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Vom Dunkel und vom Licht

Das unaufhörliche Streben nach Glück und die Kellen die das Leben gibt
von

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Kapitel 2- Ich bin Naruto Uzumaki!

Mein Blick folgte Yashidos' ausgestrecktem Arm. Vor uns war eine gewaltige Stadtmauer mit einem Tor, dass an Größe sogar das des Herrscherpalastes in den Schatten stellte.

Mindestens fünfzehn Meter ragte es in die Höhe.
 

Etwas überrascht sah ich mich um, an dieser Stelle hatte ich nun wirklich nicht mit einem Dorf gerechnet.

In Gedanken stimmte ich meinem Vater zu, der es als 'versteckt' bezeichnet hatte. 'Überraschungsdorf in der Wildnis' hätte genauso gut gepasst.
 

Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich jäh stehengeblieben war, bis Yashido zu mir trat und mich sachte am Ellbogen berührte und etwas sagte.

Immer noch perplex wie ich war, hörte ich ihm gar nicht zu, sondern sah weiterhin geradeaus.

„Haruka?“ unterbrach er meine Gedankengänge. „Wir sollten weitergehen.“
 

Es war ein merkwürdiges Gefühl auf diese Mauer zuzugehen, denn je weiter wir uns näherten, desto kleiner und unbedeutender fühlte ich mich im Vergleich dazu.

Das Tor selbst bestand aus einer grünen, hölzernen Flügeltür, die weit offenstand. Darauf hatte jemand mit roter Farbe zwei Zeichen gemalt, die ich allerdings nicht lesen konnte. Auf den Torsims darüber war ein Symbol eingemeißelt, das aussah wie ein Blatt.

Blätter gab es tatsächlich viele in der Umgebung, denn das Dorf lag mitten im Wald.

Neugierig sah ich mich um, während wir das Tor passierten.

Yashido seinerseits hatte einen anderen Plan und schlug den Weg zu einem kleinen Wachhäuschen ein, das links hinter der einen Torhälfte stand.

In dem Holzverschlag saßen zwei Männer, die wohl das Wachpersonal darstellten. Langsam folgte ich ihm, während er sich bereits aufgeregt mit Beiden unterhielt und wild gestikulierte.

Wusste ich es doch, dachte ich grimmig, so schweigsam wie er sich gegeben hatte war er nicht. Ich trat näher heran und versuchte mein Möglichstes um nicht aufzufallen, denn ich wollte ihre Unterhaltung nicht stören.

Es wäre unhöflich gewesen, denn die Drei schienen sich zu kennen und freuten sich demnach um so mehr. Beim genaueren Hinsehen, fiel mir auf, dass der Altersunterschied gar nicht einmal so unbedeutend war. Während mein, nun gar nicht mehr so schweigsamer, Begleiter sicher um die vierzig war, waren die beiden Männer in der Hütte noch ziemlich jung. Vielleicht ein paar Jahre älter als ich.

Beide machten einen quirligen Eindruck auf mich, wobei der rechte von Beiden etwas aufgeweckter und energiegeladener zu sein schien. Er hatte einen Verband über seine Nase gebunden. Die dunkle Haarflut stand ihm in alle Richtungen ab und der Vergleich mit einem Seeigel schien mir recht passend. Mir fiel das Stirnband mit einem Metallstreifen auf, dass Beide trugen.

Einer trug, verbesserte ich mich in Gedanken, denn der Andere hatte kein Stirnband, sondern ein Kopftuch umgebunden, auf dessen Vorderseite aber genau die gleiche Metallplakette befestigt war. Beide trugen eine grüne Weste und darunter einen dunkelblauen Pulli. Eine etwas ungewöhnliche Wachmontur, wie ich fand.

Yashido schien mich derweil völlig vergessen zu haben, denn weder drehte er sich zu mir um, noch machte er Anstalten mich mit in das Gespräch mit einzubeziehen.

Achja...

Wieder einmal verdammte ich meine katastrophalen Sprachkenntnisse, denn ich konnte dem Gespräch nur zu einem kleinen Teil folgen.

Allem Anschein nach ging es bei der Unterhaltung um die Katze von irgendeiner Frau. Den Gesichtern der beiden Männer in der Hütte zu schließen, schien das Tier ein ziemlicher Satan zu sein, denn sie zeigten Yashido ihre zerkratzten Arme.

Dieser lachte daraufhin und gab eine spitze Bemerkung von sich. Verschmitzt grinsten sich die Drei an. Dann fiel der Blick von einem der Wachposten auf mich und er fragte Älteren irgendetwas. Yashido nickte als Antwort und erklärte, dass es sein Auftrag sei, mich zum Hokage zu bringen und dann wieder zurückzukehren.

Da ihm nun auch meine Anwesenheit wieder eingefallen war, drehte er sich zu mir um und lächelte mich schuldbewusst an. Damit leitete er einen generellen Wechsel des Gesprächs an, ob mir das nun gefiel oder nicht, konnte ich beim besten Willen nicht eindeutig sagen.

Mir war als hätte man ein Signalfeuer neben mich geworfen, denn alle drei Männer schauten mich an, zwei von ihnen mit unverhohlener Neugier. Verlegen überlegte ich, was ich nun machen sollte. Verbeugen? Hinknien? Hand reichen? Sollte ich mich selber vorstellen? So viele Möglichkeiten und nichts davon erschien mir richtig.

Bevor ich zu einem Entschluss gekommen war, ergriff der Mann neben mir das Wort.

„Haruka?“, begann er und deutete mit seinem Arm auf die beiden Wachen„ Das sind Izumo Kamizuki und Kotetsu Hagane, die beiden sind....“ er stoppte und schien zu überlegen, wie er es möglichst einfach formulierte, damit ich es auch verstand.

„Wachen?“, schlug ich vor.

Die Beiden lachten. Der Mann der Izumo hieß, tippte mit seinem Finger gegen das Metallstück auf seinem Kopftuch.

„... sie sind Chūnin – Ninja.“, beendete er seinen Satz. Dann grinste er und fügte hinzu:“ Und ja, meistens sind sie Wachen. Sie sitzen eigentlich immer hier. Izumo? Kotetsu? Das ist Haruka.“

Meinem Bauchgefühl folgend, neigte ich den Oberkörper etwas nach vorne und lächelte die Beiden an.

Der Mann mit der Bandage im Gesicht beugte sich interessiert nach vorne und sagte etwas in meine Richtung. Es war Kotetsu.

Bedauernd schüttelte ich den Kopf.

„Es tut mir... leid“, kramte ich mühsam die Worte zusammen.“Ich spreche nur.... wenig. Aber … ich werde viel lernen um besser zu... sprechen.“ Selbst in meinen Ohren klang es grauenvoll.

Am liebsten wäre ich im Boden versunken.

Einen Moment sahen mich alle Drei wortlos an. Als ich bereits wünschte, tatsächlich im Boden zu versinken, öffnete Yashido neben mir seinen Mund.

Ich machte mich innerlich darauf gefasst, dass er anfangen würden zu lachen. Doch im Gegenteil, er schaute mich ein wenig überrascht und ermunternd an. „Ich dachte du sprichst gar nichts.“, erklärte er mir.

„Nicht... viel.“, würgte ich hervor.

„Das wird schon. Ansonsten frag unseren Kotetsu hier, er übt sicher gern mit dir.“ Izumo lachte fröhlich und schlug seinem Freund kameradschaftlich auf die Schulter. Verwirrt schaute ich von Einem zum Nächsten. Kotetsu derweil, hatte seinem Kollegen eine Kopfnuss verpasst und schien nahe daran zu sein ihn zu erwürgen. Izumos Unterton war mir zuvor völlig entgangen, weswegen ich für noch mehr Erheiterung sorgte.

„Wenn ich … bei Fragen, fragen darf, wäre es schön.“ Izumo klatschte seinem Freund ein weiteres Mal auf die Schulter und hielt sich den Bauch vor lachen, während Yashido seinerseits eine Bemerkung machte. Hilflos schaute ich den Mann an, auf dessen Kosten die Scherze gingen.

„Tut mir Leid“, sagte ich leise.

Dieser winkte ab, verpasste seinem Kollegen eine weitere Kopfnuss und setzte sich wieder auf seinen Platz.

„Wenn du Fragen hast, dafür sind wir da. Wir sind meistens hier“ er funkelte die beiden anderen Männer wütend an, die sich auf die Zunge bissen um sich nicht um Kopf und Kragen zu reden.

Einen Moment herrschte angestrengtes Schweigen, doch weder Yashido noch Izumo konnten sich wirklich gut beherrschen und wieherten abermals vergnügt los.

Es dauerte eine Weile bis sie sich wieder Gefangen hatten und sich bei ihrem Freund entschuldigten, der die Arme vor der Brust verschränkt, auf seinem Platz schmollte.

Unsicher wanderte mein Blick von Einem zum Anderen, es war wirklich nicht meine Absicht gewesen, den jungen Mann mit der Stachelfrisur seinen Freunden auszuliefern.

Sie redeten noch kurz miteinander, dann war das Gespräch, im Großen und Ganzen beendet und Yashido signalisierte mir, dass wir nun weitergehen würden.

Zögernd beugte ich ein weiteres Mal meinen Oberkörper und hob die Hand um ihnen zum Abschied zuzuwinken. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich noch, wie Izumo seinem Partner in die Seite knuffte und etwas sagte, woraufhin Kotetsu ihn tatsächlich zu würgen begann.

Hastig nahm ich meine Hand wieder herunter.
 

Das lief ja schon fast reibungslos, kommentierte die Stimme in meinem Kopf. Ich seufzte und folgte dem bereits vorausgegangenen Yashido.

Als ich ihn eingeholt hatte, sah dieser mich von der Seite an.

„Du verstehst uns ganz gut.“, stellte er fest. Bedauernd schüttelte ich den Kopf.

„Zu wenig... aber..einfacher.. hören, als.. sprechen.“ Ich zögerte kurz und fügte hinzu:“ Ich lerne... besser, wenn ich... Leute... sprechen höre.“

Anscheinend verstand er was ich meinte, denn er nickte versonnen.

„Yashido? Was ist Chūnin ?“ Verwirrt schaute er mich an, bis ihm wohl wieder eingefallen war, dass ich mich mit den Bräuchen des Landes nicht auskannte und somit auch nicht wusste, wer oder was ein Chūnin war.

„Ein Chūnin ist ein Ninja. Ein Kämpfer. Es gibt Genin.“, bei diesen Worten zeigte er mit seiner Hand auf Höhe seiner Hüfte, wie wenn man eine Größenangabe machte.“Sie sind Anfänger. Dann Chūnin“, seine Hand zeigte auf Brusthöhe. „Und Jōnin.“ Die Hand markierte die Höhe seiner Stirn. „Jōnin sind sehr starke Ninjas. Es gibt noch mehr, aber das wäre zu schwierig.“

Ich nickte. „Was ist Ninja?“ Natürlich hatte ich bereits von Ninjas gehört, aber ich fand es einerseits angenehm, dass er endlich mit mir sprach, andererseits war mein Wissen mehr als nur oberflächlich. Er begann mit einem Exkurs über die Entstehung der Ninjakultur, über verschiedene Clans und wie das Dorf Konohagakure entstanden war. Zugegebener Maßen, verstand ich nicht einmal die Hälfte von dem was er mir erklärte, doch es lieferte mir einen überraschend guten Einstieg in das Thema.

Während wir redeten, kamen wir immer weiter ins Innere des Dorfes.

Wie auch die Hauptstadt des Feuer-Reiches, fand ich den Aufbau etwas befremdlich.

Was womöglich auch daran lag, dass es keine asphaltierten Straßen gab. Es gab es keine Fahrzeuge, wie ich sie aus meiner Heimat kannte. Entweder war die Zeit hier stehengeblieben, oder die Menschen wollten von solchen Geräten nichts wissen. Als wir an einem Stand vorbeigingen, hörte ich ein Radio.

Außerdem führten oberirdische Stromkabel von Haus zu Haus.Ganz von Technik abgeschnitten, schien man hier also doch nicht zu sein.

Am Horizont konnte ich einen Bergkamm erkennen, in den riesige Gesichter in den Felsen gehauen waren. Mein Blick streifte sie beim ersten Mal nur leicht, wurde aber sofort auf die Steinköpfe zurückgezogen. Jemand hatte die überdimensionalen Skulpturen mit Farbe verunstaltet.

Mir stockte der Atem: War das ein Hundehaufen, der dem zweiten Gesicht auf die Wange gemalt worden war?

Wo sind wir hier nur gelandet? Seufzte meine innere Stimme.

Die Wahrheit war: Ich hatte nicht die geringste Ahnung.

Ich wusste nicht einmal mehr genau in welchem Teil des Landes ich mich genau befand, denn die zwei Wochen die wir unterwegs gewesen waren, hatten wir zumeist unter Bäumen zugebracht.

Auf meinen Orientierungssinn war demnach kein Verlass mehr.
 

'Nun, zumindest scheinen die Leute hier Sinn für Humor zu haben', sagte ich mir, wobei ich an die beiden Wachen dachte, die am Dorfeingang gesessen hatten. Eigentlich, fand ich es sogar ganz witzig. „Bist du ein Chūnin?“, richtete ich mich wieder an Yashido. Während ich etwas aus dem Konzept gebracht worden war, schien er die beschmierten Gesichter noch nicht bemerkt zu haben.

Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin Jōnin. Ich komme aus diesem Dorf, diene aber dem Daimyō. Ich kenne Kotetsu und Izumo schon seid sie kleine Jungs waren.“

Man sah ihm an, dass er sich an etwas erinnerte, denn er sah einen Moment in den Himmel und begann zu lachen.

Yashido wollte mir gerade die Erinnerung mitteilen, aber jedes Wort, das er sprach ging in einem wütenden Stimmgewirr unter. Verdutzt blickte er den Weg zurück den wir eben gekommen waren und seine Augen öffneten sich vor Schreck.

Eine Menschenmasse war hinter uns aufgetaucht und drängte sich, einer Lawine gleich, durch die Straßen.

Dabei riss sie alles mit, das ihr im Weg stand oder sich nicht hatte rechtzeitig retten können.
 

Bevor der Jōnin oder ich irgendeine Möglichkeit hatten zu reagieren und uns, wie einige der anderen Fußgänger mit einen Sprung in einen der angrenzenden Läden zu flüchten, hatte sie uns erreicht und mitgerissen. Um nicht verletzt oder gar niedergetrampelt zu werden, blieb uns nichts anderes übrig, als uns mit ihnen treiben zu lassen.

Zu allem Überfluss dauerte es nicht lange und ich verlor meinen Begleiter aus den Augen, da sich der wütende Mob von Zeit zu Zeit teilte um in verschiedene Straßen zu strömen. Woher kamen nur so viele Menschen auf einmal?

Anfangs versuchte ich mir zu merken, in welche Straßen wir eingebogen waren. Links, rechts, noch mal rechts, über die Kreuzung, wieder links, zwei mal gerade aus, dann nach links, eine geradeaus....und dann?

Ich hatte schon längst den Überblick verloren. Doch es hatte auch etwas gutes, denn je mehr die Gruppe sich teilte, desto schwächer wurde das Zerren und Drücken.

Schließlich nutzte ich eine Chance, in der eine Lücke an einer Laterne entstand. Wie ein Ertrinkender machte ich einen Satz zur Seite und es gelang mir mich an den Mast zu klammern und auszuharren, bis sie an mir vorbeigezogen waren.

Entgeistert starrte ich ihnen nach, was hatte sie nur so in Rage versetzt?

Da fielen mir die wüsten Bilder auf den Steinporträts wieder ein und kicherte. Der Arme tat mir jetzt schon leid, hoffentlich bekamen sie ihn nicht zwischen ihre Finger.

Es würde sicher kein gutes Ende nehmen.

Ein Blick verriet mir, dass wütende Mob mich weit von der Hauptstraße abgedrängt hatte. Ich befand mich, zumindest glaubte ich das, in einem Wohngebiet.

Um mich herum waren entlang der Straße Mauern und über diese lugte hin und wieder ein Häusersims, auch war hier nichts von dem bunten Treiben des Dorfkerns zu hören. Ich hörte keine Kinder, die von ihren Eltern an einem der Stände Süßigkeiten erbettelten und niemanden, der seine Waren anpries.

Leider konnte ich von meiner Position aus auch das Felsdenkmal nicht mehr sehen, so fiel der leichteste Orientierungspunkt natürlich aus.

Natürlich hätte ich auch einfach eine Mauer nach oben klettern können, doch ich sträubte mich innerlich dagegen, vielleicht hielt man mich noch für einen Einbrecher oder einen perversen Spanner.

Seufzend entschied ich also, den Weg so weit zurück zu gehen wie ich mich erinnern konnte. Mit etwas Glück würde ich dabei einen Blick auf die Steingesichter erhaschen können und so die Hauptstraße wiederfinden.

'So beginne ich also mein neues Leben, verloren in einem Dorf dem auf seinem Denkmal das Bild eines Hundehaufens prangte.', dachte ich nicht ohne Galgenhumor und bog um die nächste Ecke. Zu meinem Verdruss hatte sich dort eine abgespaltene Gruppe des Mobs gesammelt. Da ich weder Lust noch Laune hatte, mich noch ein weiteres Mal von ihnen mitschleifen zu lassen, drehte ich auf dem Absatz um.

Zügig ging ich zurück und bog in eine andere Richtung ab. Tatsächlich sah es hier zumindest schon einmal wieder mehr nach Handel aus, denn es befanden sich einzelne Läden in den Häuserzeilen. Auch die Straße war etwas breiter. Ich drehte mich noch einmal in die Richtung aus der ich gekommen war, man konnte die Meute auch hier immer noch herum toben hören. Sie riefen wüste Beschimpfungen durcheinander. Ob das wirklich nur an den bekritzelten Gesichtern lag? Dafür war der ganze Zirkus doch etwas übertrieben.

Eine andere Möglichkeit könnte sein, dass die Einwohner hier von der nachtragenden Sorte waren.

In meinem Rücken erhob sich ein Geräusch, dass ich für das Summen eines wütenden Bienenschwarms gehalten hätte, aber der Hoffnung gab ich mich nicht hin. Einige Ecken weiter schienen sie sich neu formiert zu haben. Ich ging die Straße weiter entlang und hoffte, dass die Bürger sich eine andere Straße zum Einbiegen aussuchen würden.

Einen Augenblick blieb mir der Wunsch im Halse stecken.

„Wenn wir dich in die Finger kriegen! Dann erlebst du dein blaues Wunder, du Bengel.“
 

Es schien wirklich nicht mein Glückstag zu sein, denn ich war mir sicher, dass die Stimmen sich immer weiter auf mich zubewegten. Es schien mir daher ratsam, mich nach einem geeigneten Platz umzusehen, an dem ich abwarten konnte, bis alles vorbei war. Für diesen Zweck erschien mir ein Laden, der Tonkrüge führte als gute Wahl. Vor der Eingangstür standen zwei Exemplare riesigen Ausmaßes, und mir erschien die Idee merkwürdig verlockend einfach in eine hineinzuklettern und abzuwarten.

Das Geschrei wurde lauter und ich blickte an die Straßenecke vor mir, in der just ein Junge um die Ecke auf mich zu sprintete. Er rannte lachend davon und rief den Leuten hinter sich immer wieder Beschimpfungen zu, was die wiederum zur Weißglut brachte. In seiner Hand, erkannte ich einen Farbeimer nebst Pinsel. 'Du bist also der Unruhestifter', schmunzelte ich. Schlagartig wurde mir bewusst, dass die enorme Masse den Jungen entweder lynchen oder einfach zertrampeln würde, sollten sie ihn einholen.

Ich schaltete innerhalb von Sekunden, denn selbst wenn er weiterliefe und sie ihn nicht erwischten, würde er in der nächsten Gasse genau in die andere Gruppe hineinlaufen.

Als er an meiner Position vorbei sauste, beugte ich mich blitzschnell vor und griff zu. Da ich ihn so wenig wie möglich verletzten wollte, trotz seines hohen Tempos, schlang ich meinen Arm um ihn. Dennoch musste es für ihn sein, als liefe er gegen eine Wand.

Seine Augen weiteten sich vor Verblüffung, als er nach hinten gezogen wurde und seine Flucht so beendet wurde.

„HEH....“, hub er an und begann heftig zu strampeln. Sicher dachte er, ich sei jemand von den Dorfbewohnern.

„Pshhh!“, herrschte ich ihn an und legte den Finger an meine Lippen. „Halt still.“ Er gehorchte verblüffender Weise sofort und ich schob ihn etwas unwirsch in einen der Krüge hinein. Gerade rechtzeitig, als die Vorhut um die Ecke gebogen kam. Der erste war ein Mann, der die gleichen Sachen an hatte wie die beiden jungen Männer am Stadttor. Sein Gesicht war verzerrt und auch bei den restlichen Männern sah ich erboste Wut und etwas, dass wie Hass aussah. Mordlust funkelte in ihren Augen.

„Wo ist die kleine Ratte?“ Neben mir hörte ich wie es in der Flasche leise schluckte. Hoffentlich hatte der Ninja das nicht gehört. Der aber war viel zu sehr in Rage. Es war mir unbegreiflich, wie man sich als erwachsener Mensch nur so gehen lassen konnte.

„Hast du hier einen kleinen blonden Jungen vorbei laufen sehen?“, schrie er mich erbost an.

„Ja“; sagte ich und spürte regelrecht wie dem Übeltäter im Krug das Herz in die Hose rutscht.

„Dort“, ich zeigte in die Richtung in der ich vorher die andere Gruppe entdeckt hatte.

Aufatmen im Krug.

In der Zwischenzeit waren auch die restlichen Leute um die Ecke gerannt gekommen und näherten sich dem Mann, der mich nach dem Blonden gefragt hatte.

„Da lang“, befahl dieser und rannte los.

Durch meine Gedanken zuckte ein Bild von Bauern mit Mistgabeln. Das hier schien mir eher wie eine Hetzjagd, mit Bestrafung oder bloßen zur Rechenschaft ziehen hatte das nichts mehr gemein.

Ich runzelte die Stirn.

Beinahe wäre ich erneut mitgerissen worden, hätte ich mich nicht an dem Krug festgeklammert, der zu meinem Glück durch den Jungen im Inneren beschwert wurde.
 

Nachdenklich blickte ich der Gruppe hinterher.

Ich wartete noch ein paar Minuten, bis die Rufe weiter entfernt waren.

„Weg“, sagte ich schließlich zu dem Tonkrug, worauf hin er zu wackeln anfing.

„Na endlich, es ist ganz schön eng hier drinnen, echt jetzt“, tönte es.

Um es dem Kleinen einfacher zu machen, kippte ich den Krug um, damit er besser herausklettern konnte.

Da nun keine unmittelbare Gefahr mehr bestand, schaute ich ihn mir neugierig etwas genauer an und stellte überrascht fest, dass er wirklich klein war. Aufgerichtet ging er mir gerade mal bis etwas über den Bauchnabel. Es war beinahe ein Wunder, dass ich ihn überhaupt so einfach hatte greifen können, denn die Wahrscheinlichkeit war beim näheren Überlegen groß gewesen, dass ich über ihn hinweg gefasst hätte.

Er trug einen orange-blauen Anzug, auf dessen Rücken ein roter Strudel aufgenäht war. Seine blonden Haare standen in alle Richtungen ab und wurden durch eine Art Fliegerbrille aus seinem Gesicht gehalten.

Eigentlich ein hübsches Kerlchen, dachte ich und lächelte ihn an. Er würde mal ein hübscher junger Mann werden, vor Allem mit diesen strahlend blauen Augen.

Auch er betrachtete mich neugierig.

„Du kommst nicht von hier“, stellte er fest. Da es überflüssig war es zu leugnen, da mir alleine die richtige Statur fehlte, nickte ich einfach und lächelte ihn weiter an.

Plötzlich wurde sein Ausdruck trotzig.

„Pah! Ich hätte es auch allein geschafft, ihnen zu entwischen. Du hast mir ganz schön wehgetan.“ Bemüht, ernst zu bleiben, suchte ich in meinem Kopf nach den richtigen Worten.

„Viele Leute.... dort“, ich zeigte in die Richtung aus der ich vorhin gekommen war. „ Und dort“, nun deutete ich in die Richtung aus der der kleine Unruhestifter gekommen war. „Du.... dazwischen.“ Ich versuchte ihm mit meinen Händen zu zeigen, dass er eingekesselt worden wäre. „Du, wirklich schnell.... ich aber angst.“, schloss ich lahm.

„Entschuldigung.... ich spreche … noch nicht viel.“

Anscheinend war seinem Ego damit genügend geschmeichelt, denn er schaute nun verstehend zu mir auf.

„Achso, du hattest wohl Angst, dass die Leute mich verprügeln oder so.“ Ich nickte.

„Naja, das war wirklich nicht nötig, denn ich bin kein normaler Junge. Ich bin ein Ninja und den blöden Leuten entkomme ich immer. Die sind viel zu dämlich.“

Dieser Junge wollte ein Ninja sein? Ich war wirklich überrascht aber ließ mir nichts anmerken, damit ich ihn nicht verletzte.

„Entschuldigung“, sagte ich noch einmal.

„Sag mal, wie heißt du eigentlich?“, fragte er laut.

„Haruka.“ Ich biss mir auf die Zunge, beinahe hätte ich meinen tatsächlichen Namen gesagt. Damit wäre mein neuer Name hinfällig gewesen und somit in gewisser Weise auch der Neuanfang.

„Haruka – und weiter?“

Ich schüttelte den Kopf „ Nur Haruka...Wie heißt du?“, fügte ich hinzu.

„Uzumaki Naruto!“ rief er.

„Naruto Uzumaki“, wiederholte ich langsam. Etwas verwirrt schaute er mich an und mir fiel ein, dass man hier den Nachnamen vor dem Vornamen nannte.

„In meinem Land... zuerst Vorname... dann Nachname“, erklärte ich. Daraufhin schien er einen Moment zu überlegen, dann lachte er, verschränkte die Hände hinter seinem Kopf und rief:

„Achso. Naja dann: Hallo ich bin Naruto Uzumaki und ich werde einmal der größte Ninja aller Zeiten werden!“
 

Er macht den Eindruck es wirklich ernst zu meinen. Er hat einen starken Willen. Ich stimmte der Stimme gedanklich zu. Er schien dieses Ziel fest vor Augen zu haben und wer weiß vielleicht wurde er irgendwann einmal ein großer Ninja. Ich mochte den Blonden. Er schien wirklich aufgeweckt zu sein. Lächelnd betrachtete ich ihn noch einen Augenblick lang, dann wanderte mein Blick hoch zu den Wolken. Träume.

Über mir zogen die weißen Gebilde gemächlich dahin. Mir fiel ein, dass ich versuchen sollte entweder meinen verschollenen Begleiter oder das Gebäude zu finden, in dem sich den Hokage aufhielt. Seufzend schaute ich mich um, leider wusste ich immer noch nicht in welche Richtung ich musste. Mein neuer Bekannter sah mich etwas verwirrt an.

„Suchst du etwas?“

„Ja. Begleiter oder.... Hokage.“ Ich warf ihm einen resignierten Blick zu. „Die Leute...“, ich wusste nicht weiter. Da ich mich mit Worten nicht verständlich machen konnte, versuchte ich mit meinen Händen zu erklären, was ich meinte.

„ Ahh! Ich verstehe. Sie haben dich einfach mitgeschleift, als sie versucht haben mich zu fangen!“

„Ja, sie haben … mich mitgeschleift.“ Wiederholte ich.

„Weißt du was? Du hast mir geholfen und jetzt helfe ich dir! Ich bringe dich zum Hokage.“

Begeistert strahlte ich ihn an „Danke, Naruto.“ Das würde mir viel Zeit ersparen. Außerdem schien er weit redefreudiger zu sein als Yashido, der erst in der letzten halben Stunde aufgetaut war.

Mein schlechtes Gewissen meldete sich unverzüglich, nebst der Stimme aus meinem Kopf.

Du hättest nur mehr lernen müssen, als dein Vater es dir gesagt hat. Dann hättest du jetzt die Probleme nicht. 'Ach sei still', dachte ich unwirsch.

„Können wir, Haruka?“ Naruto sah mich abwartend an.

„Ja.... und Naruto?“

„Heh?“

„Danke für... Hilfe.“

„Keh, kein Problem. Weißt du, ich will einmal ein großer Ninja werden und da muss ich auch Leuten helfen.“ Mit diesen Worten marschierte er los und ließ mich mit einem verdutzten Gesicht zurück. Er hatte sich wirklich hohe Ziele gesteckt. Ich wünschte ihm von ganzem Herzen, dass er sie erreichen würde. Allerdings würde das sicher nichts werden, wenn er weiter die Stadtheiligtümer mit Farbe beschmierte.

Weil ich neugierig war, fragte ich ihn, wen die Köpfe darstellten und wieso er sie bekritzelt hatte.

„Woher weißt du, dass ich das war?“, fragte er mich erstaunt.

Ich hob eine Augenbraue, grinste ihn an und sah dann auf den Farbeimer, den er immer noch in der Hand trug.

„Viele Menschen hinter dir.“ Er schien zu verstehen, worauf ich hinaus wollte.

„Weißt du“, begann er und schaute in den Himmel „ Die Gesichter sind die Hokage, die Konoha bisher hatte. Zuerst der Shodai Hokage, sein Kopf ist der ganz links.“ Um mir etwas zu helfen hatte er bei dem Wort 'Shodai' einen Finger gehoben. Also war er das erste Dorfoberhaupt gewesen. Vermutlich sogar der Gründer der Stadt selbst.

„Der Zweite ist der Nidaime Hokage.“ Naruto zeigte mir zwei Finger. Dann der Sandaime Hokage. Und ganz rechts ist der Yondaime Hokage.“ Er sah mich fragend an. Ich nickte um ihm zu signalisieren, dass ich ihn verstanden hatte.

„Also... wir gehen zu Yondaime Hokage“, stellte ich fest. Ich ahmte Naruto nach, indem ich 4 Finger in die Höhe hielt.

„Nun... nein. Der Yondaime ist leider vor zwölf Jahren gestorben. Damals hat ein neunschwänziger Fuchs das Dorf angegriffen. Der Hokage hat sich selbst geopfert um das Dorf Konoha zu beschützen. Er ist ein großer Held.“

Er bemerkte, dass ich nicht ganz mitgekommen war und blieb stehen. Mit dem Finger zeichnete er einen Fuchs in den Straßendreck und einen kleinen Mann daneben. Ich wunderte mich etwas, dass der Fuchs so groß war. Meiner Erfahrung nach waren Füchse klein und niedlich. Auch, dass ein Fuchs ein Dorf angreifen sollte fand ich ziemlich unwahrscheinlich, denn selbst wenn er Tollwut haben sollte oder in ein Dorf lief um nach Nahrung zu suchen, sich deswegen opfern musste man sicherlich nicht.

Ich nahm an, dass es sich um eine Legende handeln musste, die man den Kindern im Dorf erzählte. Möglicherweise wollte man nicht, dass sie den wahren Grund des Todes erfuhren. Vielleicht hatte ihn der Fuchs mit einer Krankheit infiziert, dachte ich. Der Blondschopf wischte das Bild weg und stand auf.

„Deswegen hat man den Sandaime Hokage wiedergewählt.“ schloss er.

Langsam setzten wir uns wieder in Bewegung. Mir fiel auf, dass Naruto einen merkwürdigen Weg einschlug, anstatt wie ich vermutet hatte, schnell wieder auf die Hauptstraße zu kommen, schien er mich kreuz und quer durch die Stadt zu lotsen. Während er fröhlich von 'Ojii-Hokage', was ich für mich selbst mit Opa Hokage übersetzte, erzählte, schien es mir, dass er den Weg absichtlich in die Länge zog. Doch ich hatte im Grunde genommen alle Zeit der Welt.

Grinsend dachte ich mir meinen Teil. Der Kleine schien von Autorität nicht viel zu halten. Offensichtlich hatte ich hier Konohas' Querkopf vor mir, der wild gestikulierte und gerade von all seinen Streichen erzählte, die er dem Dorf und dem Hokage bereits gespielt hatte. Trotzdem erschien es mir, als ob der das Dorfoberhaupt mochte und die Bezeichnung 'Opa' nicht nur abwertend gemeint war.

Während ich ihn ihm zuhörte, hatte ich Gelegenheit mir auch sein Gesicht etwas genauer anzusehen. Sein lebhafter Charakter spiegelte sich in seinem Gesicht wieder und er verlieh ihm so eine einnehmende Ausstrahlung. Ich stutzte als ich auf seinen Wangen etwas entdeckte von dem ich nicht recht wusste, was es war.

Narben?

Als er sein Gesicht drehte, wurde sichtbar, dass auch auf der anderen Seite die gleichen Male waren. Drei auf jeder Seite. Naruto war so in seinem Element, dass er meinen Blick nicht bemerkte.

„Weißt du... die Hokage sind die stärksten Ninjas die es in einem Dorf gibt. Jeder in Konoha respektiert sie. Sie sind große Männer.“

Ich runzelte die Stirn. „Wieso dann die Farbe?“ Innerlich gratulierte ich mir für einen vollständigen Satz. Mittlerweile waren wir so weit durch das Dorf gewandert, dass ich die Steinköpfe wieder vor uns sah.

Aufmerksam betrachtete ich die, zugegeben, verunstalteten Steinköpfe. Einen nach dem Anderen. Das Gesicht des Yondaime kam mir allerdings irgendwie bekannt vor. Ich blickte von dem Fels zu meinem persönlichen Reiseleiter.

Ob Naruto wusste, dass die beiden sich verblüffend ähnlich sahen?

Die kleine Quasselstrippe überlegte indes angestrengt, wie er meine Frage beantworten sollte. Er zögerte und schaute mich unsicher und verschüchtert an.

„Weil ich auch irgendwann so respektiert werden will.“ Die Antwort verblüffte mich und ich musterte ihn noch einmal von oben nach unten. Naruto tat so, als merkte er es nicht und sah etwas wehmütig auf die Felswand, die vor uns immer größer wurde.

„Schau mal dahinten, Haruka, siehst du das Gebäude?“, wechselte er plötzlich das Thema.

„Ja, was ist es für … Gebäude?“

„Dort müssen wir hin. Das Zeichen vorne heißt 'Hi' und bedeutet Feuer. Dort wohnt Opa Hokage.“, sagte er etwas wehmütig.

Mein Blick folgte seinem ausgestreckten Arm. Das Gebäude war ein rot getünchter Rundbau. An der Vorderseite war ein runder Schild mit dem von Naruto beschriebenen Zeichen.

Als er ansetzen wollte, mir noch etwas zu erzählen, ertönte hinter uns eine Stimme:“ Da steckst du also Naruto!“

Der angesprochene erstarrte mitten im Schritt und ein Schauer durchlief seinen Körper. Verdutzt blieb ich stehen. Was war denn nun los?

„Oh weia, das ist Sensei Iruka“, whisperte der erstarrte Junge.

„Ich weiß, dass du mich gehört hast, du kleiner Idiot. Diesmal bist du zu weit gegangen!“

Ich drehte mich um, während Naruto immer noch in seiner Schockstarre gefangen war und sich keinen Millimeter bewegte. Er war unnatürlich blass geworden, beinahe bläulich.

Ein junger Mann rannte auf uns zu. Er trug wie Izumo und Kotetsu eine dunkelblaue Hose und einen Pullover in der gleichen Farbe. Darüber eine grüne Weste.

Er schien ziemlich wütend zu sein, denn er fuchtelte wie wild mit seiner Hand.

„Bleib ja stehen du Bengel!“

Das schien dem Frechdachs Beine zu machen. „Ich muss los!“ Schrie er mir über die Schulter hinweg zu. „Ich hoffe wir sehen uns wieder Haruka!“ Flink wie ein Wiesel schlüpfte er durch einen Spalt im Zaun, keinen Moment zu früh als auch schon sein Verfolger in einem unnormalen Tempo an mir vorbeisauste.

Sie waren wirklich schnell, schoss es mir durch den Kopf. Perplex sah ich zu, wie der braune Zopf des Mannes, den Naruto seinen Senesei Iruka genannt hatte, mit einem Satz über den Zaun sprang.
 

Wie war das möglich, dachte ich verdattert. Der Zaun war sicher an die zwei Meter hoch. Wie konnte man da einfach so drüber springen?

Irgendwas ist hier merkwürdig, bestätigte die Stimme in meinem Kopf.

Ich blinzelte, die beiden würden wohl nicht mehr zurückkommen. Mein gefühlter hundertster Seufzer stahl sich aus meinem Mund, denn ich bedauerte es etwas, dass der quirrlige Junge so schnell verschwunden war.

Ihm hatte es nichts ausgemacht, dass ich seine Sprache nicht konnte.

So mobil wie er war, redete er einfach für Zwei. Es war überhaupt das längste Gespräch gewesen, dass ich seid zwei Jahren geführt hatte. Dieser Gedanke gab mir einen innerlichen Stich, als mir bewusst wurde, dass ich die Gesellschaft von Naruto wirklich genossen hatte. Er hatte ein wirklich einnehmendes Wesen.
 

Weiter in die Richtung schauend, in der die beiden Streithähne verschwunden waren, setzte ich meinen Weg in Richtung des Rundbaus fort.

Dort angekommen sah ich mich einen Augenblick um. Von hier aus konnte ich die Steinhäupter ganz aus der Nähe sehen. Die Gelegenheit nutzend legte ich den Kopf schief und besah mir den vierten Hokage näher.

Es gab keinen Zweifel, dass er und der Wirbelwind von eben sich zum verwechseln ähnlich sahen, zumindest wenn man sich vorstellte, dass der Hokage blond war. Aber wie groß war die Wahrscheinlichkeit?
 

Gerade als ich weitergehen wollte, spürte ich eine Bewegung an meinem Bein. Verwundert schaute ich an mir herab und stellte fest, dass sich eine braune Katze zu mir gesellt hatte.

„Na hey, wer bist du denn?“ Langsam beugte ich mich herab und hielt ihr meine Hand hin. Sie beschnupperte mich ausgiebig, begann zu schnurren und rieb sich weiter an meinem Bein.

Mit Katzen konnte ich schon immer gut.

„Nanu, du gehörst doch jemanden. Du bist wohl aus dem Haus hier entwischt.“ Mitfühlend betrachtete ich den Kater, dem man eine monströse rote Schleife um das Ohr gebunden hatte. Armer Kerl. „Du bist ja wirklich ein hübscher“, lobte ich ihn, nachdem er mich angemaunzt hatte.

Er komplett braun, bis auf ein paar Streifen auf dem Kopf und an seinem Schwanz. Ich beugte mich zu ihm hinunter und kraulte ihn ausgiebig.

„Na? Kommst du mit?“, fragte ich ihn. Als Antwort warf er sich auf den Boden und machte sich lang.

Da er immer noch schnurrte, zuckte ich die Achseln und nahm ich ihn einfach auf den Arm, während ich ihn mit der anderen weiter streichelte.

Gerade als ich überlegte, wie ich gedachte ohne meine Hände die Tür zu öffnen, wurde sie von Innen aufgestoßen.

Heraus kam ein ziemlich erschöpft wirkender Yashido. Seine Haare schienen etwas grauer geworden zu sein und einige Büschel standen ihm wild vom Kopf ab. Offensichtlich hatte der wütende Mob ihm ziemlich zugesetzt, denn auch in seinem Gesicht sah ich etliche Schrammen.

Er erschrak sichtlich, da er beinahe in mich hineinlief. Nach dem ersten Schreck erkannte er mich, und sein Gesichtsausdruck wechselte in unendliche Erleichterung.

„Haruka!“

„Hallo Yashido.“, erwiderte ich. In meinen Armen schnurrte es laut und dem Jōnin entglitten die Gesichtszüge dermaßen, dass ich lachen musste.

„Katze.“ Ich hielt ihm das Tier unter die Nase, das augenblicklich zu fauchen begann und nach seinem Gesicht schlug. Schnell zog ich den Kater wieder zurück, der in meinem Arm wieder zufrieden schnurrte.

Dem zerzausten Mann fielen fast die Augen aus dem Kopf.

„Na du bist ja ein merkwürdiger Geselle, wieso fauchst du Yashido denn an, hm?“

Dieser hörte zwar seinen Namen, aber verstand mich natürlich nicht, da ich in meiner Sprache mit dem Fellknäul sprach. Ungläubig schüttelte er den Kopf und trat zurück, um mir die Tür aufzuhalten.

„Ich habe dich schon überall gesucht! Wo warst du die ganze Zeit?“

Ein Teil in meinem Kopf stellte mir die Frage, wie ich ihm das beantworten sollte. Ich war schließlich gerade zum ersten Mal in diesem Dorf unterwegs gewesen und hatte nicht die leiseste Ahnung wo ich zwischenzeitlich überall gewesen war. Auch weil Naruto mit mir diffuse Umwege gegangen war.

Ratlos griff ich so zu dem Verhaltensmuster zurück, dass mir schon auf der Reise gute Dienste geleistet hatte: Lächeln und den Kopf schieflegen.

Offensichtlich bemerkte auch der Jōnin seinen Fehler und machte eine entschuldigende Geste. „Verzeihung, du kannst das ja nicht wissen. Ist dir etwas passiert?“ Lächelnd verneinte ich und folgte dem Mann dann eine lange Treppe hinauf. Der Treppe folgte ein gebogener Gang mit vielen Türen. Vor einer blieben wir stehen.

„Warte bitte einen Moment.“ Er klopfte und als im Inneren eine Stimme ertönte, verschwand er in dem Zimmer.

„Na wenigstens hab ich dich noch“, sagte ich zu meinem tierischen Freund. Dieser versuchte sich gerade in meinen Armen zu wälzen und räkelte sich genüsslich.
 

Nach ein paar Minuten kam Yashido wieder heraus und lächelte mich ermunternd an.

„Der Hokage erwartet dich und für mich ist nun die Zeit gekommen um Abschied zu nehmen. Mein Auftrag ist beendet und ich kehre zum Daimyō zurück. Ich wünsche dir viel Glück. Vielleicht sehen wir uns wieder, wenn du besser unsere Sprache sprichst.“ Er zwinkerte mir zu. Ich hätte ihm am liebsten gesagt, dass er die vergangenen zwei Wochen sehr wohl mit mir hätte sprechen können. Er war doch derjenige gewesen, der wortkarg neben mir hergetrottet war.

Was konnte ich dazu, wenn erst die Ankunft in Konohagakure ihn um einhundertachzig Grad drehte?

Der Mann, den ich auf dem ganzen Weg für mürrisch gehalten hatte, wirkte nun aufgeschlossen und fröhlich.

Vielleicht lag es daran, dass er nach langer Zeit seine Heimat besuchte. So was hatte bekanntlich Einfluss auf die Gemütswelt, dachte ich bissig.

„Ich... werde... lernen. Auf Wiedersehen, Yashido. Guten Weg.“ Natürlich versuchte ich ihm eine gute Heimreise zu wünschen, aber besser ging es nicht.

Um ihm doch noch irgendwie meine Dankbarkeit auszudrücken verbeugte ich mich vor ihm. Dann drehte ich mich um und ging durch die Tür, die er mir öffnete, da ich immer noch den Kater im Arm hatte.
 

Hiruzen Sarutobi. Der Sandaime Hokage von Konohagakure.

'Ojii – Hokage' hörte ich in meinem Kopf die Stimme des Jungen, der noch vor einer guten Stunde, wie ein Wasserfall über ihn geredet hatte. Mir war durchaus bewusst, das Alter immer im Auge des Betrachters lag und für einen Jungen den ich vielleicht auf zehn oder elf schätzte, war ein Altersunterschied gefühlsmäßig noch größer, als er tatsächlich war.

Doch der Mann, der vor mir stand war tatsächlich steinalt. Es fiel mir schwer zu glauben, dass mein Vater und dieser Mann zusammen auf Missionen gewesen sein sollen, selbst wenn man zwanzig oder gar vierzig Jahre abzog.

Der dritte Hokage war einige Zentimeter kleiner als ich und trug einen Mantel, die ich als eine Art Amtsuniform interpretierte. Dazu gehört neben dem eben erwähnten Mantel ein kegelförmiger Hut, auf dem ich das gleiche Zeichen für Feuer erkannte, dass auch vorn auf dem Gebäude angebracht war. Mühsam versuchte ich mich an Narutos Worte zu erinnern.

Das Zeichen bedeutete 'Hi' und stand für Feuer, fiel es mir wieder ein.

Sein Gesicht war schmal und wirkte ausgezehrt. Als besonders empfand ich die Falten die sich um seine Augen gebildet hatten, es waren vier auf jeder Seite, absolut symmetrisch zueinander und sahen wie Sonnenstrahlen aus, die von seinem unterem Augenlid ausgingen.

Unwillkürlich musste ich an die Markierung denken, die ich bei Naruto im Gesicht gesehen hatte. Auch bei seinem Lehrer war mir quer über sein Nasenbein ein Streifen aufgefallen. Allerdings hatte ich ihn nicht lange genug gesehen um herauszufinden, ob es sich dabei vielleicht um eine große Narbe handelte.

„Na, hab ich den Test bestanden? Sehe ich aus wie der Mann, den du suchst?“ Verblüfft zuckte ich zusammen. Die Stimme mit der er sprach war nicht nur überraschend tief und kräftig, sondern er redete mich auch in meiner Sprache an.

Etwas beschämt, gestand ich mir ein, dass es unhöflich gewesen war, ihn so anzustarren.

„Du bist also Mahns' Tochter. Und siehe da, Tora hast du auch mitgebracht. Sehr beeindruckend.“

Ich blickte auf meinen Arm, den Kater hatte ich ganz vergessen. Belustigt stellte ich fest, dass er in meinem Arm eingeschlafen war. Da sein tierischer Instinkt ihm nun aber mitteilte, dass er ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerutscht war, hob er den Kopf und miaute.

„Genma? Komm doch bitte kurz rein“, rief er in Richtung der Tür. Diese wurde augenblicklich geöffnet und ein Mann trat ein.

„Ja, Meister Hokage?“

„Genma, nimm doch bitte die Katze Tora mit dir. Ich denke Madame Shijimi, wird sich freuen ihn wieder zu haben. Und sag dem Suchteam Bescheid, dass ihre Mission beendet ist.“

Ich runzelte die Stirn. Da war eben ganz sicher noch kein Mann draußen gewesen. Wo kam er so plötzlich her?

Argwöhnisch betrachtete ich ihn. Er war ein großer schmaler Mann, der die gleichen Sachen trug wie auch schon Izumo, Kotetsu und Narutos Lehrer.

In seinem Mund hatte er etwas, das aussah wie eine lange Nadel und auf seinen Kopf trug er wie Izumo ein Kopftuch. Das merkwürdige war, dass er es verkehrt herum zu tragen schien, denn die Knoten zeigten nach vorn. 'Wieder ein Ninja', dachte ich.

„Ja, Meister Hokage.“

Tora schien Lunte gerochen zu haben, denn er fauchte in Genmas' Richtung.

Ich wusste nicht, wer von Beiden nun weniger begeistert schien, der Kater oder der Mann. Der Ninja verzog das Gesicht, als er mir den Kater aus dem Arm nahm. Da das fauchende Knäul seinerseits sofort begann ihn zu kratzen und zu beißen. Verdutzt sah ich, wie der Traktierte das fauchende Tier daraufhin fluchend im Genick packte und soweit wie möglich von sich weg streckte. Anscheinend hoffte er, dass auf die Art und Weise sein Gesicht so wenig Schaden wie möglich nahm. Mit einem still-leidenden Ausdruck trug er seinen schreienden Widersacher nach draußen, während er seinerseits das Tier beschimpfte.

Verdattert sah ich den beiden nach und man konnte noch eine Weile beide auf dem Gang hören.

„Nun, das wäre geklärt. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft Tora seiner Besitzerin schon davon gelaufen ist.“ Ertönte es hinter mir.

„Das Wichtigste zuerst“, fuhr der Hokage fort. „Sag mir, wie soll ich dich nennen? Dein Vater schrieb mir vor langer Zeit einen Brief, als du geboren wurdest. Ich weiß also, wie dein Geburtsname ist.“ Er zögerte einen Augenblick, dann drehte er sich zu seinem Schreibtisch und zog eine Schriftrolle hervor. „Allerdings habe ich hier einen Brief aus dem Palast....“

Der Sandaime ließ den Satz unvollendet und sah mich an. Er wartete und überließ mir die Entscheidung.

„Ich bin hergekommen, um ein neues Leben zu beginnen.“ Einen Moment stockte mir der Atem. „Der Name, der in dem Schriftstück steht, ermöglicht mir ein neues Leben. Ein Leben in dem mich niemand kennt.“

Der alte Mann brummte und warf noch einen Blick in die Schriftrolle. „Ist es dem Andenken deiner Eltern nicht unehrlich gegenüber, wenn du deinen Namen mit ihnen sterben lässt?“ Die Frage saß. Es dauerte einen Moment bis ich mein Gesicht und meine Gefühle wieder im Griff hatte.

„Bist du Sarutobi Hiruzen?“, fragte ich, ohne ihm meine Motive zu erklären.

Bevor ich nicht wusste, ob dieser Mann wirklich der war, für den er sich ausgab, würde ich gar nichts beantworten.

Der Greis legte den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus.

„Ganz der Vater“, lächelte er. „Es ist eine wirklich gute Eigenschaft, ich erkenne viel von ihm in dir. Nun, lass mich überlegen. Wie kann ich dir beweisen, dass ich der Echte bin?“

Geduldig wartete ich.

„Ich habe deinem Vater einen Ring geschenkt. Meinen Siegelring um genau zu sein. Es ist mehr als zwanzig Jahre her, dass ich ihm den gegeben habe. Meine Name ist auf dem Aufsatz eingraviert und der Untergrund ist rot mit helleren Elementen. Da dein Vater ein vorausdenkender Mann war, schätze ich, dass er ihn dir gegeben oder zumindest gezeigt hat?“

Zittrig fuhren meine Hände hoch zu meinem Hals, wo sich die Kette unter dem Haori befand. Langsam, Stück für Stück zogen meine Finger ein Glied nach dem anderen aus meinem Ausschnitt. Am Ende hing, in den letzten zwei Jahren von niemanden gesehen, der beschriebene Ring.
 

„Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich den Namen, den euer Herrscher mir gab annehmen soll oder nicht. Aber das Erbe meiner Eltern steht vor dir. Sie starben um mich zu beschützen. Es ist zwar nicht davon auszugehen, dass man mich hier aufspüren wird. Trotzdem möchte ich kein Risiko eingehen.“ Hiruzen nickte.

„Weise Worte, von einer noch so jungen Frau. Nun dann. Willkommen in Konohagakure... Haruka.“ Einen Moment herrschte Schweigen.
 

„Wir haben viel zu bereden, aber mit einem Blick auf die Uhr, denke ich wir verschieben das auf Morgen. Es ist spät geworden und ich denke, nach deiner Reise wirst du erschöpft sein. Draußen wartet Genma auf dich. Ich war so frei und habe mir erlaubt dir eine Wohnung auszusuchen.“ Es war offensichtlich, dass er mit 'Reise' damit nicht den Weg aus der Residenz des Daimyō meinte.

Nickend, beugte ich den Oberkörper nach vorne und wusste, dass ich entlassen war.

„Eine Frage hab ich aber doch noch.“

„Ja?“

„Yashido meinte, eine wütende Menschenmenge hätte euch überrascht. Laut seiner Aussage wurdet ihr getrennt. Er selbst kannte sich aus, aber wie hast du den Weg hierher gefunden?“

Ich drehte mich noch einmal zu ihm um.

„Ich traf den Jungen, der für den Mob verantwortlich war. Ein kleiner, blonder Wirbelwind. Er wollte mich eigentlich bis hier her begleiten.“

„Was ist passiert?“, er hob interessiert die Augenbrauen, so dass sie unter seinem Hut verschwanden.

„Er traf seinen Sensei und rannte wie der Teufel davon.“

Ich trat durch die Tür, hinter der mich tatsächlich bereits ein ziemlich lädierter Genma erwartete und warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu meinem neuen Heim.

Der Hokage selbst blieb mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck zurück.
 

Nach einigen Minuten, die er die Tür angestarrt hatte, kicherte er und zog aus seinem Mantel eine lange Pfeife hervor, die er sich anzündete.

„Soso.“ Sagte er und blies einen Rauchkringel in die Luft.

„Naruto, du überraschst mich doch immer wieder.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey, ich freue mich, dass ihr hergefunden habt. Leider denke ich, dass ich sicherlich den einen oder anderen Rechtschreibfehler übersehen haben. Bei gröberen Fehlern, schreibt mir doch eine ENS, damit ich es ausbessern kann.
Darüber hinaus, freue ich mich natürlich auch über Feedback, je mehr Menschen sie gefällt, um so glücklicher bin ich. Bis zum nächsten Kapitel
Liebe Grüße Vanhia Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aibera
2013-12-10T20:30:33+00:00 10.12.2013 21:30
Auf Außenstehende muss ein Ninja wirklich SEHR seltsam wirken :D Springt da einfach en kleener Bub über nen 2Meter Zaun! =) Ein schönes Kapitel und ich lese gespannt weiter!
lg
Aibera
Von:  Samehada92
2013-12-09T09:05:50+00:00 09.12.2013 10:05
Und wieder kann ich nur sagen: Tolles Kapitel. :)
Macht richtig Spaß, deine Story zu lesen.
Bin sehr gespannt wie's weitergeht.
LG Vantastic_Vlo
Antwort von:  Vanhia
09.12.2013 13:51
Vielen lieben Dank für dein tolles Lob :)
Es freut mich wirklich ungemein, wenn es dir Spaß macht sie zu lesen.
Ich denke es wird schnell Nachschub geben und ich hoffe es stört dich nicht, dass die Geschichte wohl ziemlich lang werden wird.
Noch einmal ganz lieben Dank, dass du mir so viele schöne Kommentare hinterlässt, denn sie sind ja der einzige Lohn den man, als Fanfiction-Schreiber sowieso, und als Autor bekommt.

Liebe Grüße
Vanhia
Von:  fahnm
2013-12-08T21:33:36+00:00 08.12.2013 22:33
Klasse Kapi^^
Mach weiter so^^
Antwort von:  Vanhia
09.12.2013 13:51
Hallöchen,
Vielen lieben Dank, es freut mich wenn dir das Kapitel gefallen hat und hoffe das nächste gefällt dir genauso! :-)
Liebe Grüße Vanhia


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