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Idyllisches Inferno

Das Ende der schwarzen Organisation
von

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Vergangenheit

„Camel? Was ist passiert?“, wollte Jodie wissen.

Der Gefragte seufzte auf. „Sie versuchten mich von der Straße zu drängen“, fing er an. „Ich konnte nicht mehr ausweichen. Kaum dass ich die Geschwindigkeit verringert hab, verringerten sie diese auch.“

„Sie wollten Sie auf jeden Fall von der Straß kriegen“, entgegnete Akai darauf. „Das hab ich mir schon gedacht.“

Camel seufzte auf. „Ich musste ausweichen und auf den Seitenstreifen kommen…es tut mir leid.“

„Sie können froh sein, dass Sie noch am Leben sind. Es hätte auch anders ausgehen können“, gab der FBI Agent von sich.

„Ich wünschte, ich hätte sie trotzdem aufhalten können.“

„Der Sender fährt immer noch weiter. Die Verstärkung müsste bald bei Ihnen ankommen.“

Camel blickte sich um. „Da ist ein Wagen hinter mir stehen geblieben.“

„Gehen Sie sicher, dass es sich um keine Mitglieder der Organisation handelt“, meinte Akai darauf. Er legte auf.

„Natürlich“, murmelte Camel, ehe er das Tuten am Telefon hörte. Der FBI Agent zog sich das Headset vom Kopf und legte es zur Seite. Er atmete durch und öffnete die Tür. Langsam stieg er aus und sah die Männer an, die auf ihn zu kamen.

„Agent Camel?“

Der Angesprochene nickte.

„Agent Benett und Agent Johnson“, entgegnete der eine. „Ist Ihnen irgendwas passiert?“

„Nein. Alles in Ordnung. Der Wagen ist nur ein wenig demoliert.“

Der FBI Agent nickte. „Sie können bei uns mitfahren. Den Wagen lassen wir abschleppen.“
 

James kam zurück in das Zimmer. „Die Verstärkung hat die Verfolgung aufgenommen“, fing er an.

„Falls sie nicht zu spät kommen.“

James hob die Augenbraue. „Ist irgendwas passiert?“ James, der während der Verfolgung nicht im Raum war, ahnte nicht, was in der Zwischenzeit vor sich ging.

„Das kann man wohl sagen“, seufzte Jodie. „Camel wurde von der Straße gedrängt.“

„Oh…das ist nicht gut“, murmelte Black darauf. „Haben wir sie immer noch auf dem Bildschirm?“

Shuichi nickte. „Der Punkt bewegt sich. Wir können nur hoffen, dass der Sender immer noch bei Ai ist.“

James trat an den Bildschirm. Er nickte. „Wir finden sie schon“, sprach er. Er nahm sein Handy hervor und schickte die neuen Koordinaten an die Verstärkung. „Jetzt können wir nur noch warten.“

Akai nickte erneut und zog seine Zigarette aus der Schachtel heraus.

„Das hast du dir nicht abgewöhnen können?“, wollte Jodie wissen.

„Warum sollte ich?“, gab der FBI Agent von sich.

„Vielleicht weil es um deine Gesundheit geht?“

„Bisher war ich selten krank und ich hab es jedes Mal überlebt, genau wie die ganzen Anschläge.“

„Ja, bisher. Aber man weiß doch nie“, warf sie ein. „Wer weiß, was sie beim nächsten Mal bei dir Planen. Apropos, du hast mir gar nicht erzählt, wie du ihren Anschlag überleben konntest. Man fand deine Fingerabdrücke auf dem Handy von Conan und an der verbrannten Person.“

„Ist das so?“

„Ja, das ist so. Also? Ich höre.“

„Ich war nicht der Einzige, der Conans Handy berührte“, entgegnete Shuichi darauf. „Den Rest musst du dir alleine zusammen denken.“

„Shu!“

Akai grinste darauf nur und schwieg.

„Und was soll das mit diesem Aussehen? Hast du dir die Haare gefärbt?“

„Was glaubst du denn?“

„Hmm“, murmelte die FBI Agentin. Sie konnte nicht sagen, ob es sein echtes Haar war oder nicht. „Wenn du den ganzen Tag so aussiehst, dann könnte es ziemlich warm werden“, sprach sie.

„Also Perücke?“

Jodie legte den Kopf schief und sah ihn weiter an. „Ich weiß nicht“, entgegnete sie leise. Sie sah sich weiter die Haare an. „Schwer…“
 

Das Telefon klingelte. „Black“, sprach der Einsatzleiter, als er an dieses ging. „Hmm…verstehe…brechen Sie ab.“

„Eh?“, Jodie blickte zu ihrem Vorgesetzten. „Warum brechen wir ab?“

James legte auf und steckte das Handy wieder weg. „Unsere Männer haben den Wagen mit dem Sender entdeckt“, fing James an. „Es war allerdings kein schwarzer Porsche sondern ein brauner Ford Ranger. Der Sender lag auf der hinteren Lagefläche.“

„Dann haben sie ihn entdeckt und das mit Camel war nur eine Ablenkung“, sprach Shuichi darauf.

„Aber das heißt ja, dass wir dann gar nicht mehr wissen, wo sie sie hingebracht haben“, entgegnete Jodie.

„So sieht es aus“, meinte der FBI Agent. Er sah auf den Bildschirm. „Als sie Camel von der Fahrbahn drängten, waren sie hier. Mit großer Sicherheit sind sie nicht mehr in Tokyo.“

„Und wenn das auch nur ein Trick ist, damit wir die Stadt verlassen?“, wollte sie wissen.

„Das glaub ich nicht“, fing Shuichi an. „Bevor Camel in der Nähe des Wagens war, fuhren sie auch schon auf diese Strecke zu und nachdem er sie wieder fand, bogen sie auf dem gleichen Weg in die Straße ein. Sie bringen sie raus aus Tokyo. Wäre ich an ihrer Stelle, hätte ich das auch getan. Normalerweise würde man sie noch in der Stadt vermuten und dort nach ihr suchen. Wenn sie sie aber raus bringen, dann sind die Orte, an denen sie sein kann, viel zu groß, als das man sie alle absuchen kann.“

Jodie schluckte. „Aber das würde dann ja heißen, dass wir eigentlich gar keine Möglichkeit haben um sie wieder zu finden.“

„Unglücklicherweise hast du damit Recht. Solange wir keinen berechtigten Hinweis bekommen, werden wir sie nicht finden können.“

„Verdammt“, murmelte Jodie leise.

„Tut mir leid“, wisperte Camel, der den Raum betrat. „Hätte ich eher reagiert…“

Akai schüttelte den Kopf. „Das hat nichts damit zu tun. Wenn Jodie gefahren wäre, wäre sie auch abgedrängt worden“, sprach er. „Bei einem solchen Manöver hat man nur selten eine Chance. Wie ich schon sagte, Sie haben Glück, dass Sie noch am Leben sind.“

„Ich wünschte, ich hätte trotzdem mehr tun können.“

„Das nächste Mal. Ich bin sicher, dass wir es bald mit Bourbon zu tun bekommen.“

„Apropos Bourbon“, entgegnete Jodie. „Kir wollte nach ihrem gestrigen Auftrag aus der Organisation aussteigen.“

„Hmm…“, murmelte Shuichi.

„Du findest das also auch nicht gut.“

„Es geht…wir können Kir nicht zwingen zurück in die Organisation zu gehen. Das letzte Mal war sie schon skeptisch und auch die Organisation hat ihr eine ganze Weile zugesetzt. Wenn sie wirklich aussteigen will, wird sie Hilfe brauchen können.“

Jodie nickte. „Nur leider ist es uns nicht möglich mit ihr in Kontakt zu treten“, seufzte sie. „Wir haben nicht einmal ihre Nummer.“

„Das könnte problematisch werden.“

„Hast du sie nicht?“, wollte sie von ihm wissen.

Akai schüttelte den Kopf. „Ich fand es sicherer keinen Kontakt zu ihr zu haben.“

„Mist“, sprach Jodie leise. „Dann können wir nur hoffen, dass sie sich bei uns meldet.“

„Das sollte nicht lange dauern“, entgegnete der FBI Agent. „Kir wird schon sehr bald feststellen, dass es nicht so einfach ist.“

„Meinst du?“

„Sie kennt die Organisation und diese hat ein gutes Gespür für ihre Spitzel. Von Conan weiß ich, dass Vermouth sie schon einmal fragte, ob sie ein NOC sei. Sollte Kir versuchen alleine aus der Organisation heraus zu kommen, wird das blutig für sie enden.“

Jodie schluckte, nickte aber dabei. „Bevor sie uns nicht wieder anruft, können wir nichts für sie machen.“

„Ich weiß. Und das weiß sie auch. Ich bin mir sicher, sie wird uns noch früh genug informieren. Wenn sie lebend aus der Organisation kommen will, hat sie keine andere Wahl.“

„Bist du dir sicher? Mit ihrer Erfahrung könnte sie es alleine versuchen wollen und untertauchen“, warf Jodie ein.

Shu schüttelte den Kopf. „Das wird sie nicht tun. Die Gefahr, dass sie von ihnen gefunden wird, ist immer noch viel zu groß. Bei Aussteigern wartet die Organisation nicht lange ab. Sie handeln, ehe du auf die Idee kommst, den Ort zu wechseln. Egal was du machst, sie finden dich. Außer du hast Glück oder du weißt, wie du gegen sie hervorgehen musst. Und bei Kir sollten wir nicht vergessen, dass sie einen kleinen Bruder hat, für den sie alles tun würde. Findet das die Organisation heraus, ist sie geliefert.“

„Allerdings weiß sie, dass sich das FBI um den Jungen kümmert.“
 

Wie jeden Morgen ging Conan zur Schule. Ran begleitete den geschrumpften Oberschüler. Sie war froh, dass es ihm wieder gut ging. Und es schien ihm Spaß zu machen nach der vermissten Person zu suchen. Als sie an dem Haus des Professors ankamen, blickte er dieses an. „Meinst du, Ai kam gestern spät nach Hause?“, wollte er wissen.

„Ich weiß es nicht“, antwortete sie.

„Er hat uns angelogen, weil er uns nicht nach ihrem nach Hause kommen anrief.“

„Vielleicht kam ihnen irgendwas dazwischen“, warf Ran ein. „Aber deswegen sind wir auch ein wenig eher raus gegangen.“

Conan nickte und ging mit ihr zu dem Haus. „Hoffentlich sagt sie uns was.“

Ran klingelte und wartete dann.

Professor Agasa kam abgehetzt an die Tür und riss sie auf. „Hab…“, er stockte und sah Ran an. Dann lächelte er. „Guten Morgen, Ran. Guten Morgen, Conan.“

„Morgen, Professor“, kam es im Chor.

„Sie wollten uns doch noch gestern anrufen“, fing der Kleine an. „Und haben es nicht getan.“

„Ach ja…es tut mir leid. Es hat sich gestern nicht mehr ergeben. Als Ai nach Hause kam, war ihr so unglaublich warm. Sie glühte förmlich“, erzählte er. „Also hab ich sie gleich ins Bett verfrachtet.“

„Ai ist krank?“

Der Professor nickte. „Sie hat Windpocken bekommen“, log er dann.

„Oh. Windpocken sind nicht schön. Vor allem nicht für ein kleines Mädchen.“

„Dr. Araide kommt nachher noch vorbei und untersucht sie.“

„Ran? Was sind Windpocken?“

„Windpocken ist eine Virusinfektion. Dabei bekommst du kleine rote Flecken auf deinem Körper, die ziemlich stark jucken. Meistens gibt es dagegen eine Salbe“, erzählte sie. „Kinder mit Windpocken dürfen meistens für eine Woche nicht nach draußen, da sie ziemlich ansteckend sind, wenn man sie noch nicht hatte.“

„Hatte ich schon einmal Windpocken?“, wollte er von ihr wissen.

„Ich weiß es nicht.“

„Du hattest bisher keine gehabt“, entgegnete der Professor.

„Sind Sie sich sicher?“, fragt Ran.

„Ich hab noch einmal gestern Abend mit Conans Mutter telefoniert.“

„Wann kommt sie denn hier her?“

„Das weiß ich leider nicht. Bei ihr in der Arbeit scheinen wohl noch einige Mitarbeiter krank zu sein, weswegen sie unmöglich frei machen kann.“

„Ach so“, murmelte der Kleine traurig.

„Aber sie denkt jeden Tag an dich und sie hat sich so sehr gewünscht, dass sie dich letzte Woche besuchen könnte. Manchmal geht das einfach nicht…“

„Das ist doch nicht schlimm, Conan. Du hast ja schließlich mich und Paps.“

Der Grundschüler nickte.

„Richten Sie Ai bitte gute Besserung von uns aus. Wenn Sie möchten, komme ich nach der Schule noch einmal vorbei.“

Der Professor schüttelte den Kopf. „Du kennst Ai doch, wenn sie krank ist, möchte sie am liebsten alleine sein. Ich kümmer mich schon um sie. Und du solltest auch an Conan denken. Auch wenn du schon Windpocken hattest, könntest du den Erreger an ihn übertragen.“

„Das ist auch wahr“, murmelte Ran.

„Aber die Grüße richte ich ihr aus. Sie wird sich sicher darüber freuen.“

„Danke, Professor.“ Ran blickte zu Conan. „Na komm“, sie nahm ihn wieder an der Hand und ging weiter.
 

In der Schule setzte sich Conan auf seinen Platz. Diesmal saß er alleine dort. Und er hatte das Gefühl von Erleichterung. Ohne Ai hatte er eine Beobachterin weniger vor Ort, vor allem eine, die ihn immer wieder beäugte.

„Guten Morgen, Conan“, rief ihm Ayumi zu.

„Guten Morgen.“

„Wie geht es dir heute?“

„Ganz gut“, nickte der Junge.

„Hast du Lust heute mit uns zum Fußballspielen zu gehen?“, wollte Genta wissen.

„Ich weiß nicht. Ich muss erst einmal Ran fragen.“

„Sie erlaubt es bestimmt“, kam es von Mitsuhiko.

„Wir können auch Ai fragen. Sie kommt dann bestimmt mit“, entgegnete das Mädchen.

„Ai kommt heute nicht. Sie hat Windpocken“, warf Conan ein.

„Windpocken? Bis auf das Kratzen fand ich sie gut“, schmunzelte Genta.

„Ja, weil du eine Woche zu Hause bleiben konntest und von deinen Eltern fast jeden Tag Aal auf Reis bekommen hast“, sprach Mitsuhiko.

„Ich sollte ja auch schnell gesund werden.“

„Hattest du schon einmal Windpocken, Conan?“

Der Junge schüttelte den Kopf. „Professor Agasa sagte, dass ich sie noch nicht hatte. Was ist mit euch?“

„Ich hatte sie schon“, antwortete Mitsuhiko.

„Ich noch nicht. Das ist mir bisher zum Glück erspart worden.“

„Ist es denn so schlimm?“

„Es juckt ziemlich und du darfst nicht kratzen“, seufzte Genta.

„Aber du hast das Gefühl, dass du es müsstest“, fügte Mitsuhiko an.

„Setzt euch bitte auf eure Plätze.“

„Wir reden nachher weiter“, flüsterte Ayumi und ging auf ihren Platz.

Die Lehrerin lächelte. „Guten Morgen.“

„Guten Morgen, Fräulein Kobayashi.“

„Wie ich sehe, sind alle da“, fing sie dann an. „Ai kommt heute nicht. Sie liegt mit Windpocken zu Hause im Bett“, erzählte sie dann. „Wir sollten ihr mit einem kleinen Lied gedenken.“

Sofort blickten die Schüler auf Conan.

„Was schaut ihr mich so an?“, wollte dieser dann leise wissen.

„Du bist unmusikalisch“, rief ihm Genta zu.

„Aber aber, wir wollen doch keinen Ausgrenzen“, warf die Lehrerin ein. „Wenn du das Lied kennst, kannst du gerne mit singen. Wir singen das Lied der ‚Sieben Kinder‘.“

Die Klasse nickte. Sie standen alle auf.

Rabenmutter, warum krächzt sie so?

Weil sie Sieben Kinder hat,

so süß, hoch oben auf einem Berg.

Süß, Süß, krächzt diese Rabenmutter.

Süß, Süß, krächzt diese Rabenmutter.

Du solltest das alte Nest erblicken,

auf dem Berg

und dort wirst du solche großäugige liebe Kinder sehen“, sangen die Schüler der Klasse. Kurz nachdem sie die Textzeilen beendeten sangen sie das Lied im Canon.
 

„Sieben Kinder“, murmelte Conan. Er war nicht mehr in der Klasse. Alles um ihn herum verschwamm und wurde schwarz. In der Schwärze erblickte er alles. Augen – stehend und klar – kamen zum Vorschein. Sie fixierten ihn mit ihrem Blick und dann erschienen mehrere Personen. Alle gefährlich und kühl. Sie zogen ihre Waffen und schossen.

Conan schrak auf.

„Conan? Alles in Ordnung?“, wollte Fräulein Kobayashi wissen, nachdem sie das Lied beendeten und den Grundschüler bemerkten.

Die Dunkelheit verschlang ihn weiter. Er sah sich – Shinichi Kudo – in diese hinein laufen. Dann ein Schlag auf den Kopf und das Einflössen des Giftes. Im nächsten Moment sah er Rans trauriges Gesicht, wenn sie auf ihn wartete und immer noch hoffte. Dann tauchten Akemi und Ai auf, die ebenfalls von den Personen, die er ganz zu Beginn sah, getötet wurden.

Es lief schneller ab. Jede kleine Begebenheit spielte sich in Sekunden in dem schwarzen Raum ab. Die Konfrontation mit Vermouth, das Treffen mit Kir, das Beisammensein mit Bourbon…

Conan schrie auf.

„Conan?“, Fräulein Kobayashi trat an seinen Tisch und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Conan?“, sprach sie erneut.

Der Geschrumpfte sah sie mit großen Augen an. „Ich muss nach Hause“, gab er von sich. Conan sprang von seinem Stuhl, schnappte sich die Tasche und lief dann nach draußen.
 

Conan lief als wäre der Teufel hinter ihm her. Sobald er an dem Haus des Professors ankam, klingelte er und schlug gegen die Tür. „Professor Agasa! Professor Agasa!“, immer wieder hämmerte er dagegen, bis sich die Tür öffnete und er fast auf den bärtigen Mann fiel.

„Conan?“

„Wo ist Ai?“, wollte er gleich wissen.

„Sie liegt oben im Bett und schläft“, log der Ältere.

Conan schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass etwas Passiert ist. Und außerdem hatte ich schon einmal als Kind die Windpocken.“

„Du erinnerst dich?“

Der Geschrumpfte nickte. „Schnell…was ist mit Ai?“

„Komm rein“, entgegnete der Professor und schloss anschließend die Tür.
 

Shuichi lehnte sich gegen das Fenster und lugte heraus. Er grinste leicht und sah dann zu seiner Partnerin. „Dein Lieblingsdetektiv erinnert sich wieder an alles“, sprach er.

„Was? Woher weißt du das?“

„Er kam gerade zum Haus gelaufen und hat wie wild dagegen gehämmert“, entgegnete der FBI Agent. „Normalerweise müsste er um diese Uhrzeit in der Schule sein. Das Mädchen – Ran - würde ihn sicherlich nicht einfach so zu Hause lassen. Und da er nicht in der Schule ist, sondern draußen, liegt die Vermutung nahe, dass er sich wieder an alles erinnert.“

„Das ist doch gut. Dann kann er uns helfen“, schlug sie vor.

„Hmmm…ich zieh ungern Zivilisten mit in die Sache rein.“

„Aber Conan ist doch kein richtiger Zivilist. Er kennt die Organisation und hat auch was mit ihr zu tun.“

„Ich weiß. Die Organisation rechnet nicht mit ihm, da er für sie tot ist.“

„Eh? Er ist was?“

Shuichi schmunzelte. „Ich hatte viel Zeit für die Recherchen.“ Er blickte die junge Frau an. „Glaubst du wirklich, ich hätte Conan damals in die Sache hinein gezogen, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass er in einer Gefahrensituation in Sicherheit sein könnte?“

„Ja…nein…ich hab mir darüber keine Gedanken gemacht. Ich dachte, du hast erkennt, was für ein Potential der Junge hat.“

„So einfach ist es nicht. Er fiel mir schon früh auf. Vermouth hat uns doch selber auf die Fährte gebracht. Was meinst du wollte sie mit den gestohlenen Polizeiberichten bezwecken?“

„Das wir auf Mori aufmerksam werden“, antwortete sie.

„Richtig. Aber ganz zu Beginn hast du auch noch gedacht, dass ihn die Organisation ausschalten will, richtig?“

Sie nickte.

„Nur eine Ablenkung.“

„Ich weiß“, sprach die Agentin. „Sie wollte, dass wir auf sie aufmerksam werden.“

„Und das du in ihre Falle läufst - was du auch getan hast.“

„Shu! Wenn du mich anprangern willst…“

„Das will ich nicht. Vermouth bezweckte noch etwas Anderes. Sie wollte einen Detektiv davon abhalten an dem damaligen Abend auch vor Ort zu sein. Ich denke, du weißt wenn ich meine.“

„Conan“, murmelte die Angesprochene.

„Aber was soll Conan mit der Organisation zu tun haben?“, wollte Camel wissen.

Shuichi blickte zu James. „Haben Sie sich bisher einmal über Conan informiert?“

James schüttelte den Kopf. „Das war nicht nötig. Wir vertrauen dem Jungen.“

„Dachte ich mir. Hätten Sie das getan, hätten Sie heraus gefunden, dass Conan Edogawa erst ab einem bestimmten Zeitpunkt existiert. Ebenso wie Ai.“

„Willst du damit sagen, dass Conan genau wie Ai…“, wisperte Jodie.

„Ja, Conan hat das gleiche Mittel wie Ai genommen und musste seine wahre Identität verschleiern. Ich hab mir sämtliche Berichte angesehen. Der erste Fall, den Kogoro Mori erfolgreich löste, war der Fall eines verschwundenen Mädchens. Damals wurde Conan das erste Mal als Zeuge erwähnt. Kurz darauf wurde aus dem Detektiv der ‚schlafende Kogoro‘. Klingelt es?“

„Mit Conans Auftauchen steigerte sich die Popularität von Kogoro Mori“, entgegnete Jodie.

Akai nickte. „Zum gleichen Zeitpunkt verschwand auch der Oberschuldetektiv Shinichi Kudo. Du hast mir von ihm erzählt, als er bei dieser Schulaufführung wieder da war. Findest du es nicht auch merkwürdig, dass ein Schüler mitten im Schuljahr fehlt und die Schulleitung das akzeptiert?“

„Sie verstanden seine Begründung. Er musste sich um einen großen Fall kümmern.“

„Wie in etwa die Organisation?“

Jodie musste schlucken.

„Aus einer vertrauten Quelle weiß ich, dass Shinichi Kudo mit der Organisation in Kontakt trat. Es war vor seinem Verschwinden.“

„Du willst also sagen, dass Conan und Shinichi Kudo ein und dieselbe Person ist?“

Akai nickte.

„Das würde erklären, warum ein kleiner Junge so intelligent ist“, gab James von sich.

„Hast du auch Beweise dafür?“, wollte Jodie wissen.

„Natürlich. Ich stelle keine Behauptungen ohne Indizien auf. Wie ich schon erwähnt habe, war Kogoro Mori kein begnadeter Detektiv. Vor allem Shinichi Kudo bekam die meisten Fälle. Erst nachdem dieser verschwand, wurde nach Mori gefragt, der kurz darauf alle Fälle mit Bravur löste. Jedes Mal war der Ablauf gleich. Kogoro Mori verzettelte sich und fiel direkt danach um und löste den Fall. Ich war da zwar bisher nie dabei, ich bin mir aber sicher, dass Conan jedes Mal hinter ihm war. Bevor ihr fragt, wie er das gemacht hat, sage ich es euch. Der Junge besitzt einen Stimmenverzerrer. Er hat ihn auch im Krankenhaus eingesetzt um ihren Bruder aus seinem Versteck zu locken.“

„Stimmenverzerrer…“, wiederholte Jodie leise.

„Der Professor muss ihn gebaut haben.“

„Das könnte hin kommen. Das Abzeichen was die Kinder tragen, haben sie auch von ihm“, nickte James.

„Conan besitzt nicht nur einen Stimmverzerrer. Ich hab bereits einige andere Erfindungen des Professors zu Gesicht bekommen. Wenn ihr mich fragt, hat er sie extra für Conan gebaut, damit dieser seine kindlichen Schwächen ausgleichen kann.“

„Das ist wirklich interessant“, murmelte Jodie. „Jetzt wird mir auch einiges klar.“

Akai nickte. „Der Stimmverzerrer wurde bisher nicht nur bei Mori eingesetzt. Sonoko Suzuki und Kommissar Yamamura lösten auf die gleiche Art und Weise ein paar Fälle. Interessant dabei ist die Tatsache, dass sich Conan jedes Mal vor Ort befand. Selbst der Professor soll hin und wieder einen Fall gelöst haben. Das bringt mich dazu, dass dieser über die ganze Geschichte Bescheid weiß.“

Jodie nickte. „Er wusste auch von Ai und dass sie eigentlich eine erwachsene Frau ist.“

„Das die Organisation Menschen schrumpfen kann…“, murmelte Camel.

„Das ist sicher keine Absicht gewesen. Ich erinnere mich, dass Sherry an einem Projekt arbeitete, von dem man nicht viel wusste. Es sollte das Töten erleichtern. Ich nehme an, dass beide einen Prototypen einnahmen oder eingeflößt bekamen und nun mit den Nebenwirkungen leben müssen.“

Jodie nickte. „Die armen Eltern von Conan..ich mein Shinichi“, sprach sie dann. „Sie müssen ja verrückt vor Sorge sein, wenn sie nicht wissen, wo sich ihr Sohn aufhält.“

„Sie wissen es genau.“

„Was? Bist du dir sicher? Aber das kann doch nicht sein“, warf Jodie ein.

„Bei einem Besuch bei einer Freundin gab Yukiko Kudo den kleinen Conan als ihren zweiten Sohn aus.“

„Aber warum haben die Eltern nichts unternommen? Sie hätten Conan einfach mitnehmen können, anstatt dass er hier der Gefahr ausgesetzt ist.“

„Ich nehme an, dass er es nicht wollte. Sei doch ehrlich, du würdest auch nicht freiwillig gehen wollen.“

„Eh…stimmt…“, murmelte sie.

„Es ist beeindruckend, wie gut er das alles verschleiern konnte“, gab James von sich.

Shuichi nickte. „Er war es nicht alleine. Neben dem Professor und den Eltern gibt es noch ein paar Personen, die wohl von seiner Identität wissen.“

„Wenn meinst du?“

„Der Detektiv aus Osaka.“

„Wie kommst du auf ihn?“, wollte Jodie wissen.

„Laut meinen Informationen recherchierte er mehrfach mit Conan zusammen. Und obwohl er und Shinichi Kudo offiziell Rivalen sind, hat er nie nach dem Oberschüler gefragt. Soweit ich weiß, gab er sich sogar für den Oberschüler aus. Hab ich Recht?“

Jodie nickte. „Das war damals bei der Theateraufführung. Aber dort war Shinichi selber da.“

„Das weiß ich. Aber was war mit Conan?“

„Er war auch da. Und am nächsten Morgen hab ich Conan, Ran und Shinichi zusammen gesehen. Aber das kann doch nur bedeuten, dass Conan nicht Shinichi ist.“

„Was war mit Ai?“

„Ai war damals krank.“

„Krank? Oder nahm sie die Identität von Conan an, damit man die Beiden nicht für dieselbe Person halten konnte?“, wollte Akai wissen.

„Das wäre möglich“, murmelte Jodie leise. „Aber wie konntest du das anhand der geringen Informationen heraus finden?“, wollte sie wissen.

„Ich hab Ai gesehen. Dann war mir alles klar.“

„Nur weil du Ai gesehen hast?“, wollte die Agentin wissen.

„Sie ist ihre Schwester. Deswegen weiß ich, wie sie aussieht. Als ich sie damals in der Stadt sah, gab es nicht viele Möglichkeiten. Zuerst hab ich über das Leben des Kindes recherchiert und mir anschließend die Personen in der Umgebung angeschaut. Erst als sich dein kleiner Detektiv in die Sache mit Vermouth einmischte, hab ich ihn komplett durchleuchtet.“

„Wenn du es da schon wusstest, warum hast du uns nichts gesagt?“, kam es von ihr.

„Es war nicht von belangen.“

„Das sagst du so einfach! Wenn ich das eher gewusst hätte, hätte ich viel eher mit ihm zusammen gearbeitet.“

Akai hob die Augenbraue. „Du solltest doch wissen, dass ich ungern mit unautorisierten Personen zusammen arbeite. Und nur weil er in die Sache involviert war, war das für mich kein Grund.“

„Na super“, murmelte Jodie leise.

Er zuckte mit den Schultern. „Es war auch besser für alle anderen, nichts zu wissen. Man weiß schließlich nie, wann eine solch wichtige Information durchsickern kann. Außerdem hätten es die meisten doch sowieso nicht geglaubt. Dir geht es doch auch so.“

„Es ist wirklich schwer es zu glauben“, nickte sie.

„Es braucht seine Zeit, bis man es versteht.“

„Wenn das so ist, können noch mehr verjüngte Personen in der Stadt herumlaufen“, entgegnete James.

„Das glaube ich eher weniger. Die Organisation arbeitet gründlich. Sie schicken ihre Leute und überprüfen die Toten.“

„Dann müssten sie aber doch Conan gefunden haben“, warf die Agentin ein.

„Nicht wenn er schlau genug war. Und das war er. Er war nur kurz in der Villa und holte seine alten Sachen. Kurz darauf zog er bei Ran und ihrem Vater ein. Es wäre doch ein wenig merkwürdig, wenn ein Grundschüler alleine in der großen Villa leben würde. Wahrscheinlich hat die Organisation mehrfach in der Villa nach Beweisen gesucht.“

„Aber was wäre, wenn seine Eltern auf einmal hier wären? Oder in deinem Fall, du?“

„Das ist keine Gefahr mehr. Nach einer gewissen Zeit haben sie ihn abgehackt. Da Kudo nicht mehr öffentlich in Erscheinung trat, wurde ihre These bestätigt. Es ist nur normal, wenn die Eltern das Haus untervermieten“, antwortete er darauf. „Wahrscheinlich hat sogar Vermouth dafür gesorgt, dass der Tod des Schülers nicht weiter verfolgt wird.“

„Warum sollte sie das tun?“

„Hmm…ich dachte, du hast so viel über deine Erzfeinding recherchiert. Kannst du es mir nicht sagen?“

„Ich?“ Jodie dachte nach. Natürlich wusste sie vieles über Vermouth, aber alles war ihr sicherlich nicht bekannt. „Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst.“

„Vermouth hat sich ihr verkleiderisches Können nicht allein beigebracht“, fing er an.

„Natürlich. Sie hat es bei einem japanischen Magier gelernt. Toichi Kuroba. Er war vor allem dafür bekannt, dass er jede Rolle annehmen konnte, ohne das es auffiel.“

Akai nickte.

„Sie war damals nicht alleine sein Lehrling. Da war noch eine andere Schauspielerin…Yukiko Fujimine…“, murmelte Jodie.

„Yukiko Fujimine ist niemand anderes als die Mutter von Shinichi Kudo.“

„Jetzt ergibt das alles einen Sinn“, entgegnete die Agentin. „Deswegen hat sie Conan bisher nichts getan.“

Erneut nickte Akai. „Vermouth muss Shinichi als kleinen Jungen kennen gelernt oder zumindest Bilder von ihm gesehen haben. Als sie auf Conan traf, konnte sie sich denken, dass er entweder der zweite Sohn war oder der Oberschüler selber.“

„Natürlich. Und deswegen kam die Organisation auch nicht darauf, dass er noch am Leben sein könnte.“

„Das gibt der Sache eine ganz andere Wendung“, sprach James. „Wenn die Organisation das Gift weiterhin einsetzt, könnten weitere Menschen verjüngen.“

„Und damit würden sie irgendwann auffliegen. Es würde zu einem Unglück mit vielen Ermordeten kommen.“

„Das wäre furchtbar“, murmelte Jodie.

Shuichi nickte. „Deswegen müssen wir sie auch in der nächsten Zeit hochnehmen. Ohne Ai forschen sie wohl nicht wirklich weiter daran. Wahrscheinlich war Ai auch die einzige Person, die diese Nebenwirkung bemerkte. Das würde bedeuten, sie haben das Gift so gelassen wie es war“, entgegnete Shuichi. „Und damit kontrolliert keiner seine Verwendbarkeit.“

„Das heißt, wir können nur hoffen, dass an dem Gift weiter geforscht wird“, sprach die Agentin.

Er nickte, auch wenn es eher unwahrscheinlich war.
 

„Jetzt sagen Sie schon, Professor! Was ist mit Ai passiert? Ich weiß, dass Gin und Wodka in der Detektei waren.“

Der Professor seufzte auf. „Ran war gestern Abend bei mir und wollte über dich reden.“

„Wegen der Amnesie?“

Er nickte. „Dabei erwähnte sie auch, dass du geschrien haben sollst, als du die neuen Klienten gesehen hast. Anschließend bat sie mich, dass ich meine Bekannten nach Ai ausfrage. Ich glaube, Ai hat das mit angehört“, erzählte er. „Was danach passierte, weiß ich nicht. Nachdem ihr dann nach Hause gegangen seid, wollte ich nach Ai sehen. Vorgefunden habe ich nur einen Zettel, auf dem sie schrieb, dass sie nun weg geht.“

„Ich verstehe“, murmelte Conan. „Wissen Sie auch, wo sie hin wollte?“

„Zum FBI. Allerdings…“

„Allerdings?“

„Es gab wohl einen Unfall. Ai befindet sich in der Gewalt der Organisation.“

„Verdammt…dann wissen sie jetzt, dass sie die ganze Zeit über ein Kind war“, murmelte Conan.

„Ai war zu dem Zeitpunkt wieder normal groß. Als mich Miss Jodie anrief, weil sie das auf Videoband hatten, musste ich ihr die Wahrheit über Ai erzählen.“

„Verstehe“, sprach Conan leise. „Ich muss dringend mit dem FBI reden.“

Agasa nickte, während Conan wieder zur Tür ging. „Professor? Können Sie nachher vielleicht Ran und die anderen darüber informieren, dass ich meine Erinnerungen wieder habe? Ich würde es gerne selber machen, allerdings weiß ich nicht, wann ich nach dem Treffen mit Miss Jodie wieder zurück bin.“

„Mach dir darum keine Sorgen.“

„Danke, Professor“, lächelte der Kleine und ging aus dem Haus heraus.
 

Noch immer lehnte der FBI Agent an dem Fenster und blickte hin und wieder heraus. Aus dem Augenwinkel erkannte er den geschrumpften Oberschüler. „Wenn du mit ihm reden willst, solltest du dich beeilen. Er ist drauf und dran das Haus zu verlassen.“

„Hmm?“ Jodie blickte ihren Kollegen an. Dann nickte sie und lief aus dem Zimmer heraus.

„Finden Sie das gut, dass wir den Jungen zu Hilfe holen?“, wollte James wissen.

„Momentan haben wir keine andere Möglichkeit“, entgegnete der FBI Agent. „Der Junge könnte uns vielleicht mehr Informationen geben.“

Shuichi trat zu den Bildschirmen und blickte auf diese. Der Punkt, der sich bewegte, führte immer weiter nach Tokyo rein. Kein Wunder, da die FBI Agenten diesen mitbrachten. Trotzdem wäre es von Vorteil, wenn der Sender weiterhin an Ai sitzen würde. Da das nun nicht mehr gewährleistet werden konnte, mussten sie auf die typische Art und Weise zurück greifen.



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