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Sugar Sugar Rune - Sechs Jahre später (wird aktuell überarbeitet)

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Der neue Junker von Eis und Schnee

Als wäre ich zu Eis erstarrt stand ich bloß da, als Pierre mit geschmeidigen Schritten auf mich zukam. Ich konnte meinen Blick kaum lösen. Er trug, nicht wie ich eine Uniform, sondern eine dunkle Hose und ein strahlend weißes Hemd. Das stand ihm wahnsinnig gut, aber...

Was zur Hölle sollte das eigentlich?! Da war ich sechs Jahre ohne Bewusstsein im Krankenhaus und kaum kam ich da raus, begegnete ich gleich zweimal diesem - diesem - arroganten Chauvi. Er, der Unhold, der damals... Ach, lassen wir das!

„Meiner Meinung nach, dürfte das noch viel länger dauern.“, erwiderte ich unwirsch und verschränkte reflexartig die Arme vor der Brust. Alles in mir war auf Abwehr geschaltet. Der Kerl hatte mich einfach kalt erwischt; zum zweiten Mal.

Ich betrachtete Pierre noch einen Moment lang. Zwar hatte ich ihn schon gestern gesehen, aber das war nur kurz gewesen. Daran hatte ich schließlich auch gar kein weiteres Interesse gehabt. Das zumindest redete ich mir unaufhörlich ein. Trotzdem fühlte ich mich flau, als ich daran dachte, wie sich unsere Blicke getroffen hatten...

Er sah immer noch gut aus. Sogar besser als damals. In dieser Hinsicht blickte ich wohl mal nicht durch die Augen einer Elfjährigen. Sein Haar war noch immer silberblond, perfekt gescheitelt und rahmte sein außergewöhnlich blasses und ausdrucksloses Gesicht ein, aus dem mich seine eisblauen Augen nicht weniger ausdruckslos ansahen. Sie strahlten eine wohlbekannte Kälte aus.

Er war groß und nicht mehr so schlaksig, wie mit 14. Der Muskulöseste war er aber auch nicht, eher schlank. Zu viele Muskeln würden ihm vermutlich auch gar nicht stehen. Sein Blick ruhte wie eingefroren auf mir und machte mich ehrlich nervös.

„Is' was?“, blökte ich ihn an. Dieses Angestarre machte mich noch wahnsinnig; hatte es schon immer. Er hatte ärgerlicherweise irgendwie die Fähigkeit, meine Coolness und Abgebrühtheit, die mich doch eigentlich so kennzeichneten, einfach verschwinden zu lassen. Puff. Und anscheinend hatten auch die sechs Jahre Koma nichts daran geändert. „Schön, dich wieder wach zu sehen.“, antwortete er nach einer kleinen Pause in einem Tonfall, den ich nicht einordnen konnte.

Moment mal! Wach? Sollte das heißen, er war im Krankenhaus gewesen? Mein Gesicht wurde warm. Nun, er hatte immerhin sechs Jahre Zeit gehabt und wir hatten damals ja auch dieses Date. Mhh... Tatsächlich hatte das aber wohl nur stattgefunden, weil er geplant hatte, mich auszuschalten. Und trotzdem war ein Date doch ein Date. Und es konnte ja wohl niemand leugnen, dass irgendwas zwischen Pierre und mir war...

Ich schüttelte die Gedanken rasch von mir und sah ihn mit feixendem Blick an. „Dabei war ich immer der Meinung, dass du nicht gerade an meinem Wohlergehen interessiert warst!“ Mein Tonfall klang verletzter, als beabsichtigt und ich hoffte, dass Pierre das nicht merken würde. Aber um ehrlich zu sein, hegte ich da keine allzu großen Hoffnungen. Pierre war zu berechnend, als dass ihm sowas entging. Vor meinem geistigen Auge erschien wieder die junge Frau, die ich gestern mit ihm in diesem Schuhladen gesehen hatte und mir wurde übel. Schon wieder ein Gedanke, den ich loswerden wollte.

Er starrte mich - wieder - nur an und sagte kein Wort, verzog nicht die kleinste Miene. Warum glotzten wir ständig nur, das war doch dämlich. Dann plötzlich lächelte er. Nur ganz leicht, aber es war ein Lächeln. „Vielleicht“ Er setzte zu seiner Antwort an. „könnten wir ja mal wieder ausgehen. Nur als alte Freunde, versteht sich. Wobei man sich mit dir mittlerweile wirklich draußen sehen lassen kann.“ Die Worte echoten in meinem Kopf; und Pierre verschwand einfach; marschierte schnurstracks in das Universitätsgebäude und ich war wieder alleine.

Immer noch ungläubig zückte ich mein Handy und schrieb Vanilla mit zittrigen Fingern eine SMS: 'Hey, ich komm später nachhause, du brauchst nicht warten.' Vermutlich stand sie schon eine ganze Weile am Tor der Oberschule. Sie war viel zu umsichtig, um ohne mich nach Hause abzuhauen. Aber ich hatte gerade wirklich keinen Nerv auf Gesellschaft, nicht einmal auf meine beste Freundin. Ich musste alleine sein und meine Gedanken ordnen.
 

Ziellos trottete ich durch die Stadt. Ich passierte Straße für Straße und ließ mich schließlich auf einer Bank am Flussufer nieder. Dort war es schön. Man konnte das Treiben der Stadt beobachten, saß aber trotzdem irgendwie abseits im Grünen. Ich benutzte meine Tasche als Schemel für meine Füße. Was war das nur für ein erster Tag? Ich war jetzt schon völlig überfordert, dabei hatte ich noch nicht einmal erfahren, wie es in der Zauberwelt aussah. Schließlich konnten weder Vanilla, noch ich den Thron besteigen. Bisher hatte Lovin noch kein Wort dazu gesagt und auch sonst war niemand aufgetaucht, um uns mal auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen. Vielleicht herrschte noch Vanillas Mutter Candy? Vielleicht wurde jemand völlig anderes auserkoren? Ich hatte gar keine Ahnung. Alles war so ungewiss. Ach Mann, bei dem Gedanken daran wollte ich gar nicht mehr nach Hause zurückkehren, obwohl ich meine Heimat immer geliebt habe. Erschöpft lehnte ich mich zurück.

Was meinte Pierre eigentlich mit 'mittlerweile kann man sich mit dir wirklich draußen sehen lassen'? War das sein verdammter Ernst?! Ich war doch kein hässliches Sumpfmonster. Und wieso wollte er sich überhaupt mit mir sehen lassen? Was hatten wir uns noch groß zu sagen? Er konnte sich doch wohl mit seiner dickbeinigen Freundin mehr als genug sehen lassen, pah! Eigentlich war sie gar nicht dickbeinig. Sie war generell eher hübsch. Schlank, mit langen, rotblonden Locken, die ihr über die Schultern fielen. Vielleicht nicht die Klügste, aber wie konnte man das auch sein, wenn man sich mit Pierre einließ?

Schon wieder stiegen Übelkeit und Trauer in mir hoch. Ich musste gerade reden. Und sogar Vanilla hätte dieser Schuft beinahe verdorben. Wahrscheinlich war es besser, wie es war. Durch die sechs Jahre Distanz war ich eigentlich auch gar nicht mehr an Pierre interessiert. Das redete ich mir nicht nur ein, das war auch so! Es war halt nur komisch, ihn wiederzusehen. Nach all der Zeit und allem, was passiert war. Das konnte mir echt keiner absprechen. Und überhaupt: Eigentlich hatte ich im Moment doch ganz andere Sorgen. Da konnte ich ihn mit seinen eisblauen Augen gar nicht gebrauchen. Höchstens als alten Freund, wie er so schön gesagt hatte. Und nicht mal davon war ich überzeugt.

Ich schloss für einen Moment die Augen und versuchte, mich auf die Geräusche um mich herum zu konzentrieren. Was brachte es schon, die Gedanken sinnlos im Kreis rotieren zu lassen? Es führte zu nichts, so kam ich einfach nicht weiter. Ich hörte Vögel. Sie zwitscherten fröhlich ihre Lieder und kündeten den Frühling an, genauso, wie die tief stehende Sonne, die ihre Strahlen auf mein Gesicht legte. Die Wärme streichelte meine Haut. Der Fluss plätscherte leise und harmonisch vor sich hin, Motoren brummten eine wirre Melodie und Stimmengewirr verfeinerte diese. Irgendwie hatte all das was Beruhigendes an sich. Es wirkte fast, wie mein persönliches Schlaflied und es gelang mir doch tatsächlich, all das wirre Zeug, das mir gerade durch den Kopf spukte, einfach mal beiseite zu lassen. Was für eine Wohltat! Ich merkte, wie sich eine bleierne Schwere über mich legte, einer massiven Wolldecke gleich, die mich vor allem verbarg und mich gemütlich einlullte. Gerade war alles schön friedlich. Langsam begann ich mich zu entspannen und alles trat in den Hintergrund. Außer, diese Augen, diese unverkennbaren, eisblauen Augen...



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