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Der Dunkelheit ergeben

von

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Grausamkeit (30./31. August)

Severus´ Gedanken hingen immer noch an dem blonden Jüngling, der gerade einmal 16 Jahre erreicht hatte und in zwei Tagen den Zug nach Hogwarts nehmen würde, um dort sein sechstes Schuljahr anzutreten.
 

Severus war unwohl dabei, er wollte den Jungen nicht in Hogwarts haben, aber andererseits wollte er ihn in seiner Nähe wissen. Er musste ihn beschützen, ihm den Weg weisen und ihm noch so vieles beibringen. Wie er das allerdings anstellen sollte, wusste er nicht. Er hatte nur noch so wenig Zeit.
 

Und Harry und Dumbledore und alles andere…
 

Der letzte Kampf stand unmittelbar bevor. Severus spürte es einfach, dazu musste man weder Legilimentik, noch Okklumentik können. Dazu reichte ein halbwegs gesunder Menschenverstand.
 

Als ob ich den hätte...
 

Im schwarzen Dunst, der ihn umgab, flog er über die nächtlichen Ländereien Englands und verlor sich kurz in dessen Schönheiten. Doch schnell fing er sich wieder, als sein dunkles Mal anfing zu brennen. Eigentlich war es nur ein Ziepen, aber dennoch wirksam genug, um gewaltsam aus den Gedanken gerissen zu werden. So schnell wie der Schmerz gekommen war, so schnell war er auch wieder verschwunden.
 

Er war an seinem Ziel angekommen und natürlich war er zu spät gekommen. Das dunkle Mal prangte bereits über dem kleinen Häuschen, das auf einem verlassenen Hügel, inmitten von Derbyshire stand. Genervt setzte Severus auf dem Rasen auf und der schwarze Nebel um ihn herum verschwand. Er zückte seinen Zauberstab und trat in den Schatten des Hauses.
 

"Homenum revelio." Nichts tat sich. Severus war allein, aber er wusste nicht, ob das gut oder schlecht war.
 

Langsam ging er in das Haus. Es war vollkommen verwüstet. Severus behielt seine Blicke überall, nur für den Fall, dass sich doch etwas vor ihm versteckte. Sein Arm brannte plötzlich wieder auf und er zuckte zusammen. Was ist denn heute nur los?!
 

Diese kleine Unaufmerksamkeit hatte genügt.
 

Bellatrix schleuderte ihm unzählige Flüche entgegen. Völlig wild, mit einem irren Ausdruck in den Augen stand sie da. Severus musste zwei Flüche über sich ergehen lassen, bis er mit unzähligen Protegos kontern konnte, etwas anderes blieb ihm gar nicht übrig. Sie schleuderte ihm alles entgegen, sowohl den Beinklammerfluch, als auch den unverzeihlichen Cruciatus. Die Frau schien gar nicht mehr zu wissen, was sie da eigentlich tat.
 

"Bellatrix, hör auf, du dummes Weib!" brüllte Severus und konterte immer noch.

"Incarcerus!" schrie er und sofort wanden sich um Bellatrix´s Körper Seile, die sie Zauberunfähig machten.

"Was sollte das denn?!" fauchte Severus und hielt der Frau den Zauberstab vor das Gesicht.

"Was glaubst du denn? Ich wollte dich TÖTEN!" das letzte Wort brüllte sie ihm entgegen und lachte dann hysterisch auf. Die Fesseln hatten sie nun vollends umschlungen, doch dies schien sie nicht weiter zu stören. Und Severus war nicht dumm genug, den Zauberstab gegen sie sinken zu lassen. Ihm war bewusst, dass man bei dieser Frau mit allem rechnen musste.

"Was soll das? Der dunkle Lord vertraut mir mehr als dir." sagte er und ein diabolisches Grinsen fing an, sich auf seinem Gesicht breit zu machen.

"Oder hast du das etwa schon vergessen?" Oh, da hatte der dunkle Zaubertrankmeister einen wunden Punkt getroffen und er fing an darin herumzustochern.

"Ja, Bellatrix. Während du die ganzen Jahre unnütz in Askaban gesessen hast, habe ich Informationen aus Hogwarts gesammelt. War es nicht dein heiß geliebter dunkler Lord, der mir vor allen anderen sein vollstes Vertrauen bekundet hat, während er dich einfach nur aus Askaban befreit hat, damit du einfache Botendienste übernehmen kannst?" sein Grinsen verunstaltete sein Gesicht nun genauso, wie wenn Bellatrix ihr irres Lachen zum Besten gab.

"Mach dich nicht lächerlich!" fauchte sie.

"Er vertraut dir nicht, er nutzt dich aus." Severus´ Grinsen nahm etwas ab und sein Gesicht sah wieder etwas menschlicher aus.

"Nun... vielleicht hast du sogar Recht." stimmte er ihr zu.

"Aber, dann nutzt er dich... uns alle aus."
 

Bellatrix senkte den Kopf, aber behielt ihren Blick auf den Tränkemeister gerichtet. Sie sah noch gruseliger aus, als sie es ohnehin schon tat. Severus machte sie in keinster Weise Angst, aber er war von ihr genervt. Sie war so verblendet, so machtbesessen, dass es ihm in der Seele schmerzte. Sicher, es gab viele, die sich Macht wünschten. Eigentlich strebte jeder nach einem Fünkchen Macht. Niemand konnte sich dem süßem und dunklen Glanz dieses Wunsches entziehen. Aber es gab doch immer wieder welche, denen dafür nichts zu teuer war. Er war ja selbst nicht besser, aber so… nein so war er nicht… oder doch?
 

"Lass mich frei." verlangte Bellatrix und zurrte an den Seilen. Sie konnte ihre Zauberhand nicht bewegen und der Zauberstab war somit nutzlos. Severus lockerte tatsächlich die Fesseln, rief aber ein Expilliarmus aus, um Bellatrix zu entwaffnen. Gekonnt fing er ihren Zauberstab auf und ließ die Seile verschwinden.
 

"Warum bist du hier? Der dunkle Lord, hat mir diese Aufgabe zugeteilt."

"Ach, dieser senile Sack,“ - ihr Kopf ruckte Richtung Haus - „war der Meinung, dass Muggel mit uns zusammen leben sollten, wie diese Muggelkundelehrerin aus Hogwarts. Charity Burbage." sie spukte diesen Namen zu Severus´ Füßen. Er zuckte innerlich zusammen. Eben diese Frau stand ganz oben auf Voldemorts Abschussliste.

Sie war ein ruhige, schöne und gütige Frau.

Severus hatte kurz das Gesicht seiner Kollegin vor sich. Er schüttelte seine Gedanken von sich. Er durfte jetzt nicht anfangen, sentimental zu werden.
 

"Woher kennst du Charity Burbage?" fragte er und versuchte so gleichgültig zu klingen wie nur möglich. Bellatrix schaute ihn lange an.

"Der dunkle Lord hat sie einmal erwähnt und so wie es aussieht, hat er mit ihr noch Großes vor." sie lachte wieder, sodass einem das Blut in den Adern gefror. Aber Severus war hellhörig geworden. Wieder eine Information, die er vielleicht für sich und gegen den dunklen Lord verwenden konnte. So klein, diese Information auch sein mochte...
 

Hat Charity vielleicht sogar etwas mit Dracos Auftrag zu tun?
 

"Wie auch immer." sagte er und warf ihr ihren Zauberstab zu, hielt seinen aber gegen sie erhoben. Bellatrix schien kurz zu überlegen, ob sie die Chance nutzen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie waren beide gleichstark und ein Duell würde nur mit dem Tod von einem der Beiden enden. Und auch wenn Bellatrix, Severus gerne Tod sehen würde, war sie sich bewusst, dass der dunkle Lord nicht sehr zufrieden mit ihr wäre.
 

"Wir sehen uns bei der nächsten Versammlung." sagte sie nur und verschwand dann. Severus schaute auf den Fleck, wo Bellatrix bis eben noch gestanden hatte, immer noch bereit zum Angriff, aber die dunkle Hexe war verschwunden, denn er hörte schließlich das charakteristische Plopp. Bellatrix war disappiert.
 

"Dummes Weib!" fauchte er und ging dann durch das Haus.
 

Der untere Stock war einfach nur verwüstet und Severus stieß einen schweren Seufzer aus. Wenn Bellatrix einmal in Rage geriet, war vor dieser Frau nichts mehr sicher. Im oberen Stockwerk sah es aber noch weit schlimmer aus.

Dort lag nicht nur die Leiche von dem alten Zauberer Albertus Alegra, sondern auch die seiner Frau und seines Sohnes. Severus kannte den alten Mann. Als er Schüler war, war er der Muggelkundelehrer gewesen. Er hatte dieses Fach nie belegt, aber er wusste noch, dass dieser Mann von allen geliebt wurde. Er war witzig, klug, fair und er konnte sein Wissen gut an seine Schüler vermitteln. Damit war er überall anerkannt und hatte einen guten Ruf. Ganz ähnlich dem Charity und Severus beschlich eine grausame Vorahnung. Wenn Bellatrix, oder vielmehr der dunkle Lord so mit ihm umgegangen war, dann würde wohl auch der jetzigen Muggelkundelehrerin ein ähnliches Schicksal bevor stehen.
 

Severus´ Blick wandte sich von den Leichen ab und schaute durch das Fenster nach draußen.
 

Die Sonne ging gerade auf und es bot sich ihm ein Schauspiel von übernatürlicher Schönheit. Hinter ihm ging gerade der Radiowecker an und spielte eine melancholische Musik zu diesem Naturerlebnis. Albertus Alegra musste den Wecker verzaubert haben, damit er die "Hexenstunde" am Morgen spielte. Schließlich war dies ein Muggel Radio.

Severus nahm es in die Hand und trat damit an das Fenster. Die Leichen lagen immer noch hinter ihm und starrten emotionslos an die Decke.

Severus öffnete das Fenster, ein Windstoß umspielte ihn und ließ seinen Umhang aufwirbeln. Er sah gefährlich aus und sein Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregungen.
 

Die Sonne fing an ihn zu blenden, aber er wollte nicht wegschauen. Die Musik aus dem Radio schwoll langsam an und umhüllte ihn in süßer Melancholie. Er erkannte Violinen und ließ sich mit der Musik treiben.

Einfach kurz tief Luft holen und die Schönheit der Natur genießen. Wer wusste schon, was morgen sein würde? Nur einen Augenblick wollte er diesen Anblick genießen.
 

Severus seufzte und wandte sich dann ab, er konnte... er durfte sich solche Anwandlungen einfach nicht erlauben. Nicht solange der dunkle Lord noch lebte.
 

Und wer wusste schon, wie lange dass noch sein würde...
 

Severus stand nun wieder zu den Leichen gewandt da. Am liebsten hätte er sie auf das noch stehende Bett gelegt, damit sie wenigstens nicht mehr so bizarr übereinander lagen.

Und ihre Augen. Sie starrten ins Leere, aber so, als würden sie noch auf irgendetwas warten. Severus verzog kurz das Gesicht. An einem so schönen morgen, hätte er eine Tasse Kaffee vorgezogen, anstatt beim Leichenmaus für Fliegen mitmachen zu müssen. Kopfschüttelnd über seine abstrusen Gedanken, stellte er das Radio wieder zurück. Noch immer spielte die Musik
 

Er schluckte und wandte seinen Kopf ab, als sein Blick auf eine Tür fiel, die einen Spalt breit geöffnet war. Er ging in das angrenzende Zimmer und schaute sich um. Es war ein Kinderzimmer, oder besser gesagt ein Zimmer für ein Baby. Ein umgekippter Schaukelstuhl lag in einer Ecke und ebenso eine große Box. Unmengen von Spielsachen waren heraus gefallen und verteilten sich über den gesamten Fußboden.

Severus öffnete die Tür noch weiter, aber sie stieß gegen etwas. Er betrat das Zimmer und sah eine junge Frau dahinter liegen. Sein Blick ruhte auf ihr und dann beugte er sich zu ihr hinunter. Er strich ihr das braune Haar aus dem Gesicht und auch sie blickte ihn aus toten Augen an. Er wandte den Blick ab und in seinen Augen spiegelte sich Trauer.
 

Und in dem Moment, als er den Blick abwandte, sah er das Kinderbett und ihm kam ein fürchterlicher Gedanke. Sie wird doch nicht?!

Ganz langsam schritt er auf das Bett zu und sah dort ein Neugeborenes liegen. Auch es hatte die Augen geöffnet und schaute ihn mit dem gleichen toten Blick an.
 

Aus dem Radio, aus dem anderen Zimmer drang immer noch die gleiche schwere, süße Melodie.
 

Severus hatte eine Hand auf das Gitterbett gelegt, welche sich krampfhaft in das Holz grub. Er starrte dem Baby in die Augen.
 

Wie konnte man nur so grausam sein und ein Neugeborenes umbringen? Bellatrix, du bist eine widerliche Schlampe!
 

Severus konnte vielleicht nichts mehr für die Familie tun, aber wenigstens dem Baby, dass noch nicht einmal die Chance bekommen hatte richtig zu leben, wollte er die Augen schließen.
 

Severus starrte noch eine ganze Weile auf das Kind und auf grausame Art und Weise kamen ihm die Morde in dieser Familie, wie der von James und Lily vor. Harry hatte zwar überlebt, aber dennoch...

Eine Familie war zerstört worden... wieder eine... und noch unzählige würden folgen.
 

Die Familie Alegra war tot und für immer ausgelöscht.
 

Die Sonne stand nun bereits am Himmel und aus dem Radio erklangen immer noch sanfte klassische Töne, diesmal die eines Klaviers.
 

Severus verließ den Raum und drehte das Radio lauter. Er wollte die Toten nicht in völliger Stille zurücklassen, dann stieg er die Treppen zum Erdgeschoss hinab und trat vor die Tür. Mit seinem Zauberstab ließ er das dunkle Mal verschwinden, das Zaubereiministerium hatte die Tat so oder so schon registriert und würde bereits auf dem Weg sein.

Severus ging ein paar Schritte den Hügel hinab und alles was von ihm noch zu sehen war, war sein wehender Umhang in der Morgendämmerung, bis er schließlich wieder in schwarzen Dunst gehüllt war und über die Landschaften davon flog.



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