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Amantes amentes

Eine One-Shot-Sammlung
von

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Daphne

Unschlüssig blickte Daphne Greengrass in den Spiegel, zupfte noch einmal eine blonde Strähne aus ihrem Gesicht und kontrollierte den rosafarbenen Lippenstift, den sie sich extra für den heutigen Tag gekauft hatte. Sie wusste, dass sie gut aussah. Das tat sie immer und trotzdem war da dieses seltsame Gefühl in ihrem Magen, das einfach nicht weggehen wollte.

Es war ein bisschen wie das Gefühl, das sie vor ihren O.W.L. gespürt hatte, nur nicht ganz so heftig und wäre es ihr nicht so wichtig gewesen, sie hätte vielleicht einfach alles abgesagt um sich in ihrem pinken Lieblingspyjama ins Bett zu kuscheln und ein bisschen in einem Buch zu lesen, während ihr Jenky, der Hauself, einen heißen Tee nach dem Anderen hätte bringen dürfen.

Aber sie konnte nicht absagen und wollte es eigentlich auch nicht. Immerhin hatte sie seit Neujahr darauf gewartet, dass er sie endlich einlud. Und jetzt, wo er es tatsächlich getan hatte, war sie einfach nur schrecklich nervös und fragte sich, ob sie wirklich das Richtige tat.
 

Daphnes Finger zupften am Kragen ihrer Bluse herum. Sie mochte den schüchternen Jungen, der im Juni in ihr Leben geplatzt war. Sie mochte ihn sogar sehr und das war ein Problem, denn Dylan war ein Muggel.

Der freundlichste, liebste und ruhigste Muggel den sie je gesehen hatte – Was kein Kunststück war, denn sie kannte nur einen Einzigen – aber immer noch ein Muggel. Er hatte diese typisch muggligen Verhaltensweisen, staunte über die einfachsten Formen von Magie und wenn sie ehrlich war, machte ihn das nur noch süßer. Da war diese Art mit der er sie immer wieder dazu überredet hatte, mit ihm nach draußen zu gehen und das trotz Regen, Wind und ekligen Krabbelkäfern. Wegen ihm hatte sie sich mehrfach die Klamotten ruiniert, die Haare und einmal sogar das angeblich wasserfeste Make-Up.

Sie hatte sich wegen ihm sogar Wanderschuhe gekauft. So ein paar hässliche, braune Dinger, ganz ohne Absatz, die sie nur trug um mit ihm über irgendwelche Trampelpfade stapfen zu können, von denen sie meist weder wusste wohin sie führten, noch woher sie eigentlich kamen.

Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, hatten die Ausflüge irgendwann begonnen ihr zu gefallen und die Schuhe, so hässlich sie auch waren, waren eigentlich auch nicht so schlimm. Zwar hatte Astoria geschworen sie nie und nimmer auch nur zu berühren, aber eigentlich war das kein Nachteil. Immerhin hatte ihre kleine Schwester nichts an ihren Schuhen zu suchen.

Daphnes Blick fiel auf das Schuhregal.

Ob sie sie heute anziehen sollte?

Bei all ihren bisherigen Verabredungen war sie früher oder später immer in „Madam Puddifoot's Tea Shop“ gelandet, wo es Spitzendeckchen auf den Tischen gab, Kerzenlicht und am Valentinstag sogar Cherubin, die mit ihren goldenen Flügeln über den Besuchern herumgeflattert waren, nur um im richtigen Moment rosafarbenes Konfetti über die Gäste zu schütten.

Aber Dylan war kein Magier. Er konnte „Madam Puddifoot's Tea Shop“ nicht kennen und wenn er ihn zufällig doch kannte, dann mochte er ihn bestimmt nicht. Der Laden war zu aufgesetzt, zu eindeutig, zu direkt und vermutlich auch zu pink für ihn.

Er hatte sich sicher etwas anderes ausgedacht. Nur was?

Was machten Muggel bei einem Date und war sie dafür überhaupt richtig angezogen?

Unsicher blickte sie noch einmal in den Spiegel.

Nach langen Überlegungen hatte sie sich für einen knielangen Schulrock und eine weiße Bluse entschieden. Kein langes Kleid, kein tiefer Ausschnitt und kein freier Rücken, kein kurzes Röckchen. Nichts was sie sonst nicht auch getragen hätte. Nichts was Dylan wieder einmal verunsichern würde.

Nur was wenn sie sich verschätzt hatte? Was wenn sie völlig unpassend gekleidet war für – Was auch immer Muggel bei ihren Verabredungen zu tun pflegten? Warum hatte sie ihn auch nicht danach gefragt nachdem er endlich die Einladung über die Lippen bekommen hatte? Es wäre doch so leicht gewesen.
 

Erneut fuhren ihre Finger durch die glatten, blonden Haare. Eventuell hätte sie sie doch besser hochstecken sollen. Mal etwas anderes versuchen. Vielseitigkeit zeigen. Ihn überraschen und -

Ein Klopfen durchbrach ihre Gedanken und das unangenehme Gefühl in ihrem Magen meldete sich spontan erneut zu Wort.

Bei Laverne de Montmorencys Tinkturen! Da war er schon und das ganze drei Minuten zu früh.

Daphnes Finger zitterten, als sie – nach wie vor auf Socken - die sieben Schritte bis zu ihrer Zimmertür eilte um vorsichtig die Klinke herunterzudrücken. Die Scharniere gaben ein leises Quietschen von sich und erinnerten sie daran, dass sie dringend einen Ölzauber auf sie sprechen musste, aber sie ignorierte das Bedürfnis jetzt noch schnell daran herumzuhexen. Stattdessen setzte sie eiligst ihr süßestes Lächeln auf, musterte Dylan einmal von oben bis unten und blieb dann mit dem Blick an dem Paket in seinen Armen hängen. Uh! Ein Valentinsgeschenk!

Begeisterung machte sich in ihr breit und vertrieb beinahe sofort das unschöne Gefühl. Daphne liebte Geschenke und Geschenke liebten ganz bestimmt auch sie. Davon war sie überzeugt.

„Hi D“, flötete sie strahlend, „Komm doch rein.“
 

Daphne schlang den neuen, roten Wollmantel fester um ihren Körper und kuschelte sich in den warmen Stoff um dem kühlen Wind zu entgehen. Dieses Ding war einfach toll. Es war rot, was farblich nicht nur absolut zu ihren blauen Augen passte, sondern auch dafür sorgte, dass ihre blonden Haare richtig strahlten und obwohl es nur ein Muggelding war, wusste sie jetzt schon das sie diesen Mantel tragen würde, wenn sie am nächsten Morgen in aller Frühe nach Hogwarts zurückflohen musste um nicht ihre Zauberkunststunde zu verpassen.

Pansy würde solche Stielaugen machen. Es war nur schade, dass sie Dylan nicht auch mitnehmen konnte. Vorsichtig musterte sie ihren Begleiter. Seit September hatte sie ihn nur noch an den Wochenenden gesehen und er fehlte ihr unter der Woche ziemlich.

Er fehlte ihr, wenn die jüngeren Schüler gemeine Witze über sie und die anderen Slytherins machten. Er fehlte ihr Abends, wenn sie im Mädchenschlafsaal auf dem Bett lag und zu schlafen versuchte. Er fehlte ihr, wenn sie ihre schwere Schultasche von einem Raum in den Anderen schleppte und zwischendurch – Zwischendurch fehlte er ihr auch.

Es war ein wirklich deprimierender Zustand, der den Anderen sogar schon aufgefallen war. Pansy hielt es für eine Nachkriegsdepression, Theodore schenkte ihr regelmäßig diesen komischen Blick und Blaise hatte sie angestarrt wie eine Erscheinung als sie ihm gesagt hatte, dass sie einen Spaziergang zu den Gewächshäusern machen wollte.

Vielleicht hatte Astoria doch recht mit der Behauptung, dass sie sich verändert hatte. Vielleicht war sie erwachsen geworden und hatte es einfach nicht gemerkt.
 

Einer plötzlichen Eingebung folgend griff sie nach Dylans Arm und genoss für einen Augenblick das stumme Lächeln auf seinen Lippen. Ja, sie hatte sich definitiv verändert.

Noch vor einem Jahr hätte sie auf sein Lächeln nichts gegeben, sich stattdessen über den Mantel gefreut und überlegt wie sie den Jungen dazu überreden konnte ihr alsbald noch mehr hübsche und vor allem teure Sachen zu kaufen. Aber heute wollte sie viel lieber etwas ganz anderes mit ihm tun. Etwas worauf sie schon viel zu lange gewartet hatte.

Daphne schob die Unterlippe nach vorne und machte große Augen. Ein Trick, der bei ihr fast immer funktionierte und auch dieses Mal zeigte ihr Verhalten Wirkung. Dylan blieb stehen und schenkte ihr einen fragenden Blick.

„Was hast du?“, wollte er wissen und die Falte auf seiner Stirn verriet deutlich, dass er mit ihrer kleinen Laune überfordert war. „Es ist nicht mehr weit. Wirklich nicht. Wenn wir uns beeilen, können wir in fünf Min-“

Daphnes Finger legte sich auf seine Lippen. Wenn sie ehrlich war, war es ihr egal was sie in fünf Minuten konnten. Es war ihr inzwischen auch egal was er geplant hatte oder weshalb sie sie überhaupt in diesen Park hatte apparieren sollen. Sie hatte seit Neujahr auf diesen Tag gewartet und eigentlich war dieser Ort so gut wie jeder Andere.

Kahle Bäume reckten links und rechts des Weges ihre Äste in den Himmel. Hier und da stand eine Pfütze auf dem Weg und irgendwo bellte der Hund eines Muggels eine fette Krähe an. Es gab keinen Cherubin, kein Konfetti und auch keine Spitzendeckchen und doch hatte sie das Gefühl das dieser Ort perfekt war. Perfekt um sich spontan gegen den warmen Körper ihres Gegenübers zu drängen und ihr Gewicht schließlich auf die Zehenspitzen zu verlagern um sich so ein kleines bisschen größer zu machen.

„Dylan?“, schnurrte sie ihn an, „Meinst du, du küsst mich noch in diesem Jahr?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo.


Schön das Du Dich für diese One-Shot-Sammlung interessierst. Ich hoffe du hattest viel Spaß beim Lesen und freue mich natürlich darüber wenn Du jetzt Lust und Laune hast Favoriten, Empfehlungen oder Kommentare zu verteilen. Für Anmerkungen bezüglich der Charakergestaltung und -entwicklung, sowie für Gesamteindrücke bin ich jederzeit offen, von anderen Bemerkungen bitte ich allerdings abzusehen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Von:  Emmett-the-Cullen
2014-04-12T17:27:20+00:00 12.04.2014 19:27
AAAAAHHHH! wie kannst du jetzt aufhören?? das ist grausam! T___T

ein toller os. schade nur, dass er schon vorbei war. aber dafür stürz ich mich gleich auf den nächsten! ^___^

glg metti
Antwort von:  _Delacroix_
12.04.2014 19:29
Bin ich gerne, fürchte ich.
Aber es freut mich, dass er dir trotzdem gefällt.^^
Von:  Finvara
2014-03-23T15:38:26+00:00 23.03.2014 16:38
Ein niedliches, kleines Kapitel, mit einer süßen, niedlichen Daphne. Sie ist so nachvollziehbar und unabgehoben, was mir sehr, sehr gut gefällt. Ihre Aufgeregtheit ist süß, wie sie sich über den Mantel freut, und noch viel süßer ist, wie sie Dylan fragt, ob er sie küsst.
Dylan mag ich auch sehr gerne, auch wenn man wenig über ihn erfährt. Er ist einfach liebenswert mit seinen Wanderreien und das gegenteio von Daphne.
Wirklich toll!
Antwort von:  Finvara
23.03.2014 16:39
Gehoert natürlich unters erste Kapitel~
Antwort von:  _Delacroix_
23.03.2014 16:53
*schiebt mal*
Danke sehr. Ich freu mich, dass du beide magst. XD
Von:  Omama63
2013-02-15T15:25:28+00:00 15.02.2013 16:25
Ein schöner OS.
Ihre Frage am Schluss, fand ich so süß.
Klasse geschrieben.
Antwort von:  _Delacroix_
15.02.2013 16:29
Danke, freut mich, dass es dir gefallen hat.


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