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KuroNeko

Schwarzes Kätzchen sucht liebevollen Besitzer
von

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Kapitel I

Disclamier: Kuroshitsuji gehört Yana Toboso, die Idee dieser Geschichte mir.

Die bekannten Charaktere sind nur ausgeliehen und werden unbeschadet wieder zurückgegeben.
 

Das Wetter war schön, die Sonne schien und Ciel Phantomhive, ein Junge von siebzehn Jahren lag auf einer kleinen Picknickdecke im Garten des Hauses seiner Tante und genoss den herrlichen Samstagmorgen. "Ciel. Ciel, wo bist du?", hörte er diese rufen und antwortete mit einem genervten: "Hier bin ich, hinter dem Haus. Was ist denn jetzt schon wieder los?" und setzte sich auf als eine komplett in rot gekleidete Frau aus der Terrassentür trat und mit ihrem Blick den Garten nach ihrem Neffen absuchte. "Hier steckst du also, ich wollte dir nur sagen, dass ich mal eben einkaufen gehe. Gibt es etwas das ich dir mitbringen soll?" Das verneinende Kopfschütteln des Jüngeren zur Kenntnis nehmend rief sie ihm noch ein: "Okay, ich bin dann weg. Dauert nicht lange!" zu und verschwand.
 

Seufzend fuhr sich Ciel durch die dunklen Haare und legte sich dann wieder entspannt zurück. Samstagmorgen, sagte er sich, der erste Ferientag und ich langweile mich jetzt schon. Und ich habe noch gut vier Wochen vor mir, die Aufgaben für die Schule sind gemacht und ich habe nichts mehr zu tun. Aber ich bin ja selbst Schuld, ich hätte ja auch mit Mum und Dad nach Rom fahren können. Mit geschlossenen Augen drehte er sich auf die Seite, schob einen Arm unter den Kopf und begann vor sich hin zu träumen.
 

Die Sommerferien hatten begonnen und Ciel hatte sich entschieden zu seiner Tante aufs Land zu fahren. Er machte sich nicht viel aus langen Reisen und vielen Hotelwechseln. Er gab es selbst zu, er liebte es faul im Gras zu liegen und die Wolken beim vorbeiziehen zu beobachten. Einfach Nichtstun. Keinen Stress, keine Termine, nichts. In der Schule war er als arroganter Langweiler und Streber verschrien weil er sich lieber in Bücher verkroch als mit Mädchen zu flirten, auf Partys zu gehen oder mit anderen Jungen Mist zu bauen. Außerdem war er permanent Klassenbester und es gab sogar Situationen in denen er seine Lehrer belehren konnte. Dennoch gab es auch viele Mitschüler die ihn bewunderten und andere die es ihm neideten. An Anfragen zu Dates und Treffen mangelte es ihm trotzdem nicht. Einige Mädchen hatten es mit Nachhilfe-Anfragen versucht, Andere mit Einladungen zum Geburtstag oder zu einem einfachen Treffen. Gestern nach der Zeugnisverleihung hatte ihn ein Mädchen angesprochen und ihn zum Eisessen einzuladen versucht, aber er hatte sie abgewiesen. Als Grund hatte er ihr genannt, dass er keine Zeit dafür hatte und die Ferien über nicht Daheim sein würde.
 

Ein Platschen und das darauf folgende klägliche Miauen ließ Ciel seine tiefblauen Augen öffnen und zu der großen und randvollen Wassertonne an der Wand des alten Gartenschuppens sehen, aus der nun das kühle Nass heraus schwappte und in deren Mitte ein kleiner schwarzer Kopf dem verzweifelten Paddeln zum Trotz immer wieder unterging. Ein wiederholtes Geräusch brachte ihn dazu aufzustehen und eilig hinüber zu laufen um nach dem nassen Wesen zu greifen und es aus der Tonne zu heben. Kaum hatte es das Wasser verlassen zappelte es und fauchte bis Ciel es vorsichtig auf dem Boden absetzte. Dort schwankte es ein wenig, nahm aber dann die Beine in die Hand und flüchtete so schnell es konnte in die nahe stehenden Büsche.
 

Der Siebzehnjährige schüttelte den Kopf und fluchte vor sich hin. "Da hilft man dem kleinen Ding und was bekommt man dafür? -Ein Fauchen als Dank. Und gekratzt hat es mich auch. Schien ja eine Katze zu sein, aber wieso gibt es hier so kleine Katzen? Das ist überhaupt das erste Tier dass ich hier je gesehen habe, mal abgesehen von Fliegen, Käfern und dem Hund nebenan. Wahrscheinlich hat das Vieh sich verlaufen oder seine Mutter verloren." Er behielt den Busch unter dem das Kätzchen verschwunden war fest im Blick bis seine Tante wiederkam und ihn eine knappe halbe Stunde später zum Mittagessen hinein rief.
 

Als sie gemeinsam am Küchentisch saßen, ein großer Topf mit Spaghetti und zwei voll beladene Teller zwischen sich, fragte Ciel nach der kleinen Katze. "Du meinst die kleine Schwarze? Die ist noch recht neu, ich vermute sie ist erst ein paar Wochen alt, aber ich habe sie bis jetzt immer nur vom Fenster aus gesehen und nie mit ihrer Mutter. Eigentlich kommt sie nicht wenn jemand im Garten ist, auch nicht wenn man ihr Futter hinstellt. Das fressen dann meist die Raben. Ich frag mich wovon sie sich ernährt." Nachdenklich blickte Ciel auf seinen Teller und wickelte ein paar Nudeln auf seine Gabel. Also ist die Kleine wohl ziemlich unsozial, genau wie ich wenn man meine Klassenkameraden fragen würde. Vielleicht hat sie sich ja deshalb getraut, weil wir uns ähnlich sind. Ärgerlich schüttelte er den Kopf um den Gedanken loszuwerden. Was denke ich da bitteschön? Eine Katze mir ähnlich? Ich habe weder Fell, noch laufe ich auf vier Pfoten. Geschweige denn dass ich beinahe in einer Regentonne ersaufe.
 

"Ziemlich süß ist die Kleine aber schon, findest du nicht? Ich beneide dich fast ein wenig dass du sie sogar anfassen konntest. Ist ihr Fell so weich wie es aussieht?", holte die aufgeregte Stimme seiner Tante ihn aus seinen Gedanken. "Kann ich nicht sagen, das Vieh war klitschnass und ist geflohen sobald es konnte. Aber nicht ohne mir ein kleines Andenken zu hinterlassen. Wie du siehst, nichts auf das man neidisch sein müsste." Damit hob der Blauäugige die Hand und zeigte auf einen schmalen Kratzer am Handgelenk, der wohl leicht geblutet haben musste, denn ein bräunlich-roter Schorf hatte sich gebildet. Schon in wenigen Tagen würde davon nichts mehr zu sehen sein.
 

"Wenn du nichts zu tun hast", fing Ciels Tante an und wickelte scheinbar desinteressiert eine ihrer dunkelroten Strähnen um den Zeigefinger, "und dich sowieso nur langweilst, kannst du ja auch versuchen der Kleinen etwas näher zu kommen, vielleicht gewöhnt sie sich ja an dich, dann kannst du sie mit nach Hause nehmen. Ich denke nämlich Zuhause bist du recht einsam, ein Haustier würde dir gut tun." Ciel rollte mit den Augen. Einsamkeit hier, Haustier da... Meint sie nicht, wenn ich Gesellschaft wollen würde hätte ich mir nicht schon längst irgendwas angeschafft? Etwas handzahmes das nicht kratzt, beißt und faucht? "Nein danke, ich verzichte. Wenn du es so gern hast, dann kannst du das freche Ding gern behalten."
 

Die Rothaarige schüttelte den Kopf: "Manchmal verstehe ich dich einfach nicht. Es gibt Zeiten da bist du der perfekte Sohn, lieb und folgsam und dann bist du wieder so abweisend. Ich denke du brauchst dringend einen Freund." Dann erhob sie sich um den Tisch abzuräumen und stellte das gebrauchte Geschirr in die Spülmaschine.

"Geh ruhig wieder nach draußen, ich will dich ja an deinem ersten Ferientag nicht überanstrengen.", lächelte sie leicht sarkastisch an ihren Neffen gewandt und begann die benutzten Kochutensilien gesäubert in verschiedene Schränke zu verstauen. Als sie fertig war drehte sie sich umher und klatschte motiviert in die Hände. Mit einem: "Die Arbeit tut sich nicht von allein und ich muss noch einige Patientenakten durchsehen." verschwand sie die Treppe im Flur hinauf in ihr Arbeitszimmer und ließ Ciel allein in der Küche zurück.
 

Grummelnd erhob dieser sich und verließ die Küche, schnappte im vorbeigehen sein Buch vom Wohnzimmertisch und durchquerte die Glastür zum geräumigen Wintergarten. Von dort nahm er den Weg durch die Terrassentür in den Garten um sich wieder auf seine Picknickdecke zu legen, wo er den dicken Wälzer aufschlug und auf dem Bauch liegend zu lesen begann. Konzentriert verfolgte er den Inhalt und bemerkte dabei nicht das kleine schwarze Köpfchen das sein rosa Näschen neugierig unter dem Rhododendronbusch zu seiner Rechten hervorstreckte. Große unnatürlich rote Augen mit geschlitzten Pupillen blinzelten in die Sonne und wanderten von der offenen Terrassentür zu dem lesenden Menschenjungen und zurück. Beim Geräusch der Seiten welche umgeblättert wurden, weiteten sie sich und das scheue Tierchen zuckte zurück.
 

Ciel wurde unterdessen langsam müde und nachdem er einige kompliziertere Sätze wiederholt las ohne den Sinn zu verstehen gab er es auf und legte sich auf den Rücken, das Buch als Kopfkissen missbrauchend. Es dauerte nicht lange und die Wärme der Sonnenstrahlen trieb den Jungen nach und nach in Morpheus Arme. Eine Hand neben sich, die Andere quer über dem Bauch liegend und den Kopf leicht zur Seite geneigt döste er friedlich und entspannt vor sich hin. Das Kätzchen hingegen traute dem Frieden zuerst nicht ganz, war es doch schon ein paar Mal von Menschen vertrieben worden, sah dann jedoch ein dass ein schlafendes Menschenwesen ihm wohl nichts tun konnte. Außerdem hatte der Zweibeiner es schon einmal gerettet, auch wenn der Griff etwas fest und das Katzenjunge zu Tode erschrocken gewesen war. Nichtsdestotrotz war der Mensch rettend eingesprungen als er das kleine schwarze Tierchen ertrinken und in Not sah. Diesem tat es im Nachhinein sehr leid, dass es den Jungen verletzt hatte.
 

Vorsichtig, eine Pfote vor die Nächste setzend schlich der kleine Tiger zur schlafenden Form seines Retters und wagte es in einem Anfall von Übermut sogar die eine Hand mit seinem feuchten rosa Näschen anzustupsen. Dann sprang er jedoch schnell einen großen Satz zurück, Vorsicht war immer besser als Nachsicht. Als der scheinbar Schlafende sich nicht rührte kam er mutig wieder näher, bis er den Kratzer am Handgelenk des Größeren direkt vor den Schnurrbarthaaren hatte. Die raue Zunge fuhr entschuldigend darüber, darauf bedacht den Zweibeiner nicht zu wecken. Das Kätzchen wollte nicht riskieren doch noch ausgeschimpft zu werden.
 

Seine Mühe war umsonst, denn Ciel erwachte langsam und fühlte etwas Raues an seinem Handgelenk. Was ist das?, fragte er sich und hob die Lieder einen Spalt, schloss sie aber von der Mittagssonne geblendet ganz schnell wieder. Das weiche Stupsen hörte nicht auf und der Siebzehnjährige drehte bewusst langsam den Kopf zur Seite um nach der Quelle des Reizes zu suchen. Als er die Augen abermals öffnete entdeckte er einen schwarzen Fellball der sich augenscheinlich gerade entschuldigend um seinen kleinen Kratzer kümmerte und noch nicht entdeckt hatte, dass er erwischt worden war. Erstaunt probierte der Dunkelhaarige die Hand zu bewegen und schloss schnell die Augen so weit wie möglich als der Kopf des Kätzchens zu ihm herum schoss und das Tier sich blitzschnell einige dutzend Zentimeter entfernte. Doch es verschwand nicht ganz und Ciel ließ es geduldig wieder näher kommen, bevor er den nächsten Versuch startete.
 

Abermals flüchtete das Katzenjunge, dieses Mal allerdings nicht ganz so weit weg und es dauerte auch nur noch halb so lange bis es wiederkam. Ein paar Mal wiederholte der Teenager das Spiel und zeigte dabei eine selbst für ihn außergewöhnliche Geduld. Schließlich hatte er es geschafft dass das Fellknäuel nicht einmal mehr erschrocken zuckte und nur noch die Ohren aufmerksam aufstellte. Nach und nach ließ er die Bewegung größer und schneller werden und beobachtete mit Genugtuung wie das Kätzchen seiner scheinbar schlafenden Form immer mehr Vertrauen schenkte. Ciel wollte es jedoch für den ersten Tag nicht übertreiben und begnügte sich damit seine Hand zu einer kleinen Höhle zu formen in die das junge Tier relativ schnell vertrauensvoll seinen Kopf schmiegte und schnurrend die Wärme genoss. Als es sich sogar daneben kuschelte zog der Größere überrascht eine Augenbraue hoch. Offensichtlich vertraute das Tierchen darauf dass seine Instinkte es wecken würden, sollte der Blauäugige erwachen und eine Gefahr darstellen, denn es legte das Köpfchen auf die Vorderpfoten und döste unaufmerksam vor sich hin.
 

Auch Ciel begann langsam wieder vor sich hin zu dösen und fiel gegen Abend in einen leichten Schlaf aus dem er erst wieder erwachte als seine Tante ihn zum Abendessen rief. Eine schnelle Bewegung und das kurze Gefühl von weichem Fell an seinen Fingern sagten ihm dass das Kätzchen wieder verschwunden war. Also stand er auf als wäre nichts vorgefallen, faltete ordentlich die Decke und klemmte das Buch unter einen Arm um wieder zurück ins Haus zu gehen. Über das fast menschlich zu nennende Entschuldigungsverhalten der Katze nachgrübelnd räumte er die Sachen in seinen Armen weg und füllte gedankenverloren ein wenig Milch in ein Schälchen, welches er anschließend für seinen scheuen neuen Freund neben die Terrassentür stellte. Daneben legte er ein altes Sofakissen, welches definitiv schon bessere Tage gesehen hatte und baute aus einem niedrigen Hocker und einem Kissenbezug eine kleine Höhle darüber. Er wusste dass seine Tante ab dieser Uhrzeit nicht mehr in den Garten ging und somit blieb das gemütliche Katzenquartier vorerst Ciels Geheimnis.
 

Am nächsten Morgen würde er dann überlegen und probieren es anders zu verstecken, vorausgesetzt das Kätzchen mochte das provisorisch zusammengebaute Nest, eventuell schlief es ja sogar darin.
 

Das Abendessen verlief ruhig und ohne große Gespräche, sowohl Ciel als auch seine Tante waren in Gedanken versunken und legten keinen großen Wert auf Konversation. Die Rothaarige schien immer noch mit ihrer Arbeit als Ärztin beschäftigt zu sein und ihr Neffe wollte sie nicht dabei stören. Er wusste dass der Beruf eines leidenschaftlichen Arztes weit über die Anwesenheit in der Klinik und den Stunden am Schreibtisch hinausging. Das Schicksal einiger Patienten war sehr schwer, einige wussten sogar dass sie sterben mussten und Angehörige waren auch immer betroffen wenn eine schlechte Nachricht überbracht werden musste. Niemand verlor gern geliebte Menschen oder sah wie sie litten.
 

Ciel war froh dass seine Eltern ihn nicht unter Druck setzten, wie er es von einigen seiner Klassenkameraden gehört hatte, die von ihren Verwandten in einen Berufszweig gedrängt wurden und obwohl niemand ihn in eine bestimmte Richtung lenken wollte, wusste er doch dass seine Familie glücklich wäre wenn er das Unternehmen seines Vaters weiterführen würde. Funtom, eine Firma die Spielsachen herstellte und damit viele Kinder glücklich machte, Ciel war stolz darauf. Nachdenklich besah der Sechzehnjährige sich seinen Teller, schob ein liebevoll von seiner Tante geschnittenes Stück Apfel von rechts nach links und seufzte tief.

Eine Katze müsste man sein, dachte er, dann konnte man den ganzen Tag faul in der Sonne liegen oder sich von Menschen streicheln lassen. Wenn man Hunger hatte musste man nur seine Nase in einen Napf stecken, den Andere für einen gefüllt hatten. Keine Arbeit, keine Sorgen.
 

Ein Räuspern ließ ihn aufsehen. „Willst du nichts mehr?“ Der Jüngere schüttelte den Kopf: „Nein, danke. Ich bin satt, darf ich nach oben gehen oder soll ich dir noch bei irgendetwas helfen?“ Nachdem die Rothaarige lächelnd verneint hatte stand er auf, stellte sein Geschirr neben das Spülbecken und begab sich nachdem er noch einmal nach dem Versteck auf der Terrasse gesehen und sich sein dickes Buch von der Kommode im Flur geschnappt hatte in sein Zimmer im ersten Stock. Selbst für einen Sommerabend war es ihm entschieden zu warm im Haus und er schaltete den Ventilator auf seinem Schreibtisch ein, richtete ihn direkt auf sein Bett.

Nachdem der Dunkelhaarige sich einen frischen Schlafanzug aus dem Schrank genommen hatte, ging er ins Badezimmer, zog sich aus und stieg unter die Dusche, das feuchte Nass floss angenehm kühl an ihm herab.
 

Als seine Lippen schon langsam blau anliefen und seine Haut begann zu verschrumpeln, drehte Ciel das Wasser ab und wickelte sich in ein großes, flauschiges Handtuch. Schnell war er in seinen weichen Schlafanzug geschlüpft und verschwand wieder in seinem Zimmer um das Bad für seine Tante frei zu machen. Unter die dünne Sommerdecke kriechend, das Buch in der einen, eine Flasche Wasser in der anderen Hand machte er es sich gemütlich und begann zu lesen.

Doch auch dieses Mal dauerte es nicht lange bis die Lieder über den dunkelblauen Augen schwerer und schwerer wurden, bis sie schließlich zufielen. Auch wenn der Tag nicht anstrengend gewesen war, schlafen konnte auch müde machen und die Hitze trug genauso dazu bei.
 

Der nächste Morgen kam früh. Ciel erwachte unsanft als er etwas in der Küche scheppern hörte, seine Tante fluchte und als er die Augen öffnete schien die Sonne direkt auf sein Bett und blendete ihn. Grummelnd versuchte er sich umzudrehen, der Sonne aus dem Weg zu gehen und weiter zu schlafen, aber er hatte sich so sehr in der Bettdecke verfangen dass er nun zur Seite rollte, über die Bettkante hinweg und auf den unbequemen Zimmerboden fiel. Verschlafen und verwirrt kämpfte er sich aus den ihn umwickelnden Laken und rieb sich die Augen. „Der Morgen beginnt ja mal gut!“, murrte er, stand auf und schmiss die Decke zurück auf das Bett. Dann begann er sich für den Tag fertig zu machen, zog sich an und putzte die Zähne.
 

Seine Tante konnte ihn schon hören als er grummelnd und murrend die Treppe heruntergestapft kam und begrüßte ihn mit einem entschuldigenden Lächeln, einem: „Muss leider weg, achte bitte auf die Eier und guten Appetit!“ und einem großzügig gedeckten Frühstückstisch, dann beeilte sie sich nach draußen um nicht zu spät zu kommen. Ciel konnte gar nicht so schnell schauen, da schlug die Haustür hinter ihr zu und er war allein. Der kleine, blaue Zettel auf dem Küchentisch klärte ihn in der unordentlichen Schnellschrift seiner Tante in wenigen Worten darüber auf, dass es in der Klinik einen Notfall gegeben hatte und sie schnell weg musste. Eigentlich hatte die Rothaarige ein schönes Sonntagsfrühstück mit ihm geplant.
 

Aus Richtung der Küchenzeile erklang ein leises Blubbern und erinnerte den Blauäugigen daran, dass seine Tante ihm noch etwas zugerufen hatte, bevor sie verschwunden war. „Verflucht, die Eier!“ Schnell und den Tag verfluchend eilte Ciel zu der Herdplatte auf der ein kleiner Topf stand, stellte fest dass das Wasser schon kochte und atmete erleichtert auf als er sah, dass seine Tante die Eieruhr gestellt hatte. Als sie klingelte, nahm er den Topf vom Herd, schreckte die Eier ab und verteilte sie in die zwei Eierbecher auf dem Tisch. Über das seiner Tante stülpte er einen Warmhalter aus dicker, bunter Wolle in der Form eines gelb-blau gestreiften Huhns, Lizzys letztes Ostergeschenk. Zwar war Madame Red Ciels Tante mütterlicherseits und Elizabeths Mutter die Schwester seines Vaters, doch die Blonde verstand sich sehr gut mit der Madame, Ciel vermutete dass es daran lag, dass beide Frauen immer wieder versuchten ihn zu überreden mit ihnen einkaufen zu gehen. Wenn er dann absagte, gingen sie meistens zusammen.
 

Den Kopf schüttelnd frühstückte der Dunkelhaarige ausgiebig, bevor er den Tisch abräumte und überlegte was er nun mit dem angebrochenen Tag anfangen sollte.

Zuerst werde ich nach der Katze sehen, danach ein besseres und vor allen Dingen unauffälligeres Versteck herrichten., beschloss er schnell, Meine Tante muss ja nicht gleich wissen, dass ich versuchen will mich mit der Katze anzufreunden. Auf den ersten Blick hatte sich auf der Terrasse nichts verändert, aber als Ciel näher hinsah, erkannte er ein paar feine schwarze Härchen auf dem Kissen, welches er als Schlafplatz unfunktioniert hatte. Das Kätzchen musste also darauf genächtigt haben.
 

Sich umsehend schritt der Jugendliche hinaus in den Garten, aber er konnte keine Spur von dem gesuchte Tier entdecken. Seufzend wandte er sich um und begann nach einem besseren Platz für ein Katzenversteck zu schauen. Ein oder auch zwei mögliche Stellen fand er, aber keine war ihm gut genug, bis er halb neben, halb hinter der kleinen Gartenhütte ein Plätzchen fand, das seinen Ansprüchen genügte. Es war mit weichem Gras bewachsen, welches gesund und hellgrün in der Sonne aussah, warm und geschützt. Und es war vor allem unauffällig, obwohl Ciel es von seinem Zimmerfenster gut würde sehen können. Ebenfalls ein Grund für Ciel diesen Ort zu wählen.
 

Er schnappte sich den bereits einmal als Versteck benutzten Hocker und den Kissenbezug von der Terrasse und baute sie neben dem Schuppen auf. Das Kissen kam darunter, das Schälchen Milch daneben, beides wurde von dem überstehenden Holzdach der Hütte vor Regen geschützt. Es war der perfekte Platz für seinen zukünftigen kleinen Freund, befand Ciel als er sich sein Werk beschaute. Vielleicht würde er in den nächsten Tagen noch mehr bauen können. Ein Klassenkamerad hatte einmal gesagt dass Katzen einen Kratzbaum brauchen wenn man sie in der Wohnung hielt. Vielleicht konnte Ciel ja etwas Ähnliches finden oder bauen. Schaden konnte es sicher nicht, auch wenn Tiere in der freien Natur es sicher nicht brauchten.
 

Das Tun des Sechzehnjährigen wurde von zwei großen roten Augen beobachtet, die betrübt mit ansahen wie das nächtliche Lager abgebaut wurde, aber glücklich zu funkeln begannen als sie sahen dass es nur den Platz wechseln sollte. Vorsichtig pirschte das Kätzchen sich näher heran, immer darauf bedacht nicht die Aufmerksamkeit der Zweibeiners zu erregen. Als es jedoch um die Ecke des kleinen Holzhauses blickte, musste es erschrocken feststellen dass es von zwei dunkelblauen Augen entdeckt worden war.
 

Ciel hatte das Rascheln eines kleinen Busches gehört und sich nach dem Geräusch umgedreht, erkannte aber schnell dass es nur eine dicke Amsel gewesen war, die in der Erde nach Würmern suchte. Er wollte sich gerade wieder seinem Projekt zuwenden, als ihm der schmale schwarze Schatten auffiel, der sich gegen das helle Holz des Gartenschuppens abhob. Erfreut beobachtete er wie das kleine Tierchen näher kam ohne zu bemerken dass es entdeckt worden war. Mühsam seine Belustigung zurückhaltend lächelte er sanft als sich das feuchte rosa Näschen um die Ecke schob, die großen weichen Öhrchen aufgestellt und die ungewöhnlich roten Augen neugierig glänzend. Als das putzige Tierchen erschrocken einen großen Satz nach hinten machend über seine eigenen Pfoten stolperte konnte er sich jedoch nicht mehr zurückhalten und ein immer lauter werdendes, herzliches Lachen kämpfte sich aus seiner Brust hoch, durch den Hals und verließ seine Lippen, obwohl er es zu ersticken versuchte.
 

Große rote Augen weiteten sich als der kleine Körper sich plötzlich schneller zu bewegen schien als die Beine ihn tragen konnte und das Mäulchen verließ ein verwirrtes Wimmern voller Unverständnis, als das rosa Näschen mit dem weichen Gras kollidierte. Hilflos auf gespreizten Hinterbeinen sitzend, die Vorderpfoten dazwischen abgestützt, saß das schwarze Katzenjunge nach einer raschen Drehung vor Ciel und sah dabei so hilflos aus, dass dieser nicht anders konnte als sanft lächelnd auf es zu zugehen. Beruhigende Worte flüsternd näherte sich der Sechzehnjährige und machte Anstalten dem Tierchen über den Kopf zu streichen. Bevor er es allerdings berühren konnte, hatte es sich wieder gefangen und trat den Rückzug an. Ganz zur Freude Ciels hatte es sich dafür das wiedererbaute Nest ausgesucht, in dem es sich sicher zu fühlen schien.
 

Leise lachend entfernte sich der Dunkelhaarige, ging zurück ins Haus und kam mit der Picknickdecke des vergangenen Tages in der einen, seinem Buch in der anderen Hand zurück und machte es sich unweit des Schuppens im Schatten eines großen Busches gemütlich und begann zu lesen. Die Kühle des Schattens war angenehm als die Sonne stieg und stieg und mit ihr die Temperatur.
 

In das spannende Buch versunken, hörte der Lesende erst beim zweiten Mal das Klingeln des Telefons und beeilte sich in den Flur zu kommen und den Anruf anzunehmen. „Ciel Phantomhive.“, meldete er sich etwas außer Atem, aber freundlich.

„Hallo Ciel, ich bin es. Ich hab hier mit dem Notfall noch etwas zu tun, außerdem ist ein Zweiter reingekommen um den ich mich kümmern muss. Es könnte also später werden. Im Kühlschrank steht ein Topf mit Erbsen und im Keller sind noch Kartoffeln die du dir zu Mittag machen kannst. Aber es ist nichts mehr da was du dazu essen könntest. Deshalb wollte ich dich bitten Einkaufen zu gehen, Geld liegt in der ersten Schublade im Flur. Du könntest auch noch etwas Milch und vielleicht einen Karton Eier mitbringen, ich habe die Letzten heute früh gekocht. Zum Abendessen bin ich hoffentlich wieder zu Hause und danach machen wir uns einen schönen Fernseh- oder Spielabend, Okay? Bring dann doch auch noch ein paar Süßigkeiten und Chips mit, ja?“
 

Überrumpelt vom Redefluss seiner Tante schwieg der Jüngere erst einmal um seine Sprache wieder zu finden. „Ähm, ja.“, antwortete er dann. „Kann ich machen, das ist nicht das Problem, aber weißt du denn schon ungefähr wann du wieder kommst?“ Schweigen, dann hektische Stimmen im Hintergrund. „Ciel? Hör zu, ich hab grad nicht viel Zeit, ich ruf durch wenn ich losfahre, ja? Heute ist der Tag der Notfälle, eben ist wieder Einer reingekommen. Eine Schwangere in den Wehen, glaube ich. Du bist doch Zuhause, oder?“ Ciel bejahte, verabschiedete sich und legte dann auf.

Gut, dachte er. Gut dass ich kein Arzt bin. Das ist ja Stress in seiner reinsten Form.
 

Zufrieden mit seiner Freizeit schlenderte er zurück in den Garten, brachte Decke und Buch unter Dach, damit sie im unwahrscheinlichen Falle eines Regenschauers nicht nass wurden und sah nach dem Kätzchen, stellte jedoch fest dass es wohl wieder verschwunden sein musste, denn das Versteck war leer. Dann holte er sich ein wenig Geld und eine Tasche und machte sich auf den Weg zu dem Lebensmittelladen vier Straßen weiter. Es war nicht weit und der Markt war auch nicht groß, aber er hatte alles was man brauchte und war selten überfüllt. Das konnte jedoch auch daran liegen, dass er auf dem Land war und nur recht wenige Menschen hier außerhalb lebten. Die Verkäuferin grüßte freundlich, als Ciel den Laden betrat.
 

„Guten Morgen, Ciel. Dich habe ich ja lange nicht mehr gesehen, wohnst du wieder bei deiner Tante?“, rief sie und eilte zu ihm hinüber um ihn zu umarmen. „Herrje, bist du groß geworden. Entweder ich schrumpfe oder die jungen Männer heutzutage wachsen viel zu schnell.“ Sie war eine ältere Frau, immer gut gelaunt, herzlich und vor allem kannte sie Ciel schon seit dieser Laufen gelernt hatte und war immer eine gute Freundin gewesen. Ihre ehemals kastanienbraunen Haare waren mittlerweile grau, aber sie hatte ihre sportlich-schlanke Figur erhalten, sah jünger aus als sie war und ihre freundlichen braunen Augen funkelten. Ihr Mann hingegen, der Ciel aus einer anderen Ecke des Ladens zuwinkte, wo er Kisten stapelte und seine blauen Augen über seine Frau verdrehte, war offensichtlich gut genährt, groß und für sein Alter sehr kräftig, seine ebenfalls grauen Haare waren einst schwarz gewesen.
 

Nun lachte er herzlich und kam herüber um den Käufer und alten Bekannten zu begrüßen. „Lass dich ansehen!“, sagte er und legte dem Kleineren beide Hände auf die schmalen Schultern. „Schön dich wieder zu sehen. Willkommen zurück. Hast du gerade Schulferien?“ „Ja, Sommerferien. Es ist toll wieder hier zu sein. Ich habe die frische Landluft schon vermisst, die Stadt ist hektisch, laut und viel zu stressig.“

Ciels Aussage reizte die beiden Älteren zum Lachen: „Ja, das passt zu dir. So kennen wir dich.“, zwinkerte der Mann und klopfte dem Jüngeren fest auf den Rücken, sodass dieser einen Schritt nach vorn machen musste um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dann entschuldigte er sich und ging unter dem strengen Blick seiner Frau zurück zu dem Stapel Kisten an dem er gearbeitet hatte bevor Ciel gekommen war. „Sklaventreiberin.“, hörte der Sechzehnjährige ihn murmeln, sah aber auch den liebevollen Glanz in den braunen Augen der Anderen.
 

„Schon 30 Jahre verheiratet und immer noch verliebt wie am ersten Tag.“, kicherte er und sah belustigt den leicht roten Schimmer auf dem noch immer recht jung wirkenden Gesicht seiner älteren Freundin. Dafür kassierte er einen sanften Schups in Richtung Süßigkeitenregal und ein gespielt beleidigt klingendes „Warte du erstmal, bis es dich erwischt hat. Das geht manchmal schneller als du denkst.“, bevor sie sich abwandte und mit langen Schritten zurück zur Kasse ging. Auf halbem Wege drehte sie sich jedoch um und zwinkerte ihm zu, Ciel wusste dass sie ihm nicht böse war.
 

Er schnappte sich eine Tüte Chips, eine Tüte Lakritze und eine mit Gummitierchen aus dem Regal vor ihm, schmiss sie in seine Tasche und begab sich zielstrebig zur Abteilung in der er Eier und Milch wusste. Seine Schritte führten ihn weiter zur Tiefkühltruhe und er nahm nach einigem Überlegen einen Karton Fischstäbchen hinaus, welcher sogleich in der kleinen Tragetasche in seiner Hand verschwand. Sich im Kreis drehend dachte er nach ob er noch etwas vergessen hatte, beschloss dann aber dass er wohl alles hatte. Im Falle dass ihm noch etwas einfiel, konnte er ja auch immer noch wiederkommen, immerhin war der Laden nicht weit von seinem momentanen Wohnort entfernt. Schnell waren die Sachen bezahlt und Ciel bekam zum Abschied noch ein kleines Eis am Stiel und einen Kuss auf die Wange.
 

Gemütlich schlenderte der Blauäugige die Straße hinunter, froh über das kalte Eis in der sommerlichen Hitze. Die Tasche an seiner Seite schaukelte im Takt zu seinen Schritten. Vor dem großen Landhaus seiner Tante wollte Ciel die Straße überqueren, sah flüchtig von links nach rechts und wieder zurück und setzte einen Fuß auf den Asphalt.

Schnell lauter werdendes Motorengeräusch, wütendes Hupen und das Quietschen von Bremsen. Das Auto fuhr direkt auf den Jungen zu, Ciel erstarrte und sah dem dunkel lackierten Wagen entgegen, ohne dass er dessen Näherkommen wirklich realisierte. Ein schwarzer Schatten riss ihn von den Füßen, ein schmerzhafter Aufprall auf hartem Stein, dann nur noch die wohltuende Dunkelheit der Bewusstlosigkeit. Jetzt ist alles vorbei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Caith21
2013-12-08T13:27:08+00:00 08.12.2013 14:27
KAwaiii.xD ein sehr sßer anfang und ich kann mich nur anschließen die Idee ist richtig gut xD freu mich schon auf das nächste kapitel xD

Von:  TKTsunami
2012-12-15T18:04:25+00:00 15.12.2012 19:04
Wah
das ist so süß das ich karies kriege xD
Ich kann AmuSuzune nur zustimmen.
Süße Idee, tolle Umsetzung
Wann kommt das nächste kapi?

TK was here
Von:  AmuSuzune
2012-11-14T06:49:59+00:00 14.11.2012 07:49
Bisher wirklich eine tolle Geschichte. Ich freu mich schon wenn es weiter geht. Eine FF mit Sebastian als Katze ließt man ja gerne mal, aber du hast dir da mal wirklich etwas besonderes ausgesucht.
Ein zarkhafter anfang für Sebi, der so ängstlich ist. Aber eine wirklich süße Idee und ich freue mich was du noch alles anstellen wirst.
Eine Tolle Idee und ein schön geschriebenes Kapitel.

LG
Suzu


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