Zum Inhalt der Seite

Die Zauberin und die Macht der Sterne

Die Abenteuer der Zauberin Freya, erste Staffel
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Freya in: (4) Zwergenerz

Nächste Heimat

Zwischen Wahn und Wirklichkeit liegt manchmal nicht viel Zeit, und so kommt es, dass ich wenige Stunden später wieder vor diesem unauffälligen Haus in einem verwinkelten Viertel Brig-Los stehe, meine schmerzende Wunde verwünsche und bereue, keinen Schlaf gefunden zu haben; ich habe es versucht, doch immer dann, wenn ich meine Augen schloss, fühlte ich die Seelenmühle an mir zerren und mich zerreißen, wobei ihr kreischendes Knirschen fast noch mehr durch meine Ohren stach und mich sofort wieder aufschrecken ließ. Das kommt vor bei mir. Ich leide an Alpträumen, die meistens Dämonen oder die Niederhöllen an sich beinhalten, seit ich ein kleines Mädchen bin, und so verließ ich dann doch mein Bett, statt Meister Marcin zum fünften Mal abzusagen, und bewegte mich schweren Schrittes hierher. Von drinnen zieht ein leichter Duft nach Essen heraus, was in mir Hoffnungen weckt und mir fehlt die Aufregung, die ich beim ersten Mal verspürte – doch ebenso auch die Frische, denn weder vor dem Fallen in die Koje noch nach dem Erheben daraus zog ich mich um. Ich muss ihn erschrecken. Bei meinem Anblick zeigt er sich auch sehr erschreckt. „Ach du gute Güte, Freya, was ist mit dir passiert?“ Ich lasse mich von ihm ins Haus geleiten, während ich antworte: „Ich habe es in der Nacht mit einer Räuberbande aufgenommen. Nun kann der Kaufmann Grabenstätt wieder ruhig nachts schlafen.“ – „Du aber nicht, wie es scheint. Hättest du ihm doch seine Sorgen gelassen, das ist der größte Gauner von allen.“ Er macht sich Sorgen, also sage ich dazu nichts, sondern mustere noch, was sich seit meinem letzten Besuch in diesem Raum veränderte. „Das ist übrigens Lilim, meine Tochter“, fügt er an, was diese wohl als Stichwort betrachtet. „Hallo“, sagt sie und erhebt sich, „Du bist Freya? Vater erzählte mir, da konnte ich gar nicht erwarten, dich kennen zu lernen.“

Marcin sprach von einer Tochter deines Alters, fährt es mir durch den Kopf, und ich hoffe, dass er mir damit schmeicheln wollte, denn dem straßenköterblonden Mädchen, bei dem ich bis zum Erkennen ihrer Ohren fast eine elfische Herkunft angenommen hätte, fehlten doch noch eine Handvoll Jahre zu mir. Sie sprühte vor Energie und ehrlicher Freude, als sie mir die Hand gab und mich damit schmerzhaft an meine Wunde erinnerte. Meine Reaktion blieb ihr nicht verborgen. „Du bist verletzt?“ – „Ja, zum Eisenrost den Stab erhoben und nicht schnell genug bemerkt, dass der Blitz ihn wieder freiließ.“ Marcin seufzte irgendwo hinter mir auf. „Lilim hat extra für dich gekocht, aber ich denke, das kann warten. Bitte lege dich hin.“ Behutsam senkte ich mich zu den Dielen herab, während die Tochter wissen musste, was nun kam und mir behutsam den Gürtel löste und mich aus meiner grauen Robe schälte. Darunter musste sie einen abgetragenen Gambeson, einen leichten Stoffpanzer, erblicken, der mich soweit es eben ging vor dem Unbill meiner Feinde schützte und der von Resten alter Abenteuer und einem dicken neuen Blutfleck versehrt war. Ich ließ mich zurücksinken, während Lilim mit geschickten Fingern sich anschickte, die Gurte zu lösen, die diesen immerhin noch erlaubten Panzer an seinem Platz hielt. Ich fühlte mich in guten Händen.

… Mühlen malmen, knarren, kreischen, kreischen…

Ich schrecke auf. „Habe ich dir wehgetan?“ – „Nein, keine Sorge, ich bin nur völlig erschöpft.“ Hinter mir hörte ich den Vater schreiten. „Das sieht man. Hast du dich einmal angesehen? Ringe unter den Augen, Dreck in den Haaren, blutender Leib?“ Ich flüsterte vor mich hin, was er nicht ergänzen konnte: „Und ausgebrannt bis zum letzten Rest.“ – „Mädchen. Das sollte doch eigentlich so ein schöner Tag werden. Wir wollten gemeinsam essen, dann konntest du uns deine Fortschritte zeigen, die bei der langen Zeit sicher enorm sein müssen, und dann wollte ich dir noch ein Geschenk überreichen. Lilim hier…“ Die Nennung ihres Namens lässt das blonde Mädchen innehalten und lächeln. „… wird er bald auf die Garether Kunstakademie verschlagen…“ – „Wenn ich genommen werde.“ – „… wenn du genommen wirst, und sie hatte angeboten, ein Bild von der Zauberin zu malen, die vor einem Mond noch wie aus dem Ei geschlüpft vor meiner Tür stand, und nun… da taugst du wirklich nur als Abschreckung, wenngleich auch das sehr gut.“ – „Ich bin auch sehr abgeschreckt, Papa.“ – „Ja, ja.“

Es läge an mir, etwas zu sagen, doch mir gehen die Worte aus. Ich liege auf den Brettern, lasse ein Mädchen an meinem Gambeson rumschnüren, unter dem ich nichts trage, während ihr Vater dabei zusieht. Ich möchte nicht lügen; die Geschichte endete glücklich, ich gewann einen ordentlichen Beutel voller Dukaten und konnte außerdem noch etwas Gutes tun, also sehe ich keinen Grund, mich zu schämen. „Das sind die Schattenseiten“, sage ich, „manchmal tut es eben ein bisschen weh.“ – „Du bist fast gestorben.“ – „Ja.“

Es wird oben herum kalt für mich, als Lilim ihr Schnürwerk abschloss und den oberen Teil wegschiebt, dummerweise auf mein Gesicht. Ich hatte zwar schon in der Lagerhalle versucht, die Wunde zu verbinden – unter Benutzung eines Stücks Stoff aus den Lagerbeständen –, doch es gelang mir damals nicht ganz und ich hatte mir vorgenommen, mich auszuschlafen und mich dann mit frischen Kräften des Problems anzunehmen. „Was war das denn für eine Waffe?“, bricht Lilim neben mir in Verwunderung aus. „Ein Rondrakamm“, sage ich ihr, ein großes, gezacktes Schwert. „Du hast dich mit einem Geweihten angelegt?“ – „Nein, ganz sicher nicht. Eher mit seinem Mörder.“ Das war dann doch auch eine verflucht knappe Angelegenheit. Göttin sei Dank, fährt es mir durch den Kopf, wurde die Waffe nicht geschützt, denn hätte mein Zauber nicht gewirkt… Die Geschichte war und blieb hässlich.

Mein zufriedener Ton muss Marcin nicht gefallen haben. „Lilim? Ich weiß es jetzt. Bitte male sie so. Bitte hilf ihr dabei, sich so zu sehen, wie sie jetzt ist.“ Aber…? „In Ordnung?“, fragt Lilim mich, doch ihr Vater unterbricht sie wütend. „Sie ist die Schülerin und ich bin ihr Meister. Tue es.“

Er wurde zu laut und merkt es, während Lilim zusammenzuckt. „Bitte, Kind. Sie braucht das, du brauchst das… und ich alter Mann doch auch.“ Ihr Blick wandert zu mir, doch was soll ich tun?

…Mühlen kreischen, pressen, zerren, mahlen, mahlen…

„Freya?“ – „Ja? Ach… tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“ – „Richte sie dir her, wie du magst, Kind. Ich denke, ich kann euch beide gut alleinlassen. Ihr kommt miteinander klar?“ – „Verlasse dich darauf.“ Lilim wendet sich immer noch heiter mir zu. „Mache dir nichts daraus, er hat nur Angst, dass ich zu den Puniner Landsknechten gehe, wenn es mit Gareth nichts wird.“ Sie lässt ab von mir und ich bemerke, dass sie auch meinen nutzlosen Verband entfernte. „Nur ein Spaß, das würde ihm das Herz brechen.“ – „Dann meint er es ernst?“ – „Was? Das mit dem Bild? Das mit dem Auftrag? Ja, tut er.“ – „Aber was will ich denn…?“ – „Aufheben, weil es dir gefällt, oder verschicken, an deinen Freund, deine Eltern, von wem du magst, dass er sich Sorgen um dich macht.“ – „Sehe ich… wirklich so schlimm aus?“ – „Ja, aber das ist noch kein Vergleich zu dem, wie du auf der Leinwand aussehen wirst.“ – „Leinwand?“ – „Natürlich. Wir gehen es richtig an.“

Ich blicke zu ihr herüber und sehe, wie sie eine Staffage heranträgt. Es wird ernst, das spüre ich, und ich verstehe auch Marcins Motive: Wenn es wird, was er denkt, dann kann ich es nicht hergeben und muss es ewig mit mir herumführen und mir vor Augen führen, wie zerbrechlich ich sein kann – nur, wie soll das gehen? „Könntest du vielleicht deinen Panzer ganz ausziehen und ihn wie ein Kopfkissen legen, möglichst mit der blutigen Stelle neben deinem Haar?“ – „Was? Ja, aber…“ – „Die geprügelte Rahja. Wenn ich das hinbekomme, wie ich es vor mir sehe, wird das eines meiner besseren Werke.“ Sie lacht, während sie ihre Farben auf einer Palette präpariert. „Ich hoffe, es ist dir nicht zu kalt da unten. Das musst du jetzt ein bisschen durchhalten… und bitte, schlafe auch nicht wieder ein. Ich brauche diesen Blick.“ Ich blicke sie genauer an, während sie hinter ihrer Staffage verschwindet. „Welchen?“ – „Diesen.“

Es muss es nun ansprechen. „Du, Lilim?“ – „Ja, Rahjalein?“ – „Ich kann doch so eine Leinwand gar nicht mit mir herumtragen. Die hält das doch nicht durch.“ – „Guter Punkt. Dann werde ich eben kleiner.“ – „Könntest du… vielleicht zu meinem Vademecum greifen? Das ist in meinen Sachen.“ – „Du willst die Mahnung also wirklich behalten?“ – „Ja. Er hat ja recht.“ Es war ja auch alles kalt und tat weh. Ich blieb still liegen und sah Lilim zu, wie sie mich malte.
 

Irgendwann während dieser langen Zeit kam mir eine Idee und als ich mit Lilim beim Essen saß – ihr Eintopf war vorzüglich, wenn auch inzwischen kalt –, musste ich sie darauf ansprechen. „Wohin ist dein Vater eigentlich verschwunden? Er fehlt hier irgendwie.“ – „Zum Kräuterhändler. Bei diesem arbeitet er jetzt, seitdem er nicht mehr zaubert. Er kam viel herum und hat viel gelernt.“ – „Und das lohnt sich?“ – „Nein, das große Geld bringt Mami nach Hause.“ Sie machte eine Pause, während sie den Löffel schwang. „Warum fragst du?“ – „Nun, ich habe mir gedacht… Kannst du deinen Vater einmal fragen, ob er mir bei einem Ritual helfen würde?“ Sie lachte auf. „Ich kann dir nicht sagen, ob er es tun würde, aber besprich es am besten mit ihm selbst. Ich werde dir eine Wegbeschreibung geben.“ Ich nickte. Das war gut. „Heißt dass dann, du bist noch eine Zeit hier?“ – „Ja, wenigstens solange, bis ich geheilt bin und genug Kraft in mir sammelte, um zu reisen. Der Rest wird von deinem Vater abhängen.“ – „Das freut mich. Hast du Lust, etwas mit mir zu unternehmen?“ – „Gerne. Ich bin im Selindian untergekommen. Komme einfach vorbei.“

Die Wegbeschreibung, die sie mir geben sollte, erwies sich als ausgezeichnet, und wieder wurde ich nervös, als ich den kleinen Laden betrat, in dessen dunkler Enge, doch aromatischer Luft, verschiedene Pulver, Pflanzen und Kisten – meist Gewürze – auf Interessenten warteten. „Marcin?“, fragte ich die almadische Frau und sie nickte. Bald stand ich mit dem sichtbar abgekämpften ehemaligen Zauberer zusammen. „Oh, Freya, hattest du einen schönen Tag?“ – „Ja, allerdings, Lilim ist wirklich eine nette Person.“ – „Und die Aufgabe?“ – „Erfüllt. Sagen Sie, Meister, führen Sie hier auch etwas, was gegen meine Wunde hilft? Ich möchte sie versorgt wissen, ehe sie sich entzündet.“ Sein Blick haftet fest an mir, er musste spüren, dass da noch etwas war. Trotzdem nickt er. „Eine Salbe kann ich dir anbieten, aus Wirselkraut. Habe ich selbst angerührt… zum größten Teil.“ Er setzt seinen Ellenbogen auf die Theke, um mir seine fehlende Rechte zu verdeutlichen. Er kämpft mit seiner Geduld. „Das wird nicht billig?“, merkt er noch an, als Frage gestellt, um mich zum Überleiten zu bringen. „Ja“, sage ich da, „Meister, ich benötige Ihre Hilfe bei einem Ritual.“ Er unterbricht mich. „Nun reden zwei Zauberer über Magie. Es wäre doch zu schön gewesen. Was möchtest du?“ Jetzt kommt der Moment der Wahrheit. „Die Große Meditation.“ Meister Marcin Saibal lacht, laut und demonstrativ. Ich weiß, ich könnte mir dumm vorkommen, doch es weckt nur meinen Widerstand. Was eben noch Idee war, wird nun Gewissheit. „Die Große Meditation ist für alte Männer, nichts für dich. Wende du dich noch den einfachen Übungen zu.“ – „Bitte, Meister. Es geht um Macht und die brauche ich. Sehen Sie mich an. Ich bin nur hier und brauche diese Salbe, weil mir am Ende meines Weges die Kraft fehlte.“ – „Nein, du bist hier, weil du dumm warst und dumm bist. Ich werde dir ganz sicher nicht helfen, noch irgendwelchen Unfug zu begehen. Vergiss es.“ Ich bin stur. Ich weiß, was ich will. „Würden Sie mir auch nicht helfen, diesen Unfug zu überleben? Ich bin eine Heldin, ich bin eine Kämpferin und da draußen warten Menschen, die beides benötigen und ich werde nicht all den Weg, den ich bisher ging, aufgeben, nur um mich winselnd unter der Decke zu verkriechen. Stehen Sie mir bei, damit alle gewinnen.“

Er sieht mich lange an, ehe er demonstrativ schnaubt. „Du brauchst dich echt nicht zu wundern, warum deine Eltern unglücklich sind.“ Vielleicht, denke ich mir, lasse mir aber nichts anmerken. Wir wissen beide, dass er nicht ablehnte. „Dann ist es beschlossen?“ – „Mädchen, es ist Tsa, Hesinde ist gerade vorbei. Gleich, ob ich dir helfe – und ich täte damit mehr für dich, als du überhaupt verdient hättest –, bleibt dir noch ein knappes Jahr Zeit, nach Andergast oder zu einer anderen Akademie der Gilde zu reisen und dich da besser und günstiger einzurichten.“ Ich lächele, denn ich habe ihn am Haken. „Es geht mir nicht um Hesinde“, sage ich, „Ich möchte noch dieses Jahr loslegen, Anfang Rahja, hier in Brig-Lo.“

Das bricht ihn. Sein lauter Lachanfall verstört nicht nur mich, sondern lässt auch die Almadanerin skeptische Blicke zu uns werfen, wie mir brennend bewusst wird. „Du hast wirklich keine Ahnung, was du tust“, sagt er. „Überlege es dir mal: Was hast du Anfang Rahja am Himmel? Die Sternbilder der letzten und nächsten drei Götterläufe. Praios mag dich nicht, Rondra mag dich kaum, Ingerimm gibt dir wenig, mit Efferd ergänzt er sich jedenfalls gar nicht, und der Namenlose ist immer gegen dich. Was noch bleibt, steht dir als Zauberer neutral gegenüber, bestenfalls. Was du da an Sternen hast, wird dir nichts geben, du Gefäß. Wie kommst du denn überhaupt auf diese Idee?“

Jetzt wird es mir peinlich. Ich schweige, ehe mir bewusst wird, dass ich nur noch jetzt sprechen kann. Ich unterbreche leise seinen Versuch, weiterzukommen. „Es geht um Dämonen“, sage ich vorsichtig, „und um meine Träume. Du musst wissen, mich plagen Alpträume, seitdem ich ein Kind war, doch in den letzten Jahren besonders. Ich sehe mich in den Niederhöllen, wie sie mich packen und vernichten und möchte ein Zeichen setzen. Ich möchte ihnen hier Paroli bieten, im Mond meiner Göttin und in Brig-Lo, am Ort der zweiten Dämonenschlacht.“ Er lacht nicht mehr und sieht mich nur groß an. Das ist ein gutes Zeichen. „Das ist dann ja…“, beginnt er zu murmeln und gestikuliert mit seinem Armstumpf, „Praios, Rondra, Efferd, Ingerimm und die Sternenleere, gegen die du zielen kannst, und auch noch während dem Fest der Freuden, wo du auf dem Feldherrenhügel ungestört bist und Rahja so stark ist wie sonst nie? Das klingt fast…“ Er denkt wieder an meine Anwesenheit, doch das Funkeln in seinem Blick bleibt. Auch wenn es nie meine Absicht war, verwandelte ich einen Kräuterhändler wieder in einen Forscher. „Entschuldige, Freya, du bist nicht dumm, nur verrückt. Ich glaube nicht, dass das jemals schon einmal versucht wurde, aber das heißt ja nicht, dass es nicht klappt. Lasse mich noch einmal darüber schlafen und ein paar Karten wälzen. Bisweilen bekomme ich aber erst einmal sieben Dukaten für die Salbe… und schaue nicht so, ich sagte doch, es wird nicht billig.“ Ich nicke und frage mich, was Rufus davon halten würde. Er kennt sich mit den Sternen aus und ohne unsere gemeinsame Zeit wäre mir wohl nie die Idee gekommen.
 

Kurze Reise

Tage gehen ins Land, in denen ich langsam meine Kraft wieder finde, während von der Wunde schon eine Nacht später nichts mehr zu sehen war – Marcins Salbe war zwar teuer, jedoch gut. Ich langweilte mich, hörte nichts von dem Zauberer, sehnte mich nach Lilim, die nicht bei mir erschien und wollte schon nach beiden sehen, als mich ein Alptraum packte: Dämonen treten auf und nehmen eine Schlachtreihe ein, die unendlich lang ist, und ich bin allein. Ich sehe einen Zauberer durch die Reihen treten und höre ihn zu mir rufen: „Die Tage deines Reiches sind gezählt. Es wird fallen.“ Sie marschieren.

Ich schrecke heraus und merke, dass es das Knarren der Tür war, welches mich aufschreckte. „Wenn das nicht meine Lieblingsmagierin ist“, lacht Alrik, der sich nicht um meinen Zustand schert und auch – wie immer – ignoriert, dass höfliche Menschen anklopfen. „Was willst du? Es ist früh.“, maule ich ihm entgegen. „Ist es nicht. Ich bin wach. Also, wie geht es dir denn heute?“ – „Ich träumte gerade vom Ende der Welt und du weckst mich. Was gibt es?“ – „Ich wollte sehen, wie es dir geht. Du verbringst so viel Zeit auf deinem Zimmer, da mache ich mir Sorgen.“ Ich glaube ihm seine Miene nicht, während er sich neben mich aufs Bett setzt, und das reizt mich. „Das liegt nur daran, dass alles, was du für mich hast, für mich immer mit Verletzungen und Erschöpfungen endet, und kaum bin ich wieder halbwegs auf den Beinen…“ Oh, das sind seine Augen, sie verraten ihn. „Moment mal, wofür möchtest du mich jetzt wieder haben?“ Alrik lacht. „Ich würde gerne einen Ausflug mit dir unternehmen, ein bisschen Bergluft für dich… fühlst du dich dafür kräftig genug?“ Ich nicke. Rede, Junge. „Nur kann ich wohl leider nicht mitkommen, auch wenn ich es gerne täte, doch ich habe da einen Freund…“ – „Einen Freund, der sich bedroht fühlen könnte?“ – „Woher weißt du das?“ Sein Überraschen ist so dermaßen schlecht gespielt, dass ich lachen muss. „Weibliche Intuition.“

Er kommt zur Sache. „Also, dieser Freund nennt sich Daryion und möchte eine Reise ins Gebirge unternehmen. Seine kleine Gruppe kommt aus Kuslik und hatte auf dem Weg hierher schon mit ein paar Wickelköpfen zu kämpfen, weswegen er sich eine frische Kraft wünscht. Er wollte mir wenig sagen, nur rechne mit einer Reise über mehrere Tage. Kannst du in einer Stunde am Marktplatz sein? Du wirst ihn nicht verfehlen können.“ Ich nicke. „Das kann ich machen, nur die letzte Frage – wie viel?“ Alrik zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, da ich deine Antwort nicht kannte, aber jeder Zehnte geht an mich.“ Klingt machbar. „In Ordnung, doch nun schere dich raus.“

Ich war gerade dabei, mich in einem Bottich mitten in meinem Zimmer zu baden, als plötzlich eine Unruhe vor meiner Tür eintrat, die in einem zaghaften Klopfen endete. „Herein“, rufe ich und sehe Lilim zu, wie sie verlegen in den dunklen Raum eindringt. Sie zuckt, als sie mich sieht. „Soll ich später wiederkommen?“ – „Nein, du kennst mich ja schon so.“ Sie lacht zaghaft. „Ach ja.“ – „Schön, dass du da bist“, sage ich, „doch etwas unpassend. Ich werde gleich aufbrechen und für einige Tage auf Reise gehen.“ – „Du ziehst weiter?“ – „Nein, nur ein einfacher Auftrag. Ich komme zurück.“

Lilim umrundet mich und setzt sich auf mein Bett, ohne sich aber deutlich wohler zu fühlen. Endlich kommt sie zum Punkt. „War das eigentlich eben Alrik Losbringer bei dir?“ Ich steige aus dem Bottich und greife zu einem Handtuch. „Ach, Losbringer heißt er? Er ist ganz in Ordnung; er will, dass ich seine Hofmagierin werde und schanzt mir gelegentlich Aufträge zu, so wie diesen jetzt.“ Das stellt sie nicht zufrieden. „Ist er denn derjenige, welcher…?“ – „Meine große Liebe?“ Ich muss lachen, denn dieses Geheimnis scheint wirklich nicht mehr geheim zu sein. „Nein, Rufus ist ein Grangorer Bursche auf Kriegerausbildung im Bornland. Alrik hier ist… nützlich für mich. Er bringt mir Geld ein und geht nicht zu weit.“ Sie bleibt unglücklich. Was verbirgt sie? „Dann wärst du die einzige.“ – „Ich kann mich wehren und das weiß er.“

Ich setze mich neben Lilim, die aber meinem Blick ausweicht. „Mädchen, was ist los?“ – „Musst du nicht weg?“ – „Ja.“ – „Du wirst zu spät kommen.“ – „Ja, und? Höre mal. Wenn es was mit Alrik ist, dann sage es mir, und wenn er dir etwas antat, dann lasse ich ihn für dich leiden. Er war der erste Mensch, den ich hier in Brig-Lo traf. Das verbindet uns – mehr nicht.“ Ich lege einen Arm um sie und auch wenn ich eben aus dem Wasser stieg, ist sie der Fisch, kalt und glitschig. Lilim trifft ihre Entscheidung: „Vater sagt mir, er steht dir bei, und ich wollte dir heute auch dein Buch mitbringen, die Farbe ist soweit trocken, doch ich habe es vergessen. Komme zu mir, wenn du wieder da bist und hole es dir ab.“ Selbst wenn ich nicht das Gewicht ihrer Handtasche gespürt hätte, wüsste ich, dass sie lügt. Ich denke an das letzte Mal. „Egal, in welchem Zustand?“ – „Egal. Wenn du zu Kräften kommen musst, werde ich um dich sorgen.“

Das ist ein Versprechen. „Dann komme ich vorbei.“ Ich kleide mich schnell an und packe meinen Rucksack, während sie sich auf meinem Bett breitmacht und mir dabei zusieht. Ich verlasse den Raum, „Wir sehen uns, Lilim, und bis dahin wünsche ich dir den Segen aller Zwölfe“, versemmele den Abgang, weil ich meinen Stab vergaß, und lasse das Mädchen alleine in einem dunklen, schäbigen Zimmer zurück.
 

Auf dem Marktplatz fand sich eine kleine Gruppe zusammen und obwohl ich etwas spät dran war, fällt es mir nicht schwer, sie zu finden. Daryion erweist sich als blonder, kräftiger Mann mit einem großen, gegürteten Schwert, dem die Aufgabe, einen kleinen Trupp aus zwölf Personen zu leiten, offensichtlich großes Vergnügen bereitet. Ich stelle mich vor, schüttele Hände, lerne Namen, die ich aber im Wust schnell vergesse, und breche dann mit der kleinen Gesellschaft auf – Maulesel begleiten uns und tragen unsere Ausrüstung, während wir uns vom Yaquir entfernen und den Weg in Richtung Gebirge einschlagen. Längst haben wir alle Straßen hinter uns gelassen und laufen über die trockene Weite, als ich mich zu Dariyon an die Spitze geselle, um ein paar Antworten zu erhalten. Ich möchte nicht mit der Tür ins Haus fallen. „Worum geht es denn?“, frage ich ihn. Sein Blick, den er mir zuwirft, ist gehetzt. „Um ein magisches Metall. Wir wollen es finden und suchen dafür die Hilfe der Zwerge.“ Ich blicke mich um, wobei mir auffällt, dass jeder Zwerg in der Gruppe fehlt, möchte aber jetzt nicht mehr zu deutlich widersprechen. „Gut, ich kann ein paar Fetzen Rogolan. Wie genau…“ Weiter komme ich nicht, denn da bricht schon der Tumult los. Es müssen Räuber sein, die aus der Landschaft auftauchen und uns plötzlich im Weg stehen. Ich handele schnell, auch wenn Erinnerungen wieder wach werden. Zwei kommen auf mich zu, da strecke ich ihnen meine Faust entgegen und brülle ein Wort: Horriphobus. Sie halten inne, blicken mich an und rennen wie die Hasen. Keuchend sehe ich ihnen nach und merke, wie auch die anderen vermummten Gestalten sich schnell anschließen, doch mein Gefühl, wir könnten siegreich sein, trügt: Wir verloren drei Mann, während vier verletzt wurden. Wir erweisen ihnen die letzte Ehre, doch die Stille, die unsere Gruppe erfasst, wirkt beängstigend und auch ich beschränke mich lieber darauf, die Gegend im Auge zu behalten, statt weiter ein Gespräch mit Daryion zu suchen.
 

Wir übernachten in einem kleinen Dorf, doch nach diesem Tag steuern wir die Herberge an, während Teile der Gruppe in der Scheune schlafen müssen. Ich gewinne beim Streichholzziehen ebenso wie später beim Würfeln mit den Einheimischen, doch sorgte auch bei denen Bedrücktheit verbunden mit schalem Bier zu einer gedrückten Stimmung. Als ich merke, dass sie nicht sprechen wollen, gehe ich schlafen.

Ich träume von Dämonen. Diesmal umzingeln sie mich, ehe mich ein drachenähnliches Geschöpf mit seinen Krallen packt, mit dich in die Höhe reißt und dann abstürzen lässt. Ich erwache schreiend und merke, dass ich aus dem Bett fiel. Ich vertreibe mit dem Tanz der Mada die Erinnerungen, ehe ich mich erneut hinlege und tatsächlich wieder schlafen kann.
 

Ich erwachte recht spät, als draußen schon eine hektische Betriebsamkeit herrschte. Schnell ging ich noch beim Krämer vorbei, um mich mit Proviant für die nächsten Tage einzudecken, dann half ich der Gruppe dabei, ihre Sachen wieder auf den Maultieren zu verstauen. Es war nicht viel zu tun und trotzdem spürte ich die ganze Zeit über Daryions Blick auf mir; nicht unangenehm, doch mir auch nicht angenehm, da sich unser Anführer am gestrigen Tag als schweigsam und fast zu vorsichtig erwies. Ich beschließe also, an seiner Schale zu bohren und pfeife betont offen ein Lied aus meiner Heimat, die ja angeblich auch seine sein soll: Viva Cuslicuma. Er sieht mich weiter nur an, doch es scheint ihm zu gefallen.

Der Aufbruch naht und wir schreiten weiter durch das Land. Nun nutzt er seine Chance. „Freya… nicht wahr?“, fragt er zögerlich. „Ja.“ – „Wo ist er denn her?“ – „Ist mein Magiername. Eigentlich heiße ich Firlina, Firlina Galahan.“ Na los, denke ich mir, beziehe Stellung. Du hast eine Dame der einstigen Herrscherfamilie vor dir, die genauso wie viele andere aus der Stadt gejagt wurde. Er stockt. „Was ist dir lieber?“ Ich seufze demonstrativ auf. „Freya.“

Landschaft vergeht. „Hast du gut geschlafen, Freya?“ – „Das Bett war weich, nur der Boden hart.“ Er sieht mich fassungslos an und weiß offensichtlich nicht, was ich meine. „Ich hatte Alpträume“, sage ich dann, „Mich wollten mal wieder Dämonen zerreißen.“ – „Echt?“ – „Ja. Erklärt meine Augenringe, oder?“ – „Dann meinst du, unsere Reise steht unter einem schlechten Stern?“ – „Nein, ich habe solche Alpträume, seit ich meine Heimat verlassen musste.“ Das ist gelogen, soll ihm aber eine Reaktion entlocken… vergeblich. „Interessant. Da solltest du dich mal an einen Gelehrten wenden.“

Ich sage nichts, er sagt nichts, es folgen sehr ruhige vier Tage.
 

Wir erreichen einige Höhe, als Daryion seine Gruppe stoppt. „Kommt mal zusammen“, beginnt er, „und hört mal alle her. Wir befinden uns auf der Suche nach dem Erz Kambrionit, welches dummerweise nicht einfach so rumliegt, doch hier kommen wir zum guten Teil: Es gibt Zwerge hier, die es abbauen. Die Eingänge zu den Stollen müssen sich irgendwo hier in der Gegend befinden, also werden wir uns jetzt in drei Gruppen aufteilen und ausschwärmen. Alles klar?“ Wenig später finde ich mich mit zwei Frauen und einem Mann in einer Mannschaft wieder und halten uns westlich, ehe wir von einem wütenden Bauer davongejagt werden und es lieber östlich versuchen, wo wir auf einen Monolithen stoßen, der mitten in einem Wald steht und aus diesem leicht hervorragt. Das ist doch immerhin etwas, wenn auch kein Stollen. Ich nähere mich ihm, während meine Gruppe aus einem mir unbekannten Grund Abstand hält, und möchte mir die Inschrift darauf ansehen, als plötzlich ein Pfeifen ertönt. Einer meiner Kameraden fällt zu Boden, von einem Pfeil getroffen, doch da bleibt mir schon keine Zeit mehr, zu denken, denn Skelette stürmen auf uns zu. Die Panik überkommt mich und ich greife zu meinem mächtigsten, doch nur selten gebrauchten Zauber: Ignisphaero. Beide Hände wie eine Schale geöffnet vor sich halten, Formel sprechen, dann rein. Die Kugel explodiert, von mir gelenkt, in deren Mitte und erwischt sie alle, doch ich bin zu schwach. Wie unberührt, wenn auch schwer verbrannt, schreiten die Monster aus der Feuersbrunst und greifen uns an. Mir bleibt nichts anderes übrig, ich werfe mich in den Kampf.
 

Was passiert, kann ich nicht sagen, doch ich sehe meine Gruppe sterben. Am Ende beuge ich mich über das letzte Mitglied, flöße ihr einen Heiltrank ein und bete zu allen Göttern, dass es zumindest für sie nicht noch ein schlimmes Ende nimmt. Als ich merke, dass es gut ausgeht, bin ich überglücklich und sie ist es auch. Wir begraben unsere Gefährten, während sie sich ein Breitschwert schnappt, ehe wir dann zu dem Ort der Trennung zurückgehen… doch wir waren nicht als einzige Gruppe in Gefahr. Die Panik, nun könnte alles vorbei sein, reißt mich mit und es ist nur dem guten Zureden meiner Gefährtin zu verdanken, die ebenso wenig wie ich inmitten eines Kadaverheeres stranden möchte, dass wir uns schließlich wieder dem Kampfort nähern und feststellen, dass Daryion noch leben muss. Damit haben wir ein Ziel, denn auch wenn unser Führer seine Macken haben mag, gebe ich ihn nicht auf. Das kann ich nicht tun. So folgen wir einen Pfad Richtung Osten, der in einem Tor zu einem alten Grab endet. Langsam nähere ich mich dem Dunkel, während mir meine Gefährtin Rückendeckung verschafft, bis ich ihn sehe, wie er am Boden liegt. Ich zucke bei dem Anblick zurück, trete dabei auf einen Ast und lasse ihn durch das Geräusch hochschrecken: Daryion schlief nur. Das macht mich wütend. „Das glaube ich jetzt nicht. Das kann ich jetzt einfach…“ – „Freya! Ähhm… Gefährtin! Ein Glück.“ – „Ja, verdammt. Wir wurden von Skeletten angegriffen, die aus dem Nichts erschienen. Sie haben unsere Gruppe den Schritt zu Boron machen lassen, der ihnen verwehrt ist.“ – „Mich griffen sie auch an.“ – „Und?“ – „Wir zogen uns hierhin zurück. Außer mir schaffte es niemand.“ – „Aha.“ – „Es tut mir leid, Freya. Ich beschloss, erst einmal hier zu warten, bis der Sturm vorbeizog, doch dabei muss ich wohl eingenickt sein.“ – „Ja, vermutlich.“ – „Raste hier mit mir, Freya. Hier sind wir sicher. Und auch wenn es wie Hohn wirkt, so habe ich doch eine gute Nachricht. Das hier suchen wir.“ Er hält mir einen blattgrünen Stein vor die Nase. Ich stehe kurz davor, ihn zu erschlagen.
 

Nahendes Ende

Ich stehe plötzlich wieder vor dem Magier und seine Dämonenhorden. Sie umkreisen mich, während er flucht, doch er kann mich heute nicht angreifen.

Am Morgen stehen wir vor einer schweren Entscheidung: Zu dreizehnt brachen wir in Brig-Lo auf (ich weiß nicht, wie viele es in Kuslik waren), nun sind wir noch zu dritt. Daryion spricht davon, dass er mit einem Steinchen Erz noch nichts anfangen kann und möchte weitersuchen, während ich zu meiner Schande die gegenteilige Position vertrete: Von dreizehn starben wahrscheinlich zehn, also können die letzten drei genauso schnell fallen. Es ist die Gefährtin, die Immrade heißt, der schließlich die Entscheidung bleibt, und sie trifft sie. Mit ruhiger Stimme spricht sie vom Opfer unserer Gefährten für diese Sache, welches wir würdigen müssten, indem wir durchsetzen wofür sie starben. Das genügt. Zusammen ziehen wir weiter.

Wir schreiten voran und umrunden den Berg, ehe wir noch einmal vor dem Monolithen stehen. Da es mir seinerzeit wichtiger war, Überlebende zu retten, kann ich Daryion nicht helfen, der vor die Inschrift tritt, und während ich noch sichergehe, dass alles um uns herum ruhig bleibt, rumpelt es mit einem Mal und vor dem Obelisken verschiebt sich eine Steinplatte und gibt eine Öffnung frei. Dariyon springt voran und ruft laut: „Komm“, weswegen ich mein mulmiges Gefühl besiege und es mit einem schmerzenden Hintern büße. Die Kammer selbst, in der wir landen, ist es aber mehr als wert, denn im flackernden Licht funkelt der Schmuck und das Gold aus den offenen Kisten nur noch verführerischer. Ich bemerke auch einen Altar, auf dem ein Schwert liegt, doch erscheint dies nebensächlich, weil eine Stimme spricht. „Ah, ihr habt meine Schatzkammer gefunden. Ich schenke sie euch, weil ihr meinen Geist befreit habt. Dafür danke ich euch.“ Was immer hier auch drin wartete, verschwindet durch das offene Loch, und während ich noch mit der Gänsehaut kämpfe, meinen Hintern vom gröbsten Dreck zu reinigen suche und versuche, die Lage zu verstehen, ging Daryion schon einen Schritt weiter. „Zu schade, dass dich mein Meister nicht umgebracht hatte.“, ruft er mir ins Gesicht, was ich erst gar nicht glauben kann, „Das muss ich jetzt erledigen. Was denkst du, wer die Räuberbande und die Untoten auf dich gehetzt hat? Das war ich. Jetzt muss ich dich vernichten.“ Er greift nach der Klinge und schlägt zu.

Nur ein Schritt zurück rettet mir das Leben, doch was immer den Führer überfiel, scheint mir nicht von dieser Welt; in seinem Blick liegt nur noch Irrsinn. Ich sehe keine andere Wahl: Rechte Hand auf linke Schulter, dann schnell mit Zeige- und Mittelfinger auf das Ziel deuten, Ignifaxius. Ein Flammenstrahl fährt aus meiner Hand und trifft ihn mitten auf die Brust, doch auch wenn Stoff schmilzt und ein dunkler Fleck zurückbleibt, so lässt er sich nicht beirren und schlägt zu. Wie viel Kraft bleibt mir noch? Mein Zauberstab wehrt kräftige Hiebe ab, wobei ich wieder einmal froh bin, dass er nicht splittert. Nächster Angriff, sonst geht es nicht. Gleiche Finger, nächster Spruch: Blitz dich find. Er taumelt zurück und spürt meinen Stab, doch der Zauber wirkte nicht gut und lässt ihn schon bald wieder frei, wodurch die Blendung verschwindet. Meine Kraft geht zur Neige. Schmerzhaft wird mir ein Kampf gegen ein Banditenhauptmann bewusst, als seine wütenden Schläge auf mich einprasseln und ich immer mehr um meinen hoffentlich unzerbrechlichen Stab bange, doch dann hält er mit einem Mal inne und taumelt. Ja, es gab diesen Kampf, erinnere ich mich, als Daryion zu Boden geht, doch es gibt noch einen Unterschied: Diesmal bin ich nicht allein. Immrade erschien hinter dem Schurken und stieß ihm ihr Schwert in den Rücken, ohne von ihm beachtet zu werden. Der fremde Mann ging ausschließlich auf mich los.
 

Wir verlassen die Höhle mit Gold im Gepäck und wieder verbringen wir den Weg schweigend. Immrade sagte mir noch, sie habe letzte Worte gehört die lauteten: „Bitte verrate mein Versagen nicht meinem Meister“, doch keiner von uns kann das verstehen. An meinem Gürtel baumelt ein Schwert, während in ihren Taschen ein Großteil des magischen Metalls wartet, bei dem ich nicht weiß, was ich mit anfangen soll. Am Ende verabschiede ich mich von ihr und bitte sie, Kuslik schön von mir zu grüßen; ein schweigsames Lebewohl, da wir merken, dass wir einander wenig zu sagen haben, doch trotzdem winke ich der stillen Trägerin nach, die mir mit ihrem Schwert das Leben rettete. Ich behalte ein Amulett, welches mich an sie erinnern soll und welches sie nicht zurückhaben wollte, und verstehe erst einmal nicht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Soloabenteuer, auf dem dieses Kapitel basiert, stammt von Alexander Köhn und ist auf Orkenspalter.de zu finden: http://downloads.orkenspalter.de/archives/1199
Die Geschichte entstammt meiner Feder. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Chepseh
2016-05-05T21:54:26+00:00 05.05.2016 23:54
So, vor langer Zeit hab ich dir versprochen Feedback zu deiner Story geben (war's Animuc 2015? 2014?), jetzt setz ich das endlich auch um. Tut mir echt leid, dass es so lange dauerte! Besser spät als nie?
Allerdings mein ich auch versprochen zu haben ich lese -alles-, und wo ich nun sehe dass deine Story nicht aus einer durchgehenden Handlung sondern aus vielen Einzelabenteuern besteht hab ich es mir doch leicht gemacht und nur die ersten vier Kapitel gelesen - korrigier mich falls doch noch eine durchgehende Handlung einsetzt, oder sich dein Schreibstil später radikal ändert, und du gerne auch ein Kommentar zu den späteren Teilen der Story hättest.

Ok, um gleich zum Eingemachten zu kommen - ich denk dass du kaum Kommentare hast liegt an erster Stelle daran, dass imho die User auf Animexx für Freyas Geschichten nicht so recht die richtige Zielgruppe sind. Nicht dass ich mich total fett im Fanfiction Bereich auskenne, aber meinem kleinen Eindruck nach gibt es hier die meisten Kommentare zu "echten" Fanfictions, die sich auf schon bestehende, populäre Manga/Filme/Serien etc. beziehen, und/oder zu Storys die möglichst viel Yaoi enthalten. Eine völlig für sich stehende Original Story mit Original Characters hat es da eher schwer. Vielleicht bist du da mit deinem Geschriebenen besser auf Seiten aufgehoben, auf denen speziell DSA Fiction veröffentlicht werden? Wobei ich da dann echt null Ahnung hab ob es sowas überhaupt gibt und wenn Ja, wie lesefreudig die DSA Szene ist.

Ansonsten, zur Geschichte an sich ... wag ich mir nur schwer ein Urteil zu erlauben, weil auch ich selber mein nicht so recht zur Zielgruppe zu gehören. Ich empfand die vier Kapitel als sehr plot-driven, und hab für mich festgestellt dass ich persönlich character-driven Stories, oder zumindest Geschichten mit einem größeren Anteil character-driven, meistens mehr mag. Das heißt nicht dass das eine besser oder das andere schlechtere ist, nur eben dass meine persönliche Vorliebe woanders liegt. Ich les auch Science Fiction tendenziell nicht gern, aber das soll ja auch nicht heißen das Sciene Fiction per se schlecht ist.
Nur so als Beispiel: Im vierten Kapitel werden Freyas Alpträume relativ schnell mit wenigen Worten beschrieben, obwohl darin drastische Dinge geschehen und die Träume laut Story profunden Einfluss auf die Heldin haben. Ich persönlich hätte die Stellen gerne ausführlicher gehabt, gerade was Freyas Emotionen angeht, da man der Heldin so psychologisch näher käme. Aber heißt wie gesagt nicht, dass deine Entscheidung es so zu schreiben wie es ist schlecht ist; es soll nur zeigen auf was mein persönlicher Lesegeschmack Wert legt.
Um auch gleich noch was Positives anzuhängen - ich mochte wie Magieanwendungen in den Kapiteln beschrieben werden; nicht als großartig Andersartiges, das viel Beschwörung, Schnickschnack und Slow-Mo braucht, sondern als eine hilfreiche, relativ "normale" Kampfes- und Verteidigungsmöglichkeit unter vielen (auch wenn nicht alle sie ausführen können).

Du weißt selbst darauf hin dass du die Stories nicht nochmal überarbeitet hast bevor du sie auf animexx gestellt hast, sondern direkt deine ersten Fassungen hier zeigst. Ehrlich gesagt hab ich das auch gemerkt noch bevor ich deinen Hinweis darauf gelesen hatte. Es gibt etliche gut geschriebene Stellen, ich mochte z.B. die "Rufus im Kopf" Momente in Kapitel zwei - aber dann gibt's auch nicht wenige Stellen wo man aus einem langen Bandwurmsatz besser zwei oder drei Sätze gemacht hätte, oder mal ein Satz in dem sehr häufig "und" vorkommt, oder ähnliches. Ich glaub mindestens einmal hab ich in einem Satz sogar das Verb vermisst. Als Leser bringt mich das dazu diese Stellen mehr als einmal lesen zu müssen um begreifen zu können, und auf die Dauer nimmt mir das an Leselust.
Du schreibst ja allerdings auch, dass du die Geschichten als Experimentierfeld für deinen Schreibstil genutzt hast, also sollte ich nicht so rumkritteln an etwas das ausdrücklich ein Experiment und kein fix und fertiges Produkt darstellt. Nur, wenn du doch ernsthaft mehr Leser für Freya gewinnen willst würd ich an deiner Stelle doch mindestens einmal noch korrigierend drüber sehen.

Tja, hoffe das kam jetzt nicht zu meckernd rüber und kann dir vielleicht sogar irgendwie Hilfe sein. S. hab ich auch schon mal Feedback zu einer Original Story gegeben, und soweit ich weiß lebt er jedenfalls noch. ;)


Zurück