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Back to who I really am

von

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Confession

Takumi
 

„D-du bist es wirklich…“ Sie hatte eine Hand an meine Wange gelegt und hielt mich mit der anderen fest, während sie mich genau betrachtete. Sie schien ihren Augen nicht glauben zu können. Verständlich.

„Ja, ich bin es wirklich.“, antwortete ich und lächelte leicht. Es tat gut sie wiederzusehen. Sie sah ein wenig älter aus, aber gut, was mich ehrlich erleichterte.

„Bist du… hast du…?“ Ihre Frage blieb unausgesprochen.

„Ich habe mein Gedächtnis wiedererlangt.“, antwortete ich dennoch und ein glückliches und dennoch von Tränen geziertes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

„Komm bitte rein.“, sagte sie schließlich, löste sich von mir und hielt mir die Tür auf.

„Danke.“ Ich trat in das Haus, in dem ich aufgewachsen bin und sah mich um. Ich sah einige Bilder, die mich zeigten – Babyfotos, meine Einschulung, an meinem 12. Geburtstag, in der Highschool,… Ich musste unwillkürlich lächeln. Zwar mochte ich die Zurschaustellung meiner Persönlichkeit nicht sonderlich, doch zeigte diese Fotosammlung, wie sehr meine Familie mich liebte – ganz im Gegensatz zu den Walkers.
 

„Setz dich, bitte.“, forderte meine Mutter mich auf und wuselte aufgeregt um mich herum. Sie war sichtlich nervös, wenn vermutlich auch auf eine gute Weise.

„Willst du Tee?“, fragte sie.

„Gern.“, antwortete ich. Ich kannte sie. Wenn sie mir nichts anbieten durfte, würde sie nicht glücklich sein und mich den Rest meines Aufenthalts noch hundertmal fragen, ob ich etwas haben wolle. Sie warf mir noch einen herzlichen Blick zu und verschwand dann in Richtung Küche.

Ich lehnte mich auf dem Sofa zurück und sah mich weiterhin um. Es hatte sich nicht viel verändert hier. Ich war schon vor längerer Zeit ausgezogen und die letzten fünf Jahre war ich verständlicherweise nie hier gewesen und dennoch sah es seit meinen Kindertagen immer schon so aus. Hin und wieder war mal ein neues Foto dazugekommen oder ein Vorhang ausgewechselt. Letztendlich jedoch blieb es das gleiche alte Zuhause von meiner Okaa-san und meinem Otou-san.

Nach einigen Minuten kam meine Mutter zurück aus der Küche und trug ein Tablett mit Tee und zwei Tassen ins Wohnzimmer. Sie platzierte es auf dem niedrigen Tisch vor mir und verteilte dann die Tassen und den Tee.

„Dein Vater ist noch nicht zu Hause.“, sagte sie. Ich hatte es mir schon gedacht. Er arbeitete immer lange und war immer nur abends zu Hause gewesen. Aber er ist immer gut zu mir gewesen und hat mich stets als seinen Sohn angesehen.

„Geht es ihm gut?“, erkundigte ich mich. Sie lächelte.

„Ja, es geht ihm gut.“, bestätigte sie, bevor sie mich still betrachtete.

„Takumi…“, setzte sie an. „Ich… ich bin so froh, dass du da bist.“ Ihre Stimme zitterte leicht und ich hatte den Verdacht, dass sie aufkommende Tränen zu unterdrücken versuchte.

„Was ist nur passiert…?“ Sie sah sehr traurig aus und verzweifelt, gleichzeitig glücklich. So einen ähnlichen Ausdruck hatte ich auch bei Misaki gesehen, als wir uns das erste Mal wiedertrafen.

„Ich nehme an, sie haben euch erzählt, dass ich einen Unfall hatte…“ Sie nickte. „Und mein Gedächtnis verloren habe…“ Ein weiteres Nicken.

„S-sie sagten, dass sie dich bei sich behalten wollten. Als Erben. Und dass es das Beste für dich sei, wenn alle Verbindungen nach Japan gekappt werden würden.“, erzählte sie nun. So etwas in der Art hatte ich mir schon gedacht.

„Sie haben mich belogen.“, sagte ich. „Sie haben mir mein ganzes bisheriges Leben verschwiegen und mich dazu gezwungen als Erbe des Walker-Imperiums zu leben.“

Meine Mutter konnte ihre Tränen nicht mehr unterdrücken. Es tat mir leid, dass sie weinen musste, aber dieses Gespräch mussten sie führen. Auf ehrliche Weise und ohne etwas unnötig zu verschönen.

„Es tut mir so leid…“, presste sie hinter vorgehaltener Hand hervor.

„Es ist nicht deine Schuld, Okaa-san. Es ist ganz allein die Schuld von Gerard und seinen Leuten. Du hättest nichts tun können. Selbst wenn du versucht hättest, mit mir Kontakt aufzunehmen, sie hätten es unter allen Umständen zu verhindern gewusst.“

„Ich weiß…“ Sie zog ein Taschentuch hervor und tupfte sich die Tränen weg. „Ich habe es versucht… Habe gefleht und gebettelt… Nachdem die Nachricht kam, dass du einen Unfall hattest, wollte ich sofort nach England und dich sehen… Aber sie haben mich nicht gelassen.“

Ich seufzte. Für sie muss es viel schlimmer gewesen sein als für mich. Ich wusste nicht, was ich während dieser fünf Jahre verloren hatte. Sie schon. Genauso wie Misaki. Ich schwieg und beobachtete sie, während sie sich langsam beruhigte.

„Wie hast du… dein Gedächtnis wiedererlangt?“, fragte sie schließlich.

„Ich bin auf Geschäftsreise nach Japan geschickt worden und habe auf der Straße eine alte Freundin getroffen…“, erzählte ich. „Sie hat mich wiedererkannt und ich habe sie ein paar Mal danach gesehen. Sie hat mir von mir erzählt und an einem Abend, ganz plötzlich, habe ich mich an alles erinnern können. Das war vor zwei Tagen.“

„Vor zwei Tagen….“, wiederholte sie meine Worte und sah nachdenklich auf ihre Knie. „Und dieses Mädchen…“

„Sie ist meine Freundin.“, sagte ich, ohne dass sie eine Frage gestellt hätte. Sie lächelte.

„Das ist schön. Manchmal sind es Leute aus unserer Vergangenheit, die wir auch nach langer Zeit noch lieben lernen.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Ich habe sie damals schon geliebt.“, klärte ich sie auf. Sie sah überrascht auf. „Sie war die einzige, die ich jemals geliebt habe. Und obwohl ich auch sie vergessen hatte, habe ich mich, als wir uns wieder begegnet sind, direkt wieder in sie verliebt.“

„Takumi…“ Ihr sanftes Lächeln ruhte auf mir. „Sie scheint wirklich eine besondere junge Frau zu sein.“

Ich nickte. „Das ist sie.“

„Stellst du sie mir irgendwann mal vor?“, fragte sie hoffnungsvoll. Ich lächelte.

„Mache ich, Okaa-san. Sie wird immerhin mal den gleichen Nachnamen wie du tragen.“ Ich war mir hundertprozentig sicher, dass es so sein würde. Ich würde sie immer lieben und ich würde sie heiraten, das stand für mich außer Frage.

„Wie heißt sie?“, fragte meine Mutter nun.

„Ayuzawa Misaki.“, antwortete ich.

„Misaki… ein schöner Name.“ Sie sah glücklich aus. Ich war mir sicher, dass sie Misaki mögen würde. Man konnte sie nur mögen.
 

Misaki
 

Mit einem breiten Lächeln lief ich durch das Maid Latte und bediente unsere Kunden. Ich war wirklich ausgesprochen gut gelaunt. Seit er wieder da war, war ich endlich wieder richtig glücklich. Satsuki-san sprudelte beinahe über vor Moe-Blümchen, die sie jedes Mal versprühte, wenn sie mich sah. Sie war schon immer für eine Beziehung zwischen Takumi und mir gewesen. Damals habe ich mich immer dagegen gewehrt, aber die Zeiten haben sich geändert. Zum Glück!

Die Türglocke erklang und ein neuer Gast trat ein. Ich drehte mich um, um ihn zu begrüßen und erkannte Souta.

„Willkommen zu Hause, mein Herr.“, begrüßte ich ihn standardmäßig und verneigte mich leicht vor ihm. Er grinste.

„Bei so einer reizenden Maid, muss man ja gerne nach Hause kommen.“ Er zwinkerte. Normalerweise regten mich seine kleinen Flirts immer auf, doch heute war ich einfach zu gut gelaunt.

„Ich danke Ihnen, mein Herr.“, bedankte ich mich brav und geleitete ihn an einen freien Tisch. Er setzte sich und ich reichte ihm die Karte.

„Darf ich Ihnen schon etwas bringen?“, fragte ich.

„Ich hätte gern das Reisomelett.“, bestellte er wie meistens. Ich verneigte mich erneut vor ihm.

„Sehr wohl, mein Herr.“, bestätigte ich die Bestellung und entfernte mich wieder von seinem Tisch, um es an die Küche weiterzugeben.
 

Einige Minuten später brachte ich den Teller mit dem Omelett an seinen Tisch.

„Was soll ich Ihnen heute draufschreiben?“, sagte ich meinen Text auf.

„Zeit und Ort für unser Date.“, antwortete er mit einem frechen Grinsen und einem Zwinkern. Ich lachte gekünstelt.

„Sie sind wieder lustig heute.“, entgegnete ich, ohne auf seine Flirtversuche einzugehen. Er seufzte und gab sich geschlagen.

„Dann schreib einfach… ähm… ‚Guten Appetit‘ drauf.“ Es schien ihm gleichgültig zu sein, was auf seinem Omelett stand. Ich schrieb ‚Guten Appetit‘ und schon den Teller richtig vor ihn.

„Bitte sehr, mein Herr.“, sagte ich mit meiner Maid-Stimme.

„Misaki…“ Er klang plötzlich ernst. Ich schüttelte den Kopf.

„Misa-chan!“, verbesserte ich ihn ermahnend. Er nickte.

„Entschuldige… Misa-chan… Können wir uns mal unterhalten?“ Er sah mich mit flehenden Augen an. Ich legte den Kopf schief.

„Nach der Arbeit… Ich habe um neun Feierabend.“ Ich konnte mir nicht vorstellen, was er von mir wollte, aber da er so ernst aussah, wollte ich ihm seine Bitte nicht abschlagen. Er lächelte schief.

„Danke…“

Ich verneigte mich leicht und ging weiter meiner Arbeit nach. Ich hatte noch einige Stunden vor mir und nachdem Souta sein Omelett aufgegessen hatte, verließ er das Maid Latte mit den Worten „Dann bis um neun, Misa-chan.“.
 

Als ich schließlich Feierabend hatte, wartete er schon vor der Tür des Hintereingangs. Er lehnte an der Wand des gegenüberliegenden Gebäudes und hatte die Hände in den Hosentaschen. Als ich aus der Tür trat, stieß er sich von der Wand ab und trat auf mich zu.

„Hey…“, begrüßte er mich mit einem leichten Lächeln.

„Hi.“, erwiderte ich und sah ihn neugierig an. „Also? Was wolltest du mit mir besprechen.“ Er lachte.

„Du kommst immer gleich direkt auf den Punkt, was?!“ Er atmete einmal tief durch und sah in den dunklen Himmel, während wir uns langsam auf den Weg machten.

„Es fällt mir nicht leicht, dir das zu sagen, Misaki…“, sagte er schließlich. „Aber ich möchte ehrlich zu dir sein…“

Fragend sah ich ihn an. Ich hatte keine Ahnung, was er mir wohl sagen wollte.

„Ich… ich habe mich in dich verliebt.“ Er atmete tief durch und ein erleichterter Ausdruck trat auf seine feinen Gesichtszüge. Zum gleichen Zeitpunkt blieb ich abrupt stehen. WAS? Dieses Geständnis kam für mich mehr als überraschend. Klar, er flirtete gerne, aber ich hätte niemals gedacht, dass er das ernst meinte.

Er war noch zwei Schritte gegangen, bevor er gemerkt hatte, dass ich stehengeblieben war, und drehte sich nun nach mir um. Er lächelte.

„Alles okay?“, fragte er. Ob alles okay war? Er gestand mir seine Liebe und fragte mich allen Ernstes, ob bei mir alles okay war?

„Ich… äh…“ Ich wusste gar nicht, was ich sagen wollte.

„Sag nichts.“, verlangte er. „Ich weiß jetzt, dass du einen Freund hast. Und so wie du ihn angesehen hast, liebst du ihn wirklich. Und… so wie er dich angesehen hat, liebt auch er dich wirklich. Und das freut mich für dich.“

Er schwieg kurz, bevor er jedoch fortfuhr.

„Ich habe immer gedacht, du bist jemand, den man langsam erobern muss, bei dem man nicht so schnell vorpreschen darf. Und ich wäre gerne derjenige gewesen, der dich am Ende erobert.“ Er zwinkerte. „Aber ich war wohl zu langsam.“

Ich lächelte leicht. Er hatte damit eigentlich gar nicht so Unrecht.

„Weißt du… Du liegst damit gar nicht so falsch. Aber er hat mich schon vor langer Zeit… „erobert“. Ob du’s glaubst oder nicht, aber damals war ich noch viel unerträglicher.“

Er lachte.

„Er hat lange gebraucht und hat mich mehr als nur einmal an den Rand des Wahnsinns gebracht.“ Bei der Erinnerung daran musste ich unwillkürlich lächeln. „Aber er hat nie aufgegeben und war immer für mich da und letztendlich… ja… habe ich ihm mein Herz geschenkt.“

Ich wurde rot, als ich merkte, wie offen ich gerade darüber redete, dass ich mich in Takumi verliebt hatte. Aber irgendwie tat es auch gut.

„Dann seid ihr schon lange zusammen?“, fragte Souta nun. Ich schüttelte den Kopf.

„Nein… Unglücklichen Umständen hatten wir es zu verdanken, dass wir jahrelang getrennt wurden. Aber nun ist er wieder da und ich habe gemerkt, dass sich an meinen Gefühlen für ihn nichts geändert hat.“

Souta lächelte.

„Das ist doch schön.“, sagte er und es klang aufrichtig. Ich seufzte.

„Es tut mir leid, Souta.“, entschuldigte ich mich. Er sah mich erstaunt an.

„Was? Wieso denn?“, fragte er. „Misaki, ich habe dir das nicht gesagt, damit du ihn jetzt verlässt oder du dich mir gegenüber anders verhältst. Ich wollte nur ehrlich sein. Und außerdem gibt mir das die Möglichkeit damit abzuschließen.“

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich war natürlich erleichtert, dass er das so locker hinnahm, aber im Moment fiel es mir trotzdem schwer und ich wusste nicht, wie ich mit ihm oder der Situation umgehen sollte.

„Hey, ich hoffe, wir bleiben trotzdem Freunde?!“, sagte er nun und sah mich fragend an.

„Natürlich!“, bestätigte ich sofort. Ich mochte ihn wirklich und er war einer der wenigen erträglichen Menschen aus meinem Studiengang.

„Gut.“ Er grinste breit. „Ich bring dich noch nach Hause. Man weiß nie, was hier so für Gestalten rumlaufen.“ Er zwinkerte.
 

Takumi
 

Ich war nun schon seit einigen Stunden bei meiner Mutter und auch mein Vater war inzwischen nach Hause gekommen. Er war zwar nicht so emotional wie meine Mutter, doch zeigte auch er seine Überraschung und Freunde, was schon selten vorkam. Ich erzählte die ganze Geschichte erneut und aß mit meinen Eltern zu Abend. Beinahe wie in alten Zeiten.

„Was hast du nun vor?“, fragte mein Vater, als wir nach dem Essen noch am Tisch saßen. Nachdenklich starrte ich auf mein Glas Wasser.

„Ich weiß es noch nicht…“, antwortete ich zögernd. „Ich werde mich wohl mit Gerard auseinandersetzen müssen und ihm klarmachen, dass ich mit den Walkers nichts mehr zu tun haben möchte. Ich werde wieder in Japan leben… Aber ich weiß noch nicht, wie es dann weitergehen soll.“

„Vielleicht ein Studium…?“, warf mein Vater in den Raum. Ich dachte darüber nach, bevor ich mit den Schultern zuckte.

„Vielleicht.“, erwiderte ich. „Ich habe die Schule in England abgeschlossen, mal sehen, was ich damit anfangen kann.“

„Da es sich um dich handelt, nehme ich an, dass du einen sehr guten Abschluss hast.“, sagte er amüsiert und ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

„Mit Auszeichnung.“, bestätigte ich.

„Dann sollte ein Studium auch kein Problem sein.“, erklärte er.

„Ja… vielleicht erkundige ich mich mal. Ich möchte sowieso in eine ganz andere Richtung gehen als bisher. Diese ganze Großfirmen-Geschichte geht mir langsam auf die Nerven. Ich hasse dieses ganze Drumherum, das Getue, diese Falschheit.“ Die letzten fünf Jahre in England waren wirklich furchtbar für mich gewesen. Ich habe jeden einzelnen Tag verflucht, mich fortgewünscht und doch wie ein Gefangener nicht entkommen können.

Ich sah auf die Uhr.

„Otou-san, Okaa-san… Ich glaube, es wird Zeit für mich, zu gehen.“, sagte ich. Meine Mutter sah mich bedrückt an.

„Musst du wirklich gehen?“, fragte sie. Ich hatte das Gefühl, dass sie Angst hatte, dass ich wieder verschwinden würde, wenn ich nun ginge.

„Ja, ich denke, es wird Zeit. Aber mach dir keine Sorgen. Ich werde nicht wieder so einfach verschwinden.“ Ich lächelte, was sie leicht erwiderte.
 

Ich rief ein Taxi, was etwa eine Viertelstunde später vor der Tür stand. Ich verabschiedete mich von meinen Eltern.

„Besuch uns bald wieder, Takumi.“, sagte meine Mutter. „Und bring das nächste Mal doch Misaki-san mit.“

Ich lächelte. „Mach ich.“



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