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Künstler sein, ist nicht leicht

Oder: Wie bekomme ich Ideen in 24 Tagen?
von

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Künstler sein, ist nicht leicht

Verdammt, was habe ich mir da nur wieder eingebrockt? Ich sollte aufhören ständig alles anzunehmen ohne auf meinen Zeitplan zu achten.

Ihr fragt euch sicherlich wer ich bin, dass ich euch mit solch belanglosem Zeug voll quatsche. Mein Name ist Lysinia zumindest ist dies mein Pseudonym. Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich euch meinen wahren Namen verrate, oder?

Wie ihr bestimmt schon gemerkt habe, stecke ich (mal wieder) in Schwierigkeiten. In wenigen Tagen soll ich meinem Verlag eine Reihe von Winterbildern einreichen. Bildern, die die Seele berühren. Einfach denkt ihr? Klar, wenn die Ideen da wären. Doch genau da liegt mein eigentliches Problem: mein Kopf ist vollkommen leer, als hätte jemand einen Ventilator angestellt und alle guten Gedanken einfach weg geblasen. Natürlich habe ich noch einige wenige Ideen, aber wer will schon einen Eisbären auf Ski sehen oder eine Quietscheente mit Schal und Mütze?

Vielleicht sollte ich es einmal probieren, wie in diesem einen Film. Wie hieß der doch gleich? Achja: „Wie werde ich ihn los, in 10 Tagen.“ Nur das es bei mir heißen müsste „Wie bekomme ich Ideen in 24 Tagen?" Und damit beginnt auch schon meine Geschichte, voller Versuchungen, Rückschläge und unfreiwilligen Erlebnissen.
 


 

1. Dezember
 

Also gut, packen wir das Problem an. Als aller erstes sollte ich mich vielleicht mit dem ganzen Chaos in der Wohnung auseinander setzen. Bei der Unordnungen ist es doch nur natürlich, dass niemand arbeiten kann. Nur...wo soll ich anfangen? Ich schnappe mir einen blauen Sack und fange an den ganzen unnötigen Müll einzusammeln. Ich glaube, dass sollte ich öfters einmal machen. Zumindest sollte ich mich von den alten Pizzakartons trennen. Ob sie die wohl wieder zurück nehmen, bei neuen Lieferungen? Ein Versuch ist es Wert.

Stück für Stück arbeite ich mich langsam vor. Lüfte die Zimmer, sammle dreckiges Geschirr ein und hefte endlich einmal die ganzen Rechnungen ab. Das wollte ich schon ewig machen. Nur einen Bereich lasse ich unangetastet: Meinen Schreibtisch. Das Chaos ist viel zu groß, um es an einem Tag bewältigen zu können. Es ist einfach...perfekt... aber vor allem ist es mein Chaos und irgendwie mag ich es.
 


 

2. Dezember
 

Weiß...Schneeweiß... was ich meine? Das Blatt Papier, das vor mir liegt. Nach einer kurzen Panikattacke am gestrigen Tag, habe ich nichts mehr zu Stande bekommen. Wieso Panik? Ich glaube, nein ich bin mir sicher, dass ich eine Kakerlake im Hausflur gesehen habe. Ihr wisst schon. Diese kleinen, hässlichen Dinger, die selbst einen direkten Angriff mit Insektenspray überleben. Okay, ich gebe es zu. Mein kleiner „Panikausfall“ äußerte sich so, dass ich panisch kreischend zurück in die Wohnung gerannt bin und mich seit dem weigere sie wieder zu verlassen. Mist...

Nach schier endloser Zeit, in der ich einfach nur da sitze und das Blatt anstarre fängt endlich meine Hand an sich zu bewegen. Anfangs nur langsam. Zaghaft. Bis schließlich erkennbar ist, was es einmal werden soll. Große Glubschaugen starren mich an, ein süßer Bikini im Weihnachtslook und natürlich darf die Route auch nicht fehlen. Zufrieden betrachte ich mein Werk. Ich blinzle...einmal...zweimal... verdammt... Mich starrt eine Mittelgroße Kakerlake an...im Bikini... Ich gebe auf...zumindest für Heute...
 


 

3. Dezember
 

Mein Kühlschrank strafft mich mit gähnender Lehre. Selbst mein kleines Lager aus Tütensuppe, Minuten-Terrinen und Fertigprodukten ist alle. Ich glaube ich bin vom Pech verfolgt. Ich mache mich Stadtfertig, schnappe mir meine Tasche und mache mich auf dem Weg in den nächsten Kiosk. An der Kasse wirft mir die Kassierin einen vorwurfsvollen Blick zu. Was ist? Ich bin nun mal nicht gut im Kochen, war ich noch nie. Ja okay...ich sollte besser auf meine Figur achten. Und ja...meine Haare müssten auch mal wieder zum Friseur... Ich hab das Gefühl sie durchbohrt mich mit ihren Blicken. Ist ja gut, ab Morgen gehe ich ins Fitnessstudio. Gefrustet packe ich meine Tüten und schleppe sie nach Hause. Es fängt an zu regnen und bis ich zu Hause bin, sind meine Tüten vollkommen durchweicht. Unmittelbar vor der Haustür reisen sie und mein ganzer Einkauf verteilt sich vor mir auf dem Boden. In Zukunft sollte ich die Papiertüten lieber lassen wo sie sind. Aber halt, was ist das? Ich könnte schwören, ich hatte einen kleinen braunen Schatten aus den Augenwinkeln gesehen. Flink sammle ich alles wieder, stoße die Tür auf und verbringe den Rest des Tages damit meine Stifte und Copics Alphabetisch zu ordnen. Das ist auch ein wichtiger Teil des Zeichnens, so habe ich immer im Überblick welche Farben ich habe und welche nicht.
 


 

4. Dezember
 

Wir haben Kakerlaken im Haus. Ganz toll... Als wären meine Sorgen noch nicht groß genug, darf ich mir nun auch noch eine Übergangslösung suchen, in der ich vorerst übernachten kann. Das ganze Haus soll ausgeräuchert werden. Wieso ausgerechnet jetzt?

Für ein paar Tage kann ich bei einer Freundin wohnen, bis sich das Problem hoffentlich in Rauch aufgelöst hat. Ich packe meinen Koffer und schleppe ihn zum nächsten Taxistand. Wieso ist nie ein freundlicher Gentleman in der Nähe, wenn man sie braucht? Ich fühle mich, als wäre ich bereits eine alte Oma, die nicht mehr in der Lage ist gerade aus zu laufen. Hat jemand meinen Gehstock gesehen?
 


 

5. Dezember
 

Bis zum Heutigen Tag wusste ich nicht, wie viel Spaß man mit Kindern haben kann. Der kleine Sohne meiner Freundin ist einfach Zucker pur. Ständig kommt er zu mir, fragt mich ob ich mit ihm spiele oder ihm zeige wie man zeichnet. Wir waren sogar zusammen auf dem Spielplatz. Leider bringt mich dies, kein Stück in meiner Arbeit weiter. Noch dazu habe ich ein weiteres Problem: Wo bekomme ich so schnell ein kleines Geschenk für ihn her?

Eine wilde Suche in unserer Shoppingcenter geht los. Einmal hätte ich versehentlich sogar einen jungen Mann umgerannt, der gerade um die Ecke gebogen kam. Mir war das ganze unglaublich peinlich. Zum Glück ist nichts weiter passiert. Aber er sah wirklich süß aus...
 


 

6. Dezember
 

Ihr hättet die leuchtenden Augen von Lukas sehen müssen, als ich ihm eine kleine Exklusivzeichnung schenkte von seinem Lieblingshelden. Vielleicht sollte ich in Zukunft Kinderzeichnungen machen. Kleine Chibis und Superhelden in Strumpfhosen sind doch eigentlich ganz süß. Ob mein Verlag das zu lassen würde? Hm... Aber was zerbreche ich mir jetzt den Kopf darüber. Lukas zieht schon wieder an meinem Arm. Ich hatte ihm versprochen, ihm zu zeigen wie man einen kleinen Chibi malt. Ich glaube er will damit Eindruck schinden.
 


 

7. Dezember
 

Luisa, meine Freundin hatte die perfekte Idee. Musik! Normalerweise höre ich ein, zwei Lieder und ich habe hunderte von Ideen. Musik hat mir bisher immer Flügel verleiht. Aus diesem Grund sitze ich jetzt hier, vor ihrem Schreibtisch und lausche den verschiedenen Klängen und Melodien. Voller Elan halte ich den Stift in der Hand und warte auf die Muse, die mich küsst. Und ich warte...und warte... aber nichts passiert... Ich glaube, ich habe ein ziemlich großes Problem....
 


 

8. Dezember
 

Mein Verlag hat angerufen. Natürlich habe ich ihm erzählt, dass ich bereits 4 wundervolle Bilder gezeichnet habe, die sie aus den Socken hauen werden. Ich glaube, ich hätte den Mund nicht so voll nehmen sollen. Was mache ich nur, wenn mir nichts mehr einfällt? Dann wäre alles aus und der Traum vom großen Künstler-Dasein hat sich ausgeträumt. … Hilfe..?!
 


 

12. Dezember
 

Natürlich wundert es euch nicht, wenn ich euch sage, dass ich immer noch nichts auf die Reihe bekommen habe. Die letzten tage habe ich damit verbracht, zurück in meine Wohnung zu wandern und mit Depressionen auf der Couch zu liegen. Ich glaube...ich packe das nicht...

Aber was soll das große Trübsal blasen? Ohne Fleiß kein Preis...oder so... Ich fange ganz von vorne an. Ich hole meine alten Lehrbücher heraus und gehe Seite für Seite noch einmal durch. Vielleicht kommen die Ideen, wenn ich mich zurück an meine Kindheit erinnere, als ich gerade mit dem Zeichnen angefangen hatte und bei jedem noch so kleinen Strich stolz wie Nachbars Lumpi war. Ich glaube das war eine der schönsten Zeiten überhaupt. Ich schwelge in Erinnerungen und bemerke gar nicht, wie die Zeit vergeht, bis mir schließlich die Augen zu fallen.
 


 

13. Dezember
 

Das erste Mal seit Jahren habe ich wieder geträumt. Es war ein komisches Gefühl und irgendwie erinnerte es mich an einen Sprung in die Vergangenheit. Für einen Moment hatte ich sogar Angst, dass ich im Schlaf gestorben bin. Es heißt doch, wenn man stirbt zieht das ganze Leben noch einmal an einem vorbei.

Aber vielleicht war dies der kleine Anstoß den ich gebraucht habe. Ich schnappe mir meinen Zeichenblock und laufe los. Raus in den Park und suche mir den schönsten Platz aus. Vor einigen Tagen habe ich hier ein zwei junge Menschen auf der Bank gesehen, ich glaube sie waren ein Paar, wie sie gemeinsam den Regen beobachteten. Heute saß dort nur der junge Mann, ich glaube es ist sogar der gleiche, den ich vor kurzem noch beinahe umgerannt habe. Er sieht traurig aus, ob ich ihn ansprechen soll? Aber da steht er auch schon auf und geht seinen Weg. Und ich? Ich bin schon fleißig am zeichnen. Langsam, mit gut platzierten Strichen entsteht langsam ein Bild vor mir. Der Teich, auf dem die Regentropfen nieder prasseln, das junge Pärchen, dass verträumt auf der Bank sitzt und schließlich im Hintergrund das Gesicht des jungen Mannes, wie er traurig in die Leere starrt.
 


 

14. Dezember
 

Die Halbe Nacht saß ich an dem Bild, habe ihm nach und nach Leben eingehaucht. Ihm mit Farben Licht und Schatten geschenkt und es in vielen kleinen Schritten perfektioniert. Ich kann nicht beschreiben, was mich an diesem Bild so fasziniert, aber das es das tut, ist nicht von der Hand zu weisen. Jetzt ist es endlich fertig und hängt an meiner Wohnzimmerwand. Wisst ihr noch, dass ich Gestern meinte, dass es besser wird? Das stimmt, es geht Berg auf. Nur das mir jetzt nur Szenen von Liebespaaren und traurigen Menschen einfällt. Ich schaffe es einfach nicht in Weihnachtsstimmung zu kommen. Wie auch? Es fällt kein Schnee, im Radio läuft nur PoP-Musik und im Fernseher laufen maximal am Wochenende auf den dritten Sendern Märchen. Ich habe es auch schon mit Weihnachtsdekoration versucht, aber ich muss gestehen das ich kaum etwas besitze. Zum Glück gibt es Mangas, vielleicht inspirieren sie mich...oder auch nicht...
 


 

15. Dezember
 

Ein Besuch bei meinem Vater steht an. Seit ich klein bin, ist er mein großes Idol und konnte mich immer inspirieren. Sicherlich würde es auch diesmal klappen. Er liebt das ländliche Leben, dort sollten doch zumindest ein paar schöne Hintergründe entstehen. Bereits auf dem Weg dahin sauge ich die Landschaften in mir auf. Sie ist wie jedes Mal wunderschön. Dennoch wächst in mir der Zeitdruck, ich sehe schon vor meinem geistigen Auge die Timeline ablaufen. Es sind nur noch 9 Tage und ich habe noch nichts fertig. Verdammt.

Bei meinem Pa angekommen, steht erst einmal die große Umarmung an. Gott, habe ich ihn vermisst. Den halben Tag sitzen wir einfach da, erzählen vom erlebten und lachen über vergangene Zeiten. Und ich? Ich sitze wenig später vor der kleinen Hüte mit meinem Zeichenblock und zeichne. Ich zeichne wunderschöne Landschaften, kleine Kinder die Schaukeln und alte Männer die mit ihrer Pfeife im Schaukelstuhl sitzen. Nur leider keine Winterbilder...
 


 

16. Dezember
 

Die Zeit rennt. Kann sie nicht einfach jemand für mich anhalten? Nein? Schade... Wäre vermutlich auch zu einfach gewesen. Ich bin gefrustet. Wieso klappt nichts, wie es soll? Ich muss mich abreagieren. Hatte ich nicht irgendwo noch eine alte PS 2? Tatsächlich, da steht sie. Vollkommen eingestaubt und schon lange nicht mehr benutzt steht sie in meinem Sideboard. Jetzt wird erst mal gezockt und zwar ausführlich.
 


 

17. Dezember
 

Müde lege ich die Konsole zur Seite, während auf dem Bildschirm der Epilog läuft. Wie spät es wohl ist? 2.53 Uhr. Uffs... Schon wieder nichts geschafft. Morgen...Heute...habe ich auch noch einen Termin im Verlag, um meine Fortschritte zu präsentieren. Also gut, jetzt ist keine Zeit müde zu sein. Ich krauche auf allen Vieren zum Schreibtisch, schnappe mir Stift und Papier und zeichne los. Zumindest in meinen Träumen. In Wahrheit liege ich sabbernd auf dem Blatt Papier und bin bereits tief in der Schlafwelt gefangen.
 


 

18. Dezember
 

Der Termin gestern lief alles andere als gut. Ich habe mich kaum getraut ihm meine Bilder zu zeigen, stattdessen erzählte ich die ganze Zeit von Ideen und versuchte das Thema zu wechseln. Nur leider hat das nicht ganz so geklappt, wie ich es erhofft habe. Resultate müssen her, bald!

Es gibt eine Sache, die ich schon immer geliebt habe. Kakao Karten zeichnen und tauschen. Es gibt so viele Motive, die es Wert sind auf Papier zu verewigen, da sind diese kleinen Dinger genau richtig. Für diesen Moment, scheint es das einzig richtige zu sein. Also lege ich los, ich Skizziere, Line, Coloriere...wie eine Wahnsinnige voller Freude. Es ist ein herrliches Gefühl. Es werden 12 Stück, ich glaube ich habe schon lange nicht mehr soviel geschafft.
 


 

19. Dezember
 

Weihnachten rückt immer Näher. Kann das nicht jemand aufhalten? Irgendjemand? Vielleicht sollte ich auswandern, einfach in ein anderes Land. Japan klingt doch ganz gut, dort gibt es Offiziell gar kein Weihnachten. Ich krame meine alte Reisetasche raus und fange an zu packen. Glaubt nicht, dass ich mich drücken will. Ich mag einfach nur kein Weihnachten, dass ich noch immer kein brauchbares Bild habe, hat damit natürlich nichts zu tun.
 


 

20. Dezember
 

Meine Freundin macht mich total verrückt. Den ganzen Tag erzählt sie mir, dass Morgen die Welt untergeht. Natürlich, wie schon so oft. Ich glaube sie braucht ein wenig Ruhe...

Geschafft schleppe ich die letzte Einkaufstüte in mein Auto. Die Menschen sind doch alle Verrückt geworden. Wie Furien haben sie sich auf Essen und Trinken gestürzt, als würde es kein Morgen mehr geben. Zum Glück hatte ich genug Zeit eingeplant. Für die nächsten Tage sollte ich erst mal versorgt sein. Falls es ein Morgen geben wird.
 


 

21. Dezember
 

Die Welt geht unter... Ich bin mir ganz sicher.... Ständig spüre ich diese leichten beben, dass sind die ersten anzeichen. Wir werden alle Sterben. Die Mayas hatten Recht, wieso haben wir nicht auf sie gehört? Ich hätte den gestrigen Tag besser nutzen sollen. Ich hätte mich bei allen entschuldigen müssen, ich hätte dem süßen Kerl vom Kiosk nach einem Date fragen sollen und ich hätte endlich die Weihnachtsbilder zeichnen müssen. Ich hätte mein Geld spenden müssen, gute Menschen kommen doch in den Himmel, oder? Spürt ihr das auch? Ist es nicht heißer geworden? Bald geht es los, ich kann es ganz deutlich spüren. Wieso sind denn alle so gut drauf? Wollen sie etwa lachend sterben?

Mir reichts. Ich verkrieche mich in mein Bett, ziehe die Decke über den Kopf und warte. Dann soll sie doch untergehen, aber ohne mich. Ich verschlafe das ganze einfach...
 


 

22. Dezember
 

Die Welt ist doch nicht untergegangen. Es gab nicht mal ein kleines Beben. Na toll... was mache ich jetzt mit den ganzen Essensdosen, die Turmartig in meiner Küche aufgebaut sind? Zumindest werde ich so schnell nicht mehr hungern müssen. Und Wasser habe ich auch genug, ich glaube es sind an die 200 Liter. Das schlechte daran: Mein ganzes letztes Gehalt steht in der Küche. Ich sollte besser nachdenken... Mag jemand Dosensuppe? Nein...? Ich eigentlich auch nicht... Aber dann kommt mir DIE Idee. Ich schnappe mir Dose für Dose, fotografiere sie und stelle sie bei Ebay rein. Irgendjemand wird sie schon kaufen.
 


 

23. Dezember
 

Heute oder nie. Den ganzen Tag schaue ich alte Märchen auf DVD, spiele „Last Christmas“ vom Wham auf und ab und mampfe Plätzchen. Einfach das volle Weihnachtsprogramm. Endlich scheint es zu laufen. Den ganzen Tag verbringe ich am Schreibtisch, zeichne Weihnachtsbilder und schlürfe Kakao. Einige meiner Copics geben den Geist auf, aber das ist mir egal. Ich weiche einfach aus. Es gibt genügend Möglichkeiten. Manche Bilder verschlingen meine geliebten Stifte, andere entstehen durch Aquarellfarbe und wieder andere bleiben einfache Bleistiftzeichnungen. Aber ein jedes, scheint den Zauber von Weihnachten einzufangen.

Dennoch...dieses eine besagte Bild fehlt. Eins, dass das Herz berührt. Ich laufe los, ziellos durch die Stadt, auf der Suche nach dem perfekten Motiv.
 


 

24. Dezember
 

Heilig Abend. Ich weiß nicht ob ich froh sein soll oder heulen, dass der Abgabetermin so schnell kam. Viel zu schnell. Ich hätte gerne noch viel mehr gemacht, bessere Bilder gezeichnet. Dennoch bringe ich sie der Agentur noch am frühen Morgen vorbei, rechtzeitig, damit sie sie noch einsehen können. Ich warte ihre Entscheidungen nicht ab. Es ist schließlich Weihnachten und ich muss noch Geschenke einpacken. Meine Familie wartet bestimmt auch schon auf mich. Und vielleicht beschert mir der Mann mit dem Bart, doch noch ein Date mit dem süßen Verkäufer. Schließlich ist es das fest der Liebe.
 


 


 

Eben hat mich die Agentur angerufen. Sie waren total begeistert, murmelten irgendwas von Kinderbildern und Gefühl. So richtig habe ich ihnen nicht zugehört. Ich glaube, ich hatte gestern zu viel Eierpunsch.

Übrigends entstand später auch noch ein Weihnachtsbild, voller Emotionen. Eins, dass die Seele berührt, genau so, wie sie es sich gewünscht hatten. Welches Motiv ich gewählt habe?

Ich bin nicht stolz darauf, aber als ich wieder einmal durch den Park lief, sah ich den jungen Mann wieder. Ihr wisst schon, der mit der jungen Frau auf der Parkbank, die so ein süßes Pärchen abgegeben haben. Aber diesmal war er alleine, Tränen liefen über seine Wange, während er Gedankenverloren auf den See starrte. Seine Hand umklammerte eine kleine Kette, als würde sie ihm alles bedeuten. Und gerade, als ich gehen wollte, fiel der erste Schnee. Kleine, zarte Flocken, die einen alles vergessen lassen...



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