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I want you to smile again.

Titel geändert. Ehemaliger Titel: Nur Tränen sind stumm.
von

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Bathroom.

Es herrschte absolute Stille. Lange hatte ich dich einfach nur angeschaut, hatte deine feinen Gesichtszüge gemustert, während du deinen Tränen erneut freien Lauf gelassen hattest. Hätte mich jemand gefragt, dann hätte ich nicht sagen können, ob ganze Stunden oder nur wenige Minuten vergangen waren. Ich hatte nachgedacht. Nachgedacht über das, was du gesagt hattest. Noch immer konnte ich es nicht verstehen, doch ich hatte nichts weiter dazu gesagt.
 

Du fandest sich selbst abstoßend. Warum? Weil du dich nicht gegen ihn hattest wehren können? Weil er dich einfach benutzt hatte? Weil du nicht gegen ihn angekommen warst und es letztendlich einfach hast geschehen lassen? Das war doch absolut menschlich!
 

Seufzend legte ich meinen Kopf in den Nacken und schaute die Decke an. Sie war weiß, so wie die Wände deiner Wohnung. Nur in einer Ecke hatte eine der Wände einen kleinen Fleck, der von glücklicheren Momenten herrührte.
 

Es war der Tag deines Umzugs. Nachdem endlich alle deine Möbel aufgebaut und ein Großteil der Kisten ausgeräumt war, hatten wir uns alle auf dein großes, gemütliches Sofa geschmissen. Dein Essen hatte wie immer wunderbar geschmeckt und wir hatten einfach einen schönen Abend miteinander verbracht. Irgendwann waren wir auf die Idee gekommen, dass der Abwasch sich nicht alleine erledigte. Deswegen hatten wir uns zu fünft in deine enge Küche gequetscht und damit begonnen, eben diesen zu erledigen. Soweit war auch alles gut gegangen, bis Uruha auf die Idee gekommen war, dich hinterrücks anfallen und auskitzeln zu müssen. Natürlich kam es, wie es kommen musste, und die dreckigen Teller, die du soeben noch in der Hand gehalten hattest, waren mit einem lauten Scheppern an der Wand gelandet. Natürlich hattest du versucht, die Flecken zu entfernen, doch ihre Schatten waren selbst heute noch immer sichtbar. 
 

Du hattest geflucht wie de Teufel, doch Uruha hatte nur gelacht und dir gesagt, dass er es wieder in Ordnung bringen würde. Er hatte dich angelächelt und sich lasziv über die Unterlippe geleckt, was du mit einem gemurrten "Blödmann" und Aoi mit einem beleidigten Schmollen kommentiert hatten.


 

Ein erneutes Seufzen verließ meine Lippen. Ich wollte einfach nur die schönen, unbeschwerten Zeiten zurück. Ich wollte dich lächeln sehen, wollte, dass es dir wieder gut ging. Ich wollte, dass du wieder unbeschwert lachen konntest.
 

Erst, als du erneut zu schluchzen begonnen hattest, sah ich dich wieder an. Bittere Tränen liefen über dein Gesicht. Du hattest die Knie an die Brust gezogen und die Arme um deine Beine geschlungen. Ich stand auf und ging zu dir, ließ mich neben dich auf die Couch sinken. Ich schloss meine Arme erneut um dich und flüsterte dir beruhigende Worte zu.
 

"Ich fühle mich so schmutzig.". Deine Stimme war kaum vernehmbar und deine Worte wurden von Schluchzern unterbrochen, dennoch hatte ich verstanden, was du gesagt hattest. Du hattest begonnen an deinen Kleidern zu ziehen, hattest deine Fingernägel tief in deiner Haut vergraben. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, wusste nicht, wie ich dir helfen konnte. "Ich fühle mich einfach so unendlich dreckig.". Deine Stimme war kaum mehr vernehmbar, klang so unendlich verletzt und verzweifelt.
 

"Und der Grund dafür ist nicht einmal der, dass er das mit mir getan hat, sondern der, dass ich es irgendwann einfach zugelassen habe. Ich hatte es zugelassen und ihn einfach machen lassen. Ich habe aufgehört mich zu wehren und es geschehen lassen. Es ist alles meine Schuld. Ich bin ein schlechter Mensch, deswegen hat er das getan." 
 

Ein schmerzlicher Ausdruck war in deine Augen getreten, die Tränen quollen unaufhaltsam aus ihnen hervor.Es tat so weh dich zu sehen.
 

Langsam stand ich auf, griff nach deiner Hand. Ich zog dich auf die Beine, beachtete deinen verwirrten Blick vorerst gar nicht. Ich zog dich mit mir ins Badezimmer, schaltete das Licht an und ließ die Tür einfach offen. Deinen verwirrten Blick noch immer nicht beachtend kletterte ich in die Badewanne und zog dich mit mir.
 

"Wenn du dich dreckig fühlst, dann wasche ich dich. So lange, bis du sauber bist." Ich zog dich in meine Arme und stellte das Wasser an. Wir trugen beide noch unsere Kleidung, doch das war mir in dem Moment egal und außerdem wohl eh besser so. Das Wasser prasselte auf unsere Körper nieder, warm und tröstend. Ich hielt dich einfach fest und wartete ab, bis dein Schluchzen langsam leiser wurde. Du beruhigtest dich und das war genau das, was ich hatte erreichen wollen. Ich war mit zwar nicht einmal im Ansatz sicher gewesen, dass dies Funktionieren würde, aber das war die einzige Idee, die mir geblieben war.
 

Erst, als du vollkommen ruhig geworden warst, ließ ich dich langsam los. Für einen Moment standen wir einfach so da, bis ich dir langsam dein Shirt über den Kopf zog und es auf den Wannenboden fallen ließ. Anschließend griff ich nach dem Duschgel, von dem ich wusste, dass du es am liebsten hattest. Ich begann langsam damit, dich einzuseifen. Erst der Rücken, dann der Nacken und die Arme, dann deine Seiten und deinen Bauch und deine Brust. Du hattest mich für einen Moment verwirrt angesehen, dann aber die Augen geschlossen. Ich spürte, wie du dich gegen meine Berührungen lehntest, musste ein wenig lächeln. 
 

Ich würde dir den Halt geben, den du brauchtest. Ich würde alles dafür tun, damit es dir besser ging. Ich würde für dich da sein, egal, wie lange es dauerte. Du warst mein Freund und ein wundervoller Mensch. Deswegen konnte ich einfach nicht anders. Außerdem tat es mir weh zu sehen, was er dir angetan hatte, wie er dich förmlich zerbrochen hatte. Es tat so weh...
 

Wir hatten gefühlte Stunden unter der Dusche gestanden. Ich hatte dich wieder und wieder und wieder gewaschen, bis du meine Hände plötzlich festgehalten hast. Du hattest ein Danke geflüstert und gelächelt, doch deine Augen schimmerten noch immer traurig. Irgendwann waren wir aus der Dusche geklettert und ich hatte zwei große Handtücher aus dem Schrank geholt. Sie wahren rau und und keineswegs flauschig, doch so hattest du deine Handtücher immer gemocht. Du hattest mir eins erzählt, dass du flauschig weiche Handtücher nicht leiden konntest, weil du bei ihnen nie das Gefühl hattest, trocken zu werden.
 

Ich hüllte dich vollständig in eins der Handtücher, trocknete dich sorgfältig ab, bevor ich mich meiner eigenen, klitschnassen Sachen entledigte und mich selber rasch abtrocknete. Du hattest währenddessen verschämt zur Seite geschaut, was mich leicht lächeln ließ. Du warst schon früher immer so schüchtern gewesen, da war es irgendwie tröstlich zu wissen, dass du dir wenigstens davon etwas hattest behalten können. Dieser Gedanke war auf eine traurige Art und Weise sogar ein wenig tröstlich.



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