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Offensichtlich heimliches Verlangen

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Offensichtlich heimliches Verlangen
 

Es war das gleiche Spiel wie jedes Mal. Ein neues Schuljahr hatte begonnen. Nur die wenigsten kannten sich untereinander und trotzdem lief es bereits jetzt darauf hinaus, dass ich bei allen das fünfte Rad am Wagen sein würde. Eine Außenseiterin. Jemand, mit dem man bei Gruppenarbeiten im Unterricht nicht zusammen arbeiten möchte. Jemand, der im Sportunterricht stets zuletzt ins Team gewählt wird...gezwungenermaßen.
 

Die erste Stunde nach den großen Ferien war Englisch. Na super...eines meiner „Lieblingsfächer“. Ich ging zu dem Raum in dem sich der Kurs versammeln sollte.

Noch waren nicht viele Schüler da, also suchte ich mir einen Platz ganz vorne am Lehrerpult. Dort saß schon ein Mädchen, also setzte ich mich zwei Plätze neben sie. Sie schien sich nicht so ganz wohl zu fühlen, ich schrieb es als Nervosität ab. So wie ich es schließlich selbst auch war. Zumindest konnten wir uns mit einem kurzen „Hallo“ begrüßen. Ich fand heraus, dass sie Irina hieß und stellte mich selbst schließlich als Jessica vor.

Es war ein kleiner Smalltalk bis sich der Raum nach ein paar Minuten gefüllt hatte und die Lehrerin den Unterricht mit der obligatorischen Begrüßungsrunde und vielen neuen Informationen bezüglich des vor uns liegenden Schuljahres begann.

Im Grunde genommen lief es in den anderen Stunden an diesem ersten Tag nicht viel anders ab und auch noch die nächsten Tage hatten kaum einen anderen Inhalt.

Irina sah ich noch in so manch anderer Stunde wieder, denn wir hatten nicht den gleichen Stundenplan.

Ich konnte es kaum glauben, doch es entwickelte sich in den nächsten Wochen sogar eine Freundschaft zwischen uns. Wenn wir uns nicht sowieso im Unterricht sahen, waren wir spätestens in den Pausen immer zusammen anzutreffen. Wir hielten uns oft in den Fluren der Schule auf oder waren schon in den Räumen wo wir als nächstes Unterricht haben würden.

Eines Tages fragte sie mich ob ich „Shounen ai“ kenne und nachdem ich verneinte, erklärte sie mir schwärmend, was es damit auf sich hatte. Jungen -/Männerliebe führte sie aus. Viele Mangas würden davon handeln und zeigte mir schließlich ein solches Exemplar.

Zuerst fand ich es seltsam ungewohnt, lernte aber schnell ihre Vorliebe dafür zu teilen.

Es war etwas was uns verband, neben der Tatsache in die gleiche Schule zu gehen.
 

So waren schnell Monate vergangen und wir waren ein Herz und eine Seele. Selten war eine von uns alleine anzutreffen. Sie hatte ein Platz in meinem Leben eingenommen, der mir wichtiger war als alles. Sogar die Schule vernachlässigte ich, aber das war mir egal, solange sie bei mir war.

Natürlich trafen wir uns auch mal privat. Meist waren wir bei ihr oder mir zu Hause. Lagen friedlich nebeneinander und verschlungen Mangas mit Hauptthema „Shounen ai“ oder schauten Filme.

An einem Abend, sie würde bei mir übernachten, schauten wir uns „das Phantom der Oper“ an. Ich hatte zwar genug Platz für zwei Betten, aber trotzdem lagen wir aneinander gekuschelt auf einem Bett und hatten die Hände ineinander verschlungen, während der Film lief.

Das Gefühl ihr so nahe zu sein und überhaupt, die Tatsache dass sie in meinen Armen lag, ihre Wärme zu spüren war in dem Moment viel wichtiger als der Film.

Seit kurzem war mit klar geworden, dass meine Gefühle nicht mehr zu normaler Freundschaft passten. So genoss ich diesen Moment umso mehr. Schließlich wusste ich ja nicht wie sie darüber dachte, war aber auch zu feige, sie danach zu fragen.

Irgendwann war der Film zu Ende und unsere Kuschelei endete damit, dass wir uns spaßeshalber kabbelten. Zu meinem Leidwesen lag ich mit dem Rücken zur Wand, sodass sie mich mit ihrem Körper näher an besagte Wand drückte und ich immer schlechter Luft bekam.

Sie hatte also den „Kampf“ gewonnen und auf mein Bitten hin, machte sie ein bisschen Platz. Sauerstoff konnte ja so wohltuend sein.

Als ich aufstehen wollte um ins Bad zu verschwinden, blieb mir keine Wahl als über sie drüber zu steigen. Ich schwang also ein Bein über ihre Hüften und wollte das zweite hinterher ziehen, doch etwas hinderte mich. Sie hatte ihre Arme blitzschnell hinter meinem Rücken verschränkt und hielt mich an Ort und Stelle. Ich saß also auf ihrem Schoß und merkte die leichte Röte in meinem Gesicht. Ihr Blick machte das ganze natürlich nicht besser. Ich dachte in dem Moment ich bilde mir das ein, dass sie auf etwas bestimmtes hinaus wollte. Schließlich war ich bisher unglücklich glückliches Singlemädchen die von nichts eine Ahnung hatte.

Voll auf ihren Blick fixiert merkte ich zu spät, dass sie anstatt mich weiter fest zu halten ,über meinem Oberteil, am Verschluss meines Bhs nestelte und es tatsächlich schaffte ihn zu öffnen. Erschrocken wollte ich ihn wieder schließen, aber sie hinderte mich daran.

War das jetzt immer noch Einbildung meinerseits oder wollte sie mehr? Ich hatte Angst das heraus zu finden, schließlich könnte unsere Freundschaft darunter leiden wenn ich falsch läge.

Sie riss mich aus meinen Überlegungen in dem sie ihr Becken anhob und an meinem rieb.

Mit den Sätzen: „Wenn ich ein Kerl wäre, würde man HIER jetzt etwas merken...“ und „Ich bin grad echt versucht...“ brachte sie mich schließlich so aus der Fassung, dass ich starr auf ihr sitzen blieb und nicht wusste was ich tun sollte. Scheinbar war es doch keine Einbildung, dass sie mehr wollte.

Mein Problem war...ich war in sie verliebt. Das hier hatte ich mir in den letzten Wochen immer wieder vorgestellt und dann als hoffnungslos abgetan. Jetzt hier diese Chance zu bekommen, brachte mich völlig um den Verstand und endete damit, dass ich ins Bad flüchtete wo ich ja ursprünglich hin wollte.
 

Der Tag ging zu Ende ohne, dass etwas zwischen uns passierte.

Wir trafen uns weiterhin, hatten sogar mal ein Date. Ich hielt es eigentlich für ein normales Treffen unter Freundinnen. Es lief ein toller Film im Kino, den wir unbedingt sehen wollten. Vor der Vorführung brachte sie mich darauf, dass das ein Date sei, was ich dann natürlich umso mehr genoss.
 

In der Schule lief es auch nicht viel anders. Wir hingen wie Kletten aneinander.

Unsere Mitschüler waren deswegen immer mehr am Ablästern aber es war uns egal.

Wir fanden heraus, dass das Gerücht in der Schule umher ging, wir wären ein Paar. Auch das störte uns nicht, waren eher belustigt davon. Und ich wünschte mir heimlich, dass es wirklich so wäre. Aber es kam nie dazu.
 

Die Monate vergingen und die Schulzeit ging für mich langsam zu Ende. Sie selbst wollte noch ein oder zwei Jahre dranhängen und einen höheren Abschluss machen.

Nachdem ich die Schule abgeschlossen hatte, sahen wir uns nicht mehr so oft, da ich nun in der Ausbildung war und nicht mehr so viel Zeit hatte. Auch geplante Treffen fanden nicht mehr statt. Immer hatte sie eine Ausrede. Verschwitzte Termine und so. Jedes Mal wenn ich eine Absage von ihr bekam, merkte ich diesem Stich im Herzen, nahm mir vor Abstand zu nehmen und wurde doch wieder schwach.

Umsonst. Wir sahen uns kaum noch und schließlich garnicht mehr.

Es tat weh immer wieder von ihr versetzt zu werden, obwohl sie es sehr bedauerte und mir versicherte, dass sie mich so gerne wieder gesehen hätte.

Irgendwann beschloss ich, meine Gefühle für sie zu vergessen. Es dauerte zwar lange, aber ich schaffte es schließlich doch irgendwann sie als gute Freundin in Erinnerung zu behalten.
 

Heute denke ich gerne an die Zeit zurück in der ich ihr so Nahe war. Wir haben ab und zu noch Kontakt, aber getroffen haben wir uns seither nicht wieder.

Ich habe sie mal ausgefragt über den Abend, an dem sie mir so offensichtliche Angebote gemacht hatte. Wenn ich nicht so ängstlich gewesen wäre und mich damals getraut hätte...wer weiß wo wir beide heute stünden. Tatsache ist leider, dass sie inzwischen vergeben ist. An einen Jungen. Ich freu mich für sie. Sie hat es verdient.

Und trotzdem...obwohl ich nicht mehr verliebt bin....ist da dieses Verlangen.

Und das Wissen, dass wir zumindest an diesem einen Abend hätten etwas wundervolles, etwas unglaubliches teilen können... .


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war sie schon, meine Kurzgeschichte. Würd mich über Kommentare und Statements freuen. War die Angst die Freundschaft zu riskieren berechtigt oder hätte Jessica etwas riskieren können/sollen? Deine Meinung ist gefragt ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  _Yume_chan_
2013-10-20T21:27:19+00:00 20.10.2013 23:27
Ich an ihrer Stelle hätte zumindest versucht, sie zu küssen. Es war eindeutig... ich finde traurig wie es ausgegangen ist.
Mich erinnert es auch an eine sehr gute Freundin die ich hatte, in die ich mich verliebt hatte, ohne es zu merken ^^'
Mir gefällt dieser One-Shot sehr gut
Antwort von:  kiara02
21.10.2013 22:57
vielen dank für deinen lieben kommentar :)
Von:  KiraNear
2013-09-04T13:59:18+00:00 04.09.2013 15:59
Ohje, da bin ich selbst vergeben und kann dir trotzdem keine Antwort auf deine Frage geben. Vielleicht hätte sie es ja versuchen sollen, aber was, wenn das ganze nur freundschaftlich war. Ich muss zugeben, ich bin selbst ein wenig damit überfordert.

Toller One-Shot, und obwohl er traurig ausging, hat er mir sehr doll gefallen. Hat mich ein bisschen an eine Freundin und mich erinnert, da es bei uns ähnlich verlief (jedoch war keine von uns in die andere verknallt)^^°
Antwort von:  kiara02
21.10.2013 22:58
ich danke dir für deinen kommi ^^


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