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Der Schneeprinz

von

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Ein kurzes Intermezzo


 

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Ein kurzes Intermezzo
 

Als ich erwache, erinnere ich mich an einen echt seltsamen Traum.

In diesem Traum serviere ich Pizza, während Loki seine komplette schwarz-grün-goldene Montur trägt, plus Helm, auf meinem Bett auf und ab springt und ruft:

»Ich werde diese lächerliche Welt in Stücke reißen!«

Ich schalte, davon komplett unbeeindruckt, den Fernseher ein und beobachte wie die Hörner seines Kopfschutzes zwei Löcher in die Decke stanzen.

»Ja, ja«, sage ich, setze mich auf die Couch und klopfe mit der Handfläche auf den freien Platz neben mir. »Mach das morgen, jetzt läuft gerade deine Lieblingsserie.«

»Uh«, wird Loki somit von seinem Plan abgelenkt, nimmt Anlauf und hüpft wie ein Hürdenläufer über die Couchlehne um-

Keine Ahnung. Hier endet der Traum, zaubert mir jedoch trotzdem ein Lächeln auf das verschlafene Gesicht.

Ich erinnere mich nicht daran, ins Bett gegangen zu sein und tue das mit einem Schulterzucken ab. Da hat mich wohl jemand ins Bett gebracht.

Ich stehe auf, als ich aus der Küche ein geschäftiges Werkeln höre.

Oh, ich trage immer noch das Kleid von gestern. Schnell schlüpfe ich in eine bequeme Hose und ziehe ein Tanktop über, bevor ich die Schiebetür aufreiße.

Ich gähne herzhaft, strecke mich und nuschele ein »Guten Morgen!« in die Runde. So gut habe ich mich seit Wochen nicht mehr gefühlt.

»Guten Morgen«, höre ich die Stimme meiner Mutter aus der Küche und erschrecke.

»Mutter!«

»Tochter!«

»Was machst du hier?«

»Rühreier«, ist ihre Antwort und sie stochert mit einem Holzlöffel in der Pfanne auf dem Herd herum.

Oh, fällt es mir schlagartig wieder ein. Moms Flug geht erst heute Abend. Wir haben den ganzen Tag für uns, yay...

»Wo hast du geschlafen?«, frage ich und sehe mich unauffällig um. Bob fällt gerade über seinen Fressnapf her. Der Geruch von frisch gebratenem Speck liegt noch in der Luft. Ui, toll. Nicht lange und er wird den ganzen Kram wieder auskotzen. Aber wo ist Loki? Ob ich mal im Wandschrank nachsehen soll?

»Auf der Couch. Nick war so nett und hat mir seinen Schlüssel ausgeliehen, als meine Tochter mich vergessen hatte.«

»Das ist nicht gut für den Hund«, lenke ich schnell vom Thema ab, doch Mom lässt sich ebenfalls nicht beirren.

»Wohnst du hier allein?«

Ich sehe sie an, ihr Blick trifft meinen und dann deutet sie mit dem Kinn zum Couchtisch.

Ich wirbele herum, auf das Schlimmste gefasst, doch da stehen nur unsere zwei Kaffeetassen von letzter Nacht.

»Ja, natürlich«, sage ich. Stimmt ja auch. Wir haben noch nicht ausdiskutiert, ob Loki nur ein Gast ist. Aber im Moment sieht es so aus, als hat er eh schon wieder das Weite gesucht. Ich muss schlucken. Der Gedanke behagt mir irgendwie gar nicht. »Hast du sonst jemanden gesehen?«, frage ich und beobachte ihre Gesichtszüge. Ein Wangennerv zuckt kurz.

»Nein.«

Unauffällig sehe ich mich weiter um, schleiche sogar in Lokis altes Zimmer, doch es ist unbenutzt und von dem Gott fehlt jede Spur. War ja klar, dass er irgendwann ohne ein Wort des Abschieds wieder verschwinden würde. Doch das irgendwann bereits heute ist, stimmt mich irgendwie traurig.

Ich schniefe und pflanze mich an den Küchentisch um gedankenverloren in einem Kaffee zu rühren, den mir meine Mutter unter die Nase stellt.

»Ich muss da mal wohin«, erklärt sie mir, obwohl ich nicht gefragt habe und verschwindet mit kleinen Tippelschritten ins Bad.

Kaum ist sie weg, erklingt ein charakteristisches Geräusch, welches mir durch Mark und Bein geht und Loki taucht aus dem Nichts vor mir auf.

»Komme ich ungelegen?«, fragt er leise flüsternd und wirft einen kurzen Blick in Richtung Badezimmertür.

»Ich dachte, du wärst weg«, flüstere ich ebenfalls ohne auf seine Frage einzugehen und merke, dass meine Augen drohen überzulaufen.

»Ich war Baguettes holen«, erklärt er und hält eine Tüte in die Höhe. »In Frankreich.«

Obwohl ich nicht will, fange ich an zu heulen und Loki lässt fragenden Blickes die Tüte mit den Baguettestangen wieder sinken.

»Dir wären Croissants lieber gewesen«, deutet er meinen Gefühlsausbruch falsch.

»Nein«, sage ich schluchzend. »Ich hätte es nur nicht ertragen, wenn-« Ich unterbreche mich selber, um noch einmal anders anzufangen. »Darf ich dich um einen Gefallen bitten?«

Loki stellt die Tüte auf die Anrichte, setzt sich mir gegenüber an den Tisch und nickt vorsichtig, seine Miene ein einziges Fragezeichen.

»Wenn du gehst, und ich meine nicht Brötchen holen oder Clubs betreiben, sondern, wenn du wirklich gehst, also für immer. Verabschiede dich bitte vorher. Wenn du das nicht tust, dann würde mich das für den Rest meines Lebens umbringen.«

So, jetzt war es also raus. Jetzt mal im Ernst. Wie kann ich mir bei dem Kerl sicher sein, ob er nur mal eben in Japan frisches Sushi holen ist, oder ob er von »seinem Hobby« die Nase voll hat und sich nie wieder blicken lässt?

Loki greift über den Tisch hinweg nach meiner Hand und drückt sie leicht, sodass ich aufblicke und mich seine grünen Augen gefangen nehmen.

»Ich werde dich nicht verlassen«, sagt er und es klingt fast wie eine Drohung, obwohl er dabei sanftmütig lächelt.

Hach, was wir doch für herrlich kitschige Unterhaltungen führen können.

Ich will etwas erwidern, doch die Badezimmertür öffnet sich und ein »Phlump« später ist mein Gegenüber verschwunden.

»Mit wem hast du gesprochen?«, fragt mein Mutter und richtet ihre Bluse, als sie wieder in die Küche kommt.

»Mit mir selbst«, schwindele ich und ernte sofort einen besorgten Blick.

»So hat es bei deiner Tante Edna auch angefangen«, sagt Mom und ich kann in ihren Augen lesen, dass sie sich wünscht, dass in meinem Leben endlich einmal etwas Aufregendes passiert. Wenn die wüsste.

Ich höre ein Würgegeräusch aus Bobs Ecke und seufze, als er auf die Fliesen kotzt.

»Kind«, höre ich meine Mutter sagen. »Du gibst ihm eindeutig zu viele Hundekuchen.«
 

~
 

Ich lasse die Taube hinter mir und spaziere unter der tief stehenden Frühlingssonne in Richtung meiner Wohnung.

Heute habe ich einen Doktor aus Anchorage zwecks Hausbesuch in den hohen Norden und wieder zurück geflogen. Kein aufregender Tag, also. Mal sehen, was der Nachmittag noch so bringt.

Ich winke gerade der alten Mrs. Mazura mit ihrem Cockapoo auf der anderen Straßenseite, als ein Motorengeräusch die Häuserreihe entlang dröhnt. Ich denke mir nichts weiter dabei, betrete den kleinen Vorgarten, wundere mich dann aber doch, als ein Motorradfahrer seine Maschine direkt auf Höhe des Hauseinganges am Straßenrand parkt. Ich mache auf dem Absatz kehrt und beobachte das Schauspiel mit erhobenen Augenbrauen.

Der Fahrer steigt soeben formvollendet von seinem Gefährt. Er trägt eine dieser coolen Motorradmonturen. Soll heißen, er ist von oben bis unten in dunkles Leder gekleidet, der grüne Helm passt farblich zu der Maschine und-

Ich stutze, als der Fahrer schnurstracks in meine Richtung geht. Diese Statur kommt mir auch irgendwie bekannt vor. Also wundere ich mich einfach einmal gar nicht, als der Fahrer in einer fließenden Bewegung den Helm von seinem Kopf nimmt, sich auch die feuerfeste Maske runter reißt und ein grinsender Loki zum Vorschein kommt.

Meine Synapsen drohen bei diesem Anblick durchzubrennen, aber ich lasse mir nichts anmerken, sondern streiche sein zerzaustes Haar glatt, als er neben mir zum Stehen kommt und sich den Helm unter den Arm klemmt.

»Das ist ein Motorrad«, sage ich total geistreich und gewinne damit den Pulitzerpreis für intelligente Bemerkungen.

»Ja«, bestätigt Loki mit einem Nicken. »Eine Kawasaki 250 Ninja.«

»Aha«, mache ich und warte darauf, dass er mir auch noch die technischen Daten vorbetet, die ich eh nicht verstehen werde. Aber nichts dergleichen geschieht.

»Lust auf eine Spritztour?«, fragt er stattdessen und in meinem Kopf fangen Alarmglocken an zu schrillen. Normalerweise versuche ich, Situationen in denen mein Kopf bei Tempo Einhundert Bekanntschaft mit Asphalt machen kann, tunlichst zu vermeiden. Nur in der Luft fühle ich mich wirklich sicher.

»Nein, danke«, sage ich daher so nett wie möglich und schlendere zur Tür.

»Du verpasst etwas«, höre ich Loki noch sagen und begebe mich auf den Weg nach oben.

Ich würde mich nicht gegen eine Fahrt auf einer Rennmaschine wehren, wenn mir jemand eine Waffe an den Kopf halten würde und mich nett darum bittet. Da bin ich gar nicht der Typ dafür. Aber das sage ich Loki lieber nicht, sonst kommt er noch auf dumme Gedanken.

Oben angekommen, schließe ich meine Wohnungstür auf, drehe mich um, um Loki den Vortritt zu lassen und blinzele in gähnende Leere. Dann huscht mein Blick ins Wohnzimmer, wo er es sich bereits auf der Couch bequem gemacht hat und Schokoküsse nascht.

»Angeber«, nuschele ich und entledige mich an der Garderobe meiner Sachen.

»Was machen wir heute Abend?«, fragt Mr. Chaos und ich muss grinsen, als mir die Assoziation zu einer Zeichentrickserie in den Sinn kommt.

»Dasselbe wie jeden Abend«, sage ich daher und kann es nicht lassen, noch ein »Pinky« anzuhängen.

Plötzlich steht Loki direkt vor mir, als ich von der Garderobe ablasse, sodass ich gegen ihn laufe, und legt leicht eine Hand gegen meine Stirn.

»Wer ist Pinky? Hast du Fieber?«

»Ich? Was? Nein. Man, du hast meine Pointe versaut.« Irgendwann werde ich ihm eine Folge »Pinky und der Brain« zeigen.

»Tut mir leid«, sagt er ehrlich verwirrt.

»Ach und, könntest du bitte damit aufhören?«

»Womit?« Auf seiner Stirn entsteht eine Furche, als er diese in Falten legt.

»Damit, dass du ständig aus heiterem Himmel neben mir auftauchst. Das macht mich noch ganz kirre und erschreckt mich jedes mal halb zu Tode.« Was passiert eigentlich, wenn man zweimal halb zu Tode erschrickt? Aber eigentlich will ich es lieber nicht wissen.

»Verzeihung«, entschuldigt er sich erneut und öffnet den Reißverschluss seiner Montur, was mich kurzzeitig ablenkt und total aus der Fassung bringt.

»Also einverstanden?«, frage ich und beobachte, wie er seinen Oberkörper aus dem Motorradanzug schält.

»Einverstanden.«

Ich nicke erleichtert, als es neben uns an der Tür klopft. Kurzzeitig sehen wir uns fragend an, dann greift Loki blind nach dem Türknauf und öffnet.

Ein Schrei ertönt, Nick stolpert rückwärts über den Gang und prallt dann schließlich hart mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand. Dort formt er mit den Fingern ein Kreuz, was uns dazu bringt, ihn verdattert anzusehen. Bob kommt brav in die Wohnung getrottet, wedelt uns kurz zu und verzieht sich auf die Couch.

»Rey-Rey, der Pfefferspray!«, schreit Nick unterdessen und sieht Loki auf eine Art an, die zeigt, dass er ihn ebenfalls für den Teufel hält.

Mir fällt ein, dass ich Nick noch gar nicht über Lokis Unschuld aufgeklärt habe. Oops, mein Fehler.

»Mach dich nicht lächerlich«, sage ich, vielleicht etwas zu hart, und begebe mich auf den Weg in die Küche. »Du hast nichts zu befürchten.«

»Wieso haben eigentlich alle Angst vor mir?«, fragt Loki und sieht dabei zu, wie Nick sich, dem Frieden noch nicht ganz trauend, an ihm vorbei drückt und dann schnell hinter die Couch flüchtet.

»Da fallen mir auf Anhieb gleich achtzig Gründe ein«, rufe ich aus der Küche und rühre Kakaopulver in kalte Milch, zerdrücke die Klümpchen mit dem Löffel an den Rändern der Gläser.

Loki zieht eine Schnute, als ich ihn damit an die Vorkommnisse in New York erinnere und Nick taucht aus der Versenkung auf.

»Uh, gibt es etwa Schokoladenmilch?«, fragt mein Nachbar und setzt sich bereits an den Küchentisch.

Eine halbe Stunde später schlürfen wir zu dritt bereits unsere zweite Portion Milch durch witzige Strohhalme und erfreuen uns an Nicks Hochzeitsgeschichten vom Wochenende.

»Ich hoffe, es war in Ordnung, dass ich deiner Mutter den Schlüssel gegeben habe«, scheint Nick plötzlich einzufallen, als ich mir gerade die letzten Lachtränen aus den Augenwinkeln wische. »Oder ist Sie in dem Moment reingeschneit, als ihr gerade eine Nummer auf dem Küchentisch geschoben habt?«

Nick lacht lautstark über seinen eigenen Witz, während ich versuche, es mir nicht bildlich vorzustellen. Oh, diese Bilder...

Zur Ablenkung nehme ich den Strohhalm aus meinem Glas und nehme einen kräftigen Schluck kalten Kakao. Das nächste Mal werde ich ihn wohl mit Schuss servieren müssen, wenn das Niveau der Unterhaltung nicht bald wieder steigt.

»Woher weißt du das?«, höre ich Loki so komplett gelassen und todernst fragen, dass ich den Inhalt meines Mundes quer über den Küchentisch und in Nicks Gesicht spucke.

Ich habe Nick noch nie so fassungslos gesehen. Er blickt zwischen uns hin und her und es scheint ihn nicht einmal zu stören, dass sein Gesicht über und über mit Kakaomilchtropfen gesprenkelt ist.

»Ernsthaft?«, fragt er nur und deutet nun mit einem ausgestreckten Finger zwischen uns hin und her. »Ihr beide?«

Ich zucke unbehaglich mit der Schulter und sehe zu Loki, der seine Lippen zusammenpresst, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er ein Lachen unterdrückt. Dann bricht es aus ihm heraus und ich muss mit ansehen, wie er vor lauter Lachen Schluckauf bekommt.
 

~ Ende des 10. Kapitels ~
 

So... nur noch drei Kapitel...

Wie schon gesagt... es wird ein bisschen mehr Action geben. Und es wird laaaaa~ng... was meine Verhältnisse betrifft... Longest. Chapter. Ever. o.O

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