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Nach einem Jahrhundert

Elijah x Helena
von

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Gegenüberstehen

Kapitel 2: Gegenüberstehen
 


 

„Jede Begierde, die wir ersticken, brütet in unserer Seele und vergiftet uns.“ (Oscar Wilde)
 

Elijahs Sicht:

Mehr als ein Jahrhundert war vergangen und noch immer gab es keinen Tag, keine Stunde in der ich nicht an sie dachte.

Ihr ganzes Wesen hatte vollkommen von mir Besitz ergriffen.

Jeder Moment, den wir zusammen verbracht hatten, war eingebrannt in meinem Kopf und auch in meinem Herzen.

Ich versuchte die Zeit immer nur negativ zu bewerten, doch es gelang mir nicht wirklich diese Augenblicke mit Hass zu überfluten.

Es gab Tage, wo sie immer wieder mein Herz erwärmten.

Wenn ich allein war, dann waren diese Gefühle am stärksten.

Dann war kaum noch Hass übrig, sondern nur noch Sehnsucht und ich verfluchte mich für meine Gefühle.
 

Wie Klaus es gesagt hatte, waren diese Gefühle eine Schwäche.

Das war nicht abzustreiten.

Zumindest wenn man in so einer Lage war.

Damals hatte ich, mit ihr an meiner Seite, das Gefühl gehabt nie mächtiger gewesen zu sein und nie stärker sein zu können.

Klaus Worte waren damals einfach an mir vorbei geflossen, jetzt aber holten sie mich ein und überfluteten mich mit ihrer vollen Wirkungskraft.

Zu leugnen war es wirklich nicht.
 

Das Schiff, das mich nach Frankreich bringen würde legte bald ab.

Dort würde ich meine Suche fortsetzen, da mich meine Obsession dahin leitete, wie sie für jeden meiner Wege verantwortlich war.

Die Probleme der anderen Menschen erschienen mir so banal, obwohl sie wohl mehr lebten in diesem Moment, als ich es in dem letzten Jahrhundert getan hatte.

Alles erschien mir unwichtig gegenüber ihr.

Das war es seit sie in mein Leben getreten war, wenn sich die Gründe heute auch geändert haben mögen.

Wichtig war sie immer noch.
 

„Elijah“, hörte ich eine leise Stimme.

Ihre Stimme!

Ruckartig drehte ich mich um, versuchte sie unter der sich bewegenden Menschenmasse auswendig zu machen.

Doch auf einmal glaubte ich sie überall zu sehen und dann war sie doch wieder nirgends, es war kaum zu beschreiben.

Vielleicht spielte mein Verstand mir jetzt schon Streiche.

Schließlich dachte ich ständig nur an sie, mehr als gut für mich war.

Halluzinationen waren da nicht wirklich ausgeschlossen.
 

„Elijah.“
 

Da war es.

Noch einmal.

Wieder sah ich mich suchend um und als ich aufgab, einfach nur nach vorne sah, da stand sie dort auf einmal.

Sie stand dort, als wäre nie etwas gewesen und sie sah mich an.

Ich hatte sie gesucht und jetzt war sie einfach nur da.

So hatte ich mir das nicht vorgestellt und ich wusste in diesem Augenblick nicht zu reagieren.

Doch sie tat es.
 

Sie kam auf mich zu.

Sie schritt zwischen all den Menschen hindurch.

Ihre Schritte waren offensichtlich vorsichtig und zögernd, dennoch kam sie mir vollkommen elegant vor.

Irgendwie wirkte sie so anmutig wie noch nie.

Sie war zeitgemäß gekleidet, natürlich, sodass sie höchst mit ihrer Schönheit hervorstach.

Höchstens.

Das war eine der schlimmsten Übertreibungen.

Dennoch, ihre Schönheit war eben noch immer präsent.

Noch immer war ihr Gesicht so lieblich und ihre Gestalt so zierlich.
 

Ihr Haar war braun, glänzend und fiel ihr auf den Rücken.

Es war immer noch wenig aufwendig zu Recht gemacht, zum größten Teil offen und es war leicht gewellt, nur einige Strähnen waren geflochten.

So natürlich und dennoch atemberaubend, wie eh und je, zumindest für mich.

Das Mädchen, in das ich mich verliebt hatte, hatte sich bis auf ihre Kleidung, nicht verändert und sie stand vor mir, jetzt, in diesem Augenblich und meine Suche hatte nun ein Ende, obwohl sie selbst es beendet hatte.

„Elijah.“

Wieder sagte sie meinen Namen.

Sie hatte also tatsächlich nach mir gerufen oder zumindest einfach nur meinen Namen genannt.

War sie verrückt geworden?
 

Ihre Hand hob sich an, aber als sie die auf meine Wange legen wollte, griff ich fest nach ihrem Handgelenk.

„Hast du den Verstand verloren?“, fragte ich sie direkt und ich hoffte dass meine Stimme so kalt klang, wie ich es mir immer vorgenommen hatte.

Ihre Meine veränderte sich nicht.

Sie war weiterhin nichtssagend.

Ohne Probleme schaffte sie es sich von mir loszureißen.

Ich machte es ihr da auch nicht sehr schwer.

Aber sie entfernte sich keinen Millimeter von mir.

Würde sie wieder weglaufen?

Auch wenn ihre Haltung das Gegenteil bezeugte, konnte ich mir bei ihr nicht sicher sein.
 

Sie hatte mich bereits einmal getäuscht, sehr schwer.

Ich hatte mich geirrt und dies verfolgte mich seither.

Dennoch blieb sie stehen, erfüllte keine meiner Erwartungen.

Sie holte stattdessen etwas hervor, es war schmal, weiß und dennoch vergilbt, auf jedenfall abgegriffen.

Ein Brief, der offensichtlich oft gelesen wurden war.

Sie sah mir in die Augen und reichte mir den Brief.
 

Zu meinem Bedauern schaffte ich es nur zögernd den Brief entgegen zu nehmen.

Und dann, dann schenkte sie mir ein Lächeln, das mich wie ein Mensch fühlen ließ und das mich tatsächlich beruhigte, wie es mir auch Frieden brachte.

„Keine Sorge, ich werde nicht mehr weglaufen“, versicherte sie mir aufrichtig und sprach damit genau das Thema an, worüber ich mir eben noch Gedanken gemacht hatte.
 

Vorsichtig öffnete ich den Brief und wusste wirklich nicht was ich eigentlich erwartete zu lesen, was darin stand und von wem er überhaupt war.

Er war von ihr.

Doch auf diesen Inhalt hätte ich nicht in eine Million Jahre gewettet.

Ich konnte mir praktisch ihre Stimme und ihren Gesichtsausdruck vorstellen, den sie beim schreiben gehabt hatte und ich wusste um die Tränen, die sie dabei vergossen hatte.

Mehrmals musste ich den Brief lesen, um den gesamten Inhalt überhaupt zu begreifen und ich konnte ihn glauben.

Ich wusste das es wahr war, wieso auch immer.

Einfach nur fassungslos sah ich das Mädchen an, das ich unbestreitbar noch liebte.



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