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Judas

I wanna love you
von

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- love -

3
 

Vegeta ballte seine Fäuste und stieß ein leichtes Grummeln aus. Als er seine Augen von Kakarotts zitternden Händen nahm und nach oben gleiten ließ, traf er eben dessen Blick. Kakarotts Kopf war immer noch nach unten geneigt, aber seine Augen fixierten Vegeta regelrecht. Die Zeit schien still zu stehen, als die beiden Saiyajin sich vielsagend musterten. Vegeta begann zu schwitzen, seine Hände wurden kalt und gleichzeitig lief ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Wie Kakarott ihn anblickte... Diese dunklen, glänzenden Augen... Verzweifelt, erwartungsvoll, voller Angst. //Ich kann das nicht...//, sprachen diese dunklen Fenster zu Kakarotts Seele ihm entgegen.

Der Körper des Prinzen verspannte sich. Er musste es tun! Es ging nicht anders! Schweiss rann ihm von der Stirn. Für einen Moment schloss er seine Augen und versuchte, sich zu fassen. Er wollte das nicht tun, er hasste, dass er das tun musste... Verzweifelt versuchte er, sich zu konzentrieren.

Die Atmosphäre zwischen den vier Kriegern war wie eingefroren. Düstere Blicke, verzweifelte Seufzer, knirschende Zähne. Son Gohan und Piccolo wussten nicht ein, noch aus. Son Goku zu opfern, kam nicht in Frage. Aber... Was tun? Den Blickwechsel der beiden anderen bekamen sie nicht mit.

Vegeta konzentrierte sich, versuchte eine innere Ruhe herzustellen. Den richtigen Moment abzupassen. Sein ganzes Ich sträubte sich dagegen, das zu tun. Aber wenn nicht er, wer dann?

Er riss seine Augen auf. //Jetzt!!//, schoss es ihm durch den Kopf und von einer Sekunde auf die nächste entfachte er seine Aura, seine Haare verfärbten sich blond, seine Augen türkis, sein Kraftlevel schoss in die Höhe und mit einem lauten, unerwarteten Schrei stürzte er auf Kakarott, der ihn aus weit aufgerissenen, schockierten Augen anstarrte, und knallte ihm seine Handkante an eine bestimmte Stelle im Nacken. Augenblicklich sackte der Saiyajin wie ein toter Sack ohnmächtig zu Boden. Mit aggressivem Blick stellte Vegeta sich zwischen den bewusstlosen Körper und die beiden anderen, die nun eine Kampfhaltung einnahmen und ihn verwirrt anblickten.

„Was machst du denn?!“, fragte Son Gohan panisch, doch schon im nächsten Moment hatte er ein Knie in seiner Magengegend. Röchelnd fiel er zu Boden. Der Prinz hatte ihm nicht mal den Hauch einer Chance gegeben. Piccolo schoss auf Vegeta zu, wollte ihn von seinem düsteren Vorhaben abhalten, aber der Prinz reagierte blitzschnell, schlug Piccolo zur Seite und versetzte dem Jungen auf dem Boden ebenfalls einen Schlag, der ihm die Lichter ausknipste.

„Tu das nicht, Vegeta!“, flehte Piccolo, während er sich von dem harten Schlag erholte. „Es gibt sicher eine andere Lösung!“ Er wusste, dass er gegen Vegeta nicht den Hauch einer Chance hatte.

„Tze“, antwortete der Prinz kaltblütig. Dann schlug er auch den Namekianer nieder.
 

Mit fast schwermütigem Blick betrachtete er die drei bewusstlosen Kämpfer vor sich. Trauer kam in ihm hoch und schnürte ihm beinahe die Kehle zu. Er wollte das verdammt nochmal nicht tun müssen...

//Für die Menschen... und für Kakarott//, rief er sich ins Gewissen und schluckte die aufkommenden Gefühle runter. Er hatte noch etwas zu tun.

In seinem rechten Zeige- und Mittelfinger sammelte er seine Energie und bündelte sie auf spezielle Art und Weise. Dann bildeten sich über den beiden erhobenen Fingern vier kleine Ringe, die er nun in Kakarotts Richtung schoss. Langsam legten sie sich um Hand- und Fußgelenke des ohnmächtigen Saiyajin und zogen sich eng zusammen. Diese Energieringe würden Kakarotts Ki im Zaum halten, falls dieser aufwachen sollte. Er würde absolut wehrlos sein.

Gedankenverloren zog Vegeta eine Kapsel aus seiner Hosentasche und drückte auf den kleinen Knopf. Als er das kleine Ding von sich warf, verwandelte es sich mit einem kleinen Knall in einen Gleiter, kaum größer, als ein fliegendes Auto.

Dann ging er zu Kakarott und kniete sich neben ihn, um ihn aufzuheben. Wie in Trance betrachtete er den schlaffen Körper, der vor ihm auf dem Boden lag. Die weichen Gesichtszüge, die wild abstehenden Haare, die definierten Muskeln, die unter dem Kampfanzug nur zu erahnen waren...

Vegetas Gesichtsausdruck wurde dunkel bitter. Das Leben hatte ihm nie gegeben, was er wollte. Immer hatte es ihm Steine in den Weg gestellt und immer war er an diesen Steinen gewachsen, stärker geworden. Aber diese Hürde... das war zu viel. Das Leben nahm ihm nun auch noch das einzige Wesen, das er jemals wirklich geliebt hatte... Ja, er liebte Kakarott. Schon seit Jahren. Anfangs hatte er versucht, sich gegen diese Gefühle zu sträuben und zu wehren, aber irgendwann hatte er einfach kapituliert. Mit niemandem hatte er je darüber gesprochen. Schon gar nicht mit Kakarott selbst. Unbewusst hatte er dessen Nähe gesucht, sie hatten sich öfter zum Training getroffen, waren Freunde geworden und Vegetas Liebe war gewachsen. Im Verborgenen. Wie sehr hatte er sich vorgenommen, eines Tages, irgendwann in ferner Zukunft einmal, seine Gefühle mit Kakarott zu teilen, ihm davon zu erzählen... Aber wie auch immer der auf dieses Geständnis reagiert hätte, es würde auf dasselbe hinaus laufen. Kakarotts würde sterben. Und er würde sein Mörder sein. Er wusste, dass er danach nicht mehr derselbe sein würde.

Sachte hob er seine Hand und ließ sie langsam über Kakarotts weiches Gesicht gleiten. „Es tut mir leid... Ich liebe dich...“, flüsterte er mit brüchiger Stimme. Sein Magen fühlte sich flau an. Ihm war schlecht.

Kakarotts Körper begann zu zittern. Langsam schlug er die Augen ein Stück weit auf und blickte dem Prinzen in die Augen.

Vegeta schluckte.

„Stimmt das, Vegeta?“, fragte Son Goku schwach.

Die Augen des Angesprochenen weiteten sich vor Schreck, aber er unterbrach den Blickkontakt zu Kakarott keine Sekunde. Er wagte er nicht, zu antworten.

Sein Blick war Antwort genug für Son Goku, der nun nervös seine Lippen aufeinander presste. Sollte er dem Prinzen gestehen, welche Gefühle er selbst für ihn hegte? Sollte er diese Last noch vor seinem Tod los werden? Vorsichtig wägte er ab, suchte in Vegetas verunsicherten Augen nach einer Antwort und entschied sich schließlich dagegen. Was hätte es schon für einen Sinn gehabt, eine absolut ausweglose Liebe aufkeimen zu lassen, wenn man wusste, dass man bald nicht mehr existieren würde... Er bereitete Vegeta schon genug Kummer, weil er diese Untat von ihm verlangte, weil er ihm diese Bürde auferlegt hatte. Insgeheim hatte er gehofft, Vegeta würde ihn mit Freuden umbringen, ihn, seinen Todfeind. Und nun dieses Liebesgeständnis. Damit hatte er nicht gerechnet. Es tat ihm leid, dass es Vegeta war, der ihn töten würde... Was er dem Prinzen damit antat, schien ihm unverzeihlich. Und er würde das Geheimnis seiner Liebe mit ins Grab nehmen. Dabei würde er nicht mal eines haben...

„Bringen wirs hinter uns...“, sagte Son Goku frustriert und wand seinen Blick ab.

Vegeta streckte seine Hand aus und half dem geschwächten Saiyajin auf die Beine. Die Ki-Fesseln schienen ihren Dienst zu tun. Er hatte gehofft, Kakarott würde nicht mehr aufwachen. Diese unangenehme Situation kostete ihn fast den letzten Nerv. Dass Kakarott jetzt wusste, wie er fühlte, war für ihn Erleichterung und Last zugleich. Er war froh, dass er es ausgesprochen hatte, und er war frustriert, weil er nie erfahren würde, wie es hätte weiter gehen können nach diesem Geständnis. Es wäre einfach zu Ende. Nicht mal im Jenseits würden sie sich wiedersehen...

Er half Kakarott in den kleinen Gleiter und setzte sich dann selbst auf den Fahrersitz. Wenig später erhob sich das Gefährt in die Luft und flog rasend davon, direkt auf die köchelnde gelbe Masse auf dem Erdboden zu.
 

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Die Zeit, in der sie wortlos nebeneinander im Gleiter saßen und dem Untergang entgegenflogen, kam ihnen wie eine Ewigkeit vor. Beide hingen in ihren Gedanken, in ihren Ängsten, doch brachte keiner von beiden es fertig, irgendetwas zu sagen. Obwohl sie es doch beide wollten. Die Spannung, die in der Luft lag, war unerträglich und fast mit Händen greifbar.

Schon nach wenigen Minuten hatten sie die Ausläufer des Feindes gefunden, soweit hatte sich das Ungetüm aus wabernder gelber Materie schon über der Erde ausgebreitet. Unzählige Menschenleben hatte es schon vernichtet. Nichts, weder Berge, noch Wäldern, noch Städte blieben verschont. Es vernichtete alles. Und überall, wo es war, zog es diesen stinkenden, düsteren Nebel mit sich.

Aus dem Augenwinkel nahm Vegeta wahr, wie Kakarott lautlos zeufzte. Die Sorge und Angst in seinem Gesicht waren unverkennbar. Mit schlechtem Gewissen wand er seinen Blick wieder ab. Es schmerzte ihn, Kakarott so zu sehen. Er wollte ihm all das nicht antun. Eigentlich wollte er ihn nur in den Arm nehmen und ihm nah sein, ihm sagen, dass alles gut werden würde und dass es sicherlich eine andere Möglichkeit gäbe, die Erde zu retten. Nein, eigentlich wollte er Kakarott einfach nur in Sicherheit bringen, mit ihm von der Erde verschwinden und sie ihrem Schicksal überlassen... Aber das würde dieser nicht zulassen.

„Danke, Vegeta“, flüsterte Son Goku mit fester Stimme. Er hatte Vegetas Mimik beobachtet und sah den Schmerz, den er gerade erlebte. Und er wusste, dass nur Vegeta in der Lage war, das alles für ihn zu tun. Seine anderen Freunde waren zu verblendet und zu optimistisch dafür. Zu idealistisch und hoffnungsvoll. Zu egoistisch. Und er selbst... zu feige...

Der Prinz knurrte abschätzig und blickte weiter hinaus in die Landschaft des Grauens. In der Ferne erkannte er, dass das Zentrum des Feindes, das klaffende, in sich rotierende, schwarze Loch im Boden, um ein Vielfaches gewachsen war. Seine Augen weiteten sich bei dem furchtbaren Anblick und augenblicklich bekam er eine eiskalte Gänsehaut. So viel böse Energie... Und da sollte er Kakarott hinein stoßen? Kakarott, den er liebte?...

Seine Hände begannen unkontrolliert zu zittern und sein Puls beschleunigte sich um ein Vielfaches. Fast hatte er das Gefühl, sein Herz müsste jeden Moment seine Rippen durchbrechen und explodieren. Die dunkle Energie des Feindes durchdrang jede Faser seines Körpers, pulsierte durch seine Nerven und verursachte eine Angst in ihm, die er nie für möglich gehalten hatte. „Ich... kann das nicht...“, stammelte er mit weit aufgerissenen Augen, den Blick auf den schwarzen albtraumhaften Strudel aus Schwarz gerichtet. Der Gleiter blieb reglos in der Luft stehen.

Plötzlich spürte er Kakarotts warme Hand, die sich beruhigend auf seine legte, die zitternd das Lenkrad festhielt.

„Vegeta...“, flüsterte Son Goku sachte. „Bitte... Ich... schaff das nicht ohne dich...“

Wie in Trance hob der Prinz seinen Kopf und blickte in Kakarotts ernste Augen. Ernste, weich schauende Augen, die ihn wohl irgendwie beruhigen wollten. Aber auch sie strahlten Angst aus, vor dem, was zwangsläufig passieren würde. Die Wärme, die Vegeta an seiner Hand spürte, entfachte eine unsagbare Hitze in ihm. Noch nie hatte er eine so intime Berührung von Kakarott erfahren.

Einmal... Nur einmal wollte er wissen, wie es wäre. Wie es sich anfühlen würde...

Langsam hob er seine Hand vom Steuer und umschloss damit Kakarotts Hand. Fasziniert von dieser Handlung, wand Kakarott seinen Blick von Vegetas Gesicht und starrte die nun ineinanderliegenden Hände an. Vegetas Haut war rau und zugleich irgendwie zärtlich... Dieses Gefühl gefiel ihm. Und es schmerzte ihn tief in seinem Innern.

Vorsichtig betätigte Vegeta nun wieder das Gaspedal und steuerte weiter auf das dunkle Zentrum vor ihnen zu. Kakarotts Hand hielt er fest umschlossen. Irgendwie spendete ihm das Kraft und Ruhe. Mut.

Direkt über dem Strudel kam der Gleiter zum Stehen. Was sich unten auf der Erde abspielte war das reinste Chaos. Was da in diesem Strudel mitmischte, was es auch war, welche Gestalt es auch haben mochte, es war nicht in Worte zu fassen. Absolut unbegreifbar. Unangreifbar.

Wortlos blickte Son Goku zu Vegeta, der immer noch seine Hand hielt und mit absolut angespanntem Gesicht, knirschenden Zähnen und tiefen Sorgenfalten auf der Stirn, das Geschehen außerhalb des Gleiters beobachtete. Dieser Anblick des leidenden Prinzen, der dies alles hier eigentlich gar nicht tun wollte... Diese Gedanken in seinem Kopf, diese Erinnerung an Vegetas zärtliche Stimme, die „ich liebe dich“ geflüstert hatte...

„Ich liebe dich auch!“, brach es aus dem Saiyajin heraus.

Augenblicklich verfiel Vegetas Körper in eine reglose Starre. Sein Blick wurde leer. Hatte Kakarott das gerade wirklich gesagt? Meinte er das ernst? Langsam hob er seinen Blick und starrte Kakarott an, der schwer atmend auf dem Sitz neben ihm saß. Er jetzt bemerkte er, wie fest Kakarotts Hand sich nun an seine eigene klammerte und er wusste, dass sein Gegenüber nicht log.

Aus weit aufgerissenen Augen blickte der Prinz ihn nun an und nur ein einziger Gedanke schoss ihm durch den Kopf. „Lass uns... abhauen, Kakarott,... weg von der Erde...“ Seine Stimme war brüchig und hoffnungsvoll.

Son Goku hätte sich am liebsten geohrfeigt. Wieso hatte er das nur aussprechen müssen? Er hatte Vegeta nicht damit belasten wollen. Schon gar nicht in dieser Situation... Vegeta wagte zu hoffen, nur weil er selbst zu blöd war, seine Gefühle für sich zu behalten. Zögerlich schüttelte er den Kopf, was dem Prinzen einen dunklen Schatten ins Gesicht trieb. „Du weißt“, erklärte Kakarott mit halbfester Stimme. „Dass ich das nicht kann...“

„Dann..." Vegeta war kurz vorm Verzweifeln. „Dann machs doch selbst!“, brüllte er Kakarott wütend entgegen, löste seine Hand aus Kakarotts und verschränkte seine Arme, schloss seine Augen und wartete, was passieren würde. Nach kurzer Zeit hörte er, wie Kakarott die Tür an seiner Seite des Gleiters öffnete. Panisch riss er seine Augen auf und beobachtete Kakarott angsterfüllt. //Bitte tu es nicht!//, rief seine innere Stimme verzweifelt. //Verlass mich nicht!//

Eine Weile blickte Son Goku aus der Tür des Gleiters hinaus in die unendliche Dunkelheit unter ihm. Da sollte er sich reinstürzen? Würde es weh tun? Würde er gleich sterben oder würden all seine Feinde dort unten auf ihn warten? Würde sie ihn foltern, ihn leiden lassen? Würde er überhaupt sterben? Oder würde das nur ein ewiges Dasein in unendlichen Qualen werden? Wie betäubt schüttelte er den Kopf. Nein. Das war nur überbliebene Energie. Er lehnte sich ein Stück nach vorne. Bereit zum Absprung.

Energie kann weh tun, aber nicht foltern. Sie würden sich neutralisieren... Oder? „Verdammt, ich schaff das nicht!“ Mit flehendem Blick wand er sich zu Vegeta um. Ihre Blicke trafen sich. Die Zeit blieb stehen.

Der Prinz nickte leicht. Dann griff er fast zögerlich mit beiden Händen nach Kakarotts Oberkörper und zog dessen Rücken an seine Brust. Umarmte ihn von hinten. Kakarotts ließ sich mit seinem ganzen Sein in diese wärmespendende Umarmung fallen, legte seine Hände auf Vegetas, wo sich ihre Finger sofort ineinander verwoben, legte seinen Kopf nach hinten, auf Vegetas Schulter und atmete gierig den Geruch ein, der von dessen Hals ausging. Er wusste, dass der Prinz ihn verstand und wusste, warum all dies so geschehen musste. Er musste es ihm nicht sagen. Sie verstanden sich ohne große Worte. Aber insgeheim fragte er sich, wieso sie es beide nicht instinktiv gewusst hatten, dass sie einander liebten. Oder warum sie es nicht hatten merken wollen...

Vegeta war den Tränen nahe. Jedoch verkniff er sich dieses Anzeichen von Schwäche. Es war schon schwach genug, dass er und Kakarott hier am kuscheln waren, wo doch die Welt gerade dabei war, zerstört zu werden. Aber sollten diese blöden Menschen doch noch eine Weile warten. Immerhin war diese der letzte Moment, den sie teilen würden... Sachte zog er Kakarott fester in die Umarmung. Er versuchte, ihm etwas Trost zu spenden, die Angst zu nehmen und gleichzeitig wollte er sich selbst damit ein bisschen beruhigen. Aber diese Nähe, dieser unwiederstehliche Duft, all das machte es ihm noch schwerer. Er seufzte traurig, während er den zitternden Körper an sich spürte. Langsam hob er seine rechte Hand und streichelte liebevoll über Kakarotts Hals. Das schien diesen etwas zu entspannen, aber Vegeta konnte unter der Haut seinen schwer schlagenden Puls spüren. Das veranlasste ihn dazu, Kakarott ein Stück von sich zu drücken und ihm mit einer kleinen Berührung an der Schulter zu signalisieren, er solle sich zu ihm umdrehen.

Sie saßen nun einander direkt gegenüber, blicken sich gegenseitig in ihre leeren, glasigen Augen, die von Schmerz erfüllt waren. Vegeta seufzte erneut, dann hob er beide Hände an Kakarotts Wangen. Dessen erwartungsvollen Augen schienen sich mit Leben zu füllen und fast melancholisch legte er sein Gesicht in die liebevollen Hände Vegetas. Nie hätte er gedacht, diesem einmal so nah zu sein. Auch wenn es nur einmal sein sollte... Er war glücklich. Dass er das noch spüren durfte, erfahren durfte, bevor er gehen musste. Eigentlich konnte er sich keinen besseren letzten Moment auf der Erde vorstellen. Vegetas Finger liebkosten sachte seinen Haaransatz. Er hob nun selbst seine Hände. Eine platzierte er auf Vegetas Oberarm, die andere im Nacken des Prinzen und ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, zog er ihn langsam näher an sein Gesicht.

Vegeta konnte Kakarotts warmen Atem schon auf seinen Lippen spüren. Es kitzelte angenehm und für einen Moment war er geneigt, alles um sie herum zu vergessen. Die gesamte Absurdität dieser Situation und die ganze Tragödie dieses einen Liebesaktes... Dann überwand er den letzten Zentimeter, der sie noch trennte und legte seine bebenden Lippen auf Kakarotts Gegenstücke.

Wie in Zeitlupe liebkoste Vegeta diese wohlschmeckenden, weichen Lippen, die den seinen immer wieder zögerlich entgegen kamen. Es war wie ein wirres Spiel aus wollen, aber nicht können, aus Liebe und Schmerz, aus Nähe und bloß nicht zu nahe kommen. Wieso musste alles, was mit Liebe zu tun hatte, auch immer etwas mit Schmerz zu tun haben? Diese Ungerechtigkeit des Lebens war nirgends besser zu erfahren, als in diesem Moment. Die beiden Saiyajin waren wie gefangen in einer Blase aus Verzweiflung und Zuneigung. So lange hatten sie nebeneinander her gelebt, sich ihrer Liebe unbewusst. Wieso erforderte es immer Extremsituationen, um endlich an die Essenz des Daseins zu gelangen? Und dann... ließ das Leben einen fallen... Immer wieder.

Wie zwei Ertrinkenden klammerten die zwei Liebenden sich nun aneinander, tauschten innige Küsse, umspielten ihre Zungen und erkundeten die Empfindungen des anderen. Dieser Moment, diese letzte Minute gehörte nur ihnen. Niemandem sonst. Sie gehörten einander. Waren eins.

Dann rief Vegeta sich diese verdammte Situation wieder ins Gedächtnis... Verzweifelt kniff er seine Augen zusammen, unterbrach den Kuss keine Sekunde lang und schlug dann erneut mit seiner Handkante auf die Stelle, die Kakarott sofort ohnmächtig nach vorne zusammen sacken ließ.

Unzufrieden knirschte er mit den Zähnen, als er Kakarott schwermütig betrachtete, wie er reglos in seinem Schoss zusammen gefallen war. „Ich tu das nur, weil du es so willst, du Idiot... Wieso musstest du das ausgerechnet von mir verlangen?...“ Er wusste es ja eigentlich.

Sachte hob er Kakarotts Oberkörper an und drückte ihm einen letzten Kuss auf die Backe. „Ich werde dich nie vergessen... Und ich werde mir das nie verzeihen...“ Dann legte er sich Kakarotts Körper über die Schulter und verließ den Gleiter.
 

~Goku...~
 

Sofort begannen die unheilvollen Stimmen aus der Tiefe zu ihnen hinauf zu säuseln. Vegeta war zum Kotzen zumute. Er drückte Kakarott eng an sich. Innerlich fragte er sich, ob diese Stimmen schon die ganze Zeit geflüstert hatten und ob sie es nur einfach erfolgreich nicht gehört hatten.
 

~Vegeta...~
 

Der Prinz knirschte mit den Zähnen. „Schön, dass ihr euch noch an mich erinnert, ihr Wichser“, zischte er durch zusammengepresste Kiefer.
 

~Gib uns Goku... Vegeta... Los schon, rette die Erde...~
 

Ein schrilles, monotones Lachen drang aus dem Abgrund. Vegeta wagte nicht, hinunter zu blicken. Er fürchtete, dass er dann selbst zu feige gewesen wäre.

Dann spürte er etwas. „Scheisse...“

In der Ferne näherten sich die Auren von Son Gohan, Piccolo, Dende und ein paar dieser anderen Erdlinge. Vegeta hasste es, unter Zeitdruck zu stehen.

Eine grausige Gänsehaut überzog seinen gesamten Körper, sein Magen wurde flau, wie leer gefegt. Überhaupt alles an ihm fühlte sich an, als wäre er auf dem schlimmsten Dorgentrip, den man sich vorstellen konnte. „Scheisse, Kakarott!!!“, schrie er verzweifelt in die endlose Leere hinaus, während er Kakarotts warmen Körper ein letztes Mal eng an sich drückte. Ein letztes Mal...

Er versuchte, seine Muskeln zu entspannen, damit seine Arme ihn losließen.

Zwecklos.

Nichts als Zittern.

Er begann zu schwitzen. Die Auren kamen immer näher. Er musste das jetzt verdammt nochmal schaffen... In weniger als einer Minute würden sie hier sein...
 

~Mach schon...~
 

So drang es immer wieder aus dem Abgrund.

Schweiß rann von Vegetas Stirn. Gleich würden sie hier sein.

„Für die Erde...“, flüsterte er und schweren Herzens, mit zitternden Händen und verzweifelt zusammengepressten Augenlidern, entließ er seinen Geliebten aus seinen Armen, um dessen geliebte Erde zu retten...
 

„Neeeeeeein!“, hörte er Son Gohan panisch rufen, der so schnell als möglich auf seinen stürzenden Vater zu raste.

Aber es war zu spät. Son Goku stürzte in die namenlose Dunkelheit.
 

Mit einer lauten Explosion verfärbte sich der schwarze Abgrund mit einem Mal in ein leuchtend-weißes, gleisendes Licht. Die Druckwelle erfasste Son Gohan und schleuderte ihn weit nach oben in die Luft. Schützend legten sich alle ihre Arme vor die Augen und versuchten, nicht durch den enormen Druck davon geschossen zu werden.

Schon nach wenigen Momenten öffnete Vegeta seine Augen und erstaunt beobachtete er das Geschehen um sich herum.

Ausgehend von der leuchtenden, wirbelnden Spirale, die eben noch ein klaffendes, schwarzes Loch gewesen ist, verbreitete sich ein in allen Farben des Lichtspektrums schillerndes Meer aus reiner, heller Energie. In Sekundenschnelle legte es seinen Weg zurück, hinweg über die neblig-modernde, gelbe Materie hinweg, die die Erde überfallen hatte.

Alles, die gesamte Erde schien auf einmal wie in Licht getaucht, Bäume erblühten, Wiesen und Berge verfärbten sich in einen satten Grünton, die Luft, der Himmel, alles wurde von dieser weichen Energie überzogen und schien zu strahlen, zu atmen, zu leben, wie nie zuvor. Alles war bunt und voller Leben, der Feind war wie von Erdboden verschwunden und es schien noch genügend von der weißen Energie Son Gokus übrig, um den Planeten in neuem Glanz auferstehen zu lassen. Es war wie eine Erlösung. Vegeta spürte Kakarotts Dasein, seine Energie, die die Erde langsam heilte und sich in jedem Wesen, jeder Blume, jedem Grashalm niederschlug. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die versteinerten Gesichtszüge des Prinzen, während eine einsame Träne aus seinem Auge kullerte und sich durch die Luft einen Weg hinab zum neuen Angesicht des Erde bahnte. Er fühlte sich leer. So leer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  BadMajin
2014-04-18T17:40:56+00:00 18.04.2014 19:40
Mein erster Gedanke war auch das für den Job nur Geta in Frage kommt.
Gott tun mir die beiden leid!! *schnief* das ist soo traurig T.T
Das hast du wirklich wunderschön beschrieben.

Von:  Arya
2014-01-29T18:26:58+00:00 29.01.2014 19:26
Oh Nein...
Eigentlich hat Goku ja recht, Vegeta wäre der beste für diesen Job, aber unter den Umständen eigentlich eher nicht. Aber woher sollte Goku das denn auch gewusst haben?!?! Keiner der beiden hat je dem anderen was gesagt oder andeutungen gemacht.
Ja, manchmal soll es halt so sein, denke ich
Dennoch hart
vorallem bei den beiden!!! :-(

Bin gespannt, was im nächsten passiert!!

Vielleicht doch ein mini klitze kleines Happy End!?!?!?!

Schreib bitte auf jedenfall schnell weiter!!



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