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Drachenbrut

Wenn Kinder schwierig werden
von

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Das Date

Und weiter geht es :) Hochmotiviert ans Werk!

Viel Spaß beim Lesen ^.-
 

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Harry beugte sich gerade über Forlers Report, als eine Eule in sein Büro flatterte. Er hatte ehrlich gesagt nie verstanden, wie diese Magie funktionierte, schließlich befand er sich hunderte von Metern unter der Erde, aber irgendwie kamen Eulen hier rein. Einen Moment lang fragte er sich, ob es nicht gefährlich war, Eulen unüberprüft in das Ministerium fliegen zu lassen, aber anscheinend hatte die Zaubererwelt noch keine Briefbomben für sich entdeckt. Er nahm dem Tier – eine Standardposteule – den Brief ab und erkannte an der Adressierung, wer ihm schrieb.

Nicht viele Leute nannten ihn Dad.
 

Hi Dad,
 

ich hatte ein Date! Ich fasse es nicht, er ist wirklich gekommen. Ich gebe zu, es war völlig anders als ich erwartet hatte, aber ich will mich sicher nicht beschweren. Aber ich muss Albus fragen, was das alles bedeutet. Skorpius ist ein bisschen kompliziert.

Kommt ihr am Sonntag?
 

James
 

Harry faltete den Brief lächelnd. Das klang doch schonmal nicht schlecht. Er legte ihn zur Seite und und nahm den Bericht wieder auf. Kaum fünf Sekunden vergingen, bevor er ihn zurück auf den Tisch legte. Als er aufsah, schlich sich ein schelmisches Lächeln auf seine Lippen. James sah er vielleicht erst Sonntag, aber Skorpius … er erhob sich und schlich zu seiner Tür. Wo waren die Jungauroren gerade? Mittagspause? Nein, zu früh … Kaffeepause? Skorpius war niemand, der normalerweise viel mit seinen Kollegen unternahm. Wenn er nicht im Feld war, schrieb er wahrscheinlich einen Report. Und dafür wäre er im Gemeinschaftsbüro.

Er schlich den Gang hinunter. Ein, zwei, drei – er warf einen Blick am Türrahmen vorbei. Hier irgendwo … da! Skorpius sah … ziemlich normal aus. Harry seufzte enttäuscht. Obwohl … er lächelte. Das tat er normalerweise nicht, wenn er einen Bericht schrieb. Auf jeden Fall sah er nicht aus, als wäre seine Welt untergegangen. Lächelnd wandte Harry sich ab.

Die Aurorin im gegenüberliegenden Büro beobachtete ihn mit einem Blick, der ihm sagte, dass sie seine Vernunft unter Frage stellte.
 

„Hat Skorpius dir erzählt, wie das Date lief?“, fragte Harry seinen Sohn nach der obligatorischen Begrüßung.

„Lass sie doch erstmal rein“ Ginny schüttelte den Kopf über ihren Mann. „Skorpius hatte ein Date?“

Harry und Albus warfen sich einen schnellen Blick zu. Verdammt … Ginny wusste ja von gar nichts. Den strafenden Blick seines Sohnes hatte er verdient. Mit einem Seufzen akzeptierte Harry, dass er wahrscheinlich noch ein paar Stunden auf seine Antwort warten müsste.

„Ich würde es bevorzugen, nicht über das Liebesleben anderer Leute zu sprechen“, warf Luise mit verzogenen Mundwinkeln ein.

Harry seufzte tief. Ruhig bleiben … sie wusste ja nicht, um was es ging. Um die Bedeutung. Trotzdem – manchmal verstand er Lilys Abneigung nur zu gut. Diese Frau konnte einem auf die Nerven gehen, wenn man sie ließ.

„Er hat geschwiegen und gegrinst“, flüsterte Albus auf dem Weg ins Esszimmer, „was weißt du?“

„James will es uns Sonntag erzählen“, flüsterte Harry zurück.

„Perfekt“ Das Grinsen auf Albus Lippen hatte schon fast etwas hinterhältiges, wenn Harry es genau betrachtete. Irgendwie weckte diese Situation eine Seite in Albus, die er vorher noch nie so wirklich gesehen hatte: Den Slytherin.
 

Bewaffnet mit einigen Portionen Nudeln mit Lachs, Schnitzel mit Jägersauce und russischen Vareniki betraten die zwei Potters am folgenden Sonntag in schweigender Eintracht James Wohnung. Dieses Mal war dieser sogar anwesend und saß lesend auf der Couch.

Erwartungsvoll wandte sich Harry zu Albus. Innerlich musste er zutiefst grinsen, als er den verwirrten Ausdruck auf dessen Gesicht sah. Ja, lesend – Albus hatte zumindest letzte Woche die Vorwarnung der herum liegenden Bücher gehabt.

„Was liest du?“, platzte es dementsprechend statt einer Begrüßung aus ihm.

„Dassin's Grundlagen der magischen Theorie“, erwiderte James und schlug das Buch zu, „es ist saulangweilig, wenn ich ehrlich bin.“

„Da haben wir uns in Arithmatik mit gequält, ich erinnere mich“ Albus setzte sich neben ihm und schlug das Inhaltsverzeichnis auf. „Die ersten vier Kapitel gehen noch, danach wird es richtig schrecklich. Aber die letzten drei sind interessant.“

„Vorfreude ...“ James seufzte. „Was gibt es zu essen, Dad?“

„Dir auch einen schönen guten Morgen“ Harry, der gegen den Sessel gelehnt stand, schüttelte nur den Kopf. „Ich mache mal den empörenden Vorschlag, dass wir Pizza bestellen.“

„Was?“ James blinzelte. „Ich dachte, du kochst immer, damit ich mich gut ernähre? Warum plötzlich Pizza?“

„An guten Tagen muss man sich etwas gönnen“ Harry schlug auf seinen Bauch. „Und bei dir ist der einzige Ort, wo Ginny mich nicht erwischt“ Das ließ beide in Gelächter ausbrechen. Ein gutes Zeichen. „Also … wie lief dein Date?“

„Mit der Tür ins Haus, was?“ Sein Ältester legte das Buch auf den Tisch und lehnte sich lächelnd zurück. „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung … ich würde nicht sagen, dass es schlecht lief … aber ich weiß nicht ganz, was ich denken soll.“

Harry stellte das Essen achtlos auf den Couchtisch und ließ sich in den Sessel sinken. Albus Hände zuckten, als müsste er sich zurückhalten, nicht seinen Bruder zu packen und zu schütteln. Stattdessen fragte er nach einem Moment: „Ja?“

„Na ja … es war halt … wir haben … also, es war ziemlich unerwartet“ James fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Ich meine … wir waren halt sofort dabei. Hat mich schon etwas überrascht. Wisst ihr?“

Harrys Stirn legte sich in Falten. Albus schloss die Lider und atmete tief durch. Bevor Albus irgendetwas Unüberlegtes von sich gab, meinte Harry: „Vielleicht fängst du ganz vorne an. Habt ihr euch in dem Cafe getroffen?“

„Jo. Er war schon da, als ich kam“ Ein Nicken. „Hatte eine teure Markenhose und weißes Hemd an, was ihn ziemlich … heiß aussehen ließ. Ich hab' nicht mal was zu trinken bestellt, wir haben kurz geredet und dann … na ja, ihr wisst schon.“

„Ich weiß nicht, was du meinst“, gab Albus zu.

Harry hatte eine Ahnung, was er meinen könnte, aber so wirklich passte das nicht auf sein Bild von Skorpius. Andererseits … vielleicht war er verzweifelt gewesen? Vielleicht dachte er, er würde James nie wieder sehen? Vielleicht wollte er ihn aus seinem System kriegen und sich vielversprechenderen Männern zuwenden?

„Na ja … kann ich es euch zeigen? Ich glaube, das ist besser als erklären. Ich kriege das Gespräch eh nicht mehr ganz zusammen, denke ich. Hast du ein Denkarium, Dad?“

„Das … ja, das habe ich“ Das von Dumbledore, um es genau zu nehmen. „Du willst uns das Gespräch zeigen?“

James nickte.

Okay, also nicht das „Ihr wisst schon was“, das war beruhigend. Aber war es richtig, so weit in die Privatsphäre anderer Menschen einzudringen? Skorpius hatte Albus nichts erzählt. Vielleicht wollte er es geheim halten? Andererseits wollte James Hilfe, um die Situation zu verstehen. Aus seinen kryptischen Angaben würden sie sicher keine Hilfe geben können.

„Na gut“ Harry nickte langsam. „Aber nur das, von dem du denkst, dass wir es sehen sollten, um dir helfen zu können. Der Rest ist deine und Skorpius Privatsphäre.“

„Klar“ James lehnte sich wieder vor. „Soll ich schonmal Pizza bestellen, während du es holst?“

„Salami“ Harry erhob sich und ging Richtung Kamin.
 

„Du bist schon wieder da?“, fragte Ginny verwirrt, die gerade ein Regal im Wohnzimmer abstaubte.

„Habe nur etwas vergessen“ Er lächelte mit aller Unschuld, die er aufbringen konnte, während er sich fanatisch fragte, wie er Ginny das Denkarium erklären sollte, was er gleich vorbei schleppen würde. „Ich hatte James versprochen … er wollte sich meine Erinnerung an das letzte Quidditchspiel der Falcons ansehen, deswegen wollte ich das Denkarium mitnehmen.“

„Oh, er interessiert sich wieder für Quidditch? Ich kann ihm Karten besorgen!“ Sie lächelte aufgeregt wie ein junges Schulmädchen, sodass sich Harry in die Zeit zurückversetzt sah, als er noch ihr Teamkapitän in der Schulmannschaft war.

„Das … ich glaube, das könnte ihm gefallen. Aber ich weiß noch nicht, ob er sich schon wieder zeigen will. Aber ich kann mal mit ihm drüber sprechen, okay?“ Nur er konnte so dumm sein zu vergessen, dass seine Frau im Vorstand der englischen Quidditch-Liga saß. Warum war sein erster Einfall gerade das? „Ich muss mich beeilen, ja?“

„Sicher“ Sie begann zu summen, während sie weiter arbeitete. Als er schon fast wieder im Kamin war, sprach sie noch einmal, sodass Harry fast das Herz aus der Brust sprang. „Und grüß ihn von mir, ja?“

„Sicher“ Er wandte den Kopf ab, da er spürte, dass sie sein gequältes Lächeln sofort aufdecken würde. „Bis später.“

„Bis dann, Schatz!“

Erst im Kamin wagte er, wieder aufzuatmen.
 

James und Albus fand er über den Flyer eines Bestellservice mit dem klingenden Namen „Giaccomo's pizza“ gebeugt. Sein Ältester schien gerade zu erklären, was sich hinter den einzelnen Namen verbarg, während Albus das Gesicht in Konzentration verzog, als würde man ihm höhere Mathematik erklären.

„Hast du noch nie was bestellt?“, fragte Harry etwas konsterniert.

„Ich?“ Albus sah auf. „Wieso sollte ich? Luise kocht doch.“

Tja, Ginny auch. Und sie verachtete bestelltes Essen. Besonders Pizza. Die machte sie nicht einmal selbst, da sie sie als zutiefst ungesund betrachtete. Er schnaubte und schüttelte den Kopf. Ihm schien, sie hatten zumindest ihren jüngeren Sohn etwas zu vorbildlich erzogen.

Ein paar Minuten später hatten sie ihre Bestellung abgegeben und lehnten sich auf Sofa und Sessel zurück. Wobei James und Albus beide auf dem Sofa saßen. Zusammen. Nebeneinander praktisch. Und es gab weder Gerangel noch böse Blicke oder Worte.

„Okay, was muss ich machen?“, fragte James und deutete auf das Denkarium.

„Du denkst an das Ereignis zurück, legst den Zauberstab an deine Schläfe und stellst dir vor, die Erinnerung hinein zu drücken“, erklärte Harry.

„Okay … aber ich verliere sie dann doch nicht, oder? Das sind Erinnerungen, die mir verdammt wichtig sind“ James sprach mit tiefer Überzeugung in der Stimme.

„Sie verblassen nur, bis du die Erinnerung zurück in den Kopf steckst. Danach sind sie genau so wie jetzt“ Er versuchte, seine Stimme so ruhig wie möglich zu halten. „Du gibst sie praktisch nur kurzzeitig weg. Ihre Schärfe und Details. Selbst wenn du sie nicht wieder bekämst, wüsstest du immer noch grob, was geschehen ist.“

„Ah, verstehe“ James zog lächelnd seinen Zauberstab hervor.

„Und konzentriere dich auf Anfang und Ende“, wies Harry ihn an. Er wollte ganz bestimmt nicht „Ihr wisst schon was“ sehen. So weit ging seine Vaterliebe dann doch nicht.

„Gut“ Ein blauer Strang wurde aus James Schläfe gezogen. „Einfach da rein?“ Auf das Nicken seines Vaters steckte er den Zauberstab ins Denkarium. Nicht ganz die graziöse Art, aber ausreichend. „Das war Nummer eins“ Er setzte noch einmal an und zog einen weiteren Strang hervor. „Das … dürfte das Wichtige sein. Ich hoffe, ich habe es richtig hinbekommen“ Auch der zweite landete im Becken. „Und jetzt?“

„Wie lange sind die Erinnerungen denn? Ist die Pizza vorher da?“

James zuckte mit den Schultern und murmelte: „Wahrscheinlich. Pizza ist schnell.“

„Dann lasst uns erst essen und sie uns dann ansehen“, entschied Harry, obwohl er innerlich darauf brannte, sich ins Denkarium zu stürzen, „ich räume so lange das Mitgebrachte weg.“

„Ich will sie sehen“, murrte Albus leise, ging seinem Vater aber dann doch zur Hand.

James zuckte mit den Schultern und nahm sein Buch wieder auf.
 

Nachdem sie alle zusammen in die Erinnerung getaucht waren, überraschte es nicht, als sie sich auf einer Straße in Muggellondon wieder fanden. Nach einem Moment erkannte Harry sogar, wo genau sie sich befanden. Nur vier Straßen vom tropfenden Kessel in der Nähe des Cafe Noir, einem sehr edlen französischen Etablissement. Er hatte den Caramel-Mocca und die heiße Schokolade mit Chili in guter Erinnerung.

James, der seines Wissens nach nur einmal mit sechs Jahren hier gewesen war, hatte überraschend stilecht das beste Cafe für ein Date mit einem Aristokraten wie Scorpius ausgewählt. Albus bestätigte seinen Eindruck, als er beim Betreten ein Kompliment für die Wahl gab. Sie folgten Erinnerungs-James, der in einer guten Jeans und einem Leinenhemd mit Dekoschnüren zwar gut, aber nicht unbedingt passend aussah, zu einem Tisch am Fenster.

Skorpius war bereits da. Mit seiner schwarzen Anzughose und dem weißen Rüschenhemd sah er aus wie ein Lord aus einer längst vergangenen Zeit. Nicht unähnlich seinem Großvater, wenn dieser wieder einmal in Samtmantel mit seinen silberbesetzten Ebenholzgehstock durch die Gänge des Ministeriums schritt. Harry schüttelte sich fast beim Anblick dieser Ähnlichkeit. Skorpius war den restlichen Malfoys zwar ähnlich, aber wenigstens haftete sehr viel weniger Boshaftigkeit und Hass an ihm.

„Guten Nachmittag“ James stellte sich hinter den Stuhl, der Skorpius gegenüber stand. „Ich hoffe, du konntest das Cafe gut finden.“

Skorpius nickte nur und richtete seinen Blick weiterhin aus dem Fenster. Harry, der sich wie die anderen zwei Beobachter etwas seitlich des Tisches gestellt hatte, sah, wie er unter dem Tisch die Serviette mit einer Hand zerquetschte. Er musste schrecklich nervös sein.

„Darf ich mich setzen?“

„Natürlich“ Skorpius sah überrascht auf, traf James Blick und senkte den seinigen schlagartig. „Ich … ich habe dir noch nichts bestellt. Ich wusste nicht … was du trinkst.“

Ob du kommst. Der letzte Halbsatz war unverkennbar erst nach einem kurzen Überdenken entstanden. Harry seufzte leise. James hatte es seiner Umwelt wirklich nicht leicht gemacht.

„Was hast du genommen?“ Der James der Erinnerung deutete auf das Getränk auf dem Tisch.

„Heiße weiße Schokolade mit Amaretto und Zimt“ Skorpius ließ die gequälte Serviette auf seinem Schoß los und hob auch die zweite Hand auf den Tisch, um damit nach seiner Tasse zu greifen. „Ich vermute, so etwas wäre dir zu süß.“

„Es passt zu dir“ James lächelte und wandte selbst den Blick ab. „Das klang kitschig, oder?“

„War es nett gemeint?“ Skorpius hob unsicher eine Augenbraue.

„Ich versuche es“ Der Satz war gegen die Hand gemurmelt, auf die James seinen Kopf stützte. „Ich bin nicht so schrecklich gut darin … im nett sein.“

Skorpius presste die Lippen zusammen, um ein Lächeln zu unterdrücken. Mit einem Mal sog er tief die Luft ein, schien die Unsicherheit wie einen Mantel abzuwerfen und lehnte sich vor mit den Worten: „Albus sagt, du seiest an mir interessiert. Woher das plötzliche Interesse?“

„Das hat nichts mit plötzlich zu tun“ James schluckte, sah sich um und lehnte sich selbst auf den Tisch. Seine Stimme war nur ein Flüstern, obwohl ihnen bestimmt niemand zuhörte. „Das war schon immer da.“

„Warum jetzt?“, bohrte der Blonde noch einmal nach.

„Weil ich aufgegeben habe, mich selbst zu verneinen“ James Blick war auf den blank polierten Tisch zwischen sie gerichtet.

„Uah!“, meinte Albus knapp hinter Harry. Er drehte sich schnell genug um, um der Kellnerin auszuweichen, die sonst durch ihn hindurch gegangen wäre.

„Guten Tag. Kann ich Ihnen etwas bringen?“, wandte sie sich höflich an James, der durch ihr Auftauchen zurück geschnellt war.

„Die Rechnung, bitte“, erwiderte Skorpius, noch bevor sein Gegenüber irgendetwas sagen konnte.

„Du willst gehen?“ James sah überrascht auf, bevor er die Lippen zusammen presste und mit sichtbarem Schmerz in den Augen den Kopf abwandte.

Harry konnte es ihm nicht verübeln. Das war alles? Das war das Date? Kein Wunder, dass James verunsichert war. Er hatte ihm praktisch ein Liebesgeständnis gemacht und Skorpius Antwort darauf war, dass er das Treffen beendete? Das war harsch. Mehr als harsch. Natürlich konnte er verstehen, dass auch Skorpius verunsichert war und darüber erst nachdenken wollte, aber … das war schon ziemlich abrupt.

Dieser griff gerade in die Hosentasche seiner Anzughose und zog einen Schlüssel hervor, den er James über den Tisch zu schob. Er ließ seinen Blick einmal durchs Cafe fahren, als wollte auch er völlig sicher sein, dass niemand sie belauschte und beugte sich vor, um zu flüstern: „Folge mir mit zehn Minuten Abstand. Zimmer sieben im tropfenden Kessel. Sprich auf dem Weg mit niemandem.“

Ohne ein weiteres Wort erhob er sich und schritt an James vorbei zur Tür. Während James ihm mit offen stehendem Mund nachsah, drehte sich Skorpius nicht ein einziges Mal um.
 

Harry nutzte seine Magie, um sie alle aus der Erinnerung zu ziehen, bevor die zweite begann. Das hier hatte doch einige Fragen aufgeworfen … und er wollte hören, was Albus davon hielt. Außerdem wusste er nicht ganz, ob er wissen wollte, wie es weiter ging. Nicht bei den Andeutungen, die James vorhin gemacht hatte. Zumindest, so er diese richtig verstanden hatte … im Licht dieser Szene war er da nicht mehr so sicher.

„Tja, das war das Date“ James richtete sich auf und kratzte sich am Hinterkopf. „Hat mich etwas verwirrt, wenn ich ehrlich bin.“

„Kein Wunder“ Harry schüttelte den Kopf. „Folgt darauf, was ich vermute … du weißt schon?“

„Ziemlich“ Er fuhr sich mit einer Hand von vorne nach hinten durchs Haar. „Ich dachte zuerst, vielleicht will er nur ungestört reden … na ja, er war nackt, als ich ins Zimmer kam. Und dass er mich küsste und auszog, war auch recht eindeutig. Oder?“ Er sah fragend zu Albus.

„Ich fasse nicht, dass er das getan hat“ Dieser schüttelte nur mit völlig entsetzter Miene den Kopf. „Warum? Warum … er ist ein ganz schrecklicher Romantiker. Er hat mir immer erzählt, dass er sein erstes Mal mit Kerzen und Musik und ganz viel anderem Schnickschnack will. Elfenwein und Satinbettwäsche und Räucherstäbchen“ Er hörte gar nicht auf, den Kopf zu schütteln. „Ich meine … einfach so? Er wollte nach langer Jagd erobert werden. Einmal meinte er sogar, bei weniger als fünf Liebesgedichten gebe er sich nicht her.“

James blinzelte nur, wandte nach einem Moment den Kopf ab und flüsterte: „Jetzt fühle ich mich schlecht.“

Harry seufzte nur. Tja, was sagte man dazu? Es war wohl Skorpius Entscheidung gewesen. Wie hätte er auch wissen sollen, dass James es wirklich ernst meinte? Sein Sohn war nur mit dem Strom gegangen. Er hätte als junger Mann bestimmt auch nicht nein gesagt, wenn sich ihm ein Mädchen so angeboten hätte. Er fragte stattdessen: „Was war die andere Erinnerung, die du uns zeigen wolltest?“

„Hm?“ James schreckte aus Gedanken hoch. „Wie? Ach so. Ja, die andere. Das ist das, was danach kam. Wir haben danach noch ein wenig geredet.“

„Los geht’s“, bestimmte Albus und lehnte sich über das Denkarium. Seine Lider waren noch immer geweitet, doch seine Lippen hatte er zu einer entschlossenen Linie verhärtet.

„Du willst eine Erklärung für Skorpius Verhalten?“, fragte Harry vorsichtig, doch lehnte sich auch vor.

„Das sieht ihm absolut nicht ähnlich. Ich will nur wissen, dass er sich nicht gezwungen hat.“

„Hey“ James schlug ihm gegen die Schulter, sodass Albus fast das Gleichgewicht verlor und vornüber in das Denkarium stürzte. „Ich hab' ihn nicht gezwungen, klar?“

„Das meinte Albus nicht“, ging Harry sofort dazwischen.

Albus sah nur erschrocken auf und öffnete und schloss den Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen. James blähte kurz die Nasenflügel auf, doch atmete dann tief aus, um sich zu beruhigen. Harry, der vorsichtig beide Hände gehoben hatte, ließ diese langsam sinken.

„Wollen wir uns die Erinnerung ansehen?“, fragte er nach einem Moment des gegenseitigen Beäugens.

Da beide nickten, beugten sie sich über das Denkarium und versanken in der letzten Erinnerung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lunatik
2013-07-08T13:54:05+00:00 08.07.2013 15:54
Ich stimme Harry in einem zu: "Woher sollte Scorp wissen, dass James es ernst meinte?"
Wenn man jahrelang so sehr in jemanden verliebt ist (dass es schon an Besessenheit grenzt) und im Grund genommen einem klar ist, dass es nie geschehen wird (man also es lange aufgegeben hat, doch nicht in der Lage ist, sich das einzugestehen), dann ist man doch etwas überrumpelt wenn man plötzlich auf ein Date von der geliebten Person eingeladen ist. Besonders wenn das Verhalten dieser Peron Hass und Eckel ausgedrückt hatte. Und wenn man Scorps Persönlichkeit bedenkt: Seine Weltanschauung basierte doch auf dieser unerwiderten Liebe. Jetzt wurde seine Realität etwas erschüttert. Aber all das führt eher dazu, dass er dem Ganzen nicht traut. James muss ihm erst beweisen, dass es ihm ernst ist. Und solange das nicht geschieht - ein One-Night-Stand ist die Chance eine Erinnerung zu schaffen (für Scorp), an der er festhalten kann oder mit der er endlich das ganze abschließen kann. Er dürfte es ziemlich müde haben so lange so verliebt zu sein mit keinerlei entgegenkommen...
Wenn Scorp dem ganzen geglaubt hätte und darauf vertraut hätte, dass James ihn wirklich haben möchte und sie dann eine gemeinsame Nacht gehabt hätten. Und wenn dann James sich gegen Scorp entschieden hätte - was wäre dann? Dann wäre Scorps Welt ziemlich am Ende.
Ich kann seine Vorsicht durchaus nachvollziehen :) Macht ihn mir sympatischer :) Sofern es tatsächlich die Bedenken über James Motiv waren, die ihn so handeln ließen. (Erpressung ist übrigens ein nettes Motiv, dass er James andrehen kann)



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