebrochen hatte und so ziemlich das war, was man sich unter einem richtigen Mann vorstellte, in die Riege der weibischen Heiler gehörte.

„Mach dich nur lustig. Jeder hat seine Bestimmung. Meine war es eben ein Heiler zu werden. Und wie man ja sieht, war das auch gut so. Immerhin konnte ich deswegen deine Verletzungen heilen und meine Bestimmung als Mann erfüllen. Also hat es auch seine guten Seiten.“

Zufrieden besaß sich Koji die verheilte Verletzung und löste seine Hände von Yukis Körper. Auch wenn sie etwas Blut verloren hatte und vielleicht noch schwach auf den Beinen war, würde das wieder werden. Dafür brauchte sie nur etwas Ruhe.

„Sag mal Koji... Wie war es damals, als du noch ein reiner Engel warst? Was hast du eigentlich genau gemacht? Warum bist du wirklich gefallen?“

Obwohl Yuki viele Gerüchte über Kojis Stigmatisierung gehört hatte, wollte sie es endlich von ihm wissen. Doch sein Gesichtsausdruck verriet ihr, wie ungern er darüber sprach oder nachdachte.

„Ich denke nicht gerade mit Freuden an diese Zeit zurück, aber... du bist die einzige, bei der ich denke, dass sie mir glaubt“, flüsterte Koji und setzte sich neben Yuki, die sich langsam wieder aufrichtete.

„Damals war ich, wie du sicher noch weißt, in der Gruppe der Heiler tätig. Doch schnell merkten die höheren Instanzen, dass ich auch ein recht empathisches Wesen besaß. Sie schickten mich also in die Welt der Menschen, wo ich die Worte unseren Herren verbreiten und vor allem die Menschen gegen die Onis aufhetzen sollte.

Damals bin ich den Befehlen, wie viele andere auch, stumm gefolgt. Immerhin haben sie es mir durchgehen lassen, dass ich der Damenwelt sowohl bei uns als auch bei den Menschen schöne Augen machte. Damals... gab es nichts das ich bereute, bis... ich diese Frau traf. Ihr Leben war alles andere als rosig und von Liebe geprägt. Doch jedes Mal wenn ich sie traf und mit ihr sprach, lächelte sie. Es war so, als konnte nicht ihrem Lächeln etwas anhaben. Und irgendwie schaffte sie es, mit Leben einzuhauchen.

Ich begann zu zweifeln, ob die Worte des Alten wirklich absolut waren und scheinbar habe ich diese zweifel zu deutlich demonstriert, als ich ihm seinen wichtigsten Schatz stehlen wollte. Nun ja, wie man sicher bemerkt, ist es mir nicht gelungen, weswegen ich zu einem Gefallenen wurde. Aber seitdem genieße ich mein Leben und Lächle, egal wie groß die Widrigkeiten sind. Das hat mir diese Frau damals beigebracht. Und seitdem reise ich durch die Welt, probiere die inländischen Delikatessen und genieße die hübschesten Frauen.“

Leise lachte Koji über seine letzten Worte, die Yuki aber nur ein leises Seufzen entlockte. Egal wie gut sie den Rotschopf auch kannte, sie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass er so ein Weiberheld war.

„Na schön, aber wieso genau hast man dich damit beauftragt Erenya zu finden? Wenn du wieder einer der reinen wärst, könntest du dem Alten wieder diesen wertvollen stehlen wollen.“

Dieses Mal war es Koji, der leise seufzte. Innerhalb kürzester Zeit schwand sein Lächeln und zurück blieb der Ausdruck eines Mannes, den das Schicksal gebrochen hatte.

„Sie existiert nicht mehr...“, wisperte er leise und schloss die Augen.

Yuki verstand, dass es nun wohl besser war zu schweigen, denn die Erinnerungen schienen ihn zu schmerzen und nicht einmal seine heilenden Hände konnten diesen Schmerz lindern.

„Yuki-chan!“

Verwundert sah der Schneeengel auf, wo Mizu zusammen mit einem ihr sehr bekannten Mädchen auf sie zugelaufen kam. Und seltsamerweise wunderte sich Yuki nicht, dass es die Schwerttragende Geiko aus Shimabara war. Irgendwie hatte das Schicksal sie alle miteinander verbunden.
 

So schnell ihn seine Beine trugen, war Daren den beiden Kindern gefolgt. Doch irgendwie waren sei seinem Blick entschwunden, weswegen er hoffte, dass er beide am Waldrand wiedersehen würde. Er wollte unbedingt wissen, was danach geschehen war, denn seine Erinnerungen waren im Laufe der Zeit verschwommen.

Es dauerte bei seiner Geschwindigkeit nicht lange, bis er den Waldrand erreicht hatte, die Kinder blieben aber weiterhin verschwunden.

'Wo sind sie?'; fluchte der Oni innerlich und sah sich in der näheren Umgebung um.

Doch nirgends war auch nur eine Spur von ihnen zu sehen.

„Schnell komm mit! Der gutaussehende Prediger ist wieder da!“

Daren wurde hellhörig, als plötzlich das Gekicher zweier Frauen erklang. An sich interessierte ihn dieser Prediger nicht, doch eine stärkere Macht zwang ihn dazu sich dem Dorf und seinem Mittelpunkt zu näheren.

„Und so hört die Worte Gottes. Jenes Allmächtigen, der die Urgötter eures Landes schuf, damit sie euch behüten. In vielen meiner Träume spricht der Allmächtige zu mir und so kam er auch dieses Mal und schickte mich zu euch, um die Plage alles Guten zu beseitigen.“

Ein leiser verächtlicher Laut entwich Darens Lippen, als er die Worte des gut aussehenden Rotschopfes vernahm.

'Die einzige Plage die existiert seid ihr Geflügel.'

Dem Oni war bekannt, dass viele Engel verkleidet zu den Menschen kamen und dort die tückischen Aufträge ihres Herren ausführten. Das der Rotschopf ebenfalls zu ihnen gehörte, bezweifelte er nicht.

„In eurem Wald ist diese Plage ausgebrochen und mein Herr, der Allmächtige, weiß, dass nur ihr treuen Leute sie beseitigen könnt. Wenn nicht, werden sie eure Kinder fressen, euch eurer Leben berauben und das Dorf den Flammen opfern. Ich habe diese Bilder dank der Allmacht des Herren gesehen und konnte nicht anders als zu euch zu eilen und euch vor diesen Monstern zu warnen.

Sie werden sich als eures gleichen tarnen und wenn sie es nicht tun, werden sie euch ihre Freundlichkeit vorspielen. So wie vor einigen Tagen, als ein Abkömmling dieser Plage eines eurer Kinder aus dem Wald führte. Er war ein Späher, der die Lage für sie auskundschaften sollte. Wenn ihr Leben und dem Herrn weiter dienen wollt, müsst ihr diese Plage beseitigen.“

Darens Augen weiteten sich mit jedem Wort, dass der Prediger sprach, mehr. Er ahnte, was nun konnten würde, weswegen er sich von der Szene abwandte und zurück zum Wald lief. Er musste schnell zu seinem Volk, um es vor dem Angriff des Ninjapaares zu warnen.
 

Daren war verwundert, als er nur wenige Schritte gelaufen war und nun schon inmitten seines Dorfes stand. Die Sonne war bereits untergegangen und die Dunkelheit reicht dem Mond freundlich um Kooperation bittend die Hand.

'Was zum...'

Erst jetzt realisierte Daren, dass etwas ganz und gar nicht stimmen konnte. Eigentlich lag seine Heimat viel tiefer im Wald verborgen und er hätte weit aus mehr Schritte gehen müssen, um sie zu erreichen. Außerdem hatte er die Sonne nicht untergehen sehen. Bis vor wenigen Augenblicken war es noch helllichter Tag gewesen.

'Kann es sein?'

Nur langsam verstand der Oni, was hier los war und warum er die Kinder zuvor aus dem Blick verloren hatte. Und irgendwie hasste er sich dafür, dass seine Neugier ihn so geblendet hatte, dass ihm dieser Fakt einfach so entgangen war.

'Ich kann es nicht aufhalten... ich kann es mir nur ansehen. Aber wozu? Wozu soll ich diese Grausamkeit noch einmal miterleben?'

Wütend griff sich Daren an den Kopf und murrte leise. Er ahnte bereits, was er wohl als nächstes sehen würde, wenn er sich in Bewegung setzte und zum Haus seiner Eltern ging.

„Will ich das sehen? Ich weiß doch wie sie gestorben sind!“, knurrte er laut gen Himmel, als würde dort jemand sein, der ihm zuhörte.

Einen Augenblick lang verweilte Daren noch auf der Stelle, ehe er sich schließlich widerwillig in Bewegung setzte. Er wusste, dass er wohl keine andere Wahl hatte, als sich diesen Alptraum weiter anzusehen.
 

Er hatte das Haus seiner Eltern kaum betreten, als sich ein nostalgisches Gefühl in ihm breit machte. Es war Ewigkeiten her, seit er seinen Geburtsort betreten hatte. Die Zeit war so schnell vergangen, dass die Vergangenheit nur noch wie ein Traum erschien, aus dem er selbst heute noch nicht erwacht war.

Wissend, was passieren würde, schlug Daren den Weg zu seinem Zimmer ein, doch von einer unbekannten Macht aufgehalten, hielt er inne und sah wie hypnotisiert in die Richtung, wo das Zimmer seiner Eltern war.

'Ich war gar nicht in meinem Zimmer...'

Schlagartig erinnerte sich Daren wieder daran, was wirklich passiert war, weswegen er nun doch zum Zimmer seiner Eltern umlenkte.

'Ich wurde nicht einfach übersehen und deswegen verschont...'

Wilder klopfte Darens Herz, als er sich dem Zimmer näherte und schließlich die Tür aufstieß.

Dort sah er sie, die zwei Ninjas, die seinen Vater bereits zu Boden gerungen hatten und nun seine Mutter bedrohten, die ihn schützend im Arm hielt.

„Mach schnell...“, brummte der Man, der seine weibliche Begleiterin dazu aufforderte, auch die letzten beiden Mitglieder der Familie auszulöschen.

Leicht nickte die Frau und hob ihre Hand, die sie zielsicher bewegte. Nur wenige Augenblicke später löste sich die Mutter von ihrem Kind und fiel erstarrt zu Boden.

„Beeil dich!“, forderte der Mann nachhaltig, doch dieses Mal zögerte seine Frau und starrte auf den Jungen, der weinend an seiner Mutter rüttelte.

„Mama... Papa... wacht auf! Schickt diese Monster weg!“, klagte der Junge mit angsterfüllter Stimme.

Er ignorierte die Gefahr, die von der Ninjafrau ausging, die mir erhobenem Pfeil vor ihm stand und zum Wurf bereit war.

„Glaubst du das, was der Prediger sagte? Schau dir den Kleinen doch an. Er ist unserer kleinen Akazumi gar nicht so unähnlich. Können wir dieses Kind wirklich umbringen?“

Schweigend sah der männliche Ninja zu seiner Partnerin, die ihre Hand langsam sinken ließ.

„Dir ist klar, dass er uns auf ewig heimsuchen wird, wenn wir ihn nun am Leben lassen?“, fragte er nach einer Weile und sah zu dem Jungen, der sich weinend an den Busen seiner Mutter drückte.

„Er würde es doch zu Recht tun. Aber vielleicht verschont er dann unsere kleine Akazumi. Dann wären sie quitt und müssten einander nicht hassen.“

Immer noch nachdenklich sag der Mann zu dem Jungen, der schluchzte und weinte. Schließlich zog er sich seine Maske vom Gesicht und ging auf den Jungen zu, der verängstigt zu ihm aufblickte.

„Hör gut zu, Bengel. Und präge dir mein Gesicht gut ein. Solltest du überleben und zurückkommen, kannst du dich rächen an wen auch immer du willst. Das Mädchen namens Akazumi wirst du aber verschonen, verstanden?!“

Ernst, fast schon böse fixierte der Ninja den Jungen, der zaghaft nickte.

Er würde das Mädchen Akazumi verschonen, aber nicht weil diese Mörder es so wollten. Akazumi war seine Freundin und Freunde tötete man nicht.

„Braver Junge. Und nun lauf zu den anderen und verschwindet aus diesem Wald.“

Fast schon sanft und liebevoll tätschelte der Ninja den Kopf des Jungen, der noch immer schluchzte, aber erneut nickte.

Wie es der Mann von ihm verlangt hatte, lief er aus dem Haus seiner Eltern zu einem Mann im Dorf, der ein enger Vertrauter seiner Familie war.
 

Ruhig beobachtete Yuki von ihrer Position aus die Hütte, neben dem Kirschbaum. Sie wusste, dass sich darin befand schließlich hatten selbst Onis keine Notwendigkeit für Lügen. Sie waren nur noch einen Steinwurf von Erenya entfernt und doch musste sie allein schon wegen der Menschenmädchen vorsichtig sein.

„Wir sollten einfach rein stürmen, den Mistkerl überwältigen und ihm eine Lektion erteilen“, grummelte Chia, die das Warten leid war.

Sie war zum kämpfen hergekommen und nun um nun darauf zu warten, dass sich das Geflügel seiner Sache sicher wurde.

Leise seufzte Yuki und sah zu der Geiko, die kampfbereit ihr Kodachi zog und sich bereit machte auch ohne die anderen vorzustürmen.

„Warte...“

Rasch hob Koji die Hand und hielt die Geiko zurück, die wirklich zu allem bereit war.

„Wir gehen zusammen. Ich hab ein ungutes Gefühl dabei eine Dame alleine gehen zu lassen“, erklärte der gefallene Engel und erhob sich nun, wodurch er aus ihrem Versteck herausragte.

Ruhig trat Koji, dicht gefolgt von den drei Mädchen aus dem Versteck und lief vorsichtig auf die Hütte zu. Er spürte, dass etwas nicht stimmte, denn obwohl er Darens Aura nur zu deutlich wahrnahm und es diesem wohl nicht anders ergehen sollte, verhielt er sich ungewöhnlich ruhig.

„Dieser Oni muss sich seiner Sache wirklich sicher sein. Wir nähern uns ihm und er scheint da drinnen Däumchen drehend auf uns zu warten.“

Koji verstand den Grund für Yukis Gemurre nur zu gut, doch er glaubte, anders als sie, nicht daran, dass sich Daren seiner Sache so sicher war.
 

Mit Schwung trat Chia die Tür ein, als sie bemerkte, dass weder Koji noch Yuki vor hatten sie zu öffnen.

„Sie ist nun offen. Jetzt weiß er sicher, dass wir da sind, als können wir rein“, erklärte sie kühn und betrat die Hütte.

Zweifelnd sahen sich Yuki und Koji an, beschlossen aber der Geiko zu ihrer Sicherheit zu folgen.

„Also, wo ist dieser Oni?“

Suchend sah sich die Gruppe in dem kleinen Raum um. Und schließlich, bei einem Tisch an dem das gesuchte Püppchen saß, sahen sie auch ihn, zusammengesunken vor dem Mädchen hockend.

Langsam ging Koji auf den Oni und das Mädchen zu und besah sich beide ganz genau. Es dauerte aber nicht lange, bis er verstand, was genau los war.

„Deswegen hat er uns nicht bemerkt...“, nuschelte Koji und wandte sich zu seinen Begleiterinnen zu.

„Wir müssen warten. Momentan wäre es alles andere als gut, wenn wir auch nur einen von beiden berühren.“

Fragend sahen die Mädchen den Gefallenen an, der leise seufzte. Er wusste, dass er wohl sein gesamtes Wissen preis geben musste, wenn er wollte, dass sie seine Worte verstanden.

„Daren befindet sich gerade in einer von Erenyas Visionen. Wenn wir jetzt einen von beiden berühren, könnten wir ebenfalls in dieser Vision landen. Das Ende vom Lied wäre, dass es Erenyas Geist überlastet und ihn zerstören würde. Eine Person in ihrer geistigen Ebene ist noch unbedenklich, bei zwein wird es kritisch. Selbst den Geist eines starken, geübten Sehers, würde man schaden, wenn fünf Personen in ihn eindringen.“

Nachdenklich sahen die Mädchen zu Daren und Erenya, die er selbst jetzt, wo sie endlich hier waren, noch als Geisel hielt.

„Dann müssen wir sie nur aus dieser Vision wecken, oder? Ganz einfach. Wo ist da also das Problem?“

Vorsichtig setzte sich Chia in Bewegung und lief auf Erenya, die stumm und starr Daren ansah, zu. Doch bevor sie das Mädchen erreichen konnte, stellte sich Koji mit gezogener Waffe in den Weg und sah sie ernst an.

„Das ist unmöglich. Es gibt nur zwei Wege diese Vision zu beenden. Sie einfach enden zu lassen, oder Erenyas Geist in der Vision zu zerstören. Zweiteres würde sie allerdings umbringen. Wir können also nur abwarten und hoffen das Daren ihrem Geist keinen Schaden zufügt.“

Murrend wandte sich Chia ab und setzte sich auf einen Stuhl, den sie vom Tisch zu sich gezogen hatte. Ihr behagte es nicht auch nur eine Minute zu warten, aber sie wollte das Engelchen auch nicht umbringen. Dafür war sie nicht hergekommen.
 

Minuten verstrichen, in denen die Gruppe schweigend auf den Oni und das Engelchen sahen. Beide hatten noch keinen einzigen Muskel gerührt, so dass es schwer war einzuschätzen, was in Erenyas Vision gerade passierte.

„Sag mal, Koji-kun, woher weißt du eigentlich soviel über die Seher? Oder ist das auch dir bekannt gewesen, Yuki-chan?“

Fragend sah Mizu zu den beiden Engeln, die es lieber bevorzugt hätten weiter zu schweigen, doch scheinbar mussten sie den beiden Menschenmädchen rede und Antwort stehen.

„Mir war das selbst nicht bekannt. Und ich wundere mich ehrlich gesagt auch, woher Koji das weiß. In der Regel können nur jene das wissen, die öfter in der Nähe eines Seher sind. Also, Koji, woher beziehst du diese Informationen?“

Ein schmerzlicher Seufzer entwich Kojis Lippen, als nun auch Yuki ihn fixierte und Antworten forderte. Wie gerne hätte er diesen Teil seiner Vergangenheit weiter verdrängt? Wie gerne hätte er es einfach dabei belassen, dass Yuki eben nicht alles über ihn wusste?

„Ich habe das alles dank Luziel-sama erfahren. Sie war eine Seherin und ich habe sie kennengelernt, als man mich ihr persönlich als Diener unterstellte. Ich hatte viel von den Sehern gehört, von ihrer puppenartigen Erscheinung und war deswegen vollkommen überrascht, als Luziel-sama mich mit einem warmen aufrichtigen Lächeln begrüßt hatte.“

Kurz hielt Koji inne, als er die etwas erbosten Blicke Yukis auf sich spürte. Ihm war klar, dass auch ihr der Name Luziel ein Begriff war.

„Luziel ist also die Frau, der du dein Herz geschenkt hast?“, fragte Yuki und verschränkte die Arme.

Selbst Mizu, die Luziel nicht einmal kannte, verstand, dass sie wohl etwas besonderes gewesen sein musste, wenn Yuki schon so wütend reagierte. Die Frage war nur, warum es den Schneeengel so dermaßen verärgerte.

„Genau. Als ihr Wächter verbrachte ich, neben meiner eigentlichen Aufgabe, viel Zeit mit ihr. Ich habe viele ihrer Visionen gehört und ein paar Mal hat sie mir diese gezeigt. Ich sah, was sie quälte, was sie zum Weinen brachte und dieses Wissen brach mir fast schon das Herz. Und obwohl ich es kaum aushielt, war Luziel-sama so stark, dass sie hinterher immer lächeln konnte, trotz dieser grausigen Erinnerungen.“

„Moment! Ich will es nur besser verstehen. Seher können sich an ihre Visionen erinnern und diese Frau lächelte, obwohl sie das ganze Leid gesehen hat?“

Erschrocken zuckte Koji zusammen, als er Chia, die sich plötzlich in diese Unterhaltung einklinkte, vernahm.

„Nein. Eigentlich waren nur Luziel-sama und der allererste Seher in der Lage sich daran zu erinnern. Seher wechseln bei einer Vision in eine Art Schutzpersönlichkeit. Wenn sie aus dieser erwachen, haben sie jedes Bild ihrer Vision vergessen. Deswegen ist es auch so wichtig, dass jemand in ihrer Gegenwart ist und die Vision hören kann, damit sie nicht verloren geht. Luziel-sama hingegen wechselte nie zu dieser Schutzpersönlichkeit. Sie konnte auch auf Befehl Visionen empfangen. Deswegen galt sie als wertvollster Schatz und wurde Tag und Nacht bewacht. Sie war als eine der wenigen stark genug, um das Leid der Welt bewusst und unbewusst zu verarbeiten, nicht wie andere Seher, die trotz ihrer Schutzpersönlichkeit dem Wahnsinn verfielen oder starben.

Luziel-sama war anders. Einzigartig und ich hatte mich in sie verliebt, weswegen ich eine folgen schwere Entscheidung traf. Ohne über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken, sammelte ich ein paar meiner treusten Freunde und plante den Diebstahl des wertvollsten Schatzes unserer Heimat.

Doch wie sind gescheitert und allesamt stigmatisiert auf die Erde verbannt worden.“

Ruhig hatten die Mädchen dem Gefallenen zugehört, der mit traurigen Blick aus dem Fenster sah und noch in den Gefühlen seiner traurigen Vergangenheit schwelgte.

„Und diese Luziel? Was ist mit ihr passiert?“, fragte Chia schließlich.

Wenn sie schon zum Warten verdammt waren, wollte sie wenigstens etwas unterhalten werden, auch wenn sie dafür den Geschichten des fedrigen Volkes lauschen musste.

„Ich weiß es nicht. Alles was ich erfahren habe ist, dass sie starb“, erklärte der Rotschopf fast schon wehmütig.

„Ermordet trifft es wohl eher.“

Verwundert sah Koji zu Yuki, die ruhig und gelassen auf ihrem Stuhl saß und scheinbar zu wissen schien, was mit seiner geliebten Luziel passiert war. Dem Schneeengel blieb auch nicht verborgen, dass man sie erwartungsvoll anstarrte, weswegen sie tief Luft holte, als würde das nun eine lange Geschichte werden.

„Ist ja gut. Ich hab davon über ein paar Ecken und Kanten erfahren. Luziel hatte wohl ihren Dienst als Seherin nur getan, weil man ihr versprochen hatte, dass sie ab und an ihre Tochter sehen dürfe. Doch man hat sie nur vertröstet, weil sie nicht wollten, dass ihr wertvoller Schatz von der Folterung der Tochter erfuhr, oder das sie rausbekam, dass man eine Puppe aus ihr machte. Irgendwann hielt es Luziel aber nicht mehr aus und schlich sich in den Garten ihrer Tochter. Allerdings verstieß sie damit gegen die ihr auferlegten Regeln und unterschrieb damit ihr Todesurteil. Man hatte sie entdeckt und vor den Augen der eigenen Tochter, die sie nicht einmal mehr als ihre Mutter erkannt hat, umgebracht.“

Mit jedem Wort das gesprochen wurde, weiteten sich Kojis Augen mehr. Bisher hatte er immer geglaubt, dass seine geliebte Luziel eines natürlichen Todes gestorben war. Doch die nun bittere Wahrheit schmerzte ihn noch mehr.

„Sie hatte eine Tochter? Lebt sie noch?“

Hoffnungsvoll sah Koji den Schneeengel an. Er hoffte, dass wenigstens ein Teil seiner Luziel noch lebte.

„Luziels Tochter ist die letzte Seherin. Demnach solltest du wissen, ob sie noch lebt, oder nicht“, erklärte Yuki und ließ ihren Blick dabei zu Erenya gleiten.

Jeder verstand, was der Schneeengel damit meinte, doch Koji war der einzige, der verstand, was dies für ihn bedeutete und dass man ihn erneut zu einer Marionette gemacht hatte.
 

Langsam war Daren seinem kleinen Ich nachgelaufen und hoffte, dass dieser Alptraum endlich enden würde, wenn er durch diese Tür ging. Kurz hielt er zweifelnd bei der Tür inne und starrte auf die Maserung, die ihn selbst heute noch so vertraut wie damals in seiner Kindheit war. Ungewohnt unruhig hob der Oni seine Hand und legte sie auf das Holz, dass sich unter seinen Fingern so real anfühlte.

'Was soll das? Ist das ein Traum? Ist das Realität? Was ist das hier?'

Zögernd schob Daren die Tür auf und verließ das Gebäude, welches sich wie ein Traumgebilde auflöste, als er vollständig hinaus getreten war.

Noch verwirrter als zuvor, sah sich Daren um, doch er stand hier auf einem offenen Feld, was ihn erkennen ließ, dass er nicht länger im Onidorf war.

„Baba-san, warum müssen wir weg? Wenn Mama und Papa aufwachen wird alles wieder gut.“

Erschrocken wandte sich Daren in die Richtung, aus der er eindeutig die Stimme seiner Vergangenheit und knarrende Wagenräder hörte. Und nicht unweit von ihm, kam eine Gruppe Onis in Menschengestalt auf ihm zu. Ihr weniges Hab und Gut hatten sie zu den Kindern und Alten in die Wagen gepackt, die sie nun über das offene Feld, dass nicht weit von ihrer Heimat entfernt war, zogen.

„Wir sind in unserer Heimat nicht mehr sicher, kleiner Oni-Prinz des Nordens. Wir gehen deswegen dahin, wo man uns Zuflucht und Schutz gewährt. Weit im Westen, liegt der mächtige Kazama-Clan. Niemand, nicht einmal die bösen Engel trauen sich in ihre Nähe.“

Mit aller Geduld, die der alte Diener von Darens Familie aufbringen konnte, erklärte er dem jungen Oni, was ihr Pläne waren. Er wollte den Jungen, der seit dem Morgen nur von seinen Eltern sprach und noch nicht verstand, dass diese nicht mehr unter ihnen weilten, etwas von diesen Gedanken ablenken.

„Baba-san! Sie sind hier!“

Unruhe machte sich unter den Reisenden breit und selbst Baba brauchte keine weiteren Worte hören, um zu wissen wieso. Er spürte die Gefahr nur zu deutlich.

„Nehmt euch die Kleinen und lauft! Sucht euch sichere Verstecke und schlagt euch bis zu Kazama-dono vor! Alle von uns können sie nicht umbringen!“

Ohne lange zu zögern, schnappte sich Baba den kleinen Daren und reichte ihn an einen jungen Mann weiter. Von der Panik um sich herum ergriffen, drückte sich der Junge Schutz suchend an den Mann, der sich orientierungslos in Bewegung setzte.

Schreie übertönten die Stille des offenen Feldes und wie der Duft eines aufblühenden Blumenmeeres, verteilte sich das feine Aroma sterbender Onis.

Fest drückte der junge Man Darens Kopf an seine Brust. Er wusste, dass die Abschlachtung begonnen hatte und er wollte nicht, dass der Junge es mit ansehen musste.
 

Fest drückte sich Daren an den jungen Mann, der sich mit ihm bis zu einem seicht fließenden Fluss am Wegrand vorgeschlagen hatte.

Sowohl der Duft des Blutes, als auch die Schreie waren verschwunden und gaben dem Jungen irgendwie ein Gefühl der Sicherheit.

„Ich habe Durst...“, nuschelte der Junge, als er lauschte und das monotone Rauschen des Flusses vernahm.

Es war fast so, als hätte das Rauschen die Arbeit der Sirenen übernommen, denn es lockte den Jungen, dessen Kehle immer trockener wurde, verführerisch an.

Unsicher sah sich der junge Mann um, nickte aber schließlich und ließ den Kleinen runter, der sofort zum Flussbett rannte und mit seinen Händen eine Schale formte, die er mit dem klaren Wasser füllte. Erst als seine kleinen Hände gefüllt waren, setzte er sie sich an die Lippen und stürzte das wohltuende Nass seine Kehle runter.

Ein zweites Mal hielt er seine Hände ins Wasser und füllte sie mit dem erfrischenden Lebenselixier, doch anders als beim ersten Mal, war das Wasser nicht mehr so rein. Hauchzart umspielte ein rosafarbener Schimmer die Flüssigkeit und ließ Daren in Ehrfurcht erstarren. Vorsichtig sag der Junge neben sich, wo ein kleines rotes Rinnsal, sich mit dem reinen Fluss vereinte.

„Ist das Wasser gut?“

Die Augen des Jungen weiteten sich, als ein Schatten neben ihm erschien, kaum dass die sanfte Stimme einer Frau erklungen war.

„Es ist kühl...“, nuschelte der Junge als Antwort und blickte zu der weißhaarigen Frau auf, die soeben in das rote Rinnsal neben ihm getreten war.

Ruhig bückte sie sich und ließ ihre zierliche Hand ins kühle Nass gleiten.

„Bringst du mich nun auch um, Engel-Tante?“, fragte er und sah in die traurig drein blickenden, blauen Augen der Engelsdame.

„Du bist ein schlauer Bursche. Wie alt bist du?“

Ohne das Kind neben sich anzusehen, zeichnete der weiße Engel mit seinen Fingern kleine Kreise ins Wasser.

„Ich werde schon sechs! Du hast aber meine Frage nicht beantwortet. Bringst du mich jetzt auch um?“

Abwartend sah Daren zu der Frau, die nachdenklich ins Wasser sah.

„Sechs also... Dann bist du ja schon groß genug, um für dich alleine sorgen zu können, oder?“, flüsterte der Engel gedankenverloren.

Daren verstand nicht ganz, was sie meinte und dennoch nickte er. Vieles hatte er von seinem Vater gelernt und einiges davon konnte er mit Sicherheit benutzen um auch auf eigenen Beinen stehen zu können.

„Pass auf dich auf, kleiner Oni. Wenn das Schicksal deinen Tod will, so wird es dich dahin führen. Durch meine Hand, ist er dir nicht bestimmt.“

Sanft wuschelte der weiße Engel Daren durchs Haar, der leicht angewidert das Gesicht verzog. Dennoch wandte er seinen Blick nicht von der Frau ab, die sich erhob und langsam in die Richtung ging, aus der Daren mit dem jungen Mann gekommen war.

„Warte, Engel-Tante! Wie heißt du?“

Daren wusste nicht wieso, aber ein Reflex zwang ihn dazu, den fremden Engel nach seinem Namen zu fragen. Dieser blieb auch stehen und sich noch einmal lächelnd zu ihm um.

„Ich trage den Namen des Schnees. Yuki.“

Staunend weiteten sich Darens Augen, als er sah, wie die Frau ihre schneeweißen Flügel ausbreite und sanft wie eine Schneeflocke gen Himmel flog.
 

Leise summend saß Natsu auf einer Stufe, die tiefer in das Hauptquartier der umbenannten Roshigumi führte. Leicht wippte das Fuchsmädchen mir ihren Beinen im Takt des Liedes, während sie darauf wartete, dass die von ihr geforderte Person erschien.

„Du bist es?“

Obwohl Natsu nur die Stimme des jungen Kriegers gehört hatte, schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie hatte zwar nicht mit ihm gerechnet, aber dennoch freute sie sich, dass der junge Krieger hier war.

„Heisuke-san! Es freut mich, dass wir uns wiedersehen, auch wenn ich eigentlich auf jemand anderen warte“, erklärte Natsu ohne den jungen Krieger anzusehen.

Sie befürchtete, dass sie dem Jungen wieder um den Hals fallen und das kein gutes Licht auf sie werfen würde, wenn der geforderte Krieger auftauchte.

„Du meinst Sano-san? Er ist auch hier.“

Verwundert sah Natsu zu den beiden Männern auf und erkannte, neben ihren Lieblingskrieger auch jenen, für den Yukis Botschaft war.

„Das ist also das niedliche Mädchen von dem Shinpachi mir erzählt hat? Du hast wirklich einen guten Fang gemacht Heisuke!“, lachte Harada und wuschelte seinem Freund durchs Haar.

Murrend wehrte sich Heisuke gegen die Berührung und entfernte sich von dem Krieger, der wie schon Shinpachi scherze auf seine Kosten machte.

„Das ist jetzt unwichtig, Sano-san! Sie ist sicher nicht hier, um dir zuzusehen, wie du dich über mich lustig machst!“, murrte Heisuke und richtete sich seine Frisur wieder.

„Genau! Ich habe eine ganz wichtige Nachricht für Harada Sanosuke von der Shinsengumi. Es geht um das Versteck von Erenyas Entführer.“

Kaum das Natsu den Namen des gesuchten Engels erwähnt hatte, schwand das Lächeln in Haradas Gesicht. Ernst sah er das Kitsunemädchen an, dass sich erhob und nun an Heisuke klammerte, als brauche sie seine Hilfe um stehen zu können.

„Wo ist sie?“, fragte Harada schließlich ohne Natsu aus den Augen zu lassen.

„Im Norden von Kyoto gibt es einen Wald. In diesem steht neben einem Kirschbaum eine Hütte. Dort soll sich laut Yukis Informationen Erenya und ihr Entführer befinden.“

Kaum, dass Natsus Stimme verklungen war und Harada alle wichtigen Informationen erhalten hatte, wandte er sich von dem jungen Krieger und der Kitsune ab, um schnell zu seinem Zimmer zu laufen.

„O-Oi! Sano-san, warte!“

Als Heisuke merkte, was er vor hatte, wollte er sofort seinem Freund nachlaufen, doch Natsu hielt ihn mit einem Lächeln fest.

„Nicht gehen, Heisuke-san. Yuki meint, dass ihr anderen nur im Weg wärt. Und deswegen bin ich hier. Ich soll euch... Wie hat Yuki es gleich genannt? Ah genau, ich soll euch beschäftigen und in Schach halten.“

Fest drückte sich Natsu den jungen Krieger, der schlagartig errötete. Sicher war Yukis Aufforderungen die anderen Mitglieder der Shinsengumi in Schatz zu halten anders gemeint gewesen, aber auf ihre Weise hatte das Fuchsmädchen doch Erfolg.
 

Stumm starrte Daren auf das Gras unter sich, das sich langsam auflöste. Wütend vergrub er seine Hände im Dreck und warf diesen in das Bild des brennenden Dorfes.

„Lass mich gehen! Lass mich gehen! Ich kann nicht mehr!“, schrie der gen Himmel gewandt, ohne überhaupt zu wissen, wen er da anschrie.

Brennt, ihr Ketzer!“

Fragend sah Daren auf, als er seine Stimme hörte, die wie ein Donner widerhallte. Es war ihm wohl vertraute Worte und doch konnte er sich nicht daran erinnern sie laut ausgesprochen zu haben.

Doch gerade eben hatte er sie klar und deutlich wahrgenommen. Und nicht unweit von sich entfernt, sah er sein Ebenbild, das sein blutgetränktes Schwert erhob und auf einen weiteren Dorfbewohner niedersausen ließ.

Sterbt, ihr Maden!“

Erneut erklang die Stimme von Darens Ebenbild, doch anders als beim ersten Mal, sah er deutlich, dass seine Lippen sich nicht bewegt hatten.

'Höre ich da meine Gedanken?', fragte sich der Oni.

Doch reichlich schnell wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt.

Langsam wandte sich Daren zu dem Gestrüpp um, aus dem er ein knacksen vernommen hatte. Und dort sah er sie, Akazumi, die erstarrt vor Angst zurückwich.

Er wusste wie sich fühlen musste, immerhin hatte er genauso empfunden, als er erfahren hatte, dass man seine Landsleute ausgelöscht hatte. Sie sah ebenfalls alles, was sie an ihre Heimat erinnerte, in Flammen aufgehen.

'Akazumi...'

Schnell rappelte sich Daren auf, als das Ninjamädchen zurück in den Wald, zu seinem Heimatdorf lief.
 

Atemlos stand Daren in seinem Dorf. Das Unkraut überwucherte die selbst angelegten Felder der Bewohner und an den Türen und Wänden der Häuser klebte grünes Moos, dass sich wie eine Krankheit über das Dorf verbreitete.

Irgendwo am anderen Ende dieser zerfallenen Idylle, hingen die Mörder seiner Eltern. Und wahrscheinlich war irgendwo dort in der Nähe Akazumi, die schon die ersten Strahlen der Sonne sehnsüchtig erwartete.

'Gleich ist es soweit', dachte er und setzte sich in Bewegung.

Er erinnerte sich noch genau daran, wo er gestanden und Akazumi im Gebüsch gesehen hatte.

Langsam näherte sich Daren dem Standpunkt seines Ebenbildes und wie in seinen Erinnerungen, starrte dieses in seiner Oniform zum Gebüsch, wo Akazumi mit großer Sicherheit um ihr Leben bangte.

Und ich dachte schon, die Flammen haben dich gefressen, Kleines.“

Ein böses Grinsen zog sich über sein Gesicht, als er sich von ihr abwandte und langsamen Schrittes die alte Heimat verlassen wollte.

„Jetzt sind wir quitt“, sagte er, doch Daren hörte mehr als diese Worte und griff sich beschämt an den Kopf.

Genauso, wie deine Eltern es sich gewünscht habe.“

Fassungslos sank der echte Daren auf die Knie und starrte ins Gras, das immer dunkler wurde.

'So sehr habe ich mich also verändert... Ich hatte sie doch verschonen wollen, weil sie meine Freundin war... habe ich das wirklich... vergessen?'

Einen kurzen Augenblick lang blieb Darens Atem stehen. Sein Herz hörte auf zu schlagen, doch sein Bewusstsein kämpfte darum am Leben zu bleiben.

Es war ein kurzer Kampf, den Daren mit einem tiefen Atemzug, der ihn in die Wirklichkeit zurückbrachte, gewann.

„Willkommen zurück, Oni.“
 

Noch etwas geistesabwesend, sah Daren von einem Gesicht zum anderen. Er kannte diese Personen und er wusste auch, was sie hier von ihm wollte. Woher sie aber sein Versteck kannten, war ihm schleierhaft.

„Ich hoffe dir hat gefallen was du gesehen hast, Oni. Es werden die letzten Bilder deines Lebens gewesen sein!“, knurrte Koji und richtete sein Schwert auf den Oni, der noch kurz versuchte sich zu orientieren.

„Du bist es, Prediger. Welch Ironie, dass ausgerechnet du nun bei der Armee der Gefallenen bist.“

Ruhig erhob sich Daren und sah zu Erenya, die wieder apathisch aus dem Fenster sag,

„Du hast sie gegen meine Familie aufgehetzt, Prediger. Den letzten von uns, wirst du nicht auch noch bekommen!“

Wütend griff Daren zur Klinge von Kojis Schwert. Ihm war egal, dass er sich verletzte, denn die Schnitte würden sowieso heilen. Anders als die Verletzungen in seinem Herzen.

„Eher noch wird die Seherin sterben!“

Mit ganzer Kraft zog Daren an Kojis Schwert und schleuderte den Gefallenen gegen die Wand. Ohne Umschweife, schulterte er sich die Seherin auf und lief zur Tür, doch Yuki stellte sich ihm in den Weg, während die anderen beiden Mädchen ihn umzingelten.

„Lass Erenya los, dann verschonen wir dich!“

Obwohl es scheinbar keinen Ausweg gab, zumindest versuchte Yuki ihm das klar zu machen, zog Daren sein Schwert und richtete die Klinge auf Erenya.

„Vielleicht verschone ich ja euch... also lasst mich durch, oder ihr Blut wird dein weißes Haupt schmücken.“

Ruhig aber ernst sahen Yuki und Daren einander in die Augen. Der Oni meinte es ernst und der Schneeengel verstand das, denn in seinen Augen sah sie die Zeichen, die ihr sagten, dass er im Gegensatz zu ihnen, nichts mehr zu verlieren hatte.

Widerwillig ging Yuki ihm aus dem Weg und sah zu, wie er die Hütte vollkommen unbeschadet mit seiner Geisel verließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2013-06-25T17:42:10+00:00 25.06.2013 19:42
Also bei dem was Daren passiert ist hatte er wirklich allen Grund um Böse zu werden. Selbst Superman ist es in einer änlichen Situation schon so ergangen und tatsächlich hast du es geschaft Daren damit sogar ein kleinen wenig sympatisch rüber zu bringen.

Wie du diese Vorgeschichte noch mit den anderen Charaktere verknüpft hat war sehr gut gemacht. An sich jetzt nichts besonderes weil man sowas oft findet, aber es kommt eben drauf an obs gut geht oder nicht und ich fand das du alles sehr passend platziert und erklärt hast. Mir hat der ganze Background von vorne bis hinten gefallen.

Einzig etwas bemängel muss ich das Ende vom Kapitel. Es scheint mir irgendwie wieder so als ob sich Yuki und Freunde absolut keine Mühe dabei geben Erenya zu retten. Ich meine die sitzen einfach da und warten und erzählen sich Geschichten von früher bis Erenyas Vision vorbei ist. Warum? Warum haben sie nicht wenigstens ne Art Plan gemacht wie sie denn Erenya da am schnellsten und bestmöglich rauskriegen. Z.B. hätte Chia als Daren zu sich kam ihm erstmal einen Stuhl über den Kopf ziehen können. Yuki hätte dann Erenya schnell packen und aus der hütte holen können, während Mizu und Koji die Lage im Überblick behalten und wenn nötig Daren davon abzubringen an Erenya ranzukommen. Das wäre ne vernünftige Methode gewesen.

So wirkte es doch nun etwas stümperhaft. Es sei denn du magst Erenya nicht sonderlich und willst gar nicht das sie gerettet wird XD

Aber war mir halt nur so am Rande aufgefallen. Ansonstn wieder ein großartiges Kapitel. (Und ich fand die Szene noch sehr toll als Chia die Tür eintritt. Weiß auch nicht. Hatte irgendwie was ^^)
Antwort von:  Erenya
25.06.2013 19:44
Warum sie sich keine Mühe gegeben haben? Tjoa weil ich ein 12. Kapitel brauche xDDD und es noch zu nem heavy kampf kommen soll deswegen. XDDD
Von:  _Natsu_
2013-06-10T18:37:48+00:00 10.06.2013 20:37
Souuu~~

Okay err
wie soll ich das sagen? XD"
'Ich mag Daren' klingt doof...naja es ist auch doof den Bösen zu mögen aber oh my XDDD
Ich mag die Bösen immer
bzw meistens xDDD oh gott schlag mich net XD
Aber...aber die Szene mit dem Mädchen, als er sie getröstet hatte....ich könnt ihn fressen XDDDD
*lacht*
und dann....dundundun
'DAFUQ?! Aka?! O.O" argh"

Oh my Koji's Geschichte ist irgendwie süß und nyaa~ T///T

Und wieder Daren (ja ich lese gerade, während ich schreibe, habe festgestellt, dass ich so alles mehr im überblick hab etc x333~)
Awn~ mir tut Daren Leid...
Oh gohoooooott T/////T *pipi in Augen hat* Klein Daren tut mir Leid, kein Wunder, dass er so einen Hass in sich trägt Q///Q
Du hast die Szene 'wudnervoll' beschrieben (blöd, das an so einer Stelle sagen' aber wie Daren sagt, dass diese Monster verschwinden sollen, die ja eigt Menschen sind und so und argh!!!
Der Vater ist irgendwie pervers...-.- erst bringt er darans Vater eiskalt um, und im nächsten Moment tätschelt er ihm 'sanft' den Kopf -.- *kick*

Oh my und das mit Koji verwirrt mich etwas ._.
besonders der letzte Satz >D
aber die Geschichte über Erenyas Mutter ist wirklich interessant ._."
obschon sie mir irgendwie vertraut vorkam XD vermutlich hast du sie mir erzählt :O" oder so
*drop*

Ah Yuki!
Yuki hat Daren verschont! *-*
Klein Daren awn x333~ ich stell ihn mir irgendwie zucker vor |D

Awn und natsu ist so süß naiv XDD

Daren irgendwie...tut er mir Leid ÓÒ
*schnief*
Antwort von:  Erenya
10.06.2013 20:52
Ich verrat nicht, das ich mit dm Kapitel Daren irgendeine sympathische Seite geben wollte.
Von:  Miss-Tony-Prime
2013-06-06T21:39:44+00:00 06.06.2013 23:39
bei der gischichte ist es klar warum daren so ein psycho ist XD

aber ich hoffe eri kommt bald nach hause :(
Antwort von:  Erenya
06.06.2013 23:43
Sympathisierst du nun mit dem Bösen? XDD Ich habe dich gewarnt.
Antwort von:  Miss-Tony-Prime
06.06.2013 23:46
nein, sterben soll er!!!!
aber ich versteh jetzt warum er so ist wie er ist
Antwort von:  Erenya
06.06.2013 23:47
Armer Daren ;____; hat keine Freunde X'D Naja man hat in dem kapitel nur an der Oberfläche gekratzt, wer weiß wie er sich noch durchschlagen musste.
Antwort von:  Miss-Tony-Prime
07.06.2013 07:52
ergal, sterben muss er *nick. nick* XD


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