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Ein seltsames Team

Crocodile & Daz
von

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Ein seltsames Team

Ein seltsames Team
 

Die Stadt, in der sie sich befanden, war arm und kriminell.

Genauso wie wir beide, dachte Crocodile und grinste unweigerlich sarkastisch. Nach der großen Schlacht um Marineford war er gemeinsam mit Daz untergetaucht und es hatte sie hierhin verschlagen. Die Insel, auf der sie sich derzeit befanden, lag in der Neuen Welt. Das klang fantastischer, als es eigentlich war. Die Stadt, in der sie untergekommen waren und sich neu zu organisieren versuchten, war ein Drecksloch. Die Menschen hier lebten im Elend. Arbeitslose, Säufer, Kriminelle. Doch Marinesoldaten ließen sich hier selten blicken, was ihnen zugute kam. Dass es damit also genau der richtige Ort für ihr Vorhaben war, munterte Crocodile allerdings nur wenig auf.

Er war große, wohlhabende Städte wie Rainbase und Arbana gewohnt und vermisste sein luxuriöses Goldregen Casino. Seine angesammelten Reichtümer hatte er zurücklassen müssen. Falls die Marine sie nicht beschlagnahmt hatten, hatte es sicherlich Nico Robin getan. Um es nüchtern auszudrücken: Er und Daz waren bettelarm. Und sie standen vor dem Nichts. Es würde dauern, bis sie ein paar neue Männer gefunden und sich eine Grundlage aufgebaut haben würden.

Crocodile seufzte und betrat das Hotel, in dem er und Daz wohnten. Da er nicht abschätzen konnte, welche Art von Menschen sich in dieser Stadt herumtrieb und wie gefährlich diese für ihn werden konnten, hatte er beschlossen, erst einmal kein Aufsehen zu erregen. Darum mieteten sie sich von dem wenigen Geld, das sie bisher hatten auftreiben können, zu zweit ein Zimmer in diesem billigen Hotel und verhielten sich möglichst unauffällig.

Die Stufen knarrten, als Crocodile die Treppe zum ersten Stock hinauf stieg. Das Hotel war eine totale Absteige. Es stank im Flur und in den Zimmern, es war dreckig und die Matratzen der Betten waren dünn. Er fühlte sich hier mehr als unwohl. Zu Jammern nützt auch nichts, rief er sich allerdings gleich darauf ins Gedächtnis zurück und drückte die Türklinke hinunter.

Er hatte sich in der Stadt umgehört und heimlich Erkundigungen eingezogen, bisher leider nur mäßig erfolgreich. In dieser Stadt an taugliche Männer zu kommen schien sehr schwierig zu sein, von Geld und einem Schiff ganz zu schweigen. Überhaupt war alles deutlich schwieriger, als Crocodile es sich vorgestellt hatte. Sehnsüchtig dachte er an seine Baroque Firma in Alabasta zurück. An seine Special Agents, Billions und Millions, an die Flotten, die ihm unterstanden und das viele Geld und die Juwelen, die er versteckt hielt. Es war alles verloren.

Und es würde verdammt hart werden, wieder von ganz vorne anzufangen und sich alles neu aufzubauen.

Ihr Hotelzimmer war winzig und möbliert mit zwei Betten, die für sie beide viel zu klein waren, einem Kleiderschrank und einem Schreibtisch mit Stuhl. Daz saß in wachsamer Haltung und mit zu Klingen verwandelten Fingern auf seinem Bett, wurde jedoch lockerer, als er sein Gesicht erkannte.

„Crocodile“, grüßte er ihn und Crocodile nickte ihm stumm zu, „gibt es etwas Neues?“

Crocodile seufzte leise und zog sich seine Schuhe und seinen Mantel aus, während er den Kopf schüttelte. „Überhaupt nichts“, antwortete er, „die Menschen in dieser Stadt sind verdammt misstrauisch. Man kommt sehr schlecht an die Adressen der richtigen Leute. Und das große Problem ist, dass man darum auch nur schwer abschätzen kann, wie gefährlich es in dieser Gegend ist, wer sich hier so herumtreibt und so weiter. Ansonsten hätten wir längst ein paar Wohlhabende überfallen und ich hätte diese Stadt mit einem Sandsturm dem Erdboden gleich gemacht.“ Er setzte sich auf das freie Bett und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand hinter sich.

„Du bist zu ungeduldig“, erwiderte Daz, „wir sind erst ein paar Tage hier. Es werden sich schon noch gute Möglichkeiten ergeben. Ansonsten werden wir wohl weiterziehen müssen, einen ergiebigeren Ort suchen. Oder ich beraube tatsächlich ein paar Reiche, so wie du es vorgeschlagen hast. Von den Shichibukai, Yonkou oder Supernovae haben wir hier schließlich nichts gehört.“

Crocodile zog die Augenbrauen zusammen. „Du bist zu unbekümmert, Daz“, tadelte er, „in Alabasta haben sich auch keine bekannten Piraten herumgetrieben. Am gefährlichsten sind diejenigen, die man nicht kennt und nicht einschätzen kann. Eines der wenigen Dinge, die mich der Kampf mit Mugiwara gelehrt hat. Ich will kein Aufsehen erregen. Nicht, bevor wir nicht mehr über die Gegend hier herausgefunden haben und uns absolut sicher sein können.“

„Natürlich, du hast Recht“, stimmte Daz ihm zu und sah zum Fenster auf die Straße hinaus. Inzwischen dämmerte es draußen bereits. Es würde nicht mehr lange dauern, bis diese fürchterliche Stadt in Dunkelheit gehüllt war. Vielleicht würde es auch regnen. Seit ihrer Ankunft auf dieser Insel hatte es bereits dreimal plötzlich zu regnen begonnen, sehr zu Crocodiles Missfallen. Zwar besaß er noch immer seinen tödlichen Goldhaken und auch Daz schärfte seine Sinne, wenn sie sich draußen im Regen herumtrieben, doch es gefiel ihm trotzdem nicht, sich ohne seine so mächtige Teufelskraft in dieser fremden Umgebung aufzuhalten.

Für einen Augenblick schloss Crocodile die Augen. Es war sehr lange her, seit er sich das letzte Mal in einer Situation wie dieser befunden hatte. Er stand vor dem absoluten Nichts. Nun, genau genommen hatte er sogar noch weniger als Nichts: Seit ihm der Titel als Shichibukai entzogen worden und er aus Impel Down geflohen war, wurde er auch wieder von der Weltregierung gejagt. Sein altes Kopfgeld war wieder aktiv. Wahrscheinlich haben sie es noch ein wenig hoch gesetzt, dachte Crocodile ein wenig bekümmert. Von Ruhm hatte er nie viel gehalten. Was nützten ihm die Bewunderung und Jubelrufe von Menschen, die kaum intelligenter waren als Affen? Zu gerne hätte er seinen Ruhm gegen ein gutes Schiff und Geld getauscht. In dieser Stadt fühlte er sich seltsam ohnmächtig.

„Möchtest du schlafen?“, unterbrach Daz’ ruhige Stimme seine Gedanken, „Ich kann die erste Wache übernehmen. Du siehst sehr angeschlagen aus.“

„Ich bin nicht müde“, gab Crocodile zurück. Das war er tatsächlich nicht. Er hing gerade bloß seinen Gedanken nach und sinnierte ein wenig. In letzter Zeit war er sehr still und in sich zurückgezogen gewesen. Darum wunderte es ihn nicht, dass Daz ihn noch ein wenig mehr bemutterte als sowieso schon.

„Ich kann dir eine Zeitung besorgen“, bot Daz an, doch erneut lehnte Crocodile ab.

„Ich möchte nicht lesen. Ich möchte überhaupt nichts tun, außer hier zu sitzen und die Stille zu genießen.“

„Ist denn alles in Ordnung mit dir? Du bist in letzter Zeit seltsam.“

Crocodile öffnete eines seiner Augen und sah zu Daz hinüber, der unbeweglich wie eine Bronzestatue auf seinem Bett saß und ihn mit einem ruhigen Gesichtsausdruck musterte. Er zeigte nur sehr selten offen seine Gefühle, doch man spürte deutlich, dass er ständig besorgt um ihn war. Vor allen Dingen, seit sie beide sich in dieser Stadt befanden.

Crocodile war sich durchaus dessen bewusst, dass ihre Beziehung nicht mehr dieselbe war wie noch zu Zeiten der Baroque Firma in Alabasta. Wenn man gemeinsam aus einem Gefängnis ausbrach, eine der größten Schlachten der Ära durchlebte und sich nun eine neue Existenz aufbaute, dann kam man einander unweigerlich näher. Inzwischen duzten sie beide sich und sprachen offener über ihre Pläne und ihr Vorhaben. Crocodile nahm es Daz nicht übel, wenn er seine eigene Meinung äußerte; wenn er recht darüber nachdachte, begrüßte er diese Eigenschaft eigentlich sogar. Eine kritische, zweite Meinung deckte immer mal wieder Fehler in seinen Plänen auf, die er in seiner eigenen Engstirnigkeit vielleicht übersehen hätte.

Außerdem hatte Daz damit begonnen, sich extrem um ihn zu sorgen. Wenn er früher absolut gehorsam jeden seiner Befehle befolgt hatte, so neigte er nun sogar schon dazu, ihn zu bemuttern.

Es überraschte Crocodile selbst, doch dass sich sein Untergebener so aufmerksam um ihn kümmerte, machte ihm deutlich weniger aus, als er es erwartet hatte. Wenn er ganz ehrlich zu sich war, dann genoss er diese Bemutterungen gelegentlich sogar. Es gab ihm das angenehme Gefühl, nicht völlig alleine in dieser fremden Stadt dazustehen. Daz stand ihm zur Seite, folgte ihm und gehorchte seinen Befehlen.

Es ging sogar so weit, dass Crocodile ihm in einem bestimmten Rahmen zu vertrauen begann. Natürlich vertraute er nicht auf Daz’ Stärke –er war sich sicher, dass es eine Menge Leute gaben, die stärker waren als er-, doch er vertraute ihm zumindest in Bezug auf seine Loyalität. Crocodile konnte ruhig schlafen, wenn Daz versprach, die Wache für die Nacht zu halten, denn er war sich sicher, dass er ihn niemals hintergehen oder verraten würde. Und das war ein sehr angenehmes Gefühl. Er war dankbar dafür, dass Daz ihm zur Seite stand.

„Du machst dir zu viele Sorgen, Daz“, sagte Crocodile. „Mir geht es gut. Ich werde auch die erste Wache halten. So wie ich dich kenne, hast du nicht geschlafen, bis ich wieder zurückgekommen bin. Oder?“

Daz nickte stumm und sah dann wieder zum Fenster hinaus. Vereinzelt trafen kleine Regentropfen auf die die dünne Fensterscheibe und sofort begann Crocodile sich ein wenig unwohl zu fühlen. Gedankenverloren strich er mit der rechten Hand über die glatte und kühle Oberfläche seines Goldhakens. Hoffentlich sind wir bald mit dieser beschissenen Stadt fertig, dachte er missmutig, am liebsten wäre er trotz des Regens jetzt sofort aus diesem Hotel und von dieser verfluchten Insel verschwunden.

Crocodile fühlte sich hier unsicher. Er kannte diese Stadt nicht, kannte die Leute nicht. Er fand einfach keine Männer, kein Schiff und an Geld kam er auch nicht. Selbst in Impel Down hatte er sich auf eine bizarre Art und Weise sicher gefühlt. Schließlich hatte er immer gewusst, wie es am nächsten Tag weitergehen würde. Hier jedoch hatte er keine konkreten Pläne. Hier musste er sich erst wie ein naiver Rookie erneut eine Grundlage aufbauen. Es war ein furchtbares Gefühl.

Crocodile bekam am Rande mit, wie Daz sich entkleidete und in sein Bett hinein legte. Er lag mit dem Gesicht immer in seine Richtung und als er hinsah, bemerkte Crocodile, dass er noch nicht schlief, sondern noch immer mit wachsamen Augen abwechselnd ihn und die Fensterscheibe, hinter der der Regen tobte, fixierte. Ob er sich genauso unsicher fühlt wie ich?, fragte sich Crocodile und musterte Daz muskulösen Körper, der sich deutlich unter der dünnen Bettdecke abzeichnete.

Crocodile legte den Kopf schief, zögerte noch einen Augenblick und sagte dann: „Du musst nicht mit mir mitkommen, wenn du es nicht möchtest, Daz.“ Als Reaktion auf diese unerwartete Aussage sah Daz irritiert zu ihm hinüber und richtete sich in seinem Bett ein Stück weit auf. „Was meinst du damit?“

Crocodile machte eine wirsche Geste mit seiner rechten Hand. „Du weißt ganz genau, was ich meine. Diese Insel, diese Stadt, das Hotel, einfach die ganze Situation. Es läuft überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe das Gefühl, dass wir hier einfach nicht weiterkommen. Nichts ist mehr so wie früher. Wir haben nicht einmal Geld.“

Daz zog eine Augenbraue hoch. „Na und?“

Crocodile seufzte und sah an seinem Gesicht vorbei zur Wand hinter ihm. „Ich könnte es verstehen, wenn du gehen möchtest. Ich bin mir sicher, dass du dich genauso“, er rang für einen Moment nach dem richtigen Wort, „ohnmächtig fühlst wie ich in dieser Stadt. Also, wenn du gehen möchtest, dann kannst du das tun. Ich werde dich nicht aufhalten. Und dir auch keinen Vorwurf machen.“

Für eine Weile schwieg Daz bloß und sah ihm in die Augen. Es war eine sehr unangenehme Stille. Es hatte Crocodile viel Überwindung gekostet, diese Worte auszusprechen und es behagte ihm nicht, dass er einfach nichts dazu sagte. Es dauerte, ehe Daz schließlich meinte: „Ich weiß, du kannst es nicht ausstehen, wenn man dich beleidigt. Aber ich kann einfach nicht anders, als dir zu sagen, dass du ein totaler Idiot bist.“

Mit solch einer Antwort hatte Crocodile so wenig gerechnet, dass sie ihm im ersten Augenblick völlig die Sprache verschlug. Es dauerte eine oder zwei Minuten, ehe der Sinn der Worte, die Daz eben gesprochen hatte, zu ihm durchdrang. „Was?! Was zur Hölle hast du da gesagt, du verdammter Bastard!?“ Wütend sprang Crocodile von seinem Bett auf und ging zu Daz hinüber, der noch immer in seinem lag und mit einem seelenruhigen Gesichtsausdruck zu ihm und dem Goldhaken an seinem linken Arm hinauf sah.

Dann zuckte für den Bruchteil einer Sekunde der Anflug eines Lächelns über sein Gesicht. „Natürlich bleibe ich, du Idiot“, sagte Daz, ohne den Goldhaken aus den Augen zu lassen, „Und wenn du das Gefühl hast, dass wir in dieser Stadt nicht weiterkommen, dann verschwinden wir eben von hier und gehen zur nächsten. Vielleicht läuft es da besser. Egal, was geschieht, ich bleibe bei dir. Du bist der Boss und ich folge dir. Und wenn du das anders siehst, dann bist du in meinen Augen eben ein Idiot.“

Crocodile seufzte und ließ sich zurück auf sein Bett fallen. Er wich Daz’ Blick aus und sah stattdessen zum Fenster hinüber, wo dicke Regentropfen laut gegen die Scheibe prasselten. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu sammeln, ehe sich sein Blick erneut mit dem von Daz kreuzte. „Du hast Recht“, gab er schließlich zu. „Gleich morgen früh checken wir aus diesem Hotel aus und versuchen es an einem anderen Ort.“ Er zögerte einen Moment und fügte dann doch hinzu: „Und danke.“

„Es gibt keinen Grund, mir zu danken“, erwiderte Daz mit einer Stimme, die sich so ruhig und gefasst anhörte, wie Crocodile es gewohnt war, „ich habe dich doch schließlich beleidigt, oder?“

„Du solltest jetzt wirklich schlafen“, erwiderte Crocodile ohne auf Daz’ Worte einzugehen, „ich wecke dich dann in vier Stunden. Hoffentlich hat der Regen bis dahin aufgehört. Gute Nacht, Daz.“

„Gute Nacht, Crocodile.“

Während Daz schlief, nahm Crocodile sich leise den einzigen Stuhl im Zimmer, stellte ihn vor das Fenster und sah eine Weile schweigend hinaus. Der Regen war stärker geworden; draußen tobte ein heftiger Sturm. Er war froh darüber, dass er sich zusammen mit Daz in ihrem trockenem Hotelzimmer befand. Wenn er sich jetzt draußen befinden und angegriffen werden würde, dann stünden die Chancen sehr schlecht für ihn. Auch wenn Daz selbstverständlich alles in seiner Macht stehende tun würde, um ihn zu beschützen. Crocodile zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass er sein Leben für ihn hergeben würde. Doch auch diese Tatsache änderte nichts daran, dass es viele Menschen gab, die stärker waren als Daz. Die ihn leicht zur Strecke bringen konnten. Und er hatte keine Ahnung, wie viele solche Menschen sich in dieser trostlosen Stadt herumtrieben. Es wäre eben doch ein großer Fehler, sich in dieser Hinsicht zu sehr auf ihn zu verlassen.

Es ist wirklich besser, wenn wir gleich morgen von hier verschwinden, dachte Crocodile und sah für einen kurzen Moment zu Daz hinüber, der sich in seinem Bett leise hin- und herdrehte, ehe sich sein Blick wieder auf die Straße vor ihrem Hotel richtete.
 

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Diesmal muss sich unser Lieblings-Krokodil nicht mit Doflamingo, sondern mit Daz Bones herumschlagen. ;) Es gibt viel zu wenig Fanfics zu den beiden, findet ihr nicht auch?

Hoffentlich hat es euch gefallen. :) Über Kommentare freue ich mich immer sehr!
 

bye

sb



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mor
2012-08-16T14:03:13+00:00 16.08.2012 16:03
in der tat es gibt wirklich viel zu wenig ff mit den beiden.....was schade ist da mir das pairing gefählt ^^


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