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Wings of Ellione

Witches of the Earth
von

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Schwarzes Blut

Mit lautem Gequietsche fuhr Kyoko den Berg hinauf und hielt mit einer beeindruckenden 90 °- Drehung das Motorrad direkt vor meinem Studio an.

Vor dem Eingang stand Mitch mit einer Eisenstange von der Zierleiste unseres Tresens und erwartete die wahnsinnigen Engel. Ich rannte an ihm vorbei, ohne ihm Beachtung zu schenken. Mitch konnte vielleicht keinen Kaffee kochen, aber mit der Stange war er ein Ass, also musste ich mir um ihn keine Sorgen machen.

Ich rannte hinter die Theke und hielt kurz inne, um die beiden anderen zu finden. Als ich aus einem der Zimmer ein leises Aufstöhnen hörte, rannte ich fast durch die Tür.

Susi lag auf der Liege und Steve war mit zittrigen Händen dabei, den Erste-Hilfe-Kasten auseinander zu nehmen.

Ich näherte mich ihr langsam, um sie nicht zu erschrecken, denn sie lag mit geschlossenen Augen und schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rücken und hielt sich die linke Schulter, in der eine große Wunde klaffte.

„Scheiße.. Susi was ist passiert?“

Steve schien gar nicht zu bemerken, dass ich im Raum stand, denn er würdigte mich keines Blickes und setzte sich mit nun zusammen gesammelten Utensilien auf den Hocker neben der Liege. „Ich weiß auch ni...icht, Hal.....hmpf..aber diese Scheißviecher, waren......plötzlich ü-überall...“

„Susi, lass gut sein.“ Steve unterbrach die Kleine und wand sich mit einer plötzlichen Gelassenheit, die ich an ihm nicht kannte, ihrer Wunde zu.

Überall im Raum war das Getöse von draußen zu hören, das Quietschen von Reifen, das Brüllen von starken Männern, das Kreischen dieser Furien und dumpfes Schlagen, sodass seine ruhige Stimme kaum in meine Ohren drang.

„Hal, wir wissen nicht was los ist, ein Kunde wollte grade aus der Tür, als er rückwärts wieder hineinfiel und panisch stammelte. Direkt danach stand auch schon einer dieser geflügelten Glatzköpfe vor der Tür- die Zähne gefletscht und fauchend wie ein Raubtier.

Keine Ahnung wieso, aber er schnappte sich den Kerl und flog wieder hinauf.

Susi und ich rannten ihm noch nach, aber wir konnten nichts mehr tun. Und da haben wir auch schon das ganze Ausmaß dieser Katastrophe gesehn. Überall diese Kahlköpfe mit ihren schwarzen Adern und gerupften Flügeln.

Sie haben nach den fliehenden Passanten geschnappt, Hal. Sie haben alles kurz und klein geschlagen, was sich zwischen sie und ihr Ziel gestellt hat-Autos, Türen, einfach alles.

Sie haben versucht unsere Fenster einzuschlagen, sind sogar dagegen geflogen, sind aber nicht durchgekommen. Weiß ja nicht, was du mit diesen Fenstern...“

„Panzerglas“

„...gemacht hast, aber wir sind sicher. Sie wurde so zugerichtet und nun hält Mitch draußen die Stellung. Ich weiß aber nicht, wie lange er das aushält und Susi muss ins Krankenhaus, aber diese Idioten dort, haben alle Leitungen gekappt und sind nicht erreichbar und fahren kann ich sie nicht, da mein Auto grade zerstört wurde.“
 

„Wir könnten die Himmelturm-Notruf-Zentrale verständigen.“ Unsere Köpfe drehten sich zur Tür. Kyoko stand mit ernstem Gesicht und schwarz verschmierter Jacke im Türrahmen.

„Was hast du gesagt?“ Kyoko starrte den fragenden Steve ins Gesicht und wurde präziser.

„Die Nummer der Notruf-Zentrale ist garantiert offen und sie steuert Polizei, Feuerwehr, Rtw's und alles Andere. Wir müssen sie über diese Sache hier verständigen, auch wenn sie das wahrscheinlich schon wissen, aber sie können nicht wissen, ob oder wie viele verletzt sind. Ich habe eben schon ein paar Leute hierher gelotst. Ein paar sind in Sicherheit aber weiter kam ich nicht, sonst reißen die mich in Stücke.“

Ich drehte mich ganz zu der kleinen Japanerin um und umklammerte ihr Schultern.

„Du bist ein Genie! Die Leute sollen alle hierher. Steve du kümmerst dich weiter um Susi und wenn möglich, auch um andere Verletzte. Kyoko, du rufst im Himmelturm an. Ich gehe nach draußen.

Unsre Jungs sind garantiert schon da und vermöbeln diese Irren und da will ich mitspielen. Ich nehm Rache für dich Susi, verlass dich drauf.“

Die sonst so fröhliche Hüpfdohle, hob nur kurz den Kopf und lächelte schwach, bevor sie sich wieder zurückfallen ließ. Ich wollte grade aus der Tür, als Steve mir noch etwas hinterher rief.

„Sie haben sie gebissen, Hal.“ Ich drehte mich halb um, ungläubig in Steve's Gesicht starrend. „Dieses Mistvieh hat sich in Susis Schulter verbissen und sie daran in die Luft gezogen. Er hat sie nur fallenlassen, weil er ein Stück heraus gebissen hatte. Ich weiß nicht, was da abgeht, aber pass bloß auf dich auf.“
 

Ich drehte mich um, ich hatte genug.

Mit finsterer Miene ging ich aus der Tür und bereitete mich auf Mord und Totschlag vor.
 

„Das war der letzte Nagel in ihrem Sarg“
 

Ich ging gezielt auf auf den Ausgang zu und sah durch die Scheiben die ganze Katastrophe. Als ich durch die Tür schritt herrschte ich nur Mitch an, dass er an der Tür bleiben und alle Leute reinschmeißen sollte. Er nickte mit der blutenden Stirn und kickte einen zu Brei geschlagenen Engel zur Seite.

Ich ging weiter und im Vorbeigehen, warf mir einer der Jungs einen stählernen Baseballschläger zu.

Direkt auf der gegenüberliegenden Seite, versuchte eine Ratte in ein parkendes Auto zu kommen, indem eine panische Mutter mit ihrer Tochter saß.

Alles um mich herum wurde schwarz.

Ich sah nur noch das Bild der blutenden Susi vor Augen und dachte daran, welche Schmerzen sie haben musste.
 

Sie würden sterben!
 

Jede einzelne, verdammte Ratte würde hier sterben!

Ich näherte mich geradewegs dem Ungetüm, holte aus und schlug dem Engel seitlich den Schädel ein. Er fiel einige Meter und landete mit blutender Schläfe etwas entfernt von dem Wagen. Mit tödlicher Ruhe ging ich auf das Monster zu und fasste stärker um den Griff des Schlägers.

Der Engel versuchte sich aufzusetzen, fauchte und kreischte, krallte sich mit seinen schwarzen Klauen in den Asphalt.

Ein Hieb davon würde mich umbringen, das wusste ich und es war mir egal. Ich hob den Schläger über den Kopf und schlug wieder auf seinen Schädel ein. Es gab ein zufriedenes Knacken und schwarzes Blut spritzte aus der auseinander klaffenden Haut.

Der Engel sackte leblos zusammen und gab keinen Ton mehr von sich. Ich ging zur Autotür, wo die Mutter sich im Auto schützend über ihre Tochter gebeugt hatte. Ich schlug gegen die Scheibe, aber keine Reaktion.

Selbst als ich gegen die verbeulte Tür trat, keine Regung.

Ich schrie sie durch das Fenster an, aber ihre Schultern zitterten nur. Sie musste denken, ich wäre eine dieser Ratten.

Gerade als ich das Fenster einschlagen wollte, um sie notfalls mit Gewalt heraus zu bekommen, wurde ich plötzlich von den Beinen geholt und landete unweit von dem Wagen auf dem Asphalt.

Ich spürte einen sengenden Schmerz in der Seite und sah dort 5 tiefe Einschnitte.

Direkt über mir kreischte ein Engel und blickte mit irrem Blick auf mich herab. An seiner rechten Klaue klebte rotes Blut, also musste er der Arsch sein, der seine verdammten Krallen in meiner Seite vergraben hatte.

Mit einem plötzlichen Sturzflug sauste er zu mir herab, bereit mir mein Leben zu nehmen. Ich schaute in seine verzerrte Fratze und machte mich bereit auszuweichen, auch wenn ich das nicht schaffen würde.

Furcht war keine Option.

In dem Moment, wo ich mich zum Sprung bereit machte, knallte etwas an den Kopf des Engels, sodass dieser schwankte und neben mir den Asphalt küsste. Ich sprang auf und knallte auch diesem Monster den Schläger auf den Schädel.

Als ich sicher war, dass er sich nicht mehr rührte, schaute ich in die Richtung aus der das Wurfgeschoss kam.

Mitch stand ein paar Meter neben mir und hielt neben der Eisenstange noch einen Stein in der anderen Hand.

„Sei mir bloß dankbar! Ich hab dir den Arsch gerettet!“ Er rannte wieder zurück zur Tür und warf den Stein auf einen weiteren Engel. Das Zierbäumchen neben dem Schaufenster war von diesen Ziersteinen eingefasst. Er musste sie aus der Erde gerissen haben.

Noch etwas diffus ging ich wieder in Richtung des Getümmels.

Ich ignorierte die Schmerzen in der Seite und das warme Gefühl vom Blut an meinem Oberschenkel. Die Jungs hielten sich gut.

Sie schlugen auf diese Mistviecher ein und rannten von einer Straßenseite zur Nächsten, um möglichst viele zu erwischen. Ich duckte mich kurz hinter das Auto und wagte einen Blick in den Himmel.
 

Alles dunkel.
 

Überall flogen sie und stürzten auf die Straße, stiegen wieder auf und umkreisten die Altstadt. Ich stand auf und schaute noch einmal in das Auto. Die Mutter hatte sich nicht bewegt. Ich ging zur Fahrertür und schlug die Scheibe ein. Die Frau schrie erschrocken auf und sah panisch in meine Richtung.

Bevor sie reagierte, griff ich ins Wageninnere und entriegelte die Tür. Erst als ich die Tür öffnete und sie am Oberarm aus dem Auto zerrte, realisierte sie was geschah und riss sich los. „NEIN, NEIN !! DIE BRINGEN UNS UM! DAS AUTO! SICHER! ICH.. ich...“ Sie wollte grade wieder ins Auto steigen, also riss ich sie wieder um und zeigte mit dem Schläger in Richtung Studio.

„Da rein, SOFORT!“ Die Mutter zuckte kurz mit dem Kopf hin und her, bis sie verstand. Gerade wollte sie nach ihrer Tochter greifen, als von oben wieder eine Ratte angeflogen kam. Ich ließ sie herankommen und noch im Flug hieb ich dem Engel den Schläger gegen den Kopf.

Der Engel stürzte neben dem Auto zu Boden und die Mutter wollte sofort wieder ins Auto klettern.

Ich hielt sie erneut fest und riss sie in Richtung Tür. Als sie protestierend nach ihrem Kind schrie, rief ich nach Mitch. Dieser verstand sofort und griff nach der Mutter um sie ins Studio zu zerren. Währenddessen griff ich ins Auto um das kleine Mädchen aus diesem zu holen.

Sie klammerte sich an einen kleinen Stoffpanda und starrte mich mit verweinten Kulleraugen an. Da sie keine Anstalten machte in meine Arme zu kommen, beugte ich mich weiter vor und zog sie an mich heran.

Ich hiefte sie aus dem Auto und schaute mich kurz um, bevor ich in Richtung Studio rannte. Gerade als ich die Straße überquert hatte, kam Kyoko mit einem Küchenmesser aus der Tür gerannt und lief mit diesem über dem Kopf auf mich zu.

Erschrocken wollte ich ihr ausweichen, als sie neben mir zustach.

Einer der geschlagenen Engel hatte sich vom Boden aufgerappelt und hatte versucht nach mir zu schnappen.

Kyoko hatte ihm das Messer in den Arm gerammt und schaute mir entschlossen ins Gesicht. Ich stellte keine Fragen und brachte das Kind hinein.
 

Drinnen waren die Menschen zusammengekauert und trauten sich nicht aufzuschauen.

Weiter hinten vernahm ich das hysterische Schreien der Mutter und brachte die Kleine in das Zimmer.

Das Studio war komplett überfüllt.

Im Eingangsbereich hatten sich die Leute in die hinteren Ecken gekauert, hinterm Tresen geduckt, beteten einige, im ersten Raum, hatten sich einige leicht Verletzte verschannzt, in dem Zimmer in dem Susi lag, waren ebenfalls einige Verletzte und in der Küche, sowie dem Bad und dem dritten Zimmer drängten sich ebenfalls die Menschen zusammen.

Ich wandte den Blick von dem Unglück ab und ging wieder hinaus.

Der Wille, die geflügelten Irren in tausend Stücke zu reißen, war noch stärker geworden und ich nahm mir von einem der Jungs eine lange Eisenkette.

Ich ging mitten auf die Straße....und wartete.

Der Erste wurde von einem Schlag mit der Kette aus der Luft geholt und dann solange mit dem Schläger bearbeitet, bis sein Gesicht nur noch Brei war.

Dem Zweiten wich ich aus, sodass er hinter mir landete. Ich warf mich auf ihn, schlang ihm die Kette um den Hals und drückte zu.

Er gab nach und lag regungslos vor mir, als mir plötzlich die Sicht verschwamm. Ich taumelte und tastete nach der Wunde an meiner Seite.

Sie blutete viel zu stark und ich hatte das Gefühl meine Organe, wären an einem völlig falschen Platz.

Der Schläger fiel auf den Asphalt und ich auf die Knie. Ich hielt mir die Seite und betete, dass mein Darm unverletzt war.

Ich fiel hinten über und schrie ob des Schmerzes auf.

Plötzlich erschien neben mir ein von schwarzen Haaren umrandetes Gesicht und schaute mich sorgenvoll an. Neben ihr standen schwarze Schatten, bereit uns zu schützen.

Eine unruhige, helle Stimme drang in mein Ohr und ich versuchte, mich auf die Worte zu konzentrieren, die daraus kamen.

Nichts davon war für mich verständlich, jedes Wort fremd und in einem Rhythmus gesprochen, der an einen Psalm erinnerte.
 

Ein Stoßgebet.
 

Ich blickte in den Himmel und mein Kopf war leer. Die Gedanken an die Menschen im Studio, die Verletzten, die Verängstigten.. die Jungs, die sich die Seele aus dem Leib prügelten, ohne zu fragen, warum und wieso.

Alles weg.

Ich sah nur noch in den schwarz gesprenkelten Himmel und beobachtete die dunklen Punkte.

Bis sich ein goldener Punkt darin auftat

und noch einer

und noch einer.

In all diesen schwarzen Punkten mischten sich Goldene und ich versuchte zu erkennen, was das war. Ein goldener Punkt folgte einem Schwarzen in Richtung Erde und ich erkannte, was diese strahlenden Punkte waren. Soldaten. Himmelssoldaten in ihren goldenen Gewändern.

Die Rettung war gekommen.



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