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Sugar Sugar Rune - Sechs Jahre später (wird aktuell überarbeitet)

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Willkommen in diesem Leben

Lovins Villa sah noch genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte; groß und protzig, für eine einzelne Person viel zu übertrieben. Aber genau das passte zu ihm. Es wurde erst vor Kurzem beschlossen, dass Vanilla und ich bei ihm wohnen sollten. Hm, 'vor Kurzem'. Also eigentlich, war das jetzt schon ziemlich lange her.

Ich konnte immer noch nicht so recht glauben, dass ich sechs Jahre im Koma gelegen haben soll. Das war doch Irrsinn! Automatisch ging ich zu meinem Zimmer. Auch hier war alles unverändert. Das war zwar beruhigend, aber ganz ehrlich? Lovin hätte doch immerhin mal aufräumen können. Er hat schließlich sechs verdammte Jahre lang Zeit gehabt. Als würde ich mich nicht schon genug über ihn aufregen, klang jetzt auch schon wieder seine laute Stimme durchs ganze Haus: „Mädels? Ihr könnt gleich wieder runterkommen. Wir gehen jetzt shoppen!“

Ich stöhnte genervt. Aber er hatte Recht, meine alten Sachen passten kaum noch. Ich sah an mir herunter. Mein Körper hatte sich sehr verändert. Das Kleid, das ich wie ein Shirt trug und die ausgeleierte Hose sahen wirklich merkwürdig aus; als wäre ich ein Riesenbaby. Ich wühlte in meinem Schrank. Irgendwas musste ich doch haben, was halbwegs passte. So, wie ich war, konnte ich nicht raus. Ein Kleidungsstück nach dem anderen schmiss ich achtlos hinter mir ins Zimmer. „Zu klein, zu pink, zu hässlich.“ Plötzlich hörte ich einen kleinen Aufschrei: „Chocola! Da bist du gerade zurück und verhältst dich so schrecklich wie eh und je.“ Duke! Ich lief auf ihn zu und drückte ihn an mich, so gut es halt ging - schließlich ist er ein Frosch. „Oh Duke, ich hab dich so vermisst. Aber ich hab jetzt gar keine Zeit. Lovin stresst schon rum.“

Ich setzte meinen kleinen Freund auf das chaotische Bett, ehe ich wieder begann, im Kleiderschrank herumzuwühlen.

„Zu kurz, zu kindlich, was ist das?“ So ging es weiter, bestimmt zehn Minuten, bis ich plötzlich innehielt.

Das lange, enge, grüne Kleid, das ich nun in den Händen hielt, gehörte einst meiner Mutter. Es war eines der Dinge, die sie mir überlassen hatte, bevor sie starb. Ich legte meine Klamotten ab und zog mir das Kleid an. Dabei fühlte ich mich seltsam. Das letzte Mal, dass ich dieses Kleid in den Händen hatte, war es viel zu groß. Und jetzt... Hier und da müsste man es noch ein bisschen enger nähen, aber es sah zugegebenermaßen echt gut aus, besonders zu meinem roten Haar. Lovin würde sicherlich höchst erfreut sein. Jetzt hatte ich nur noch das Problem: Ich hatte keine Schuhe. Aber als würde sie meine Gedanken lesen, kam Vanilla mir zur Hilfe. „Hier.“, mit sanfter Stimme legte sie mir ein Paar Ballerinas aufs Bett. Ich sah sie verwirrt an und schon wieder las sie meine Gedanken. „Meine Mutter. Beeile dich, Choco. Du siehst sehr hübsch aus.“

Ich lächelte und sah sie dann ernst an. Mir spukte das schon die ganze Zeit im Kopf herum und ich wollte es endlich klären: „Vanilla, weißt du noch, vor dem Unfall...“, ich zögerte einen Moment und sah sie erwartungsvoll an. „Ja?“, fragte sie, sichtlich irritiert. „Also, diese Ogul-Sache...“, fuhr ich zögerlich fort, aber Vanilla schien kein Licht aufzugehen. Hatte sie etwa vergessen, dass Pierre sie irgendwie hypnotisiert hatte oder so und sie die schwarze Prinzessin der Ogul war? Es sah ganz danach aus. Sie wirkte wieder wie früher. Also ließ ich das Thema auf sich beruhen. „Ich bin sofort unten.“
 

Kurze Zeit später polterte ich die breite Treppe hinab. „Damenhafter!“, ermahnte Lovin mich forsch. „Blablabla.“, winkte ich nur ab und stellte mich zu Vanilla. Ihr Haar war enorm gewachsen, meines aber auch.

Lovin zückte ein riesiges Bündel mit Geldscheinen. „Erfreulicherweise hatte ich gestern ein Konzert und es war mehr als ausverkauft. Und davon profitiert ihr, meine Lieben. Ihr dürft euch aussuchen, was ihr wollt.“

Vanilla lächelte, aber ich fand shoppen gar nicht mal so spaßig. Oft zog es sich unglaublich in die Länge und war anstrengend und ermüdend.

In Lovins schickem Sportwagen fuhren wir in die Stadt. Natürlich durfte Vanilla vorne sitzen, aber sowas kannte ich ja schon. War nix Neues und mir doch eigentlich auch egal. Rasch erreichten wir die sonnige Innenstadt mit ihren unzähligen Geschäften.
 

Die Zeit verging tatsächlich langsam. Verging sie überhaupt? Ich saß im gefühlt hundertsten Schuhgeschäft und Vanilla probierte das hundertste Paar ewig gleicher Ballerinas an.

Ich hing völlig erschöpft auf einer Sitzbank, umgeben von tausenden Tüten. Ein Blick auf die große Uhr hinter der Kasse verriet mir: Wir waren wirklich schon fünf Stunden unterwegs. Am Anfang war ich auch noch euphorisch und musste unbedingt dieses Paar Stiefel, jenes Kleid und diesen unglaublich geilen Hut haben. Irgendwo war ich ja auch ein Mädchen. Aber langsam reichte es doch ehrlich mal. Wir hatten jedes erdenkliche Kleidungsstück in diesen Tüten. Man konnte die alle kaum noch tragen.

Ich ließ mich nach hinten fallen, stieß aber auf etwas Hartes und nicht, wie erwartet, auf die weiche Sitzbank. Mit einem lauten Fluchen drehte ich mich ruckartig um und was ich dann sah, tja, damit hatte ich echt überhaupt nicht gerechnet.

Es war Pierre! Ausgerechnet dieser Junge saß direkt hinter mir. Er starrte mich genauso überrascht an, wie ich ihn. Eine Sekunde verging, dann eine weitere. Es muss echt blöd ausgesehen haben. Eine schrille Frauenstimme riss mich aus meinen Gedanken. „Pierre-Schatz? Was hältst du von denen?“ Unsere Blicke lösten sich abrupt und galten jetzt dieser, mir fremden, Frau. Ihm war sie anscheinend überhaupt nicht fremd, denn er strich über ihre Beine, lächelte sie an und sagte: „Nein, die sind zu flach. Die machen dicke Beine.“ Das Mädchen sah deprimiert aus und Pierre reichte ihr einen Schuhkarton. „Die sind super.“

Wie unhöflich er war, genau, wie in meiner Erinnerung. Die Treter, die die Fremde dann aus dem Karton holte und sich anzog, waren zwar wunderschön, aber auch schrecklich hoch. Pierre hatte sie extra für sie rausgesucht, wollte, dass sie toll aussah. Das war so... Liebenswert. Bah, nein! Ich schüttelte den Gedanken ab, ehe es widerlich werden konnte.

Gott sei Dank rief Vanilla mich in diesem Moment und ich schnappte mir alle Tüten und eilte stolpernd auf sie und Lovin zu. Konnten wir nun endlich nachhause? Denkste! Wir sollten noch zum Friseur. Okay, wenn man uns mal ansah, konnte man wirklich sagen, dass das nötig war. Im Krankenhaus waren uns zwar notdürftig die Haare geschnitten worden, aber die Leute dort waren schließlich keine Friseure. Hier mussten wirklich mal Profis ran.

So zog sich der Tag um noch weitere zwei Stunden und ich war danach so erschöpft, wie vermutlich noch nie. Als wir schließlich wieder zum Auto zurückkamen, fläzte ich mich auf die Rückbank und musste mich wahnsinnig zusammenreißen, um nicht einfach einzupennen.
 

Dann waren wir endlich wieder zuhause angekommen. Was für ein Segen! Meine prallgefüllten Tüten hatte ich achtlos unten im Foyer stehen lassen und war direkt zu meinem Zimmer geeilt. Dieser Tag hatte mich geschafft. Meine Füße taten weh und mein Hirn hatte immer noch Probleme damit zu begreifen, was passiert war. Von einem Tag auf den anderen hatte sich alles verändert; einfach so. Und ausgerechnet Pierre war ich heute über den Weg gelaufen. Pierre, der soviel älter war und ein fremdes Mädchen an seiner Seite hatte... Ich warf mich auf mein Bett und ehe ich mich versah, war ich schon ins schöne Reich der Träume eingetaucht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Gray-sama
2014-04-17T20:22:56+00:00 17.04.2014 22:22
PIERRE HAT EINE FREUNDIN ODER SCHLIMMER EINE FRAU!!!!!!!!!!!!!
Meine Lebensesenc ist gleich null *deprimiert in der Ecke hock*
Ich hoffe für dich, dass die beiden noch zusammenkommen *mahnender blick*
Nur eins noch! Vanila sagt immer Chocolate-san zu Chocolate und nicht Choco,okay;)


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